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Steckbrief - Schildkröte - Tierschutz macht Schule

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<strong>Steckbrief</strong>: Griechische Landschildkröte<br />

Wissenschaftlicher Name: Testudo hermanni<br />

Aussehen: Der Rückenpanzer der Griechischen Landschildkröte ist oval und<br />

hochgewölbt. Der Bauchpanzer ist bei adulten Männchen leicht nach innen<br />

gewölbt, der der Weibchen verläuft gerade. Die Grundfarbe ist oliv bis gelb, mit<br />

kontrastreichen schwarzen Flecken.<br />

Natürliche Lebensweise: Die Verbreitung der Griechischen Landschildkröte erstreckst<br />

sich von Spanien über weite Teile Italiens, die Balkanhalbinsel, weite Teile<br />

Griechenlands bis hin zur rumänischen Schwarzmeerküste. Der Lebensraum ist die<br />

Macchia, nach Süden ausgerichtete Berghänge, lichte Wälder und der Übergang zu<br />

landwirtschaftlich genutzten Gebieten.<br />

Lebenserwartung: Durchschnittlich 40-50 Jahre. In Ausnahmefällen sind aber auch 60<br />

oder mehr Jahre möglich.<br />

Geschlechtsreife: Männliche Griechische Landschildkröten zeigen oftmals mit einer<br />

Panzerlänge von 8 -9cm geschlechtliche Aktivitäten. Geschlechtsreif, sprich<br />

fortpflanzungsfähig werden sie aber erst mit einer Panzerlänge von etwa 12cm,<br />

abhängig davon, wie die durchschnittliche Körpergröße der Population ist, in der sie<br />

leben. Weibchen legen die ersten Eier ab einer Körpergröße von etwa 14-15cm. In<br />

der freien Natur erreichen die <strong>Schildkröte</strong>n diese Größen etwa im Alter von 10<br />

Jahren. In menschlicher Obhut 2-3 Jahre früher.<br />

Fortpflanzung: Nach dem Ende der Winterruhe werden die Männchen nach einigen<br />

Wochen geschlechtlich sehr aktiv und verfolgen Weibchen hartnäckig um mit ihnen<br />

die Kopulation zu vollziehen. Da Weibchen in der Regel etwas später aus der<br />

Winterruhe erwachen, dauert es oft einige Tage bis Wochen, bis sie die Bemühungen<br />

der Männchen akzeptieren. Etwa 4-6 Wochen nach der Kopulation werden die<br />

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Weibchen unruhig, da sie für die bevorstehende Eiablage einen geeigneten Platz<br />

suchen. Immer wieder werden Probegrabungen durchgeführt, bis die passende<br />

Stelle gefunden wird. Dort beginnt das Weibchen zuerst mit den Vorderbeinen und in<br />

weiterer Folge mit den Hinterbeinen ein Grube auszuheben um darin durchschnittlich<br />

4-10 Eier abzulegen. Danach schaufelt sie die Grube mit den Hinterbeinen wieder zu.<br />

In der freien Natur schlüpfen nach etwa 100 bis 120 Tagen die Jungtiere, die vom<br />

ersten Tag an auf sich alleine gestellt sind. Im menschlicher Obhut gräbt man die Eier<br />

vorsichtig aus, legt sie in ein mit Erde, Sand-Erde Mischung oder einem anderen<br />

geeigneten Substrat gefülltes Kunststoffgefäß und überführt sie in eine Brutkasten. Die<br />

Temperatur sollte am Tage etwa 30°C betragen und in der Nacht auch etwas<br />

weniger. Unter diesen Bedingungen schlüpfen nach rund 60 – 70 Tagen die Jungen.<br />

Körpersprache/Gesundheitscheck: Ist einer <strong>Schildkröte</strong> infolge des Panzers ja nicht<br />

sehr gut möglich. Grundsätzlich sollte man aber darauf achten, dass die <strong>Schildkröte</strong><br />

beim Gehen den ganzen Panzer deutlich vom Boden abhebt und kein Bein<br />

nachschleift. Die Augen sollten klar und geöffnet sein. Es darf kein Ausfluss aus den<br />

Nasenlöchern, dem Mund, den Augen oder dem Analbereich ersichtlich sein.<br />

Offene Wunden werden von den Tieren oftmals ohne merkliche Änderung des<br />

Verhaltens ertragen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig Tiere auf<br />

Verletzungen an unübersichtlichen Stellen genau zu untersuchen. Der Panzer sollte<br />

dem Alter entsprechend hart sein und die Extremitäten sollten keine Fehlstellungen<br />

aufweisen.<br />

Regelmäßig sollte man ausführliche Untersuchungen bei einem Tierarzt durchführen<br />

lassen. Er kann über Kotproben und bei Bedarf über Blutanalysen Defizite feststellen<br />

und auch dementsprechende Behandlungen einleiten.<br />

Haltung:<br />

Terrarium/Gehege Einrichtung, Gestaltung:<br />

1.) Temperatur: Lufttemperatur tagsüber 25 bis 30°C während der Aktivitätsphase<br />

von Mitte April bis Mitte Oktober. Beleuchtung Lokale Erwärmung<br />

auf 35 bis 45°C mit Wärmelampe (keine Bodenheizung) als<br />

Sonnenplatz; hoher UV-Anteil. Beleuchtungsdauer je nach<br />

Jahreszeit 6 bis 14 Stunden.<br />

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Anmerkung: Wie im <strong>Tierschutz</strong>gesetz angegeben, sollte das<br />

Freigehege eine sonnige Lage, sprich den ganzen Tag über volle<br />

Sonneneinstrahlung haben. Schattenplätze werden durch die<br />

Einrichtung des Geheges geschaffen. Leider werden solche<br />

Gehege erfahrungsgemäß oft unter Bäumen errichtet, um den<br />

Schatten gleich zu nutzen. Oder noch schlechter an der Nordost<br />

oder Nordwest –Seite des Gartens, da ja zumeist Terrassen oder<br />

Wintergärten nach Süden ausgerichtet sind. Hier sollte man<br />

versuchen, einen guten Kompromiss zu finden.<br />

2.) Ernährung: Ausschließlich Wiesenkräuter (Spitzwegerich, Breitwegerich,<br />

Löwenzahn, Brennnessel, Klee usw.)<br />

Anmerkung: Wie im <strong>Tierschutz</strong>gesetz angeführt darf nur<br />

artgerechte Nahrung angeboten werden, also jede Art an<br />

Wiesenkräutern. Erfahrungsgemäß ist dies bei uns nach wie vor<br />

sehr gut möglich. Obst (ausgenommen Brombeeren und<br />

eventuell Himbeeren während der natürlichen Reifezeit) sollte<br />

generell nicht angeboten werden. Gemüse bzw. Salat sollte nur<br />

in Ausnahmesituationen (nach der Behandlung von Krankheiten<br />

in Abstimmung mit dem Tierarzt) verabreicht werden. Ansonsten<br />

ist es ebenfalls vom Speisezettel zu streichen.<br />

Jungtieren sollte man bis zum 3. Lebensjahr das Futter mit einer<br />

Vitamin- und Mineralstoffmischung bestreuen, um die<br />

ausreichende Versorgung mit Vitamin D3 und Kalzium sicher zu<br />

stellen. Man verwendet dazu am besten handelsübliche<br />

Präparate, die zur Aufzucht von Reptilien angeboten werden.<br />

3.) Bodengrund: Sand-Erdemischung, stellenweise feucht, nur Sonnenplätze<br />

sollten trocken sein, teilweise Schotter.<br />

Anmerkung: Um ein artgerechtes Wachstum von Jungtieren<br />

während der Aufzucht sicher zu stellen, müssen sie die<br />

Möglichkeit haben, sich in feuchtes Substrat eingraben zu<br />

können. In Verbindung mit der ausreichenden Vitamin D3 und<br />

Kalzium-Versorgung verhindert man damit die Höckerbildung des<br />

Panzers. Wenig bis sehr karge Fütterung, wie es früher oftmals<br />

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fälschlicher Weise beschrieben wurde, trägt nur dazu bei, dass<br />

die Höcker langsamer wachsen.<br />

4.) Winterruhe: Laut <strong>Tierschutz</strong>gesetz 3 Monate bei 4 bis 6°C.<br />

Anmerkung: Gesunde Griechische Landschildkröten sollten auf<br />

jeden Fall alljährlich eine Winterruhe halten. Man sollte sie nur<br />

dem Alter der Pfleglinge anpassen. Jungtiere im 1. Lebensjahr 4-6<br />

Wochen, Jungtiere im 2. Lebensjahr 6-8 Wochen usw. bis man<br />

die maximale Länge der Winterruhe laut <strong>Tierschutz</strong>gesetz<br />

erreicht. Dadurch verringert man das Risiko für die Pfleglinge<br />

erheblich. Ausgenommen von der Überwinterung sind nur kranke<br />

oder schwache Tiere. Grundsätzlich sollte man aber dies nur in<br />

Abstimmung mit einem Tierarzt machen.<br />

5.) Luftfeuchtigkeit: Laut <strong>Tierschutz</strong>gesetz bei Jungtieren 60 bis 80%,<br />

bei adulten 40 bis 60%.<br />

Anmerkung: Diese Werte sind nur im Terrarium mittels<br />

dementsprechendem Sprühen zu erreichen. Im Freien sind diese<br />

Werte ja vom Wetter abhängig und nur bedingt beeinflussbar. Zu<br />

beachten ist, dass sowohl Jungtiere als auch ältere <strong>Schildkröte</strong>n<br />

feuchte Versteckplätze brauchen. Im Freien finden sie diese<br />

unter den Einrichtungsgegenständen (Sträucher, Holzstücke,<br />

Steine usw.), wo sie sich je nach Bedarf ein wenig eingraben. Im<br />

Terrarium, wie oben erwähnt, schafft man diese durch Sprühen<br />

oder Gießen eventuell vorhandener Pflanzen.<br />

6.) Einrichtung: Im Freien hat sich ein Schutzhaus aus Holz oder teilweise<br />

abgedeckte Frühbeetkästen (Vorsicht vor Überhitzung) bewährt.<br />

Zusätzlich sind Sträucher, Steine, Baumstümpfe usw. sowie Stellen<br />

mit Schotter vorzusehen. Trinkmöglichkeit sollte wie im<br />

<strong>Tierschutz</strong>gesetz gefordert unbedingt immer vorhanden, auch<br />

wenn Griechische Landschildkröten grundsätzlich in der Lage<br />

sind, ihren Flüssigkeitsbedarf über die Nahrung abzudecken.<br />

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7.) Terrarium/Gehege (Vorgaben laut <strong>Tierschutz</strong>gesetz):<br />

Größe der Tiere bis 6cm 6-12cm über 12cm<br />

1-2 Tiere 0,50m2 1,00m2 2,00m2<br />

Jedes weitere Tier 0,20m2 0,40m2 0,50m2<br />

Anmerkung: Für <strong>Schildkröte</strong>n bis 12cm ist die Gehegegröße auf jeden Fall<br />

ausreichend. Für adulte Griechische Landschildkröten sind 2m2 aber das wirklich<br />

unterste Minimum und wenn möglich sollte das Gehege deutlich größer sein.<br />

Text: <strong>Tierschutz</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>- Experte: DI Gerhard Egretzberger,<br />

Leiter der Fachgruppe <strong>Schildkröte</strong>n der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Herpetologie<br />

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