empirica - MBWSV NRW
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3.2 Marktreaktionen<br />
3.2.1 Wohnungsbestand altert schneller<br />
Aufgrund der zukünftig geringeren demografisch bedingten Neubaunachfrage kommt es im Schnitt zu<br />
einer beschleunigten Alterung des Wohnungsbestands. 41<br />
Die durch die demografisch bedingte<br />
Nachfrage initiierten Erneuerungsimpulse werden reduziert oder fallen ganz aus. Ohne Neubau wird<br />
der Gebäudebestand im Durchschnitt immer älter. Unabhängig davon, ob er in bestehenden<br />
Siedlungsstrukturen oder in neuen Wohngebieten realisiert wird, verjüngt der Neubau von Wohnungen<br />
das Stadtbild. Die Erbauer oder Erwerber dieser Neubauwohnungen setzen ihre Gestaltungswünsche<br />
innerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten um. Auch wenn dabei planerische Vorgaben zu beachten<br />
sind, so entsprechen Neubauten den aktuellen Präferenzen der Nachfrager doch damit eher als ältere<br />
Wohnungsangebote im Bestand (die aufgrund früherer Präferenzen zustande kamen). Die<br />
Neubauwohnungen spiegeln also tendenziell den Geschmack und die nachfragten Qualitäten der<br />
heutigen Zeit wider. Im Neubau wird gerade das realisiert werden, was im heutigen Bestand so noch<br />
nicht vorhanden ist oder was in jüngster Zeit verstärkt gesucht wird (z.B. Barrierefreiheit, energetische<br />
Standards). In jeder Region wird sich daher immer auch Neubau vermarkten lassen.<br />
In wachsenden Regionen sinkt das Bedürfnis, über die demografische Nachfrage hinaus auch noch<br />
qualitätsbedingten Neubau nachzufragen: Die Qualitätsansprüche können im ohnehin erforderlichen<br />
Neubau schon realisiert werden. In wachsenden Regionen ist die qualitätsbedingte Neubaunachfrage –<br />
und damit auch die qualitätsbedingten Wohnungsüberhänge – daher kleiner. 42 Jede Region muss sich<br />
in Zukunft ständig neu positionieren: Auch Regionen, die heute noch wachsen, können in Zukunft<br />
schrumpfen. Selbst wenn die Haushaltszahlen konstant bleiben, wird die qualitative Neubaunachfrage<br />
(und in gleichem Maße auch die qualitativen Wohnungsüberhänge) steigen, weil die<br />
Erneuerungsimpulse des bisherigen Neubaus wegfallen. In Regionen, die in Zukunft sogar<br />
schrumpfen, steigt der Leerstand dann nicht nur ohnehin schon demografisch bedingt, sondern<br />
zusätzlich auch noch qualitätsbedingt. Wenn es in Zukunft in <strong>NRW</strong> mehr schrumpfende Regionen gibt<br />
als bisher, wird auch für <strong>NRW</strong> insgesamt der Wohnungsbestand in Zukunft noch schneller altern als<br />
bisher.<br />
41 Der Wohnungsbestand altert im Durchschnitt schneller, wenn es weniger Neubau gibt; ebenso wie eine Bevölkerung im Durchschnitt<br />
schneller altert, wenn es weniger Geburten gibt.<br />
42 Das Modell zeigt daher einen negativen Zusammenhang zwischen qualitativer Neubaunachfrage und Haushaltswachstum (-).<br />
2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -78 - <strong>empirica</strong>