Feuerwehr im Winter - Feuerwehr Manching
Feuerwehr im Winter - Feuerwehr Manching
Feuerwehr im Winter - Feuerwehr Manching
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
8.10 <strong>Feuerwehr</strong> <strong>im</strong> <strong>Winter</strong><br />
Merkblatt für die <strong>Feuerwehr</strong>en Bayerns<br />
1
Inhaltsverzeichnis<br />
I. <strong>Feuerwehr</strong>haus ................................................................................................................. 3<br />
II. Löschwasserversorgung .............................................................................................. 3<br />
III. Löschmittel ......................................................................................................................... 4<br />
IV. Löschfahrzeuge ................................................................................................................ 4<br />
V. Pumpen ................................................................................................................................. 6<br />
VI. Schläuche ........................................................................................................................... 6<br />
VII. Hydraulische Rettungsgeräte .................................................................................. 7<br />
VIII. Sirenen .................................................................................................................................. 7<br />
IX. Einsatz .................................................................................................................................. 8<br />
X. Mannschaft ......................................................................................................................... 8<br />
2
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>im</strong> <strong>Winter</strong><br />
I. <strong>Feuerwehr</strong>haus<br />
a) Im Herbst<br />
1. Dach, Fenster, Türen, Jalousien (Schlauchtrocknung) überprüfen, ggf.<br />
instandsetzen bzw. abdichten<br />
2. Gründlich lüften<br />
3. Schneeräumgeräte prüfen, ggf. instandsetzen<br />
4. Heizung in Betrieb nehmen; Thermostat einstellen<br />
5. Heiz- und Streumaterial-Vorrat prüfen, ggf. ergänzen<br />
6. <strong>Winter</strong>dienst regeln, Räum- und Streudienst organisieren, möglichst Gemeinde<br />
in Anspruch nehmen<br />
b) Im <strong>Winter</strong><br />
1. Ausfahrt und Parkplätze für <strong>Feuerwehr</strong>dienstleistende schnee- und eisfrei<br />
halten - Streumittel verwenden (Streusalz nur wenn unbedingt notwendig,<br />
dann sparsamst verwenden)<br />
2. Fenster und Türen (Jalousien) möglichst geschlossen halten<br />
3. Heizung überwachen. In ungeheizten <strong>Feuerwehr</strong>häusern ggf. Wasserleitung<br />
abstellen und entwässern (Toilette)<br />
II.<br />
Löschwasserversorgung<br />
a) Abhängige Löschwasserversorgung<br />
Im Herbst, spätestens vor Frosteintritt (soweit nicht Sache der Gemeinde -<br />
Tiefbauamt - oder des Zweckverbands):<br />
1. Hydranten prüfen, besonders selbsttätige Entleerung, ggf. instandsetzen<br />
lassen<br />
2. Deckelfalz der Straßenkappen von Unterflurhydranten mit geeignetem Fett<br />
einschmieren (oder Folie einlegen)<br />
3. Hydrantenschilder und -pläne überprüfen<br />
Im <strong>Winter</strong>, bei Frostwetter und Schneelage:<br />
4. Hydranten schnee- und eisfrei halten (ggf. Anlieger hierzu einschalten)<br />
5. Deckelränder Unterflurhydranten mit Streusalz behandeln<br />
6. Wo örtlich möglich, Unterflurhydranten mit Torfmull Stroh, Schaumstoff oder<br />
Schutzdach („Hut“) abdecken<br />
7. Auftauen Hydranten-Straßenkappe: heißes Wasser, Abgasschlauch (Notfall:<br />
Kappe zerstören)<br />
8. Solange Hydrantenschacht eisfrei, ist Betriebsfähigkeit anzunehmen. Probeweises<br />
Öffnen des Hydranten unterlassen<br />
3
9. Auftauen Überflurhydranten: Abgasschlauch, ggf. Auftauapparate. Keine Lötlampen<br />
oder Schweißflammen! (Wärmerisse!)<br />
10. Nach Gebrauch prüfen, ob Hydrant selbsttätig entleert; ggf. Entleerungspumpe<br />
einsetzen und Gemeinde (Wasserwart) auf Abhilfe drängen<br />
Bei Hydranten ohne selbsttätige Entleerung grundsätzlich Entleerungspumpe<br />
verwenden<br />
11. Sammelt sich das Schmelzwasser in tiefer liegenden Unterflurhydrantenschächten,<br />
ggf. Klauendeckel entfernen, damit eingelaufenes Wasser über<br />
die Entleerungsbohrung abfließen kann<br />
b) Unabhängige Löschwasserversorgung<br />
1. Zufahrt schnee- und eisfrei halten, Streumittel verwenden (Streusalz nur<br />
wenn unbedingt erforderlich, dann sparsamst verwenden), ggf. öffentlichen<br />
Räum- und Streudienst beanspruchen<br />
2. Kleinere Wasserbehälter abdecken<br />
3. Freihalten der Deckel von Saugschächten und unterirdischen Löschwasserbehältern<br />
(Zisternen) sinngemäß wie bei Hydrantendeckeln. Bei Saugschächten<br />
mit Doppeldeckeln Zwischenlage aus Torfmull, Stroh oder<br />
Schaumstoff in Plastikfolie<br />
4. Saugstellen durch Hinweisschilder (min. 1,5 m über dem Boden) kennzeichnen<br />
5. Trockene Steigleitungen auf absolute Wasserfreiheit prüfen<br />
III.<br />
Löschmittel<br />
1. Bei Löschfahrzeugen mit Löschwasserbehälter ist Raum- oder Tankheizung<br />
erforderlich<br />
2. Bei ungeheizten Fahrzeughallen ist Kübelspritze zu entleeren oder Frostschutzmittel<br />
beizumischen<br />
3. Ein- und Mehrbereichsschaummittel sind allgemein frostbeständig bis zu<br />
- 15 °C<br />
IV. Löschfahrzeuge<br />
1. Zur <strong>Winter</strong>ausrüstung gehören:<br />
– Schneeketten mit Ersatzgliedern (bei<br />
Zwillingsreifen Zwillingsketten, bei<br />
Allradantrieb ggf. auf alle Antriebsräder)<br />
– Kälteschutz für Batterie (Achtung,<br />
durch Ummantelung keine Kurzschlussgefahr<br />
schaffen!)<br />
– Scheiben-Entfroster, Scheibenkratzer<br />
4<br />
– Kühlerhauben<br />
– Kühlerjalousien<br />
– Frostschutzmittel für Scheibenwaschanlage<br />
– Streusalz oder Splitt<br />
– Schaufel oder Spaten<br />
– Unterlegkeile<br />
– Schleppseile oder -stangen<br />
Bei Schneelage Schneeketten rechtzeitig montieren, <strong>im</strong> Bedarfsfall später nachziehen.
2. Kühlsystem<br />
a) Kühlsystem mit Frostschutzmitteln bis -30°C nach Betriebsanleitung füllen<br />
(Frostschutzmittel kann ganzjährig <strong>im</strong> Kühlsystem bleiben) - Kühlsystem<br />
auf Dichtheit kontrollieren - Kühlmittelstand nachprüfen - ggf. ergänzen<br />
b) An geeigneter Stelle schriftlichen Hinweis auf Frostbeständigkeit und Einfülldatum<br />
anbringen<br />
3. Schmier- und Kraftstoffe auf <strong>Winter</strong> umstellen, dazu:<br />
a) <strong>Winter</strong>öl oder Mehrbereichsöl (s. Betriebsanleitung) verwenden<br />
b) <strong>Winter</strong>dieselkraftstoff verwenden (geringerer Paraffingehalt) oder Dieselkraftstoff<br />
mit Petroleum oder Normalbenzin (s. Betriebsanleitung) mischen<br />
(Kraftstoff muss be<strong>im</strong> Mischen noch mindestens + 8°C haben!)<br />
c) Luftfilter ggf. von Sommer- auf <strong>Winter</strong>betrieb umstellen<br />
d) Bremsseile, -gestänge und -wellen häufig schmieren bzw. einsprühen<br />
e) Unterbodenschutz kontrollieren bzw. wo nicht vorhanden, nach gründlicher<br />
Fahrgestellreinigung Konservierungsmittel auftragen - nach jeder Fahrt<br />
bei Streusalz ist gründliche Reinigung (möglichst auch Unterbodenwäsche)<br />
notwendig<br />
f) Bei Druckluftbremsen oder druckluftunterstützten hydraulischen Bremsen<br />
– Kondenswasser aus Luftkessel(n) regelmäßig ablassen<br />
– Frostschutzpumpe regelmäßig auffüllen (s. Betriebsanleitung)<br />
– sofern Frostschutzpumpe nicht vorhanden:<br />
Druckluftleitung hinter Luftpresser abschrauben<br />
ca. 1/4 Liter Frostschutzmittel einfüllen<br />
Motor laufen lassen, bis Druckregler abbläst<br />
Bremspedal ca. 10mal ganz durchtreten<br />
angeschraubte Leitung auf Dichtheit prüfen<br />
Vorgang alle 250 km oder nach ca. 5 Betriebsstunden wiederholen<br />
4. Motorunabhängige Zusatzheizung (Standheizung) überprüfen, ggf. instandsetzen<br />
lassen (vgl. „brandwacht“ 2/1987, Seite 31)<br />
5. Batterien müssen stets voll geladen sein (ggf. Ladeerhaltung über Ladesteckdose),<br />
leere Batterien frieren bereits bei - 10°C ein - Säuredichte und<br />
Flüssigkeitsstand häufig kontrollieren<br />
6. Anlasskraftstoff für Startpilot, bei Fahrzeugen ohne Startpilot Anlasskraftstoff<br />
in Sprühdosen bereithalten<br />
7. Auch bei Frostwetter Probefahrten (mindestens 30 km - 14tägig) durchführen,<br />
Motor muss dabei betriebswarm werden<br />
8. Nicht sinnlos Starter betätigen, bis Batterie leer - lieber vorsorglich Abschleppdienst<br />
regeln<br />
9. Im <strong>Winter</strong> erst recht nicht fahren „wie die <strong>Feuerwehr</strong>“!<br />
10. Bei aufgelegten Schneeketten Höchstgeschwindigkeit 50 km/h!<br />
5
V. Pumpen<br />
1. Vor Beginn der Frostperiode und nach jedem Gebrauch gründlich entwässern,<br />
Ablasshähne ggf. mit Draht durchstoßen<br />
a) Trockensaugprobe durchführen<br />
b) Ablasshähne und Absperrvorrichtungen schließen<br />
c) 1/2 bis 1 Liter Frostschutzmittel in Pumpe füllen, kurz laufen lassen und<br />
nochmals Trockensaugprobe durchführen<br />
Sämtliche Blindkupplungen abkuppeln, Druckausgänge ganz öffnen (über<br />
die Sperrklinke!), Pumpe bei erhöhter Drehzahl laufen lassen (Pumpenrad<br />
erzeugt Ventilatoreffekt und bläst Frostschutzmittel zu den Ventilen an den<br />
Druckausgängen), Frostschutzmittel wieder ablassen und auffangen<br />
d) Druckausgänge bis auf etwa 2 Umdrehungen schließen<br />
e) Flüssigkeitsring-Entlüftungspumpen ständig mit Frostschutzmittel (dem<br />
Wasser beigemischt) gefüllt halten<br />
2. Bei nur kurzer Betriebsunterbrechung (Wasserförderung) Pumpe <strong>im</strong> Leerlauf<br />
weiterlaufen lassen (bei Stillstand Einfriergefahr), dabei auf unzulässige<br />
Erwärmung der Pumpenanlage achten. Absperreinrichtungen in Abständen<br />
bewegen. Bei Tankfahrzeugen auf Tankkreislauf schalten<br />
Bei längerer Betriebsunterbrechung oder Außerbetriebnahme Pumpe sofort<br />
entwässern (siehe Abschnit V.1.)<br />
3. Blindkupplungen von sämtlichen Druckausgängen entfernen, Kugelhähne<br />
in halboffene Stellung<br />
4. Eingefrorene Druckausgänge, Druckmessgeräte (-leitungen) usw. ggf. vorsichtig<br />
mit Abgasschlauch auftauen<br />
VI. Schläuche<br />
1. Das Wasser in den Schlauchleitungen muss ständig fließen, damit es<br />
nicht einfriert! Deshalb<br />
a) Strahlrohr nie ganz schließen, auch wenn zeitweise kein Löschwasserbedarf<br />
besteht - dann Wasser unschädlich ablaufen lassen (Glatteisgefahr!)<br />
b) freie Abgänge am Verteiler öffnen, dabei Wasser durch kurzes Schlauchstück<br />
wegleiten (sonst Festfrieren der Schläuche und Glatteisgefahr)<br />
2. Bei Ausfall der Wasserförderung und Abschluss der Löscharbeiten<br />
a) möglichst an jede Kupplung ein Mann<br />
b) auf Zeichen gleichzeitig entkuppeln<br />
c) jeder seinen Abschnitt sofort entwässern - Vorsicht! Nicht knicken, wahrscheinlich<br />
„steifgefrorene Röhre oder Stange“! Wenn erforderlich Knickstellen<br />
mit Abgasschlauch erwärmen<br />
6
3. Bei Kräftemangel Abbau der Leitungen ohne Abstellen der Wasserzufuhr,<br />
und zwar<br />
a) von vorn nach rückwärts schlauchweise<br />
b) dabei nicht vorzeitig Verteiler schließen<br />
4. Zusammengefrorene Kupplungen und am Boden festgefrorene Leitungen<br />
mit heißem Wasser oder Abgasschlauch lösen<br />
5. Wenn Schläuche nicht mehr rollfähig, vorsichtig in Buchten zurücknehmen<br />
6. Steif- und zugefrorene Druckschläuche<br />
a) in Gefrierlage (z. B. auf Leitern) zum Auftauen in geheizten Raum (z. B. auch<br />
Gärtnerei) bringen<br />
b) be<strong>im</strong> Tragen und Fahren möglichst häufig unterstützen<br />
c) notfalls in Wasserlauf legen<br />
7. Armaturen gründlich entwässern ausschleudern (Kugelhähne in halboffene<br />
Stellung), bzw. <strong>im</strong> Gerätehaus auftauen und trocknen<br />
VII. Hydraulische Rettungsgeräte<br />
Unter besonders ungünstigen Umständen können hydraulische Rettungsgeräte<br />
(Spreizer, Schneidgerät und Rettungszylinder) bei extrem niedrigen Temperaturen<br />
(unter -20°C) versagen, weil<br />
1. Elektromotorpumpe nicht anläuft. Dann<br />
a) Strom für Elektromotorpumpe mehrmals kurzzeitig einschalten (Gerät erwärmt<br />
sich durch Stromstöße)<br />
b) ggf. Handpumpe einsetzen<br />
2. größere Temperaturschwankungen <strong>im</strong> Ruhezustand zu Ausgleichsbewegungen<br />
führen können. Schäden und Schwierigkeiten bei der Inbetriebnahme<br />
können verhindert werden, indem hydraulische Rettungsgeräte<br />
nach Gebrauch nicht vollständig bis zur Endstellung geöffnet bzw. geschlossen<br />
werden<br />
Beachte: Die Arbeitszeiten hydraulischer Rettungsgeräte können sich bei Kälte<br />
(Hydraulikflüssigkeit wird dickflüssiger) bis zu 20 % verlängern!<br />
VIII. Sirenen<br />
Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen kann es bei Sirenen zwischen Laufrad<br />
und Gehäuse zu Reif- und Eisbildung kommen, die Sirene läuft dann u. U.<br />
nicht an. Deshalb<br />
a) bei starker Reifbildung<br />
b) nach Regen und Schneefall mit anscchließendem Frost<br />
Sirenen (durch Betätigen des Handauslöseknopfes) mehrmals kurz anlaufen<br />
lassen.<br />
Regelmäßige Probealarmierungen unabhängig davon durchführen!<br />
7
IX. Einsatz<br />
1. Verlängerung der Hilfsfrist durch <strong>Winter</strong>erschwernisse beachten!<br />
2. Anfahrt zur Einsatzstelle mit größter Vorsicht! (Sicherheit vor Schnelligkeit!<br />
Ankommen ist Alles!)<br />
3. Erhöhte Unfallgefahr durch vereisten Untergrund, vereiste Treppen und<br />
Leitern usw. beachten<br />
4. Wasserschaden vermeiden, da noch schl<strong>im</strong>mer als <strong>im</strong> Sommer (erschwertes<br />
Austrocknen, Auffrieren von Putz usw.)<br />
5. Absperreinrichtungen an Pumpen und Armaturen in Abständen bewegen<br />
6. Einsatz von Löschwasser äußerst sparsam und so regeln, dass unnötige<br />
Vereisungen an der Einsatzstelle vermieden werden<br />
7. Nach dem Einsatz vereiste Gehwege und Fahrbahnen bestreuen (lassen)<br />
X. Mannschaft<br />
a) Im Herbst<br />
1. Unterricht „<strong>Feuerwehr</strong> <strong>im</strong> <strong>Winter</strong>“<br />
2. Überprüfen der Einsatz-/Schutzkleidung, ggf. pflegen, instandsetzen und<br />
vervollständigen<br />
b) Im <strong>Winter</strong><br />
1. Ausrücken nur mit geeigneter (Schutz-)Kleidung (warme Unterwäsche, dicke<br />
Socken, Weste/Pullover, Schal, Handschuhe, Ohrenschützer oder Wollmütze<br />
unter dem Helm, <strong>Feuerwehr</strong>überjacke mit Futter usw.)<br />
2. Auf dem Weg zum Gerätehaus größte Vorsicht !<br />
3. ggf. Ersatz-Schutzkleidung bereithalten/-stellen<br />
4. Bei längerem Einsatz für heiße, alkoholfreie Getränke, warme Verpflegung<br />
und Wärmemöglichkeit sorgen<br />
Merkblatt:<br />
Herausgeber:<br />
8<br />
„<strong>Feuerwehr</strong> <strong>im</strong> <strong>Winter</strong>”<br />
Staatliche <strong>Feuerwehr</strong>schule Würzburg, Weißenburgstraße 60, 97082 Würzburg<br />
Ausgabe CD MA 07/2003