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empirica - MBWSV NRW

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3.2.5 Heutige Neubauqualitäten bestimmen Leerstand von morgen<br />

Unabhängig vom Mietniveau spielt auch der Anteil von Altbauwohnungen bzw. von Wohnungen der<br />

1950er bis 1970er Jahre offenbar eine Rolle zur Bestimmung der qualitativen Neubaunachfrage. 45 Dies<br />

deutet darauf hin, dass diese Wohnungen offenbar „besonders“ sind und sich als Indikator zur<br />

Beschreibung eines Wohnungsmarkttyps eignen. Über das reine Alter der Gebäude hinaus, scheint es<br />

einen Unterschied zu machen, aus welcher Epoche der vorhandene Wohnungsbau der Region stammt.<br />

Jede Epoche steht dabei insbesondere für einen bestimmten Wohnungstyp, wie er zu ihrer Zeit<br />

besonders häufig gebaut wurde.<br />

Wenn im Modell errechnet wird, dass in Regionen mit hohem Anteil an 1950er/70er-Jahre-<br />

Wohnungen die qualitative Neubaunachfrage hoch ist, deutet dies auf eine relative „Unattraktivität“<br />

aus Sicht der Nachfrage hin. Dies ist z.T. auf einen starken Nachkriegsneubau zurückzuführen, der<br />

von Pragmatismus und dem Ziel einer möglichst schnellen und preisgünstigen Versorgung der<br />

Bevölkerung mit Wohnungen geprägt war. Doch diese Wohnungsbestände sind heute nicht mehr<br />

zeitgemäß. Vertreter von Wohnungsunternehmen berichten, dass die größten<br />

Vermietungsschwierigkeiten in den öffentlich geförderten Beständen der 1960/70er Jahre bestehen.<br />

Auch ganz kleine Einheiten (1-Zimmer-Wohnungen mit 30-40 qm Wohnfläche) entsprechen nicht<br />

mehr den heute nachgefragten Qualitäten und erschweren zudem die nachfragegerechte Sanierung. 46<br />

Der hohe Anteil von sozialem Wohnungsbau zu dieser Zeit erzeugte bestimmte Wohnungstypen, die<br />

als solche heute noch im Stadtbild erkennbar sind. Sie wurden – und das liegt in der Natur der Sache –<br />

unter staatlichen Qualitätsvorgaben realisiert, die im Gegensatz zu privatwirtschaftlichem<br />

Wohnungsbau nicht zum Hauptziel hatte, den Qualitätsanforderungen der Wohnungsnachfrager<br />

möglichst gut zu entsprechen, sondern Investoren zum Neubau zu animieren. Aber auch der<br />

privatfinanzierte Wohnungsbau entspricht nicht immer den Präferenzen der Nachfrager. So wurden in<br />

den 1970er Jahren neue Wohnungen meist in großen Wohnkomplexen untergebracht, die auch damals<br />

schon eher die Konsequenz abstrakter städtebaulicher Prinzipien waren, die für die Nachfrager<br />

weniger relevant waren und die den bis heute gewachsenen Wünschen nach Individualität, sicheren<br />

Nachbarschaften, Ebenerdigkeit, Zentralität usw. nicht mehr genügen. Auch die großen<br />

Reihenhaussiedlungen der 1990er Jahre entsprachen eher dem Ziel Einfamilienhäuser mit hoher<br />

Dichte preisgünstig und schnell zu erstellen, und weniger dem ausgesprochenen Wunsch der<br />

Nachfrage, in schmalen Häusern mit vielen Treppen zu wohnen.<br />

In diesem Zusammenhang muss dann konsequenterweise auch selbstkritisch hinterfragt werden, wie in<br />

Zukunft der heutige Neubau rückwirkend bewertet wird? Die Vergangenheit zeigt, dass<br />

45 Das Modell zeigt einen positiven Zusammenhang zwischen qualitativer Neubaunachfrager und dem Altbauanteil (+) bzw. dem Anteil<br />

1950er bis 1970er Jahre Wohnungen (+) in der Region.<br />

2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -82 - <strong>empirica</strong>

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