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Download als pdf - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

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s c h w e r p u n k t<br />

w t z - j o u r n a l 2 · 2 0 1 3 · 5 . J g<br />

Die Zehnjahres-Überlebensrate für Patienten<br />

mit einem Melanom, das weniger<br />

<strong>als</strong> 1 mm dick und nicht ulzeriert ist<br />

und darüber hinaus keine erhöhte<br />

Mitoserate aufweist (Stadium IA), beträgt<br />

93 Prozent. Bei einem ulzerierten<br />

Primarius mit einer Tumordicke über<br />

4 mm sinkt die Zehnjahres-Überlebensrate<br />

auf 39 Prozent (6).<br />

Anzahl der befallenen Lymphknoten<br />

sowie Ausdehnung der Metastasierung<br />

entscheidend<br />

In den letzten Jahren hat die Untersuchung<br />

der abfließenden Lymphknotenstationen<br />

mittels Sentinel-Lymphknotenexzision<br />

für die Prognose-Abschätzung<br />

an Bedeutung sehr gewonnen. Der<br />

Nachweis von Tumorzellen im Sentinel-<br />

Lymphknoten ist ein starker unabhän -<br />

giger Prognosefaktor, der zur Eingruppierung<br />

in das Stadium III führt (7). Der<br />

wichtigste prognostische Faktor für<br />

Patienten im Stadium III ist die Anzahl<br />

der befallenen Lymphknoten.<br />

Der zweitwichtigste Prognosefaktor ist<br />

die Ausdehnung der Lymphknoten-Metastasierung.<br />

Unterschieden wird zwischen<br />

Mikrometastasen, das heißt, die<br />

Metastasierung wird nur in der histologischen<br />

Untersuchung nachgewiesen,<br />

sowie Makrometastasen, <strong>als</strong>o klinisch<br />

oder radiologisch nachweisbaren<br />

Metastasen. Das Vorliegen von Makrometastasen<br />

ist mit einer schlechteren<br />

Prognose vergesellschaftet. Auch die<br />

Ulzeration des Primärtumors ist ein<br />

unabhängiger negativer prognostischer<br />

Faktor für Patienten im Stadium III.<br />

Patienten mit Fernmetastasen schließlich<br />

haben generell eine ungünstige<br />

Prognose. Man kategorisiert die Patienten<br />

im Stadium IV <strong>als</strong><br />

M1a: nicht regionale Haut-/Lymphknoten-<br />

oder Weichteilmetastasen,<br />

M1b: Lungenmetastasen und<br />

M1c: alle nicht pulmonalen viszeralen<br />

Metastasen.<br />

Die Einjahres-Überlebensrate beträgt<br />

62 Prozent für M1a-Patienten, sinkt für<br />

M1b-Patienten auf 53 Prozent und<br />

beträgt für M1c-Patienten nur noch<br />

33 Prozent (8; 7). Auf der molekular -<br />

biologischen Ebene geht das Vorliegen<br />

einer aktivierenden NRAS- oder BRAF-<br />

Mutation mit einer schlechteren Prognose<br />

einher (9; 10).<br />

Therapie des malignen Melanoms –<br />

bisheriger Standard<br />

Die wichtigste Maßnahme zur Therapie<br />

des Melanoms ist die Exzision des Primarius<br />

mit einem leitliniengerechten<br />

Sicherheitsabstand. Auch bei Nachweis<br />

von Satelliten- und In-Transit-Metastasen<br />

sowie einer lymphogenen Metastasierung<br />

steht die komplette Resektion<br />

an erster Stelle, wenn dadurch Tumorfreiheit<br />

erreicht werden kann. Bei Auftreten<br />

von Fernmetastasen sollte ebenfalls<br />

die R0-Resektion angestrebt werden,<br />

wenn die Perspektive einer potenziell<br />

kurativen Situation vorliegt und<br />

die aus der Operation resultierende<br />

Morbidität vertretbar ist.<br />

Bei inoperablen regionären Metastasen<br />

und Fernmetastasen ist eine palliative<br />

Systemtherapie indiziert. Der Einsatz<br />

einer supportiven Therapie zur Aufrechterhaltung<br />

der Lebensqualität ist<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Für die systemische Chemotherapie<br />

stehen mehrere Substanzen zur Verfügung.<br />

Das am häufigsten eingesetzte<br />

Chemotherapeutikum ist aufgrund<br />

seines günstigen Nebenwirkungsprofils<br />

DTIC (Dacarbazin). Ein objektives Ansprechen<br />

auf DTIC wird bei etwa zehn<br />

bis 15 Prozent der Patienten beschrieben,<br />

wobei nur einzelne Patienten dauerhaft<br />

ansprechen (11). DTIC ist das<br />

einzige in Deutschland zur Behandlung<br />

des malignen Melanoms zugelassene<br />

Chemotherapeutikum.<br />

Durch die Kombination von Zytostatika<br />

wie Carboplatin plus Paclitaxel lässt sich<br />

unter Inkaufnahme einer erhöhten Toxizität<br />

eine höhere Ansprechrate erzielen,<br />

jedoch wird hierdurch keine signifikante<br />

Verlängerung des Gesamtüberlebens<br />

erreicht (12), sodass ein standardmäßiger<br />

Einsatz nicht zu empfehlen ist.<br />

Therapie des<br />

malignen Melanoms –<br />

neue Ansätze<br />

Auf einen Durchbruch in der Melanomtherapie<br />

mussten Melanom-Patienten<br />

und ihre Ärzte jahrzehntelang warten.<br />

Erst die großen Fortschritte im molekularbiologischen<br />

und immunologischen<br />

Verständnis des Melanoms haben in<br />

den letzten Jahren die Entwicklung<br />

neuartiger Therapieansätze möglich<br />

gemacht.<br />

Im Jahr 2010 brach zumindest für einen<br />

Teil der Melanom-Patienten ein neues<br />

Zeitalter an: Mit Ipilimumab (Yervoy®)<br />

ließ sich zum ersten Mal seit über<br />

20 Jahren ein Überlebensvorteil für<br />

bereits vortherapierte Patienten mit<br />

einem fortgeschrittenen malignen<br />

Melanom erreichen (13).<br />

Individualisierte Chemotherapie<br />

Ein neuer Ansatz in der Behandlung des<br />

malignen Melanoms besteht darin, Patienten<br />

beziehungsweise ihre Tumoren<br />

vor der eigentlichen Therapie einer Chemosensitivitätstestung<br />

zu unterziehen,<br />

um danach im Sinne eines individualisierten<br />

Therapiekonzeptes über die weitere<br />

Behandlung zu entscheiden.<br />

Im Rahmen einer Studie der Arbeits -<br />

gemeinschaft Dermatologischer Onkologen<br />

(ADO) wurde den Patienten prätherapeutisch<br />

Tumorgewebe zur Anzucht<br />

der Melanomzellen mit anschließender<br />

Chemosensitivitätstestung entnommen.<br />

Eine Phase-II-Studie von 2006 brachte<br />

positive Ergebnisse (14). Die Resultate<br />

einer bereits abgeschlossenen Phase-III-<br />

Studie stehen aktuell noch aus.<br />

Systemische Immuntherapien<br />

Bereits seit langer Zeit ist bekannt, dass<br />

das maligne Melanom ein außerordentlich<br />

immunogener Tumor ist. Allerdings<br />

erwiesen sich Versuche zur Stärkung der<br />

körpereigenen antitumoralen Immunität<br />

– beispielsweise durch den Einsatz<br />

von rekombinantem Interleukin-2 –<br />

<strong>als</strong> zu wenig wirksam (15).<br />

Ipilimumab wirkt bei etwa 20 Prozent<br />

der Patienten<br />

Die bereits erwähnte Neuentwicklung<br />

des monoklonalen Antikörpers Ipilimumab<br />

gegen das zytotoxische Lympho -<br />

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