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5 Vorwort Guten Tag. Mein Name ist Koslowski. Herr Koslowski, um ...

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<strong>Vorwort</strong><br />

<strong>Guten</strong> <strong>Tag</strong>. <strong>Mein</strong> <strong>Name</strong> <strong>ist</strong> <strong>Koslowski</strong>. <strong>Herr</strong><br />

<strong>Koslowski</strong>, <strong>um</strong> es ganz genau zu sagen. Und<br />

für alle, die es noch genauer wissen wollen,<br />

mit Vornamen heiße ich Rudolf Maria.<br />

Inzwischen habe ich das Alter überwunden,<br />

in dem Mann in seiner tiefsten Midlife-Krisis<br />

steckt und bin zu einem echten Kneipengänger<br />

mutiert. Soll heißen: Ich kenne mich aus<br />

in den Kneipen unseres kleinen Örtchens.<br />

Fast hätte ich einen eigenen Kneipenführer<br />

herausgebracht, aber dafür hat meine Stütze<br />

nicht gereicht, und die Dame vom Amt kannte<br />

auch kein Erbarmen, mich aus dem Kreis<br />

der Joblosen zu befreien, <strong>um</strong> aus mir einen<br />

gefeierten Erfolgsautoren schönge<strong>ist</strong>iger Literatur<br />

zu machen.<br />

Nun ja, da ziehe ich dann <strong>Tag</strong> für <strong>Tag</strong> durch<br />

die Wirtshäuser unserer Kleinstadt und halte<br />

Augen und Ohren offen, damit ich keine<br />

Gelegenheit verpasse, meinen nicht nachgefragten<br />

Senf dazuzugeben. Und glauben sie<br />

mir, ich weiß ständig alles besser. Ich bin ein<br />

sehr geselliger Mensch, immer durstig und<br />

darauf bedacht, für wenig Geld möglichst viel<br />

Alkohol zu bekommen. Und niemals, wirklich<br />

niemals, lehne ich es ab, wenn mir meine<br />

Kneipenbekanntschaften einen Drink ausge-<br />

5


en wollen. Das <strong>ist</strong> schlecht für die Wirte, die<br />

es schon schwer genug haben, in dieser Zeit.<br />

Nun ja, nun wissen sie schon ein wenig, mit<br />

wem sie es zu tun haben werden in diesen<br />

Geschichten. Aber halt: Da <strong>ist</strong> ja noch von<br />

viel mehr Mittrinkern die Rede.<br />

Neugierig geworden auf diesen, den größten<br />

Teil meines Lebens?<br />

Dann begleiten sie mich doch einfach.<br />

Ich lade sie herzlich dazu ein, aber zahlen<br />

müssen sie ihre Rechnung selbst.<br />

Und ganz im Vertrauen: Es darf auch geschmunzelt,<br />

ja sogar gelacht werden, wenn<br />

ihnen danach <strong>ist</strong>.<br />

Also dann: Folgen Sie mir unauffällig und<br />

halten sich bereit, für alles, das da kommen<br />

mag ...<br />

6


<strong>Tag</strong> Null<br />

„Es gibt viel mehr alte Säufer als alte Ärzte<br />

...“<br />

Dieser Spruch hing, solange ich denken kann,<br />

über dem Tresen in „Heiners feuchter Ecke“,<br />

der Stammkneipe von <strong>Koslowski</strong> & Co.<br />

Wie gesagt, er h i n g dort. Doch jetzt war<br />

das Wirtshaus abgebrannt, mit samt dem<br />

Inventar und dem doch all so geliebten<br />

Schnaps in den ehrwürdigen Flaschen.<br />

Mit Tränen in den Augen standen sie alle<br />

gemeinsam vor den verkohlten Überresten.<br />

Eddie schüttelte nur den Kopf: >>War<strong>um</strong><br />

bin ich letzte Nacht nur nicht einmal öfter<br />

aufs Pinkolatori<strong>um</strong> gelaufen? Dann hätte ich<br />

das doch viel früher mitgekriegt ...>Genauhättest du gestern abend mal nicht wieder<br />

„D<strong>um</strong>m saufen“ gespielt, dann würden wir<br />

jetzt schon bei einem kühlen Bier auf unserer<br />

Stammcouch sitzen ... du und Deine Midlife-<br />

Crisis ...>Was soll das heißen?


wirrt wackelte er mit dem Kopf und murmelte<br />

immer wieder: >>War<strong>um</strong> ... War<strong>um</strong> ...<br />

Was habe ich dir getan, oh <strong>Herr</strong>?>Genau ... du hattest uns<br />

nicht nur den Alkohol gegeben, nein, auch<br />

die Kraft ihn zu trinken. Mit jedem neuen<br />

<strong>Tag</strong>, den du werden ließest, oh <strong>Herr</strong>, haben<br />

wir uns auf die nächsten alkoholischen Exzesse<br />

gefreut. Und jetzt?>Schluss. Aus. Vorbei. Gebt mir einen<br />

Strick und ich erschieße michDu bekloppter HundBenno, Heiner, kommt mal her, hier liegt<br />

noch ein verbeultes Fass Bier.>Super, ihr Heldendas Ding könnt<br />

ihr im Sperrmüll entsorgen. Da <strong>ist</strong> kein Saft<br />

mehr Eddie drin.


te über die eingedrückten Stellen. Dabei heulte<br />

er fast: >>Heilige Mutter Gottes, erbarme<br />

dich unserer dürstenden Leber und gib uns<br />

die Kraft eine neue Kneipe zu finden, in der<br />

wir mit dem Wirt <strong>um</strong> die Wette trinken können.


Hochzeit im Hause Schwabbel<br />

Nun sollte es doch so weit kommen:<br />

Schwabbel und Monika wollten sich das Ja-<br />

Wort geben.<br />

Es schien auch dringend zu werden, glaubte<br />

man ihrem Hausarzt. Vorausgesetzt, die Beiden<br />

wollten noch ein paar -hoffentlichglückliche<br />

Jahre gemeinsam auf dieser herrlichen<br />

Welt verleben.<br />

<strong>Koslowski</strong> staunte nicht schlecht, als er nach<br />

seinem letzten Urlaub davon erfuhr. Konnte<br />

sich einen stichelnden Kommentar jedoch<br />

nicht verkneifen: >>Waaas? Duuu? Heiraten?<br />

Wer soll dich denn nehmen, so wie du<br />

aussiehst? Du trägst doch schon seit Jahren<br />

Deine drei fettgepolsterten Rettungsringe<br />

über den Hüften und Dein Bauch schwabbelt<br />

mit jeder Deiner Bewegungen wie bei Rosi,<br />

Werners Hängebauchschwein, kurz über dem<br />

Boden ...>Nun mach aber mal halb lang


Schwabbel begann schwerer zu atmen. Ein<br />

Zeichen dafür, dass er sich einem Wutausbruch<br />

näherte. <strong>Koslowski</strong> klopfte ihm sacht<br />

auf die Schulter und meinte dann: >>Aber<br />

nun mal ganz im Ernst: Als ich vor vier Wochen<br />

nach Teneriffa gedüst bin, war die Welt<br />

bei dir doch noch in Ordnung. Da kanntest<br />

du diese Frau doch noch gar nicht..>RichtigAber als ich nach der <strong>Herr</strong>entagstour auf<br />

dem Heimweg durch den Park war, sah ich<br />

sie plötzlich allein auf einer der Bänke sitzen.<br />

Mensch, <strong>Koslowski</strong>, sie war so schön ...>Sicher, nach zwanzig Bier und einer Flasche<br />

Korn gibt’s keine hässlichen Weiber<br />

mehr ...>Quatsch ... Und als sie dann plötzlich von<br />

der Bank rutschte und vor mir lag ...>Da hatte der Ausdruck „wo die Liebe<br />

hinfällt“ auf einmal eine ganz neue Bedeutung<br />

für dich. Mann, die war doch sicher<br />

sternhagelvoll. Sonst wäre sie nicht so einfach<br />

von der Bank ... und ausgerechnet dir vor die<br />

Füße, wo du doch schon fast über eine<br />

Stecknadel stolperst ...>Du kennst Monika wirklich nicht.


el strahlte: >>Das <strong>ist</strong> meine Moni ...>Das <strong>ist</strong><br />

nicht Dein Ernst. Dieser Fleischklops?>Pass mal auf, du schmales<br />

Hemd, dass du nicht zwischen unsere Körper<br />

gerätst. Dann lernst du nämlich unsere<br />

Dampfhämmer kennen und b<strong>ist</strong> nur noch ein<br />

Strich in der Landschaft, wenn wir mit dir<br />

fertig sind.>Mensch, Schwabbel, das war doch nicht<br />

so gemeint. Wir sind doch K<strong>um</strong>pels ...>Ja, ja, nun kommst du wieder an, weil dir<br />

Dein Arsch auf Grund geht ... Aber eines<br />

merke dir: Mich gibt’s nur noch mit Moni<br />

...>Schon klar, was Du damit meinst.<br />

Tschuldigung, Moni, das war nicht so gemeint


wusste er noch immer nicht, ob er nun einen<br />

alten Freund verloren oder eine neue Saufk<strong>um</strong>panin<br />

dazu gewonnen hatte.<br />

14


Begegnung mit der Gräfin<br />

Montag morgen, Neun Uhr. <strong>Koslowski</strong> und<br />

seine Skatbrüder Mannie und Dieter saßen<br />

am Stammtisch in der Klause und schlürften<br />

genüsslich ihr Bier. Dabei stritten sie lauthals<br />

über die Fußballergebnisse vom Wochenende.<br />

Schließlich hatte ihr Lieblingsverein<br />

„Blau-Gelb Querlatte“ mal wieder haushoch<br />

verloren. Und das, weil der Schiri auf beiden<br />

Augen Tomaten hatte.<br />

>>Dieser Blödmann!Was <strong>ist</strong> los mit dir, haben sie<br />

dich jetzt gekriegt?>QuatschSchau<br />

dir doch bloß mal die Schnepfe da am Tresen<br />

an ...Ja und?Die <strong>ist</strong><br />

doch ganz schnuckelig. Für die würde ich<br />

sogar das Saufen aufgeben.>Das müsstest du auch wohlDie „Gräfin“ schluckt selber mehr<br />

als sie verträgt.


<strong>Koslowski</strong> schaute ihn mit großen Augen an:<br />

>>Die G r ä f i n ?Ist das Dein Ernst?>Keine Ahnung, ob sie auch ohne Alkohol<br />

in den Adern blaublütig <strong>ist</strong>. Sie lässt sich jedenfalls<br />

von allen so anreden. Und ich tu ihr<br />

halt den Gefallen. So wie die schluckt, macht<br />

sie sowieso nicht mehr lange ...>Ihr müsst immer alles mies reden<br />

Jede Wette, aber die mach ich noch richtig<br />

nass unten r<strong>um</strong> ...>Hallo, mein Süßer, ich bin die Urschula<br />

...>Hallo UrschulaTrinkst ein Bier mit mir?>Nein, danke, lass mal mein Lieber, ich<br />

steh mehr auf was hartes. – <strong>Herr</strong> Wirt, zwei<br />

doppelte Konjacken, bitte.>Prost, mein Süßer, auf die Leber


verzweifelt: >>So was trinke ich doch nicht,<br />

davon bekomme ich immer Sodbrennen<br />

...>Selbst Schuld, <strong>Koslowski</strong>,<br />

nun sieh mal zu, wie du aus der N<strong>um</strong>mer<br />

wieder raus kommst ... Erst groß angeben,<br />

die Alte anzugraben und dann kneifen.>Jetzt<br />

wird’s lustig, gleich hab ich sie ...>Wer da wohl wen<br />

hat ... Die vernascht dich doch gleich hier,<br />

vor allen Leuten ...>Prost Urschula. Jetzt<br />

kriegst du mal einen richtigen Männer-<br />

17


schnaps z<strong>um</strong> Schlucken.>Du willst mich wohl betrunken machen,<br />

damit du ein leichtes Spiel mit mir hastHuchNa, was <strong>ist</strong>, mein Süßer,<br />

trinkst du noch einen Absacker mit der Gräfin?>Da<br />

hast du ja gerade noch mal Glück gehabt.>Ach wasAber eines<br />

kannst du mir glauben: Die war schon richtig<br />

feucht, unten r<strong>um</strong> ...


Ein Hoch auf das warme Geschwader<br />

Eines lauen Sommerabends, den der <strong>Herr</strong>gott<br />

werden ließ, führte der Weg <strong>Koslowski</strong><br />

mal wieder in Werners Pinte. Schon beim<br />

Betreten der Gastronomietät hatte er den<br />

Eindruck, heute abend wohl auf der falschen<br />

Baustelle, sprich der falschen Lokalität gelandet<br />

zu sein. Auf den Tischen brannten Teelichter<br />

in sogenannten „Windlichtern“ und<br />

aus den Boxen der Sterereoanlage säuselte<br />

Herz-Schmerz-Musik. <strong>Koslowski</strong> fuhr sich<br />

mit der rechten Hand nervös durch das inzwischen<br />

lichter gewordene und angegraute<br />

Kopfhaar. Ihm war anz<strong>um</strong>erken, dass er sich<br />

unwohl fühlte. Der Wirt schien sein Problem<br />

zu erahnen, grinste ihn jedoch an, als er fragte:<br />

>>Was is’n los, <strong>Koslowski</strong>?>Sag mal, Werner, hab ich da<br />

was verpasst in den letzten 3 Monaten, die<br />

ich nicht hier war, oder machst du jetzt auf<br />

Liebeshöhle, so mit Muschiebubu-<br />

Beleuchtung und Schmalz-Musik?>Nee, mein Gutster, hab mal keine Angst.<br />

Das <strong>ist</strong> heute bloß eine Ausnahme, weil doch<br />

Hannelore und Dettlev Hochzeitstag haben<br />

...


<strong>Koslowski</strong> klappte das Kinn herunter. Er<br />

schien seinen Ohren nicht zu trauen. Sichtlich<br />

verwirrt musste er nachfragen: >>Was<br />

haben die Beiden?>Na Hochzeitstag, den vierten inzwischen<br />

...>Und du b<strong>ist</strong> dir sicher, dass du da nicht<br />

irgendwas verwechselt hast, Werner?>Klar doch, bin ich mir sicher, dass es so<br />

<strong>ist</strong>.>AhaIch glaube, jetzt brauch ich erst mal einen<br />

doppelten Korn.>Zapf mal schon<br />

’ne Molle an für mich, ich muss nur noch<br />

schnell ein kleines Geschenk für die zwei<br />

vom warmen Geschwader kaufen.


die Kneipe betrat, saßen Hannelore und<br />

Dettlev bereits eng aneinander gekuschelt am<br />

Tresen. <strong>Koslowski</strong> bemerkte sofort, dass die<br />

Beiden nicht mehr allein waren. >>Ein Hoch<br />

auf das HochzeitspaarNa ihr zwei, ihr habt doch<br />

schon wieder Einen drin ...>Was willst du denn von unsNichts. Das macht mal lieber allein. Aber<br />

hier habt ihr was z<strong>um</strong> Hochzeitstag ...>Da <strong>ist</strong> doch bestimmt wieder was total<br />

beklopptes drinKlar dochKannst du mir auch mal sagen, was<br />

wir damit sollen?>Na jaich<br />

hab gehört, wenn man(n) es zu doll treibt,<br />

kann man(n) ganz schön wund im Puploch<br />

werden ...>Werner, gib mir mal mein Bier und einen<br />

doppelten Korn. Und für die Beiden Süßen<br />

zwei Pflä<strong>um</strong>chen ...


Ge(h)-Hilfen<br />

>>Die Deutschen sterben aus ...>Was willst du von mir?Die Deutschen sterben ausHier steht es<br />

wieder, schwarz auf weiß in der Zeitung. Und<br />

ganz oben in der L<strong>ist</strong>e steht Meck-Pomm.>Kein Wunder, wenn wir mal keine Rente<br />

mehr kriegen. Die Alten leben immer länger<br />

und verbrauchen alles, was noch im Beitragstopf<br />

drin <strong>ist</strong>Haben die denn überhaupt keinen Anstand?>Nun mach aber mal halblangSo kannst du das aber<br />

auch nicht sehen. Das kommt doch auch<br />

davon, dass sich die jungen Dinger nur noch<br />

mit G<strong>um</strong>mi poppen lassen ...>Otto,<br />

bring mal schnell ’ne Flasche Korn!


auf seinen Platz und grinste in die Runde.<br />

>>Ihr könnt Probleme haben. Was kümmert<br />

mich fremdes Elend?>Fremdes Elend?Es geht auch <strong>um</strong> Deine Zukunft ...>Genau, ZukunftIch<br />

glaube, ich habe da so eine Idee. Eine Geschäftsidee<br />

...>Du und GeschäftsideeDie einzige Ahnung, die du<br />

von solchen Sachen hast, waren Deine<br />

kr<strong>um</strong>men Geschäfte, als du noch den Getränkekiosk<br />

auf dem Gänsemarkt hattest.<br />

Und da hast du auch mehr Glück als<br />

Verstand gehabt, dass dich die Steuerfahndung<br />

nicht erwischt hat.>Ja, jaich muss dir<br />

auch noch in meinen nächsten drei Leben<br />

dankbar sein, dass du mit Deinem Superhirn<br />

bei den ganzen kr<strong>um</strong>men Sachen mitgemacht<br />

hast. Aber lassen wir das jetzt mal. Ich werde<br />

morgen z<strong>um</strong> Amt gehen, und ein Gewerbe<br />

anmelden.>Und was willst du bitte machen, mit Deinen<br />

zwei linken Händen?Dir kann man ja sogar die Schuhe im gehen<br />

besohlen ...>Pass auf was du sagst


Und du pass mal lieber auf, wie du mit<br />

Deinem <strong>Herr</strong>n und Me<strong>ist</strong>er sprichst, sonst<br />

dreh ich dir den Bierhahn ab. Hier hab ich<br />

das Sagen, und wenn dir das nicht passt, such<br />

dir eine andere offene Schänke.>Ist ja schon gut, Otto ... Bring uns lieber<br />

noch eine Runde Hopfenbrause mit dazugehörigem<br />

Kompott.>Und was <strong>ist</strong> nun mit Deiner Geschäftsidee?Die Deutschen sterben ausUnd sie werden immer<br />

älter und haben immer weniger Kohle.<br />

Und sie werden immer klappriger ...>Tolle WeisheitenUnd du wirst immer seniler ...>Genau ... – Was hast du gesagt? – Egal.<br />

Ich eröffne eine Leihfirma für Geh-<br />

Hilfen ...>Für Geh-HilfenDu kannst dich doch selbst ka<strong>um</strong><br />

auf den Beinen halten, wenn du einen über<br />

den Durst getrunken hast.>Dann bin ich eben mein erster KundeDu b<strong>ist</strong><br />

doch bloß neidisch, dass ich bald die große<br />

Kohle verdienen werde ...>KlarUnd an der<br />

25


Tür zu Deiner Firma steht dann: „Wenn Willi<br />

dir die Krücke leiht dann läufst du wie zur<br />

Jugendzeit“ ... – Ha, ha ... Otto, noch eine<br />

Lage Pils plus Kompott. Auf Willi, der <strong>ist</strong> ab<br />

Morgen Neureich ...


Sauer Aal z<strong>um</strong> Nulltarif<br />

Dettlev und Hannelore saßen schon den ganzen<br />

Abend am Tresen in der „Klause“ und<br />

vertrieben sich die Zeit mit ihrer Lieblingsbeschäftigung.<br />

Na gut, ganz ehrlich gesagt, es<br />

war ihre Zweit-Lieblingsbeschäftigung, denn<br />

ein gemeinsamer nächtlicher Besuch in<br />

„Darmstadt“ war das höchste aller Glücksgefühle.<br />

Kurz gesagt, sie drehten sich mal wieder<br />

massenweise ihre Spezialmischung aus<br />

Korn-Cola ins Hirn. Dabei erzählten sie lautstark<br />

von ihrem Campingurlaub am Lümmelsee.<br />

Hannelore schwärmte immer wieder von<br />

den sonnengebräunten, stahlgehärteten O-<br />

berkörpern der Männerwelt, die sich am<br />

Strand und im künstlich angelegten Baggersee<br />

t<strong>um</strong>melten und schien von einer heißen<br />

Affäre zu trä<strong>um</strong>en. Dettlev schien das Ganze<br />

nicht im Geringsten zu berühren. Wozu oder<br />

worauf sollte er eifersüchtig sein? Im Nachhinein<br />

sowieso nicht, und außerdem wusste<br />

Hannelore ganz genau was er an ihm hat.<br />

>>Weißt duwir sind da ja nicht nur z<strong>um</strong><br />

Saufen hin gefahren ...>Das wäre ja auch noch schöner<strong>Mein</strong> Geld<br />

kann ich auch zu Hause sehr gut durchbrin-<br />

27


gen ...>Ach hört doch auf, ihr wisst doch<br />

gar nicht, was Urlaub eigentlich <strong>ist</strong>. Ihr liegt<br />

doch sowieso jeden <strong>Tag</strong> faul r<strong>um</strong> und habt<br />

nichts anderes als Alkohol im Kopf.>Nicht nur Alkohol,<br />

da <strong>ist</strong> auch noch was anderes ...>Komischich wusste bis jetzt noch nichts davon,<br />

dass man(n) jetzt mit dem Kopf rammelt ...<br />

Ha, ha!>Na dir haben sie heute wohl wieder ins<br />

Hirn gepinkeltAch hört<br />

doch auf, <strong>Koslowski</strong> weiß doch nicht, wie<br />

schön es am Lümmelsee war.>Wo wart Ihr, am Lümmelsee? Das hab ich<br />

ja noch nie gehört. Das <strong>ist</strong> bestimmt am<br />

Arsch der Welt ...>So ungefährUnd was habt Ihr da gemacht, die ganze<br />

Zeit?>Da gab es so eine herrliche Waldschänke,<br />

und die hatten noch ein richtiges Pl<strong>um</strong>psklo,<br />

28


wenn du weißt, was ich meine.>Bei uns hat man da immer Donnerbalken<br />

zu gesagt ...>Ja, richtig, genau so ein Teil. Das war so<br />

toll, wenn dir ein laues Lüftchen <strong>um</strong> die Hinterbacken<br />

geweht <strong>ist</strong> ...>Jaund am dritten Abend hab<br />

ich gedacht, Hannelore <strong>ist</strong> übergeschnappt.<br />

Der saß da auf dem Loch im Brett und fing<br />

mit einem Mal an zu juchen und zu stöhnen,<br />

als ob er Einen drin hätte, dabei war er doch<br />

z<strong>um</strong> Abdrücken da. Da bin ich erst mal hin<br />

und hab ihn gefragt, ob er noch richtig <strong>ist</strong> im<br />

Kopf ...>Du musst das aber auch richtig erzählenIst ja schon gut ...>Erst wusste ich ja auch nicht so genau,<br />

was wirklich los <strong>ist</strong>. Ich hab bloß gemerkt,<br />

dass mir was am Hinterteil r<strong>um</strong>schubbert.<br />

Und irgendwie wurde es in „Darmstadt“<br />

auch nicht leerer. Also bin ich aufgestanden<br />

und wollte mit den Fingern nachhelfen. Da<br />

hab ich Dettlev schon laut lachen hören:<br />

>Was zappelt denn dir am Arsch? Ist das ein<br />

Aal oder eine Schlange?< Du spinnst ja, hab<br />

ich gerufen, bevor ich mit der Hand nach<br />

hinten griff und plötzlich das schleimige<br />

29


Ding in der Hand hatte.>Und war es nun<br />

ein Aal?>Wo soll da wohl ein Aal herkommen?Eine Schlange war’s, und<br />

die hab ich gleich gekillt und mit Essig überschüttet.<br />

Die habe ich uns z<strong>um</strong> Abendbrot<br />

fertig gemacht. Süß-sauer, wie einen Aal.>Mann, Manndas gibt’s in keinem Russenfilm. Der Eine<br />

lässt sich einen von einer Schlange verpupen<br />

und der Andere haut das Ding in die Pfanne.<br />

Das <strong>ist</strong> typisch für euch.>Du hast doch keine<br />

Ahnung, aber schön war es doch, mal so was<br />

richtig langes drin zu haben ...


Kneipen-Roulette<br />

Mannie, Dieter und Rudi saßen gelangweilt<br />

am Fuchs und Igel. Auf dem Boden, vor<br />

ihrer Bank stand eine K<strong>ist</strong>e Billigbier.<br />

Daneben lagen zwei noch volle Flaschen<br />

Blaue Welle und aalten sich in den letzten<br />

Strahlen der Spätsommersonne.<br />

>>Mannnicht<br />

genug, dass die von der Regierung das Rauchen<br />

in den Kneipen verboten haben, jetzt<br />

gibt’s sogar einen festen Schließtag für alle.<br />

Nur weil die hohen <strong>Herr</strong>schaften glauben,<br />

dass sie damit das Alkoholproblem auf die<br />

Reihe kriegen.>Ha, haAlkoholproblem,<br />

als ob ich schon jemals Probleme mit<br />

dem Zeug gehabt hätte ... Aber ohne, da <strong>ist</strong><br />

es oft nicht auszuhalten. Und nach zwei <strong>Tag</strong>en<br />

ohne Prozente kriege ich die Flasche<br />

Korn nicht an die Lippen, ohne dass einiges<br />

daneben läuft, so windig <strong>ist</strong>’s dann.>Und überhauptdie me<strong>ist</strong>en Leute saufen doch sowieso zu<br />

Hause, im Garten oder im Keller, weil’s da<br />

billiger <strong>ist</strong>.>GenauBei dir,<br />

31


Kellerkind, kann ich mir das sogar vorstellen.<br />

Aber eins hast du vergessen: Die Leute saufen<br />

immer nur in Gesellschaft, sonst macht<br />

es keinen Spaß. Oder was glaubst du, war<strong>um</strong><br />

die besser betuchten nur auf Riesenpartys<br />

gehen, einen auf Schickie-Mickie machen und<br />

einen dicken Max markieren, hä? Sehen und<br />

gesehen werden <strong>ist</strong> die Devise. Auch wenn’s<br />

mal zu viel geworden <strong>ist</strong> und der Tresen vollgekotzt<br />

wird oder das Ganze im Dekollete<br />

von so ’ner Tusse landet ...>Jaoder wie der<br />

Bürgerme<strong>ist</strong>er auf dem letzten Altstadtfest,<br />

als er an die Kirche gepinkelt hat.>Das heißt uriniert in solchen KreisenHast du das denn<br />

immer noch nicht kapiert, dass die ein anderes<br />

Deutsch reden?>Ach, deshalb musste der feine <strong>Herr</strong> auch<br />

nicht dafür löhnen ...>Sauereiaber als<br />

mich der Wachmann letztens erwischt hat,<br />

wo ich hintern Igel uriniert hab, bin ich gleich<br />

zwei Zehner los geworden.>Du hast ja auch nicht uriniert. Du hast da<br />

einfach hin gepinkelt. Z<strong>um</strong> urinieren<br />

brauchst du ABI ...>Du und ABI ... Da hast du doch selbst<br />

keine Ahnung von.


Immerhin hab ich ein Hilfs-ABI ...>Klar dochzwei mal<br />

Sechs Klassen nach 20 Jahren ...>Na und? Was kann ich dafür, dass die<br />

Lehrer mich so gern hatten und sich nicht<br />

von mir trennen wollten ...>Mann, jetzt hört doch bloß mal mit dem<br />

Gedöns aufMir<br />

dröhnt ja schon richtig der Schädel von eurem<br />

blöden r<strong>um</strong> Gequatsche ...>Das kann ja gar nicht seinDas kommt bestimmt von<br />

dem Billigfusel, den du schon wieder im Hirn<br />

hast. Reich mal rüber die Flasche, ich muss<br />

erst mal Genusskontrolle machen ...>Aber sauf nicht gleich alles aus, wir<br />

haben auch noch Durst ...>Ihr und Durst, ihr wisst doch gar nicht<br />

was das <strong>ist</strong>. Ihr sauft doch aus langer Weile.<br />

Und da ihr auch kein richtiges zuhause mehr<br />

habt, wisst ihr auch nicht, dass Durst<br />

schlimmer <strong>ist</strong>, als Heimweh ...


teten Augen, traten aus den Augenhöhlen<br />

hervor und seinem Mund entwich ein lauter<br />

Rülpser. >>Das Zeug kann doch keiner trinkenDamit kann<br />

man ja ganze Völkerstämme ausrotten. Wie<br />

kann man so was bloß saufen?>Kauft euch mal was<br />

vernünftiges für die Leber. Und denkt dran,<br />

beim sehen und gesehen werden: Es gibt<br />

Menschen, die denken, sie sind was besseres,<br />

obwohl es ihnen auf dem Klo aus den gleichen<br />

Löchern kommt, wie bei euch ... Und<br />

manche riechen auch so wie ihr aus dem<br />

Hals ...


Schnitzel nach Hausmanns-Art<br />

Durch die Ritze unterhalb der Küchentür<br />

drang blauer Rauch in den Gastra<strong>um</strong>. vom<br />

„Grauen Elch“.<br />

Hotte und Achim sahen einander verwundert<br />

an und waren kurz davor, die N<strong>um</strong>mer 112<br />

auf ihrem Handy zu wählen, als plötzlich mit<br />

einem lauten Knall die Küchentür aufflog<br />

und ein lauter, beängstigend klingender Hustenanfall<br />

zu vernehmen war. Ganze Rauchschwaden<br />

zogen am Tresen vorbei in Richtung<br />

des offenen Fensters. Langsam schälten<br />

sich die Umrisse des Wirtes aus dem blauen<br />

Smog. Seine Hände wirbelten den Rauch<br />

durcheinander und in einem weiteren Hustenanfall<br />

stöhnte er nur noch >>Wasser<br />

...>Wen hast du denn grad<br />

abgefackelt?Ein Glas Wasser ...Lass<br />

den Quatsch mit der Löschbrigade, mir sind<br />

nur fünf Schnitzel in der Pfanne angebrannt.


alwasser und verschwand in der Küche, <strong>um</strong><br />

nach kurzer Zeit lauthals lachend wieder zurück<br />

zu kehren. >>Was hast du gesagt, dir<br />

sind die Schnitzel angebrannt? Ich hab da<br />

keine gefunden, da liegen nur ein paar<br />

schwarze Schuhsohlen in der großen Pfanne.<br />

Kein Wunder, dass dir dabei fast die Bude<br />

abgefackelt <strong>ist</strong>.>Nun mach mal nicht so einen AufrissDas <strong>ist</strong> doch nicht so<br />

schlimm, die schwarze Schicht kratz ich einfach<br />

runter. Sind dann trotzdem noch dick<br />

genug, die Schnitzel. Das merkt doch keiner<br />

...>Hoffentlich<br />

haben die Gäste einen guten ZahnarztOder besser, noch keine dritten ZähneDie werden sie nach diesem Mahl aber<br />

brauchen ...


Art.<br />

Meckie kam mit hochrotem Kopf aus der<br />

Küche und tupfte sich mit einem Geschirrhandtuch<br />

den Schweiß von der Stirn.<br />

>>Mach mal für Hotte und Achim einen<br />

Korn fertig. Und mir gibst du noch zwei<br />

doppelte R<strong>um</strong> mit ColaIrgendwann mach ich die Küche<br />

dicht, das bringt doch sowieso nichts.>Bei Deinen Kochkünsten würde ich auch<br />

lieber einen Döner beim Türken essenDas kannst du mit meiner gehobenen<br />

Speisekarte ja gar nicht vergleichenSeht ihrnicht<br />

mal auffressen können diese Idioten. Und<br />

dafür steht man den halben Abend in der<br />

Küche ...


Während Achim die Rechnung zahlte, klopfte<br />

Hotte Meckie auf die Schulter: >>Lass mal<br />

gut sein, die haben alle keine Ahnung. Trink<br />

mal lieber noch ein R<strong>um</strong>-Cola Getränk.<br />

Dann wird alles wieder gut ...


Donnerbalken-Boogie<br />

<strong>Koslowski</strong> saß im hintersten Winkel im<br />

„Maddins Eck“ und versuchte bereits seit<br />

gera<strong>um</strong>er Zeit Geschmack am fassfrischen<br />

Gerstensaft zu finden. Doch schienen heute<br />

all seine Geschmacksnerven in den Streik<br />

getreten zu sein. Das Pils schmeckte wie das<br />

Billigbier vom letzten Wochenende und der<br />

Korn hinterließ einen widerlichen Nachgeschmack.<br />

Es war wohl doch etwas zu viel<br />

geworden, was er am gestrigen Abend in sich<br />

hineingeschüttet hatte. Und es war viel zu<br />

spät geworden. Besser gesagt, sehr früh.<br />

Schließlich war es bereits 5 Uhr am Morgen,<br />

als er aus dem „Geilen Keiler“ schwankte.<br />

Aber was uns nicht <strong>um</strong>bringt, macht uns nur<br />

härter. Also: Augen zu und durch!<br />

>><strong>Herr</strong> Wirt, bitte noch ein Bier und einen<br />

Doppelten


Neu-Einheit konnte er sich nicht so recht mit<br />

den Besserwessies anfreunden. Irgendwie<br />

bekam er Lust, die Zwei aufz<strong>um</strong>ischen.<br />

Schließlich befanden sie sich in der ehemaligen<br />

sowjetischen Besatzungszone. Und hier<br />

hatte nur einer Hausrecht, mal abgesehen<br />

vom Wirt, und das war er, <strong>Koslowski</strong>.<br />

Langsam erhob er sich und marschierte auf<br />

den Tresen zu.<br />

>>Weißt Du, Karlich<br />

bin jetzt schon seit fast zwei Jahren hier und<br />

habe noch immer keinen Grund gefunden,<br />

war<strong>um</strong> ich wieder nach Hause gehen sollte.Ohden<br />

werde ich Dir gleich liefern ...>Gestatten<strong>Koslowski</strong> mein <strong>Name</strong>Das habe ich schon gehört


Kümmel mit uns zu trinken?>Klar doch. Biet an. Euch werd ich schon<br />

nieder saufen ...>Na das wollen wir doch erst mal sehen<strong>Herr</strong> Wirt, drei Kümmel bitte,<br />

auf meine Rechnung.>Einfach oder Doppelt?>Doppelte natürlich.>Na dann: Auf deutsch-deutsche VölkerverständigungAuf was auch immer. Hau weg das<br />

DingSo einen<br />

wie Dich hab ich bisher auch noch nicht<br />

kennen gelernt. Aber ich bin ja auch erst seit<br />

zwei Monaten hier.>Dann wird’s Zeit, dass Du wieder nach<br />

Hause kommst. – <strong>Herr</strong> Wirt, noch drei doppelte<br />

Kümmel.>Du redest ja ganz schön KlartextDas hab ich bisher noch<br />

nicht bei euch erlebt.>Unsere Schnauze mussten wir vierzig<br />

Jahre lang halten, jetzt wird Tacheles geredet.<br />

Wenn’s Dir nicht passt ...>Ist ja schon gut. – <strong>Herr</strong> Wirt, geben Sie<br />

41


<strong>Herr</strong>n <strong>Koslowski</strong> bitte noch einen doppelten<br />

Kümmel.>Weißt Du, <strong>Koslowski</strong>Komische<br />

Leute habt ihr ja auch hier. Wenn ich da<br />

nur an meinen Vermieter denke, der hat es<br />

nach 10 Monaten noch nicht geschafft, meine<br />

kaputte Klobrille durch eine neue zu ersetzen<br />

...>Sei froh, dass Du bis dahin überhaupt<br />

eine Klobrille hattestDie Me<strong>ist</strong>en müssen bei uns auch<br />

heute noch auf den Donnerbalken gehen<br />

...


Lamm vom Rind mit Hahnenkamm<br />

>>Moin, JungsHabt ihr auch mal wieder<br />

her gefunden?>Tach, RallerUnser Durst hat uns hergeführt. <strong>Mein</strong>e<br />

Leber hat schon richtig Radau gemacht, als<br />

sie merkte, wohin es geht. Schieb mal gleich<br />

zwei doppelte Korn rüber.>Klar doch. Sonst noch was?>Ja, zwei große Pils und noch mal Korn<br />

dazuSagt mal, Jungs, habt ihr am Wochenende<br />

schon was besonderes vor?>Wenn du Koma-Saufen als was besonderes<br />

verstehst, dann ja, ansonsten nichtNa das passt ja wie die Faust aufs Auge<br />

...>Kommt drauf an, wessen Auge du damit<br />

meinstNa meines bestimmt nichtAber ich mache am Samstag z<strong>um</strong><br />

Saisonausklang großes Buffet ...>Du und BuffetDir brennt doch schon das Eier-<br />

43


wasser auf dem Herd an, wenn du nicht aufpasst<br />

...>Klar!und drei<br />

Pfund Fleisch ergeben eine gute Suppe ...>Nun zick mal nicht gleich r<strong>um</strong>Was soll’s denn zu spachteln geben?>Ich hab da so an Wildbraten, Lamm und<br />

so gedacht.>Dann kannste mich vergessenLammfleisch<br />

schmeckt immer so tranig..>Was soll denn daran tranig schmecken.<br />

Du verwechselst da was, das <strong>ist</strong> Schafsfleisch.<br />

Lamm <strong>ist</strong> doch das ganz zarte Fleisch vom<br />

Rind.>Und deshalb <strong>ist</strong><br />

das auch immer so teuer.>Genau!. Aber ich kann dir ja auch ein paar<br />

Kammscheiben in die Pfanne hauen. <strong>Mein</strong><br />

Schwager will zwei seiner Hähne schlachten.<br />

Da muss ich ihn dann gleich mal anrufen und<br />

Bescheid geben, dass er mir die Kämme vorbeibringt.>So was beklopptes kann ja auch nur von<br />

einem Me<strong>ist</strong>erkoch wie dir kommen. Demnächst<br />

gibt es bei dir wohl auch noch die<br />

Mecklenburger Me<strong>ist</strong>er-Rebe vom Doberaner<br />

44


Nord-Südhang ... Mensch, Raller, erzähl bloß<br />

keinem, was du gelernt hast ...!


Geht’s mir schlecht ...<br />

>>Früher musste ich mir immer genau überlegen,<br />

wann, mit wem und wie lange ich telefoniere<br />

...>Tja, mein Lieber, und heute hast du keine<br />

Freund mehr ...! Ist schon schlimm mit anzusehen,<br />

wie schnell so was gehen kann.>Wie meinst du das?Na jawenn ich mir so überlege, das bis vor<br />

einem halben Jahr die Kneipe so voll war, das<br />

man ka<strong>um</strong> einen Platz kriegen konnte und du<br />

heute, wenn’s gut läuft, am Abend 30 Euro<br />

einfährst ...>Jetzt hör’ aber auf, oder willst du mir jetzt<br />

auch in den Rücken fallen? Was kann ich<br />

dafür, wenn die alle keine Ahnung haben<br />

...>Aha?Du meinst<br />

die Gäste?>Klar doch. Die wissen alle doch gar nicht,<br />

wie anstrengend es <strong>ist</strong>, den ganzen Abend in<br />

der Küche zu stehen und den <strong>Herr</strong>schaften<br />

auf die Schnelle was essbares auf den Teller<br />

zu zaubern ...Was<br />

essbares ...? Aber doch nicht von dir, du<br />

47


Me<strong>ist</strong>erkoch ...>Ich<br />

dachte nur, du hättest dabei auch an Dein<br />

verloren gegangenes Personal gedacht ...>Ach die meinst du? Die haben mich doch<br />

über Monate nur ausgenutzt und wollten<br />

auch immer mehr Geld von mir haben für<br />

die paar Stunden, in denen sie hier waren.<br />

Durchgefressen haben die sich bei mir, und<br />

gesoffen auch noch auf meine Kosten. Nee,<br />

nee, lass mal gut sein. Ist schon besser, dass<br />

die alle weg sind.>Ja, vielleicht hättest Du schon viel früher<br />

Deine Angetraute mit in das Geschäft einbinden<br />

sollen. Dann wäre dir so einiges erspart<br />

geblieben ...>Wie meinst du das?>Na kostenmäßig natürlich ...>Schatzi, mach uns doch mal zwei doppelte<br />

Jägerme<strong>ist</strong>er und für Willi noch ein<br />

Bier!>Dankefür mich<br />

bitte einen doppelten Wodka, der desinfiziert<br />

besser ...>Wie meinst du das denn jetzt?


der Wirt.<br />

>>Ich scheine da heute mittag wohl was<br />

falsches gegessen zu haben ...>Warst wohl wieder bei Ülmentülps. Den<br />

hat die Hygiene doch schon seit Monaten auf<br />

dem Kieker.Wenn die bei dir mal unangemeldet erscheinen,<br />

machen sie dir doch gleich den<br />

Laden dicht. Da kriegst du doch nicht mal<br />

irgendwelche Auflagen, die du in einer Woche<br />

erfüllt haben musst ...< Stattdessen sagte<br />

er nur: >>Danke für den Wodka, Harry, aber<br />

ich muss jetzt mal los.>Nicht schon<br />

wieder so ein Lackaffe, dem man es nicht<br />

Recht machen kann in der Küche


<strong>Guten</strong> Abend, mein <strong>Name</strong> <strong>ist</strong> Engler. Ich<br />

bin Gerichtsvollzieher. Sind sie der Inhaber,<br />

<strong>Herr</strong> Schneider?


Zahnsteine und andere Baustoffe<br />

>>Mensch, Rudi, grüß dich!Lange nicht gesehen. Wie geht’s dir, Alter<br />

...?>Tja, wie soll’s einem armen Menschen wie<br />

mir wohl gehen? Na ja, gestern ging’s z<strong>um</strong>indest<br />

noch.>Sehr witzig, die Antwort hätte ich mir<br />

auch allein geben können.>Was fragst denn erst so d<strong>um</strong>m?Etwas mehr Hirn hätte<br />

ich bei dir schon vermutet ...>Lass gut sein, <strong>Koslowski</strong>Achim<br />

<strong>ist</strong> auch nicht mehr der Jüngste. Und<br />

außerdem <strong>ist</strong> er heute sowieso nicht so gut<br />

drauf. Der kommt grad vom Zahnklempner.<br />

Muss wohl ’ne ganz schwierige Geburt gewesen<br />

sein.>Hä?Kinder<br />

kriegen beim Zahndoktor? Und überhaupt:<br />

Seit wann bringen wir die Kinder auf die<br />

Welt?>Mensch, Manner, streng doch mal ein<br />

bisschen dein Oberstübchen an. Wir Kerle<br />

machen nur die Kinder. Das mit der schwierigen<br />

Geburt sagt man doch nur so, wenn’s<br />

51


was ganz kniffliges gewesen <strong>ist</strong>.>Ach so, ich hab schon gedacht, die emanzipationelle<br />

Revolution geht in die nächste<br />

Runde ...>Na, wie<br />

war’s denn nun beim Zahnklempner?>So weit ganz gut, mit meinen Dritten <strong>ist</strong><br />

alles in Ordnung. Nur ein wenig Zahnstein<br />

musste er abbröseln. Das hat auch gar nicht<br />

weh getan...>Hattest das Gebiss ja auch nicht im<br />

MundSehr witzigNa du weißt doch, mein Sohn und seine<br />

52


Frau sind doch gerade dabei ein Haus zu<br />

bauen. Die können das Zeug sicher gut<br />

gebrauchen ...>Wie, gebrauchen ...Z<strong>um</strong> Haus bauen?>Klar doch. War zwar für diese Zwecke<br />

doch etwas wenig, aber ich gehe jetzt drei<br />

Mal die Woche beim Zahnklempner vorbei<br />

und hole den ganzen Zahnstein, den er den<br />

anderen Patienten wegschmirgelt. Der<br />

braucht das Zeug doch sowieso nicht und <strong>ist</strong><br />

froh, wenn er’s nicht noch entsorgen muss.<br />

Und irgendwann <strong>ist</strong> dann sicher so viel zusammen<br />

gekommen, dass man daraus eine<br />

gute Mischung anrühren kann, <strong>um</strong> die Wände<br />

zu verputzen. Heißt doch nicht <strong>um</strong>sonst<br />

Zahnstein, das Zeug. Das hört man doch,<br />

dass das was mit Baustoffen zu tun hat.>Mensch, Achim, erzähl bloß<br />

keinem, dass du Abitur hast. Zahnstein als<br />

Ba<strong>um</strong>aterial. Das gibt’s ja nicht mal bei den<br />

Russen ...


Null-Acht-Fünfzehn<br />

Werner, Bertram und Jochen betraten freudig<br />

die Wirtschaft und suchten sich einen Platz<br />

am Tresen.<br />

>>Moin, MoinWas darfs denn sein?>Drei Korn bitte, und Bier dazuWas <strong>ist</strong> denn das hier?Der Korn dampft ja noch,<br />

und das Bier sieht aus, als wäre es schon vor<br />

einer Stunde gezapft worden.>Lass dochich hab<br />

Durst, also runter mit dem Zeug>Needas Zeug<br />

krieg ich nicht runter. – Hast du kein vernünftiges<br />

Bier hier?>Wieso?Das wird bei uns immer<br />

so serviert. Und bisher hat sich auch noch<br />

keiner darüber beschwert.>Seit wann b<strong>ist</strong> du denn Kneiper?


AlsoNa ja, gearbeitet habe ich schon als Maler,<br />

Verkäufer, Kfz-Mechaniker, Lackierer, Fliesenleger<br />

und noch so einiges. Und Banker<br />

bin ich auch schon gewesen.>Da hast du ja die besten Voraussetzungen<br />

erworben, <strong>um</strong> als Gastronom zu wirtschaftenUnd dir hat noch<br />

nie ein Gast erzählt, dass ein gutes Bier sieben<br />

Minuten braucht, bis es fertig <strong>ist</strong>?>Da hab ich schon mal was von gehört,<br />

aber das war vor der Einführung des EU-<br />

RO.>Ach so?Aber ganz<br />

verstanden habe ich das jetzt nicht. Was hat<br />

das Bier zapfen mit dem EURO zu tun?>Ist doch ganz einfach, durch den EURO<br />

<strong>ist</strong> alles halbiert worden. Also auch die Zeit,<br />

in der ein Bier gezapft wird.>Und die Temperatur, die ein Korn haben<br />

muss, <strong>ist</strong> verdoppelt worden, damit sich das<br />

wieder ausgleicht ...So ein Blödsinn. Und selbst wenn<br />

es da einen Zusammenhang geben würde,<br />

unser Bier hat noch nicht mal eine halbe Mi-<br />

56


nute gedauert.>Das <strong>ist</strong> wegen den hohen Preisen für Gas.<br />

Da kann ich nicht mehr so viel Druck aufs<br />

Fass geben. Das läuft nur noch mit halber<br />

Kraft.>Und wenn du so weiter machst, läuft deine<br />

Kneipe mit doppelter Geschwindigkeit<br />

dem Ruin entgegenLos, Jungs, lasst uns gehen, wir suchen<br />

uns eine andere Wirtschaft. Das <strong>ist</strong> doch<br />

nicht normal.>Das waren ja drei<br />

eigenartige Vögel. Die waren ja richtig neugierig.>Was musstest du denen auch gleich deine<br />

gesamte Lebensgeschichte mitteilenWar<strong>um</strong> hast<br />

du nicht auch noch erzählt, dass du bei „Farbe<br />

und Klecks“ die Personaln<strong>um</strong>mer 0 8 15<br />

hattest?.>Ach wasdas hätten<br />

die doch sowieso nicht verstanden. Die<br />

waren nicht von hier.


Leck mir an die Tasch ...<br />

>>Ich f<strong>um</strong>mel mir hier einen weg, weil ich<br />

den Flyer nicht wieder auf den Pfeil draufkriege<br />

und ihr schmeißt euch den Frust aus<br />

dem Laib. Könntet ja wenigstens auf mich<br />

warten, damit ich nicht schon wieder mit<br />

einer Bierrunde dran bin>Nun heul’ mal nicht gleich r<strong>um</strong>, LangerDas spielt<br />

doch überhaupt keine Geige heute, ob du<br />

mitmachst oder nicht. Bei deinem Trefferdurchschnitt<br />

von 17 in der Runde hast du<br />

sowieso keine Chance gegen uns.>Na feinhaut mal<br />

immer noch einen drauf. Ich kann’s ja ab, mit<br />

meinen Ein-Meter-Neunzig. Aber wie es<br />

Innen drin aussieht bei mir, das interessiert<br />

mal wieder keinen von euch.>Schau maljetzt<br />

kriegt er seinen moralischen.>Der und moralischder weiß doch noch nicht<br />

mal, wie das geschrieben wird, geschweige<br />

denn was das überhaupt <strong>ist</strong>.>Du ArschKomm<br />

du noch mal bei mir an, weil du nicht durchblickst<br />

mit deinen Papieren vom Amt ...


ächtlichen Blick zu. >>Schön, dass jetzt alle<br />

Bescheid wissen. Du b<strong>ist</strong> ja schlimmer, als die<br />

Klatschpresse. Wird Zeit, dass ich mir eine<br />

neue Baustelle suche.>Wally hat verloren ... Wally hat verloren<br />

...Endlich wieder Bier ...>Schluss mit der StechereiIch möhl mir noch ein paar<br />

Havanna rein und mach mich dann los. Morgen<br />

früh geht’s nach Polen ...>Was willst du denn da?Weihnachtsgeschenke besorgen.>Ach soSo was beklopptes kann ja auch nur von<br />

dir kommen. Ich und nach Polen auswandern.<br />

Da versteht mich doch keine Sau.>Dann <strong>ist</strong> das ja genauso wie hier, wenn du<br />

dir den Kopf zugelötet hast mit zu viel Fusel.<br />

Aber einen Vorteil hätte es schon für dich:<br />

Da hat der Wodka wenigstens noch 40 Prozent.<br />

Da brauchst du dann nicht so viel<br />

von.>Mann


ge<strong>ist</strong>lose Unterhaltung ein, >>Wally kann<br />

doch jetzt schon nicht mehr so was Hochprozentiges<br />

ab, sonst müsste er sich den Havanna<br />

nicht immer mit einem halben Liter<br />

Cola verdünnen ...>Ha, ha, sehr witzig. Kipp mal lieber noch<br />

was von der Coke bei mir nach, der Havanna<br />

<strong>ist</strong> heute ganz schön streng.>Von wegen Havanna


Jeder tut, was er kann ...<br />

>>Sag mal, Marco, wie lange b<strong>ist</strong> du jetzt<br />

schon das ‚Mädchen für alles’ bei deinem<br />

Wirt?>Wie meinst du das jetzt?>Na jaIch hab da immer noch in den Ohren,<br />

dass du mit einer Ausbildung z<strong>um</strong> Restaurantfachmann<br />

anfangen wolltest. Das <strong>ist</strong> jetzt<br />

aber schon ein Dreivierteljahr her.>Ja, und?Das werd ich auch<br />

noch machen. Das eilt nicht so, ich hab’s hier<br />

doch auch so ganz gut ... Das wird schon<br />

noch alles werden.>Tja, weißt du, Marco, wenn du deinen<br />

Chef genauso lange kennen würdest wie ich,<br />

dann würdest du dir aber ernstlich Gedanken<br />

darüber machen, so viel heiße Luft wie der<br />

ständig ablässt ...>Was soll das heißen, <strong>Koslowski</strong>Werd mal nicht<br />

komisch, sonst gibt’s Lokalverbot!>Endlich!Darauf warte ich doch schon seit Monaten.


an thronte, schob sich Richtung Tresen.<br />

>><strong>Koslowski</strong>, du blöder Hund, leg es bloß<br />

nicht darauf andu weißt, du wärest nicht der Erste ...>Und sicher auch nicht der LetzteGib mal ein Bier<br />

rüber, Marco, und einen doppelten Kümmel.>Das brauchst du nicht aufzuschreiben,<br />

das gebe ich unserem Großkotz ausNun mach aber mal halb langSo was muss ich mir<br />

nicht nachsagen lassen, auch nicht von dir.<br />

Du kriegst doch auch schon seit einem Jahr-<br />

64


zehnt Stütze und liegst dem Staat auf der<br />

Tasche ...>Das sagt gerade der RichtigeEinen auf Schicky-<br />

Micky machen, jeden Abend die Einnahmen<br />

versaufen und vom Staat fürs Kinder machen<br />

Geld kassieren. Du hast doch überhaupt keinen<br />

Anstand.>Was soll denn ich mit Anstand? <strong>Mein</strong>st<br />

du damit wäre ich dahin gekommen, wo ich<br />

jetzt bin?>Nee, sicher nichtDu weißt ja nicht einmal was das <strong>ist</strong>, Anstand.<br />

Und Ehrgefühl hast du auch keines,<br />

genauso wenig wie du merkst, dass der Pleitegeier<br />

schon seit Wochen über dir kre<strong>ist</strong>.>Das wird wohl<br />

reichen für die Rechnung.>Nicht mit mir, mein lieber.<br />

Ich hab schon genug Kneiper untergehen<br />

sehen, und die waren noch eine große Tüte<br />

intelligenter als du. Schließ die Kneipe bloß<br />

65


ald von draußen ab, bevor dies andere für<br />

dich tun.


Silvester mal anders<br />

Tobias und Peter saßen am Tresen der Tonne<br />

und planten den Jahresausklang, als sich<br />

der Wirt plötzlich in ihre Gedankengänge<br />

drängelte.<br />

>>Dann wird’s aber langsam Zeit, dass ihr<br />

euch zu einer Entscheidung durchringtIch habe vor<br />

einer Woche auch schon mit dem Kartenvorverkauf<br />

begonnen.>Ach ja?<strong>ist</strong> das<br />

nicht noch etwas zu früh dafür, so 10 <strong>Tag</strong>e<br />

vor Silvester ...>Ihr habt es gerade nötig, wisst selbst noch<br />

nichts mit euch anzufangen und mir, als gestresstem<br />

Unternehmer, Vorwürfe machen.>Ist ja schon gut, Rolfgib uns lieber noch zwei doppelte<br />

Korn und zwei halbe Liter Gär-Bräu.>Sollt ihr haben. Und wenn euch nichts<br />

besseres für den Jahreswechsel einfallen sollte,<br />

könnt ihr gern bei mir feiern, ich habe<br />

noch Karten da.>Was soll denn eine Karte kosten?Siebzehnfünfzig.


Das <strong>ist</strong> aber recht preiswertUnd was <strong>ist</strong> da alles mit bei?>Jede Menge Musik. Die mach ich selber.<br />

Die Soljanka lass ich mir bringen vom Partyservice<br />

...>Und an Getränken?>Die muss sich jeder mitbringen, schließlich<br />

mache ich ab 01. Januar die Kneipe<br />

dicht, und die Reste, die hier noch so r<strong>um</strong>stehen,<br />

brauche ich selber. Ich hab ja schließlich<br />

auch Durst.>Und, außer Soljanka,<br />

gibt’s da sonst noch was essbares?>Wenn ihr euch was mitbringt ...>Und dafür soll ich Siebzehnfünfzig ausgeben?Na gut, weil ihr es seid, Fünfzehn glatt,<br />

aber damit seid ihr dann auch richtig gut bedient.<br />

Schließlich heize ich euch den ganzen<br />

Abend ordentlich mit Musik ein.>Etwa mit<br />

den gleichen CD’s, die du mir letztes Jahr<br />

dafür gegeben hast?>Wieso, da waren doch geile Titel<br />

drauf?


Klar, aber irgendwer hatte die besten Stellen<br />

angekreuzt, so dass in jedem dritten Titel<br />

mehr Hacker drin waren, als bei meinem<br />

letzten Schluckauf. Und überhaupt, wie viele<br />

Karten hast du denn schon verkauft?>Bis heute Mittag waren das vieraber ich habe noch jede Menge<br />

Vorbestellungen.>Ach ja? Von wem denn z<strong>um</strong> Beispiel?>Na, Meiers wollen fünf Karten haben und<br />

Familie Schlag kommt auch mit 10 Personen.>Tja, mein lieberdas mit den Schlags kannste aber<br />

vergessen, die haben gestern noch Karten für<br />

die Aula gekriegt. Die sind noch bedient von<br />

deiner Veranstaltung im letzten Jahr.>Die haben es gerade nötig,<br />

kommen auch nur an, wenn sie was wollen.>Na dann, macht’s mal gut, JungsWer kann von dir schon was<br />

wollen, wo du doch nichts hast, außer Schulden<br />

und zwei linke Hände ...


Wieviele Komas gibt es wirklich?<br />

Werner und <strong>Koslowski</strong> lümmelten sich auf<br />

der Stammtischcouch im „Schwarzen Keiler“.<br />

Auf dem Tisch vor ihnen türmten sich<br />

die Kippen in den Aschenbechern. Zwischen<br />

und in den einzelnen kleinen Bierpfützen<br />

standen etwa ein Dutzend leerer Flaschen<br />

„Gär-Bräu“ und eine, noch zu einem Fünftel<br />

gefüllte Flasche Kümmel.<br />

>>Weischt du, Koschlowski, dasch Leben<br />

ischt doch rischtisch toll, scho lange man<br />

wasch schu saufen hat.>Ja-a-a-aWenn nur nach dem aufwachen<br />

nischt immer diescher Kopfschertsch da wäre.<br />

Isch weisch schon nisch mehr, wasch isch<br />

an Pillen schlucken scholl. Irgendwie helfen<br />

die alle nisch mehr.>Isch mir auch schon paschiert. Aber dann<br />

hab isch immer gleisch einen nachgelötet und<br />

die Lampe wieder sch<strong>um</strong> brennen gebracht..>Aber, dasch kann doch auch nisch geschund<br />

schein. Nisch dassch esch dir mal<br />

scho geht wie dem Kleinhansch, der liegt<br />

schon 2 Monate im Koma.>Ach ja, Komadasch wäre auch mal wasch für msich.<br />

71


Um nischt brauscht du dich schu kümmern<br />

und den Allehol laschen schie dir in den Arm<br />

laufen, da brauscht nischt mal mehr schlucken.>Du, schach mal, Koschlowschki, wieviele<br />

Komasch mag dasch wohl wirklisch geben?>Hä? Wasch<br />

isch losch? Dasch verschteh isch nisch ...>Na jamisch<br />

würd nur mal intereschieren, wie viele Komasch<br />

man gleischzeitisch haben kann, ohne<br />

dasch man dabei wasch wesch kriescht..>Weisch isch nisch, frach den Kleinhansch,<br />

wenn er genuch gepennt hat. Der musch<br />

dasch dann ja wischen. Ich hab für heute die<br />

Schnauze voll, isch musch in mein Bett und<br />

meinen Rausch auschpennen.


Werner verschränkte seine Arme auf dem<br />

Tisch und legte seinen schweren Kopf darauf.<br />

Dabei sabberte er noch >>Der Koma,<br />

die Koma, dasch Koma, wie mögen die Dinger<br />

wohl heischen, wenn esch mehrere davon<br />

gibt ...?


Weihnachtswettsaufen <strong>um</strong> die polnische<br />

Gans<br />

Es war der <strong>Tag</strong> des heiligen abends, an dem<br />

sich alle noch einmal im „Maddins Eck“ eingefunden<br />

hatten, <strong>um</strong> sich auf die anstehenden<br />

Feiertage einzustimmen.<br />

Maddin, der Wirt, veranstaltete, wie jedes<br />

Jahr, von 9 bis 15 Uhr das „Weihnachtswettsaufen<br />

<strong>um</strong> die polnische Gans“.<br />

<strong>Koslowski</strong> war schon seit <strong>Tag</strong>en aufgeregt<br />

und hatte sich daheim mächtig eingetrunken.<br />

Galt es doch seine Ehre zu verteidigen.<br />

Schließlich war er es, der in den letzten Vier<br />

Jahren das Saufgelage zu seinen Gunsten<br />

entschieden hatte. Zugegeben, im letzten Jahr<br />

war das ganz schön eng geworden. Da war<br />

Manner ihm so dicht auf den Fersen, dass<br />

nur ein Rülpser zur falschen Zeit die Entscheidung<br />

gebracht hatte. Mit nur einem einfachen<br />

Korn lag <strong>Koslowski</strong> vorn, als Maddin<br />

die Kuhglocke läutete und damit den offiziellen<br />

Teil des Saufgelages beendet hatte.<br />

Aber das war Vergangenheit. Heute galt es,<br />

erneut alles zu geben, sprich alles zu saufen,<br />

was zu kriegen war.<br />

Kerzengerade saßen sie in einer Reihe am<br />

Tresen: <strong>Koslowski</strong>, Willie, Rudi, Manner,<br />

Dieter und Werner.<br />

75


Der Wirt zapfte die Hopfenkaltschalen ab,<br />

hatte bereits einige Gläser mit Korn auf Vorrat<br />

gefüllt, als er noch einmal eindringlich die<br />

Regeln erklärte: >>Also, Jungs, es geht los,<br />

sobald ich die Glocke schwinge, Korn und<br />

Bier. Wenn einer sein Glas leer hat, gibt es<br />

Nachschub. Bier gibt 10 Punkte, Korn 15.<br />

Wer eine Pause braucht dem stehen zwei Mal<br />

15 Minuten zu. Und wer Kotzen muss, nicht<br />

auf den Tresen, nicht ins Waschbecken und<br />

nicht ins Pinkelbecken. Zeit <strong>um</strong> das Geschäft<br />

auf dem Klo zu erledigen maximal 45 Sekunden<br />

pro Gang. Alles verstanden?>JaNa dann, hier sind eure Getränke. Hände<br />

an die Bierhenkel und ...


Manner trank, wie auch Willie und Werner,<br />

Bier und Korn im Wechsel, so dass auf jedes<br />

Bier zwei Korn kamen.<br />

<strong>Koslowski</strong> hatte sich seine eigene Taktik zurecht<br />

gebastelt. Er wollte die ersten 3 Stunden<br />

nur Bier in sich schütten und erst danach<br />

richtig hart mit Korn aufschlagen.<br />

Und <strong>um</strong> nicht so oft aufs Klo laufen zu müssen,<br />

hatte er sich einen Katheter angelegt und<br />

in jedem seiner Hosenbeine 3 Plastiktüten<br />

versteckt, in die der Urin laufen konnte. Das<br />

hatte zuhause super geklappt.<br />

Rudi und Dieter nuckelten nach zwei Stunden<br />

bereits an ihrem Fünfundzwanzigsten<br />

Korn und wirkten leicht angeschlagen.<br />

Werner, Manner und Willie wirkten in ihren<br />

Bewegungen noch immer sehr geschmeidig<br />

und <strong>Koslowski</strong> hatte bereits seinen zehnten<br />

halben Liter Bier getrunken, ohne eine Pause.<br />

Maddin, der Wirt, staunte nicht schlecht, was<br />

die Sechs in diesem Jahr in so kurzer Zeit<br />

wegschafften und füllte freudig immer wieder<br />

Bier und Korn nach.<br />

Zur Mittagszeit brauchten Dieter und Rudi<br />

die erste Auszeit, drei Dutzend doppelte<br />

Korn forderten ihren Tribut und auch noch<br />

eine halbe Stunde später schnarchten sie auf<br />

der Stammtischcouch. Für sie war das Weihnachtswettsaufen<br />

gelaufen, genauso wie si-<br />

77


cher die gesamten Festtage. Denn den<br />

Dröhnschädel würden sie bestimmt nicht so<br />

schnell los werden.<br />

<strong>Koslowski</strong> war in der Zwischenzeit in Phase<br />

zwei angelangt. Nach 18 großen Bier hatte er<br />

begonnen, sich dem Korn zu widmen.<br />

Manner, der schon z<strong>um</strong> sechsten Mal vom<br />

Klo kam, wandte sich verwundert an <strong>Koslowski</strong>:<br />

>>Was <strong>ist</strong> denn mit dir heute los,<br />

musst du nicht auch mal langsam eine Stange<br />

Wasser in die Ecke stellen?>Nein. Da besteht noch kein Bedarf. Ich<br />

schwitze das Ganze aus, und den Rest zieh<br />

ich hoch und spucke ihn beim trinken ins<br />

Glas zurück ...>Sehr witzigSo, Männer, die letzten 60 Minuten sind<br />

angebrochen


nen seine Augen weiter hervorzuquellen.<br />

Dann waren beide erlöst. Maddin schwang<br />

die Glocke und rief: >>Aus die Maus. Jetzt<br />

wird abgerechnet. Bei Willie, Dieter, Rudi<br />

und Werner brauche ich erst gar nicht rechnen,<br />

die sind disqualifiziert.>Ja, ja, saufen wollen wir die Großen<br />

und nichts vertragen ...>Manner hat 13 Bier und 18 Korn, macht<br />

genau 400 Punkte. <strong>Koslowski</strong>, du hast 18<br />

Bier und 15 Korn, macht S<strong>um</strong>ma S<strong>um</strong>mar<strong>um</strong><br />

405 Punkte. Damit <strong>ist</strong> z<strong>um</strong> Fünften Mal in<br />

Folge <strong>Koslowski</strong> der Sieger des Weihnachtswettsaufens<br />

<strong>um</strong> die polnische Gans.<br />

Hier hast du deinen Vogel.>Nun guck sich das einer ander Kerl hat beschissen. Jetzt <strong>ist</strong><br />

mir klar, war<strong>um</strong> der nicht einmal aufs Klo<br />

musste.


schaute sich das Malheur an. >><strong>Koslowski</strong>,<br />

du b<strong>ist</strong> raus, die Gans steht Manner zu. Und<br />

pass auf, dass dir nicht auch noch die Tüten<br />

platzen, sonst wirst du das Zeug mit deiner<br />

Zunge vom Boden lecken. Und jetzt macht,<br />

dass ihr nach Hause kommt. Und nehmt die<br />

anderen vier Saufköppe mit. Ich muss noch<br />

meinen Weihnachtsba<strong>um</strong> aufstellen und<br />

schmücken, sonst reißt mir meine Alte den<br />

Kopf ab.


Rabattmarken<br />

>>Mann, <strong>ist</strong> das eine schlimme Zeit gewordenÜberall<br />

wirst du gelockt von irgendwelchen Sonderangeboten,<br />

die dich am ende teurer kosten,<br />

als normal. Und Bonuspunkte wollen sie dir<br />

auch an jeder Ecke andrehen. So ein<br />

Schwachsinn.>GenauFehlt bloß noch, dass es wieder Wertmarken<br />

fürs Essen und trinken gibt, wie damals,<br />

nach dem Krieg.>Da hab ich keine Ahnung vonDa bin ich zu jung für. Aber mal ehrlich,<br />

an so was ähnliches habe ich auch schon<br />

gedacht ...>Wie jetzt ...?Bier und Korn auf Wertbons? Du spinnst<br />

doch.>Lass ihn doch erst mal ausredenSehr witzig, Mann. Was <strong>ist</strong> nun mit deiner<br />

81


Schnapsidee?>Also, ich weiß doch, wie schlecht es euch<br />

ab dem zwanzigsten des Monats finanziell<br />

immer geht. Das tut mir richtig weh für euch,<br />

dass ihr dann immer halb durstig die Kneipe<br />

verlassen müsst ...>Du lässt uns ja auch nichts Anschreiben.<br />

Kapital<strong>ist</strong>!Deshalb gibt’s im neuen Jahr ja auch Rabattmarken.>Rabattmarken ...und wie soll das funktionieren?>Na ja, ab dem achten Bier gibt es für jedes<br />

weitere, das ihr trinkt, einen Rabattpunkt.<br />

Beim Korn <strong>ist</strong> das ähnlich, da gibt’s ab dem<br />

zehnten für jeden weiteren zwei Rabattpunkte.<br />

Und beim Essen gibt’s Rabattpunkte in<br />

Höhe von zehn Prozent des Preises.>Und dann? Wie werde ich die Dinger<br />

wieder los?>Indem du sie mir gibst>Jeder Rabattpunkt <strong>ist</strong> 25 Cent wert und<br />

kann ab dem nächsten Kneipenbesuch abgerechnet<br />

werden.


Wie meinst du das?das habe ich jetzt nicht ganz verstanden.>Ist doch ganz einfachDeine Rabattpunkte<br />

von heute kannst du ab morgen einlösen.>Und wenn ich da keinen Durst habe?>Das kann ich mir bei dir zwar überhaupt<br />

nicht vorstellenaber<br />

dann bringst du sie eben ein anderes Mal mit,<br />

wenn du wieder Durst hast.>Und dann rechnest du die Dinger von<br />

meiner Rechnung ab ...>Genau so funktioniert das. Dann könnt<br />

ihr auch am Monatsende noch ein bisschen<br />

mehr verkons<strong>um</strong>ieren und es tut euch nicht<br />

ganz so weh, dass ich ab Januar 50 Cent<br />

mehr für den Liter Bier nehme.>Genialendlich<br />

mal ein Wirt, der auch an uns denkt.


Rauchfrei bis der Arzt kommt<br />

Als <strong>Koslowski</strong> einen <strong>Tag</strong> nach Neujahr an<br />

die Klinke der „Klause“ fasste, glaubte er<br />

seinen Augen nicht zu trauen. In großen,<br />

schwarzen Lettern prangte ein handgeschriebenes<br />

Schild an der altehrwürdigen Tür:<br />

Rauchfreie Zone!<br />

Der Albtra<strong>um</strong> aller geselligen Raucher dieser<br />

Republik hatte begonnen wahr zu werden.<br />

Wütend stieß er die Tür auf und schritt<br />

schnurstracks auf den Tresen zu, ohne die<br />

anderen durstenden und von der unfreiwilligen<br />

Rauchentwöhnung gequälten Seelen zu<br />

bemerken.<br />

>>Was <strong>ist</strong> denn das für ein M<strong>ist</strong>?Hatten wir vor Silvester nicht was anderes<br />

vereinbart? Du wolltest doch der letzte rauchende<br />

Fels in der Brandung für uns sein,<br />

und jetzt fällst du uns so feige in den Rücken?>Moin, <strong>Koslowski</strong>Das war bis<br />

gestern, als mich zwei nette <strong>Herr</strong>en vom Amt<br />

hier besucht haben und ich dafür unterschreiben<br />

musste, wie teuer es für euch wird,<br />

85


wenn ihr hier weiter die Luft verquast. Und<br />

ich weiß doch, wie das bei euch ab dem<br />

Fünfzehnten im Monat mit Bargeldreserven<br />

aussieht ...>Natürlichdabei hast du nur an uns gedacht, und<br />

nicht an deine Strafzölle ...>Nun bleib aber mal sachlich ...>Ich bin ganz sachlich, und nüchtern dazu.<br />

Was scheren mich Strafzölle fürs Rauchen in<br />

der Kneipe? Die zahle ich gleich im Monatsabo,<br />

so weit geht mir das am Ar... vorbei!>Richtigda legen wir einfach zusammen.>Oder wir hängen am Eingang eine Sammelbüchse<br />

auf, wo dann gleich jeder, der hier<br />

rein kommt, seinen Obolus abliefern<br />

kannNa klarund die<br />

Zeitschrift „Wie werde ich Nichtraucher“<br />

gibt’s dann ab dem zehnten Bier, die man<br />

schafft, kostenlos dazu.>Jappund die wird<br />

von jetzt an gedruckt auf Original Zigarettenpapier,<br />

wo sie doch jetzt so viel davon<br />

übrig haben, wenn sich halb Deutschland das<br />

86


Rauchen abgewöhnt ... Ha, ha. Und jetzt gib<br />

mir so einen blöden Aschenbecher rüber, ich<br />

brauch jetzt langsam mein Nervengift, bevor<br />

ich dir deine Kneipe in ihre Einzelteile zerlege.>Versuchs, <strong>Koslowski</strong>aber du<br />

weißt, was dann auf dich zu kommt. Und<br />

überhaupt: Aschenbecher habe ich hier gar<br />

nicht mehr r<strong>um</strong>stehen, die versteigere ich seit<br />

gestern im Internet. Ihr glaubt nicht, was da<br />

zur Zeit los <strong>ist</strong> ...>Bestimmt mehr, als in den nächsten Monaten<br />

in deiner blöden Nichtraucherkneipe


Trinkerführerschein<br />

>>So, JungsNeues Jahr,<br />

neue Regeln. Und wer sich nicht dran hält,<br />

fliegt.>Was hat denn der schon wieder?Lass ihn doch malMal sehen, was es<br />

noch so an Überraschungen gibt, außer dem<br />

staatlich verordneten ‚Gesund sterben durch<br />

nicht Rauchen’.>Hoffentlich behält der Korn seine 32<br />

Prozent, denn wenn der noch dünner wird,<br />

kannste das Zeug bald aus dem Wassereimer<br />

saufen, damit es in der Birne klingelt.Darf ich dann auch noch mal was sagen<br />

dazu?Nach dem letzten<br />

Weihnachtswettsaufen <strong>um</strong> die polnische<br />

Gans, bin ich ernstlich ins Grübeln gekommen,<br />

wie lange das mit euch noch so weiter<br />

gehen kann. Und da mir die Hälfte meiner<br />

Stammkunden wegen des Rauchverbots sowieso<br />

schon weggeblieben <strong>ist</strong>, muss ich euch<br />

wohl oder übel dazu verdonnern, einen Trin-<br />

89


kerführerschein zu machen.>Trinker... was?Was<br />

<strong>ist</strong> denn das nun wieder für ein Quatsch?>Kein Quatsch, bitterer Ernst, Jungs. So<br />

wie ihr euch letztens aufgeführt habt, vergrault<br />

ihr mir auch noch den Rest der Kundschaft,<br />

und Leute von Auswärts trauen sich<br />

erst gar nicht durch die Tür, wenn sie euch<br />

sehen. Das gilt insbesondere für Rudi und<br />

Dieter, die fast jedes Mal, wenn sie zu viel<br />

hatten, auf der Stammtischcouch einpennen<br />

und abschnarchen. Widerlich!>Nun mach aber mal halblangso oft <strong>ist</strong> das ja auch<br />

nicht passiert. Und überhaupt ...>Genausag<br />

mal lieber was wir tun müssen, <strong>um</strong> diesen<br />

ollen Trinkerführerschein für deine Kneipe<br />

zu kriegen. Ich hab nämlich mächtig Nachdurst.>Also, als Erstes müsst ihr euch mal zivilisiert<br />

auf die Stühle am Tresen setzten. Sabbern,<br />

Rülpsen und Gurgeln sind tabu. Ebenso<br />

ständiges durcheinander saufen und das<br />

Anbrüllen des Nachbarn oder anderer Gäste.<br />

Pro Stunde gibt’s höchstens 3 halbe Liter<br />

Bier und 6 Korn für jeden von Euch. Anschreiben<br />

<strong>ist</strong> auch nicht mehr. Jeder Gang<br />

aufs Klo dauert mindestens 2 Minuten und<br />

90


wer was bestellen will hebt einfach die Hand.<br />

Ach ja: Und wenn ich sage Schluss <strong>ist</strong> aus,<br />

dann geht’s ohne Widerrede nach haus. Alles<br />

klar?>Nun gib schon her das Papier<br />

und Bier und Köm auch gleich. Mir platzt der<br />

Schädel.>Nee, nee, <strong>Koslowski</strong>, so schnell schießen<br />

die Mecklenburger nicht. Erst mal müsst ihr<br />

vier Wochen beweisen, dass ihr nach den<br />

neuen Regeln leben könnt. Und dann gibt’s<br />

den Trinkerführerschein, aber auch erst auf<br />

Probe ...>Drei <strong>Tag</strong>e Bedenkzeit ...>Gutdann sehen<br />

wir uns am Freitag wieder. Und jetzt raus mit<br />

euch! In zehn Minuten erwarte ich eine Reisegruppe.


Luft komplimentiert und die Tür hinter ihen<br />

geschlossen.<br />

>>Trinkerführerscheinauf so was beklopptes kann auch nur<br />

Maddin kommen. Und das will ein K<strong>um</strong>pel<br />

sein ...


Gras-Tester<br />

<strong>Koslowski</strong> stand vor dem Amt und zog genüsslich<br />

den Rauch seiner Zigarette in seine<br />

Lungen, als er ein Klopfen auf seiner Schulter<br />

verspürte. Im gleichen Augenblick vernahmen<br />

seine Radartüten ein lautes >>Moin>Mann, musst du mich so erschrecken? Ich<br />

war gerade dabei, mich seelisch und moralisch<br />

auf meinen Termin mit meiner Betreuerin<br />

vorzubereiten.>Das hab ich grade hinter mir. Und wie<br />

immer war’s eine Lachn<strong>um</strong>mer. Die haben<br />

doch niemals Arbeit für uns. Die können uns<br />

doch nur noch verwalten.>Zu was sind wir denn auch<br />

noch zu gebrauchen? Wir taugen doch zu<br />

nichts mehr, weil unsere Körper alt und verbraucht<br />

sind.>Apropos alt und verbrauchtWeißt du, wen ich letzte<br />

Woche getroffen habe?>Natürlich nicht, bin ja nicht dabei gewesen.<br />

Du kannst mal wieder blöde Fragen stellen.<br />

Erzählst du mir das jetzt oder übst du für<br />

eine neue Quizsendung?


Sehr witzig, <strong>Koslowski</strong>. Aber gut, letzten<br />

Freitag, als ich grad auf dem Weg z<strong>um</strong> Frühschoppen<br />

in Werners Pinte war, <strong>ist</strong> mir Rolf<br />

über den Weg gelaufen.>Ach, den gibt’s auch noch? Wie lange <strong>ist</strong><br />

das jetzt her, seit er mit seiner Kneipe in<br />

Konkurs gegangen <strong>ist</strong>? Ein Viertel Jahr? Was<br />

macht der Blödmann jetzt eigentlich, der<br />

kriegt doch bestimmt keine Stütze ...>Nee, die braucht er aber auch nicht. Der<br />

<strong>ist</strong> nach Holland gegangen. Schulden und<br />

Familie hat er hier gelassen, da sollen sich<br />

andere dr<strong>um</strong> kümmern.>Und was bitteschön macht der in Holland?<br />

So einen überqualifizierten mit zwei<br />

linken Händen können die da doch auch<br />

nicht gebrauchen.>Rolf <strong>ist</strong> jetzt Gras-Tester ...>Gras was bitte???>Gras-Tester, das <strong>ist</strong> ...>Ich weiß schon, was das <strong>ist</strong>. Dass der<br />

noch mal auf die schiefe Bahn kommt, war ja<br />

eigentlich klar, aber gleich ins Drogenmilieu<br />

abzurutschen ...>Hä? Was <strong>ist</strong> los? Wer hat was von Drogen<br />

und so gesagt?>Na du hast doch gerade erzählt, dass er<br />

einen auf Gras-Tester macht.>Mensch, <strong>Koslowski</strong>, das hat doch nichts<br />

94


mit Drogen zu tun.>Und was macht er nun da, in Holland?>Wenn du mich nicht ständig unterbrechen<br />

würdest, wüsstest du es bereits. Also, der<br />

macht jetzt, wie gesagt, einen auf Gras-<br />

Tester. Muss jeden morgen <strong>um</strong> halb Fünf<br />

aufstehen, damit er pünktlich <strong>um</strong> sechs Uhr<br />

durch die Freizeitparks laufen kann, <strong>um</strong> mit<br />

dem Zollstock die einzelnen Grashalme abz<strong>um</strong>essen,<br />

ob wieder eine Mähung dran<br />

<strong>ist</strong>.>Du spinnst, Heymann. Das kann ich mir<br />

nicht vorstellen.>Kannste aber glauben. Ich hab auch erst<br />

gedacht, der verarscht mich, aber dann hat er<br />

mir seinen Firmenausweis gezeigt, und da<br />

stand wirklich Gras-Tester drauf, und sein<br />

<strong>Name</strong> auch, sogar ein Foto von ihm war dabei.>Mensch, Heymann,Das <strong>ist</strong> es doch. Den<br />

Job werde ich meiner Betreuerin auch gleich<br />

für mich vorschlagen. Jeden <strong>Tag</strong> an der frischen<br />

Luft, keiner treibt mich an ...>Janur das frühe<br />

aufstehen müssen sie dir erst in einer halbjährigen<br />

Umschulung beibringen.


Miss Flubber aus G<strong>um</strong>m<strong>ist</strong>iefelland<br />

<strong>Koslowski</strong> saß über seinen Kontoauszügen<br />

und konnte nicht fassen, dass seine gesamte<br />

Stütze schon wieder verbraucht war, obwohl<br />

heute erst der Dreizehnte war. Und dazu<br />

noch ein Freitag. Das musste ja nichts gutes<br />

bedeuten. Hanno und Bernhard unterhielten<br />

sich angeregt mit dem Wirt vom Lindeneck,<br />

als sich quietschend die Eingangstür öffnete<br />

und ein Paar schwarzer G<strong>um</strong>m<strong>ist</strong>iefel die<br />

Treppe hinabstiegen. Hanno glaubte zu<br />

trä<strong>um</strong>en und sagte zu Bernhard: >>Kneif<br />

mich mal ...>Wieso?>Na dann guck doch mal Richtung Eingang<br />

...>Neinnicht<br />

auch das noch. War<strong>um</strong> kommt die heute<br />

97


gerade zu mir?>Kennt ihr euch?>Natürlich nicht, aber Frau Flubber sorgt<br />

seit gut zwei Wochen dafür, dass die Kammerjäger<br />

ordentlich zu tun haben in den<br />

Wirtshäusern.>AhaGute Fraudas Rauchen<br />

<strong>ist</strong> doch schon seit Wochen nicht mehr<br />

erlaubt und freie Plätze habe ich auch keine<br />

mehr ...>Was b<strong>ist</strong> denn du für ein Spinner?Hier <strong>ist</strong> doch noch alles frei.>Die kommt<br />

wohl aus G<strong>um</strong>m<strong>ist</strong>iefelland und hat z<strong>um</strong><br />

ersten Mal in ihrem Leben Ausgang in die<br />

Stadt bekommen.>Na und, lass sie doch, die will auch nicht<br />

d<strong>um</strong>m sterben und vorher noch was anderes<br />

sehen als Stall und Hühner ...>Gib mal ein Bier rüber, Süßer


Nun mal hübsch langsam und in einem<br />

anderen TonDas mag ja bei ihnen im Dorfkrug Mode<br />

sein, sich so anzureden. Bei uns geht das aber<br />

anders lang. Und außerdem machen sie vorher<br />

noch ihren Kotzbalken aus, der vermieft<br />

mir ja die ganze Kneipe.>Nu tu mal nicht so vornehmSchweine-Franz<br />

lässt du doch auch immer ohne Kommentar<br />

hier rein. Und außerdem ...>Und außerdem habe ich hier Hausrecht<br />

und bestimme, wer sich hier niederlassen darf<br />

und wer nichtSo, hier haben sie ihr Bier und für die<br />

Jungs drei Kümmel. Das macht dann Dreizehn-Achtzig.>Kannste den Wechseln? Dann gib’ mal<br />

bitte auf zwanzig Euro raus.>Nun guck mal nicht so ungläubigder <strong>ist</strong> echt. Und da wo ich<br />

herkomme, gibt’s noch mehr davon.>Na denn mal Prost, meine G<strong>um</strong>m<strong>ist</strong>iefellady


Auf das wir uns noch besser kennen lernen<br />

...


Der Letzte macht das Licht aus ...<br />

>>Scheiß WessisWieso?Du<br />

hast doch immer gesagt, dass sind deine<br />

Freunde, und die können noch eine ganze<br />

Menge lernen von dir ... Woher der plötzliche<br />

Sinneswandel?>Das kann ich dir ganz genau sagenMonate lang<br />

bescheißt der seine Firma und lässt die Miete<br />

weiter an mich abdrücken, obwohl er schon<br />

seit einem halben Jahr bei seiner Tusse<br />

wohnt ...>Ja, aber das war doch gut für dichDa hast du doch kassiert,<br />

ohne überhaupt was dafür tun zu müssen.>Das hab ich am Anfang auch gedacht,<br />

aber die Hälfte der Miete hat er ja bei mir<br />

abgetrunken und abgegessen ...>Du meinst, am Geschäft vorbei?Ja ...>Und die andere Hälfte hat natürlich nicht<br />

gereicht für dich und deinen ausschweifenden<br />

Lebenswandel ...Ach, was weißt du denn? Du hast doch<br />

überhaupt keine Ahnung!>Aber du ...


mit ernster Miene. >>Verstanden habe ich<br />

das jetzt trotzdem noch nicht. War<strong>um</strong> hast<br />

du die Kneipe dicht gemacht? Du hattest<br />

doch noch voll Silvesterparty.>Nicht ich habe die dicht gemacht ...>Sondern?>Das <strong>ist</strong> doch auch nur wegen Willem.<br />

Noch großarschig ins neue Jahr bei mir feiern<br />

mit seiner Bettdame, natürlich auch ohne zu<br />

bezahlen, und dann noch beim verabschieden<br />

den Wessi raushängen lassen und sagen ‚Der<br />

letzte macht das Licht aus und schließt<br />

ab’.>Ja, aber das <strong>ist</strong> doch nun mal sooder wolltest du die<br />

Kneipe offen lassen, so als<br />

Selbstbedienungsladen?>Quatsch, aber gerade als ich so gegen halb<br />

sechs den letzten Jägerme<strong>ist</strong>er vernichtet<br />

hatte, standen zwei <strong>Herr</strong>en von der Steuerfahndung<br />

vor mir ...>Wegen der nicht angegebenen Mieteinnahmen?Hab ich auch erst gedacht, aber die haben<br />

was von Konkursverschleppung geredet,<br />

mich an die frische Luft gesetzt und die<br />

Kneipe von draußen abgeschlossen. Seitdem<br />

komme ich da nicht mehr rein. Und ich wollte<br />

mir doch noch ein paar Tische und Stühle<br />

102


für den Garten mitnehmen ...>Das <strong>ist</strong> dann ja ganz d<strong>um</strong>m gelaufenUnd was<br />

machst du jetzt hier beim Sozialamt?>Stütze beantragen. Die Tante vom Amt<br />

hat gesagt, ich bin nicht arbeitsfähig, mit<br />

meinen zwei linken Händen, dabei habe ich<br />

doch schon so viele Jobs gehabt.>Dann verkauf den Leuten doch Versicherungen.<br />

Hast doch schließlich schon Erfahrungen<br />

als Banker, warst doch nicht <strong>um</strong>sonst<br />

für zwei <strong>Tag</strong>e Filialleiter bei der Meyer-Bank.<br />

Und außerdem stimmt dann der Spruch wieder:<br />

‚Wer nichts wird, wird Wirt, und <strong>ist</strong> ihm<br />

dieses nicht gelungen, macht er in Versicherungen’.<br />

Ha, ha ...


104


Sprudel-Wein<br />

Lautes Lachen drang durch das offene Fenster<br />

vom „Fährhaus“, als <strong>Koslowski</strong> auf die<br />

Klinke drückte. Doch die Tür gab nicht nach,<br />

auch nicht, als er seinen massiven Körper mit<br />

Gewalt dagegen presste. Auch auf sein Klopfen<br />

hin geschah nichts, und als er, wild und<br />

entschlossen, mit den Fäusten gegen die Eichentür<br />

hämmerte, drang aus dem Fenster<br />

nur eine erneute Lachsalve heraus.<br />

Mannie sah ihn nur mit ratlosem Blick an<br />

und zuckte mit den Schultern.<br />

>>Dann gehen wir eben durch die kalte KücheIch hab<br />

Durst, und außerdem wird’s langsam feucht<br />

von oben.>Wenn hier auch zu <strong>ist</strong>, dann gnade Willi<br />

GottHallo<br />

<strong>Koslowski</strong>, hallo Mannie


die beiden freundlich.<br />

>>MoinSo ein M<strong>ist</strong>war<strong>um</strong> muss gerade heute<br />

das Fass zu Ende sein. Bis das neue richtig<br />

läuft dauert es doch wieder Stunden.>Man müsste nur Ahnung vom Bier zapfen<br />

habenLass mich das mal machen,<br />

Chef.>Und uns gibst du bitte schnell mal zwei<br />

Korn und zwei Flaschen von der Notreserve<br />

„Gär-Bräu“. Wir haben nämlich schon wieder<br />

Nachdurst.>Was <strong>ist</strong><br />

denn das für ein Gegacker hier, haben die<br />

kein zuhause? Weibers ...>Die feiern einen fünfzigsten Geburtstag,<br />

sind schon seit heute Mittag kräftig beim<br />

Spachteln und TrinkenDas bringt wieder ordentlich Kohle in<br />

meine Kasse.


Die essen, was du gekocht hast?Das kann ich mir<br />

nicht vorstellen.>Ich auch nichtaber keine Angst, das Essen hat der Partyservice<br />

gebracht, das hat Chefchen nur<br />

noch mal aufwärmen müssen.>Ach so, dann besteht ja keine Gefahr einer<br />

MagenverstimmungGib uns bitte noch zwei Korn.>Sie lieber zu,<br />

dass du die Getränke an die Tische gebracht<br />

kriegst. Fürs R<strong>um</strong>labern wirst du von mir<br />

nicht bezahlt.>Wenn du mal bezahlen würdestUnd sonst?was<br />

macht die Familie?>Geht sodie Alte<br />

dreht nur schon wieder am Zeiger, die will<br />

noch ein Kind.>Dann mach ihr doch noch einsIst gut für die Steuer.>Und schlecht für meine Nerven.>Chef, ich brauche drei Flaschen halbtrockenen<br />

Sekt. Wo steht der?>Blöde Frage. B<strong>ist</strong> du neu hier? Im Kühl-<br />

107


fach in der Küche natürlich.>Na den zeig mir malM<strong>ist</strong>ich<br />

hab vergessen den Sekt zu kaufen.>Und nun?soll<br />

ich Bescheid sagen gehen ...>Willst du mich z<strong>um</strong> Löffel machen?Wenn die Sekt<br />

haben wollen, dann kriegen sie auch welchen.<br />

Hol mal drei Flaschen Weißwein und sechs<br />

Sprudelwasser aus der Kühlung!>Was willst du denn damit?Na dann pass mal ganz genau aufDie merken das<br />

doch sowieso nicht mehr.Wer sich hier wohl z<strong>um</strong> Löffel macht?>Gib uns bitte noch zwei Korn und zwei<br />

Bier vom Fass


sellschaft an den Tresen. >>Sagen sie mal,<br />

<strong>Herr</strong> Wirt, wollen sie uns veräppeln? Das <strong>ist</strong><br />

doch kein Sekt, was sie uns da eben bringen<br />

lassen haben.>Aber natürlichDie Flaschen habe ich<br />

gerade erst aufgemacht. Das kann nur sein,<br />

dass die schon abgelaufen sind.>Von wegen. Machen sie uns bitte die<br />

Rechnung fertig, wir sind bedient.>GernMona, mach den <strong>Herr</strong>schaften die<br />

Rechnung fertig, aber vergiss nicht, den Sekt<br />

mit aufzuschreiben.>Das tu mal lieber selber. Damit will ich<br />

nichts zu tun haben. Schließlich habe ich<br />

meinen guten Ruf zu verlieren, im Gegensatz<br />

zu dir.>Bloß gut, dass wir so was nicht trinken.>Aber was da immer für euch aus dem<br />

Zapfhahn kommt, wisst ihr auch nicht so<br />

genau. Ich würde mir ja mal das Fass zeigen<br />

lassen ...


ette zu inhalieren.<br />

<strong>Koslowski</strong> und Mannie starrten mit offenen<br />

Mündern auf ihre Bierh<strong>um</strong>pen und warteten<br />

nur darauf, dass sich der Wirt wieder hinter<br />

den Tresen traute.<br />

110


Rattenalarm<br />

<strong>Koslowski</strong> saß mit fahlem, fast weißem Gesicht<br />

auf der Stammtischcouch in der Mausefalle.<br />

Seine zittrigen Hände rührten schon seit<br />

gut zehn Minuten in seinem Kaffee, der heute<br />

schwärzer als die Nacht schien. Unter seinen<br />

geröteten Augen zeichneten sich die Augenringe<br />

im Dreierpack ab. Seine wenigen<br />

Haare, die ihm noch geblieben waren, standen<br />

wirr in der Gegend her<strong>um</strong> und erinnerten<br />

an Schneider, Gott habe ihn selig, als er<br />

vom Strom getroffen, das zeitliche segnete.<br />

Mit schwacher Stimme murmelte er: >><strong>Mein</strong><br />

Gott, Bodo, ich glaube, mit mir geht es zu<br />

Ende. Ich brauche dringend eine Auszeit,<br />

besser noch eine Entziehungskur ...>Was <strong>ist</strong> denn passiert?Ich hatte eine Begegnung der fünften Art,<br />

schlimmer als in jedem Horrorfilm. Ab halb<br />

zwei habe ich nur noch wach gelegen und<br />

mich im Bett hin und her gewälzt.>Da wird der Alkohol aus deinem Körper<br />

gewichen seinAber so was müsstest du doch<br />

schon kennen, bei deinen ganzen Alkoholexzessen<br />

...


Wenn’s mal nur das gewesen wäre, aber<br />

ich habe unter der Decke minutenlang einen<br />

ganzen Schwarm weißer Ratten entlang laufen<br />

sehen, immer nur im Kreis. Mit roten<br />

Augen und ihren langen Schwänzen wedelnd.<br />

Und das Rascheln habe ich auch ganz deutlich<br />

vernommen.>Du spinnst dochDas hast du dir bestimmt<br />

nur eingebildet oder geträ<strong>um</strong>t.>Nein, nein, das habe ich wirklich erlebt.<br />

Als ich heute morgens <strong>um</strong> halb neun aufgestanden<br />

bin, habe ich auf meinem Kopfkissen<br />

sogar noch ein paar Rattenköddel gefunden.>Ach was, das waren noch die Überbleibsel<br />

von vergangener Woche. Weißt du nicht<br />

mehr, dass du nach der Ostersauferei im<br />

Schlaf das bröckeln gekriegt hast? Das Zeug<br />

hast du nur nicht richtig rausgewaschen.><strong>Mein</strong>st du, Bodo?>Na klar, Unkraut vergeht nicht so schnell.<br />

Und Alkohol konserviert. Und außerdem gibt<br />

es mehr alte Säufer als alte Ärzte. Trink mal<br />

erst einen Korn, dann geht’s dir auch wieder<br />

besser.>Lass gut sein, Bodo, ich fass doch keinen<br />

mehr an. Das heute Nacht war mehr, als nur


ein Wink mit dem Torpfosten. Schließlich<br />

will ich meine Säuferrente noch erleben.>Grüß mir die anderen Saufbrüder und<br />

sage ihnen, dass wir uns wieder sehen, wenn<br />

nicht in dieser Welt, dann in einer anderen.

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