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Diskussion<br />
denen der Vaginalschlingen mithalten (Meulen und Kerrebroeck 2004). Die unbefriedigenden<br />
Langzeitergebnisse sind am ehesten auf die mangelnde Stabilisierung<br />
der Urethra ohne Widerlager bei intraabdominellem Druckanstieg zurückzuführen<br />
(Viereck und Eberhard 2008). Zudem bleiben bisher offene Fragen zur Wahl des<br />
idealen Applikationsorts (Blasenhals oder Urethramitte), Menge der Bulkingsubstanz<br />
und Technik der Applikation (endoskopisch oder blind via Implacer) (Naumann<br />
und Kölbl 2007), die auch in Zukunft noch für vielerlei Diskussionsstoff sorgen<br />
könnten.<br />
Die bereits beschriebene Nutzung von dauerhaft haltbaren synthetischen Tapes in<br />
der Inkontinenzchirurgie kann zu fremdkörperbedingten Komplikationen wie Arosionen,<br />
Erosionen, Infektionen und Abszedierung führen. Deshalb beschäftigt sich<br />
das Tissue Engineering bei Harininkontinenz mit der Therapiealternative des autologen<br />
Gewebsersatzes im Bereich der Harnröhre zur Verbesserung der urethralen<br />
Verschlussfunktion. So werden im Rahmen der Stammzelltherapie Myoblasten oder<br />
Fibroblasten asserviert und aufbereitet, um sie dann durch Injektion in den Rhabdosphinkter<br />
der Urethra einzubringen (Naumann und Kölbl 2007). Die ersten klinischen<br />
Resultate, die Strasser et al. hierzu 2007 im Lancet veröffentlichten klangen<br />
sehr viel versprechend. So zeigten 38 von 42 Patientinnen mit Stammzelltherapie<br />
nach einem Jahr eine komplette Kontinenz. Zudem konnte eine signifikante Zunahme<br />
der Kontraktilität und Muskeldicke des Rhabdosphinkters der Urethra in der<br />
Stammzelltherapie aufgezeigt werden. Allerdings wurde im Jahr 2008 nahezu skandalträchtige<br />
Kritik an der Arbeit von Strasser et al. laut. So seien erforderliche Genehmigungen<br />
der zuständigen Ethikkommission nicht eingeholt und die Patienten<br />
nicht lege artis randomisiert und nicht ausreichend aufgeklärt worden (Deutsches<br />
Ärzteblatt online-Nachrichten vom 28.08.2008). Weitere wissenschaftliche Publikationen<br />
und randomisierte Studien zu dieser Therapieform werden erwartet. Aber<br />
auch trotz des „Rückschlages“ sprechen einige Autoren davon, dass das nächste<br />
Jahrzehnt sicher neuen Techniken unter Nutzung körpereigener Gewebe und Zellen<br />
gehören wird (Naumann und Kölbl 2007).<br />
Im Rahmen des Komplikationsmanagements der Deszensuschirurgie postulieren<br />
einige Autoren, dass die meisten Komplikationen bei nichtresorbierbarem Material<br />
auftreten (Jia et al. 2008). Aus diesem Grund gibt es in jüngster Zeit Bemühungen<br />
Beckenbodenrekonstruktionssysteme aus teilresorbierbarem Material einzusetzen.<br />
Die Firma Gyncare brachte dazu im Juni 2009 eine Weiterentwicklung<br />
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