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TELEMATIK-ANWENDUNGEN IM<br />

GESUNDHEITSWESEN:<br />

Nutzungsfel<strong>der</strong>, Verbesserungspotentiale<br />

und Handlungsempfehlungen<br />

Schlußbericht<br />

<strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe 7


Herausgeber:<br />

FORUM INFO 2000<br />

Geschäftsstelle<br />

Oxfordstraße 2<br />

<strong>53</strong>111 Bonn<br />

Tel.: (02 28) 9 85 38-0<br />

Fax: (02 28) 9 85 38-22<br />

http://www.forum-info2000.de<br />

e-mail-Adresse:<br />

info@forum-info2000.de<br />

Redaktion:<br />

Gerhard Brenner<br />

Wilhelm van E<strong>im</strong>eren<br />

Christian Sachse<br />

Karl Hinrich Vöge<br />

AG-Betreuung<br />

und Endredaktion:<br />

Veli N. Stroetmann<br />

Geschäftsstelle FORUM INFO 2000<br />

Bonn, Mai 1998


GELEITWORT<br />

Als die Bundesregierung <strong>im</strong> Oktober 1996 das FORUM INFO 2000 gründete und d<strong>ab</strong>ei<br />

die Arbeitsgruppe Gesundheit einrichtete, hatten wir vor allem zwei Ziele:<br />

• Das Forum sollte eine offene und öffentliche Diskussion über den gegenwärtig<br />

stattfindenden Wandel von <strong>der</strong> Industrie- zur Wissensgesellschaft<br />

anregen;<br />

• und es sollte eine Denk- und Zukunfts-Werkstatt sein.<br />

Heute können wir feststellen: Das Engagement und die <strong>Ergebnisse</strong> dieser Arbeitsgruppe<br />

<strong>im</strong> FORUM INFO 2000 werden uns auf dem Weg in die Wissensgesellschaft einen guten<br />

Schritt weiterbringen. Das Forum hat beide Ziele erreicht. Mehr als das: Das Engagement<br />

all <strong>der</strong>jenigen, die sich als Träger o<strong>der</strong> als Teilnehmer am Forum und an seinen diversen<br />

Arbeitsgruppen beteiligt h<strong>ab</strong>en, war und ist <strong>im</strong>mens.<br />

Allein an <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Gesundheit waren über 90 Experten aus allen relevanten<br />

Teilbereichen des Gesundheitswesens, aus <strong>der</strong> Wissenschaft, <strong>der</strong> Industrie und den<br />

Patientenorganisationen, beteiligt. Sie h<strong>ab</strong>en Anwendungsfel<strong>der</strong> für die Telematik <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen aufgezeigt, hieraus erwachsene Verbesserungspotentiale für das<br />

Gesundheitswesen diskutiert und Handlungsempfehlungen für die Zukunft ausgesprochen.<br />

Seit Jahren steht das deutsche Gesundheitswesen aus vielfältigen Gründen vor einem<br />

steigenden Kostendruck. Telematik bietet die Chance, eine gleichbleibende o<strong>der</strong> verbesserte<br />

Qualität in <strong>der</strong> Patientenversorgung zu st<strong>ab</strong>ilen Kosten zu erreichen.<br />

Telematikanwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen müssen sich an den Bedürfnissen des<br />

Patienten orientieren. In den jetzt vorliegenden Publikationen nehmen daher auch Patienteninformation<br />

und Patientenorientierung be<strong>im</strong> Einsatz von Telematiktechniken einen<br />

breiten Raum ein.<br />

Technische Voraussetzungen und rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz <strong>der</strong><br />

Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen sind in Deutschland gegeben. Sie wurden durch das<br />

Informations- und Kommunikationsdienstegesetz weiter verbessert. In regionalen Modellprojekten<br />

hat sich Telematik bereits hervorragend bewährt. Jetzt müssen die einzelnen<br />

Träger des Gesundheitswesens in den Bereichen, für die sie Verantwortung tragen,<br />

Schlußfolgerungen für ihre Arbeit und für eine breite Anwendung ziehen, und auf<br />

nationaler Ebene standardisierte Bedingungen für die flächendeckende Nutzung <strong>der</strong><br />

III


Telematik in Deutschland geschaffen werden. BMBF und BMG sind ihrerseits bereit, die<br />

Empfehlung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Gesundheit zur Gründung eines Aktionsforums für<br />

Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen aufzugreifen. Dieses Aktionsforum soll in Absprache mit<br />

allen relevanten Akteuren sowie <strong>im</strong> Einklang mit internationalen Übereinkünften<br />

verbindliche nationale Absprachen zu treffen. Damit wird für die Zukunftsorientierung<br />

unseres Gesundheitswesens eine solide Grundlage geschaffen.<br />

Dr. Jürgen Rüttgers<br />

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie<br />

Horst Seehofer<br />

Bundesminister für Gesundheit<br />

Bonn, <strong>im</strong> Mai 1998<br />

IV


VORWORT<br />

Der Einsatz mo<strong>der</strong>ner Informationssysteme, die interne und externe Vernetzung dank<br />

Telekommunikation sowie die Nutzung neuester Mult<strong>im</strong>edia-Entwicklungen eröffnen auch<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen Perspektiven zur weiteren qualitativen Verbesserung, zur Effizienzsteigerung<br />

und zu langfristigen Kosteneinsparungen. Chancen, potentieller Nutzen, <strong>ab</strong>er<br />

auch eventuelle Risiken von Telematik-Anwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen waren<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Arbeitsgruppe 7 des FORUM INFO 2000.<br />

Ausgelöst durch neue technische Möglichkeiten wie auch wirtschaftliche, soziale und<br />

politische Verän<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong> globalen Maßst<strong>ab</strong> wandelt sich Deutschland von einer<br />

Industrie- zur Informations- und weiter zur Wissensgesellschaft. Das FORUM, eine<br />

Initiative <strong>der</strong> Bundesregierung <strong>im</strong> Rahmen ihres Aktionsplanes für „Deutschlands Weg in<br />

die Informationsgesellschaft”, will alle Bürger und gesellschaftlichen Gruppen motivieren,<br />

einen Beitrag dazu zu leisten.<br />

Das Gesundheitswesen betrifft uns alle gleichermaßen. Ihm kommt in diesem Prozeß<br />

eine herausragende Stellung zu:<br />

1. weil <strong>der</strong> elektronische Informationsaustausch hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Sicherheit<br />

sensibler medizinischer Daten stellt;<br />

2. weil Qualität und Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> medizinischen Behandlung durch Telematik<br />

und elektronische Kommunikation weiter verbessert werden können;<br />

3. weil die Verfügbarkeit und <strong>der</strong> Zugriff auf an verschiedenen Orten gespeicherte<br />

Behandlungsdaten durch Arztpraxen und Krankenhäuser dank <strong>der</strong> Vernetzung<br />

von medizinischen Einrichtungen beschleunigt werden wird.<br />

D<strong>ab</strong>ei müssen die Bedürfnisse und Interessen aller Beteiligten - Bürger, Patienten, Ärzte,<br />

Gesundheitsberufe, Krankenkassen, Industrie usw. - berücksichtigt, <strong>ab</strong>er auch ihre<br />

Kooperation bei gesellschaftlich tragfähigen Lösungen eingefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Die Arbeiten <strong>der</strong> Arbeitsgruppe begannen unmittelbar mit <strong>der</strong> Gründung des FORUM<br />

INFO 2000 <strong>im</strong> Oktober 1996. Im Rahmen von drei <strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n, z.T. weiter<br />

unterglie<strong>der</strong>t in eine Vielzahl von Themengruppen und Expertenzirkeln, wurden vielfältige<br />

Einzelaspekte in den sehr unterschiedlichen Anwendungsfel<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Detail analysiert und<br />

Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise erarbeitet. Nach fast eineinhalbjähriger<br />

Tätigkeit werden nunmehr die <strong>Ergebnisse</strong> „Telematik-Anwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

- Nutzungsfel<strong>der</strong>, Verbesserungspotentiale und Handlungsempfehlungen”<br />

V


vorgelegt. Diese <strong>Ergebnisse</strong> wurden auch in einer übergreifenden, integrierenden<br />

Gesamtschau zusammengetragen und mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung verknüpft, zur weiteren<br />

Umsetzung und Realisierung des Potentials <strong>der</strong> Telematik-Nutzung umgehend ein<br />

„Aktionsforum für Telematiknutzung <strong>im</strong> Gesundheitswesen” zu gründen.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe h<strong>ab</strong>en gut 90 Personen mitgewirkt, wovon sich die Mehrheit z.T.<br />

sehr intensiv an <strong>der</strong> Ausarbeitung dieses Berichtes beteiligt hat. Ihnen allen gilt unser<br />

Dank für das hohe Engagement, die hervorragende Kooperation und das kritische<br />

Ausdiskutieren auch kontroverser Standpunkte. Unser Dank gilt auch all den Verbänden,<br />

Organisationen und Unternehmen, die es ermöglicht h<strong>ab</strong>en, daß ihre Mitarbeiter<br />

Arbeitszeit und Ressourcen in diese Aktivitäten investieren konnten. Beson<strong>der</strong>s zu<br />

erwähnen sind hierbei diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die als Leiter bzw. als<br />

Berichterstatter und Autoren von <strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n und Themengruppen beson<strong>der</strong>e<br />

Verantwortung übernommen h<strong>ab</strong>en.<br />

Obgleich natürlich die Träger durch ihre Zuarbeit den größten Teil <strong>der</strong> Kosten für das<br />

Forum Info 2000 trugen, sollte die Unterstützung durch die Bundesregierung nicht unerwähnt<br />

bleiben. So trug das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und<br />

Technologie (BMBF) die Hälfte <strong>der</strong> Infrastrukturkosten für die Organisation des FORUM<br />

INFO 2000, das BMWi die an<strong>der</strong>e Hälfte. Dies betrifft vor allem die koordinierenden<br />

Tätigkeiten <strong>der</strong> FORUM-Geschäftsstelle. Speziell die Arbeitsgruppe „Telematik-<br />

Anwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ fand intensive Unterstützung durch das Bundesministerium<br />

für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) sowie das<br />

Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Beiden Häusern sei für ihre konstruktive<br />

Mitarbeit gedankt!<br />

Die Chancen, die Qualität <strong>der</strong> Versorgung sowie Effizienz und Effekitivität des deutschen<br />

Gesundheitswesens zu steigern, sind gegeben. Alle Beteiligten hoffen, daß dieser Bericht<br />

zur weiteren Realisierung einen entscheidenden Anstoß geben wird!<br />

für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> AG 7 “Gesundheit”<br />

Prof. Dr. Wilhelm van E<strong>im</strong>eren<br />

Leiter <strong>der</strong> AG 7<br />

Neuherberg bei München, <strong>im</strong> April 1998<br />

VI


Inhalt<br />

Geleitwort<br />

Vorwort<br />

III<br />

V<br />

VISIONEN UND ZIELE<br />

0 Einleitung 1<br />

1 Telematik-Anwendungen: Chancen für eine bessere Patientenversorgung 1<br />

1.1 Einleitung 5<br />

1.2 Kann Telematik Probleme <strong>im</strong> Gesundheitswesen lösen? 5<br />

1.3 Neue Ansätze, um den Verwaltungsaufwand zu min<strong>im</strong>ieren 6<br />

1.4 Gesundheitsinformationen für alle 6<br />

1.5 Interdisziplinärer Dialog / Organisationsstruktur <strong>der</strong> Arbeitsgruppe 7<br />

2 Aufbruch ins kommende Jahrzehnt: Auswirkungen <strong>der</strong><br />

Informationstechnologie auf die Gesundheitsberufe 1<br />

2.1 Einleitung 11<br />

2.2 Potentiale 12<br />

2.3 Risiken und ihre Vermeidung 13<br />

2.4 Hin<strong>der</strong>nisse 14<br />

2.5 Akteure, Handlungsnotwendigkeiten 16<br />

3 Integrierte Gesundheitsnetze: Beschreibung <strong>der</strong> notwendigen<br />

Systemkomponenten 1<br />

3.1 Allgemeine Ausgangssituation 19<br />

3.1.1 Basistechnologie in Praxis und Klinik 20<br />

3.1.2 Ausweitung verarbeiteter Inhalte 21<br />

3.1.3 Alltag <strong>der</strong> Medienbrüche 21<br />

3.2 Aktueller Entwicklungsstand 22<br />

3.2.1 Dezentrale Zuständigkeiten und heterogene Ansätze 22<br />

3.2.2 Divergente Sicherheitsansätze 22<br />

3.2.3 Erste Interoper<strong>ab</strong>ilität durch vorhandene Schnittstellen 23<br />

3.2.4 Gesundheitsnetze und Vernetzung <strong>im</strong> Gesundheitswesen 23<br />

3.3 Exemplarische Ansätze 24<br />

3.3.1 Deutsches Medizin Forum 24<br />

3.3.2 Medical Network 25<br />

3.3.3 Deutsches Gesundheitsnetz 25<br />

3.3.4 xDT-Schnittstellen <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung 26<br />

3.3.5 HCP-Protokoll für BayNet 27<br />

VII


3.4 Empfehlungen und For<strong>der</strong>ungen 27<br />

3.4.1 Richtlinien für Anwen<strong>der</strong> 28<br />

3.4.2 Richtlinien für Anbieter medizinischer Inhalte 29<br />

3.4.3 Richtlinien für Übermittler von Patientendaten 29<br />

3.4.4 Abgest<strong>im</strong>mte Authentifikation 29<br />

3.4.5 Weiterentwicklung interoper<strong>ab</strong>ler Inhalts-Schnittstellen 31<br />

3.4.6 Nächste Schritte 31<br />

4 Telematikplattform: Ansatz, Komponenten, Funktionen und Schritte zu ihrer<br />

Realisierung 1<br />

4.1 Zur aktuellen Situation 33<br />

4.2 Aktionsforum für Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen 34<br />

4.3 Weiterer organisatorischer Hintergrund für die Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen 35<br />

4.3.1 Normierungsgremien 35<br />

4.3.2 Produktzertifizierung 35<br />

4.3.3 Trusted Third Parties 36<br />

4.4 Anfor<strong>der</strong>ungsspektrum 36<br />

4.4.1 Netztechnik 36<br />

4.4.2 Sicherheitssystem 37<br />

4.4.3 Standardisierung und Interoper<strong>ab</strong>ilität 37<br />

4.4.4 Organisatorische und ökonomische Anfor<strong>der</strong>ungen 37<br />

4.4.5 Institutionalisierung 38<br />

4.5 Technologischer Handlungsbedarf 38<br />

4.5.1 Netztechnik 38<br />

4.5.2 Sicherheitstechnik 38<br />

4.6 Standardisierung 39<br />

4.6.1 Netztechnik 39<br />

4.6.2 Sicherheitstechnik 39<br />

4.6.3 EDI-Strukturen 39<br />

4.6.4 <strong>Dokument</strong>ationsstrukturen 39<br />

4.7 Interoper<strong>ab</strong>ilität 40<br />

4.8 Rechtliche Rahmenbedingungen 40<br />

4.8.1 Datenschutz und Schweigepflicht 40<br />

4.8.2 Beweiskraft elektronischer <strong>Dokument</strong>e 40<br />

VIII


ANWENDUNGSSZENARIEN<br />

- ERGEBNISSE DER UNTERARBEITSGRUPPEN -<br />

5 Informationen für Bürger und Patienten 1<br />

5.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 44<br />

5.1.1 Ausgangslage - Bedarf 44<br />

5.1.2 Handlungsempfehlungen 46<br />

5.1.2.1 Laiengerechte Aufbereitung und Strukturierung von<br />

Gesundheitsinformationen 46<br />

5.1.2.2 Schaffung von Zugangsvoraussetzungen 47<br />

5.1.2.3 Verstärkte Unterstützung von behin<strong>der</strong>ten Menschen <strong>im</strong> Zugang zu<br />

Informationen 48<br />

5.1.3 Empfehlungen zur Vorgehensweise 49<br />

5.2 Autorenbeiträge 51<br />

5.2.1 Leitlininien für Informationssysteme für Bürger und Patienten 51<br />

5.2.2 Das Gesundheits-Informations-System (GIS) - ein Demosystem auf<br />

Internetbasis 55<br />

5.2.3 Patienten-Informierungs-Systeme - warum, wozu, womit? 61<br />

5.2.3.1 Einleitung 61<br />

5.2.3.2 Warum überhaupt Patienteninformierung? 61<br />

5.2.3.3 Warum mult<strong>im</strong>ediale computergestützte Patienteninformierung? 64<br />

5.2.3.4 Autorensystem zur leichten Erstellung von Patienteninformierungssystemen<br />

69<br />

5.2.3.5 Ausblick 70<br />

5.2.4 Anfor<strong>der</strong>ungen an Informationssysteme für Behin<strong>der</strong>te 71<br />

5.2.4.1 Einleitung 71<br />

5.2.4.2 Analyse und Folgerungen 72<br />

5.2.4.3 Notwendige Aktionen 74<br />

5.2.4.4 Visionen 74<br />

5.2.4.5 Design von Web-<strong>Seite</strong>n für Behin<strong>der</strong>te 75<br />

5.2.5 Analyse und Empfehlungen für den Bereich Zahngesundheit 77<br />

5.2.5.1 Analyse 77<br />

5.2.5.2 Derzeitiges Angebot an Informationssystemen über Zahngesundheit 77<br />

5.2.5.3 Informationsdefizite 79<br />

5.2.5.4 Voraussetzungen für ein internetfähiges Informationssystem für Bürger und<br />

Patienten 80<br />

5.2.5.5 Handlungserfor<strong>der</strong>nisse / Vorschläge 81<br />

IX


6 Fachinformation und Entscheidungsunterstützung 1<br />

6.1 Einführung in die Übersichtsarbeiten 84<br />

6.2 Elektronische Informationssysteme für Public-Health-Professionelle 86<br />

6.2.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 87<br />

6.2.1.1 Technische Plattform 87<br />

6.2.1.2 Innere Dynamik <strong>der</strong> Entwicklung 87<br />

6.2.1.3 Flankierende Maßnahmen 88<br />

6.2.1.4 Geschäftsmodelle 88<br />

6.2.1.5 Gewährleistung inhaltlicher Qualität 89<br />

6.2.1.6 Informatisches Konzept 90<br />

6.3 Telemedizin und Zweitbefundungen 92<br />

6.3.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 93<br />

6.3.1.1 Technische Plattform / Protokolle 93<br />

6.3.1.2 Innere Dynamik <strong>der</strong> Entwicklungen (för<strong>der</strong>nde / hemmende Faktoren) 93<br />

6.3.1.3 Flankierende Maßnahmen (organisatorisch-technischer Rahmen) 94<br />

6.3.1.4 Geschäftsmodelle 94<br />

6.3.1.5 Gewährleistung inhaltlicher Qualität 95<br />

6.4 En<strong>ab</strong>lingsysteme für Ärzte 96<br />

6.4.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 97<br />

6.5 Qualitätssicherndes <strong>Dokument</strong>ations- und Expertensystem für die zahnärztliche<br />

Praxis 99<br />

6.5.1 IDDS - Integrated Dental Data System 100<br />

6.6 Qualitätssicherung <strong>der</strong> Wissensvermittlung als iterativer Prozeß - am Beispiel<br />

<strong>der</strong> Zahnmedizin - 103<br />

6.6.1 Analyse und <strong>Ergebnisse</strong> 104<br />

6.6.1.1 Einführung 104<br />

6.6.1.2 Modellhaftes Vorgehen bei Projekten in <strong>der</strong> Zahnmedizin 105<br />

6.7 Informationssystem zu Tumorerkrankungen für Ärzte und Laien 110<br />

6.7.1 Analyse und <strong>Ergebnisse</strong> 111<br />

6.8 Ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung 113<br />

6.8.1 <strong>Ergebnisse</strong> 114<br />

7 Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung 1<br />

7.1 Überblick 119<br />

7.2 Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgung 124<br />

7.2.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 125<br />

7.2.1.1 Allgemeine Ausgangssituation und Schwachstellen 125<br />

X


7.2.1.2 Facetten <strong>der</strong> informationstechnologischen Unterstützungsmöglichkeiten 127<br />

7.2.1.3 Projektskizzen 130<br />

7.3 Medizinische Netze 134<br />

7.3.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 134<br />

7.4 Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen 135<br />

7.4.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 136<br />

7.4.1.1 Ausgangssituation national/international 136<br />

7.4.1.2 Die nationale Entwicklung in Deutschland 140<br />

7.4.1.3 Schwachstellenanalyse 144<br />

7.4.1.4 Lösungsvorschläge und Empfehlungen 145<br />

7.4.1.5 Ausblick und Schlußbetrachtung 148<br />

7.5 Home-Care 151<br />

7.5.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 152<br />

7.5.1.1 Entwicklung <strong>im</strong> Gesundheitswesen 152<br />

7.5.1.2 Definition Home-Care 152<br />

7.5.1.3 Home-Care für Herz und Lunge 1<strong>53</strong><br />

7.5.1.4 Chancen und Potential von Home-Care 154<br />

7.5.1.5 Rahmenbedingungen 155<br />

7.6 Qualitätsmanagement und Informationstechnologie 156<br />

7.6.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 157<br />

7.6.1.1 Inhalt <strong>der</strong> Anwendung 157<br />

7.6.1.2 Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung 157<br />

7.6.1.3 Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform 159<br />

7.6.1.4 Zyklus <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung 160<br />

7.6.1.5 Qualität und Leitlinien 160<br />

7.6.1.6 Integration in die Versorgungs<strong>ab</strong>läufe 160<br />

7.6.1.7 Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung 160<br />

7.7 Krankenhaus-Informationssysteme 162<br />

7.7.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 163<br />

7.7.1.1 Ausgangssituation 163<br />

7.7.1.2 Telematik un<strong>ab</strong>dingbar für die Zukunft des Unternehmens Krankenhaus 164<br />

7.7.1.3 For<strong>der</strong>ungen und Empfehlungen 166<br />

7.7.1.4 Zusammenfassung 167<br />

Anhang: Autoren und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

XI


Visionen und Ziele


Visionen und Ziele<br />

2


Einleitung<br />

Das FORUM INFO 2000 ist ein zentrales Element des Aktionsplanes <strong>der</strong><br />

Bundesregierung für „Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft“. Mit dem<br />

FORUM sollen die Bürger auf dem Weg in die Informationsgesellschaft begleitet werden.<br />

In <strong>der</strong> FORUM-Arbeitsgruppe „Telematik-Anwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ h<strong>ab</strong>en<br />

sich Akteure <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen zusammengefunden, um Nutzen und<br />

Chancen eines verstärkten Einsatzes von Telekommunikation und Informatik<br />

(Telematik) zu diskutieren, zu Empfehlungen zu verdichten und um die Eigeninitiative<br />

aller Beteiligten zu för<strong>der</strong>n.<br />

Das deutsche Gesundheitswesen steht aus wirtschafts- und sozialpolitischen Gründen<br />

seit mehreren Dekaden unter wachsendem Druck: Verbesserte Behandlungsmethoden<br />

sind vielfach auch betreuungs- und kostenintensiver; <strong>der</strong> Anteil chronisch kranker und<br />

hochbetagter Patienten n<strong>im</strong>mt zu. Die Herausfor<strong>der</strong>ung ist, mehr Qualität und Innovationen<br />

mit einer Begrenzung <strong>der</strong> Ausg<strong>ab</strong>enentwicklung in Einklang zu bringen. Ein<br />

gezielter Einsatz patientenorientierter Telematikanwendungen kann dazu beitragen:<br />

• die Qualität <strong>der</strong> Versorgung zu sichern und zu verbessern,<br />

• die Patientenbetreuung zwischen den Versorgungssektoren besser <strong>ab</strong>zust<strong>im</strong>men,<br />

• die Effizienz und Effektivität des Gesundheitswesens zu steigern,<br />

• verfügbare Ressourcen gezielter zu verteilen.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, sind die Abst<strong>im</strong>mung und Vereinbarung von Organisationsund<br />

Betriebsverfahren sowie von Rahmenbedingungen für die Telematiknutzung und den<br />

Informationsaustausch notwendig. Dies erfor<strong>der</strong>t Strukturen, die über die Zuständigkeit<br />

<strong>der</strong> einzelnen Leistungssektoren hinausgehen. Eine richtunggebende Organisation, die<br />

diese Aufg<strong>ab</strong>en in gemeinsamer Partnerschaft zwischen Bürgern, staatlichen<br />

Institutionen, den Selbstverwaltungseinrichtungen <strong>der</strong> Körperschaften und <strong>der</strong> privaten<br />

Wirtschaft übernehmen könnte, ist zur Zeit nicht vorhanden. Darin liegt, neben <strong>der</strong><br />

unzureichenden Investitionsfinanzierung, einer <strong>der</strong> wesentlichen Gründe, weshalb in dem<br />

geglie<strong>der</strong>ten deutschen Gesundheitswesen die elektronische Kommunikation in ihrem<br />

Verbreitungs- und Durchsetzungsgrad nicht dem Stand <strong>der</strong> Technik entspricht.


Einleitung<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> ordnungspolitischen Gegebenheiten des deutschen Gesundheitswesens<br />

geht es darum, eine einheitliche Plattform zu schaffen, damit Kommunikationsprozesse<br />

nicht an Insellösungen scheitern. Eine solche Telematikplattform für das Gesundheitswesen<br />

wird hier verstanden als die Gesamtheit <strong>der</strong> rechtlichen, organisatorischen und<br />

technologischen Komponenten sowie Dienste, die eine offene und - wo notwendig -<br />

geschützte und sichere Kommunikation und Kooperation zwischen Nutzern und<br />

Anwendungssystemen <strong>im</strong> Gesundheitswesen ermöglicht.<br />

Die wichtigsten Schritte zur Errichtung einer solchen Informations- und Kommunikationsplattform<br />

sind:<br />

• die Herstellung <strong>der</strong> Interoper<strong>ab</strong>ilität zwischen medizinischen Informations- und<br />

Kommunikationssystemen (Interoper<strong>ab</strong>ilität bedeutet, daß ein best<strong>im</strong>mtes<br />

technisches System die Daten aus einem an<strong>der</strong>en auf dem Markt befindlichen<br />

System lesen, benutzen und ggf. nachvollziehbar verän<strong>der</strong>n kann),<br />

• <strong>der</strong> Aufbau einer verläßlichen und gemeinsamen Sicherheitsarchitektur,<br />

• die Klärung und För<strong>der</strong>ung übergreifen<strong>der</strong> Telematik-Fragen <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

(z.B. Anregung von und Verständigung auf Standards),<br />

• die Schaffung von materiellen Anreizen für die effektive und effiziente<br />

Nutzung <strong>der</strong> Telematik,<br />

• die Unterstützung <strong>der</strong> internationalen Kommunikation und Kooperation.<br />

Dadurch wird Investitionssicherheit geschaffen und dem flächendeckenden Einsatz <strong>der</strong><br />

„Gesundheitstelematik“ ein entscheiden<strong>der</strong> Impuls gegeben. Gleichzeitig werden Freiräume<br />

für den Wettbewerb verschiedener Anbieter um die Gunst <strong>der</strong> Kunden als ein<br />

weiteres Gestaltungsprinzip gefestigt.<br />

Es wird deshalb von <strong>der</strong> FORUM-Arbeitsgruppe „Gesundheit“ vorgeschlagen, alle<br />

Akteure <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen in einem „Aktionsforum für Telematik <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen“ zusammenzufassen. Dieses Aktionsforum wird für erfor<strong>der</strong>lich<br />

gehalten, um die Weiterentwicklung <strong>der</strong> vom FORUM INFO 2000 beschriebenen<br />

konkreten Telematikanwendungen in einen umfassenden Kommunikationszusammenhang<br />

zu stellen („Telematikplattform“) und Synergieeffekte zum Wohle <strong>der</strong> Patienten zu<br />

erzielen.<br />

4


1 Telematik-Anwendungen:<br />

Chancen für eine bessere Patientenversorgung<br />

1<br />

1.1 Einleitung<br />

Ausgehend vom Grundsatzkonzept des FORUM INFO 2000 war es Ziel <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

„Gesundheit“, alle Beteiligten - Nutzer, Mittler, Kostenträger und Anbieter mo<strong>der</strong>ner<br />

Telematikprodukte und -dienste - in einen konstruktiven Dialog einzubeziehen. Dieser<br />

sollte zum einen die große Bandbreite von Telematik- und Telemedizinanwendungen<br />

aufzeigen; zum an<strong>der</strong>en sollte er <strong>ab</strong>er auch helfen, das Verständnis und die Bekanntheit<br />

<strong>der</strong> darin enthaltenen erheblichen Möglichkeiten und Chancen <strong>im</strong> Gesundheitsbereich zu<br />

för<strong>der</strong>n, um dadurch die Akzeptanz bei allen Beteiligten zu erhöhen.<br />

1.2 Kann Telematik Probleme <strong>im</strong> Gesundheitswesen lösen?<br />

Das Gesundheitswesen steht seit Jahren vor zahlreichen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Für die<br />

Lösung zentraler Probleme bietet <strong>der</strong> Einsatz mo<strong>der</strong>ner Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

interessante Ansätze. Telematik (Telekommunikation und Informatik)<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen kann nicht nur neue Verfahrensweisen bereitstellen, son<strong>der</strong>n auch<br />

bestehende Probleme <strong>der</strong> Koordination, Integration und Verknüpfung <strong>der</strong> Dienste<br />

min<strong>im</strong>ieren. Die Vernetzung <strong>im</strong> Gesundheitswesen - von Krankenhäusern und Kliniken,<br />

Reh<strong>ab</strong>ilitationszentren sowie Arztpraxen untereinan<strong>der</strong> und miteinan<strong>der</strong> - eröffnet Chancen<br />

<strong>der</strong> Verzahnung von Arbeits<strong>ab</strong>läufen und Informationen in und zwischen<br />

medizinischen Einrichtungen.<br />

Durch die Einführung neuer, kommunikationsfähiger Informationssysteme in Krankenhäusern<br />

und in Praxen nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte kann vom Arbeitsplatzcomputer aus auf<br />

elektronische Akten und an<strong>der</strong>e medizinische Informationen eines Patienten <strong>im</strong> jeweils<br />

an<strong>der</strong>en Leistungsbereich zugegriffen werden, sofern <strong>der</strong> Patient seine Zust<strong>im</strong>mung<br />

erteilt hat. Ein noch größeres Anwendungsspektrum eröffnet die Möglichkeit, online<br />

mittels Computer direkt zu kommunizieren: An unterschiedlichen Orten tätige<br />

Fachkollegen können über Computernetze miteinan<strong>der</strong> diskutieren, Daten austauschen<br />

und große verteilte Datenbanken nutzen. Ärzte werden in die Lage versetzt, schnell<br />

notwendige Informationen zu nutzen; so können sie die diagnostische Sicherheit erhöhen<br />

und die therapeutische Reaktionszeit verkürzen. Damit eröffnet die Telematik neue<br />

Perspektiven für eine noch bessere Patientenversorgung.<br />

1 Autoren: Christina Friede-Mohr, Christian Sachse


Chancen für bessere Patientenversorgung<br />

1.3 Neue Ansätze, um den Verwaltungsaufwand zu min<strong>im</strong>ieren<br />

Das bekannteste Telematik-Element <strong>im</strong> Gesundheitswesen, das sich <strong>im</strong> Besitz <strong>der</strong> allermeisten<br />

Bundesbürger befindet, ist die Krankenversichertenkarte (KVK). Sie hat inzwischen<br />

eine Verbreitung bei über 90 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung. Aber auch in Arztpraxen<br />

hält Telematik <strong>im</strong>mer stärkeren Einzug. Bereits 65 Prozent <strong>der</strong> Arztpraxen verwenden<br />

lizensierte Abrechnungssoftware zur Leistungs<strong>ab</strong>rechnung mit den Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen (KVen). Ein nie<strong>der</strong>gelassener Arzt verbringt konventionell etwa 30 Prozent<br />

seiner Zeit mit Verwaltungsarbeit. Der Einsatz von EDV kann diesen Anteil zum Nutzen<br />

<strong>der</strong> Patientenzuwendung verringern. In Kliniken ist <strong>der</strong> Verwaltungsaufwand eher noch<br />

größer. Jährlich werden ca. 13 Mio. Patienten stationär behandelt. Diese lösen ein<br />

Vielfaches von Operationsberichten, Arztbriefen sowie Befundberichten aus. Zusätzlich<br />

werden <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen insgesamt 1,5 Mrd. Abrechnungsbelege, davon<br />

900 Millionen Rezepte pro Jahr, produziert.<br />

Telematik ist in <strong>der</strong> Lage, bei <strong>der</strong> Bewältigung dieser Informations- und Datenflut einen<br />

großen Beitrag zu leisten. Wichtige Impulse sind von <strong>der</strong> Telematik <strong>ab</strong>er auch bei <strong>der</strong><br />

Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung sowie bei <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong><br />

Pflege von kranken und alten Menschen zu Hause zu erwarten. Dies wird angesichts <strong>der</strong><br />

demographischen Entwicklung in Zukunft <strong>im</strong>mer wichtiger. Hier bieten die häusliche<br />

Unterstützung durch Home Monitoring und TeleCare die Chance, die Lebensqualität<br />

älterer Menschen zu erhöhen und es ihnen zu ermöglichen, länger in den eigenen vier<br />

Wänden zu wohnen.<br />

1.4 Gesundheitsinformationen für alle<br />

Aber nicht nur <strong>im</strong> Medizinalltag spielt Telematik eine Rolle. Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

kann jedem nutzen, egal ob gesund o<strong>der</strong> krank. Zu denken ist an die unzähligen<br />

Nachschlagewerke, Fachbücher und Broschüren, die es zur Gesundheit, zur richtigen<br />

Ernährung, nützlicher Bewegung, zur Schwangerschaft o<strong>der</strong> zu vielen an<strong>der</strong>en Themen<br />

gibt. Die Vorteile für die Patientenaufklärung liegen auf <strong>der</strong> Hand, wenn diese Informationen<br />

zukünftig vermehrt online zu erhalten sein werden. Der Online-Weg eröffnet auch<br />

Selbsthilfegruppen neue Möglichkeiten, ihre Informationen zu einzelnen Krankheitsbil<strong>der</strong>n<br />

schnellstmöglich und stets aktuell an interessierte Bürger und betroffene Patienten<br />

weiterzugeben. Bereits heute lassen sich vielfältige Informationen zum gesamten<br />

Themenkomplex Gesundheit <strong>im</strong> Internet von Laien und Experten gleichermaßen <strong>ab</strong>rufen.<br />

Das Online-Angebot wird täglich größer.<br />

6


Chancen für bessere Patientenversorgung<br />

1.5 Interdisziplinärer Dialog / Organisationsstruktur <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe<br />

Mit diesem komplexen Themenfeld setzte sich die Arbeitsgruppe 7 „Telematik-Anwendungen<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen“ <strong>im</strong> FORUM INFO 2000 auseinan<strong>der</strong>. Geglie<strong>der</strong>t in drei<br />

<strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n arbeiteten über 90 Experten mit: Ärzte, Zahnärzte, Apotheker,<br />

Vertreter <strong>der</strong> Krankenkassen und Krankenhäuser, Wissenschaftler, Vertreter aus<br />

Unternehmen und ihren Verbänden, Fachverlage und selbstverständlich Patientenvertreter.<br />

Geleitet wurde die Gesamt-AG von Prof. Dr. Wilhelm van E<strong>im</strong>eren, Geschäftsführer<br />

des GSF-MEDIS Institut für medizinische Informatik und Systemforschung,<br />

Neuherberg bei München. Berichterstatter waren: Dr. Karl-Hinrich Vöge, Deutsche<br />

Telekom Berkom GmbH, Berlin, und Dr. Gerhard Brenner, Zentralinstitut für die Kassenärztliche<br />

Versorgung in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, Köln. Betreut wurde die Arbeit<br />

seitens <strong>der</strong> beteiligten Ministerien durch MR Dr. Gottfried Dietzel, RDn Dr. Christina<br />

Friede-Mohr (BMG) und MR Dr. Peter Lange (BMB+F).<br />

Die Komplexität <strong>der</strong> Thematik einerseits und das große Interesse an einer Mitarbeit in <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe an<strong>der</strong>erseits erfor<strong>der</strong>ten es, <strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n einzurichten, da an<strong>der</strong>nfalls<br />

eine konstruktive Zusammenarbeit und ein intensiver Austausch nicht mehr gewährleistet<br />

worden wären. Z.T. glie<strong>der</strong>ten sich diese <strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n noch in thematische<br />

Kleingruppen auf. Dies spiegelt sich in <strong>der</strong> folgenden Organisationsstruktur <strong>der</strong> AG wi<strong>der</strong>:<br />

UAG 7.1: Informationen für Bürger und Patienten<br />

(Leiter: Dr. Konstantin Bob, HOS Mult<strong>im</strong>edica Online Service GmbH & Co. KG, Berlin)<br />

Die UAG hat die Struktur für ein Gesundheitsinformationssystem für Bürger und Patienten<br />

entworfen und Anfor<strong>der</strong>ungen formuliert, die an ein solches System <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

verständliche Darstellung, einfache Bedienung, mult<strong>im</strong>ediale Aufbereitung und Sicherheit<br />

<strong>der</strong> gelieferten medizinischen Informationen zu stellen sind. D<strong>ab</strong>ei wurden beson<strong>der</strong>er<br />

Wert auf die Anfor<strong>der</strong>ungen geistig und körperlich Behin<strong>der</strong>ter gelegt und Lösungsvorschläge<br />

für die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Daten erarbeitet.<br />

UAG 7.2: Fachinformationen und Entscheidungsunterstützung<br />

(Leiter: Prof. Dr. Otto Rienhoff, Georg-August-Universität, Göttingen)<br />

Die UAG behandelte die Bereiche:<br />

• Zahnmedizin<br />

• Public Health<br />

• Informationsnetze und Informationsdienste (z.B. Datenbanken aus dem universitären<br />

Bereich)<br />

7


Chancen für bessere Patientenversorgung<br />

• En<strong>ab</strong>ling-Dienste (Aus- und Weiterbildung)<br />

Das Schwergewicht lag d<strong>ab</strong>ei nicht so sehr auf Demonstrationsaktivitäten, son<strong>der</strong>n auf<br />

<strong>der</strong> Darstellung von Tendenzen und Projekten, die einen Einfluß auf die Entwicklung <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>der</strong> Telematiknutzung nehmen.<br />

UAG 7.3: Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

(Leiter: Dr. Otfrid P. Schaefer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und Zentralinstitut für<br />

die Kassenärztliche Versorgung, Köln)<br />

Die UAG hat sechs Unterthemen bearbeitet:<br />

• Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgung<br />

• Medizinische Netze<br />

• Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

• Home Care<br />

• Qualitätsmanagement und Informationstechnologie<br />

• Krankenhaus-Kommunikationssysteme<br />

In diesen sechs Themen-Arbeitsgruppen wurde konzeptionelle Arbeit geleistet. Innerhalb<br />

eines problemorientieren Ansatzes wurde zunächst analysiert, welche Elemente <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen bereits vorhanden sind. Auf <strong>der</strong> Basis von ermittelten Schwachstellen<br />

wurden mögliche Alternativen entwickelt, die in Vorschlägen für erste Lösungsansätze<br />

mündeten.<br />

Im folgenden werden zunächst zwei zentrale, übergreifende Elemente <strong>der</strong> Arbeitsgruppendiskussionen<br />

präsentiert: In Kapitel 2 die Auswirkungen <strong>der</strong> Telematikentwicklungen<br />

auf die Berufstätigen <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen sowie in Kapitel 3 eine<br />

Kurzbeschreibung <strong>der</strong> notwendigen Systemkomponenten zum Aufbau medizinischer<br />

Netze. Es folgt dann, wie in Kapitel 0 bereits angeschnitten, in Kapitel 4 ein Vorschlag zur<br />

Schaffung einer „Telematikplattform für das Gesundheitswesen“ als Gesamtheit <strong>der</strong><br />

rechtlichen, organisatorischen und technologischen Komponenten, um eine sichere<br />

Kommunikation <strong>im</strong> Gesundheitswesen zu ermöglichen. Hiervon wird ein zentraler Impetus<br />

zur schnelleren Verbreitung <strong>der</strong> Telematiknutzung <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen<br />

erwartet.<br />

Es folgen in Kapitel 5 - 7 die <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> drei <strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n zu den Themen<br />

• Informationen für Bürger und Patienten<br />

• Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

• Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

8


Chancen für bessere Patientenversorgung<br />

Zunächst werden jeweils zentrale <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

Gruppe in einer zusammenfassenden Übersicht präsentiert. Hieran schließen sich eine<br />

ausführliche Darstellung <strong>der</strong> behandelten Themen an, z.T. ergänzt um von einzelnen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n erarbeitete Papiere, die jedoch nicht notwendigerweise die Meinung <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe repräsentieren.<br />

Im Anhang findet sich eine alph<strong>ab</strong>etische Liste aller Autoren und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe 7 „Gesundheit“ sowie ihrer Zuordnung zu den drei <strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n.<br />

9


Chancen für bessere Patientenversorgung<br />

10


2 Aufbruch ins kommende Jahrzehnt:<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Informationstechnologie<br />

auf die Gesundheitsberufe 1<br />

2.1 Einleitung<br />

Seit den 50er Jahren bemühen sich Wissenschaftler darum, Berufstätige <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

durch den Einsatz von Computern zu unterstützen. Während die grundsätzlichen<br />

Überlegungen dazu recht früh formuliert wurden, hat es jedoch vier Jahrzehnte<br />

gedauert, bevor Computer eine solche Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit erreichten,<br />

die viele <strong>der</strong> frühen Träume jetzt Wirklichkeit werden lassen.<br />

Viele Arbeitsplatzcomputer sind heute leistungsfähiger als die größten Maschinen <strong>der</strong><br />

60er Jahre, und während früher nur reiche Regierungsinstitutionen große Computer<br />

beschaffen konnten, rechnet man damit, daß in wenigen Jahren nahezu alle Haushalte<br />

und sicherlich alle Arbeitsplätze <strong>im</strong> Gesundheitswesen mit Computern ausgestattet sein<br />

werden. In seiner Allgegenwärtigkeit unterscheidet sich dann <strong>der</strong> Computer nicht mehr<br />

von Eisschrank o<strong>der</strong> Fernsehgerät.<br />

Mit dem Computer können Arbeitsprozesse radikal und sehr weitreichend verän<strong>der</strong>t<br />

werden. Über viele <strong>der</strong> spektakulären Aspekte dieser sog. „zweiten industriellen Revolution“,<br />

wie auch <strong>der</strong> Globalisierung <strong>der</strong> Informationsgesellschaft usw., ist viel geschrieben<br />

worden. Das deutsche Gesundheitswesen steht am Beginn dieses Umbruchs. Der vorliegende<br />

Bericht beschränkt sich deshalb auf handfeste Argumente und Beispiele, die<br />

exemplarisch belegen, welche weitreichende Verbesserung <strong>der</strong> Arbeits<strong>ab</strong>läufe ein<br />

Computereinsatz den Gesundheitsberufen zu bringen vermag: Wirtschaftlichkeit und<br />

Qualität aller Leistungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen können verbessert werden und gleichzeitig<br />

läßt sich die Zufriedenheit von Patienten und Berufstätigen steigern.<br />

Aufgezeigt werden <strong>ab</strong>er nicht nur „rosa Zeiten“, son<strong>der</strong>n auch Än<strong>der</strong>ungen und<br />

Probleme, die sich aus dieser Entwicklung für den einzelnen Bürger und Berufstätigen<br />

ergeben. Ferner soll darauf hingewiesen werden, daß die Institutionen <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen durch den Einsatz von Computern tiefgreifende Än<strong>der</strong>ungen<br />

durchleben werden.<br />

Die zu erwartenden positiven Wirkungen werden jedoch nur dann einsetzen, wenn die<br />

Potentiale <strong>der</strong> neuen Technologien in allen Bereichen <strong>der</strong> Aus-, Fort- und Weiterbildung,<br />

1<br />

Autor: Otto Rienhoff auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Arbeiten <strong>der</strong> <strong>Unterarbeitsgruppe</strong> „Fachinformation und<br />

Entscheidungsunterstützung“.


Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe<br />

<strong>der</strong> Kommunikation und Berufsausübung, <strong>der</strong> Entscheidungsfindung etc. gleichermaßen<br />

genutzt werden. Die Gleichgewichtigkeit von Qualität, Wirtschaftlichkeit und Zufriedenheit<br />

bedarf sorgfältiger und feinfühliger Ausschöpfung <strong>der</strong> vorhandenen Möglichkeiten. Sie ist<br />

nicht kurzfristig o<strong>der</strong> <strong>im</strong> „Hau-Ruck-Verfahren“ zu erreichen - we<strong>der</strong> in einzelnen Institutionen,<br />

noch <strong>im</strong> Gesundheitswesen insgesamt. Der Weg zu diesem Ziel ist eine hin<strong>der</strong>nisreiche<br />

Marathonstrecke. Um das Ziel zu erreichen, sind nicht nur technische Voraussetzungen<br />

und organisatorische Lösungen erfor<strong>der</strong>lich, son<strong>der</strong>n auch ein politischer<br />

Konsens. Im folgenden werden einzelne Detailaspekte dieser Globalaussage verdeutlicht.<br />

2.2 Potentiale<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Patienten <strong>im</strong> Wechselspiel mit den Gesundheitsberufen kann wesentlich<br />

erweitert werden. So erlaubt z.B. die Informationstechnik den Patienten, selbst zur<br />

<strong>Dokument</strong>ation ihrer Befunde und Verläufe beizutragen o<strong>der</strong> sich z.B. überall und<br />

je<strong>der</strong>zeit <strong>im</strong> Falle einer kritischen Krankheit durch einen Notdienst überwachen zu lassen.<br />

Auch können Patienten eine Übersicht über die zu ihrer Person vorhandenen<br />

Gesundheitsdaten bekommen und damit eine aktivere Rolle bei <strong>der</strong> Wahrung und<br />

Wie<strong>der</strong>erlangung ihrer Gesundheit spielen, als bisher.<br />

Die praktische (vor allem die klinische) Arbeit <strong>im</strong> Gesundheitswesen zugunsten <strong>der</strong><br />

Patienten kann auf dem aktuellen Stand des Wissens und mit jeweils geeigneten Medien<br />

mit <strong>der</strong> medizinischen Forschung verschränkt werden durch Expertensysteme und<br />

Informationsdienste, die bereits jetzt von verschiedenen Medizinverlagen und Online-<br />

Diensten angeboten werden.<br />

Qualität, Wirtschaftlichkeit und Zufriedenheit <strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong> Berufstätigen <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen können laufend von den Akteuren erfaßt und ausgewertet und die<br />

<strong>Ergebnisse</strong> zur Verbesserung <strong>der</strong> eigenen Leistung und des Gesundheitssystems<br />

insgesamt eingesetzt werden, ohne daß es dadurch zu einer persönlichen Überwachung<br />

<strong>der</strong> Akteure o<strong>der</strong> Betroffenen (Patienten) kommen muß.<br />

Die exponentielle Zunahme des verfügbaren Wissens und <strong>der</strong> diagnostischen und therapeutischen<br />

Verfahren seit den 60er Jahren kann durch Einsatz <strong>der</strong> Informationstechnik<br />

besser mit den Aufg<strong>ab</strong>en <strong>der</strong> Pr<strong>im</strong>ärversorgung und <strong>der</strong> Gesundheitsvorsorge gekoppelt<br />

werden, da Informationen in geeigneter und aufbereiteter Form nicht nur den Spezialisten,<br />

son<strong>der</strong>n auch den Allgemeinärzten, Hebammen, etc. sowie den Patienten bereitgestellt<br />

werden können.<br />

Durchgehende krankheitsbezogene <strong>Dokument</strong>ationen (Disease Management) ermöglichen<br />

es verschiedenen Behandlern, institutionsübergreifend zur Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>der</strong> Versorgung wie zur Zufriedenheit des Patienten beizutragen. Der dazu not-<br />

12


Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe<br />

wendige gesicherte Informationsfluß kann mittels Netz- und Kartenkommunikation<br />

verwirklicht werden.<br />

In <strong>der</strong> Ausbildung erlaubt die Ergänzung von Büchern und Zeitschriften durch künstliche,<br />

mehrd<strong>im</strong>ensionale Bil<strong>der</strong> das Training <strong>der</strong> „Health Professionals“ in grundsätzlich neuen,<br />

praxisbezogenen und plastischen Kommunikationsmöglichkeiten, die gegenwärtig nur in<br />

Demonstrationsprojekten existieren. Der konsequente Einsatz neuer Medien muß von<br />

den ersten Ausbildungsschritten über die spätere berufliche <strong>Dokument</strong>ation bis hin zu<br />

Evaluation und Forschung reichen und führt dann zu erheblichen Verbesserungen aller<br />

Arbeitsschritte.<br />

Im Rahmen des Qualitätsmanagements <strong>der</strong> Gesundheitsberufe vermag Informationstechnik<br />

Erfolgserlebnisse zu vermitteln und zu helfen, die berufliche Selbsteinschätzung<br />

zu verbessern. Die neuen technischen Möglichkeiten, speziell auch <strong>der</strong> familiennahen<br />

Versorgung <strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong> älteren Mitbürger, werden die Zufriedenheit von Ärzten<br />

und Pflegekräften und <strong>der</strong> Patienten erhöhen.<br />

In <strong>der</strong> Rettungsmedizin werden die bestehenden Rettungsverfahren durch schnellere<br />

Kommunikationswege wirksamer und wirtschaftlicher genutzt werden können.<br />

Die Vernetzung des Gesundheitswesens und die Bereitstellung des aktuellen Wissens<br />

wird dazu führen, daß alle, die am System <strong>der</strong> Versorgung teilh<strong>ab</strong>en, in gleicher Weise <strong>im</strong><br />

Einzelfall über den Stand von Diagnostik und Therapie eines Patienten informiert sein<br />

können, sofern <strong>der</strong> Patient zust<strong>im</strong>mt. Dies wird eine grundsätzlich an<strong>der</strong>e Rollenverteilung<br />

von Patienten und Angehörigen <strong>der</strong> Gesundheitsberufe herausfor<strong>der</strong>n und<br />

bewirken.<br />

Das Nebeneinan<strong>der</strong> von mehreren (lückenhaften) medizinischen <strong>Dokument</strong>en (Krankenblättern<br />

/ Karteien / -dateien), die dem gleichen Zweck dienen, zur Behandlung des<br />

Patienten <strong>im</strong> Krankheitsfall, zum Qualitätsmanagement und zur Forschung, kann bei<br />

Wahrung <strong>der</strong> Datenschutzinteressen <strong>der</strong> Patienten mit gesicherter Kommunikationstechnik<br />

teilweise überwunden werden.<br />

Die Verfahren <strong>der</strong> gesicherten Medizin (Evidence Based Medicine) erlauben es, Wirtschaftlichkeit<br />

und Qualität miteinan<strong>der</strong> zu verbinden. Die entsprechenden Informationen<br />

(z.B. Leitlinien zur Behandlung) stehen auch den Patienten zur Verfügung zur Stärkung<br />

ihrer Eigenverantwortlichkeit und zur Verbesserung ihrer Kooperation in Diagnostik und<br />

Therapie.<br />

2.3 Risiken und ihre Vermeidung<br />

Die angesprochenen Än<strong>der</strong>ungen zum Besseren lassen sich nur erreichen, wenn auch<br />

Probleme und Gefahren ernst genommen und rechtzeitig beseitigt werden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

13


Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe<br />

sind die deutsche und europäische Tradition <strong>der</strong> Schweigepflicht <strong>der</strong> Ärzte, des strikten<br />

Datenschutzes und <strong>der</strong> Gehe<strong>im</strong>haltung <strong>der</strong> Patientendaten in sozialen Sicherungssystemen<br />

fortzuschreiben und das Recht auf informationelle Selbstbest<strong>im</strong>mung auszugestalten.<br />

Im Einzelnen sei auf folgende Punkte hingewiesen:<br />

• Der Persönlichkeitsschutz muß konsequent fortentwickelt werden, um in<br />

einem vielfach vernetzten System zu gewährleisten, daß <strong>der</strong> Bürger die neuen<br />

Kommunikationswege und Medien nachvollziehen kann und nicht als<br />

Bedrohung empfindet.<br />

• Das System darf nicht durch einzelne Interessengruppen dazu mißbraucht<br />

werden, einseitig ökonomische Vorteile zu schöpfen. Transparenz zur Qualitäts-<br />

und Leistungsevaluation muß deshalb so entwickelt werden, daß sie<br />

nicht zur Bedrohung <strong>der</strong> Berufstätigen wird. In diesem Zusammenhang muß<br />

z.B. einerseits an Verfahrens- und Qualitätsmanagement und Wirtschaftlichkeitsanalysen<br />

für den weit überwiegenden Anteil <strong>der</strong> Berufstätigen gedacht<br />

werden und an<strong>der</strong>erseits, davon <strong>ab</strong>gegrenzt, an Verfahren zur Ausson<strong>der</strong>ung<br />

„schwarzer Schafe“.<br />

• Es besteht die Gefahr, daß <strong>der</strong> Einsatz mult<strong>im</strong>edialer Techniken und Vernetzungsdienste<br />

zur puren Unterhaltung verkommt. Zwar soll bei dem Einsatz<br />

<strong>der</strong> Informationstechnologie (IT) <strong>im</strong> Gesundheitswesen die Zufriedenheit bei<br />

Patienten und Berufstätigen erhöht werden, dieses soll jedoch auf <strong>der</strong> Basis<br />

nachweisbarer <strong>Ergebnisse</strong> in <strong>der</strong> gesundheitlichen Vorsorge und Versorgung<br />

geschehen. Qualität, Wirtschaftlichkeit und Zufriedenheit müssen ergebnisorientiert<br />

evaluiert und validiert werden.<br />

• Die offene Welt für Informationen wird vorhersehbar auch dazu mißbraucht<br />

werden, um obskure Inhalte und schwer überprüfbare Behauptungen in<br />

Diagnostik und Therapie aus kommerziellem Interesse zu verbreiten. Hier<br />

müssen für Patienten und Angehörige <strong>der</strong> Gesundheitsberufe Strategien<br />

entwickelt werden, wie mittels geeigneter Maßnahmen die Seriosität von<br />

Empfehlungen (Anpreisungen) nachprüfbar gemacht werden kann. Diese<br />

zukünftige, wichtige Aufg<strong>ab</strong>e wurde von einigen Verbänden noch nicht<br />

erkannt, bzw. wahrgenommen.<br />

• Immer wie<strong>der</strong> werden bei <strong>der</strong> Diskussion von Telematik in <strong>der</strong> Medizin aufwendige<br />

Einzelverfahren (z.B. Operationsroboter) und generelle Infrastrukturmaßnahmen<br />

(z.B. Elektronisches Rezept) in „einen Topf“ geworfen, obwohl<br />

sie völlig unterschiedlicher Evaluation und Validierung bedürfen. Teile <strong>der</strong> anbietenden<br />

Industrie weichen diesem notwendigen „Technology Assessment“<br />

aus, obwohl es erfor<strong>der</strong>lich ist <strong>im</strong> Hinblick auf die Aspekte <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit,<br />

Qualität und Zufriedenheit aller Beteiligten.<br />

• Ein zu hohes Tarifgefüge für Datenkommunikation in Deutschland behin<strong>der</strong>t<br />

bisher die Verbreitung <strong>der</strong> Kommunikationstechnologie.<br />

2.4 Hin<strong>der</strong>nisse<br />

Die angesprochenen weitgehenden Än<strong>der</strong>ungen und Verbesserungen können nicht<br />

erfolgen, wenn nicht schwerwiegende Hin<strong>der</strong>nisse in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />

aus dem Weg geräumt werden. Diese Hin<strong>der</strong>nisse ergeben sich als Folge von Strukturen<br />

14


Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe<br />

und Handlungs<strong>ab</strong>läufen eines Gesundheitssystems, das zu einer Zeit begründet wurde<br />

(1951/52), als die Perspektiven und Potentiale <strong>der</strong> Computertechnologie nicht <strong>ab</strong>sehbar<br />

waren.<br />

• Die Vorbehalte, ja Angst vieler Rollenträger und Institutionen vor den<br />

anstehenden Än<strong>der</strong>ungen hemmen die Nutzung <strong>der</strong> IT. Dies betrifft die<br />

Verbände genauso wie die Einrichtungen in Ministerien und vor allem auch<br />

die größeren Institutionen <strong>im</strong> Gesundheitswesen. Für die Bundesrepublik<br />

Deutschland liegt kein Konsenspapier vor, wie die Ausgestaltung des<br />

Gesundheitssystems auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> neuen Informationstechnologie<br />

erfolgen soll. Verbände und Fach<strong>ab</strong>teilungen <strong>der</strong> Ministerien unterschätzen<br />

nachhaltig die Dramatik <strong>der</strong> bevorstehenden Än<strong>der</strong>ungen, obwohl an<strong>der</strong>e<br />

Branchen diese in gleicher Weise bereits durchlaufen h<strong>ab</strong>en.<br />

• Wegen nicht ausreichend vermittelter Kenntnisse bei vielen Lehrkräften an<br />

Schulen und Universitäten werden die notwendigen Techniken und Verfahren<br />

zur Nutzung <strong>der</strong> Informationstechnologie nicht konsequent in Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildung vermittelt. Somit wird <strong>der</strong> bevorstehende Umbruch weiter<br />

kostenträchtig hinausgeschoben. Die Diskrepanz zwischen möglichen<br />

Abläufen und tatsächlich et<strong>ab</strong>lierten Abläufen n<strong>im</strong>mt damit zu und die Angst<br />

vor einem um so radikaleren Umbruch wächst. (Ein gutes Beispiel ist hierfür<br />

die neue Novelle <strong>der</strong> Approbationsordnung für Ärzte in <strong>der</strong> <strong>im</strong> Oktober 1997<br />

vorgelegten Fassung, die die Wirkungen <strong>der</strong> Informationstechnik auf das<br />

Gesundheitswesen nicht ausreichend reflektiert.)<br />

• Auch die politischen Gruppierungen und die großen gesellschaftlichen<br />

Verbände, einschließlich <strong>der</strong> Gewerkschaften und <strong>der</strong> Kirchen, nehmen die<br />

bevorstehenden Än<strong>der</strong>ungen offensichtlich nicht wahr, weil sie ebenfalls noch<br />

nicht branchentypische Umbrüche erlebt h<strong>ab</strong>en. Die Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> WHO,<br />

nationale Konzepte <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Informationstechnologien <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

zu erarbeiten, ist von <strong>der</strong> Bundesrepublik nicht hinreichend<br />

gewürdigt worden. Diesbezüglich ist von Interesse, daß die WHO sich 1997<br />

zu einem behutsamen Einsatz <strong>der</strong> IT selbst für Entwicklungslän<strong>der</strong> ausgesprochen<br />

hat.<br />

• Die Forschungsför<strong>der</strong>ung und Projektför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Bundesrepublik in<br />

diesem Bereich muß erweitert und auf nationaler Ebene <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt werden.<br />

<strong>Seite</strong>ns <strong>der</strong> Ministerien gibt es keinen erkennbaren strategischen Plan, <strong>der</strong> die<br />

Forschungsför<strong>der</strong>ung mit den Vorstellungen <strong>der</strong> Vertragsparteien über die<br />

Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitssystems harmonisiert. Nach<br />

dem Ende <strong>der</strong> DV-MED-För<strong>der</strong>programme <strong>der</strong> 70er Jahre hat die Bundesrepublik<br />

Deutschland zu keiner <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mten Vorgehensweise be<strong>im</strong> Einsatz<br />

<strong>der</strong> Informationstechnologien <strong>im</strong> Gesundheitswesen mehr gefunden.<br />

• In <strong>der</strong> Bundesrepublik und in <strong>der</strong> EU existieren keine Einrichtungen (an<strong>der</strong>s<br />

als in den USA), die den Umwandlungsprozeß <strong>im</strong> Gesundheitswesen begleiten,<br />

<strong>Ergebnisse</strong> dokumentieren und somit eine gesellschaftsverträgliche Fortführung<br />

des Prozesses för<strong>der</strong>n sowie diesen Prozeß selbst transparent<br />

machen. Das Deutsche Institut für Medizinische <strong>Dokument</strong>ation und Information<br />

hat nicht den Wechsel in eine Rolle, wie sie etwa die National Library<br />

of Medicine für die USA spielt, vollziehen können.<br />

• Es fehlen in <strong>der</strong> Bundesrepublik für Universitätseinrichtungen, Verbände und<br />

Industrie Finanzierungsmodelle und Möglichkeiten für Feldversuche größeren<br />

Umfangs o<strong>der</strong> teurerer Technik. Deutsche Produkte und Innovationen<br />

15


Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe<br />

müssen deshalb bevorzugt <strong>im</strong> Ausland über EU-Projekte o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Rahmen<br />

internationaler Industrietätigkeit erprobt werden, da we<strong>der</strong> für die Entwicklung,<br />

noch für die Validierung, Risikokapital zur Verfügung steht.<br />

• Im Bereich Qualitätsmanagement gibt es nicht genügend positive Anreize für<br />

die Berufstätigen <strong>im</strong> Gesundheitswesen, Qualitätsmanagment mit Hilfe <strong>der</strong> IT<br />

als Bestandteil ihrer Professionalisierung aufzunehmen. Die Rekursion auf die<br />

Qualitätssicherung bei Son<strong>der</strong>entgelten und Fallpauschalen ist kontraproduktiv<br />

zur kreativen Entwicklung mo<strong>der</strong>ner Verfahren. Generell fehlen<br />

Belohnungssysteme für innovative Verbesserungen <strong>im</strong> System und innerhalb<br />

<strong>der</strong> Institutionen.<br />

• Die seit Jahren bekannte Finanzierungslücke zwischen <strong>der</strong> Entwicklung von<br />

leistungsfähigen IT-Verfahren für die Krankenversorgung und das Qualitätsmanagement<br />

und <strong>der</strong>en Übernahme in die Routine ist nur von einzelnen<br />

„Pionieren“, nie <strong>ab</strong>er als Element <strong>der</strong> regulären Versorgung und Vorsorge<br />

bearbeitet o<strong>der</strong> eingeführt worden. Gerade hier wären jedoch mittels <strong>der</strong><br />

Informationstechnologie erhebliche Verbesserungen zu erzielen.<br />

• Die bisher <strong>im</strong> Gesundheitswesen vereinbarten Entgeltformen för<strong>der</strong>n nicht<br />

mo<strong>der</strong>ne Formen <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung bzw. <strong>der</strong> Telekooperation o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> IT-Wissensvermittlung.<br />

• Bei <strong>der</strong> Einführung neuer Informationstechnologie in allen Bereichen des<br />

Gesundheitswesens fallen Nutzen und Kosten in verschiedenen Einrichtungen<br />

an. Dies min<strong>der</strong>t die Innovationsfreudigkeit dramatisch.<br />

2.5 Akteure, Handlungsnotwendigkeiten<br />

Die positiven Wirkungen <strong>der</strong> Informationstechnologie <strong>im</strong> Gesundheitswesen können nur<br />

eintreten, wenn gemeinsame Anstrengungen unternommen werden, die aufgezeigten<br />

Verbesserungsmöglichkeiten konsequent zu nutzen. Dazu bedarf es vieler koordinierter<br />

Schritte zur Beseitigung bestehen<strong>der</strong> Hin<strong>der</strong>nisse und eines engen Abst<strong>im</strong>mungsprozesses<br />

aller Akteure <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

• Ohne eine nationale Abst<strong>im</strong>mung über die zukünftigen Strukturen, Verantwortlichkeiten,<br />

Prozesse in <strong>der</strong> Informationsgesellschaft etc. bleibt <strong>der</strong> IT-<br />

Einsatz Flickwerk und wird eher negative Erfahrungen bedingen als die<br />

Fein<strong>ab</strong>st<strong>im</strong>mungen zu ermöglichen, die notwendig sind, um Qualität,<br />

Wirtschaftlichkeit und Zufriedenheit gleichermaßen zu för<strong>der</strong>n.<br />

• Im einzelnen müßten die bestehenden Gebührenordnungen innovationsfreundlicher<br />

gestaltet werden und die Möglichkeiten <strong>der</strong> Informationstechnologie<br />

reflektieren. D<strong>ab</strong>ei sind mo<strong>der</strong>ne Konzepte des Qualitätsmanagements<br />

über Institutionen hinweg zu finanzieren um die Gesundheitsversorgung<br />

zu verbessern. Auch müssen Dienstleistungen in die Entgeltsysteme<br />

aufgenommen werden, die erst durch Nutzung <strong>der</strong> Informationstechnologie<br />

zugunsten <strong>der</strong> Patienten möglich werden (z.B. Telehistologie etc.).<br />

• Die <strong>der</strong>zeitigen Konzepte und Trennungen zwischen Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

in den Gesundheitsberufen müssen überwunden werden. Aus-,<br />

Fortbildungs- und Arbeitsprozesse müssen neue Formen <strong>der</strong> Computer-<br />

Mensch-Kooperation berücksichtigen (Kognitive Ergonomie). Die Approba-<br />

16


Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe<br />

tionsordnung und die Berufsausbildungsordnungen müssen an die geän<strong>der</strong>ten<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Informationsgesellschaft angepaßt werden.<br />

• Mittel müssen bereitgestellt werden, um Personen und Organisationen zu<br />

för<strong>der</strong>n, die durch die Entwicklung von Systemen und die Festlegung von<br />

Regelungen eine <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mte Nutzung <strong>der</strong> Informationstechnologie <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen zugunsten <strong>der</strong> Versicherten und Patienten vorsehen. Das<br />

Bundesministerium für Gesundheit muß d<strong>ab</strong>ei eine gedanklich fe<strong>der</strong>führende<br />

Rolle übernehmen.<br />

• Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> medizinischen <strong>Dokument</strong>ation muß die Kette von Patienten,<br />

Markt-, Produkt- und Leistungsanbietern sowie Forschungseinrichtungen neu<br />

geknüpft werden, um Investitionen und Einsparungen wie<strong>der</strong> zusammenzuführen.<br />

• Die Frage einer Sicherheitsinfrastruktur und die Gestaltung von Lösungen <strong>im</strong><br />

Falle des Ausfalls <strong>der</strong> Technik müssen geklärt bzw. vorangetrieben werden,<br />

um alle Fragen des persönlichen Datenschutzes und <strong>der</strong> Haftung beantworten<br />

zu können. Allen Bürgern und Berufstätigen <strong>im</strong> Gesundheitswesen muß die<br />

Angst vor einem neuen vernetzt arbeitenden Gesundheitssystem genommen<br />

werden. Eine sektoral einheitliche Struktur von Vertrauensstellen für Digitale<br />

Signaturen ist anzustreben.<br />

• Die genannten For<strong>der</strong>ungen können nur erfüllt werden, wenn sich unter<br />

Vermittlung des Bundesministeriums für Gesundheit die Akteure <strong>im</strong> Gesundheitssystem<br />

zusammenfinden und gemeinsam eine Strategie für das<br />

kommende Jahrzehnt <strong>ab</strong>st<strong>im</strong>men. Sollte das Bundesministerium diese<br />

Aufg<strong>ab</strong>e nicht übernehmen, müßten die Selbstverwaltungen von Krankenkassen<br />

und Vertragsärzten zusammen mit den übrigen Verbänden und<br />

Patientenvertretern gemeinsam diesen Abst<strong>im</strong>mungsprozeß einleiten.<br />

Der koordinierte und sinnvolle Einsatz <strong>der</strong> Informationstechnologie und sein Nutzen für<br />

die Berufstätigen <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen trägt zur Verbesserung aller Arbeits<strong>ab</strong>läufe<br />

bei. Dieses führt zu mehr Wirtschaftlichkeit und Qualität aller Leistungen sowie<br />

zur Zufriedenheit <strong>der</strong> Berufstätigen und Patienten. Eine verän<strong>der</strong>te Orientierung in den<br />

Institutionen des Gesundheitswesens kann dadurch initiiert und damit auch die<br />

Gleichgewichtigkeit von Qualität, Wirtschaftlichkeit und Zufriedenheit angestebt werden.<br />

Um den notwendigen Umbruch <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen zu gestalten, bedarf es<br />

des Zusammenspiels aller Akteure und des politischen Konsens.<br />

17


Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe<br />

18


3 Integrierte Gesundheitsnetze:<br />

Beschreibung <strong>der</strong> notwendigen<br />

Systemkomponenten 1<br />

3.1 Allgemeine Ausgangssituation<br />

Nicht zuletzt aufgrund medienwirksamer Einzelprojekte und dem publizistisch hochgelobten<br />

Erfolg des Internet, macht sich nun auch <strong>im</strong> Gesundheitswesen be<strong>im</strong> Aufbau<br />

„medizinischer“ Netze eine intensive Aufbruchsst<strong>im</strong>mung breit. Zunehmend drängen<br />

Anbieter, Organisationen, Institutionen <strong>ab</strong>er auch Einzelpersonen auf die Realisierung<br />

entsprechen<strong>der</strong> Netze. Im Prinzip will je<strong>der</strong> Teilnehmer <strong>im</strong> Gesundheitswesen mit jedem<br />

an<strong>der</strong>en je<strong>der</strong>zeit medizinische Daten austauschen, beliebig medizinisches Wissen<br />

<strong>ab</strong>holen / bereitstellen o<strong>der</strong> <strong>ab</strong>er Verwaltungsdaten übermitteln können. Unter Berücksichtigung<br />

des riesigen potentiellen Datenvolumens bei einem <strong>der</strong>artigen Informationsaustausch,<br />

bestehen auch wirklich begründete Hoffnung auf erhebliche Einsparungen.<br />

Die technische Entwicklung verläuft zwar stürmisch, <strong>ab</strong>er <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mte Angebote, Nutzerakzeptanz<br />

und folglich Nachfrage halten sich jedoch noch in Grenzen. Der Einführungsprozeß<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen vollzieht sich schrittweise und so besteht bis zur Realisierung<br />

des flächendeckenden Einsatzes mult<strong>im</strong>edialer Dienste noch erheblicher und<br />

grundsätzlicher Handlungsbedarf.<br />

Das dezentral organisierte Beziehungsgeflecht klassischer Kommunikation <strong>im</strong> deutschen<br />

Gesundheitswesen bestand seit jeher zwischen Teilnehmern und Mitglie<strong>der</strong>n unterschiedlicher<br />

Organisationszugehörigkeit und Zuständigkeit. Dies war bereits in den Anfängen<br />

<strong>der</strong> Datenverarbeitung prägend für die Mitwirkenden an <strong>der</strong> medizinischen Versorgung.<br />

Hier führten lokale Interessen und disjunkte Ansätze letztendlich <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> zur<br />

Auswahl heterogener Lösungen und Techniken. Damit verbunden waren vermeidbare<br />

Mehrausg<strong>ab</strong>en für Technik, inkompatible Anwendungen, die Notwendigkeit des<br />

mühsamen Abgleichs von Datenbeständen und eine meßbar deutliche Reduktion <strong>der</strong><br />

Datenqualität.<br />

Heute hingegen führt die Notwendigkeit <strong>der</strong> Sicherung von Effizienz und Qualität <strong>der</strong><br />

medizinischen Versorgung zu verteilt kommunizierenden und kooperierenden Informationssystemen,<br />

auch „Shared-Care“-Strukturen genannt. D<strong>ab</strong>ei sind Verfügbarkeit,<br />

Korrektheit, Sicherheit, Vertraulichkeit und Beweisbarkeit <strong>der</strong> übermittelten Information<br />

1<br />

Autor: Christoph F-J Goetz auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Arbeiten <strong>der</strong> Themengruppe „Medizinische Netze“<br />

(Vgl. auch Abschnitt 7.3)


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

sowie eine funktionierende Interoper<strong>ab</strong>ilität organisatorisch „vernetzter“ Kommunikationspartner<br />

oberstes Gebot. Disjunkte Übertragungswege und wi<strong>der</strong>sprüchliche Techniken<br />

dürfen die Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen nicht einer ihrer sinnvollsten Vorteile<br />

berauben, dem einfachen, wirtschaftlichen, transparenten und effizienten Informationsaustausch.<br />

Zur Ableitung des heute notwendigen Handlungsbedarfs kann ein kurzer<br />

historischer Rückblick nützlich sein.<br />

3.1.1 Basistechnologie in Praxis und Klinik<br />

Die technische Ausgangssituation <strong>der</strong> EDV-Einführung bei nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten in<br />

<strong>der</strong> Praxis und in Krankenhäusern bzw. Kliniken war aufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Aufg<strong>ab</strong>enstellung sehr unterschiedlich. Während auf <strong>der</strong> einen <strong>Seite</strong> kleine Praxiscomputer-Systeme<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Personal Computer allgemein nachvollzogen,<br />

waren auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Seite</strong> Krankenhaus-Informations-Systeme (KIS) eher durch<br />

Großrechnersysteme und Terminals geprägt, bedingt durch die krankenhausspezifischen<br />

komplexen Organisations<strong>ab</strong>läufe und großen Informationsmengen.<br />

Der Markt für Praxiscomputer-Systeme ist seit jeher stark umkämpft. Trotzdem teilen sich<br />

etwa 20 von annähernd 200 Hersteller <strong>im</strong>merhin 98% des gesamten Markts. Sowohl<br />

software- als auch hardwareseitig wurden und werden d<strong>ab</strong>ei nahezu alle verbreiteten<br />

Systeme <strong>der</strong> Personal Computer angeboten. So finden beispielsweise neben MS-DOS<br />

o<strong>der</strong> Mac-OS auch relativ seltene Betriebssysteme wie z.B. MUMPS o<strong>der</strong> Prologue weite<br />

Verbreitung.<br />

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat frühzeitig durch die Prüfung <strong>ab</strong>rechnungsrelevanter<br />

Komponenten zu einer inhaltlichen Vereinheitlichung dieser Programmteile<br />

beigetragen. Generell kann <strong>ab</strong>er festgestellt werden, daß gemessen am heutigen Stand<br />

<strong>der</strong> Computertechnik, die eingesetzten Geräte, Betriebssysteme und Anwendungsprogramme<br />

in <strong>der</strong> Arztpraxis nicht dem heute üblichen Standard entsprechen.<br />

Krankenhaus-Informationssysteme waren ausgehend von den ersten Ansätzen mehrheitlich<br />

Son<strong>der</strong>lösungen auf <strong>der</strong> Basis von Großrechnertechnologien. Sie waren speziell<br />

konzipiert, entwickelt und programmiert für die einzelnen Einrichtungen. Während<br />

dadurch zwar ein hohes Maß an Funktionalität und Integration <strong>der</strong> angeschlossenen<br />

Abteilungen einer Organisationseinheit hergestellt werden konnte, war eine Interoper<strong>ab</strong>ilität<br />

o<strong>der</strong> Datenübermittlung zwischen verschiedenen „Inhouse“-Systemen selten<br />

vorgesehen und wenn überhaupt nur mittels sehr einfacher Datenstrukturen und<br />

Protokolle möglich.<br />

Rechtliche Best<strong>im</strong>mungen führten auch <strong>im</strong> klinischen Bereich zu Vereinheitlichungen,<br />

Prüfinstanzen und Zertifikaten, die <strong>ab</strong>er wegen <strong>der</strong> DV- und Prozeßautonomie auf den<br />

20


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

funktionellen Bereich und die damit verbundene Ordnungsmäßigkeit <strong>der</strong> Prozesse<br />

beschränkt blieb, z.B. für Finanzbuchhaltungssysteme.<br />

3.1.2 Ausweitung verarbeiteter Inhalte<br />

Erste EDV-Anwendungen <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> ärztlichen Praxis waren meist auf eng<br />

umschriebene Inhalte wie z.B. die Arztbriefe, Etikettendruck o<strong>der</strong> das Rechnungswesen<br />

<strong>im</strong> Rahmen von Einzelplatz-Systemen beschränkt. Mit steigen<strong>der</strong> Verfügbarkeit von<br />

Rechnerkapazität wurden <strong>im</strong>mer mehr Anwendungsinhalte in eine Applikation integriert,<br />

entsprechend den Organisationseinheiten und Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>.<br />

In diesem Zusammenhang stellte die Verfügbarkeit anwen<strong>der</strong>freundlicher relationaler<br />

Datenbanken einen wesentlichen Fortschritt dar, konnten doch so erste große<br />

Organisations- und Informationsstrukturen in <strong>der</strong> Medizin nachgebildet werden. Trotzdem<br />

best<strong>im</strong>mten eingesetzte Werkzeuge und proprietäre Inhaltsstrukturen den Aufbau <strong>der</strong><br />

Anwendungen und verhin<strong>der</strong>ten eine Interoper<strong>ab</strong>ilität <strong>der</strong> einzelnen, als Inseln realisierten<br />

Problemlösungen.<br />

3.1.3 Alltag <strong>der</strong> Medienbrüche<br />

Mit <strong>der</strong> allgemeinen Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologie in<br />

<strong>der</strong> Medizin vollzog sich in den Jahren nach Einführung <strong>der</strong> Personal Computer auch <strong>der</strong><br />

durch die Industrie eingeleitete Wandel - weg von Einzelplatzsystemen hin zu Netzwerken<br />

- und dezentraler Client- / Server Architektur. Während dies <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Kliniken und<br />

Krankenhäuser aufgrund räumlicher, funktioneller und technologischer Gegebenheiten<br />

eine kontrollierte Wachstumsphase mit einem stufenweisen Architekturwechsel auslösen<br />

konnte, standen nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte vor Problemen kompatibler Datenfernübertragung<br />

und dezentraler Organisation.<br />

Als komplizieren<strong>der</strong> Faktor stand sowohl in <strong>der</strong> Klinik als auch in <strong>der</strong> ärztlichen Praxis die<br />

Tatsache, daß die Hersteller unterschiedlicher Programmsysteme aus Konkurrenzgründen<br />

wenig Interesse an einem gegenseitigen Abgleich von Inhaltsstandards hatten.<br />

Die Anwen<strong>der</strong> hingegen wollten medizinische Daten aus ihren eigenen Rechnersystemen<br />

in an<strong>der</strong>en Programmen und Systemen weiter verwenden.<br />

Durch proprietäre Lösungen, fehlende Standardisierung bzw. inkompatible Implementierungen<br />

<strong>im</strong> Rahmen relativ weit gefaßter Standards war und ist zum Teil noch heute die<br />

Offline-Kommunikation per Ausdruck und Wie<strong>der</strong>eing<strong>ab</strong>e o<strong>der</strong> bestenfalls die Benutzung<br />

von Datenträgern und aufwendigen Transformationen von Datenstrukturen, Formaten etc.<br />

das einzig verfügbare Mittel. So entstanden klassische Medienbrüche (Computer – Papier<br />

– Computer), die wie<strong>der</strong>um Kosten verschlangen und wegen oftmals inkompatibler<br />

Datenstrukturen zusätzliche Probleme verursachten.<br />

21


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

3.2 Aktueller Entwicklungsstand<br />

Seit diesen Anfängen h<strong>ab</strong>en sich die Datenverarbeitung in Gesundheitswesen und die<br />

Möglichkeit zur informationstechnischen Vernetzung unterschiedlicher Rechnersysteme<br />

deutlich weiterentwickelt, obwohl heute die „Sünden“ <strong>der</strong> Vergangenheit ihre Schatten<br />

auf die Entwicklung <strong>der</strong> Zukunft werfen.<br />

3.2.1 Dezentrale Zuständigkeiten und heterogene Ansätze<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Zuständigkeiten und Zusammenhänge <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen<br />

ist, daß es zwar Bereiche gibt, die z.B. aus dem Auftrag einer Selbstverwaltung<br />

definitorisch <strong>ab</strong>leitbar sind, daß diese <strong>ab</strong>er mit an<strong>der</strong>en Bereichen kooperieren müssen,<br />

die wie<strong>der</strong>um durch an<strong>der</strong>e Verwaltungsstrukturen best<strong>im</strong>mt werden.<br />

Dies bedeutet, daß in <strong>der</strong> Telemedizin keine Norm <strong>im</strong> eigentlichen Sinn „verordnet“<br />

werden kann, da es keine allen Beteiligten übergeordnete normungsbefugte Instanz gibt,<br />

respektive keine hierfür zuständige Instanz benannt wurde.<br />

Dies wirkt sich nicht nur auf programmtechnische Lösungsansätze aus, son<strong>der</strong>n bereitet<br />

heute zunehmend Probleme bei <strong>der</strong> angestrebten organisatorischen „Vernetzung“ <strong>der</strong><br />

Einrichtungen. Dies um so mehr, wenn zwischen unterschiedlichen, teilweise konkurrierenden<br />

Instanzen, mit jeweils unterschiedlichen Progammsystemen Daten gemeinsam<br />

genutzt o<strong>der</strong> <strong>ab</strong>geglichen werden sollen. Deshalb kommt internationalen, europäischen<br />

und nationalen Standards sowie rechtlichen Regelungen auf europäischer und nationaler<br />

Ebene eine große unterstützende Rolle zu.<br />

3.2.2 Divergente Sicherheitsansätze<br />

Die Kommunikation und Kooperation zwischen (Informations-)Systemen stellt hohe<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Datenschutz und Datensicherheit, vor allem wenn es sich um sensitive<br />

Informationen wie personenbezogene medizinische Informationen o<strong>der</strong> administrative<br />

betriebliche Daten handelt. Infolge <strong>der</strong> isolierten Architekturen und <strong>der</strong> vielfach<br />

proprietären Anwendungssysteme waren auch die eingesetzten Sicherheitskonzepte sehr<br />

vielschichtig. Hinzu kommt, daß Sicherheitsmaßnahmen bislang als alleinige Aufg<strong>ab</strong>e <strong>der</strong><br />

speichernden o<strong>der</strong> verarbeitenden Stelle gesehen wurden, ein weiterer Grund für die<br />

heutige Vielfalt unterschiedlicher Sicherheitsansätze.<br />

Gerade deswegen trägt die durch die Bundesärztekammer veröffentlichte Bekanntmachung<br />

mit Empfehlungen zu ärztlicher Schweigepflicht, Datenschutz und Datenverarbeitung<br />

in <strong>der</strong> Arztpraxis viel zur Festigung einer einheitlichen „Sicherheitskultur“ <strong>im</strong><br />

deutschen Gesundheitswesen bei.<br />

22


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

3.2.3 Erste Interoper<strong>ab</strong>ilität durch vorhandene Schnittstellen<br />

Sowohl <strong>im</strong> Bereich nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte als auch <strong>im</strong> Krankenhaus und Klinikbereich<br />

ermöglichen vorhandene Schnittstellen bereits jetzt eine erste, lei<strong>der</strong> <strong>im</strong>mer noch<br />

begrenzte Interoper<strong>ab</strong>ilität.<br />

Als Datenformat für Inhalte <strong>der</strong> Praxiscomputer-Systeme liegen in Deutschland heute die<br />

sog. „xDT-Standards“ des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik (ZI) als einfach zu realisierende Inhaltsschnittstellen für den Datenaustausch<br />

vor. Im klinischen Sektor hat sich hingegen das „Health Industry Level Seven<br />

Interface Standard“ (HL-7) eine entsprechende Stellung erworben. Somit hat je<strong>der</strong> Sektor<br />

für sich bereits Möglichkeiten für einen ersten Austausch von Inhaltsdaten.<br />

Trotzdem kann heute zwischen Krankenhaus-Informations-Systemen und Praxiscomputer-Systemen<br />

noch kein direkter Datenaustausch stattfinden, da die xDT-Datensatzbeschreibungen<br />

mit <strong>der</strong> HL-7-Nachrichtenspezifikation nicht direkt interoper<strong>ab</strong>el sind.<br />

Hier muß ausgehend von internationalen Bestrebungen eine Harmonisierung bei<strong>der</strong><br />

Standards dieses Problem lösen.<br />

3.2.4 Gesundheitsnetze und Vernetzung <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

Bei Ausführungen zu „medizinischen“ Netzen o<strong>der</strong> einer allgemeinen, auch organisatorischen<br />

Vernetzung <strong>im</strong> Gesundheitswesen müssen grundsätzlich drei Arten medizinischer<br />

Daten voneinan<strong>der</strong> unterschieden werden, da diese jeweils unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Rahmenbedingungen, Technik und Sicherheit bei <strong>der</strong> Übermittlung stellen.<br />

• Patientenbezogene Informationen (PatInfo) sind sensibel und unterliegen<br />

<strong>der</strong> ärztlichen Schweige- und <strong>Dokument</strong>ationspflicht, wie dies u.a. in <strong>der</strong><br />

Berufsordnung verankert ist, wobei hier auch ethische und soziale Komponenten<br />

betrachtet werden müssen. Patientendaten bedingen darüber hinaus<br />

zumeist regelmäßig diagnostische bzw. therapeutische Konsequenzen.<br />

• Medizinisches Wissen (MedWiss) ist zwar in <strong>der</strong> Regel anonym, dient <strong>ab</strong>er<br />

ebenfalls <strong>der</strong> Ableitung therapeutischer Konsequenzen. Daher müssen<br />

entsprechende Maßnahmen zur Qualitätssicherung (sog. „Peer-Group-<br />

Reviews“) und eine beweisbare Urheberschaft realisiert werden.<br />

• Medizinische Verwaltungsdaten stellen in <strong>der</strong> Regel eine Mischform <strong>der</strong><br />

genannten Datenarten dar, <strong>der</strong>en Rahmenbedingungen und / o<strong>der</strong> Bedrohungen<br />

sich jedoch oftmals quantitativ und qualitativ von diesen unterschieden.<br />

Daneben sind auch sensitive Betriebsdaten zu berücksichtigen, die ebenfalls<br />

hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an Datenschutz und Datensicherheit stellen können.<br />

Die Gesamtheit <strong>der</strong> jeweiligen rechtlichen, ethisch-sozialen, organisatorischen, funktionellen<br />

und technologischen Rahmenbedingungen für Datenschutz und Datensicherheit<br />

werden in sogenannten „Policies“ fixiert. Somit sind für den Aufbau von Gesundheitsnetzen<br />

grundlegende Erfor<strong>der</strong>nisse zu erfüllen, wie<br />

23


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

• eine adäquate Infrastruktur und Sicherheitsarchitektur unter Beachtung<br />

rechtlicher, organisatorischer und technologischer Aspekte,<br />

• die Entwicklung und Bereitstellung entsprechen<strong>der</strong> Methoden und Lösungen<br />

(z.B. Email, World Wide Web (WWW), Videokonferenz-Services) und<br />

• die Entwicklung und Bereitstellung <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mter Dienste, wie Arzt-,<br />

Apotheker-, Patienteninformationsdienste.<br />

Aus <strong>der</strong> heute existenten Heterogenität und Vielfalt angebotener Systeme läßt sich also<br />

<strong>ab</strong>lesen, daß die Einschränkung <strong>der</strong> Definition von „medizinischen Netzen“ nur auf Netze<br />

<strong>im</strong> strengen Sinn nicht haltbar ist. Hinzu kommt, daß früher klar von einan<strong>der</strong> <strong>ab</strong>grenzbare<br />

Bereiche (z.B. die Individualkommunikation und die Massenkommunikation)<br />

zunehmend in einan<strong>der</strong> übergehen.<br />

Die Schaffung deutscher „Gesundheitsnetze“ o<strong>der</strong> „Vernetzung <strong>im</strong> Gesundheitswesen“<br />

sollte daher, ausgehend von <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mten Rahmenbedingungen, als die<br />

informationstechnische Verbindung aller dezentral organisierten Kommunikationspartner<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen verstanden und angestrebt werden. Entsprechend<br />

den Arten ausgetauschter Information, sind die Policies für diese „Vernetzung“ zu<br />

definieren.<br />

Die Entwicklung medizinischer Netze wird ein schrittweiser Prozeß. D<strong>ab</strong>ei werden sich<br />

verschiedene Dienstarten und Inhalte unterschiedlich und z.T. aufeinan<strong>der</strong> aufbauend<br />

entwickeln. Die Dienstarten und Inhalte können d<strong>ab</strong>ei u.a. das Spektrum umfassen von<br />

• gerichteter Kommunikation mittels E-Mail, über<br />

• Zugriff auf Informationssysteme und Wissensbanken, o<strong>der</strong><br />

• Telekonsultation, bis hin zur<br />

• verteilten mult<strong>im</strong>edialen Krankenakte.<br />

3.3 Exemplarische Ansätze<br />

Bei Treffen von Anbietern medizinischer Inhalte und medizinischer Netze, zu denen die<br />

Themengruppe „Medizinische Netze“ des FORUM INFO 2000 eingeladen hatte, wurde<br />

deutlich, daß inzwischen viele verschiedene Angebotsvarianten <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen<br />

existieren. Im Spannungsfeld zwischen heterogen innovativen Lösungen und<br />

übergeordnetem Standardisierungsbedarf zeigen einige Projekte beson<strong>der</strong>s interessante<br />

Ansätze.<br />

3.3.1 Deutsches Medizin Forum<br />

Das Deutsche Medizin Forum ist seit 1995 <strong>im</strong> offenen Internet unter http://www.medizinforum.de<br />

erreichbar und hat sich dort als eine zentrale Kommunikations- und Recherche-<br />

Plattform für den medizinischen Bereich positioniert <strong>im</strong> Sinne einer MedWiss-Zentrale.<br />

24


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

Neben eigenen Informationen finden sich umfassende Links auf an<strong>der</strong>e medizinische<br />

Angebote. Ein Schwerpunkt <strong>der</strong> angebotenen Information sind ständig aktualisierte<br />

Hinweise auf Ereignisse wie Kongresse, Fortbildungen und Ankündigungen. Daneben<br />

bieten mo<strong>der</strong>ierte Diskussionsforen unterschiedliche Themen für Ärzte, Zahnärzte und<br />

Patienten, wobei auch viele Selbsthilfegruppen eigene Inhalte in das Medizin Forum<br />

einstellen. Es findet jedoch keine Übertragung personenbezogener Patientendaten statt.<br />

Der wirtschaftliche Gegenpol wird u.a. durch eine „Virtuelle Medizinmesse“ mit eigenem<br />

Index medizinischer Firmen <strong>im</strong> Internet gebildet. So finden sich anbieterübergreifend<br />

Produkte alph<strong>ab</strong>etisch aufgelistet und zur Online-Bestellung freigegeben. Durch diese<br />

Anbindung und die Kooperation mit mehr als 50 Firmen und Organisationen kann sich<br />

das Deutsche Medizin Forum un<strong>ab</strong>hängig selbständig tragen.<br />

3.3.2 Medical Network<br />

Medical Network stellt als eingetragener und seit 1995 als gemeinnützig anerkannter<br />

Verein von Medizinern aus Klinik und Praxis eine Plattform zur Integration aller medizinischen<br />

Gruppen dar. Die Kommunikationsplattform „Medical Network“ soll einen<br />

umfangreichen Datenaustausch zwischen allen an <strong>der</strong> Medizin beteiligten Personen,<br />

Institutionen und Organisationen ermöglichen. D<strong>ab</strong>ei wurde eine integrierte Lösung für<br />

alle Arbeitsbereiche unter einer einfach zu bedienenden Oberfläche geschaffen.<br />

Im Medical Network werden alle drei Arten medizinischer Daten (MedWiss, PatInfo und<br />

Verwaltungsdaten) auf virtuellen Verbindungen übermittelt. Die proprietäre Sicherheitsstruktur<br />

realisiert bereits grundlegende Sicherheitserfor<strong>der</strong>nisse. In <strong>der</strong> nächsten Stufe<br />

wird eine Health Professional Card (HPC) <strong>im</strong> Zusammenhang mit den PatInfo eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Plattform wird interessierten Medizinern zur weiteren Erprobung ausgehändigt. Mit<br />

dieser Software soll die Kommunikation zwischen Medizinern weiter geför<strong>der</strong>t und durch<br />

die Integration <strong>der</strong> verschiedenen Fachbereiche und Interessensvertreter das „Netz von<br />

Ärzten für Ärzte“ weiter am Bedarf <strong>der</strong> Mediziner ausgerichtet werden. Die Gründung<br />

einer die Dienste vermittelnden GmbH ist vorgesehen.<br />

3.3.3 Deutsches Gesundheitsnetz<br />

Das Deutsche Gesundheitsnetz (DGN) bietet seinen Teilnehmern eine einheitliche<br />

Informations- und Kommunikationsstruktur, die sowohl zur Kommunikation <strong>der</strong> Ärzte und<br />

Körperschaften untereinan<strong>der</strong> und als auch miteinan<strong>der</strong> genutzt werden kann.<br />

Das DGN unterstützt die ärztlichen Körperschaften (Ärztekammern und Kassenärztliche<br />

Vereinigungen) bei <strong>der</strong> Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufg<strong>ab</strong>en, wozu neben zeitgemäßer<br />

Fortbildung und Qualitätssicherung auch Verfahren zur Sicherung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

25


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

Versorgungsweise und Praxisführung, z. B. <strong>im</strong> Rahmen von Strukturverträgen, gehören.<br />

Die Sicherung <strong>der</strong> Qualität und das Erschließen von Rationalisierungspotentialen <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen gehören zu den wichtigsten Aufg<strong>ab</strong>en, die die ärztliche Selbstverwaltung<br />

mit dem DGN verfolgen kann.<br />

Über lokale Einwahlmöglichkeiten können die DGN - Teilnehmer zu Orts- o<strong>der</strong> Nahtarifen<br />

über das DGN kommunizieren. Als Intranet nutzt das DGN den Internet-Standard, so daß<br />

auf eine spezielle Zugangssoftware verzichtet werden kann. Für die Herstellung <strong>der</strong><br />

Übertragungssicherheit von vertraulichen Daten (Patientendaten, Abrechnungsdaten) soll<br />

eine zum Signaturgesetz konforme Signatur mit zusätzlichen Verschlüsselungsverfahren<br />

eingeführt werden. Dazu wird zur Zeit ein elektronischer Arztausweises vorbereitet. Das<br />

Deutsche Gesundheitsnetz ermöglicht seinen Teilnehmern auch die Nutzung des<br />

Internets.<br />

3.3.4 xDT-Schnittstellen <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

Ausgehend von einer frühzeitig auf <strong>der</strong> Grundlage des Bundesmantelvertrags verbindlich<br />

vorgeschriebenen Schnittstelle für die Übermittlung von Abrechnungsdaten mittels Datenträger<br />

(<strong>der</strong> sog. „ADT-Datensatzbeschreibung“) zwischen nie<strong>der</strong>gelassenem<br />

Vertragsarzt und Kassenärztlichen Vereinigungen, h<strong>ab</strong>en die Kassenärztliche<br />

Bundesvereinigung (KBV) und das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik (ZI) in den letzten Jahren neben verschiedenen „internen“<br />

Schnittstellen mehr als 14 weitere Datensatzbeschreibungen für bekannten<br />

Übermittlungsbedarf <strong>der</strong> Arztpraxis entwickelt. Diese sind inhaltlich alle nach dem<br />

gleichen Schema aufgebaut und erschließen sich sehr einfach einer EDV-gestützten<br />

Verarbeitung.<br />

ADT = Abrechnungs-Datenträger (Praxis -> KV)<br />

AODT = <strong>Dokument</strong>ationsbogen Ambulantes Operieren (Praxis -> KV)<br />

AVDT = Arztverzeichnis-Datenträger (KV -> Praxis)<br />

BDT = Behandlungsdatenträger (Praxis Praxis)<br />

BDT-A = Behandlungsdatenträger Arztbrief (Praxis Praxis)<br />

BDT-C = Behandlungsdatenträger chron. Krankheiten (Praxis Praxis)<br />

ELV = Elektronisches Leistungsverzeichnis (Praxis Praxis)<br />

GDT = Geräte-Datenträger (Ser. Geräte -> Praxis)<br />

KTSD = Kostenträger-Stammdatei (KV -> Praxis)<br />

LDT = L<strong>ab</strong>or-Datenträger (Praxis L<strong>ab</strong>orpraxis)<br />

MDDT = Meldedaten ADT-Systeme (KV -> KBV)<br />

PATS = Patientendaten Versichertenkarte (KVK-Lesegerät -> Praxis)<br />

SDGO = Stammdaten Gebührenordnung (KV -> Praxis)<br />

26


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

SDRW = Stammdaten GO-Regelwerk (KV -> Praxis)<br />

Als geplante „Universalschnittstelle“ für die Datenkommunikation zwischen Arztpraxis<br />

und Kassenärztlichen Vereinigungen werden zur Zeit <strong>ab</strong>schließende Beratungen für den<br />

sog. „KVDT“ geführt. In dieser Datensatzbeschreibung werden mehrere <strong>der</strong><br />

vorgenannten xDT’s (ADT, AODT, usw.) mittels eines umfassenden Containermodells in<br />

einer einzige Datei vereint, so daß künftige Übermittlungen nur noch ein Datenpaket<br />

berücksichtigen müssen. Damit wird bereits ein wesentlicher Grundstein für die Online-<br />

Übermittlung von Abrechnungsdaten realisiert.<br />

3.3.5 HCP-Protokoll für BayNet<br />

Das gemeinsame Pilotprojekt <strong>der</strong> Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und <strong>der</strong> Bayerischen<br />

Landesärztekammer wird unter Berücksichtigung <strong>der</strong> aktuellen und <strong>ab</strong>sehbaren<br />

Rechtslage, ausgehend von et<strong>ab</strong>lierten Einzelprojekten und <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mten Rahmenkonzepten,<br />

ein sicheres, geschütztes, beweisbares und vor allem offenes System zur<br />

”Online”-Übertragung medizinischer Daten praktisch et<strong>ab</strong>lieren und evaluieren.<br />

Unter Vermeidung proprietärer Insellösungen wird ein beweisbar sicheres Gesamtsystem<br />

aus vorhandenen Komponenten und Modellen entwickelt, erprobt und veröffentlicht. Das<br />

Projekt berücksichtigt insbeson<strong>der</strong>e ländliche Strukturmodelle und ist möglichst flächenwirksam<br />

angelegt. Für das Projekt stellt die Bayerische Staatsregierung <strong>im</strong> Rahmen von<br />

Bayern Online II ein För<strong>der</strong>volumen von 1,34 Mio. DM zur Verfügung. Die so erarbeiteten<br />

Standards und Vorg<strong>ab</strong>en sollen, baldmöglichst veröffentlicht und in das Public Domain<br />

gelegt, jedem Hersteller die Möglichkeit eigener Implementierung bieten und somit eine<br />

„Sogwirkung“ entfalten, die über den Pilotcharakter des Projekts hinaus wirkt.<br />

Die gegenwärtige Abst<strong>im</strong>mung mit den zuständigen Einrichtungen und Institutionen auf<br />

Bundesebene hat eine Konsensfähigkeit auch über die Projektgrenzen hinaus ermöglicht.<br />

Eine kritisch-wissenschaftliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den vorgeschlagenen Strukturmodellen<br />

und <strong>der</strong>en öffentlichkeitswirksame Präsentation, wie auch die intensive Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Datenschutz, sollen das Vertrauen in diese neue Technologie<br />

sichern und untermauern.<br />

3.4 Empfehlungen und For<strong>der</strong>ungen<br />

Es ist eine banale Erkenntnis, daß die Interessen von Initiativträgern <strong>der</strong> Telematik aus<br />

Industrie und Wirtschaft nicht gleichzusetzen sind mit den Interessen <strong>der</strong> Ärzteschaft o<strong>der</strong><br />

Sozialverwaltung. Gerade deswegen wäre es falsch anzunehmen, daß sich diese<br />

automatisch, ungefragt und freiwillig auf die Belange und Kerngebote ärztlicher Tätigkeit<br />

einlassen werden.<br />

27


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

Zur erfolgreichen Umsetzung von künftiger „Gesundheitsnetze“ ist es unumgänglich, die<br />

unterschiedlichen Interessen <strong>der</strong> verschiedenen Beteiligtengruppen wie Industrie, Wirtschaft,<br />

Ärzteschaft, sonstiges medizinisches Personal, Politik, Verwaltung und nicht<br />

zuletzt Patienten zu harmonisieren und somit das angesprochene Bedingungsgefüge zu<br />

schaffen. D<strong>ab</strong>ei dürfen best<strong>im</strong>mte Grundvoraussetzungen wie die Belange und<br />

Kerngebote ärztlicher Tätigkeit nicht zur Disposition gestellt werden.<br />

Es ist zwar richtig, daß auch ärztliches Handeln und die daraus resultierende <strong>Dokument</strong>ation<br />

und Kommunikation <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeitspflicht unterliegen. Aus diesem Grund sind<br />

mannigfaltige Synergismen zwischen Telematik-Initiativen <strong>der</strong> Industrie und <strong>der</strong> Ärzteschaft<br />

zu erwarten. Doch bisher steht <strong>der</strong> Mensch <strong>im</strong>mer noch <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong><br />

ärztlichen Bemühungen und das muß so bleiben.<br />

Als vereinfachend knappes Plädoyer darf also gelten, daß die Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

unverän<strong>der</strong>t auf die gleichen Rechtsgüter aufbauen, genauso die Privatsphäre von<br />

Patient und Arzt schützen und effektiven Datenschutz sowie ärztliche Schweigepflicht<br />

garantieren muß, wie bisher. Dafür muß aktiv eingetreten werden und entsprechende<br />

Richtlinien für den Einsatz <strong>der</strong> Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen erarbeitet, <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt<br />

und veröffentlicht werden.<br />

3.4.1 Richtlinien für Anwen<strong>der</strong><br />

Die angestrebte Technik und Organisation <strong>der</strong> Vernetzung <strong>im</strong> Gesundheitswesen bringen<br />

für die Anwen<strong>der</strong> spezielle Probleme mit sich. Ärzte und medizinisches Personal<br />

brauchen klar verständliche Vorg<strong>ab</strong>en für den Einsatz <strong>der</strong> Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

Das „Praktik<strong>ab</strong>ilitätsparadigma Sprechstunde“ mag dies verdeutlichen, da sich<br />

letztendlich alle Lösungswege <strong>im</strong> Gesundheitswesen am Maßst<strong>ab</strong> <strong>der</strong> realen Funktionalität<br />

messen lassen müssen.<br />

Keiner hat <strong>im</strong> praktischen Alltag die Möglichkeit, lange zu überlegen, welches DFÜ-<br />

Programm er nun aktivieren muß, o<strong>der</strong> welches <strong>der</strong> verschiedenen Netzwerke gerade<br />

richtig ist. Der Anwen<strong>der</strong> benötigt eine einzige, transparente, bedienbare und<br />

sichere Technologie für die Übermittlung aller Daten <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

Gegenwärtig erprobte Ansätze sind selten miteinan<strong>der</strong> kompatibel (bzw. interoper<strong>ab</strong>el),<br />

o<strong>der</strong> berücksichtigen nur unzureichend organisatorische und verwaltungsmäßig et<strong>ab</strong>lierte<br />

Strukturen des Gesundheitswesens. Demzufolge können zur Zeit we<strong>der</strong> Industrie noch<br />

ärztliche Institutionen durchgreifende Erfolge bei <strong>der</strong> Umsetzung spezifischer Versorgungs<strong>ab</strong>läufe<br />

<strong>der</strong> ambulanten und stationären Versorgung in telemedizinischen<br />

Verfahren erzielen. Je<strong>der</strong> versucht heute noch eine eigene Lösung anzubieten. Dieser<br />

Vielfalt muß eine für den medizinischen Anwen<strong>der</strong> verständliche Zusammenfassung von<br />

Leitlinien und Regularien entgegengesetzt werden.<br />

28


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

3.4.2 Richtlinien für Anbieter medizinischer Inhalte<br />

Zur Zeit finden sich große Unsicherheiten, <strong>ab</strong>er auch große technologische Folgen bei<br />

<strong>der</strong> Frage, wie, unter welchen Voraussetzungen und mittels welcher Technologien<br />

medizinische Gesundheitsdaten auf elektronischen Datenhighways <strong>der</strong> Zukunft valide<br />

und beweisbar übermittelt werden können; dienen solche Daten doch letztendlich zur<br />

Ableitung therapeutischer Konsequenzen. Wer haftet <strong>im</strong> Einzelfall?<br />

Heutige klassische Veröffentlichungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen unterliegen einer starken<br />

Qualitätssicherung durch sog. Peer Group Reviews. Hinzu kommt, daß die Justizi<strong>ab</strong>ilität<br />

<strong>der</strong> Printmedien für wichtige und therapierelevante Inhalte längst gesichert ist. Entsprechende<br />

Rahmenbedingungen müssen auch für die neuen Medien <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt werden<br />

und hier kann insbeson<strong>der</strong>e das neue Signaturgesetz (SigG) wie auch die Signaturverordnung<br />

(SigV) wesentlich zur Schaffung einer Rechtssicherheit beitragen.<br />

3.4.3 Richtlinien für Übermittler von Patientendaten<br />

Datenschutz und Datensicherheit sind eine Grundvoraussetzung für jegliche Kommunikation<br />

und Kooperation in medizinischen Informationssystemen, insbeson<strong>der</strong>e wenn es um<br />

die Erfassung, Verarbeitung, Speicherung, Verteilung und Nutzung personenbezogener<br />

medizinischer Daten geht.<br />

Keiner kann vorhersagen, über welche Netzwerke á la longue die Kommunikation <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen läuft. Je<strong>der</strong> Hersteller von Praxiscomputer- o<strong>der</strong> Krankenhaus-Informations-Systemen<br />

muß die entsprechend notwendigen Sicherheitsanwendungen <strong>im</strong>plementieren<br />

können. Daher gelten nachstehende Grundsätze für das Design einer gefor<strong>der</strong>ten<br />

allgemeingültigen und konsensfähigen Sicherheitsstruktur:<br />

• anwendungs-transparent<br />

• netzwerk-transparent<br />

• hersteller-un<strong>ab</strong>hängig<br />

• harmonisiert<br />

• ausbaufähig.<br />

Nur konsensfähige Sicherheitsstandards können sicherstellen, daß <strong>der</strong> Wettbewerb unter<br />

verschiedenen Anbietern von Netzwerken, Online-Diensten und Computerprogrammen<br />

durch die Offenlegung <strong>der</strong> Protokolle gewährleistet ist, während die nötige Akzeptanz <strong>der</strong><br />

Nutzer geför<strong>der</strong>t und Mißbrauch sensibler Daten wirksam verhin<strong>der</strong>t wird. Nicht Sicherheitsprodukte,<br />

son<strong>der</strong>n Sicherheitsstandards und <strong>der</strong>en Umsetzung durch den freien<br />

Markt sind gefragt.<br />

3.4.4 Abgest<strong>im</strong>mte Authentifikation<br />

29


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

Die Grundlagen <strong>der</strong> Technologie für die gegenseitige Identifikation und Authentifikation<br />

von Teilnehmern des Gesundheitswesens wurde seit 1994 in verschiedenen Projekten<br />

<strong>der</strong> „INFOSEC“ und „EUROCARDS Concerted Action“ formuliert.<br />

Ausgehend von den dort und international gewonnenen Erkenntnissen und in Abst<strong>im</strong>mung<br />

mit dem „Deutschen Modellversuch Health Professional Card - HPC” <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

„Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ müssen alsbald elektronische Ausweise für<br />

die Gesundheitsberufe geschaffen werden. Solche HPC‘s sollen folgende u.a. Sicherheitsfunktionen<br />

beinhalten:<br />

• Karteninh<strong>ab</strong>er-Verifizierung, z.B. mittels PIN o<strong>der</strong> vergleichbarer Verfahren<br />

• Zugriffskontrolle <strong>der</strong> Speicherbereiche zur Sicherung <strong>der</strong> dort gespeicherten<br />

Information<br />

• Kryptographische Authentifizierung zum sicheren Nachweis des Karteninh<strong>ab</strong>ers<br />

• Verschlüsselung zur Realisierung vertraulicher Kommunikation<br />

• Erzeugung einer digitalen Signatur<br />

• <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mte Zertifikate <strong>der</strong> Rollen und / o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Profession für Offline-<br />

Anwendungen.<br />

Digitale Unterschriften werden oftmals <strong>im</strong> Zusammenhang mit Health Professional Cards<br />

angesprochen und müssen für die „Online“-Übermittlung medizinischer Daten zwei<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen: Die Unterschrift muß nachweisbar den Sen<strong>der</strong> einer Nachricht<br />

dokumentieren und gleichzeitig die Echtheit (Unverän<strong>der</strong>barkeit) des Nachrichteninhalts<br />

beweisbar ermöglichen. Das neue Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz<br />

(IuKG) mit dem Gesetz zur digitalen Signatur (Signaturgesetz - SigG, Artikel 3 des IuKG)<br />

macht hier wesentliche Vorg<strong>ab</strong>en.<br />

Authentifizierungsverfahren werden in verschiedenen Projekten des Gesundheitswesens<br />

bereits durch unterschiedliche Einrichtungen, mit verschiedenen Verfahren angeboten.<br />

Die Infrastruktur für Datensicherheit einschließlich <strong>der</strong> Health Professional Cards müssen<br />

jedoch <strong>im</strong> Sinne einer „Cross Compatibility“ aufeinan<strong>der</strong> <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt sein, damit die<br />

Tokens (Karten) auch von an<strong>der</strong>en Teilnehmern <strong>im</strong> Gesundheitswesen zuverlässig<br />

„erkannt“ werden können.<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Versichertenkarte in Deutschland wurde 1993 eine technische<br />

Spezifikation für Chipkartenlesegeräte festgelegt, die nicht kompatibel ist zu den<br />

vorgenannten Anfor<strong>der</strong>ungen an eine Health Professional Card. Eine zweite Generation<br />

von Kartenterminals wurde daher 1995 von dem Arbeitskreis „MKT“ <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

„Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

„Kartenterminals“ des TeleTrusT als multifunktionale Kartenterminals (MKT) für das<br />

Gesundheitswesen erarbeitet und spezifiziert. Erste Prototypen wurden bereits vorgestellt<br />

und sind <strong>im</strong> Einsatz. Derzeit beschäftigt sich <strong>der</strong> genannte TeleTrusT Arbeitskreis mit <strong>der</strong><br />

Spezifikation einer Universellen Kartenterminal Schnittstelle (UCTS).<br />

30


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

3.4.5 Weiterentwicklung interoper<strong>ab</strong>ler Inhalts-Schnittstellen<br />

Die positive Grundtendenz heute et<strong>ab</strong>lierter Inhaltsschnittstellen in <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Praxis darf nicht darüber hinweg täuschen, daß diese xDT-Datensatzbeschreibungen<br />

weiterentwickelt werden müssen, stellen sie doch aus Sicht eines künftig weltweiten Kommunikationsbedarfs<br />

eine deutsche Insellösung für die ärztliche Praxis dar. Es ist <strong>ab</strong>sehbar,<br />

daß entwe<strong>der</strong> eine ISO-Normierung vorgenommen werden muß o<strong>der</strong> entsprechende<br />

Austauschprogramme für die Konvertierung in an<strong>der</strong>e Inhaltsschnittstellen geschaffen<br />

werden müssen. Der Aufbau <strong>der</strong> xDT-Schnittstellen läßt dies problemlos zu. Analoge<br />

Überlegungen und Initiativen gibt es auch für den klinischen Sektor und entsprechende<br />

Kommunikationsstandards wie HL-7, EDIFACT o<strong>der</strong> die SGML/XML/HTML-Spezifikationen.<br />

Netzwerklösungen müssen auf internationalen Standards basieren, um einerseits<br />

Investitionssicherheit sowie Freiheit bei <strong>der</strong> Produktentscheidung zu gewährleisten und<br />

zum an<strong>der</strong>en einen ausreichend großen Markt für ein entsprechendes „Return on<br />

Investment“ für die Industrie zu bieten. Die Hersteller <strong>der</strong> Praxiscomputer-Syteme und<br />

Krankenhaus-Informations-Systeme benötigen eindeutige Vorg<strong>ab</strong>en, um noch fehlende<br />

Kommunikationslücken zu schließen und langfristig in entsprechende Schnittstellen-<br />

Lösungen investieren zu können.<br />

3.4.6 Nächste Schritte<br />

Die aktuelle Abst<strong>im</strong>mungsarbeit für eine notwendige Weiterentwicklungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

belegt eindrücklich, wie wichtig und bedeutsam eine Grundsatzentscheidung<br />

aller am Gesundheitswesen Beteiligten wäre, sich für den ausschließlichen Einsatz et<strong>ab</strong>lierter<br />

Konformitätsstandards weltweit, europaweit zumindest deutschlandweit zu engagieren.<br />

Durch un<strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mte Einzelprojekte auf <strong>der</strong> Basis proprietärer Lösungen entstehen<br />

<strong>im</strong>mer noch vermeidbare Kosten und Medienbrüche.<br />

Als Max<strong>im</strong>e darf daher gelten, daß nur dort Entscheidungen für einen „Alleingang“ <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen gefällt werden, wo dies ausgehend von gesetzlichen Regelungen<br />

o<strong>der</strong> sonstigen Vorschriften zwingend geboten ist. Selbst dann muß nur selten wirklich<br />

eine Neuentwicklung eigener de facto - Standards eingeleitet werden, da auch hier in <strong>der</strong><br />

Regel eine Festlegung auf bekannte und taugliche Alternativen o<strong>der</strong> Standardkomponenten<br />

auf <strong>der</strong> Basis von Funktionalitäts-Entscheidungen möglich ist.<br />

Ausgehend von dieser Erkenntnis wurde <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> letzten Tätigkeiten <strong>der</strong> Themengruppe<br />

„Medizinische Netze“ die Identifizierung vorhandener Standards, Normen und<br />

Alternativen für die verschiedenen technologischen Plattformen und Kommunikationsebenen<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen vereinbart und die Erarbeitung einer umfassenden<br />

Beschreibung eingeleitet. Nach entsprechenden Kommunikations- und Bedrohungs-<br />

31


Integrierte Gesundheitsnetze<br />

analysen kann dann identifiziert werden, wo noch Handlungsbedarf bezüglich <strong>der</strong> zu<br />

verwendenden Standards und/o<strong>der</strong> entsprechen<strong>der</strong> Regelungen besteht. Unbestritten ist,<br />

daß die Schaffung und <strong>der</strong> Ausbau rechtlicher, technischer und organisatorischer<br />

Rahmenbedingungen, d.h. „Policies“ bzw. Verantwortlichkeiten, eine wesentliche<br />

Aufg<strong>ab</strong>e für die Trägerorganisationen <strong>der</strong> Kommunikationspartner <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

darstellt.<br />

32


4 Telematikplattform:<br />

Ansatz, Komponenten, Funktionen<br />

und Schritte zu ihrer Realisierung 1<br />

4.1 Zur aktuellen Situation<br />

Sowohl in den <strong>Ergebnisse</strong>n dieser Arbeitsgruppe „Telematik-Anwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen“<br />

als auch in an<strong>der</strong>en in diesen Monaten veröffentlichten Analysen wird nicht<br />

nur das beson<strong>der</strong>e Potential betont, das in <strong>der</strong> Gesundheitstelematik für eine bessere<br />

Effektivität und Effizienz <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung schlummert, son<strong>der</strong>n auch gleichfalls<br />

<strong>der</strong> Stand des Telematikeinsatzes <strong>im</strong> Gesundheitswesen beklagt. Im Wi<strong>der</strong>spruch zu<br />

den vielfältigen Bemühungen in Pilotprojekten <strong>der</strong> Versorger und zu Angeboten aus <strong>der</strong><br />

Industrie steht die geringe Durchdringung des Versorgungsalltages mit Telematikanwendungen.<br />

Ein breiter Einsatz sei vor allem durch betriebsinterne Medienbrüche (Probleme<br />

bei <strong>der</strong> Übernahme von Daten/Signalen/Bil<strong>der</strong>n in an<strong>der</strong>e Anwendungen) sowie durch<br />

(vor allem technische) Barrieren in <strong>der</strong> Kommunikation zwischen Versorgern behin<strong>der</strong>t.<br />

In den <strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n wurden darüber hinaus weitere technische und organisatorische<br />

Problembereiche identifiziert, von denen die folgenden acht hier kurz genannt<br />

werden sollen, um die Komplexität <strong>der</strong> Probleme zu charakterisieren, die zur breiten<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Telematik anzugehen sind.<br />

• Systeme, die zur Patientenbehandlung eingesetzt werden, müssen bezüglich<br />

des Datenschutzes den allgemeinen gesetzlichen Vorg<strong>ab</strong>en und insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch den Geboten <strong>der</strong> ärztlichen Schweigepflicht genügen.<br />

• Bei <strong>der</strong> Datenübertragung müssen Sen<strong>der</strong> und Empfänger zweifelsfrei identifiziert<br />

werden können (z.B. Health Professional Card).<br />

• Bei <strong>der</strong> Fernübertragung von Daten müssen Integrität und Verläßlichkeit <strong>der</strong><br />

Daten sowie ein Schutz vor fremden Zugriffen gewährleistet werden.<br />

• Programmaufbau und -<strong>ab</strong>lauf müssen auf die praktischen Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Patientenbehandlung <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt sein. Der Einsatz muß durch praxisbezogene<br />

organisatorische Maßnahmen begleitet werden.<br />

• Die Anwendung telematikgestützter Dienste <strong>im</strong> Gesundheitswesen sollte bei<br />

<strong>der</strong> Festlegung von Regeln für die ärztliche Berufsausübung und für die<br />

Vergütung ärztlicher Leistungen ausreichend bedacht werden.<br />

• Telematikgestützte Dienste benötigen Investitionen in eine mo<strong>der</strong>ne EDV-<br />

Hardware und Software. Ergänzende organisatorische Umstrukturierungen<br />

1 Autoren: Wilhelm van E<strong>im</strong>eren, Walter Hohberg


Telematikplattform<br />

müssen rechtzeitig bedacht und in einem Finanzierungskonzept ausreichend<br />

berücksichtigt werden.<br />

• Konzepte für die Refinanzierung von Investitionskosten und die Finanzierung<br />

<strong>der</strong> laufenden Kosten bei den ambulanten o<strong>der</strong> stationären Leistungserbringern<br />

müssen unter angemessener Berücksichtigung von Effizienzgewinnen<br />

mit den Kostenträgern verhandelt werden.<br />

• Einsparungsmöglichkeiten, die sich aus dem Wegfall obsoleter Maßnahmen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Möglichkeit, Diagnose- und Behandlungsmaßnahmen preisgünstiger<br />

zu erbringen, ergeben, sind auszuweisen und unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Interessen <strong>der</strong> Leistungserbringer, <strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

konsequent zu nutzen.<br />

4.2 Aktionsforum für Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

N<strong>im</strong>mt man diese und ähnliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Leistungsfähigkeit medizinischer<br />

Telematik-Systeme nur punktuell in Angriff, läuft man Gefahr, die Fragmentierung <strong>der</strong><br />

Informationslage <strong>im</strong> Prozeß <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung zu verschärfen statt zu mil<strong>der</strong>n.<br />

Hinzu kommt, daß viele Initiativen wegen <strong>der</strong> Hin<strong>der</strong>nisse <strong>im</strong> Vorfeld eingestellt werden<br />

o<strong>der</strong> sich mit einem kleinen Markt zufrieden geben. Es ist deshalb dringend erfor<strong>der</strong>lich,<br />

inhaltliche, technische, wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen<br />

und weiter zu entwickeln, die Verhaltenssicherheit über die <strong>im</strong> Gesundheitssystem<br />

allgemein akzeptierten Standards und <strong>der</strong>en Gültigkeitsbereich erzeugen. Dies gilt jedenfalls,<br />

soweit diese Standards <strong>der</strong> elektronischen Kommunikation medizinischer und<br />

medizinadministrativer Inhalte zwischen verschiedenen Anwendungen eines Versorgers<br />

o<strong>der</strong> zwischen Versorgern eines Patienten/Versicherten dienen. Um sich darüber zu<br />

einigen, ist eine umfassende Partnerschaft aus Körperschaften des Gesundheitswesens,<br />

<strong>der</strong> Kommunikations- und Informatikindustrie, Informationsanbietern und <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

nötig. Es geht d<strong>ab</strong>ei nicht darum, spezielle Partnerschaften o<strong>der</strong> Wettbewerb zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n über geordnete Rahmenbedingungen <strong>der</strong>en technologische<br />

Verträglichkeit <strong>im</strong> Gesamtsystem zu sichern, somit eigentlich: Wettbewerb zum Wohle<br />

des Verbrauchers zu erleichtern. Diese Partnerschaft braucht eine verläßliche organisatorische,<br />

finanzielle und rechtliche Gestalt, um erfolgreich und dauerhaft wirken zu<br />

können.<br />

Deshalb wird vorgeschlagen, ein nationales Aktionsforum für Telematik <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

einzurichten, das durch seine Zusammensetzung und Trägerschaft die zentrale<br />

Kompetenz für Telematik-Standards in sich vereinigt und die spartenübergreifende<br />

Konsensbildung sicherstellt.<br />

Beteiligte eines Aktionsforums müssen mindestens<br />

• Ärzteschaft<br />

• Apotheker<br />

34


Telematikplattform<br />

• Krankenhäuser<br />

• Krankenkassen<br />

• Medizininformatik und<br />

• IT-Industrie<br />

sein. Hinzu kommen sollten, ggf. nur zu best<strong>im</strong>mten Anwendungen, <strong>ab</strong>er auch weitere<br />

potentielle Kooperationspartner wie Verlage und an<strong>der</strong>e Informationsanbieter, Pharmaindustrie<br />

und Medizintechnikindustrie sowie Vertreter <strong>der</strong> Wissenschaft in <strong>der</strong> Medizininformatik.<br />

Zusammensetzung und Entscheidungsstrukturen sollten innovationsfreundlich<br />

sein, um ein ausgleichendes Gegengewicht zu den tendenziell konservierenden<br />

herkömmlichen Abst<strong>im</strong>m- und Vertragsstrukturen des Gesundheitswesens bilden zu<br />

können.<br />

Das Aktionsforum soll neue Lösungsansätze für die Informationstechnologie und Vernetzung<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen entwickeln und bewerten. Durch die organisierte Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> Betroffenen können frühzeitig Standards für gemeinsame Aufg<strong>ab</strong>en et<strong>ab</strong>liert<br />

und durch die Integration <strong>der</strong> Industrie Produkte kommerziell verfügbar gemacht werden.<br />

Im Gegensatz zu den Normierungsgremien wie DIN-, EN- o<strong>der</strong> ISO-Ausschüssen muß es<br />

dem Aktionsforum nicht um gleichsam rechtsverbindliche Normsetzung, son<strong>der</strong>n um die<br />

faktische Durchsetzung von Standards gehen, so daß Lösungen beschleunigt und<br />

ökonomischer Nutzen eher realisiert werden kann.<br />

4.3 Weiterer organisatorischer Hintergrund für die Telematik<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

4.3.1 Normierungsgremien<br />

Neben dem Aktionsforum, das Ideenbörse ist und gemeinsame Ziele und Standards<br />

vorgibt, bestehen die nationalen und internationalen Normungsgremien, in denen das<br />

deutsche Gesundheitswesen bisher nur relativ schwach vertreten ist.<br />

Im Hinblick auf weitere, vor allem europäische Zusammenarbeit sollte auch das deutsche<br />

Gesundheitswesen technische Konformität mit internationalen Normen anstreben und<br />

seine Kompetenz in die Normenausschüsse einbringen.<br />

4.3.2 Produktzertifizierung<br />

Der Wettbewerb ist wesentliches Antriebselement unserer Wirtschaft. Mangelhafte o<strong>der</strong><br />

nicht kompatible Produkte in einem vernetzten System führen zu Fehlersituationen, die in<br />

einem rechtlich hoch sensiblen Umfeld nicht akzept<strong>ab</strong>el sind. Ein Weg zu mehr Qualität<br />

führt über die Zertifizierung von Produkten durch eine neutrale Stelle. Zertifizierungen<br />

unterschiedlicher rechtlicher Qualität werden in Einzelbereichen (Praxiscomputer-<br />

35


Telematikplattform<br />

Systeme, Abrechnungsdatenaustausch,...) praktiziert und von den Software-Häusern zur<br />

Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition gern in Anspruch genommen. Eine neutrale<br />

Zertifizierungsinstanz <strong>im</strong> Umfeld des Gesundheitswesens kann die Einführungsphase<br />

neuer Techniken erheblich beschleunigen und die Kosten für Fehlerbehebung und<br />

Wartung <strong>der</strong> Produkte deutlich reduzieren.<br />

4.3.3 Trusted Third Parties<br />

Die Verg<strong>ab</strong>e von Schlüsselzertifikaten, das Sperrlistenmanagement korrumpierter<br />

Schlüssel, die Verwaltung von Pseudonymen und ähnliche Aufg<strong>ab</strong>en können nicht von<br />

den Mitglie<strong>der</strong>n eines Kommunikationssystems wahrgenommen werden, son<strong>der</strong>n<br />

gehören zu den Aufg<strong>ab</strong>en von Trusted Third Parties. Erste praktische Beispiele sind die<br />

Schlüssel-Zertifizierungsstellen <strong>der</strong> ITSG (Informationstechnische Service-Stelle <strong>der</strong> GKV<br />

GmbH) und <strong>der</strong> DKTIG (Deutsche Krankenhaus TrustCenter und Informationstechnologie<br />

GmbH). Der Modellversuch QuasiNiere geht für die Pseudonymisierung den Weg über<br />

ein Notariat.<br />

Aufg<strong>ab</strong>en wie Trust Center o<strong>der</strong> Zertifizierungsstellen müssen zum Zweck <strong>der</strong> Neutralität<br />

nicht von außenstehenden Dritten wahrgenommen werden, wenn die Interessengruppen<br />

gemeinsame Organisationen gründen. Die Vorreiterrolle des Gesundheitssystems auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> Trust Center-Organisation kann durch die Ausweitung <strong>der</strong> Trägerorganisationen<br />

weiter gestützt werden.<br />

4.4 Anfor<strong>der</strong>ungsspektrum<br />

In diesen und den folgenden Abschnitten 4.5 bis 4.8 wird noch einmal in etwas größeren<br />

Details auf die Hintergründe eingegangen, die das Aufg<strong>ab</strong>enprofil des zu gründenden<br />

Forums ausmachen. Zunächst soll in 4.4.1 bis 4.4.5 noch auf die wichtigsten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

eingegangen werden.<br />

4.4.1 Netztechnik<br />

Die EDV-Systeme <strong>der</strong> <strong>im</strong> Gesundheitswesen handelnden Personen und Institutionen:<br />

• nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte und Zahnärzte,<br />

• Krankenhäuser,<br />

• Apotheker,<br />

• Krankenkassen,<br />

• Kassen(zahn)ärztliche Vereinigungen,<br />

• an<strong>der</strong>e<br />

benötigen eine einfach zugängliche, kostengünstige gemeinsame netztechnische Infrastruktur.<br />

36


Telematikplattform<br />

4.4.2 Sicherheitssystem<br />

Die be<strong>im</strong> Arzt entstehenden Gesundheitsdaten gehören zum sensibelsten Persönlichkeitsbereich<br />

<strong>der</strong> Patienten. Mündige, verantwortlich handelnde Patienten sollten den<br />

Zugriff auf ihre Daten selbständig steuern können. Die Daten müssen sowohl während<br />

<strong>der</strong> Speicherung in den DV-Systemen als auch auf dem Übertragungswege gegen<br />

Ausspähung und Verän<strong>der</strong>ung geschützt und für den berechtigten Zugriff schnell<br />

verfügbar gehalten werden. Elektronische Daten müssen <strong>Dokument</strong>enkraft bekommen<br />

und unverfälschbar sein.<br />

4.4.3 Standardisierung und Interoper<strong>ab</strong>ilität<br />

In unserem offenen Technologiemarkt gibt es eine Vielfalt von konkurrierenden<br />

Systemen, die bei Telematikanwendungen zusammenarbeiten müssen. Die Interoper<strong>ab</strong>ilität<br />

verfügbarer Produkte und Systeme ist deshalb eine wesentliche Voraussetzung für<br />

den Aufbau einer funktionsfähigen Kommunikationsplattform.<br />

Interoper<strong>ab</strong>ilität zwischen Systemen wird technisch durch die Verwendung einheitlicher<br />

Kommunikationsstandards erreicht. Darüber hinaus ist inhaltlich eine Standardisierung<br />

<strong>der</strong> Terminologie erfor<strong>der</strong>lich, die sowohl die Bezeichnungsweise, die Definition <strong>der</strong><br />

Inhalte medizinischer Termini und <strong>der</strong> zwischen diesen bestehenden Beziehungen<br />

umfaßt. Die standardisierte Terminologie ist über Terminologieserver in Data Dictionaries<br />

generell bereitzustellen.<br />

4.4.4 Organisatorische und ökonomische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Um nicht nur die technische, son<strong>der</strong>n auch die praktische Machbarkeit neuer Systeme zu<br />

gewährleisten, sind eine Reihe weiterer Anfor<strong>der</strong>ungen zu erfüllen, die insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

die Akzeptanz durch Patienten und Mitarbeiter <strong>im</strong> Gesundheitssektor Einfluß h<strong>ab</strong>en.<br />

Große Systeme sollen stufenweise einführbar sein und schon zu einem frühen Zeitpunkt<br />

einen unmittelbaren Nutzen für die Anwen<strong>der</strong> bewirken.<br />

Die Telematik muß sich weitestmöglich in den Erfahrungshorizont insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Ärzte<br />

einordnen, so daß bei Einführung neuer Verfahren nur langsame Verhaltensän<strong>der</strong>ungen<br />

vom Anwen<strong>der</strong> erwartet werden.<br />

Gesetze und Verträge müssen neue Techniken berücksichtigen. Diese werden jedoch<br />

nur dann durchsetzbar sein, wenn sie sich in die grundsätzliche Rechtssystematik<br />

einordnen lassen.<br />

37


Telematikplattform<br />

4.4.5 Institutionalisierung<br />

Effizienter Telematikeinsatz setzt die Zusammenarbeit vieler Betroffener voraus, die an<br />

<strong>der</strong> Zieldefinition beteiligt werden müssen. Die Diskussion <strong>der</strong> beteiligten Gruppen sollte<br />

daher dauerhaft institutionalisiert werden, um eine dynamische Entwicklung zu<br />

ermöglichen.<br />

Die Standardisierung von Systemen, Beteiligung an <strong>der</strong> Normierung, Zertifizierung <strong>der</strong><br />

Interoper<strong>ab</strong>ilität und Trusted Third Party-Services können nur von allseits akzeptierten<br />

Organisationen effektiv wahrgenommen werden. Heute sind nur Teilaspekte sichergestellt.<br />

4.5 Technologischer Handlungsbedarf<br />

4.5.1 Netztechnik<br />

Netztechnik ist heute selbst <strong>im</strong> privaten Umfeld allgemein verbreitet, und auch <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen ist die Übermittlung von Informationen über öffentliche Netze längst<br />

Wirklichkeit. Ein sehr schneller Einstieg ist hier möglich, weil mit dem Internet eine überall<br />

verfügbare Technik mit Industriestandards als Quasi-Norm für die Benutzerschnittstellen<br />

existiert.<br />

Ungeschützte Internet-Technik bietet die in <strong>der</strong> Öffentlichkeit bekannten Möglichkeiten<br />

von Angriffen auf die sensiblen Daten angeschlossener Rechnersysteme, die durch<br />

entsprechende Sicherheitssysteme <strong>ab</strong>gefangen werden müssen.<br />

Die Dienste des Internets als Basisinfrastruktur für die Vernetzung entfernter Partner<br />

scheinen heute für die meisten Anwendungen die Technik <strong>der</strong> Wahl zu sein, die auch den<br />

geringsten Investitionsbedarf mit sich bringt. Gerade angesichts sehr differenzierter<br />

Sicherheitsanfor<strong>der</strong>ungen werden Intranetzwerke für geschlossene Benutzergruppen die<br />

Technik ergänzen.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Netztechnik in hinreichen<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

heute zur Verfügung steht.<br />

4.5.2 Sicherheitstechnik<br />

Die Funktionssicherheit von Rechnersystemen und die Vertraulichkeit von Daten werden<br />

durch unberechtigte Zugriffe über das Internet bedroht, gegen die geeignete Schutzmaßnahmen<br />

(z.B. Firewalls) getroffen werden müssen. Mindeststandards für Schutzsysteme<br />

müssen sich am Stand <strong>der</strong> Technik, an <strong>der</strong> kommerziellen Verfügbarkeit und <strong>der</strong><br />

ökonomischen Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> orientieren und fortgeschrieben werden.<br />

38


Telematikplattform<br />

Sichere Telematikanwendungen erfor<strong>der</strong>n die flächendeckende Einführung von Verschlüsselung<br />

und digitaler Signatur, und damit von Health Professional Cards, sowie<br />

darauf <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mter Kryptosoftware mit komfort<strong>ab</strong>len Benutzeroberflächen. Diese<br />

Technik ist heute mit Einschränkungen kommerziell verfügbar; bei Aufbau eines großen<br />

Marktes wird sich das Angebot sehr schnell ausweiten.<br />

Als Einstieg in die Kryptotechnik sind <strong>im</strong> Rahmen des Abrechnungsdatenaustauschs<br />

zwischen Leistungserbringern und gesetzlichen Krankenkassen gemeinsam mit den<br />

Software-Herstellern Übermittlungsstandards beschrieben, Trust Center eingerichtet und<br />

Systeme installiert worden. Die organisatorische Ausprägung erfüllt heute noch nicht alle<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen des Signaturgesetzes, ist <strong>ab</strong>er ohne Verlust <strong>der</strong> getätigten Investitionen<br />

entsprechend ausbaubar.<br />

4.6 Standardisierung<br />

4.6.1 Netztechnik<br />

Durch die weite Verbreitung <strong>der</strong> Netzdienste h<strong>ab</strong>en sich Standards weitgehend et<strong>ab</strong>liert.<br />

4.6.2 Sicherheitstechnik<br />

Heute sind verschiedene kryptographische Verfahren in <strong>der</strong> Diskussion und es gibt<br />

unterschiedliche, untereinan<strong>der</strong> nicht kompatible Produkte. Der runde Tisch zwischen<br />

Verbänden des Gesundheitswesens und Herstellern von Kryptoprodukten hat erste<br />

Standardschnittstellen festgelegt, die die Interoper<strong>ab</strong>ilität <strong>der</strong> Produkte gewährleisten.<br />

Dieser Prozeß muß be<strong>im</strong> Ausbau des Systems hin zu Krypto-Karten / Health Professional<br />

Cards und <strong>der</strong> damit verbundenen Bindung von Schlüsselpaaren an natürliche Personen<br />

fortgesetzt werden.<br />

4.6.3 EDI-Strukturen<br />

Electronic Data Interchange (EDI) setzt eine funktionierende Übertragungs- und Sicherheitstechnik<br />

voraus. Kommunikationsstandards gewährleisten, daß Daten automatisch<br />

weiterverarbeitet werden können. Mit einer Vereinheitlichung <strong>der</strong> Terminologie kann auch<br />

eine gleichartige Interpretation <strong>der</strong> Dateninhalte erreicht werden. Sowohl bei Kommunikationsstandards<br />

als auch in Data Dictionaries müssen kontinuierliche, nur geringe Kosten<br />

verursachende Erweiterungen möglich sein.<br />

Derzeit werden Kommunikationsstandards mit unterschiedlichen Austauschformaten <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte (xDT-Format), <strong>der</strong> Krankenhäuser (HL 7) sowie<br />

zwischen Leistungserbringern und Krankenkassen (EDIFACT o<strong>der</strong> EDIFACT-ähnlich)<br />

angewendet. Eine Vereinheitlichung dieser Austauschformate auf <strong>der</strong> Basis internationaler<br />

Standards ist langfristig anzustreben.<br />

39


Telematikplattform<br />

4.6.4 <strong>Dokument</strong>ationsstrukturen<br />

Die Vernetzung von dezentral vorgehaltenen Patientendaten zu virtuellen Patientenakten<br />

erfor<strong>der</strong>t nicht nur Standardisierung auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Übertragungsstrukturen son<strong>der</strong>n<br />

bereits bei <strong>der</strong> <strong>Dokument</strong>ation des Arztes. Die Vereinbarung von Mindeststandards für die<br />

<strong>Dokument</strong>ation wird insbeson<strong>der</strong>e auch für Aufg<strong>ab</strong>en des Qualitätsmanagements<br />

notwendig sein.<br />

4.7 Interoper<strong>ab</strong>ilität<br />

Kommunikationsstandards sind erste Voraussetzungen für die Verknüpfung von EDV-<br />

Systemen. Diese müssen so weiterentwickelt werden, daß sie leicht an unterschiedliche<br />

Kommunikationsbedürfnisse angepasst werden können, daß sie einer „Plug and Play“<br />

Implementierung möglichst nahe kommen. Schwierigkeiten bereiten heute oft die<br />

adäquaten Repräsentationen von Beziehungen zwischen Dateninhalten und die noch<br />

unzureichende Standardisierung <strong>der</strong> Terminologie. In beiden Bereichen sind deshalb<br />

umfangreiche Aktivitäten zu entfalten, damit Abst<strong>im</strong>mprozesse auf <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>ebene,<br />

die den Aufwand bei Implementierungen erheblich erhöhen, so gering wie möglich<br />

gehalten werden können.<br />

4.8 Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

4.8.1 Datenschutz und Schweigepflicht<br />

Der Datenschutz <strong>im</strong> Gesundheitswesen ist durch die Schweigepflicht für Ärzte und<br />

Gesundheitsberufe (§203 StGB), Bundes- und Landes-Datenschutzgesetze sowie die<br />

Best<strong>im</strong>mungen <strong>im</strong> Sozialgesetzbuch geregelt.<br />

Der Zugriff auf Gesundheitsdaten kann durch die Einführung von Patientenkarten in<br />

weiteren Bereichen von den Patienten selbst gesteuert werden, so daß <strong>der</strong> Datenschutz<br />

hier effektiv gestärkt werden kann. Die Telemedizin ist weitgehend innerhalb <strong>der</strong><br />

vorhandenen rechtlichen Bedingungen realisierbar. Gleichwohl sind Anpassungen <strong>der</strong><br />

Rechtslage erfor<strong>der</strong>lich, insbeson<strong>der</strong>e müssen für eine Erweiterung <strong>der</strong> Funktionalität <strong>der</strong><br />

Krankenversichertenkarte die §§ 15, 291 SGB V geän<strong>der</strong>t werden.<br />

4.8.2 Beweiskraft elektronischer <strong>Dokument</strong>e<br />

Die Verläßlichkeit empfangener Daten und die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit <strong>der</strong><br />

Informationen hängen von <strong>der</strong> Unverfälschbarkeit und Nicht-Abstreitbarkeit <strong>der</strong> elektronischen<br />

<strong>Dokument</strong>e <strong>ab</strong>. Im Streitfall sind Ansprüche nur durchsetzbar, wenn die <strong>Dokument</strong>e<br />

ausreichende gerichtliche Beweiskraft besitzen. Der rechtlichen Unsicherheit in<br />

diesem Umfeld ist durch das Signaturgesetz begegnet worden, dessen Wirksamkeit sich<br />

in <strong>der</strong> Praxis bewähren muß.<br />

40


Anwendungsszenarien<br />

<strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Unterarbeitsgruppe</strong>n


5 Informationen für Bürger<br />

und Patienten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Anwendungslösung<br />

• Alle Themenbereiche umfassendes medizinisches Gesundheits-Informationssystem<br />

für Bürger/Patienten<br />

• Mult<strong>im</strong>ediale Aufbereitung von medizinischen Inhalten für Laien<br />

• Navigationsstruktur zur leichten, selbsterklärenden Bedienung<br />

• Beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung <strong>der</strong> Bedürfnisse älterer und behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

einschließlich <strong>der</strong> verfügbaren Einrichtungen und Hilfsmittel<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Bessere Aufklärung <strong>der</strong> Patienten (Prävention, Vorbeugen statt Heilen)<br />

• Unnötige Arztbesuche vermeiden, notwendige Arztbesuche können <strong>ab</strong>er rechtzeitiger<br />

stattfinden<br />

• Lernen, mit <strong>der</strong> Krankheit umzugehen<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität <strong>der</strong> Patienten<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Compliance<br />

• Intensivierung <strong>der</strong> Arzt/Patientenbeziehung<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Gesundheitsinformationssystem als Plattform, die für alle medizinischen Informations-<br />

und Dienstanbieter offen ist<br />

• Kommunikationsforum zwischen Patienten und Ärzten sowie <strong>der</strong> Patienten<br />

untereinan<strong>der</strong><br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Erstellung von Richtlinien und Qualitätsfor<strong>der</strong>ungen für die Inhalte und<br />

Darstellungen von Gesundheitsinformationssystemen<br />

• Schaffung einer Organisation zum Aufbau einer Gesundheitsplattform, in <strong>der</strong><br />

Fachleute, Selbsthilfegruppen, Laien, Redakteure interdisziplinär zusammenarbeiten<br />

• Klärung <strong>der</strong> Finanzierungsmöglichkeiten<br />

• Schaffung <strong>der</strong> Zugangsvoraussetzungen zu dem Gesundheits-Informationssystem<br />

über Internet, CD-ROM, öffentliche Terminals und Kommunikationseinrichtungen<br />

in Praxen, Kliniken, Gesundheitszentren, Krankenkassen und<br />

Apotheken<br />

• For<strong>der</strong>ung an die Informationsanbieter, universellen Zugang und Bedienbarkeit<br />

zu schaffen<br />

• Evaluierung, inwiefern Informationssysteme zur Verhaltensän<strong>der</strong>ung und<br />

Gesundheitsverbesserung <strong>der</strong> Bürger/Patienten beitragen<br />

• Verfahren zur Berechnung des volkswirtschaftlichen Effektes


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

<strong>Unterarbeitsgruppe</strong> „Informationen für Bürger und Patienten“ 1<br />

5.1.1 Ausgangslage - Bedarf<br />

Die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit einer Gesellschaft ist in starkem Maße vom<br />

größtmöglichen Wohlergehen aller - Gesun<strong>der</strong>, Behin<strong>der</strong>ter und Kranker - <strong>ab</strong>hängig. Bei<br />

<strong>der</strong> großen Zunahme medizinischen Wissens spielen <strong>im</strong> Gesundheitswesen deshalb<br />

systematisch und gut strukturierte, permanent verfügbare, umfassende und aktuelle<br />

Informationen eine <strong>im</strong>mer größere Rolle, um entscheiden zu können, welche Maßnahmen<br />

sinnvoll und notwendig, welche verzichtbar und welche gesundheitlichen Ziele eventuell<br />

auf an<strong>der</strong>e Weise erreichbar sind.<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong> Bereich des Vorbeugens statt Heilens, <strong>der</strong> Prävention, kann das Wissen<br />

um Körper und Gesundheit helfen, die Lebensqualität zu steigern. Speziell hier können<br />

Eigenleistungen die Kosten <strong>im</strong> Gesundheitswesen reduzieren.<br />

Auch den mehr als 8 Millionen körperlich o<strong>der</strong> geistig behin<strong>der</strong>ten Menschen könnte<br />

ein leistungsfähiges Gesundheitsinformationssystem helfen, wichtige Informationen<br />

zugänglich zu machen und den Anschluß an die Gesellschaft nicht zu verlieren. Auf die<br />

Herstellung <strong>der</strong> Chancengleichheit von Behin<strong>der</strong>ten h<strong>ab</strong>en sich nicht nur Deutschland<br />

(Artikel 3 GG), son<strong>der</strong>n auch die Staaten <strong>der</strong> UNO und <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

verpflichtet (Resolution 46/96 <strong>der</strong> GV <strong>der</strong> UN; vgl. Vertrag von Amsterdam).<br />

Nach amerikanischen Untersuchungen (s. dazu auch Abschnitt 5.2.3.2) würden ein<br />

Großteil <strong>der</strong> Menschen, die das Gesundheitssystem nutzen, eigentlich keine ärztliche<br />

Betreuung brauchen, wenn sie nur ein wenig mehr über sich, über Gesundheit/Krankheit<br />

und ihren Körper Bescheid wüßten. An<strong>der</strong>erseits nehmen <strong>ab</strong>er zahlreiche Patienten das<br />

Gesundheitswesen viel zu spät in Anspruch, verursachen dadurch höhere Kosten,<br />

müssen mehr Schmerzen erleiden, h<strong>ab</strong>en schlechtere Genesungsvoraussetzungen und<br />

längere Genesungszeiten. So zeigt auch eine 1997 erstellte Studie [5] <strong>im</strong> zahnmedizinischen<br />

Bereich, daß ein großer thematisch sehr differenzierter Beratungsbedarf besteht<br />

und daß bei weitem nicht alle Bürger und Patienten durch Gespräche in <strong>der</strong><br />

Zahnarztpraxis erreicht werden. Ein großer Teil <strong>der</strong> Bürger (<strong>53</strong>,2%) geht nicht regelmäßig<br />

zum Zahnarzt, son<strong>der</strong>n nur wenn Schmerzen auftreten o<strong>der</strong> sie das Gefühl h<strong>ab</strong>en, daß<br />

etwas nicht in Ordnung ist. D<strong>ab</strong>ei können frühzeitig behandelte Defekte o<strong>der</strong> auch die<br />

sorgfältige Pflege <strong>der</strong> Zähne gravierende Spätfolgen wie Zahnverlust zu einem hohen<br />

Prozentsatz vermeiden.<br />

1 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Unterarbeitsgruppe</strong> „Informationen für Bürger und Patienten“: vgl. Anhang<br />

44


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Gerade <strong>der</strong> Erfolg durch richtig erlernte Zahnpflege ist ein Beleg dafür, daß durch<br />

frühzeitige systematische Information und Aufklärung in Elternhaus, Kin<strong>der</strong>garten, Schule<br />

und Zahnarztpraxis gute Prävention erzielt werden kann. Dieses Beispiel ist auch auf<br />

viele an<strong>der</strong>e Bereiche <strong>im</strong> Gesundheitswesen bei entsprechen<strong>der</strong> Durchführung übertragund<br />

anwendbar (z.B. Information und Aufklärung über AIDS, gesunde Ernährung,<br />

Hautkrebs, ...) und spielt bei <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer höheren Lebenserwartung und <strong>der</strong> Zunahme von<br />

chronischen Krankheiten eine wichtige Rolle.<br />

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurde die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens<br />

in vielen Bereichen verbessert, die ”Schnittstelle” zum Patienten jedoch<br />

vernachlässigt. Hier stehen Probleme wie<br />

• Zeitmangel seitens des medizinischen Personals,<br />

• Streßsituationen <strong>im</strong> Patienten-Arzt-Gespräch (z.B. werden die ärztlichen Ratschläge<br />

häufig deshalb nicht befolgt, weil <strong>der</strong> Patient die Äußerungen des<br />

Arztes aufgrund <strong>der</strong> knappen Zeit, <strong>der</strong> Fachsprache und <strong>der</strong> ungewöhnlichen<br />

Situation gar nicht verstehen o<strong>der</strong> behalten kann),<br />

• Nichteingehen auf individuelle Wissensstände und<br />

• mangelnde Präsentationsqualität<br />

<strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund. Insbeson<strong>der</strong>e mangelt es an je<strong>der</strong>zeit verfügbaren, (laien-)verständlichen<br />

Informationen zu jedem medizinischen Fachgebiet. Die Entstehung von Patienten-<br />

Selbsthilfeorganisationen ist zum großen Teil auf diesen Mangel zurückzuführen.<br />

Durch mult<strong>im</strong>ediale computerunterstützte Patienteninformation wäre es eher möglich,<br />

dem an medizinischen Inhalten interessierten Bürger und Patienten wesentliche Grundlagen<br />

zu vermitteln. Der Patient wird durch ein umfassendes medizinisches Informationssystem<br />

in die Lage versetzt, seine Eigenverantwortung besser wahrzunehmen und<br />

Entscheidungen über seine Gesundheit auch selbst zu treffen. Durch das Einbeziehen<br />

des Patienten in den Entscheidungs- und Genesungsprozeß kommt es zu einer<br />

Complianceverbesserung (z.B . auch <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Medikamenteninformation). Verständliche<br />

und umfassende Gesundheitsinformation ermöglicht eine bessere Schulung<br />

auch <strong>der</strong> chronisch Kranken, so daß sie mit ihrer ”Krankheit” besser umzugehen lernen,<br />

ihre Lebensqualität verbessert und teure Spätschäden vermieden o<strong>der</strong> gemin<strong>der</strong>t werden.<br />

Darüber hinaus erlaubt das Gesundheitsinformationssystem auch die Kommunikation<br />

zwischen Betroffenen, ihren Organisationen und den Spezialisten. Studien von Brody und<br />

Mitarbeitern h<strong>ab</strong>en gezeigt, daß aufgeklärte Patienten viel aktiver am Behandlungsprozeß<br />

teilnehmen und auch schneller wie<strong>der</strong> gesund werden [1]. Außerdem waren diese<br />

Patienten zufriedener mit ihrem Zustand und wiesen eine schnellere Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Symptome [3] auf. Auch an<strong>der</strong>e Studien bestätigten dies [2, 4].<br />

45


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.1.2 Handlungsempfehlungen<br />

Der Aufbau eines alle medizinischen Fachgebiete umfassenden Systems erfor<strong>der</strong>t<br />

erhebliche finanzielle Mittel und einen längeren Zeitraum. Zur Finanzierung sind unterschiedliche<br />

Modelle denkbar:<br />

• solidargemeinschaftlich<br />

• Stiftung<br />

• Verein<br />

• privatwirtschaftlich<br />

• För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong><br />

An <strong>der</strong> Projektentwicklung beteiligt werden müssen alle Interessengruppen - Ärzteschaft,<br />

medizinische und technische Hilfsberufe, Kliniken, Rehazentren, Pharmakonzerne, Hilfsmittelproduzenten,<br />

Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen.<br />

Die Inhalte müssen stets auf den neuesten Erkenntnissen basieren und von kommerziellen<br />

Interessen frei sein. Das medizinische Informationssystem muß in sachlich<br />

fundierter Weise über komplementäre Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten informieren.<br />

Ein Hin<strong>der</strong>nis ist jedoch, daß ein noch viel zu kleiner Teil <strong>der</strong> Bevölkerung über<br />

entsprechende Hard- und Software verfügt und Nutzungskenntnisse fehlen.<br />

5.1.2.1 Laiengerechte Aufbereitung und Strukturierung von<br />

46<br />

Gesundheitsinformationen<br />

Inhalte für ein Gesundheitsinformationssystem müssen gut verständlich, aktuell und<br />

permanent verfügbar sein. Der Bürger muß die Möglichkeit h<strong>ab</strong>en, sich umfassend zu<br />

jedem beliebigen medizinischen Thema zu informieren. D<strong>ab</strong>ei ist auf folgende Punkte zu<br />

achten.<br />

• Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachleuten, Selbsthilfegruppen und<br />

-organisationen, Laien und Redakteuren bei <strong>der</strong> Informationserstellung.<br />

• Informationen müssen wissenschaftlich und praktisch <strong>ab</strong>gesichert, fundiert,<br />

anschaulich und praxisnah und nicht durch Werbung beeinflußt sein. Eine<br />

wissenschaftliche Begleitung, Qualitätssicherung und Wirkungsanalyse<br />

(Technikfolgen<strong>ab</strong>schätzung) ist zwingend notwendig.<br />

• Laienverständliche Darstellung in Text, Bil<strong>der</strong>n und Bewegtbil<strong>der</strong>n.<br />

• Nutzung aller mult<strong>im</strong>edialen Informationsmöglichkeiten. Klare strukturelle<br />

Vorg<strong>ab</strong>en für die Autoren zur Bearbeitung <strong>der</strong> Inhalte <strong>im</strong> Hinblick auf eine<br />

leichte Navigation <strong>im</strong> Gesundheitsinformationssystem.<br />

• Einrichtung exzellenter Suchfunktionen zum einfachen Auffinden <strong>der</strong> den<br />

Einzelnen interessierenden Inhalte.<br />

• Durch internationale Zusammenarbeit können Aufwendungen min<strong>im</strong>iert,<br />

Bestehendes integriert und Erfahrungen ausgetauscht werden.


Informationen für Bürger und Patienten<br />

• Für behin<strong>der</strong>te Menschen müssen die Informationen in einer angemessenen<br />

Textform angeboten werden, so daß auch Sehbehin<strong>der</strong>te bzw. Blinde,<br />

Hörgeschädigte, sowie Menschen mit verschiedenen ausgeprägten<br />

motorischen Störungen in <strong>der</strong> Lage sind, sie zu nutzen.<br />

• Eine Individualisierung <strong>der</strong> vorhandenen Informationen sollte möglich sein z.B.<br />

durch spezielle Risikobewertung, ”Gesundheits-Checks”, Prüfung auf<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelunverträglichkeiten o<strong>der</strong> praktische ”Was tue ich, wenn....- Tips.<br />

5.1.2.2 Schaffung von Zugangsvoraussetzungen<br />

Folgende Punkte sollten d<strong>ab</strong>ei beachtet werden:<br />

Verfügbarkeit (Strukturfragen):<br />

Breite Zugangsmöglichkeiten zu den angebotenen Informationen 24 Stunden pro Tag,<br />

un<strong>ab</strong>hängig vom Aufenthaltsort sollten gegeben sein. Voraussetzung hierfür ist ein<br />

preiswertes o<strong>der</strong> multifunktionales, ggf. mobil einsetzbares Endgerät, das einfach<br />

bedienbar ist und eine aktive Nutzung <strong>der</strong> komplexen gespeicherten Informationen<br />

ermöglicht.<br />

Die Arbeitsgruppe hat hierfür folgende Geräte und Zugangsmöglichkeiten identifiziert, die<br />

den gefor<strong>der</strong>ten Punkten entsprechen:<br />

Zugangsmöglichkeit für Bürger von zu Hause aus:<br />

• Internet (bei entsprechen<strong>der</strong> Verfügbarkeit in <strong>der</strong> Bevölkerung ideal, auch<br />

wenn <strong>der</strong>zeit die Mult<strong>im</strong>edialität aufgrund <strong>der</strong> Bandbreite noch eingeschränkt<br />

ist. PC o<strong>der</strong> Fernseher kann mit entsprechen<strong>der</strong> Aufrüstung ebenfalls dafür<br />

eingesetzt werden.)<br />

• CD-ROM (Hohe Mult<strong>im</strong>edialität, <strong>ab</strong>er regelmäßiger Updateaufwand, um die<br />

Informationen aktuell zu halten, PC notwendig, ideal für große Datenvolumina,<br />

Distributionskanäle notwendig)<br />

Zugangsmöglichkeiten an öffentlichen Plätzen zusammen mit an<strong>der</strong>en Informationen<br />

(z.B. Bürger-, Stadtinformationsstellen) sollten geschaffen werden:<br />

• Öffentliche Internetzugänge (noch zu hohe Gerätekosten, <strong>der</strong>zeit noch hohe<br />

laufende Kosten durch Onlinegebühren)<br />

• Informationssäulen mit Touchscreen für die einfache Bedienung (hohe<br />

Mult<strong>im</strong>edialität, einfache Bedienung, <strong>ab</strong>er hohe Gerätekosten, hoher<br />

Pflegeaufwand)<br />

Es sollte bei öffentlichen Plätzen <strong>im</strong>mer auf eine behin<strong>der</strong>tengerechte Zugangsmöglichkeit<br />

geachtet werden.<br />

Zugangsmöglichkeiten in Praxen, Kliniken, Gesundheitszentren, Krankenkassen<br />

o<strong>der</strong> Apotheken:<br />

• Internetzugänge (hohe Gerätekosten, hohe laufende Kosten durch Onlinegebühren)<br />

47


Informationen für Bürger und Patienten<br />

• Informationssäulen mit Touchscreen für die einfache Bedienung (hohe<br />

Mult<strong>im</strong>edialität, einfache Bedienung, <strong>ab</strong>er hohe Gerätekosten, hoher Pflegeaufwand).<br />

Warum an<strong>der</strong>e Maßnahmen neben PC und Internet durchaus in Betracht gezogen<br />

werden müssen, zeigen folgende Zahlen zur <strong>der</strong>zeitigen noch eingeschränkten PC-<br />

Infrastruktur in deutschen Haushalten: In ca. 23 % <strong>der</strong> deutschen Haushalte ist ein PC<br />

vorhanden (Westdeutschland 26%, Ostdeutschland 21%), d.h. ca. 12.5 Mio. PCs. Fast<br />

die Hälfte davon (45% (6 Mio.) - Tendenz steigend) h<strong>ab</strong>en ein CD-ROM Laufwerk. Ein<br />

Sechstel <strong>der</strong> Rechner hat <strong>der</strong>zeit ein Modem (17%, 2.2 Mio. Stück) und ist damit<br />

grundsätzlich Internetfähig. Da neben besteht für viele Bürger heute schon die<br />

Möglichkeit am Arbeitsplatz auf das Internet zugreifen zu können.<br />

Navigation:<br />

Bei dem Aufbau <strong>der</strong> Navigation sind folgende Punkte zu beachten:<br />

Präsentation:<br />

• Einfache Bedienung<br />

• Schnelle, selbsterklärende Navigation <strong>im</strong> Informationssystem<br />

• Vermeidung des ”Lost-in-Hyperspace-Effekts” durch klare Strukturierung und<br />

durchgängige Navigation<br />

• Interaktivität: Die Benutzer müssen Tempo und Informationsauswahl zur<br />

Anpassung an die eigenen Bedürfnisse selbst best<strong>im</strong>men können.<br />

• Mehrere Möglichkeiten des Informationszugangs (<strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Gesundheit<br />

z.B. über Stichwort, über Topographie, über Symptom o<strong>der</strong> über medizinisches<br />

Fachgebiet)<br />

• Freitextsuchmöglichkeiten<br />

• Die Gestaltung sollte optisch ansprechend und gleichzeitig die Informationsaufnahme<br />

für Behin<strong>der</strong>te ermöglichen.<br />

• Mult<strong>im</strong>edialität für besseren Informationstransfer und größere Anschaulichkeit.<br />

• Die Beschreibungen und Erklärungen müssen in Laiensprache erfolgen.<br />

Gleichzeitig muß auch <strong>der</strong> Sprachgebrauch <strong>der</strong> ärztlichen Fachwelt zur<br />

Erleichterung <strong>der</strong> Kommunikation eingeführt werden.<br />

• Ausgedruckte Textversion <strong>der</strong> Information soll möglich sein<br />

• Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Screendesignern, Kommunikationswissenschaftlern,<br />

Informatikern und Soziologen mit den Autoren und <strong>der</strong><br />

Redaktion.<br />

5.1.2.3 Verstärkte Unterstützung von behin<strong>der</strong>ten Menschen <strong>im</strong> Zugang zu<br />

48<br />

Informationen


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Um bei dieser Gruppe eine möglichst hohe Selbständigkeit zu gewährleisten und den<br />

Mangel an Mobilität auszugleichen (Zugang zu medizinischen und wissenschaftlichen<br />

Informationen und Erkenntnissen, Meinungsaustausch mit Gleichbetroffenen und<br />

Experten, Zugang zu Zeitungen, Homebanking, Teleshopping, Auskunftsservice, Informationsrecherche,<br />

...), <strong>ab</strong>er auch um den Anschluß an die Gesellschaft <strong>im</strong> Berufsleben<br />

durch Informationsmangel nicht zu verlieren, sind hier beson<strong>der</strong>e finanzielle und<br />

organisatorische Anstrengungen notwendig, um sie dadurch wie<strong>der</strong> als aktive Beteiligte in<br />

die Gesellschaft zu integrieren.<br />

5.1.3 Empfehlungen zur Vorgehensweise<br />

• Erstellung von Empfehlungen für ein Gesundheitsinformationssystem<br />

• Erarbeitung eines konkreten Beispiels, das dem Diskussions- und Erkenntnis<br />

prozeß ausgesetzt wird mit begleiten<strong>der</strong> wissenschaftlicher Validierung (siehe<br />

dazu das Internetbeispiel <strong>der</strong> <strong>Unterarbeitsgruppe</strong>: )<br />

• Qualitätssicherung von Gesundheitsinformationssystemen, die <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht werden<br />

• For<strong>der</strong>ung an die Informationsanbieter, universellen Zugang und Bedienbarkeit<br />

zu schaffen<br />

• Verbesserung und För<strong>der</strong>ung des Web-Zugangs auch für Behin<strong>der</strong>te (z.B. mit<br />

einer Aktion ”Behin<strong>der</strong>te ans Netz” vergleichbar mit ”Schulen ans Netz” o<strong>der</strong><br />

”Senioren-Web”)<br />

• Finanzierung und För<strong>der</strong>ung von Pilot-Projekten, die sich um den Aufbau und<br />

den laienverständlichen, mult<strong>im</strong>edialen Zugang zur medizinischen Information<br />

bemühen<br />

• Schaffung eines Gesundheitsinformationssystems (z.B. durch Ausweitung des<br />

Aufg<strong>ab</strong>enbereichs <strong>der</strong> BzgA) in Zusammenarbeit mit den verschiedenen<br />

Institutionen (Universitäten, Selbsthilfegruppen, Verbände,...)<br />

• Solidargemeinschaftliche Finanzierung des Gesundheitsinformationssystems<br />

(z.B. durch Krankenkassen und Län<strong>der</strong>)<br />

Literatur<br />

1. Brody, DS; Miller, SM; Lerman, CE; Smith, DG; Caputo, GD: Patient perception of<br />

involvement in medical care: Relationship to illness attitudes and outcomes; Journal<br />

Gen Intern Med; 4; 1989; 506-511.<br />

2. Ellis, LB: Computer-based Patient Education; Pr<strong>im</strong>ary Care; 12; 1985; 547-555.<br />

3. Greenfield, S; Kaplan, S; Ware, JE Jr: Expanding patient involvement in care: effects<br />

on patient outcomes. Ann Intern Med; 102;1985; 520-528.<br />

4. Mazzuca, SA: Does Patient education in chronic disease have therapeutic value?;<br />

Journal Chronic Disease; 35; 1982; 521-529.<br />

49


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5. Zahnärzte und ihre Patienten, <strong>Ergebnisse</strong> einer psychologischen Patientenbefragung<br />

durch das Institut für empirische Sozialforschung, Prof. Dr. Bergler, Nürnberg, April<br />

1997, zu beziehen durch VDDI, Verband <strong>der</strong> Deutschen Dentalindustrie, Kirchweg 2,<br />

50585 Köln.<br />

50


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.2 Autorenbeiträge<br />

5.2.1 Leitlininien für Informationssysteme für Bürger und Patienten 1<br />

Patienteninformations- bzw. Gesundheitsinformationssysteme sollen den Bürger unterstützen,<br />

seiner Eigenverantwortung für seine Gesundheit nachzukommen. Sie können ihn<br />

zu einem mündigeren Patienten machen, <strong>der</strong> an den Entscheidungen des Arztes beteiligt<br />

wird und damit das Arzt-Patienten-Verhältnis verbessern helfen. Verschiedenste Informationen<br />

zu Gesundheit, Krankheiten und Symptomen, die sich <strong>der</strong> interessierte Laie in<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit aus Broschüren und Nachschlagewerken zusammensuchte, werden<br />

zukünftig vermehrt online zu erhalten sein.<br />

Die Struktur eines solchen Informationssystems läßt sich <strong>der</strong> Herausgeber sicher nicht<br />

vorschreiben, so wie auch ein best<strong>im</strong>mter Aufbau einer Broschüre niemandem<br />

vorgegeben werden kann. Erfahrungen zeigen jedoch, daß es eine Reihe von Prinzipien<br />

gibt, die sinnvolle Informationssysteme auszeichnen. Was nützen die ausgefeiltesten<br />

Informationen, wenn sie für denjenigen, für den sie gedacht sind, unverständlich,<br />

kompliziert, nicht aktuell o<strong>der</strong> vielleicht zu generell sind.<br />

Informationen sind dann gute Informationen, wenn sie dem Bürger nützen. Folgende<br />

Leitlinien sollten die Anbieter von Informationen berücksichtigen, um gute Informationssysteme<br />

zu erstellen. Mag die ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Leitlinie auch banal erscheinen, wird sie<br />

nicht eingehalten, kann es sein, daß <strong>der</strong> Nutzer sich enttäuscht an<strong>der</strong>en Informationsanbietern<br />

zuwendet.<br />

1. Informationssysteme sollen den Bedürfnissen des Nutzers entsprechen.<br />

So wie ein Lexikon zu Rate gezogen und ein Stichwort nachgeschlagen wird, erwartet <strong>der</strong><br />

Informationssuchende von einem Informationssystem eine Themenübersicht mit einer<br />

Auswahl von für ihn verständlichen Stichworten. Alternativ können auf ein eingegebenes<br />

Stichwort, Angebote zur Information präsentiert werden.<br />

2. Die Handh<strong>ab</strong>ung von Informationssystemen soll einfach sein.<br />

Auch bei den einfach zu handh<strong>ab</strong>enden Touchscreens passiert es <strong>im</strong>mer mal wie<strong>der</strong>, daß<br />

falsche Funktionen ausgeführt werden, weil das Zentrum des zu berührenden Bereichs<br />

verfehlt wurde. In diesem Fall ist es wichtig, daß möglichst schnell eine Korrektur des<br />

falsch eingeschlagenen Weges erfolgen kann. Bei online-Informationssystemen können<br />

in <strong>der</strong> Regel durch fehlerhafte Bedienung noch schneller falsche Wege auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Information eingeschlagen werden. Informationsanbieter sollten nicht auf die<br />

1 Autorin: Christina Friede-Mohr<br />

51


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Hartnäckigkeit <strong>der</strong> Informationssucher hoffen, son<strong>der</strong>n die Handh<strong>ab</strong>ung soweit wie<br />

möglich vereinfachen.<br />

3. Die Verständlichkeit von Informationssystemen muß gewährleistet sein.<br />

Die teuerste, aktuellste und exklusivste Information ist nichts wert, wenn sie nicht<br />

verstanden wird. Zahlreiche Vorgänge <strong>im</strong> menschlichen Körper und Themen zu Gesundheit<br />

und Krankheit sind äußerst komplex. Im Gegensatz zu herkömmlichen Informationen<br />

z.B. in Lexika bieten mult<strong>im</strong>ediale Darstellungsmöglichkeiten fast grenzenlose Chancen<br />

<strong>der</strong> Wissensvermittlung. Was für den Informationsanbieter eine große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

darstellt, Wissen technisch <strong>im</strong>mer perfekter darzustellen, birgt die Gefahr <strong>der</strong> Informationsüberfrachtung<br />

und Reizüberflutung für den Informationsnutzer. Ist die Information zu<br />

komplex, wird das Interesse verloren gehen.<br />

4. Informationssysteme sollten verzweigte Informationen bieten und informativ sein<br />

wie ein Lexikon.<br />

Komplexe Informationen lassen sich gerade mit Hilfe <strong>der</strong> mult<strong>im</strong>edialen Möglichkeiten<br />

hervorragend strukturieren. Auf diese Weise wird eine <strong>ab</strong>gestufte Information je nach<br />

Interesse des Informationssuchenden bzw. Zielgruppe ermöglicht. Sofern gewünscht,<br />

kann dieser <strong>im</strong>mer tiefer und intensiver in Wissensgebiete eintauchen. Hier zeigt sich<br />

auch, daß <strong>ab</strong> einem best<strong>im</strong>mten Qualifikationsniveau <strong>der</strong> Übergang in ein Experteninformationssystem<br />

denkbar ist. Informationssysteme, die bereits heute alternativ als<br />

Patienten- o<strong>der</strong> als Expertensystem benutzt werden können, existieren bereits.<br />

5. Informationssysteme müssen zuverlässig funktionieren.<br />

Informationssysteme, die wie<strong>der</strong>holt nicht funktionieren und den Nutzer vor technische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen, die dieser nicht bewältigen kann, müssen solange verbessert<br />

werden bis sie reibungslos funktionieren. Wartezeiten sollten soweit beeinflußbar<br />

min<strong>im</strong>iert werden.<br />

6. Informationssysteme sollen Objektivität wahren.<br />

Die Entwicklung eines Informationssystems ist in <strong>der</strong> Regel mit großem Arbeits- und<br />

Finanzaufwand verbunden. Nicht alle, die bisher gedruckte Informationen z.B. in Broschürenform<br />

herausgebracht h<strong>ab</strong>en, sind in <strong>der</strong> Lage diese eigenständig in Form eines mult<strong>im</strong>edialen<br />

Angebotes zu unterbreiten. Sponsoren sind daher häufig willkommen. Nicht<br />

selten sind auch Wirtschaftsunternehmen selbst daran interessiert <strong>im</strong> Rahmen ihrer<br />

Öffentlichkeitsarbeit o<strong>der</strong> ihres Marketing Informationssysteme zu installieren. Sofern<br />

diese Aktivitäten mit objektiver Wissensvermittlung verbunden sind, ist dies zu begrüßen.<br />

Steht jedoch Produktwerbung <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund, kann <strong>der</strong> Nutzer nicht davon ausgehen,<br />

daß er neutral informiert wird.<br />

52


Informationen für Bürger und Patienten<br />

7. Informationssysteme sollten aktuelle Informationen enthalten.<br />

Es macht den Reiz von online-Informationssystemen aus, daß auf Anfor<strong>der</strong>ung sofort<br />

eine Information gesucht und ggf. ausgedruckt werden kann. Der Nutzer geht d<strong>ab</strong>ei<br />

davon aus, daß das vermittelte Wissen dem neuesten Stand entspricht. Sicher gelten<br />

viele Informationen über den Tag hinaus <strong>ab</strong>er <strong>im</strong> Gegensatz zu Nachschlagewerken, die<br />

jahrelang <strong>im</strong> Bücherschrank stehen, wird von Informationssystemen Aktualität erwartet.<br />

Es ist daher <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> Informationsanbieter, ihre Informationen entsprechend zu<br />

pflegen und das letzte Datum <strong>der</strong> Bearbeitung auszuweisen.<br />

8. Informationssysteme sollten qualitativ <strong>ab</strong>gesichert sein.<br />

Im Sinne <strong>der</strong> Informationsanbieter ist es auch, ihre Informationssysteme einer Qualitätssicherung<br />

durch Experten unter Berücksichtigung dieser Leitlinien (1-10) zu unterziehen.<br />

Dafür sprechen <strong>der</strong> Wettbewerb zwischen verschiedenen Informationssystemen und die<br />

potentiellen Kritiker in Form von Verbraucherschutzinitiativen bis hin zu Veröffentlichungen<br />

in entsprechenden Publikationen z.B. von Stiftung Warentest.<br />

9. Informationssysteme sollten individuelle Informationen bieten.<br />

Allgemeine, für alle Interessierten relevante Informationen, reichen häufig nicht aus, um<br />

das spezifische Informationsbedürfnis des Einzelnen zu decken. Über allgemeine Informationen<br />

hinausgehende individuelle Informationen bieten dem Informationssuchenden<br />

einen größeren - ganz persönlichen - Nutzen. Dazu ist es erfor<strong>der</strong>lich, einen Dialog<br />

zwischen Informationssystem und Informationssuchendem zu führen. Beispiele dafür sind<br />

individuelle Gesundheitschecks per touchscreen o<strong>der</strong> online in Form von Risiko- o<strong>der</strong><br />

Wissenstests mit individueller Bewertung und die Beantwortung standardisierter Fragen,<br />

die bisher üblicherweise durch Beratungspersonal beantwortet werden.<br />

10. Kriterien für die Zertifizierung von Patienteninformationssystemen sollten<br />

entwickelt werden.<br />

Wie Autos, die regelmäßig zum TÜV müssen o<strong>der</strong> die Zertifizierung von Unternehmen<br />

bezüglich des Umweltschutzes, kann es für Informationsanbieter und -suchende gleichermaßen<br />

von Interesse sein, wenn Informationssysteme durch eine Zertifizierung für<br />

beson<strong>der</strong>e Qualität ausgezeichnet werden. Der Diensteanbieter kann mit diesem Qualitätssiegel<br />

für seine Information werben. Der Nutzer <strong>der</strong> Information kann sicher sein, eine<br />

erstklassige Information zu erhalten. Daß <strong>der</strong> Bürger zunehmend Wert darauf legt, zeigt<br />

sich in Form des Erfolgs von produktvergleichenden Berichten.<br />

Diese Leitlinien sind wichtige Kriterien für den Erfolg von Informationssystemen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> überaus zahlreichen Informationssysteme, die bereits heute existieren,<br />

stellt sich die Frage, ob es für Anbieter und Nutzer von Informationen nutzbringend ist,<br />

von <strong>der</strong> Qualität her geeignete Informationssysteme miteinan<strong>der</strong> zu kombinieren. Auf<br />

diese Weise können Netzwerke entstehen, die die Infogesellschaft, in <strong>der</strong> massenhaft<br />

<strong>53</strong>


Informationen für Bürger und Patienten<br />

unstrukturierte Informationen vorliegen, zu einer Wissensgesellschaft macht, in <strong>der</strong><br />

Informationen sinnvoll miteinan<strong>der</strong> verknüpft einen noch größeren Nutzen bringen, als<br />

eine Einzelinformation.<br />

54


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.2.2 Das Gesundheits-Informations-System (GIS) - ein Demosystem auf<br />

Internetbasis 1<br />

Das Gesundheitsinformationssystem (GIS) ist in seiner <strong>der</strong>zeitigen Form als Demonstrationssystem<br />

angelegt, das <strong>ab</strong>er zu einem kompletten Informationswerkzeug für die<br />

gesamte Medizin und das Gesundheitssystem für den Patienten ausgebaut werden soll.<br />

Es soll die Erfahrungen und Erkenntnisse <strong>der</strong> <strong>Unterarbeitsgruppe</strong> „Informationen für<br />

Bürger und Patienten“ des FORUM INFO 2000 am Beispiel demonstrieren, um konkret<br />

zu zeigen,<br />

• wie ein entsprechendes Informationssystem aussehen könnte,<br />

• welche Informationsbedürfnisse überhaupt befriedigt werden sollten und<br />

könnten,<br />

• wie Beiträge strukturiert, geschrieben und präsentiert werden sollten,<br />

• welche Navigationsstrukturen berücksichtigt werden sollten und wie diese<br />

aussehen,<br />

• wie die Informationen behin<strong>der</strong>tengerecht und doch ansprechend präsentiert<br />

werden können<br />

• wie ein <strong>der</strong>artiges System in <strong>der</strong> Bedienung funktionieren könnte usw.<br />

Die Demonstrationsversion soll als Nucleus zur Diskussion und <strong>der</strong> Opt<strong>im</strong>ierung dienen,<br />

um das Projekt „Gesundheitsinformationssystem“ aufzubauen und zu realisieren. D<strong>ab</strong>ei<br />

wurde darauf geachtet, daß das System so offen wie möglich bleibt, so daß unterschiedlichste<br />

Projekte, Informationsangebote und Verweise integriert werden können. Dies<br />

wurde auch am Beispiel eines CD-ROM-Projekts <strong>der</strong> Zahngesundheit, Informationen<br />

einer sehr aktiven Selbsthilfegruppe (Retinitis Pigmentosa) aus einer Broschüre, einem<br />

Internetbeispiel (Internet Patienten Informierungssystem (IPIS)) und einer Neuentwicklung<br />

mit Übernahme von Bil<strong>der</strong> aus Printmedien zum Thema Röteln in <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

gezeigt. Die Vernetzung und Portierung bestehen<strong>der</strong> Projekte ist also wie das<br />

Beispiel zeigt technisch kein Problem, so daß als einziges Verweiskriterium letztendlich<br />

die Qualität <strong>der</strong> Information bleibt.<br />

Der schwierigste Punkt in <strong>der</strong> Entwicklung war die einheitliche Strukturierung des<br />

Systems. Nur durch eine klare Struktur bleibt ein solcher Dienst übersichtlich und kann<br />

gepflegt und ergänzt werden. D<strong>ab</strong>ei dient die Struktur einerseits als Navigationshilfe für<br />

den Nutzer, an<strong>der</strong>erseits <strong>ab</strong>er auch als Strukturierungshilfe für die Autoren, die die Inhalte<br />

1<br />

Autoren: Konstantin Bob, Michael Hägele, Erentraud Hömberg, Claus O. Köhler, Dieter Schuell,<br />

N. Sljivljak. Realisierung: Michael Hägele<br />

55


Informationen für Bürger und Patienten<br />

entwickeln. Somit hat je<strong>der</strong> Autor eine klare Richtlinie, welche Themengebiete und<br />

Unterpunkte zu einem Krankheitsbild o<strong>der</strong> einem Themenbereich zu erfassen sind.<br />

(. Aktuelles. Expertenrat . Medizin von A-Z . Adressen . Suchen. Hilfe . Ihre Meinung . )<br />

Dies ist das Hauptnavigations- (Orientierungs- und Verzweigungs-) Werkzeug des<br />

Demosystems. Alle roten Punkte in <strong>der</strong> Navigationsleiste sind mit <strong>der</strong> Maus anklickbar<br />

und verzweigen in das entsprechende Themengebiet. Der gelbe Punkt (Navigationsknopf)<br />

gibt an, in welchem Themengebiet man sich gerade befindet. Direkt darunter sind<br />

alle diese Punkte auch noch als Textverzweigung enthalten, so daß man auch bei<br />

ausgeschalteter Grafik das System in seiner gesamten Funktionalität und inhaltlichen<br />

Tiefe nutzen kann. Dies ist erstens wichtig für sehbehin<strong>der</strong>te Mitbürger und zweitens<br />

gewährleistet es auch bei langsamer Datenübertragung durch die Möglichkeit des<br />

Ausschaltens <strong>der</strong> Grafik, schnelle Ladezeiten. Zusammengefaßt dient diese <strong>im</strong>mer<br />

präsente Leiste zur schnellen Navigation und Orientierung.<br />

Für Fragen rund um Gesundheit und Medizin (seien es nun Krankheitszeichen, -bil<strong>der</strong>,<br />

Begriffe o<strong>der</strong> Untersuchungsmethoden) ist die Rubrik Medizin von A-Z zuständig.<br />

Hier stehen prinzipiell 5 Zugangsmöglichkeiten zur Information zur Verfügung:<br />

1) über das medizinische Fachgebiet<br />

56


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Hier kommt <strong>der</strong> Nutzer über die verschiedenen med. Fachgebiete wie<br />

(Augenheilkunde o<strong>der</strong> Frauenheilkunde) zu verschiedenen Themen und Krankheitsbil<strong>der</strong>n.<br />

2) über ein Schlagwort<br />

Aufgrund eines Stichwortkataloges kann <strong>der</strong> Nutzer hier navigieren. Stichworte<br />

können d<strong>ab</strong>ei Krankheitsbil<strong>der</strong> (z.B. Röteln), Diagnosen (z.B. Retinitis Pigmentosa),<br />

Stichwörter allgemeiner Art (z.B. Hausstaubmilbe, Ernährung, Adressen, ...)<br />

sein.<br />

3) über ein Krankheitszeichen (Symptom)<br />

Ein sicherlich von medizinischer <strong>Seite</strong> umstrittener, <strong>ab</strong>er von Patienten gefor<strong>der</strong>ter<br />

Zugang ist <strong>der</strong> über Symptome (siehe auch Bild). Durch die Beantwortung von<br />

einfachen medizinischen Fragen wird das in Frage kommende Krankheitsbild<br />

eingegrenzt und <strong>der</strong> Patient bekommt am Ende eine Auflistung von möglichen<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong>n, sowie den Hinweis, daß für eine endgültige und qualifizierte<br />

Diagnosefindung ein Arztbesuch angeraten wird.<br />

4) über den Problemort (Topologie)<br />

Gerade für Laien stellt <strong>der</strong> Problemort- o<strong>der</strong> Topologisch-orientierte Zugang eine<br />

einfache und nicht Fachbegriff-orientierte Möglichkeit dar, um schnell und effizient<br />

zu navigieren.<br />

57


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5) über die stichwortorientierte Volltext-Suchmaschine<br />

Diese Suchmaschine sucht alle Texte innerhalb des GIS-Systems (nicht des<br />

Internets!) nach eingegebenen Stichwörtern <strong>ab</strong>. D<strong>ab</strong>ei wird eine Volltextsuche<br />

angewendet, d.h. das Wort kann irgendwo in irgendeinem Text innerhalb des GIS<br />

vorkommen. Die gefundenen Textpassagen werden dann zur Auswahl gestellt.<br />

Falls <strong>der</strong> Nutzer Fragen hat, die er durch die Benutzung des Gesundheits-Informations-<br />

Systems nicht lösen bzw. beantworten konnte, hat er die Möglichkeit persönlich Rat von<br />

einem Experten anzufor<strong>der</strong>n (Expertenrat). Hier kann er dann seine individuelle Frage per<br />

e-Mail an einen entsprechenden Experten stellen und Rat einholen. Es stehen Experten<br />

zu den verschiedensten Fachbereichen zur Verfügung. Gerade diese individuelle<br />

Fragemöglichkeit ist ein hohes Bedürfnis für viele Patienten, da sie ja konkret für Ihren<br />

Fall Informationen suchen.<br />

Für Adressen, Webseiten o<strong>der</strong> Ansprechpartner ohne einen best<strong>im</strong>mtem Bezug zu einer<br />

Krankheit (z.B. die <strong>Seite</strong> des Bundesgesundheitsministeriums o<strong>der</strong> eines an<strong>der</strong>en<br />

Patienteninformationsdienstes) ist die Rubrik Adressen zuständig.<br />

Die Meinung des Nutzers ist zur Opt<strong>im</strong>ierung des Systems sehr wichtig. Deshalb wurde<br />

ein Fragebogen integriert, <strong>der</strong> statistisch auswertbar ist und die Nutzermeinung<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

58


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Zum an<strong>der</strong>en können <strong>der</strong> Nutzer unter Ihre Meinung Wünsche, Anregungen, Verbesserungsvorschläge,<br />

Ärgernisse bei <strong>der</strong> Bedienung von GIS o<strong>der</strong> über unverständliche<br />

Inhalte anbringen. Somit bleibt die Weiterentwicklung von GIS ein interaktiver Prozeß, <strong>der</strong><br />

sich <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Zeit <strong>im</strong>mer mehr opt<strong>im</strong>iert.<br />

Den Kern des Systems stellt schließlich die Strukturierung <strong>der</strong> Krankheitsbil<strong>der</strong> dar. Alle<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> sind nach dem gleichen Schema strukturiert. Es gibt ein Max<strong>im</strong>alschema,<br />

was bedeutet, daß nicht alle Unterpunkte für ein Krankheitsbild Informationen<br />

enthalten müssen (dann erscheint natürlich auch die entsprechende Rubrik nicht).<br />

Des weiteren gibt es zu jedem Krankheitsbild auch eine framelose, grafikreduzierte Textversion,<br />

die auch sehbehin<strong>der</strong>ten Bürgern die Möglichkeit gibt, die angebotenen Informationen<br />

unterstützt durch Hilfsmittel wie Textvergrößerung, Kontrastumkehrung o<strong>der</strong><br />

Übersetzung in Brailleschrift aufzunehmen.<br />

Außerdem ist je<strong>der</strong>zeit, egal durch welchen Weg man auf dieses Krankheitsbild<br />

gekommen ist (Schlagwort, Symptome, Volltextsuche) gewährleistet, daß eine Zuordnung<br />

zu einem medizinischen Fachgebiet möglich ist, so daß <strong>der</strong> Patient evtl. auch den<br />

richtigen Facharzt konsultieren kann.<br />

Durch den internetbasierten Ansatz ist es ein offenes System, das die nahtlose<br />

Integration jeglicher Informationseinheiten außerhalb von GIS in die klare Struktur des<br />

GIS ermöglicht. Dadurch entsteht für den Patienten eine definierte und qualitätsgesicherte<br />

Einstiegsmöglichkeit in das Thema Gesundheit.<br />

59


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Framelose Textversion! Wichtig<br />

für alle Sehbehin<strong>der</strong>ten!<br />

Weiterführen<strong>der</strong> Link außerhalb von<br />

GIS. Integrationsmöglichkeit von<br />

an<strong>der</strong>en Systemen o<strong>der</strong> Gruppen!<br />

Einordnung ins<br />

medizinische Fachgebiet<br />

Aktuell ausgewählte Informationseinheit.<br />

Alle an<strong>der</strong>en möglichen<br />

Informationseinheiten sind auf einen<br />

Blick erkenn- und anwählbar!<br />

Das Wichtigste in<br />

Kürze...<br />

Möglichkeit zur Integration von<br />

Stand- und Bewegtbil<strong>der</strong>n<br />

Ausführliche Zusatzinformationen.<br />

Evtl. auch Links zu an<strong>der</strong>en qualitativ<br />

guten Informationen<br />

60


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.2.3 Patienten-Informierungs-Systeme - warum, wozu, womit? 1<br />

5.2.3.1 Einleitung<br />

Wachsende Anfor<strong>der</strong>ungen an die Leistungsfähigkeit und Effizienz unseres Gesundheitssystems,<br />

die Verschiebung <strong>der</strong> Diagnosen zu den chronischen Krankheiten <strong>ab</strong>er auch die<br />

Durchsetzung <strong>der</strong> informellen Selbstbest<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Patienten verlangen nach einem<br />

Umdenkungsprozeß <strong>im</strong> Gesundheitswesen. Um diese neuen Gegebenheiten zu<br />

berücksichtigen, bedarf es eines Wandels <strong>im</strong> Denken unserer Gesellschaft. Wir müssen<br />

uns daran gewöhnen, den Patienten wie<strong>der</strong> da hin zu stellen, wo er eigentlich hingehört:<br />

in den Mittelpunkt!<br />

Der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zum patientenorientierten Gesundheitssystem<br />

ist die Informierung des Patienten. Diese Informierung läuft zur Zeit noch<br />

unstandardisiert <strong>ab</strong> und Qualität und Quantität dieser Informierung schwankt von Arzt zu<br />

Arzt. Aus Zeitmangel kann oft seitens des medizinischen Personals nur unzureichend auf<br />

das individuelle Informationsbedürfnis des einzelnen Patienten eingegangen werden.<br />

Ohne die Informierung <strong>ab</strong>er ist keine Entscheidung und schon gar keine Mitarbeit des<br />

Patienten möglich. Von einer informationellen Selbstbest<strong>im</strong>mung des Patienten kann<br />

sowieso noch lange nicht gesprochen werden. Deshalb muß dem Patienten ein System<br />

zur <strong>Seite</strong> gestellt werden, daß es ihm ermöglicht, seine Gesundheit und Krankheit und<br />

eventuell notwendige Therapiemaßnahmen zu begreifen. Ebenso sollte es praktische<br />

Möglichkeiten aufzeigen dieses Wissen in den Behandlungsprozeß miteinzubringen.<br />

Unsicherheit, Hemmungen und Angst können am Besten überwunden werden, wenn<br />

gehe<strong>im</strong>nisvolles und Unbekanntes überschaubar wird, und <strong>der</strong> Kranke mit seinem Arzt<br />

mitdenken kann. Mitdenken, mitreden, mitmachen - das sind die drei Schritte zur<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Gesundheit, zur Rückverwandlung vom „Patienten“ in einen<br />

lebenstüchtigen Menschen. Der Beste bzw. <strong>der</strong> effektivste Weg das in die Praxis<br />

umzusetzen ist die „richtige“ Informierung des Patienten.<br />

5.2.3.2 Warum überhaupt Patienteninformierung?<br />

Rechtslage:<br />

Der Arzt darf sich, ob nun aus Bequemlichkeit, Zeitmangel o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gründen, um<br />

das Problem <strong>der</strong> Aufklärung nicht herumdrücken. Das hat die Rechtsprechung ganz<br />

eindeutig entschieden. Grundsätzlich gilt: Dem Patienten muß die Wahrheit - die ganze<br />

Wahrheit - gesagt werden, selbst dann, wenn er nicht danach fragt. Aufklärung ist<br />

demnach keine Ermessenssache, Aufklärung ist Pflicht!<br />

1 Autoren: Michael Hägele, N. Sljivljak, Claus O. Köhler<br />

61


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Der Patient hat das Recht auf „perfekte“ Aufklärung zu bestehen. Diesem Verlangen hat<br />

<strong>der</strong> Arzt zu entsprechen, o<strong>der</strong> er muß die Aufklärung und damit die Behandlung<br />

ausdrücklich <strong>ab</strong>lehnen. Der Umfang <strong>der</strong> ärztlichen Aufklärung hat sich d<strong>ab</strong>ei auch nach<br />

<strong>der</strong> Intelligenz und dem Bildungsgrad des Patienten und nach dessen Erfahrungen aus<br />

<strong>der</strong> eigenen Krankengeschichte zu richten (Urteil des Bundesgerichtshofs - VI ZR 76/70).<br />

Der einfache, nicht vorgebildete Patient muß also gründlicher und ausführlicher aufgeklärt<br />

werden, vor allem dann wenn er nicht „<strong>im</strong> Großen und Ganzen versteht, was mit ihm<br />

geschieht“.<br />

Byrnee et al. sind in einer Studie <strong>der</strong> Frage „How informed is signed consent“<br />

nachgegangen [BYRNE]. D<strong>ab</strong>ei stellte sich heraus, daß 27% <strong>der</strong> befragten Patienten<br />

nicht einmal wußten, welches Organ bei Ihnen operiert wurde, 44% konnten das Prinzip<br />

des chirurgischen Eingriffs nicht nachvollziehen. Eine an<strong>der</strong>e Untersuchung [SAW] erg<strong>ab</strong>,<br />

daß 54% <strong>der</strong> Patienten nicht alles in <strong>der</strong> Einverständniserklärung verstanden, was sie<br />

unterschrieben.<br />

Auf die umfassende Erklärung legt Gesetz und Rechtsprechung deshalb so großen Wert,<br />

weil nur durch sie die Entscheidungsfreiheit bzw. „Selbstbest<strong>im</strong>mung“ gewahrt wird.<br />

Dieses Recht wird von <strong>der</strong> deutschen Ärztekammer selbst als ein Grundsatz <strong>der</strong><br />

Beziehung zwischen Patient und Arzt definiert [BUNDESÄRZTEKAMMER]. Ob ein Patient<br />

sich nämlich behandeln läßt o<strong>der</strong> nicht, ist allein seine Sache, <strong>ab</strong>gesehen von wenigen<br />

Ausnahmen (Geschlechtskrankheiten, Tuberkulose, ...).<br />

Der Patient kann zu einer vorgeschlagenen Behandlung „ja“ o<strong>der</strong> „nein“ sagen. Diese<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung setzt allerdings eine umfassende Informierung voraus. Wer z.B.<br />

vom Arzt falsch informiert wird o<strong>der</strong> wem wichtige Informationen vorenthalten werden, <strong>der</strong><br />

kann nicht mehr über sein Schicksal selbst best<strong>im</strong>men. Grundsätzlich, so urteilt <strong>der</strong><br />

Bundesgerichtshof, hat <strong>der</strong> Arzt von einer max<strong>im</strong>alen Aufklärungserwartung des<br />

Patienten auszugehen. Selbst „extrem seltene Zwischenfallrisiken (1:1000 o<strong>der</strong> 1:2000)“<br />

müssen erwähnt werden.<br />

Alle Argumente, die darauf <strong>ab</strong>zielen, daß <strong>der</strong> Patient seines Zustandes wegen auf das<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mungsrecht insgesamt o<strong>der</strong> zumindest teilweise verzichten müsse, da er<br />

nicht <strong>im</strong>mer wissen könne, was seiner Gesundheit för<strong>der</strong>lich o<strong>der</strong> <strong>ab</strong>träglich sei,<br />

verkennen, daß <strong>im</strong> demokratischen Rechtsstaat jede Entscheidung, sei sie wissenschaftlicher,<br />

juristischer o<strong>der</strong> medizinischer Art, vom Handelnden begründet, verantwortet<br />

und gerechtfertigt werden muß. So sehr es Ärzten mißfallen mag, daß ihre Entscheidung<br />

unter Umständen <strong>ab</strong>gelehnt werden können, so än<strong>der</strong>t we<strong>der</strong> die Rechtsprechung noch<br />

die Medizin selber etwas an dieser Priorität des Selbstbest<strong>im</strong>mungsrechtes.<br />

62


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Um diesen Grundsätzen besser gerecht zu werden, ist eine umfassende und ausführliche<br />

Informierung des Patienten notwendig. Dazu muß den Ärzten o<strong>der</strong> generell dem<br />

Gesundheitswesen ein Werkzeug zur <strong>Seite</strong> gestellt werden, das sie bei dieser wichtigen<br />

und schwierigen Aufg<strong>ab</strong>e unterstützt, um Ihrer Aufklärungs- und Informierungspflicht,<br />

besser als es bis jetzt <strong>der</strong> Fall ist, nachkommen zu können.<br />

Diese Informierung ermöglicht, daß Patienten gleichwertige Gesprächspartner werden<br />

können, da sie dann <strong>im</strong>stande sind den Ausführungen ihres Arztes o<strong>der</strong> Therapeuten zu<br />

folgen und sein Vok<strong>ab</strong>ular zu verstehen, Mißverständnissen wird vorgebeugt und <strong>der</strong><br />

Patient kann „echte“ Entscheidungen treffen, da er dann versteht worüber er entscheidet.<br />

Er kann insgesamt durch seine „Informiertheit“ besser mit seiner Gesundheit/Krankheit<br />

umgehen und kommt sich besser verstanden und als gleichwertiger Partner vor <strong>im</strong><br />

Patienten-Arzt-Verhältnis. Insgesamt bietet die Informierung die dringend notwendige<br />

Basis für bessere Kommunikation, d.h. <strong>der</strong> Patient kann seine Probleme dem Arzt besser<br />

und gezielter mitteilen.<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Krankzeiten:<br />

Hinzu kommt, daß nach Michael McDonald [MCDONALD], chair of Communications and<br />

Computer Applications in Public Health in Berkeley, California, die meisten Menschen (ca.<br />

50-80%), die das Gesundheitssystem „betreten“, eigentlich keine ärztliche Betreuung<br />

brauchen, <strong>ab</strong>er die meisten Menschen (ca. 60%), die wirklich ärztliche Behandlung<br />

benötigen, das Gesundheitssystem zu spät „betreten“ und dann eine viel intensivere,<br />

schmerzvolle, teure Therapie brauchen und deshalb eine schlechtere Genesungsperspektive<br />

h<strong>ab</strong>en. Die schnelle, einfache und verständliche Verfügbarkeit von Information<br />

über Gesundheit, Untersuchungsmöglichkeiten, Krankheitsbil<strong>der</strong> und Therapiemöglichkeiten<br />

spielt also eine große Rolle, <strong>der</strong> bis jetzt zu wenig Bedeutung zugemessen wurde.<br />

Untersuchungen h<strong>ab</strong>en ergeben, daß aufgeklärte, aktive Patienten schneller wie<strong>der</strong><br />

gesund werden [BRODY, GREENFIELD, MAHLER] bzw. auch besser mit Ihrer Gesundheit/Krankheit<br />

leben können. Durch den verbesserten Informationsstand <strong>der</strong> Patienten ist<br />

ein schnellerer Heilungsprozeß und damit auch die Einsparung von Kosten zu erwarten.<br />

Dadurch, daß <strong>der</strong> Patient genau weiß, was mit ihm geschieht, wie die Behandlung aussieht,<br />

was getan werden muß und worauf es ankommt, kann er besser in den Behandlungsprozeß<br />

integriert werden, hat eine bessere Compliance, weil er es für sich tut und<br />

kann auch mitarbeiten, d.h. er kann mitentscheiden, mitdokumentieren und mitkontrollieren.<br />

63


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Qualitätsmanagement:<br />

Die Nichteinhaltung von ärztlichen Verordnungen beruht meist nur darauf, daß die vielen<br />

Informationen, die dem Patienten während einer Sprechstunde vermittelt werden, falsch<br />

verstanden o<strong>der</strong> vergessen werden [MORROW, LEY, HAYNES].<br />

Erst durch die umfassende Informierung kann <strong>der</strong> Patient relevante Informationen,<br />

Therapienebeneffekte o<strong>der</strong> Komplikationen frühzeitig erkennen und den Arzt darüber<br />

informieren. Ebenso bietet es die Chance Fehlern vorzubeugen, wie ein Artikel und<br />

Erfahrungsbericht von N. M. Davis mit dem Titel „Teaching patients to prevent errors“<br />

zeigt [DAVIS].<br />

Ist ein kranker Bürger unseres Staates zu allen Zeiten und an allen Orten unseres<br />

Gesundheitswesens Subjekt, das selbst mitentscheiden kann über die Art <strong>der</strong><br />

Behandlung und Heilung seines Leidens? Den Kranken Subjekt sein zu lassen, das heißt<br />

ihn als Individuum, als Person am Behandlungsprozeß teilnehmen zu lassen, sollte<br />

oberstes Gebot für alle sein, die <strong>im</strong> Gesundheitswesen mit Menschen zu tun h<strong>ab</strong>en.<br />

Viele kranke leidende Menschen fühlen sich anonymen Institutionen, Strukturen und<br />

unpersönlichen Exekutoren von Heilmaßnahmen ausgeliefert. Da ist es völlig verständlich<br />

daß die Angst als Reaktion einsetzt mit dem Gedanken: „Welchen gesetzmäßigen<br />

Abläufen bin ich anonym als Patient unter einer Nummer, auf die ich keinerlei Einfluß<br />

h<strong>ab</strong>e, ausgeliefert?“.<br />

Subjekt sein als Patient bedeutet <strong>ab</strong>er auch eine Verän<strong>der</strong>ung seines Bewußtseins: „Ich<br />

selbst bin wesentlich verantwortlich für meine Gesundheit, und <strong>im</strong> Krankheitsfall hängt<br />

das wesentlich und entscheidend von mir <strong>ab</strong>, ob ich die Krankheit besiege o<strong>der</strong> die<br />

Krankheit mich.“ Und dieser Sieg kann entscheidend davon <strong>ab</strong>hängen, ob <strong>der</strong> Patient<br />

über leicht zugängliche Information verfügt o<strong>der</strong> nicht.<br />

Eine Qualitätssverbesserung wird auch durch die Partnerschaft und das gegenseitige<br />

Vertrauensverhältnis von Patient und Arzt erreicht. Das ist <strong>ab</strong>er nur möglich, wenn <strong>der</strong><br />

Patient gut informiert ist und somit ein wirklich gleichberechtigter Gesprächspartner ist.<br />

5.2.3.3 Warum mult<strong>im</strong>ediale computergestützte Patienteninformierung?<br />

Beste Informationsvermittlung und -speicherung, Effektivität:<br />

Verstärkter Einsatz „audiovisueller“ Methoden bedeutet gezieltere und rationellere<br />

Speicherung von Information Je mehr Sinnesorgane bei einem Lernprozeß eingesetzt<br />

werden, um so dauerhafter und störungsfreier wird die Information aufgenommen und<br />

verarbeitet:<br />

64


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Übersicht nach<br />

[DAHMER, MESSINA]<br />

hören<br />

sehen<br />

hören und sehen<br />

diskutieren<br />

selbst durchführen<br />

5-20% <strong>der</strong> vermittelten Information<br />

behalten<br />

20-30% behalten<br />

bis zu 60% behalten<br />

bis zu 70% behalten<br />

bis zu 100% behalten<br />

Der audiovisuelle Ansatz ist <strong>ab</strong>er nicht genug. Ein zentrales Element, um Informationsaufnahme<br />

noch weiter zu steigern ist die Interaktivität, die auch den sonst so<br />

vernachlässigten kinästhetisch veranlagten Menschen entgegenkommt. Denn eine<br />

passive Informationsaufnahme paßt sich nicht dem persönlichen Aufmerksamkeitsgrad<br />

und dem Vorgang <strong>der</strong> Einordnung, <strong>der</strong> persönlichen Superzeichenbildung an. So sind<br />

persönliche Faktoren wie Vorwissen, eigene Erfahrung, Bildung usw. l<strong>im</strong>itierende<br />

Grenzen, die durch eine lineare Informationsberieselung nicht berücksichtigt werden<br />

können. Aus diesem Grunde sind Videos zur Patienteninformation nicht mit mult<strong>im</strong>edialen<br />

Systemen zu vergleichen, da bei Ihnen keine Interaktivität möglich ist und man schnell in<br />

den Zustand des Berieselns hineingleitet. Ein Patient muß sich die Information in <strong>der</strong><br />

vorgegebenen Reihenfolge anschauen. Selbst das Spulen (also Passagen überspringen)<br />

kann er meist nicht vornehmen, entwe<strong>der</strong> weil er gar keinen direkten Zugriff auf den<br />

Videorecor<strong>der</strong> hat, o<strong>der</strong> weil das Spulen das Band stark beansprucht und mit <strong>der</strong> Zeit die<br />

Abspielqualität des Videos min<strong>der</strong>t, zumindest wenn man mit Sichtkontrolle spult. Auch<br />

die Nutzung von Zeitlupen und Standbil<strong>der</strong>n ist aufgrund des Bandverschleißes nicht<br />

anzuraten.<br />

Ein weiteres Problem von Videos ist es, die jeweils für den Patienten nutzbare Stelle o<strong>der</strong><br />

das richtige Band zu finden bzw. das Band wie<strong>der</strong> an den Anfang zurückzuspulen.<br />

Zur Visualisierung von Operationen ist das Video völlig ungeeignet, da es zu realitätsnah<br />

ist und deshalb den Patient z.B. aufgrund des vielen Blutes keine Chance gibt, das<br />

Prinzip bzw. das Wichtigste <strong>der</strong> Operation mitzubekommen. Hierfür sind 2D- und 3D-<br />

Computeran<strong>im</strong>tionen bestens geeignet auch wenn sie in <strong>der</strong> Erstellung teuer sind (siehe<br />

Bild nächste <strong>Seite</strong>).<br />

Die mult<strong>im</strong>ediale Patienteninformierung bildet <strong>ab</strong>er erst die Grundlage, um ein wirkliches<br />

Gespräch o<strong>der</strong> eine Diskussion mit dem Arzt, dem Therapeut o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Krankenkasse zu<br />

führen. Dadurch wird die aufgenommene Information stärker gefestigt und kann noch<br />

besser behalten werden.<br />

65


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Darstellung einer Totalendoprothese <strong>im</strong> Patienten-Informierungs-System PatInf<br />

Informationsbedienungskomfort:<br />

Lernen braucht ein Motiv. Als Motiv kann <strong>ab</strong>er letztendlich nur herhalten: Die Freude an<br />

<strong>der</strong> Sache selbst. Diese <strong>ab</strong>er entsteht meist erst dann, wenn man sich schon so weit mit<br />

ihr beschäftigt hat, daß sie so richtig „anfängt Spaß zu machen“. Deshalb brauchen<br />

Menschen zum erfolgreichen Lernen einen guten „Starter“ und einen hohen<br />

Informationsbedienungskomfort!<br />

Es ist also sehr wichtig ein Medium zur Informationsvermittlung zu wählen, das eine<br />

positive Motivation be<strong>im</strong> Patienten hervorruft und ihm das Thema Krankheit anschaulich<br />

und nachvollziehbar macht. Ebenso ist es wichtig die anfängliche, mühsame<br />

Einarbeitungsschwelle möglichst weit her<strong>ab</strong>zusenken.<br />

Dazu Fre<strong>der</strong>ic Vester ([VESTER], S. 141): „... Wo Neugier, Faszination und Erwartung<br />

fehlen, wird die so wichtige Lernbereitschaft für einen zunächst fremden Stoff nicht<br />

geweckt. Vielmehr löst die Konfrontation mit dem Ungewohnten dann über das<br />

Zwischenhirn und den Symphaticusnerv eine direkte St<strong>im</strong>ulation von Catecholaminen -<br />

auch in best<strong>im</strong>mten Gehirnregionen - aus, was bei geringen Streßreizen vielleicht noch<br />

das Behalten, <strong>ab</strong>er nicht das Verstehen ermöglicht und bei stärkeren Reaktionen zudem<br />

die Abwehrhaltung gegen den Lernstoff zementiert. Die Konsolidierung und Verarbeitung<br />

<strong>der</strong> aufgenommenen Information kann nicht mehr erfolgen.“<br />

66


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Wird unter diesem Gesichtspunkt die Patienteninformierung betrachtet, wie sie zur Zeit<br />

stattfindet (Arztgespräch, ausgedruckte Texte,...), so ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich, daß<br />

Patienten keine Lust h<strong>ab</strong>en sich mit Ihrer Krankheit zu beschäftigen, son<strong>der</strong>n dieses<br />

leidige, uninteressante und für sie oft unverständliche Thema dem Arzt überlassen und<br />

von den Ärzten manchmal sogar für „zu dumm“ gehalten werden.<br />

Somit sind also auch die Ärzte mitverantwortlich dafür, daß die Patienten nur mit dem<br />

Wunsch nach Gesundheit beseelt sind, ohne wissen zu wollen wie es zur Krankheit kam<br />

und ohne für den Heilungsprozeß und ihren Körper Verantwortung zu übernehmen.<br />

Welche Faktoren beeinflussen das Behalten von Information positiv?<br />

• Schwierigkeit<br />

• Bekanntheitsgrad<br />

• Strukturiertheit<br />

• Sinnigkeit<br />

• Aufmerksamkeit<br />

• Anschaulichkeit<br />

• Mult<strong>im</strong>ediale Aufbereitung<br />

Welche negativen Einflußfaktoren gibt es?<br />

• Streß<br />

• Zeitdruck<br />

• hoher Schwierigkeitsgrad<br />

• Verständnisschwierigkeiten<br />

• Komplexität<br />

• Eintönigkeit<br />

• schlechte Aufbereitung und Darstellung von Information<br />

Be<strong>im</strong> Durchgehen dieser Faktoren erkennt man schnell, daß <strong>der</strong> Patient in einem<br />

Patienten-Arzt-Gespräch völlig überfor<strong>der</strong>t ist. Denn fast alle Faktoren, die ein Behalten<br />

von Information begünstigen, arbeiten gegen den Patienten. So ist <strong>der</strong> zu vermittelnde<br />

medizinische Stoff äußerst schwierig, <strong>der</strong> Bekanntheitsgrad ist - auch Dank des<br />

medizinischen Fachvok<strong>ab</strong>ulars des Arztes - oft sehr gering. Die Information bricht oft<br />

ziemlich unstrukturiert über den Patienten herein, während die Aufmerksamkeit meist<br />

noch in <strong>der</strong> eigenen Gedankenwelt hängt, die sich noch mit dem Gedanken, daß man<br />

krank ist, beschäftigt. Die Anschaulichkeit läßt <strong>im</strong> Gespräch oft zu wünschen übrig, von<br />

<strong>der</strong> mult<strong>im</strong>edialen Aufbereitung ganz zu schweigen.<br />

Hinzu kommen eine ganze Menge an negativen Faktoren wie Streß, Zeitdruck,<br />

Komplexität und Verständnisschwierigkeiten. Wie man sieht ist es also auch aus Sicht <strong>der</strong><br />

Wahrnehmungsforschung dringend notwendig, das Arzt-Patienten-Gespräch als<br />

67


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Informierungsquelle für den Patienten zu hinterfragen und auch Alternativen und<br />

Ergänzungen zu diesem zu suchen. Hier könnte ein Patienten-Informierungs-System<br />

helfen, wenngleich mit entsprechen<strong>der</strong> Bewußtwerdung <strong>der</strong> obengenannten Faktoren<br />

sicher auch schon <strong>im</strong> Gespräch selbst und <strong>der</strong> Atmosphäre viel getan werden kann.<br />

Aufstellorte:<br />

Die kleinste, sinnvolle Möglichkeit von CAPS (Computer Aided Patient Support) ist ein<br />

Patienteninformierungssystem. Als Aufstellorte kommen Informationskioske/-säulen in<br />

Wartez<strong>im</strong>mern von Arztpraxen, Therapeuten o<strong>der</strong> Krankenhäusern in Frage. Aber auch<br />

Krankenkassen, Selbsthilfegruppen o<strong>der</strong> Apotheken wären interessante Aufstellungsorte.<br />

In Krankenhäusern sollte auf je<strong>der</strong> Station mindestens ein mobiles Patienteninformierungssystem<br />

zur Verfügung stehen, um die Bedürfnisse <strong>der</strong> Patienten nach Information<br />

und die Einbeziehung des Patienten in den Behandlungsprozeß zu ermöglichen.<br />

Von CAPS kann allerdings erst gesprochen werden, wenn in Krankenhäusern auf den<br />

verschiedenen Stationen Untersysteme für den Patienten zur Information, <strong>Dokument</strong>ation<br />

und Qualitätsmanagement an jedem Krankenbett zur Verfügung stehen.<br />

Ziel sollte <strong>ab</strong>er eine CD-ROM o<strong>der</strong> ein Dienst sein, die <strong>der</strong> Patient entwe<strong>der</strong> „auf<br />

Krankenkasse“ bekommt o<strong>der</strong> <strong>ab</strong>er über die Krankenkasse mit einer Selbstbeteiligung<br />

erwerben kann. Die Informationen sollten zu Themen sein, die den Patienten<br />

interessieren: Informationen über Prävention, über chronische Krankheiten (Allergien,<br />

Asthma), an denen <strong>der</strong> Patient leidet o<strong>der</strong> zu Untersuchungsmethoden, Therapiemaßnahmen<br />

und Medikamentenbehandlungen.<br />

Eine weitere Basis, die schon seit einiger Zeit gerade von unserer Arbeitsgruppe getestet<br />

wird, ist ein Online-Dienst über das Internet, <strong>der</strong> als zentrale Anlaufstelle zu allen Fragen<br />

rund um Gesundheit/Krankheit für Patienten dienen soll, sehr einfach topaktuell gehalten<br />

werden kann und relativ kostengünstig angeboten, sowie einfach erreicht werden kann<br />

(WWW-Adresse http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/˜mhaegele/ipis/index.htm). Eine<br />

Kombination von beidem scheint <strong>ab</strong>er am erfolgversprechendsten zu sein, denn eine<br />

hohe Bildqualität und Mult<strong>im</strong>edialität ist <strong>im</strong> Internet aufgrund <strong>der</strong> begrenzten Bandbreite<br />

nicht zu erreichen. Deshalb wird von uns in Zukunft eine Kombination von lokaler CD-<br />

ROM-basierter Anwendung mit Integration <strong>der</strong> Online-Ressourcen favorisiert.<br />

68


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.2.3.4 Autorensystem zur leichten Erstellung von Patienteninformierungssystemen<br />

Unsere Arbeitsgruppe arbeitet seit<br />

11/93 intensiv an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Werkzeugen und Methoden zur<br />

schnellen Entwicklung von<br />

mult<strong>im</strong>edialen, aufstellortindividualisierten<br />

Patienteninformierungssystemen.<br />

Ein erster Prototyp eines<br />

solchen Systems war auf <strong>der</strong> GMDS<br />

<strong>im</strong> September 1994 zu sehen (siehe<br />

Abbildung rechts).<br />

Vorrangig war uns jedoch die Entwicklung eines allgemeinen Autorensystems zur<br />

schnellen Entwicklung von wartbaren, individualisierbaren Patienten-Informierungs-<br />

Systemen und die mögliche Anbindung an Krankenhausinformations- o<strong>der</strong><br />

Praxisverwaltungssysteme zur patienten-individuellen Patienteninformierung. Ebenso<br />

sollte eine einfache Nutzung des Systems auf fingerbedienbaren Infosäulen, auf<br />

Notebooks, auf CD-Roms o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Internet möglich sein.<br />

Die Entwicklung des Autorensystems<br />

ist weitgehend <strong>ab</strong>geschlossen,<br />

so daß wir uns in<br />

Zukunft verstärkt um das<br />

Füllen mit medizinischen<br />

Inhalten kümmern werden.<br />

Erstes Ergebnis ist ein<br />

fingerbedienbares Infosäulensystem<br />

auf Basis des<br />

Autorensystems PatInf <strong>im</strong><br />

Routinebetrieb an <strong>der</strong><br />

Universitäts-Hautklinik in<br />

Heidelberg zum Thema AIDS.<br />

Ein orthopädisches System steht nach einem längeren Testeinsatz in einer<br />

orthopädischen Gemeinschaftspraxis und einer Erweiterung des Themenkreises kurz vor<br />

<strong>der</strong> Fertigstellung, an<strong>der</strong>e Themengebiete sind kurz vor <strong>der</strong> Realisierungsphase.<br />

69


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.2.3.5 Ausblick<br />

Das Patienten-Informierungs-System ist nur <strong>der</strong> erste Schritt auf dem Weg zu weiteren<br />

speziellen CAPS-Systemen für chronisch Kranke, Allergiker und älteren Personen.<br />

Letztendlich wird es zu einem einfach zu bedienenden Gesundheits-Management-Tool<br />

mit hohem Nutzungskomfort und einem integriertem Nachschlagewerk für alle<br />

gesundheitlichen Belange führen, das es jedem Bürger effizient ermöglicht, die für ihn<br />

opt<strong>im</strong>ale gesundheitliche Versorgung zu erlangen und zu behalten.<br />

Literatur:<br />

[BRODY] Brody DS, Miller SM, Lerman CE, Smith DG, Caputo GD. Patient perception of<br />

involvement in medical care: relationship to illness attitudes and outcomes. Journal Gen<br />

Intern Med 1989; 4;506-511<br />

[BUNDESÄRZTEKAMMER] Bundesärztekammer; Gesundheits- und sozialpolitische<br />

Vorstellungen <strong>der</strong> deutschen Ärzteschaft. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 1986.<br />

[BYRNE] Byrne D.J., Napier A., Cuschieri A.: How informed is signed consent. BMJ<br />

1988;296:839-40.<br />

[DAHMER] Dahmer H., Dahmer J.; Effektives Lernen - Anleitung zu Selbststudium,<br />

Gruppenarbeit und Examensvorbereitung. Schattauer, Stuttgart-NewYork 1991.<br />

[DAVIS] Davis N.M.; Teaching patients to prevent errors. Am-J-Nurs; 5;1994:17.<br />

[GREENFIELD] Greenfield S, Kaplan S, Ware J.E. Jr.; Expanding patient involvement in<br />

care: effects on patient outcomes. Ann Intern Med 1985; 102:520-528<br />

[HAYNES] Haynes R., Taylor D.: Compliance in Health Care. Johns-Hopkins-Uni-Press<br />

1982; 21: 241-254.<br />

[HÄGELE] Hägele, M.: CAPS - Erste Schritte zur Realisierung: Das Patienten-<br />

Informierungs-System. Diplomarbeit Deutsches Krebsforschungszentrum: Abteilung MBI,<br />

1995.<br />

[LEY] Ley P.; Comprehension, memory and success of communications with the patient.<br />

J-Inst-Health-Educ 1972; 10: 23-29.<br />

[MAHLER] Mahler H. L., Kulik JA. Preferences for health care involvement, perceived<br />

[MCDONALD] McDonald, M.; Wired Magazin Januar 94.<br />

[MESSINA] Messina C.; Was ist Mult<strong>im</strong>edia?. Hanser München u.a. 1993.<br />

[MORROW] Morrow D., Leirer V., Sheikh J.: Adherence and medication instructions:<br />

review and recommendations. Journal Am Ger Soc 1988; 36: 1147-60.<br />

[SAW] Saw K.C.; Wood A.M.; Murphy K.; Parry J.R.; Hartfall W.G.: Informed consent: an<br />

evaluation of patients' un<strong>der</strong>standing and opinion (with respect to the operation of<br />

transurethral resection of prostate). J-R-Soc-Med 1994; 87:143-4.<br />

[SLJIVLJAK] Sljivljak N. CAPS - Konzeption. Diplomarbeit Deutsches Krebsforschungszentrum:<br />

Abteilung MBI.<br />

[VESTER] Vester, F.; Denken, Lernen, Vergessen. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart<br />

1975.<br />

70


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.2.4 Anfor<strong>der</strong>ungen an Informationssysteme für Behin<strong>der</strong>te 1<br />

5.2.4.1 Einleitung<br />

10% <strong>der</strong> Bürger in <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft, und in etwa auch in Deutschland,<br />

sind körperlich o<strong>der</strong> geistig behin<strong>der</strong>t. Das sind also in Europa 37 Millionen, in Deutschland<br />

rund 8 Millionen Menschen. Davon steht etwa die Hälfte <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter. Der<br />

Gesamtprozentsatz ist steigend, da <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Senioren weltweit zun<strong>im</strong>mt. Alle diese<br />

Bürger brauchen Hilfen - medizinische, technische Hilfsmittel, psychische und soziale<br />

Hilfen, um ein wenig ihre Benachteiligungen <strong>im</strong> Wettbewerb und in ihrer individuellen<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung auszugleichen.<br />

Die Staaten <strong>der</strong> UNO und <strong>der</strong> Europäischen Union h<strong>ab</strong>en sich verpflichtet, für die Herstellung<br />

<strong>der</strong> Chancengleichheit <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ten Sorge zu tragen (Resolution 46/96 <strong>der</strong> GV<br />

<strong>der</strong> UN; vgl. Vertrag von Amsterdam). Dies gilt nicht nur für den medizinischen und den<br />

beruflichen Bereich son<strong>der</strong>n auch für einen „barrierefreien Zugang“ zu den<br />

Informationen.<br />

Die neuen Informations-Technologien bieten hier eine einmalige Chance, einen Teil <strong>der</strong><br />

körperlichen Nachteile auszugleichen. Allerdings gilt es, hier von Anfang an, gewisse<br />

Normen einzuhalten, damit diese Techniken auch effektiv genutzt werden können.<br />

Man möchte zunächst annehmen, daß es für die riesige Spanne <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungen, von<br />

den Blinden, über die Sehbehin<strong>der</strong>ten, die Hörgeschädigten, die verschiedenen Arten<br />

von motorischen Störungen, bis zu den geistig- und Lernbehin<strong>der</strong>ten, kaum eine befriedigende<br />

Lösung geben kann. Eine genauere Analyse zeigt <strong>ab</strong>er, daß bei einer klaren<br />

Trennung <strong>der</strong> zu vermittelnden Informationsinhalte (in den meisten Fällen Texte) von <strong>der</strong><br />

äußeren Präsentation, es möglich ist, durch geeignete Hard- und Softwarehilfen, die<br />

Informationen für die jeweilige Zielgruppe sinnvoll aufzubereiten und damit nutzbar zu<br />

machen (siehe dazu Anlage „Web-Design für Behin<strong>der</strong>te“). Damit können auch die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an ein „universelles Design” erfüllt werden <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> „universal<br />

service obligation” <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Telekommunikation .<br />

Solche Hilfen können beispielsweise darin bestehen, daß ein Text für Blinde in tastbare<br />

Signale (Braille) o<strong>der</strong> in Sprache umgesetzt wird, <strong>der</strong> Sehbehin<strong>der</strong>te ihn in Großschrift am<br />

Bildschirm liest, für den Hörgeschädigten kann ein gesprochener Text in Schrift am<br />

Bildschirm umgesetzt werden. Voraussetzung in allen Fällen ist jedoch, daß nicht eine<br />

unkontrollierte Mischung von Graphik, Text und Ton vorliegt, an <strong>der</strong>en Umsetzung die<br />

meisten Hilfsmittel scheitern müssen. Dies ist den Nichtbehin<strong>der</strong>ten häufig nicht bewußt,<br />

1 Autor: Dieter Schüll<br />

71


Informationen für Bürger und Patienten<br />

obwohl auch die gesunden Bürger und hier insbeson<strong>der</strong>e die Senioren bei einem<br />

verwirrenden graphischen Design ebenso Schwierigkeiten h<strong>ab</strong>en, sich zurechtzufinden.<br />

Bei <strong>der</strong> schnell fortschreitenden Informationsflut ist Eile geboten, brauchbare Darstellungen<br />

zu finden. Eine frühzeitige staatliche Einflußnahme kann spätere erhebliche<br />

Umrüstkosten ersparen, wenn Korrekturen dann überhaupt noch möglich sind.<br />

5.2.4.2 Analyse und Folgerungen<br />

Chancen und Möglichkeiten <strong>der</strong> IT für Behin<strong>der</strong>te und für Selbsthilfeorganisationen:<br />

• Medizinische Informationen können weit detaillierter und spezifischer dargestellt<br />

werden, als vom herkömmlichen Gesundheitssystem erwartet werden<br />

kann. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für viele seltene Krankheitsformen. Der internationale<br />

Verbund schafft hohe Aktualität, erlaubt den Austausch von Erfahrungen<br />

und schafft die „kritische Masse” bei seltenen Krankheitsformen.<br />

• Im privaten Bereich wird ein Zugang zu Informationen geschaffen, <strong>der</strong> eine<br />

gewisse Selbständigkeit gewährleistet und den Mangel an Mobilität ausgleicht<br />

(Zugang zu Zeitungen, Homebanking, Teleshopping, Auskunftsservice etc.)<br />

• Durch Medienkompetenz ergeben sich neue Berufszweige, die weniger<br />

Mobilität erfor<strong>der</strong>n (Telearbeit), und dadurch den Wegfall traditioneller Behin<strong>der</strong>tenberufe<br />

(z.B. Masseur o<strong>der</strong> Telefonist) kompensieren können.<br />

• Das WWW wurde erfunden zur gemeinsamen Arbeit vieler Forscher an<br />

entfernten Orten am gleichen Projekt. Diese dezentrale Struktur eignet sich<br />

hervorragend für Selbsthilfeverbände, <strong>der</strong>en Arbeit <strong>im</strong> allgemeinen von einer<br />

Vielzahl ehrenamtlicher Mitglie<strong>der</strong> weit entfernt voneinan<strong>der</strong> geleistet wird.<br />

Durch Aufbau eines Netzwerks können sie ihre gemeinsame ehrenamtliche<br />

Arbeit dezentral wesentlich effizienter gestalten (E-mail Netze, <strong>Dokument</strong>enaustausch,<br />

Telekonferenzen etc.)<br />

Derzeitige Lage:<br />

Ausrüstung:<br />

An den Arbeitsplätzen ist bisher die Versorgung mit Hilfsmitteln noch recht gut. In <strong>der</strong><br />

privaten Nutzung bereiten allerdings die hohen Beschaffungskosten für die Spezialgeräte<br />

ein großes Problem. Der Hilfsmittelkatalog <strong>der</strong> Krankenkassen und die soziale Rechtsprechung<br />

rechnen einen normalen PC zu den persönlichen Gebrauchsgütern, die nicht<br />

erstattungsfähig sind. Paradoxerweise nehmen aufwendige Spezialentwicklungen, die<br />

nicht viel mehr als Standardkomponenten leisten, viel leichter die Hürden. Bei den Betroffenen<br />

wird eine hohe Bereitschaft zur Nutzung <strong>der</strong> Internetangebote festgestellt. Defizite<br />

bestehen <strong>ab</strong>er bei <strong>der</strong> herstellerun<strong>ab</strong>hängigen Beratung in <strong>der</strong> Spezialausstattung und<br />

<strong>der</strong> kontinuierlichen Betreuung bei Updates und späterer Nachrüstung.<br />

72


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Informationsangebote:<br />

Eine Reihe von Selbsthilfegruppen h<strong>ab</strong>en bereits durch die Eigeninitiative von Betroffenen<br />

Internetangebote für die jeweilige Zielgruppe bereitgestellt.<br />

Wie sich an dem Beispiel <strong>der</strong> Sehbehin<strong>der</strong>ten mit Netzhautdegenerationen (Deutsche<br />

Retinitis Pigmentosa Vereinigung (DRPV) - jetzt Pro Retina Deutschland e.V.) zeigen läßt,<br />

muß ein umfassendes Informationssystem wesentlich mehr als nur medizinische Inhalte<br />

einschließen. Diese Krankheiten werden meist erst in fortgeschrittenerem Alter diagnostiziert,<br />

sie sind progressiv und führen in den meisten Fällen zur allmählichen Erblindung.<br />

Eine Therapie ist bisher noch nicht verfügbar. Für die Patienten, die meist in „normalen“<br />

Berufen stehen, ergeben sich eine Reihe folgenschwerer Entscheidungen vom Aufgeben<br />

des Autofahrens, über berufliche Anpassungen, Erproben von Therapieversuchen bis zur<br />

psychologischen Bewältigung <strong>der</strong> fortschreitenden Erblindung. Das Informationssystem<br />

muß daher mehrere Bedürfnisse <strong>ab</strong>decken:<br />

• die medizinische Information über Krankheitsformen, Verlauf, mögliche Therapien,<br />

Erbgänge etc.<br />

• Wege und <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> weltweiten Forschung<br />

• Hilfsmittelangebote für den Alltag <strong>ab</strong>er vor allem auch über den großen<br />

Umfang elektronischer Hilfen<br />

• Sozialberatung und psychologische Hilfen<br />

• Vermitteln fachlichen Rates in Einzelfällen<br />

• Aufzeigen beruflicher Entwicklungen<br />

• Anbieten regelmäßiger Publikationen in sehbehin<strong>der</strong>tengerechter Form<br />

• Anbieten von Kontaktmöglichkeiten durch Diskussionsforen<br />

• Adressen von Kontaktstellen für Sehbehin<strong>der</strong>te. Diese Anfor<strong>der</strong>ungen führten<br />

zu einer umfangreichen Website, in die detaillierte medizinische Informationen<br />

in Laiensprache, neueste internationale Forschungsergebnisse, Themen <strong>der</strong><br />

Sozialgesetzgebung, umfangreiche Anleitungen bei elektronischen<br />

Hilfsmitteln sowie Diskussionsforen und Kontaktadressen integriert sind.<br />

(http://www.gsi.de/˜schuell/drpv.html)<br />

Schwierigkeiten und Barrieren:<br />

Folgende Barrieren stehen <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> o.g. Chancen noch <strong>im</strong> Wege:<br />

• Psychische Barrieren, z.B. Technikfeindlichkeit, Angst vor Vereinsamung<br />

• Ungenügende Computerkenntnisse<br />

• Schlechte Bedienbarkeit <strong>der</strong> Software, z.B. wegen häufiger Updates<br />

• Mangel an attraktiven Nutzungsbeispielen, z.B. Internet-Modellarbeitsplätze<br />

• Kosten <strong>der</strong> aufwendigen Spezialgeräte sowie für Telefon und Provi<strong>der</strong><br />

73


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.2.4.3 Notwendige Aktionen<br />

Verbesserung des Web-Zugangs:<br />

• Initiative für „zugängliches Web-Design“, entsprechend <strong>der</strong> WAI (Web<br />

Access Initiative) des W3C, Mitarbeit von Experten an entsprechenden<br />

Normungen<br />

• PR-Aktion bei den Verlagen, ihre Angebote „zugänglich“ zu präsentieren.<br />

Gesetzliche Verpflichtung <strong>der</strong> Online-Dienste, ihre Zugangsseiten und allgemeine<br />

Daten wie Telefonbücher, Fahrpläne etc. „zugänglich“ zu gestalten.<br />

• Auszeichnung von guten Praxisbeispielen (evtl. Wettbewerb) und Verg<strong>ab</strong>e<br />

des „Web-Access-Symbol“<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen:<br />

• Abbau fortschrittshemmen<strong>der</strong> Verordnungen (z.B. Sozialtarif auch für ISDN)<br />

• Än<strong>der</strong>ung des Hilfsmittelkatalogs<br />

• Ausnahmeregelung von den Copyright Vorschriften bei <strong>der</strong> Aufbereitung von<br />

Angeboten für die speziellen Bedürfnisse best<strong>im</strong>mter Behin<strong>der</strong>tengruppen (in<br />

USA ist z.B. das Aufbereiten von <strong>Dokument</strong>en für Blinde ohne langwierige<br />

Genehmigung <strong>der</strong> Verlage zulässig!)<br />

• Stärkung des Selbsthilfegedankens durch För<strong>der</strong>ung von nationalen und<br />

europaweiten Pilotprojekten, damit Nutzung des ehrenamtlichen Potentials<br />

und Kosteneinsparungen durch Aufbau eines Multiplikatornetzes.<br />

• Anschubfinanzierung eines zentralen Servers (z.B. bei <strong>der</strong> BAGH) als Plattform<br />

für alle Selbsthilfegruppen.<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Medienkompetenz:<br />

• Start einer Aktion „Behin<strong>der</strong>te ans Netz“ mit Anwerbung von Sponsoren<br />

vergleichbar <strong>der</strong> Aktion „Schulen ans Netz“ o<strong>der</strong> „Senioren - Web“<br />

• Begleitendes didaktisches Programm über alle verfügbaren Medien zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Computerkenntnisse<br />

• Einbeziehung <strong>der</strong> Hilfsmittelhersteller in den Erfahrungsaustausch und die<br />

Beratung <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>.<br />

5.2.4.4 Visionen<br />

Der vorgeschlagene Weg ist mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand<br />

verwirklichbar. Das sollte <strong>ab</strong>er nicht heißen, daß man die High-Tech Entwicklungen für<br />

Behin<strong>der</strong>te nicht ebenfalls weiterführen sollte. Derzeit laufende faszinierende Projekte<br />

(wie z.B. MOBIC) sollen es erlauben, daß Blinde o<strong>der</strong> Rollstuhlfahrer auf dem Computer<br />

ihren Weg planen, dann satellitengestützt die jeweilige Position best<strong>im</strong>men, an Kreuzungen<br />

Anweisungen über den Weg und den Ampelzustand erhalten. Vergleichbare<br />

Systeme sind in Automobilen bereits <strong>im</strong> Einsatz. In diese Systeme können Alarmzentralen,<br />

Pflegedienste etc. integriert werden. Die Informationsgesellschaft bietet eine<br />

74


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Menge Chancen für die meisten Behin<strong>der</strong>ten. Die Weichen sollten so gestellt werden,<br />

daß möglichst viele daran teilh<strong>ab</strong>en!<br />

5.2.4.5 Design von Web-<strong>Seite</strong>n für Behin<strong>der</strong>te<br />

Die Idee des World Wide Web bietet eine einmalige Chance für Behin<strong>der</strong>te, Zugang zu<br />

Informationen zu bekommen, die ihnen sonst verschlossen blieben. Es sieht zunächst so<br />

aus, als könnten die Bedürfnisse <strong>der</strong> Blinden, <strong>der</strong> Sehbehin<strong>der</strong>ten, <strong>der</strong> Schwerhörigen,<br />

<strong>der</strong> physisch und motorisch Behin<strong>der</strong>ten niemals gleichzeitig befriedigt werden. Wenn<br />

jedoch <strong>der</strong> Autor einer Web-<strong>Seite</strong> sich <strong>im</strong>mer bewußt ist, den eigentlichen Informationsinhalt-<br />

in den meisten Fällen Text- von <strong>der</strong> Darstellung zu trennen, dann bietet sich<br />

meistens eine einfache Möglichkeit, durch geeignete technische Hilfsmittel die Information<br />

für jede Nutzergruppe entsprechend umzusetzen.<br />

Um diese Probleme zu verstehen, sollte sich <strong>der</strong> Webdesigner vergegenwärtigen, daß ein<br />

Blin<strong>der</strong> den Text mit tastbaren Methoden (Braille Zeile) o<strong>der</strong> mit Sprachausg<strong>ab</strong>e lesen<br />

muß. Ein Sehbehin<strong>der</strong>ter benutzt Vergrößerungssoftware mit oft nur wenigen Wörtern auf<br />

dem Bildschirm. Motorisch Behin<strong>der</strong>te und viele Senioren sind meist nicht in <strong>der</strong> Lage,<br />

kleine graphische Symbole o<strong>der</strong> Pfeile auf dem Schirm mit dem Mauszeiger zu erreichen.<br />

Die folgenden Regeln sind ein Versuch, zu allgemein zugänglichen Web-<strong>Seite</strong>n zu<br />

gelangen. Sie sind teilweise den Empfehlungen des W3-Konsortiums entnommen und<br />

entsprechend dem <strong>der</strong>zeitigen Zustand des Web weiterentwickelt.<br />

Design-Regeln:<br />

1. „Nur-Text-Versionen“<br />

Diese bieten die größte Chance von unterschiedlichen Browsern und Ausg<strong>ab</strong>ehilfen<br />

fehlerfrei wie<strong>der</strong>gegeben zu werden. Wenn graphische Logos unvermeidlich erscheinen,<br />

so sollten sie durch ein Tag beschrieben werden und <strong>im</strong>mer an <strong>der</strong> gleichen<br />

Position auf <strong>der</strong> <strong>Seite</strong> erscheinen.<br />

2. Eine klare und einheitliche Struktur<br />

mit Rücksprungzeigern am Anfang und/o<strong>der</strong> am Ende erleichtern das Navigieren.<br />

3. Die Inhaltsverzeichnisseite<br />

sollte einspaltig sein. Die Links zu den Unterkapiteln sollten sich über den ganzen Begriff<br />

und nicht nur über einzelne Wörter erstrecken.<br />

4. Nur logische Fontgrössen<br />

sollten benutzt werden, um dem Benutzer selbst die Möglichkeit zu geben, sich die<br />

Grundbuchst<strong>ab</strong>engröße einzustellen. Unformatierte Textfiles werden jedoch bei <strong>der</strong><br />

Konversion nach HTML meistens in nicht skalierbare Fonts umgesetzt, und sind deshalb<br />

zu vermeiden.<br />

75


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5. Das Festlegen <strong>der</strong> Farben<br />

und <strong>der</strong> Untergründe verbietet in den meisten Fällen, daß <strong>der</strong> Nutzer sich diese nach<br />

spezifischen Bedürfnissen selbst anpaßt (z.B. invertierte Farbskala). Das Ergebnis ist<br />

häufig ein völlig weißer o<strong>der</strong> ein total dunkler Bildschirm.<br />

6. T<strong>ab</strong>ellen<br />

sollten nur benutzt werden, wenn sie auch zeilenweise gelesen werden können.<br />

7. Sind Graphiken<br />

unvermeidbar o<strong>der</strong> für spezielle Gruppen wichtig (Gehörlose), dann ist ein Link auf eine<br />

<strong>Seite</strong>, die den Inhalt beschreibt bereitzustellen.<br />

8. Formblätter<br />

werden nicht von allen Browsern unterstützt. Als Alternative bieten sich Textfiles zum<br />

Download an. Diese können auf konventionellem Wege über Fax o<strong>der</strong> Post zurückgeschickt<br />

werden.<br />

9. Anklickbare Bil<strong>der</strong>,<br />

Audio und Videoanwendungen innerhalb <strong>der</strong> <strong>Seite</strong> sind gegenwärtig nur begrenzt<br />

zugänglich insbeson<strong>der</strong>e nur mit sehr fortgeschrittenen Browsern.. Für blinde Personen<br />

machen solche Bildkarten überhaupt keinen Sinn.<br />

10. Die Frame-Technik<br />

bereitet in den meisten Fällen große Probleme: Meist ist sie nicht skalierbar mit <strong>der</strong><br />

Videoauflösung, die Fontgrößen innerhalb des Frames skalieren nicht mit <strong>der</strong><br />

Framegröße, Zeilen passen nicht mehr in den Frame, be<strong>im</strong> Lesen des eigentlichen<br />

Textes werden große Teile des Bildschirms ungenutzt gelassen, meist werden schwer<br />

auffindbare Bildlaufleisten benötigt, das seitenweise Blättern ist schwer reproduzierbar ...<br />

Von Frames ist also klar <strong>ab</strong>zuraten! CGI-Scripts bereiten dagegen meist keine<br />

Schwierigkeiten, da sie auf <strong>der</strong> Serverseite <strong>ab</strong>laufen.<br />

Weitere Literatur:<br />

Chr. Dobusch: http://members.aol.com/cdobusch/access.htm<br />

WAI: http://www.w3.org/WAI/References/<br />

Trace-Center: http://www.trace.wisc.edu/<br />

Microsoft: http://www.microsoft.com/en<strong>ab</strong>le/universal/dev/web_guidelines.htm<br />

76


Informationen für Bürger und Patienten<br />

5.2.5 Analyse und Empfehlungen für den Bereich Zahngesundheit 1<br />

5.2.5.1 Analyse<br />

Gesundheitspolitik<br />

Die kürzlich ver<strong>ab</strong>schiedeten Gesetze zur Gesundheitspolitik h<strong>ab</strong>en gravierende Konsequenzen<br />

für die Bevölkerung: ein großer Teil <strong>der</strong> Zahnbehandlungen sind aus <strong>der</strong> GKV<br />

ausgeglie<strong>der</strong>t worden und werden teils überhaupt nicht mehr (z.B. Zahnersatz für nach<br />

1978 Geborene) o<strong>der</strong> nur teilweise von den GKV Kassen bezuschußt.<br />

Demografie<br />

Die Menschen in Deutschland werden <strong>im</strong>mer älter und stellen auch <strong>im</strong> Alter hohe<br />

Ansprüche an Funktion und Ästhetik ihrer Zähne.<br />

Morbidität<br />

Karies und Parodontose und damit Zahnverlust lassen sich nahezu völlig durch<br />

frühzeitige Aufklärung und sorgfältige Pflege vermeiden. Wenn bereits aufgetretene<br />

Defekte möglichst frühzeitig behandelt werden, lassen sich gravierende Spätfolgen zu<br />

einem hohen Prozentsatz vermeiden.<br />

Informations-Situation<br />

Eine <strong>im</strong> Jahre 1997 durchgeführte Studie 2 zeigte deutlich, daß <strong>der</strong> Beratungsbedarf <strong>der</strong><br />

Bürger und Patienten außerordentlich umfangreich ist und daß lei<strong>der</strong> ein großer Teil <strong>der</strong><br />

Bürger (<strong>53</strong>,2%) nicht regelmäßig zum Zahnarzt geht und nur dann, wenn Schmerzen<br />

vorhanden sind o<strong>der</strong> sonst etwas nicht in Ordnung ist. Das heißt, daß die Information in<br />

<strong>der</strong> Zahnarztpraxis nur einen gewissen Teil des gesamten Informationsbedarfs <strong>ab</strong>decken<br />

kann.<br />

Schlußfolgerung<br />

Informationen für Bürger und Patienten über Zahngesundheit h<strong>ab</strong>en einen sehr hohen<br />

volkswirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Stellenwert und sollten über alle Medien<br />

auch über das Internet intensiviert werden.<br />

5.2.5.2 Derzeitiges Angebot an Informationssystemen über Zahngesundheit<br />

Es gibt bereits auf verschiedenen Medien die unterschiedlichsten Programme zur<br />

Patienteninformation, die man folgen<strong>der</strong>maßen gruppieren kann:<br />

1<br />

2<br />

Autorin: Heide Wiese<br />

„Zahnärzte und ihre Patienten“ <strong>Ergebnisse</strong> einer psychologischen Patientenbefragung durch<br />

das Institut <strong>der</strong> Stiftung für empirische Sozialforschung Prof. Dr. Bergler, Nürnberg, April 1997,<br />

zu beziehen durch VDDI-Verband <strong>der</strong> deutschen Dentalindustrie, Kirchweg 2, 50585 Köln<br />

77


Informationen für Bürger und Patienten<br />

(1) Individuelle Programme, zusammengestellt von Zahnärzten und Zahntechnikern<br />

auf ihnen zur Verfügung stehenden Medien, „vorher - nachher Aufnahmen” von durchgeführten<br />

Behandlungsfällen und Modelle unterschiedlicher Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Diese Programme werden dem Patienten durch den Zahnarzt vermittelt.<br />

(2) Beiprogramme zur administrativen EDV<br />

Fast 100% <strong>der</strong> Zahnarztpraxen nutzen die EDV mindestens für administrative Zwecke,<br />

ein Großteil jedoch auch <strong>im</strong> Zusammenhang mit bildgebenden Verfahren (Digitales<br />

Röntgen, Oralkamera). Diese Programme lehnen sich <strong>im</strong> allgemeinen eng an die Abrechnungspositionen<br />

an und erklären dem Patienten die verschiedenen Möglichkeiten einschließlich<br />

<strong>der</strong> Kosten. Sie dienen zur Entscheidungsunterstützung bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong><br />

Behandlung. Nur für den Gebrauch durch Zahnärzte geeignet.<br />

(3) Verlagsprogramme<br />

Aus dem Bild- und Videomaterial <strong>der</strong> Verlage sind ebenfalls Video, CD-ROM und CD-I<br />

und DVD Programme zur Patienteninformation entstanden. Ein Teil benützt dafür<br />

klinische Darstellungen aus Zahnarzt-Fortbildungsvideos, die für die Patienten we<strong>der</strong><br />

ästhetisch noch in ihrer Darstellungsgeometrie verständlich erscheinen. Ein Teil nutzt<br />

jedoch auch patientenfreundliche Darstellungsweisen o<strong>der</strong> Graphiken.<br />

(4) Umfassende, interaktive Patienteninformation - (Beispiel TELEDENT DIALOG) -<br />

Folgende „10 Gebote” wurden als didaktisches Konzept und Kriterienkatalog für die<br />

Erstellung dieses Informationsprogramms erarbeitet und wurden dann anschließend für<br />

die Themen Prävention, Restaurative Zahnheilkunde, Parodontologie, Zahnersatz und<br />

Kieferorthopädie umgesetzt (das didaktische Konzept kann jedoch auf alle medizinischen<br />

Bereiche übertragen werden):<br />

Didaktisches Konzept:<br />

1. <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt auf das individuelle Informationsbedürfnis des Patienten<br />

2. interaktiv<br />

3. für den Bürger verständlich in Bild und Wort<br />

4. ästhetisch<br />

5. praxisnah<br />

6. Inhalte wissenschaftlich <strong>ab</strong>gesichert, praxiserprobt und qualitätskontrolliert<br />

7. regelmäßiges Update<br />

8. Neutrale Inhalte ohne Produkt- o<strong>der</strong> Firmenwerbung<br />

9. <strong>im</strong> sogenannten „Teammodus” zum Einsatz durch das<br />

Praxisteam geeignet, Schnittstellen zu an<strong>der</strong>en<br />

bildgebenden Verfahren und zur administrativen EDV<br />

10. <strong>im</strong> sogenannten „Patientenmodus” durch Touch Screen<br />

o<strong>der</strong> einfachen Richtungskontroller durch den Bürger<br />

bedienbar, denkbar auch außerhalb <strong>der</strong> Zahnarztpraxis an jedem Ort, an<br />

dem jemand Lust hat , etwas über Zahngesundheit zu erfahren o<strong>der</strong> zu erfragen.<br />

78


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Umsetzung dieser Kriterien ist das Programm TELEDENT DIALOG,<br />

das zur Zeit lediglich auf CD-ROM zur Verfügung steht, bei dem <strong>ab</strong>er bereits durch den<br />

Ersatz <strong>der</strong> Videos durch Standbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> bewegte Graphiken an einer internetfähigen<br />

Version gearbeitet wird. Es kann als Beispiel dienen.<br />

5.2.5.3 Informationsdefizite<br />

In <strong>der</strong> oben bereits erwähnten Studie wurden zunächst Patienten nach ihren Informationswünschen<br />

befragt und an<strong>der</strong>erseits Zahnärzte gebeten, die Themen zu nennen, die ihrer<br />

Meinung nach die Patienten interessieren.<br />

Themen, über die <strong>der</strong> Patient häufiger Informationen h<strong>ab</strong>en möchte, als Zahnärzte dies<br />

erwarten:<br />

Thema<br />

Beratungsbedarf <strong>der</strong> Patienten<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Patienten aus Sicht <strong>der</strong> Zahnärzte<br />

Gesundheitsverträglichkeit von<br />

71% 42%<br />

Materialien<br />

Haltbarkeit <strong>der</strong><br />

68% 49%<br />

Behandlungsergebnisse<br />

Kosten unterschiedlicher<br />

67% 49%<br />

Behandlungsmethoden<br />

Angebot neuer Materialien 65% 27%<br />

Allergiefreie Materialien 56% 23%<br />

Alternative<br />

55% 30%<br />

Behandlungsmethoden<br />

Möglichkeiten zur Verwendung<br />

51% 33%<br />

von Zahn<strong>im</strong>plantaten<br />

Strahlenbelastung, Krebsrisiko 51% 21%<br />

Die Diskrepanz in den Informationserwartungen aus Sicht <strong>der</strong> Zahnärzte und aus Sicht<br />

<strong>der</strong> Patienten kann unterschiedlich interpretiert werden:<br />

• Patienten in <strong>der</strong> Zahnarztpraxis äußern ihre Informationswünsche nicht<br />

deutlich dem Zahnarzt gegenüber o<strong>der</strong> denken, daß <strong>der</strong> Zahnarzt für solche<br />

Informationen keine Zeit hat, da <strong>der</strong> nächste Patient schon wartet<br />

• sie empfinden die Zahnarztpraxis nicht als den geeigneten Ort, an dem man<br />

sich in Ruhe über best<strong>im</strong>mte Themen informiert<br />

• während <strong>der</strong> Behandlung (Zahnarzt trägt Mundschutz und Handschuhe,<br />

Patient liegt auf dem Behandlungsstuhl mit Watterollen <strong>im</strong> Mund) ist bei<strong>der</strong>seitige<br />

Kommunikation kaum möglich<br />

• an<strong>der</strong>e Informationsquellen und Informationsträger füllen bereits teilweise die<br />

Informationslücken<br />

79


Informationen für Bürger und Patienten<br />

Zahnärzte intensivieren zur Zeit ihre Bemühungen um Information und Kommunikation<br />

mit dem Patienten in Richtung „sprechende Zahnheilkunde”. Da dies <strong>ab</strong>er keine <strong>ab</strong>rechnungsfähige<br />

Leistung ist und daneben ja auch noch behandelt werden muß, ist die<br />

Effizienz aus Zeitgründen begrenzt.<br />

Patienteninformationssysteme, die interaktiv durch den Patienten bedient werden können<br />

und zum Beispiel in einem Info-Bereich <strong>der</strong> Praxis zur Verfügung stehen, <strong>ab</strong>er auch an<br />

an<strong>der</strong>en Informationsorten o<strong>der</strong> auf an<strong>der</strong>en Medien bereitgestellt werden müssen die<br />

Informationslücke füllen. Zur Zeit hat hier das Informationsangebot <strong>im</strong> Internet noch keine<br />

Bedeutung, was sich <strong>ab</strong>er sicherlich in Zukunft än<strong>der</strong>n wird.<br />

5.2.5.4 Voraussetzungen für ein internetfähiges Informationssystem für<br />

Bürger und Patienten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Navigationsstruktur<br />

• Zugang zu den Einzelthemen über verständliche, <strong>ab</strong>er trotzdem wissenschaftlich<br />

korrekte „Laiensprache”<br />

• Lexikon mit Suchbegriffen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Terminologie und <strong>der</strong><br />

Laiensprache<br />

• Verweise zu weiterführenden Themen, Diskussionsforen, Adressen<br />

• einfache Rückführung zum Basisthema und zum Hauptmenue<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Darstellung <strong>der</strong> Einzelbeiträge<br />

• Individuell auf das Informationsbedürfnis des Bürgers und Patienten<br />

<strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt<br />

• Darstellungsweise über 3-D Modelle, die berücksichtigt, daß <strong>der</strong> Patient<br />

ungeübt ist, sich die Geometrie <strong>der</strong> Mundhöhle vorzustellen<br />

• Darstellung in Form von ästhetischen Graphiken anstelle von allzu blutigen<br />

klinischen Aufnahmen<br />

• Umsetzung <strong>der</strong> bildhaften Darstellungen in entsprechende Begleittexte<br />

- in verschiedenen Sprachen<br />

- für verschiedene Anwen<strong>der</strong>gruppen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualitätssicherung<br />

• Inhalte müssen wissenschaftlich <strong>ab</strong>gesichert und praxiserprobt sein<br />

• ständige Überprüfung nach dem Stand <strong>der</strong> Zahnheilkunde und <strong>der</strong><br />

gesetzlichen Vorg<strong>ab</strong>en zur Sicherstellung <strong>der</strong> zahnmedizinischen Versorgung<br />

80


Informationen für Bürger und Patienten<br />

• eine Zertifizierung <strong>der</strong> Inhalte ist sinnvoll, wobei die Kriterien dafür noch zu<br />

erarbeiten sind.<br />

5.2.5.5 Handlungserfor<strong>der</strong>nisse / Vorschläge<br />

1. Informationen über Zahngesundheit müssen allen Bevölkerungskreisen über<br />

verschiedene Informationsträger zugänglich gemacht werden<br />

• allen Altersgruppen<br />

• Gesunden, Kranken, Behin<strong>der</strong>ten<br />

• Männer, Frauen und Kin<strong>der</strong>n<br />

• regelmäßigen Zahnarztbesuchern und denen, die nur bei Schmerzen zum<br />

Zahnarzt gehen (an<strong>der</strong>e Informationsorte).<br />

2. Das BMG könnte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auch mit<br />

dem Thema „Zahngesundheit” beauftragen und über diesen sehr effizienten<br />

Weg die Informationen zur Verfügung stellen und verbreiten.<br />

3. In den Schulen wäre das Fach „(Zahn)Gesundheitskunde” wie z.B. Sozialkunde<br />

einzuführen und die Lehrer wären entsprechend zu schulen bzw. die Fachkreise<br />

wären entsprechend einzubeziehen.<br />

4. Das BfBuF und / o<strong>der</strong> das BMG könnte wissenschaftlich untersuchen lassen, wie<br />

Informationssysteme zur Verhaltensän<strong>der</strong>ung und Verbesserung <strong>der</strong> (Zahn)<br />

Gesundheit beitragen.<br />

6. Berechnungen des volkswirtschaftlichen Effektes <strong>der</strong> so erzielten (Zahn)<br />

Gesundheit würden gesicherte Aussagen über den volkswirtschaftlichen und<br />

gesundheitspolitischen Nutzen solcher Systeme ergeben.<br />

81


6 Fachinformation und<br />

Entscheidungsunterstützung<br />

Inhalte <strong>der</strong> Anwendungslösungen<br />

• Es werden Zugriffe auf für das Gesundheitswesen relevante Wissensquellen<br />

gewährt bis hin zu Möglichkeiten, an praktischen Erfahrungen und Fähigkeiten<br />

von Experten teilzuh<strong>ab</strong>en. Die Aufbereitung unterstützt die fallbezogene<br />

Nutzung <strong>der</strong> Information.<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Die ortsun<strong>ab</strong>hängige Nutzung des aktuellen Wissenstandes wird ermöglicht. Die<br />

Information erschließt sich nicht nur dem engeren Expertenkreis son<strong>der</strong>n allen<br />

Beteiligten. Die Systeme unterstützen die kontinuierliche Professionalisierung.<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Es werden telemedizinische Austauschprozesse induziert. Interaktionsszenarien<br />

unterstützen vor allem bildbezogene Klärungen. Aufbereitete Informationszugriffe<br />

vernetzen diese Inhalte für alle beteiligten Akteure mit <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

relevanten Kontextinformationen.<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Wir empfehlen mo<strong>der</strong>ierte und qualitätskontrollierte Informationssysteme, über<br />

<strong>der</strong>en Finanzierung Einvernehmen hergestellt werden muß. Hierfür sind akzeptierte<br />

Zertifizierungsprozesse unumgänglich.


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.1 Einführung in die Übersichtsarbeiten 1<br />

Mo<strong>der</strong>ne Telematik-Verfahren <strong>im</strong> Gesundheitswesen eröffnen viele aufregende berufliche<br />

Möglichkeiten, die <strong>der</strong> Krankenschwester, dem Arzt, <strong>der</strong> Hebammen und an<strong>der</strong>en Berufsgruppen<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen bisher nicht zur Verfügung gestanden h<strong>ab</strong>en: aktuelle<br />

Fachinformationen, leistungsfähigere Aus- und Fortbildungstechniken, Entscheidungsunterstützung<br />

und vieles mehr.<br />

Beispielhaft werden Vorh<strong>ab</strong>en aus den Bereichen Public Health, Telemedizin, Zweitbefundung,<br />

Aus- und Fortbildung, Informationsvermittlung sowie Qualitätsmanagement<br />

beschrieben. 2 Die exemplarischen Vorh<strong>ab</strong>en st<strong>im</strong>men in folgenden Merkmalen überein:<br />

Sie leisten einen Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung.<br />

Un<strong>ab</strong>hängig vom Ort <strong>der</strong> Handlung kann aktuelle Information und Hilfe erfragt werden.<br />

Über die Grenzen des engen Expertenkreises hinaus wird fachliche Kommunikation<br />

möglich. Patienten und die verschiedenen Berufsgruppen können bei Bedarf in einen<br />

sachlich fundierten Austausch über Maßnahmen <strong>der</strong> Prävention, <strong>der</strong> Behandlung o<strong>der</strong><br />

Reh<strong>ab</strong>ilitation eintreten. Diese sachlichen Kommunikationsprozesse för<strong>der</strong>n das<br />

Qualitätsmanagement <strong>im</strong> Gesundheitswesen und die Professionalisierung aller darin<br />

Tätigen.<br />

Sie ermöglichen neue Formen <strong>der</strong> Kommunikation.<br />

Die bildreiche Kommunikation, die mo<strong>der</strong>ne Mult<strong>im</strong>edia-Systeme erlaubt, eröffnet an<strong>der</strong>sartige<br />

und intensivere Möglichkeiten des fachlichen Austauschs. Wenn diese in Aus- und<br />

Fortbildung sowie in den beruflichen Alltag eingeführt werden, können die Stärken<br />

menschlicher Verständigung und technischer vield<strong>im</strong>ensionaler Darstellung miteinan<strong>der</strong><br />

gekoppelt werden. In neueren Systemen schließt dieses nicht nur Bil<strong>der</strong> son<strong>der</strong>n auch<br />

Hören und Fühlen ein.<br />

Sie sind heute schon praktik<strong>ab</strong>el - Finanzierung und Weiterentwicklung sind jedoch<br />

offen.<br />

Die dargestellten Beispiele lassen erahnen, welche Entwicklung <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen<br />

möglich wäre bei geeignetem Telematik-Einsatz. Allerdings fehlen technische<br />

Abst<strong>im</strong>mungen und Finanzierungsmodelle. Das gegenwärtige Entgeltsystem för<strong>der</strong>t nicht<br />

1<br />

2<br />

Autor: Otto Rienhoff<br />

Lesehinweis: Die nachfolgenden Anwendungsszenarien sind so hintereinan<strong>der</strong> gestellt, daß<br />

ähnliche Konzepte aufeinan<strong>der</strong> folgen. Das Beispiel aus dem Bereich Public Health sollte in<br />

jedem Fall gelesen werden - öffnet es doch den Blickwinkel über die tradierte Telemedizin<br />

hinaus. Die Beispiele sind ähnlich aufgebaut, so daß in ihnen gezielt nach Information gesucht<br />

werden kann. Oftmals verbirgt sich hinter ihnen eine Arbeitsgruppe mit vielen Fachleuten, die<br />

über viele Jahre an <strong>der</strong> Vorbereitung des dargestellten Ansatzes gearbeitet hat.<br />

84


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

den Telematik-Einsatz. So finden sich auch noch viele skeptische Haltungen <strong>im</strong><br />

Management.<br />

Einige grundsätzliche Erwägungen zur Auswirkung <strong>der</strong> Telematik auf die Berufswelt<br />

finden sich auch <strong>im</strong> Kapitel 2 des vorliegenden Berichtes, die auf den Diskussionen eines<br />

Kreises von Experten <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> <strong>Unterarbeitsgruppe</strong> „Fachinformation und Entscheidungsunterstützung“<br />

des FORUM INFO 2000 beruhen.<br />

85


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.2 Elektronische Informationssysteme für Public-Health-<br />

Professionelle<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungslösung<br />

• Aufbau online-zugänglicher Public-Health-Datenbanken (Inhalt: epidemiologische<br />

Daten, Forschungsvorh<strong>ab</strong>en, Praxiserfolge)<br />

• Programme zur Gesundheitsför<strong>der</strong>ung und Prävention<br />

• Online Fort, Aus- und Weiterbildung für Public-Health-Professionelle<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Erhöhung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Informationen und <strong>der</strong> Kommunikation<br />

• Mehr Transparenz von Anbietern und Leistungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

• Rationale Entscheidungshilfen für Kostenträger, Verwaltung und Politik<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Online-Zugriffe auf Datenbanken, Literatur und Expertenwissen<br />

• Weiterbildungsmodule für alle Teilnehmer <strong>im</strong> Gesundheitswesen (auch<br />

Patienten und Bürger)<br />

• Aufbau von Metainformationen als Navigationsmittel<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Gründung einer Clearingstelle und Konsortium zur Qualitätskontrolle und<br />

Bündelung von elektronisch verfügbaren Public-Health-Informationen<br />

• Integration von Seminaren zu Public Health Informatics in den Public-Health-<br />

Studiengängen<br />

• Aktive Werbung für und Schulung zur Nutzung <strong>der</strong> verschiedenen Internet-<br />

Dienste bei Teilnehmern <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

86


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.2.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

Themengruppe „Public-Health“ 1<br />

6.2.1.1 Technische Plattform<br />

Am häufigsten genutzte Form des elektronischen Informationsaustauschs in Public<br />

Health in Deutschland ist zur Zeit E-mail. Die Präsentation von Dienstleistungsangeboten<br />

und Datenbeständen erfolgt <strong>im</strong> wesentlichen <strong>im</strong> World Wide Web (http). Telnet und FTP<br />

spielen als Dienste nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Ähnlich <strong>der</strong> Entwicklung in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n wird es voraussichtlich nicht zur Entwicklung<br />

spezieller Plattformen kommen. Die Nutzung beschränkt sich aufgrund <strong>der</strong> Datenmengen<br />

und <strong>der</strong> Datencharakteristika auf bereits vorhandenen Protokolle und Standards.<br />

6.2.1.2 Innere Dynamik <strong>der</strong> Entwicklung<br />

Das Internet dient <strong>im</strong> Public Health-Bereich zum interaktiven Austausch von Fachinformationen,<br />

Forschungsergebnissen und Erfahrungen mit Modellprojekten sowie zum<br />

schnellen und kostengünstigen Zugang zu einschlägigen Fachdatenbanken.<br />

Bisher sind wesentliche Akteure des Gesundheitswesens nicht o<strong>der</strong> nur eingeschränkt an<br />

das Internet angeschlossen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für den öffentlichen Gesundheitsdienst<br />

und auch für die meisten Anbieter gesundheitlicher Dienstleistungen, wie Wohlfahrtsverbände<br />

und Freie Träger o<strong>der</strong> Krankenkassen. Der Grad <strong>der</strong> Vernetzung <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>der</strong> Forschungseinrichtungen ist um einiges höher, <strong>ab</strong>er auch hier sind beispielsweise<br />

in <strong>der</strong> Public-Health-Ausbildung (Rechercheanleitungen, Distance Learning)<br />

Lücken zu füllen. Die deutsche Entwicklung hinkt hier dem internationalen Trend deutlich<br />

hinterher.<br />

Es besteht ein hoher Bedarf an epidemiologischen Daten und an Datenbanken über<br />

Forschungsaktivitäten, -ergebnisse und Modellprojekte. Beide Informationsquellen<br />

werden bei <strong>der</strong> Planung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen <strong>der</strong> Prävention und<br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ung von allen beteiligten Institutionen und Organisationen benötigt<br />

(Stichwort: Evidence based Public Health). Während <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

epidemiologische Daten von Dienstleistungsanbietern und Kostenträgern zur<br />

Kontrolle <strong>der</strong> Qualität des Versorgungssystems benutzt werden, dienen sie den Gesundheitsverwaltungen<br />

zur Entwicklung notwendiger Interventionsprogramme. Datenbanken<br />

über Forschungsaktivitäten und Modellprogramme werden von Kostenträgern, Dienstleistern<br />

und <strong>der</strong> öffentlichen Hand zur Wahl eines geeigneten Kooperationspartners<br />

1 Autoren: Anke Scheiber, Rüdiger Schneemann<br />

87


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

benötigt, helfen den Aufbau von Doppelkapazitäten zu vermeiden, erleichtern die medienwirksame<br />

Darstellung von Public Health und lassen Synergieeffekte entstehen.<br />

Der Aufbau online zugänglicher Public-Health-Datenbanken (ergänzend zu den Literaturdatenbanken<br />

bei DIMDI) bildet die Basis einer gezielten Entwicklung elektronischer<br />

Fachinformationsdienste. Bisher sind an drei Standorten diesbezügliche Aktivitäten mit<br />

unterschiedlichen Schwerpunkten zu verzeichnen: WWW-Verzeichnis „Public Health in<br />

Deutschland” (Bayerischer Forschungsverbund Public Health, München) und Informationsvermittlungsstelle<br />

Public Health (Institut für Gesundheitswissenschaften, Berlin) .<br />

Einzelne Beispiele erfolgreicher interaktiver Fachinformationsforen wie UMINFO (Informationsdienst<br />

Umweltmedizin, RKI), die elektronischen Diskussionsliste pubhealth-l (Public<br />

Health-Fragen in Deutschland, IfG) und das „Gesunde-Städte-Netzwerk” (Frankfurter<br />

Stadtgesundheitsamt) sind lediglich erste deutsche Aktivitäten zur Nutzung des Email-<br />

Dienstes für den professionellen Informationsaustausch. Im englischsprachigen Raum<br />

existieren eine Vielzahl von spezifizierten Online-Foren für Public-Health-Professionelle,<br />

mit einem internationalen Teilnehmerkreis und unter nur sehr geringer deutscher<br />

Beteiligung.<br />

Völlig brach liegt bisher die Nutzung des Internets für Programme zur Gesundheitsför<strong>der</strong>ung,<br />

zur Weiterbildung für Public Health-Professionelle und zur Darstellung <strong>der</strong><br />

deutschen Public Health Forschungs- und Praxiserfolge <strong>im</strong> internationalen Rahmen,<br />

inklusive <strong>der</strong> Forschungskooperation.<br />

6.2.1.3 Flankierende Maßnahmen<br />

Ein attraktives Fachinformationsangebot und die Nutzung neuer Kommunikationstechnologien<br />

bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung werden nur dann von allen Beteiligten <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen genutzt und angenommen, wenn sie aktiv vermarktet und in den<br />

Anwen<strong>der</strong>kreis eingeführt werden.<br />

Dazu gehört die Schulung und Werbung für die Nutzung <strong>der</strong> verschiedenen Dienste des<br />

Internets in <strong>der</strong> Fort-, Aus- und Weiterbildung <strong>im</strong> Gesundheitswesen, <strong>der</strong> Integration von<br />

Seminaren zu Public Health Informatics in den Public Health-Postgraduiertenstudiengängen<br />

und die Bündelung bisher vereinzelter Initiativen und Informationsangebote.<br />

6.2.1.4 Geschäftsmodelle<br />

Gemeinsam mit Dienstleistern können Weiterbildungsmodule für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

<strong>der</strong> Kostenträger, des öffentlichen Gesundheitsdienstes und <strong>der</strong> Anbieter <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen entwickelt und angeboten werden, die auf den jeweiligen Informationsbedarf<br />

zugeschnitten sein müssen.<br />

88


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

Für die Nutzung von Datenbanken kann eine Gebühr erhoben werden, allerdings sollten<br />

die Einnahmemöglichkeiten <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Fachinformationsdienste nicht überschätzt<br />

werden. Online Delivery von Dateien und Literatur gehören ebenfalls zu den eingeschränkt<br />

kommerziell organisierbaren Leistungen.<br />

6.2.1.5 Gewährleistung inhaltlicher Qualität<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Informationen selbst und <strong>der</strong> Informationsweiterg<strong>ab</strong>e muß durch<br />

Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen gesichert werden. Neben <strong>der</strong> Kontrolle des<br />

Inhalts von Informationsangeboten sind Systematisierung und Standardisierung des<br />

Online-Angebotes sowie eine verbesserte Orientierung des Nutzers wesentliche<br />

Qualitätsziele.<br />

Zur Zeit wird an <strong>der</strong> Gründung eines Konsortiums zur Qualitätskontrolle von wissenschaftlichen<br />

Public Health-Informationen <strong>im</strong> Internet gearbeitet (Leitung: Berlin/Hannover,<br />

MHH), dem führende Fachwissenschaftler angehören werden (Kooperationen u.a. mit <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe Internet <strong>der</strong> GMDS und <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Public<br />

Health).<br />

Die Qualität von Ausbildungsmodulen zur Internetnutzung wird sich an ihrer internationalen<br />

Vergleichbarkeit (für den wissenschaftlichen Bereich) und am Erfolg durch eine<br />

eigenständige aktive Nutzung <strong>der</strong> Schulungsteilnehmer erweisen.<br />

Public Health als Querschnittsaufg<strong>ab</strong>e und Arbeitsfeld vieler Disziplinen ist stets in<br />

Gefahr, Qualität durch Intransparenz zu verlieren. Die <strong>Dokument</strong>ation <strong>der</strong> Aktivitäten zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Fachinformationsdienste und Entscheidungshilfen ist daher ebenfalls<br />

Teil <strong>der</strong> Qualitätssicherung.<br />

89


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.2.1.6 Informatisches Konzept 1<br />

Neben <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Inhalte best<strong>im</strong>mt das Informationskonzept die Leistungsfähigkeit<br />

eines Informationssystems. Das Informationskonzept entwickelt <strong>im</strong> Hinblick auf die aktuellen<br />

fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen und vor dem Horizont <strong>der</strong> gegenwärtigen und <strong>ab</strong>sehbaren<br />

technologischen Möglichkeiten die Daten- und Informationsstruktur des System auf <strong>der</strong><br />

Grundlage von Annahmen über die Arbeitszusammenhänge, in die das System<br />

eingebettet ist.<br />

Im folgenden wird von den Annahmen ausgegangen, daß erhöhte Verfügbarkeit und<br />

Benutzerfreundlichkeit von Informationssystemen zu einer Verlagerung von Retrievalleistungen<br />

vom professionellen Rechercheur zum Endbenutzer führt, daß <strong>ab</strong>er an<strong>der</strong>erseits<br />

die zunehmende Menge und Komplexität von Information neuen Bedarf für professionelle<br />

Zugangsbahnung schaffen. D<strong>ab</strong>ei wird sich aufgrund zunehmen<strong>der</strong> Vernetzungsmöglichkeiten<br />

eine Verschiebung ergeben weg vom bloßen Nachweis von Informationsquellen<br />

hin zur Vermittlung des Originaldokuments selbst bzw. des Expertenkontakts.<br />

Ferner wird die zunehmende Verbreitung von PC-Arbeit zu einer direkteren Einbindung<br />

<strong>der</strong> Informationssyteme in den persönlichen Arbeitsplatz führen.<br />

Für das Informationskonzept bedeutet das, daß eine zunehmend heterogenere<br />

Informationsmenge für differenzierte und wechselnde Bedürfnisse homogenisiert werden<br />

muß. An die Stelle von Verweisinformationen mit vergleichsweise einfacher Struktur tritt<br />

eine Fülle von <strong>Dokument</strong>- und Medienformen. Zugleich wachsen die Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

das Maß <strong>der</strong> Transformierung und Einbindung dieser Informationen in konkrete<br />

Arbeits<strong>ab</strong>läufe. Integration ist mithin das zentrale Erfor<strong>der</strong>nis an neue Systeme <strong>der</strong><br />

Informationsvermittlung; und diese Integration muß sich von technischen Aspekten wie<br />

Netzwerkprotokollen über Datenstrukturen hin zur Integration in einzelne Arbeitsumfel<strong>der</strong><br />

und zwischen solchen erstrecken.<br />

Offene, einfache zu handh<strong>ab</strong>ende und allgemein verbreitete Standards, wie sie sich<br />

beispielhaft <strong>im</strong> World Wide Web et<strong>ab</strong>liert h<strong>ab</strong>en, erleichtern diesen Weg. Gegenüber<br />

proprietären Systemen stellen sie sicher die bessere Wahl für ein künftiges Public-Health-<br />

Informationssystem dar. Aber sie bilden nur einen Rahmen, <strong>der</strong> ausgefüllt werden muß<br />

durch Ang<strong>ab</strong>en über die Lokalisation, die Struktur und - um Mehrsprachigkeit, Mehrdeutigkeit<br />

und Synonymität zu handh<strong>ab</strong>en - auch Semantik <strong>der</strong> <strong>im</strong> Einzelfall benötigten<br />

Informationsquellen, um Metainformation also, um es auf einen gängigen Begriff zu<br />

bringen. Diese Metainformation kann als Schlüsselbegriff für ein künftiges Public-Health-<br />

Informationssystem betrachtet werden, da sie einerseits die Orientierung des menschlichen<br />

Benutzers innerhalb des Systems ermöglicht und an<strong>der</strong>erseits die Basis bildet für<br />

1 Autor: Klaus Prätor<br />

90


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

eine automatische Anpassung von Strukturen und Terminologien mittels virtueller<br />

Datenbanklayer und Metathesauri bildet.<br />

91


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.3 Telemedizin und Zweitbefundungen<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungslösung<br />

• Übertragung und Archivierung von Befunddaten<br />

• Austausch und Diskussion von Befunden, Absicherung von Befunden<br />

• Zugang zu Experten<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Qualitätsverbesserung bei Befund und anschließen<strong>der</strong> Therapie<br />

• Weiterverbreitung von Expertenwissen<br />

• stärkere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Einstieg in stärkere elektronische Kommunikation ambulant/stationär<br />

• Ansatzpunkt für den Aufbau einer elektronischen Patientenakte<br />

• Nutzbarkeit <strong>im</strong> konkreten Fall schafft Akzeptanz für IT-Anwendung<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Schaffung notwendiger Rahmenbedingungen (z. B. Honorierung, Datenschutz,<br />

Datensicherheit)<br />

• Einbindung in regionale Versorgungskonzepte mit definierten Inhalten und<br />

gesicherter Finanzierung, um langfristigen Erfolg und Breitenwirkung zu sichern.<br />

• Begleitende Evaluierung und Validierung, um akzeptierte „Standardlösungen“<br />

zu schaffen.<br />

92


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.3.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

Thema „Telemedizin und Zweitbefundungen“ 1<br />

6.3.1.1 Technische Plattform / Protokolle<br />

Standardisierte Protokolle für den Datenaustausch finden zur Zeit noch keine flächendeckende<br />

Anwendung. Es dominieren herstellerspezifische Lösungen. Die meisten praktischen<br />

Anwendungen nutzen zur externen Kommunikation herkömmliche ISDN-Leitungen,<br />

je nach Anfor<strong>der</strong>ungen mit Kanalbündelung.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> bildgebenden Verfahren ermöglicht <strong>der</strong> sog. DICOM-Standard grundsätzlich<br />

eine Kommunikation von Bilddaten zwischen Geräten verschiedener Hersteller.<br />

Von Herstellerseite wird <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> bestätigt, daß alle technischen Voraussetzungen<br />

vorhanden sind. Problematisch ist jedoch das Einbinden <strong>der</strong> vorhandenen Einzellösungen<br />

in ein Gesamtsystem. Dementsprechend dominieren zur Zeit noch lokale Einzellösungen<br />

(vernetzte Krankenhäuser bzw. Abteilungen).<br />

Eine Übersicht über vorhandene technische Lösungen und Protokolle sollte erstellt<br />

werden, um Transparenz herzustellen.<br />

6.3.1.2 Innere Dynamik <strong>der</strong> Entwicklungen (för<strong>der</strong>nde / hemmende Faktoren)<br />

Es fehlt vor allem eine Vergütungsstruktur für den Einsatz von Telemedizin. Vor allem für<br />

Projekte <strong>im</strong> Bereich Teleradiologie/Zweitbefundung macht sich das Fehlen einer Abrechnungsziffer<br />

negativ bemerkbar. In <strong>der</strong> Regel müssen zwischen den beteiligten Parteien<br />

eigene Vereinbarungen zur Honorarteilung ausgearbeitet werden, die den Grundsätzen<br />

des Vergütungssystems nicht wi<strong>der</strong>sprechen dürfen. Eine gesicherte wirtschaftliche<br />

Grundlage für die notwendigen Investitionen ist deshalb für die Anwen<strong>der</strong> nicht gegeben.<br />

Im Krankenhausbereich ist außerdem eine grundsätzliche Investitions- bzw. Finanzierungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Krankenkassen nötig (siehe Geschäftsmodelle).<br />

Die hohen Übertragungskosten <strong>der</strong> Telekom sind ein weiterer hemmen<strong>der</strong> Faktor. Die<br />

Anwendung von Telemedizin wird aus Sicht <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> durch die hohen Kommunikationskosten<br />

unwirtschaftlich, da diese Kosten in <strong>der</strong> Honorierung nicht berücksichtigt<br />

werden. Es fehlt eine flächendeckende, kostengünstige Infrastruktur. Verschiedene Pilotprojekte<br />

<strong>im</strong> Bereich Telemedizin sind aus diesem Grund nicht über die Erprobungs- und<br />

För<strong>der</strong>ungsphase hinausgekommen.<br />

1 Autor: Hans-Peter Bursig<br />

93


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

Erfolgreich sind dagegen Projekte, die für eine best<strong>im</strong>mte Versorgungssituation Lösungen<br />

bieten und von <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>seite mit entwickelt wurden. Ein Beispiel ist die Fernbefundung<br />

von CT-Aufnahmen von Unfallopfern durch die Universitätsklinik Greifswald.<br />

Eine Beispielsammlung laufen<strong>der</strong> Projekte wäre auch hier hilfreich.<br />

Für erfolgversprechende Lösungen ist deshalb die Einbindung in ein Versorgungskonzept<br />

entscheidend (Beispiel Greifswald). D<strong>ab</strong>ei müssen organisatorische Vorteile und/o<strong>der</strong><br />

Kosteneinsparungen <strong>der</strong> Anwendung direkt erkennbar sein und zu einer entsprechenden<br />

finanziellen Beteiligung <strong>der</strong> Nutznießer führen.<br />

6.3.1.3 Flankierende Maßnahmen (organisatorisch-technischer Rahmen)<br />

Großangelegte Projekte (z.B. Vernetzen von Arztpraxen und regionalem Krankenhaus)<br />

scheitern in <strong>der</strong> Regel an <strong>der</strong> ungeklärten Kostenübernahme und den nicht offensichtlichen<br />

Vorteilen für die Beteiligten. Hier ist auch auf <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>seite ein starkes<br />

<strong>ab</strong>teilungsbezogenes Denken zu beobachten.<br />

Große ungeklärte Probleme existieren außerdem bei Fragen von Datenschutz, Datenintegrität,<br />

Datensicherheit und Sicherstellung <strong>der</strong> Aufbewahrungsfristen. Hersteller und<br />

Anwen<strong>der</strong> müssen hier gemeinsam organisatorisch-technische Festlegungen für die<br />

Zulassung <strong>der</strong> Systeme entwickeln und diese mit den zuständigen Behörden <strong>ab</strong>st<strong>im</strong>men<br />

(BMA, BMG bzw. zuständige Län<strong>der</strong>behörden).<br />

Bis auf weiteres scheinen jedoch lokale Lösungen vorzuherrschen. Hier ist es notwendig,<br />

Vorkehrungen für eine spätere Vernetzung zu treffen (offene Systeme).<br />

6.3.1.4 Geschäftsmodelle<br />

Vielversprechend erscheinen vor allem regional orientierte Lösungskonzepte, die in ein<br />

konkretes Versorgungskonzept eingebunden werden. Entscheidend ist hier ein gesicherter<br />

Finanzierungsplan für Anfangsinvestitionen und Folgekosten. Hierfür ist eine Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Krankenkassen notwendig.<br />

Standard-Softwarelösungen nach Art von PC-Anwendungsprogrammen scheitern dagegen<br />

an einer noch nicht existierenden Infrastruktur und <strong>der</strong> heterogenen apparativen Ausrüstung<br />

<strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>. PCs sind in Arztpraxen zwar flächendeckend vorhanden, nicht<br />

jedoch Zugänge zu einem Informationsnetzwerk, das in Hinsicht auf Kosten und Sicherheitsaspekte<br />

den Ansprüchen medizinischer Anwen<strong>der</strong> genügt.<br />

94


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.4 En<strong>ab</strong>lingsysteme für Ärzte<br />

Inhalte <strong>der</strong> Anwendungslösungen<br />

• Informationstechnologische Systeme zu Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

• Aufbau interaktiver Trainingsprogarmme für den Umgang mit medizin-technischen<br />

Geräten und damit verbundene Diagnose- und Therapieverfahren<br />

• Video Online-Foren<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Qualifizierter Umgang mit aktuellen medizin-technischen Geräten / Diagnoseund<br />

Therapieverfahren erhöht die Versorgungsqualität, reduziert Rüstzeiten und<br />

Fehler, spart damit Kosten und setzt Zeit für Zuwendung zum Patienten frei<br />

• Fallbezogen werden Diagnose- und Therapieentscheidungen unterstützt<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Online Aus-, Fort- und Weiterbildungsprogramme erhöhen den Nutzwert und<br />

damit die Akzeptanz einer Plattform, sofern <strong>der</strong>en Qualität durch Zertifizierungen<br />

sichergestellt ist.<br />

• Mult<strong>im</strong>ediales Veranschaulichungsmaterial kann auch in <strong>der</strong> Patientenaufklärung<br />

und - als Referenzobjekt - in telemedizinischen Kooperationen über<br />

Bilddaten genutzt werden.<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Zur Anschubfinanzierung bei <strong>der</strong> Entwicklung von En<strong>ab</strong>lingsystemen können die<br />

Medizintechnische Industrie und die Pharmaindustrie eingebunden werden.<br />

96


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.4.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

Thema „En<strong>ab</strong>lingsysteme für Ärzte“ 1<br />

In vielen Bereichen <strong>der</strong> Medizin werden <strong>im</strong>mer komplexere technische Geräte und damit<br />

verbundene Diagnose- / Therapieverfahren in <strong>im</strong>mer kürzeren Innovationszyklen<br />

eingesetzt. Die dahinterstehenden physikalischen Prozesse sind zunehmend <strong>der</strong><br />

Anschauung des Arztes entzogen. Diese Entwicklung können informationstechnische<br />

Systeme kompensieren, die die Imaginations- und Handlungsfähigkeiten des Menschen<br />

verbessern (sogenannte En<strong>ab</strong>ling-Systeme). Im Bereich <strong>der</strong> Medizin hat das GMD<br />

Projektcluster SCENE solche Unterstützungssysteme für den Arzt realisiert (u.a.<br />

Ultraschalluntersuchungen des Herzens) und damit die <strong>der</strong>zeitigen Möglichkeiten solcher<br />

Systeme aufgezeigt.<br />

Die Entwicklungen von En<strong>ab</strong>lingsystemen, die für den medizinischen Zielbereich relevant<br />

werden sollen, werden von den folgenden Kriterien gelenkt:<br />

• Die Systeme sollen das interaktive Erlernen <strong>im</strong>aginativer Fähigkeiten<br />

unterstützen und damit den Nutzer zu schnellerem und fundierterem Handeln<br />

befähigen.<br />

• Die Systeme sollen sowohl ein Training in <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> medizinischen<br />

High Tech als auch eine Unterstützung bei <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

medizinischen Diagnostik / Therapie bieten.<br />

• Die Systeme sollen hohe ergonomische Qualität aufweisen und soweit wie<br />

möglich an die Arbeitssituation des Arztes angepaßt sein.<br />

• Auf informationstechnischem Gebiet sollen Werkzeugumgebungen zur<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> Systeme durch den Arzt selbst entwickelt werden.<br />

• Die Projekte sollen die Möglichkeiten und Grenzen computerbasierter<br />

Unterstützungssysteme demonstrieren und eine kommerzielle Perspektive für<br />

solche Systeme aufzeigen.<br />

Die Entwicklungen verlangen i.d.R. einen iterativen partizipativen Entwicklungsprozeß.<br />

Als Beispiele und Orientierungen können die bereits von <strong>der</strong> GMD entwickelten<br />

Prototypen fungieren.<br />

Der Nutzen <strong>der</strong> Systeme besteht in einer besseren ärztlichen Ausbildung sowie einer<br />

höheren Qualität <strong>der</strong> Diagnostik / Therapie auch des nicht an einer Spezialklinik tätigen<br />

Facharztes. Der Arzt spart Zeit be<strong>im</strong> Umgang mit technischem Gerät, die <strong>der</strong> Patientenbetreuung<br />

zugute kommt. Für den Hersteller von medizinischen Hightechgeräten<br />

reduziert sich <strong>der</strong> Aufwand für Einweisung und Support, <strong>der</strong> sich in einer höheren<br />

Kundenzufriedenheit und einer besseren Marktstellung bemerkbar macht.<br />

1 Autor: Gernoth Grunst<br />

97


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

Diese Systeme eignen sich auch für den Einsatz in medizinischen Telekooperationen.<br />

Hier als Kombination von medizinischen Bilddaten und Virtual Reality Modellen<br />

("Augmented Reality"), wodurch auch unanschaulichen 2 / 3D Bil<strong>der</strong>n eine unmittelbare<br />

Interpretation zugeordnet wird.<br />

Beispiel eines En<strong>ab</strong>lingsystems für räumlich-strukturelle Orientierung in <strong>der</strong> Echokardiographie<br />

Angestrebte Projektergebnisse:<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund steht die Entwicklung realer Prototypen, die Medizinern die neue<br />

Technologie anfaß - und damit beurteilbar machen sollten.<br />

Demonstrierbarkeit:<br />

Die Softwarebasis ist so offen zu konzipieren, daß eine aufgrund <strong>der</strong> Marktverhältnisse<br />

notwendige Übertragung auf an<strong>der</strong>e Rechnerplattformen möglich ist. Sämtliche Module<br />

sollten daher sowohl auf Macintosh als auch auf Windows PCs demonstrierbar sein. Als<br />

unmittelbar in Netze übertragbare Demonstratoren sind interaktive CD-ROMs anzusehen,<br />

die in beiden Systemwelten lauffähig sind. Eine Vielzahl medizinischer Ausbildungseinrichtungen<br />

hat an <strong>der</strong>artigen CD-ROMs bereits großes Interesse bekundet.<br />

98


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.5 Qualitätssicherndes <strong>Dokument</strong>ations- und Expertensystem<br />

für die zahnärztliche Praxis<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungslösung<br />

• Qualitätssichernde Falldokumentation und -Auswertung durch computerunterstützte<br />

Analyse <strong>der</strong> Behandlungsergebnisse von Einzelfällen und Patientenkollektiven<br />

• Automatische Entscheidungsunterstützung und Expertensystem, basierend auf<br />

<strong>der</strong> EDV gestützten Bewertung <strong>der</strong> erhobenen Befunde und <strong>der</strong> Fallgeschichte<br />

• Austausch von Behandlungsergebnissen durch Installation einer telematischen<br />

Diskussionsplattform zur Identifizierung relevanter prognostischer Kriterien<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Standardisierung <strong>der</strong> Falldokumentation<br />

• Erweiterung <strong>der</strong> fachlichen Kommunikation<br />

• Befreiung aus <strong>der</strong> Isolation <strong>der</strong> eigenen Praxis<br />

• Möglichkeit <strong>der</strong> interkollegialen Bewertung von Behandlungsergebnissen<br />

• systematische Akkumulation von Wissen und Erfahrungen über Behandlungsverläufe<br />

• Identifizierung von Behandlungsbereichen, in denen Behandlungsroutinen neu<br />

konzipiert werden müssen<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Aufbau eines Netzes von Qualitätszirkeln zur Sicherung und Verbesserung <strong>der</strong><br />

Prozeßqualität<br />

• durch die Institution <strong>der</strong> „Akademie für zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe“ ist<br />

gesichert, daß die notwendige Ausbildung für Zahnärzte durchgeführt werden<br />

kann.<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Ausrichtung <strong>der</strong> Falldokumentationen in <strong>der</strong> Praxis nach den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

einer klinischen Qualitätssicherung<br />

99


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.5.1 IDDS - Integrated Dental Data System 1<br />

Thema: „Qualitätssicherndes <strong>Dokument</strong>ations- und Expertensystem für die<br />

zahnärztliche Praxis“<br />

Vorbemerkung: Dieses Projekt wurde von Herrn Prof. W. Walther in <strong>der</strong> Zahnarztpraxis<br />

<strong>der</strong> Akademie für zahnärztliche Fortbildung, Karlsruhe, Leitung Herr Prof. Dr. M. Heners,<br />

entwickelt. Es ist in seinen grundsätzlichem Ansatz jedoch nicht auf die Zahnarztpraxis<br />

beschränkt, son<strong>der</strong>n das beschriebene System könnte in allen Bereichen <strong>der</strong> Medizin<br />

eingesetzt werden<br />

Problemstellung<br />

Zahnärztliche Behandlungsentscheidungen werden zumeist durch den Ausbildungsstand<br />

und die individuellen klinischen Erfahrungen des beteiligten Zahnarztes best<strong>im</strong>mt. Auch<br />

Affekte <strong>im</strong> Moment <strong>der</strong> Entscheidung können die Therapiewahl beeinflussen. Der<br />

Zahnarzt selbst hat keine Möglichkeit, die Langzeitfolgen seiner Entscheidungspraxis<br />

systematisch einzuschätzen. Selbst wenn Krankenblätter mit guter Befund- und Behandlungsdokumentation<br />

vorliegen, wäre eine entsprechende Analyse viel zu arbeitsintensiv.<br />

Nur eine solche Analyse würde ihm jedoch ermöglichen, Unvollkommenheiten seiner<br />

Entscheidungsroutine zu erkennen und <strong>ab</strong>zuwenden.<br />

Deswegen wurde wie<strong>der</strong>holt gefor<strong>der</strong>t, die EDV-gestützte <strong>Dokument</strong>ation in <strong>der</strong> zahnärztlichen<br />

Praxis nach den Anfor<strong>der</strong>ungen einer klinischen Qualitätssicherung auszurichten.<br />

Diese For<strong>der</strong>ung wurde bis heute nicht erfüllt. Vielmehr erfüllte die zahnärztliche<br />

<strong>Dokument</strong>ation mit dem Praxiscomputer weiterhin rein administrative Aufg<strong>ab</strong>en. Die hier<br />

beschriebene Anwendung soll diese Lücke füllen und den Zahnarzt befähigen, strategische<br />

Behandlungsplanungen durchzuführen sowie systematisch Wissen über Behandlungsverläufe<br />

zu akkumulieren und mit an<strong>der</strong>en Kollegen auszutauschen.<br />

Vorarbeiten<br />

In <strong>der</strong> „Akademie für zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe“ wurde seit 1986 eine subsequente<br />

<strong>Dokument</strong>ation zur Analyse von zahnärztlichen Behandlungsverläufen aufgebaut.<br />

Die <strong>Dokument</strong>ation umfaßt zur Zeit ca. 4000 Behandlungsfälle und wird zur wissenschaftlichen<br />

und internen Überprüfung von Therapie und Behandlungsentscheidung<br />

ständig genutzt. Der qualitätssichernde Effekt dieser <strong>Dokument</strong>ationsmethode soll für die<br />

zahnärztliche Praxis erschlossen werden.<br />

1 Autorin: Heide Wiese<br />

100


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

Beschreibung und Anwendung<br />

Das System soll auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> bestehenden subsequenten <strong>Dokument</strong>ation<br />

entwickelt werden. Um den Anfor<strong>der</strong>ungen eines qualitätssichernden <strong>Dokument</strong>ationssystems<br />

gerecht zu werden, besteht die Anwendung aus folgenden Systemkomponenten:<br />

• Qualitätssichernde Falldokumentation und -Auswertung durch Analyse <strong>der</strong><br />

Behandlungsergebnisse von Einzelfällen und Patientenkollektiven<br />

• Automatische Entscheidungsunterstützung und Expertensystem, basierend<br />

auf <strong>der</strong> EDV-gestützten Bewertung <strong>der</strong> erhobenen Befunde und <strong>der</strong> Fallgeschichte<br />

• Austausch von Behandlungsergebnissen, Installation einer telematischen<br />

Diskussionsplattform zur Identifizierung relevanter prognostischer Kriterien.<br />

Das Projekt zielt auf eine Verbesserung <strong>der</strong> zahnärztlichen Basisdokumentation, die<br />

durch neue Analysemethoden effektiv genutzt wird. Der Zahnarzt erhält die Möglichkeit,<br />

die von ihm erzielten Behandlungsergebnisse zu überprüfen. Der telematische Teil <strong>der</strong><br />

Anwendung gibt ihm Gelegenheit, seine <strong>Ergebnisse</strong> mit denen seiner Kollegen zu<br />

vergleichen. Durch die Analyse <strong>der</strong> klinischen <strong>Ergebnisse</strong> können solche Behandlungsbereiche<br />

identifiziert werden, in denen Behandlungsroutinen neu konzipiert werden<br />

müssen, um bessere <strong>Ergebnisse</strong> zu erzielen. Durch die Akkumulation klinischer<br />

Erfahrung wird die Wissensbasis <strong>der</strong> automatischen Entscheidungsunterstützung<br />

kontinuierlich erweitert. Modifikation <strong>der</strong> Entscheidungsfindung werden kontinuierlich<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> klinischen <strong>Ergebnisse</strong> überprüft.<br />

Die Qualitätssichernde Falldokumentation und -Auswertung umfaßt Informationen über<br />

den klinischen Status, Verän<strong>der</strong>ungen des Status, Häufigkeit von Behandlungen und<br />

Komplikationen, Lebensdauer <strong>der</strong> Konstruktionen und drop-out <strong>der</strong> Patienten. Die<br />

<strong>ab</strong>rechnungsrelevanten Daten sind über eine Schnittstelle von <strong>der</strong> administrativen<br />

Software als Grundlage <strong>der</strong> Verwaltungsvorgänge einzusetzen.<br />

Die Automatische Entscheidungsunterstützung informiert den Zahnarzt über die Prognose<br />

oraler Strukturen (Zähne, Parodontium usw.). Auf Grundlage eines empirisch <strong>ab</strong>gesicherten<br />

Entscheidungsalgorithmus werden Behandlungsoptionen angeboten, ohne<br />

standardisierte Lösungen zu diktieren. Klinische Entscheidungsfindung auf Grundlage<br />

dieser Empfehlung sichert, daß alle erhobenen Informationen Berücksichtigung finden.<br />

Der Austausch von Behandlungsergebnissen wird den einzelnen Praktiker aus <strong>der</strong><br />

Isolierung in <strong>der</strong> eigenen Praxis befreien und eine interkollegiale Bewertung von Behandlungsergebnissen<br />

ermöglichen.<br />

Nutzen<br />

Das System wird eine Standardisierung <strong>der</strong> zahnärztlichen <strong>Dokument</strong>ation för<strong>der</strong>n und<br />

die Erkenntnisse über rationelle Methoden <strong>der</strong> zahnärztlichen Therapie gewinnen. Die<br />

101


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

fachliche Kommunikation wird entscheidend erweitert und für neue Aufg<strong>ab</strong>enstellungen<br />

genutzt. Prinzipiell ist das System in allen medizinischen Bereichen einsetzbar.<br />

Es kann erwartet werden, daß das System von Zahnärzten angenommen wird, da es auf<br />

<strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Einzelpraxis konzipiert ist und seine Anwendung freiwillig erfolgt.<br />

Durch die Institution <strong>der</strong> „Akademie für zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe“ ist gesichert,<br />

daß das System Gegenstand <strong>der</strong> zahnärztlichen Fortbildung wird und die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Ausbildung für Zahnärzte durchgeführt werden kann.<br />

Barrieren für die Umsetzung<br />

Das System steht bisher noch nicht für eine allgemein weit verbreitete Bedieneroberfläche<br />

wie z.B. Windows 97 zur Verfügung, son<strong>der</strong>n ist auf dem hauseigenen EDV<br />

System entstanden und müßte entsprechend umprogrammiert werden.<br />

102


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.6 Qualitätssicherung <strong>der</strong> Wissensvermittlung als iterativer<br />

Prozeß - am Beispiel <strong>der</strong> Zahnmedizin -<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungslösung<br />

• Patienteninformation am Behandlungsplatz: “PED” - “Patient Education on<br />

DVD (Digital Versatile Disk)-Video”.<br />

• Dynamics of Dentistry: Ein multilinguales, interaktives Mult<strong>im</strong>edia Programm mit<br />

Computer Based Training auf DVD-ROM, DVD-Video, Standard-Glossary und<br />

3-D-Library zur Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie zur Entscheidungsunterstützung<br />

in <strong>der</strong> Zahnmedizin.<br />

• Online Akademie: Nutzung von Telekommunikationsdienste für ein hochwertiges,<br />

interaktives und mehrsprachiges Online - Mult<strong>im</strong>edia - Programmangebot<br />

zur Unterstützung einer strukturierten und qualifizierten Aus- und Fortbildung in<br />

<strong>der</strong> Zahnmedizin. Das Kursprogramm umfaßt: die Teilnahme an Experten-<br />

Hearings, den Zugriff auf CBT und auf vernetzte Literatur- und Falldokumentationsdatenbanken<br />

für eine aufg<strong>ab</strong>en- und problemorientierte Recherche, den<br />

Abruf von Programmen aus <strong>der</strong> Video-Bibliothek und die Live-Übertragung von<br />

neuen Behandlungsmethoden.<br />

• Globaldent- Internet-Service: <strong>der</strong> Informationsdienst für die zahnmedizinische<br />

Fachwelt (http://www.globaldent.com) mit einem datenbankbasierten Konzept<br />

zur Recherche sowie Richtlinien zur Sicherstellung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> eingestellten<br />

Daten.<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Konzeption eines Anfor<strong>der</strong>ungsprofils für mo<strong>der</strong>ne Informations- und Kommunikationskonzepte<br />

<strong>im</strong> Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung am Beispiel Zahnmedizin<br />

mit dem Ziel einer besseren Qualität <strong>der</strong> gesundheitlichen und medizinischen<br />

Versorgung<br />

• Einführung von Regelmechanismen zur Qualitätssicherung <strong>der</strong> angebotenen<br />

Inhalte für den Aufbau neuer und den Erhalt bereits bestehen<strong>der</strong> wettbewerbsfähiger<br />

medizinischer Arbeitswelten <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> europäischen und weltweiten<br />

Öffnung <strong>der</strong> Märkte<br />

• Bereitstellung von Informationen in je<strong>der</strong>zeit verfügbaren, mehrd<strong>im</strong>ensionalen<br />

Wissensräumen und damit eine stärkere Ergebnisorientierung und Rationalität<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Aus <strong>der</strong> Gesamtprojektidee ergeben sich Anfor<strong>der</strong>ungen an eine Telematikplattform:<br />

Zum einen an eine Online-Plattform für die Navigation durch die<br />

vorgehaltenen Inhalte, mit einer Anbindung an TV- und Offline-Angebote. Und<br />

zum an<strong>der</strong>en an eine Broadcast Präsentations-Plattform.<br />

• Insbeson<strong>der</strong>e eine Sicherheitsinfrastruktur für die angebotenen Dienste muß zur<br />

Verfügung stehen. Auch ein leistungsfähiges Abrechnungssystem für die elektronische<br />

Abrechnung elektronisch übermittelter Leistungen muß et<strong>ab</strong>liert<br />

werden. Hierzu werden Schnittstellen des Projektträgers innerhalb des Aufbaus<br />

<strong>der</strong> Telematikplattform gesucht, um sich an bestehende o<strong>der</strong> zu entwickelnde<br />

Standards anschließen zu können.<br />

Konkrete Empfehlung <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Die <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> oben beschriebenen laufenden Modellvorh<strong>ab</strong>en müssen zu<br />

einem best-practice Beispiel verdichtet werden, das innovative Leitlinien auch<br />

für Projekte in an<strong>der</strong>en medizinischen Bereichen geben kann.<br />

• Zudem wird das technische und methodische “state of the art” bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Module berücksichtigt. Insbeson<strong>der</strong>e Guidelines für eine Qualitätssicherung<br />

müssen hier <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen.<br />

103


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.6.1 Analyse und <strong>Ergebnisse</strong><br />

Thema „Qualitätssicherung <strong>der</strong> Wissensvermittlung als iterativer Prozeß - am<br />

Beispiel <strong>der</strong> Zahnmedizin -“ 1<br />

6.6.1.1 Einführung<br />

Das Wissen auf <strong>der</strong> Welt wächst täglich exponentiell und liegt auf vielen traditionellen und<br />

elektronischen Trägern verteilt, so daß das Auffinden qualitätsgesicherter Informationen<br />

<strong>im</strong>mer schwieriger wird.<br />

Für eine Lösung dieses Problems müssen drei Faktoren berücksichtigt werden:<br />

• die Elemente (Assets), wie das Wissen aufbereitet wird,<br />

• die Struktur, in <strong>der</strong> das Wissen <strong>ab</strong>gebildet wird und<br />

• die Navigation, mit <strong>der</strong>en Hilfe man die Informationen finden kann.<br />

Um eine Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Wissensvermittlung zu gewährleisten, muß ein<br />

iteratives System et<strong>ab</strong>liert und in den Wissensproduktions- und Distributionsprozeß<br />

<strong>im</strong>plementiert werden:<br />

• bezogen auf das prüfbare Expertenwissen mit seinen gegenseitigen Abhängigkeiten<br />

(Verfügungswissen)<br />

• bezogen auf die Transparenz und Vergleichbarkeit des Wissens (Orientierungswissen)<br />

• bezogen auf die Integrationsfähigkeit in den Arbeitsprozeß (Handlungswissen).<br />

Für eine Opt<strong>im</strong>ierung des Wissensproduktionsprozesses werden, ebenso wie für eine<br />

effektive Nutzung (z.B. Navigationsoptionen) <strong>der</strong> Informationen, Richtlinien benötigt.<br />

Diese Richtlinien h<strong>ab</strong>en <strong>im</strong>mer ein Ziel: die Information in einen problemorientierten<br />

Kontext des jeweiligen Wissenschafts- und Wirtschaftsbereichs zu stellen, um damit ein<br />

Navigationssystem für die vernetzten Inhalte in einzelnen Medien zu schaffen, das<br />

Informationsproduzenten und Informationsnutzern gleichermaßen adäquate Hilfestellung<br />

be<strong>im</strong> Wissenstransfer geben kann.<br />

Ferner sollen die Richtlinien die Et<strong>ab</strong>lierung eines Wissensmanagementsystems<br />

unterstützen, das die Generierung des Wissens über den Transfer bis zum Controlling<br />

umfaßt:<br />

• Dem Autor müssen Richtlinien für die strukturelle Aufbereitung <strong>der</strong> Informationen<br />

gegeben werden.<br />

1 Autor: Alexan<strong>der</strong> Ammann<br />

104


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

• Die Informationen müssen mit Schnittstellen (etwa keywords o<strong>der</strong> sensitive<br />

areas) versehen werden, um Verweise auf an<strong>der</strong>e Informationen zu ermöglichen.<br />

• Die Informationen müssen in dem gewählten Medium so <strong>ab</strong>gebildet werden,<br />

daß transparente Strukturen für den Nutzer erkennbar sind (Hierarchien,<br />

Pfade, etc.). Für den Online-Bereich etwa werden durch Experten <strong>Dokument</strong>ationsrichtlinien<br />

festgelegt, die die inhaltliche Konsistenz <strong>der</strong> Wissensbasen<br />

gewährleisten.<br />

• Unterschiedliche Medien (Wissensträger) müssen logistisch verbunden<br />

werden, wobei die Verweise transparent und inhaltlich sinnvoll strukturiert<br />

werden müssen.<br />

Dieses Vorgehen stellt zunächst eine Transparenz <strong>im</strong> Sinne einer opt<strong>im</strong>alen Nutzung<br />

sicher. Daran anschließend müssen auch für die Integration neuer Informationen in diese<br />

Wissenssysteme qualitätssichernde iterative Prozesse et<strong>ab</strong>liert werden. Das bedeutet,<br />

daß nur solche Informationen integriert werden dürfen, die gemäß <strong>der</strong> festgelegten<br />

Richtlinien aufbereitet wurden.<br />

6.6.1.2 Modellhaftes Vorgehen bei Projekten in <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />

Die Qualitätssicherung <strong>der</strong> Wissensvermittlung sollte in <strong>der</strong> Zahnmedizin eine zentrale<br />

Rolle einnehmen, da zur Sicherstellung einer bestmöglichen Patientenversorgung in je<strong>der</strong><br />

Phase von <strong>der</strong> Anamnese bis zur Therapie stets das relevante klinische Wissen zur<br />

Verfügung stehen muß. Grundlage hierfür ist die Unterstützung des Wissenstransfers<br />

zwischen Wissenschaft, Klinik, Praxis und Wirtschaft.<br />

Bei <strong>der</strong> Arbeit an Projekten zur Wissensvermittlung in <strong>der</strong> Zahnmedizin stehen die<br />

folgenden Aspekte <strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong> Planung und Durchführung:<br />

1. Die Funktionalität <strong>der</strong> Navigationswege sowie die Tauglichkeit <strong>der</strong> Wissensrepräsentation<br />

und -modellierung für Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie für die<br />

Entscheidungsunterstützung wird durch die Berücksichtigung <strong>der</strong> kognitiv-perzeptiven<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zielgruppen in ihrem jeweiligen Arbeitskontext bereits<br />

während <strong>der</strong> Mult<strong>im</strong>edia-Entwicklung sichergestellt (Evaluation des Instruktionsdesigns).<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Entwicklung arbeiten hierzu Autoren, Benutzer, Instruktionsexperten<br />

und Programmierer zusammen; dies auch, um die Software-Ergonomie<br />

<strong>der</strong> Programme zu opt<strong>im</strong>ieren (Evaluation des Softwaredesigns).<br />

2. Methoden wie die Aufzeichnung von Nutzeraktionen, durch den Computer protokolliert<br />

und unterstützt durch Interviews und Fragebögen, werden während aller<br />

Entwicklungs- und Testphasen <strong>im</strong> Projekt angewandt.<br />

3. Eine umfassende Methodologie <strong>der</strong> Qualitätssicherung wird et<strong>ab</strong>liert, die auf eine<br />

Sicherstellung folgen<strong>der</strong> Punkte <strong>ab</strong>zielt:<br />

• Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Inhalte<br />

• Darstellung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Relevanz<br />

• Beurteilung <strong>der</strong> klinischen Relevanz<br />

105


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

• Transparenz und Präsentation <strong>der</strong> Wissenseinheiten<br />

• Prüfung <strong>der</strong> Nutzungsrelevanz und des Perzeptionsverhaltens<br />

• Ergonomie <strong>der</strong> Kommunikationsprozesse am Behandlungs- und Arbeitsplatz.<br />

Am Beispiel mehrerer z.Zt. laufen<strong>der</strong> Projekte wird nun ein Lösungskonzept für die oben<br />

skizzierten Probleme <strong>im</strong> Bereich Zahnmedizin vorgestellt. Die vier Teilprojekte ergänzen<br />

einan<strong>der</strong>, um Idealbedingungen für eine Navigation durch zahnmedizinisches Fachwissen<br />

zu schaffen. Lineare Medien wie Video o<strong>der</strong> Bücher werden genutzt, um Handlungs<strong>ab</strong>läufe<br />

zu zeigen und differenziertere Theorien und Methoden zu erklären. Vernetzte,<br />

interaktive Medien wie DVD-ROM und Online-Dienste bieten hochwertige Navigationsmöglichkeiten<br />

und mult<strong>im</strong>ediale Elemente für eine aufg<strong>ab</strong>en- und problemorientierte<br />

Recherche sowie für die S<strong>im</strong>ulation von Behandlungs<strong>ab</strong>läufen.<br />

DVD-ROM und DVD-Video:<br />

DVD: “Digital Versatile Disk”, ein neuer Technologiestandard, bietet <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

herkömmlichen Speichermedien enorme Speicherkapazität und eine brillante Darstellung<br />

<strong>der</strong> Inhalte. Bei <strong>der</strong> Wissensvermittlung in <strong>der</strong> Zahnmedizin läßt sich damit eine höhere<br />

Qualität bei <strong>der</strong> Bildschirmdarstellung klinischer Bil<strong>der</strong> erreichen und die Navigation durch<br />

die Informationen komfort<strong>ab</strong>ler gestalten.<br />

Anwendungsbereiche für zahnmedizinische Inhalte auf DVD sind z.B.:<br />

• Behandlungsplanung und -s<strong>im</strong>ulation<br />

• Entscheidungsunterstützung<br />

• Computer Based Training (CBT)(vorwiegend auf DVD-ROM)<br />

• Patienteninformation (mit Hilfe von DVD-Video).<br />

Ein Beispiel für die Einsatzmöglichkeit von DVD-Video zur Patienteninformation am<br />

Behandlungsplatz ist das be<strong>im</strong> Quintessenz Verlag erschienene Programm “PED” -<br />

“Patient Education on DVD-Video”. Der Zahnarzt kann aus einer Palette von Indikationen<br />

und Behandlungsmöglichkeiten auswählen, die er dem Patienten vorführen möchte und<br />

diese Sequenzen beliebig kombinieren.<br />

Dynamics of Dentistry:<br />

Der Projektzyklus “Dynamics of Dentistry” (siehe Abbildung) wurde entworfen, um den<br />

Paradigmenwechsel vom linearen Zugriff auf Informationen zur interaktiven Navigation<br />

innerhalb des Wissensraums Zahnmedizin zu vollziehen. Alle großen Fachgebiete <strong>der</strong><br />

Zahnmedizin werden hierbei <strong>ab</strong>gedeckt mit dem Ziel, einen relevanten Überblick über das<br />

gesamte Wissensspektrum zu geben.<br />

Die Struktur dieses Projektes kann auf drei Ebenen beschrieben werden:<br />

• Die inhaltliche Struktur, die die Themen Parodontologie, Restaurative Zahnheilkunde,<br />

Prothetik, Chirurgie, Implantologie und Kieferorthopädie umfaßt.<br />

106


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

• Die Mult<strong>im</strong>edia-Struktur, die sowohl lineare Medien wie Bücher und Videos<br />

als auch interaktive Medien wie Online-Datenbanken und DVD-ROM umfaßt.<br />

• Die methodische Struktur, die eine einheitliche Aufbereitung und Darstellung<br />

<strong>der</strong> Informationen in den einzelnen Medien beinhaltet, um eine Vernetzung<br />

zwischen den einzelnen Fachdisziplinen sicherzustellen.<br />

Der Nutzer kann in das System mit je<strong>der</strong> klinischen Fragestellung einsteigen, um Informationen<br />

einzuholen, die ein qualitätsgesichertes Handeln möglich machen, und er erhält<br />

zu je<strong>der</strong> Fragestellung <strong>im</strong>mer die geeignete Darstellungsform für das gesuchte Wissen.<br />

Abbildung: “Dynamics of Dentistry”: Projektdesign<br />

Eines <strong>der</strong> Hauptziele des Projektes ist <strong>der</strong> Aufbau einer 3D-Bibliothek, die digitalisierte<br />

Zähne, Schädel sowie Weichgewebe in Form von Polygonstrukturen enthält, die in je<strong>der</strong><br />

vom Autor gewünschten Art und Weise manipuliert werden können, um best<strong>im</strong>mte<br />

Sinnzusammenhänge plastisch darstellbar zu machen. Eine solche Bibliothek hat zwei<br />

große Vorteile: Zum einen wird eine Standardisierung und damit Vergleichbarkeit aller zu<br />

Lehr- und Demonstrationszwecken eingesetzten Bil<strong>der</strong> erreicht. Damit bekommen dann<br />

auch fachübergreifende Themen einen direkten, vergleichbaren Bezug zueinan<strong>der</strong>. Zum<br />

an<strong>der</strong>en bietet sich die Möglichkeit <strong>der</strong> dreid<strong>im</strong>ensionalen S<strong>im</strong>ulation von Prozessen für<br />

alle geeigneten Themen.<br />

Innerhalb des Projektes Dynamics of Dentistry werden zur Zeit die Module Dynamics of<br />

Orthodontics, Dynamics of Oral Surgery und Dynamics of Implant Dentistry umgesetzt.<br />

Erste Veröffentlichungen sind für das zweite Halbjahr 1998 vorgesehen. Die 3-D-Library<br />

107


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

besteht bereits aus dem kompletten Milch- und dem bleibenden Gebiß, sowie prä- und<br />

postnatalen Schädeln.<br />

Die Online Akademie:<br />

Ziel <strong>der</strong> Online Akademie ist es, die Telekommunikationsdienste für ein hochwertiges,<br />

interaktives und mehrsprachiges Online-Mult<strong>im</strong>edia-Programmangebot zur Unterstützung<br />

einer strukturierten und qualifizierten Aus- und Fortbildung in <strong>der</strong> Zahnmedizin zu nutzen.<br />

Das Kursprogramm umfaßt: Die Teilnahme an Experten-Hearings, den Zugriff auf CBT<br />

und auf vernetzte Literatur- und Falldokumentationsdatenbanken für eine aufg<strong>ab</strong>en- und<br />

problemorientierte Recherche, den Abruf von Programmen aus <strong>der</strong> Video-Bibliothek und<br />

auch die Live-Übertragung von neuen Behandlungsmethoden. Im Rahmen einer Pilotveranstaltung<br />

zur Online Akademie wurde <strong>im</strong> Februar 1998 bereits ein Satelliten Symposium<br />

veranstaltet in dem Fachbeiträge, Live-Behandlungen und ein Expert-Hearing von<br />

München aus gleichzeitig in zehn Universitäten-Hörsäle übertragen wurden. Die aktive<br />

Teilnahme aller Anwesenden wurde durch den Rückkanal Telefon sichergestellt.<br />

Zwei Aspekte des Projekts Online Akademie sollen beson<strong>der</strong>s hervorgehoben werden:<br />

• Ein Dental Education Credit System unterstützt die Aufzeichnung <strong>der</strong><br />

Nutzung <strong>der</strong> Online Akademie. Abhängig von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Programme, an<br />

denen <strong>der</strong> Nutzer teiln<strong>im</strong>mt und <strong>der</strong>en Wertigkeit, die sie gemäß den Richtlinien<br />

einnehmen, wird eine Validierung durchgeführt. Mit Hilfe einer Dental<br />

Education Credit Karte, die er in eine Set-top-Box einführt, kann er sich selbst<br />

identifizieren und sich für alle Angebote registrieren lassen. Auch die<br />

Bezahlung <strong>der</strong> Programme wird mit Hilfe dieser Karte koordiniert.<br />

• Das weltweite DentLive Network bietet die technische Plattform für die<br />

Online Akademie, basierend auf Fernseh-, Internet- und PC-Technologie. Mit<br />

Hilfe eines Autoren-Tools werden fallbasierte und indikationsbezogene Informationen<br />

dokumentiert, in mehreren Medien aufgearbeitet und zur Verfügung<br />

gestellt: in den Datenbanken des “Globaldent” Internet-Services für die weltweite<br />

zahnmedizinische Fachwelt und in den Fernsehangeboten <strong>der</strong> Online<br />

Akademie, die via Satellit zu empfangen sind. Die Inhalte bei<strong>der</strong> Trägertechnologien<br />

werden eng miteinan<strong>der</strong> verzahnt, um dem Nutzer den jeweils<br />

besten Informationszugang zu ermöglichen. Ihm werden opt<strong>im</strong>ierte Retrievalund<br />

Navigationsmöglichkeiten geboten, damit er genau jene <strong>Dokument</strong>e<br />

finden kann, die relevant für eine spezielle Anwendungssituation in <strong>der</strong> klinischen<br />

Praxis sind.<br />

Das Projekt Online Akademie befindet sich <strong>im</strong> Übergang von Planungsphase und<br />

Testbetrieb. Ein Regelbetrieb ist <strong>ab</strong> 1999 vorgesehen. Die einzelnen Module werden<br />

permanent mit den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Fachgesellschaften an die<br />

Aus- und Fortbildung und den aktuellen Marktbedürfnissen <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt und daraufhin<br />

sukzessive weiter ausgebaut.<br />

Der Globaldent-Informationsdienst für die zahnmedizinische Fachwelt:<br />

Der Globaldent-Dienst wird als Internet-Service aufgebaut (http://www.globaldent.com).<br />

Die Leitidee ist es, ein datenbankbasiertes System zu erstellen, das es erlaubt, alle<br />

108


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

inhaltlich verwandten Informationen un<strong>ab</strong>hängig von ihrer Quelle miteinan<strong>der</strong> zu<br />

verbinden. Problemorientierte Fragestellungen bezüglich spezifischer Themen sollen vom<br />

System aus jedem möglichen Blickwinkel beantwortet werden - fachgebietsübergreifend,<br />

umfassend und schnell.<br />

Aus folgenden Datenbanken werden die Antworten auf eine solche Suchanfrage<br />

rekrutiert:<br />

• Fallstudien (Treatment Reports)<br />

• Publikationen<br />

• Computer Based Training<br />

• Total Quality Management<br />

• Veranstaltungen<br />

• Produkte<br />

• <strong>Dokument</strong>e<br />

• Öffentlichkeit (mit <strong>der</strong> Möglichkeit des Abrufs von Clips zur Patienteninformation).<br />

Diese Bereiche sind die “Knoten” des Wissens-Netzwerks für die Zahnmedizin. Jede in<br />

das System eingespeiste Information muß best<strong>im</strong>mten <strong>Dokument</strong>ationsrichtlinien<br />

entsprechen, um die Qualität <strong>der</strong> Informationen und die Kompar<strong>ab</strong>ilität zwischen den<br />

Datenbanken des Systems sicherzustellen. Alle Inhalteanbieter wie Industrie, Handel,<br />

Institutionen, Kliniken, L<strong>ab</strong>ors und Verlage sind an diese <strong>Dokument</strong>ationsrichtlinien<br />

gebunden. Der Nutzer profitiert damit von einer einheitlichen Form, die einen Vergleich<br />

<strong>der</strong> Information erleichtert.<br />

Ein Anwendungsbeispiel dieser <strong>Dokument</strong>ationsrichtlinien ist in <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Datenbank<br />

für Falldokumentationen <strong>im</strong>plementiert. In <strong>der</strong> Suchmaske für Falldokumentationen<br />

bekommt <strong>der</strong> Nutzer diejenigen Suchergebnisse angezeigt, die seiner Fragestellung am<br />

ehesten entsprechen. Unnötiger Informationsballast wird vermieden. Zudem verifiziert das<br />

System eigenständig die ausgegebenen Informationen anhand <strong>der</strong> angegebenen Fragestellungen.<br />

Die Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> dokumentierten Fälle werden zunächst als “thumbnails” dargestellt,<br />

um die Ladezeiten zu reduzieren und eine einfache Vorselektion <strong>der</strong> gewünschten<br />

Informationen zu erleichtern. Zudem wird angezeigt, in welchen <strong>Dokument</strong>ationsstufen<br />

<strong>der</strong> Fall aufgezeichnet wurde.<br />

Der Globaldent-Dienst arbeitet <strong>im</strong> Regelbetrieb, wobei die einzelnen Bereiche wie Datenbanken,<br />

Dienste (z.B. Newspoint, Forum) und Präsentation von Inhalten <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>,<br />

sukzessiv weiter ausgebaut werden.<br />

109


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.7 Informationssystem zu Tumorerkrankungen für Ärzte und<br />

Laien<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungslösung<br />

• Aufbereitung textbasierter Leitlinien des National Cancer Institute (NCI, USA)<br />

bezüglich <strong>der</strong> Behandlung von mehr als 80 verschiedenen Tumorarten für das<br />

Internet.<br />

• Ergänzung <strong>der</strong> Leitlinien um die Abstracts <strong>der</strong> relevanten Literatur.<br />

• Aufbereiten und Übersetzen <strong>der</strong> entsprechenden Informationen für Patienten.<br />

• Aufbereitung und Bereitstellung mehrerer 100 weiterer <strong>Dokument</strong>e mit allgemeinen<br />

Informationen zur Krebstherapie.<br />

• Monatliche Aktualisierung.<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nutzung von Leitlinien, die Verfahren <strong>der</strong> gesicherten (evidencebased)<br />

Medizin beinhalten und Wirtschaftlichkeit und Qualität miteinan<strong>der</strong><br />

verbinden.<br />

• Neben Ärzten werden auch an<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung Beteiligte<br />

und Patienten angesprochen.<br />

• Der standortun<strong>ab</strong>hängige Zugriff auf aktuelle Informationen ist je<strong>der</strong>zeit möglich.<br />

• Zur Zeit nutzen jährlich 70.000 Ärzte und fast 300.000 Laien diesen Informationsdienst.<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Die Integration von Leitlinien und Literatur in eine elektronische Patientenakte<br />

sowie <strong>der</strong> Zugriff auf Informationen zu klinischen Studien lassen sich durch den<br />

Gebrauch von Standards auf einer Telematikplattform realisieren.<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Das seit 4 Jahren angebotene Informationssystem sollte an nationale Gegebenheiten<br />

angepaßt werden.<br />

• Für alle Krankheitsbereiche sollten vergleichbare Informationssysteme aufgebaut<br />

werden.<br />

110


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.7.1 Analyse und <strong>Ergebnisse</strong><br />

Thema „Informationssysteme zu Tumorerkrankungen“ 1<br />

Ausgangslage und Problemstellung:<br />

Wichtige Voraussetzung für die Verbesserung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Patientenversorgung bei<br />

gleichzeitiger Min<strong>im</strong>ierung <strong>der</strong> Kosten ist die Beachtung von Standards bei Diagnostik<br />

und Therapie von Krankheiten. Nur wenn <strong>der</strong> behandelnde Arzt Umfang und Ablauf <strong>der</strong><br />

diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen den anerkannten Regeln <strong>der</strong> medizinischen<br />

Wissenschaft und den Erfahrungen <strong>der</strong> ärztlichen Berufspraxis nach durchführt,<br />

kann ein qualitativ hochwertiges Behandlungsergebnis erzielt werden. Diese Regeln<br />

können dem Arzt in Form von Leitlinien zur Verfügung gestellt werden. Bei geeigneter<br />

Aufbereitung können diese Leitlinien auch für die Weiterbildung von Ärzten eingesetzt<br />

werden.<br />

Seit Anfang 1994 bietet eine Arbeitsgruppe am Institut für Medizinische Statistik, <strong>Dokument</strong>ation<br />

und Datenverarbeitung <strong>der</strong> Universität Bonn monatlich aktualisierte onkologische<br />

Leitlinien <strong>im</strong> Internet an. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem National<br />

Cancer Institute <strong>der</strong> USA, das aktuelle Leitlinien für den Arzt und darauf <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mte<br />

Informationen für Patienten erstellt. Die <strong>Dokument</strong>e für Patienten informieren diese in<br />

verständlicher Diktion über ihre Erkrankung, die Stadieneinteilung sowie die diagnostischen<br />

und therapeutischen Möglichkeiten des Arztes. Ziel ist die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Qualität <strong>der</strong> Patientenversorgung sowie eine Stärkung des Vertrauensverhältnisses<br />

zwischen Arzt und Patient und die aktive Einbindung des Patienten in den Behandlungs<strong>ab</strong>lauf.<br />

Zur Bereitstellung <strong>der</strong> Informationen wurde das World Wide Web gewählt, das mit seiner<br />

Hyperlink-Funktionalität ausreichende Voraussetzungen zum Aufbau eines komplexen<br />

Informationssystems bietet. Der Zugriff auf die Informationen ist für den Nutzer kostenfrei.<br />

Die bereitgestellte Informationsquelle genügt folgenden Ansprüchen:<br />

• Sie ist ein durch eine weltweit anerkannte Organisation definierter Standard<br />

und basiert auf <strong>Ergebnisse</strong>n zahlreicher klinischer Studien. Sie betrifft mehr<br />

als nur eine Krankheit.<br />

• Sie bezieht Ärzte und Patienten mit ein.<br />

• Sie beinhaltet Informationen zu Diagnostik, Therapie und Prävention.<br />

• Sie wird regelmäßig aktualisiert.<br />

1 Autor: Gustav Quade<br />

111


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

Diese Kriterien für die Informationsquelle werden durch das CancerNet des National<br />

Cancer Institute opt<strong>im</strong>al erfüllt. Vergleichbare Informationsquellen gibt es für den Bereich<br />

<strong>der</strong> Medizin nicht.<br />

Die von <strong>der</strong> Bonner Arbeitsgruppe Anfang 1994 erstellte CancerNet Version war das<br />

weltweit erste umfassende medizinische Informationssystem mit Leitlinien <strong>im</strong> Internet<br />

unter Nutzung <strong>der</strong> WWW-Technologie.<br />

Die speziell für das WWW aufbereiteten <strong>Dokument</strong>e des NCI lassen sich sowohl über<br />

einen themenorientierten Suchbaum als auch über eine Volltextsuche leicht finden. Da<br />

alle Ang<strong>ab</strong>en in den Leitlinien von Hinweisen auf die zugrunde liegende Literatur begleitet<br />

werden, wurde <strong>der</strong> direkte Zugriff auf die Abstracts (ca. 8.000) dieser Literatur realisiert,<br />

um dem Arzt ein Max<strong>im</strong>um an Information ohne Suchaufwand seinerseits zugänglich zu<br />

machen. Das Informationsangebot liegt in Englisch und Spanisch vor.<br />

Durch Server-Statistiken und Befragungen <strong>der</strong> Nutzer wurde ermittelt, daß weltweit jährlich<br />

ca. 70.000 Ärzte diesen Dienst in Anspruch nehmen. Hinzu kommen noch mehrere<br />

hun<strong>der</strong>ttausend Patienten. Monatlich werden bis zu 1 Million <strong>Seite</strong>n Informationen <strong>ab</strong>gerufen.<br />

D<strong>ab</strong>ei liegen die Übermittlungskosten zum Teil unter 1 Prozent <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong> herkömmlichen<br />

Informationsbeschaffung.<br />

Ergebnis:<br />

• Mit Hilfe <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Informations- und Kommunikationstechnologie lassen<br />

sich hochwertige Informationen aus dem Bereich <strong>der</strong> Medizin nicht nur dem<br />

Fachmann, son<strong>der</strong>n auch dem interessierten Laien zur Verfügung stellen.<br />

D<strong>ab</strong>ei kann diese Information stets in ihrer aktuellen Version unter min<strong>im</strong>alem<br />

Kostenaufwand <strong>ab</strong>gerufen werden.<br />

• Durch die weltweite Zugriffsmöglichkeit auf diese Art <strong>der</strong> Informationsdienste<br />

wird die globale Anhebung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Patientenversorgung auf ein<br />

hohes Niveau geför<strong>der</strong>t.<br />

112


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.8 Ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungslösung<br />

• Ein auf alle Fortbildungsthemen in den medizinischen Disziplinen orientiertes<br />

Fortbildungskonzept. Aus Kapazitätsgründen wird zunächst modellhaft das<br />

Thema des Rheumatischen Formenkreises behandelt.<br />

• Verbindung traditioneller Formen ärztlicher Fortbildung mit den neuen Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Vernetzung und <strong>der</strong> Mult<strong>im</strong>edia-Technik.<br />

• Aufsetzen des Vorh<strong>ab</strong>ens auf ein über Jahre gereiftes Tutorensystem als<br />

Software-Plattform.<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Ergänzung <strong>der</strong> bestehenden Angebote zur Fortbildung in den medizinischen<br />

Disziplinen allgemein.<br />

• Verbesserung des Wissens über Qualitätsmanagement <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

• Intensivierung <strong>der</strong> kollegialen Kooperation in Form von Qualitätszirkeln.<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Intensivierung <strong>der</strong> Kooperation zwischen ärztlichen Standesorganisationen,<br />

Universitätsinstituten, und Dienste-Anbietern auf dem Gebiet <strong>der</strong> elektronischen<br />

Wissensverbreitung zum Zweck <strong>der</strong> Sicherstellung qualitativ hochwertiger mult<strong>im</strong>edialer<br />

Fortbildungsprogramme.<br />

• Intensivierung <strong>der</strong> Nutzung von Telematik-Diensten durch nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzte.<br />

Konkrete Empfehlung <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Modellvorh<strong>ab</strong>en 3/98-10/98 zur Ausgestaltung technischer Verfahren<br />

• Erste Phase des Routineeinsatzes <strong>ab</strong> Ende 1998<br />

• Teilnahme deutschsprachiger Ärzte aus dem benachbarten Ausland vorgesehen<br />

113


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

6.8.1 <strong>Ergebnisse</strong><br />

Thema „Ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung“ 1<br />

Gegenwärtig gibt es verschiedene Versuche, die komplexe Fortbildung <strong>der</strong> Ärzte und die<br />

Vermittlung von Aspekten des Qualitätsmanagements miteinan<strong>der</strong> zu verbinden. So<br />

bearbeitet eine deutsche Gruppe von Ärzten ein Vorh<strong>ab</strong>en, Patientendaten auszuwerten<br />

und daraus praktische Hinweise für Patienten und Ärzte, <strong>ab</strong>er auch für die Fortbildung <strong>der</strong><br />

Ärzteschaft <strong>ab</strong>zuleiten (Daten-Ansatz) (s.a. Abschn. 7.7). Dieses Vorh<strong>ab</strong>en läßt sich<br />

dadurch ergänzen, das die subjektiven Bedürfnisse und drängenden Fragen <strong>der</strong> Ärzte<br />

sowie fachliche Unklarheiten gesammelt, ausgewertet und zur Gestaltung <strong>der</strong> Fortbildung<br />

aufgearbeitet werden (Fragen-Ansatz). Beide Ansätze versuchen, die bestehenden<br />

Möglichkeiten von Qualitätszirkeln zu ergänzen und die Ärzte nachhaltig in ihrer Tätigkeit<br />

zugunsten <strong>der</strong> Patienten zu unterstützen. Qualitätszirkel h<strong>ab</strong>en sich in vielen Bereichen<br />

als wirksames Instrument zur Verbesserung best<strong>im</strong>mter Aspekte <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

erwiesen.<br />

Die Verknüpfung von Qualitätssicherung und ärztlicher Fortbildung ist seit längerem das<br />

Ziel <strong>der</strong> Ärzteschaft. Hierzu gibt es Vorg<strong>ab</strong>en <strong>der</strong> Zentralstelle für ärztliche<br />

Qualitätssicherung. Inhalte werden mit dem Deutschen Senat für Ärztliche Fortbildung<br />

<strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mt und Zertifizierungsansätze für die Ausrichtung von Fortbildungsangeboten<br />

werden <strong>der</strong>zeit in verschiedenen Bundeslän<strong>der</strong>n entwickelt.<br />

Im Verlauf des Jahres 1997 wurde auf Anregung des Präsidenten des Deutschen Senats<br />

für Ärztliche Fortbildung, Herrn Prof. Eckel, Göttingen, eine ad hoc Arbeitsgruppe<br />

gebildet. Diese hat in vielen Fachgesprächen und Erörterungen nach einer Möglichkeit<br />

gesucht, vorsichtig und dennoch zielstrebig den Einsatz neuer Computermedien in <strong>der</strong><br />

ärztlichen Fortbildung zu testen 2 . Bis Oktober 1998 soll in Zusammenarbeit mit Verlagen<br />

und Universitätseinrichtungen ein Fortbildungsmodell entstehen, das bewährte<br />

traditionelle Formen <strong>der</strong> Fortbildung mit neuen Möglichkeiten <strong>der</strong> Vernetzung und <strong>der</strong><br />

Mult<strong>im</strong>edia-Technik verknüpft. Dieses Modell soll das bestehende Fortbildungsangebot<br />

nicht <strong>ab</strong>lösen, son<strong>der</strong>n ergänzen.<br />

Das Modellvorh<strong>ab</strong>en soll es Ärzten ermöglichen:<br />

• sich auch zu Hause nach individuellem Zeitplan fortzubilden,<br />

• Zeit und Aufwand für die Reise zu Veranstaltungen einzusparen,<br />

1<br />

2<br />

Autor: Otto Rienhoff<br />

Modellvorh<strong>ab</strong>en <strong>der</strong> Ärztekammer Bayern und <strong>der</strong> Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, <strong>der</strong><br />

Ärztekammer Nie<strong>der</strong>sachsen und <strong>der</strong> Deutschen Klinik für Diagnostik, in Verbindung mit dem<br />

Verlag Ullstein Medical, Wiesbaden, <strong>der</strong> InterMedical Kommunikationsgesellschaft, Wiesbaden,<br />

dem Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz und Angewandte Informatik <strong>der</strong> Universität Würzburg<br />

und <strong>der</strong> Abteilung Medizinische Informatik <strong>der</strong> Universität Göttingen.<br />

114


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

• den Aufwand für Fortbildung und Qualitätssicherung wirksamer zu gestalten,<br />

• Qualitätsmanagement und Fortbildung aufeinan<strong>der</strong> <strong>ab</strong>zust<strong>im</strong>men,<br />

• mit Freude Fortbildung zu betreiben.<br />

Das Modellvorh<strong>ab</strong>en soll den ärztlichen Körperschaften ermöglichen:<br />

• Fortbildungsveranstaltungen nach dem aktuellen Bedarf <strong>der</strong> Ärzte zu<br />

gestalten,<br />

• Fortbildung und Qualitätssicherung nach dem tatsächlichen Bedarf zu<br />

entwickeln,<br />

• Fortbildung nachvollziehbar zu zertifizieren,<br />

• den Anschluß an zeitgemäße Formen <strong>der</strong> Erwachsenenbildung zu finden,<br />

• die Dienstleistungen <strong>der</strong> Kammern zugunsten ihrer Mitglie<strong>der</strong> zu intensivieren.<br />

• Grundsätzlich sollen alle Ärzte in <strong>der</strong> Fortbildung an dem neuen Konzept<br />

teilh<strong>ab</strong>en können - die Modellphase soll sich jedoch aus Praktik<strong>ab</strong>ilitätsgründen<br />

auf nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte und Ärzte in <strong>der</strong> stationären Versorgung,<br />

die eine klinische Fortbildung anstreben, beschränken.<br />

Die <strong>im</strong> Modellvorh<strong>ab</strong>en getesteten Verfahren sollen später für alle medizinischen Disziplinen<br />

und Fortbildungsthemen geeignet sein. Im Modellvorh<strong>ab</strong>en soll jedoch eine Themenauswahl<br />

getroffen werden, um die Kosten zu begrenzen. Das Thema Rheumatischer<br />

Formenkreis, inhaltlich von Prof. Schewe, München, entwickelt, wird als Beispiel genutzt.<br />

Das Modell soll Möglichkeiten aufzeigen, wie mit mult<strong>im</strong>edialen Techniken später eine<br />

<strong>ab</strong>wechslungsreiche Fortbildung verwirklicht und am tatsächlichen Bedarf <strong>der</strong> Ärzte<br />

ausgerichtet werden kann.<br />

Während des Modellvorh<strong>ab</strong>ens soll auch eine organisatorische Lösung gefunden werden,<br />

die später einen wirtschaftlichen Routinebetrieb ermöglicht. Die Organisation soll so<br />

ausgerichtet werden, daß nicht am Modellvorh<strong>ab</strong>en beteiligte Kammern das Modell<br />

übernehmen können.<br />

Folgende sechs Bereiche sind miteinan<strong>der</strong> zu verzahnen:<br />

1. Die Ärztekammer, die die Fortbildung und Authentifizierung <strong>der</strong> Ärzte sicherstellt und<br />

den Gesamtprozeß in Abst<strong>im</strong>mung mit <strong>der</strong> Kassenärztlichen Vereinigung leitet (z.B.<br />

Bayerische Landesärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung Bayern).<br />

2. Die Ärzte in einer Kammer, die praxisnahe, erwachsenengerechte Fortbildung<br />

möglichst effizient benötigen (z.B. ein Qualitätszirkel (QZ) nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte).<br />

3. Der Serviceprovi<strong>der</strong> (1), <strong>der</strong> das Fortbildungsmaterial in Zusammenarbeit mit<br />

wissenschaftlichen Einrichtungen erstellt und entsprechend den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Kammer zusammenstellt und editiert (z.B. Verlag Ullstein Medical).<br />

115


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

4. Der Serviceprovi<strong>der</strong> (2), <strong>der</strong> den Aspekt Qualitätssicherung innerhalb <strong>der</strong> Abläufe <strong>im</strong><br />

Auftrag <strong>der</strong> Kammer organisiert und gegenüber den an<strong>der</strong>en Servicepartnern Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

spezifiziert (z.B. Zentrum Qualitätsmanagement <strong>der</strong> ÄK Nie<strong>der</strong>sachsen).<br />

5. Der Serviceprovi<strong>der</strong> (3), <strong>der</strong> die elektronischen Maßnahmen zur Fortbildung und Qualitätssicherung<br />

in sein Gesamtprogramm integriert (z.B. Akademie für Ärztliche Fortbildung).<br />

6. Externe Einrichtungen, die den Gesamtprozeß evaluieren und ggf. verifizieren (z.B.<br />

Universitätsinstitute).<br />

Im Rahmen des Modellversuches sollen das Zusammenwirken <strong>der</strong> sechs Bereiche<br />

erprobt, die jeweiligen Aufg<strong>ab</strong>en spezifiziert und die Ablauforganisation detailliert<br />

beschrieben werden.<br />

Für das Modellvorh<strong>ab</strong>en sollen als Softwarebasis u.a. die über Jahre entwickelten<br />

Tutorensysteme auf <strong>der</strong> Software-Plattform D-3 (Prof. Puppe, Würzburg) dienen. Dieses<br />

Tutorensystem präsentiert Fälle, die systematisch gelöst werden müssen. Wichtige<br />

Aspekte des Lösungsweges werden dokumentiert und anonym einer Auswertung<br />

zugeführt.<br />

Die Erweiterung <strong>der</strong> Fallbasis entsprechend den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Fortbildung und<br />

Qualitätssicherung kann später durch verschiedene Autorengruppen erfolgen. In den<br />

sechs Monaten des Modellvorh<strong>ab</strong>ens sollen nur wenige Fälle präsentiert und gelöst<br />

werden. Die Edition <strong>der</strong> Fälle nach einheitlichen inhaltlichen Qualitätsmaßstäben wird<br />

durch das Lektorat des Verlages Ullstein Medical gesichert.<br />

Das gesamte Modell beruht auf einem einfachen Regelkreis: Ärzte lösen Beispiel-Fälle<br />

auf einem Mult<strong>im</strong>edia-PC, <strong>der</strong> ihre Lösungsstrategie dokumentiert. Die anonymisierten<br />

Fallkommentare <strong>der</strong> Ärzte und die anonymisierte <strong>Dokument</strong>ation <strong>der</strong> Lösungsstrategie<br />

werden ausgewertet. Diese Auswertungen und Rahmenvorg<strong>ab</strong>en <strong>der</strong> Kammern<br />

best<strong>im</strong>men die Fallauswahl für die kommenden Fortbildungsfälle. Der Kreislauf wird mit<br />

an<strong>der</strong>en Arbeitsprozessen aus den Zuständigkeiten <strong>der</strong> Kammern bzw. <strong>der</strong><br />

Kassenärztlichen Vereinigungen verknüpft (Qualitätsmanagement, Themenauswahl <strong>der</strong><br />

Akademien etc.).<br />

Obwohl grundsätzlich anonym, kann <strong>der</strong> Prozeß für spezielle Anliegen <strong>der</strong> Ärzte (z.B.<br />

Zertifizierung) auch verbindlich organisiert werden.<br />

Das Grundprinzip kann für verschiedene Zwecke unterschiedlich erweitert werden. Einige<br />

davon sollen <strong>im</strong> Modellvorh<strong>ab</strong>en als Szenarien detailliert beschrieben werden. Im<br />

Modellversuch soll jedoch nur das Szenarium 1 getestet werden.<br />

116


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

Szenarium 1: Einsatz in Verbindung mit Qualitätszirkeln (QZ)<br />

2: Nachstudium von QZ<br />

3: Zertifizierte Fortbildung<br />

4: Themenauswahl Akademien (Medienverbund)<br />

5: Online-Informationsdienste<br />

6: Verknüpfung mit Qualitätsdokumentation aus Arztpraxen<br />

Langfristig sind auch weitergehende Szenarien denkbar - etwa <strong>der</strong> Einsatz von En<strong>ab</strong>ling-<br />

Technologien zur Übung des Raumempfindens (s. dazu auch Abschn. 6.4).<br />

117


Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

118


7 Patientenorientierte<br />

Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre<br />

Vernetzung<br />

7.1 Überblick 1<br />

Die hochgradige Spezialisierung in <strong>der</strong> Medizin und die daraus resultierende Arbeitsteilung<br />

verschiedener Versorgungseinrichtungen bei <strong>der</strong> Behandlung von kranken Menschen<br />

macht es notwendig, Diagnostik, Behandlung und Betreuung von Patienten sorgfältig<br />

zwischen den an <strong>der</strong> Versorgung beteiligten Personen und Institutionen <strong>ab</strong>zust<strong>im</strong>men.<br />

Es ist vorhersehbar, daß diese Abst<strong>im</strong>mung, Koordination und gegenseitige<br />

Information <strong>der</strong> Beteiligten durch die Unterstützung mit mo<strong>der</strong>nen Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien erheblich verbessert und beschleunigt werden kann.<br />

D<strong>ab</strong>ei stellt sich die Frage, welche Versorgungs<strong>ab</strong>läufe sinnvoll elektronisch unterstützt<br />

werden sollten und welche Infrastrukturen dafür zu welchen Kosten zu erstellen sind.<br />

Abb.: Versorgungseinrichtungen, <strong>der</strong>en Vernetzung diskutiert wird<br />

¡ ¢ £¤ ¥ ¤ ¦<br />

§ ¨© <br />

1 Peter Haas (Berichterstatter)


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Naheliegend erscheint es, mit <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Kommunikation und Kooperation von<br />

Arztpraxen untereinan<strong>der</strong> o<strong>der</strong> zwischen dem ambulanten und stationären Versorgungsbereich<br />

zu beginnen. In <strong>der</strong> Dreierbeziehung zwischen Hausarzt, nie<strong>der</strong>gelassenem<br />

Facharzt und Fach<strong>ab</strong>teilungen <strong>der</strong> Krankenhäuser kommt es durch die 'klassische'<br />

papiergestützte Kommunikation oft zu erheblichen Verzögerungen <strong>im</strong> Informationsfluß<br />

und damit zu Behin<strong>der</strong>ungen einer kontinuierlichen Behandlung <strong>der</strong> Patienten. Dies<br />

führt nicht selten zu unnötiger Doppelarbeit, zu wi<strong>der</strong>sprüchlichen o<strong>der</strong> überholten<br />

Therapien und 'last but not least' zu vermeidbaren Kosten. Die intensive interdisziplinäre<br />

Kooperation in <strong>der</strong> Medizin ist jedoch un<strong>ab</strong>dingbare Voraussetzung dafür, daß die bei<br />

vielen Patienten notwendigen komplexen Diagnose- und Therapieschritte in einem<br />

angemessenen Zeitrahmen erfolgen können.<br />

Facetten <strong>der</strong> informationstechnologischen Unterstützung <strong>der</strong> ambulant-stationären<br />

Verzahnung sind z.B:<br />

• Einrichtung kommunikationsfähiger Computersysteme in allen Krankenhäusern,<br />

Arztpraxen und Pflegestationen<br />

• Erarbeitung einer standardisierten <strong>Dokument</strong>ation (Elektronisches Krankenblatt),<br />

verbindlich für alle Teilnehmer.<br />

• elektronische Übermittlung von Befunden und Arztbriefen zwischen Ärzten in<br />

Krankenhaus, Praxis und an<strong>der</strong>en Versorgungseinrichtungen<br />

• Erstellung eines elektronischen Formular- und Auftragswesens<br />

• Elektronische Leistungs<strong>ab</strong>rechnung durch alle Beteiligten, einschließlich <strong>der</strong><br />

gefor<strong>der</strong>ten <strong>Dokument</strong>ation<br />

• Nutzung einer für alle an <strong>der</strong> Behandlung Beteiligten einsehbaren Patientenakte,<br />

einschließlich fortlaufen<strong>der</strong> Befund- und Medikamentendokumentation,<br />

(nur mit ausdrücklichem Einverständnis des jeweiligen Patienten).<br />

• Telekonsultation entfernt ansässiger Spezialisten (Videokonferenzen mit<br />

gemeinsamen Zugriff auf Befunde)<br />

• Auskunftssysteme über Leistungsspektrum nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte und Krankenhäuser,<br />

ggf. mit Terminbuchung;<br />

• Betreuung von Risikopatienten Zuhause (Home Care) und Überwachung von<br />

Vitalfunktionen<br />

Um solche Unterstützung zu leisten, bedarf es <strong>ab</strong>er in den einzelnen Versorgungseinrichtungen<br />

des Aufbaus einer informationstechnologischen Infrastruktur mit entsprechenden<br />

kommunikationsfähigen Informationssystemen. Mehr als 150 verschiedene Computer-<br />

Systeme für nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte und sehr unterschiedlich ausgeprägte Krankenhaus-<br />

Informations-Systeme (KIS) bedürfen <strong>der</strong> Harmonisierung bzw. informationstechnischer<br />

Anpassung (Schnittstellen).<br />

120


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Eine verfügbare informationstechnisch gestützte Verzahnung ermöglicht nicht nur<br />

innerhalb einer Versorgungsinstitution son<strong>der</strong>n auch Institutionen übergreifend ein Qualitätsmanagement<br />

auf hohem Niveau. Dies kann orientiert an <strong>der</strong> Behandlung einzelner<br />

Patienten (case management) o<strong>der</strong> <strong>ab</strong>er auch für eine definierte Patientenpopulation<br />

diagnosebezogen (desease management) erfolgen. D<strong>ab</strong>ei muß <strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong><br />

Bemühungen die Entwicklung von Qualitätsindikatoren und entsprechen<strong>der</strong> Leitlinien<br />

sowie <strong>der</strong>en Validierung und letztlich <strong>der</strong>en Umsetzung stehen. Auf dieser Grundlage<br />

könnte dann unter Verwendung standardisierter <strong>Dokument</strong>ation, eine institutionsübergreifende<br />

Kommunikation, Qualitätsmanagement und Auswertung <strong>der</strong> <strong>Ergebnisse</strong> des<br />

Bemühens (Evaluation) möglich werden. Neben den bereits vorangehend erwähnten<br />

Effekten die sich bei einer Vernetzung auch auf die Qualität <strong>der</strong> Versorgung auswirken,<br />

gibt es weitere positive Effekte für Patient, Leistungserbringer und Kostenträger durch<br />

den Einsatz von Leitlinien und Standards wie:<br />

Anwendungsfel<strong>der</strong><br />

Leitlinien und Standardisierung<br />

Patient Leistungserbringer Kostenträger<br />

<br />

<br />

Kontakt zwischen<br />

Patient und Arzt<br />

rascher Zugang zu<br />

aktuellem Wissen<br />

Entscheidungssicherheit<br />

Innerhalb einer<br />

Versorgungseinrichtung<br />

Rational begründete,<br />

d.h. evidenzbasierte<br />

Behandlung<br />

Wirksamkeit<br />

Transparenz<br />

<strong>der</strong> Abläufe<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung<br />

Rechtssicherheit<br />

rascher Zugang<br />

Effizienzsteigerung<br />

Qualitätssicherung<br />

Aktualität<br />

Kenntnis<br />

Einheitliche<br />

Anwendung<br />

Transparenz<br />

komplexer<br />

Vorgänge<br />

Über verschiedene<br />

Versorgungseinrichtungen<br />

hinweg<br />

Transparenz<br />

<strong>der</strong> Angebote<br />

Gezielte Auswahl<br />

<br />

<strong>der</strong> Behandlungseinrichtung<br />

<br />

Vergleichbarkeit<br />

Überprüfung u.<br />

Validierung<br />

Qualitätsmanagement<br />

Diffusion<br />

Gesundheitsökonomische<br />

Bewertung<br />

von Leitlinien<br />

Budgetsteuerung<br />

Damit erweitert sich die Liste <strong>der</strong> bereits aufgeführten Facetten um die Möglichkeiten,<br />

medizinisches Wissen und Leitlinien in adäquater Weise für Patienten und medizinisches<br />

Fachpersonal nutzbar und verfügbar zu machen.<br />

Wird <strong>der</strong> Patient selbst als aktives Element in den Versorgungsprozeß mit einbezogen,<br />

ergeben sich vielseitige Möglichkeiten, die unter dem Begriffen "Patientenautonomie" und<br />

"Home Care" subsumiert werden können. Die Stärkung <strong>der</strong> Autonomie, <strong>der</strong> Selbstbest<strong>im</strong>mung<br />

und Selbstverantwortung des Patienten sollte ein Resultat <strong>der</strong> Patientenorientierung<br />

<strong>der</strong> Versorgungs<strong>ab</strong>läufe <strong>der</strong> Zukunft sein. Das Verbleiben eines kranken<br />

älteren Menschen in den eigenen vier Wänden, die Erhaltung seiner Selbständigkeit<br />

durch den Einsatz mo<strong>der</strong>ner Informations- und Kommunikationstechnik (Telemedizin) ist<br />

121


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

ein weiterer Aspekt patientenorientierter Versorgung, <strong>der</strong> mit dem englischen Begriff <strong>der</strong><br />

Home Care umschrieben wird.<br />

Home-Care wird als Konzept definiert, eine gesundheitliche Fernbetreuung zwischen<br />

einer medizinischen Einrichtung (z.B. einem nie<strong>der</strong>gelassenen Arzt, einer Pflegeeinrichtung<br />

o<strong>der</strong> auch einem Krankenhaus) und einem <strong>im</strong> häuslichen Umfeld lebenden<br />

Patienten sicherzustellen. Dies soll unter Zuhilfenahme mult<strong>im</strong>edialer Informationsübertragungen<br />

(z.B. Sprache, Bild, EKG, Blutdruck o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Parameter) unter <strong>der</strong><br />

Voraussetzung einer geeigneten Telekommunikationsinfrastruktur ermöglicht werden.<br />

Dazu bedarf es nicht nur <strong>der</strong> geeigneten Technik bei den Versorgungseinrichtungen<br />

(Krankenhaus, Arztpraxis, Pflegeeinrichtung), son<strong>der</strong>n auch be<strong>im</strong> Patienten. Der Aufwand<br />

ist erheblich. Eine Kosten-/Nutzen<strong>ab</strong>wägung sollte daher den erfor<strong>der</strong>lichen Investitionen<br />

vorausgehen.<br />

Zur Einführung <strong>der</strong> vorangehend beschriebenen Vernetzung und <strong>der</strong>en breiten Nutzung<br />

bedarf es einer informationstechnischen Infrastruktur, die geeignet ist, alle wichtigen<br />

Informationen sicher und schnell zu kommunizieren. D<strong>ab</strong>ei ergeben sich zwei grundsätzliche<br />

Möglichkeiten: Die sog. "online-Kommunikation" über (Telefon-)Netze und/o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Einsatz von "intelligenten Chipkarten" sog. Smart Cards. Mit Chipkarten ist es<br />

möglich, relevante Patienteninformationen auf einer solchen Karte, die <strong>der</strong> Patient stets<br />

bei sich trägt, zu speichern und regelmäßig zu aktualisieren. Bei einer<br />

Krankenhausaufnahme o<strong>der</strong> Arztkonsultation können die Daten, sofern <strong>der</strong> Patient<br />

zust<strong>im</strong>mt, ausgelesen und verwertet werden. Eine bekannte administrative Anwendung<br />

ist die Krankenversichertenkarte in Deutschland (KVK). Darüber hinaus wurden <strong>ab</strong>er in<br />

einzelnen Projekten bereits Karten für definierte Patientengruppen wie Di<strong>ab</strong>etiker,<br />

Dialysepatienten und Herzpatienten auf freiwilliger Basis erprobt. Allen Ansätzen<br />

gemeinsam ist das Ziel einer besseren Patientenversorgung, namentlich <strong>der</strong> chronisch<br />

Kranken. Auch hier werden Kosten-/Nutzen Abwägungen das weitere Schicksal dieser<br />

Anwendungsart best<strong>im</strong>men. Es ist <strong>ab</strong>zusehen, daß die Gewährleistung einer vertrauenswürdigen<br />

Kommunikation in <strong>der</strong> Medizin wie in <strong>der</strong> Gesundheitsverwaltung auf die<br />

Kartentechnik angewiesen sein wird. Die Identifikation berechtigter Teilnehmer in medizinischen<br />

Netzen wird ebenso wie die Verschlüsselung <strong>der</strong> sensiblen Patienteninformationen<br />

nur gewährleistet sein, wenn alle Gesundheitsberufe über einen elektronischen<br />

Ausweis, eine Karte für die Gesundheitsberufe verfügen, die ihnen auch die elektronische<br />

Unterschrift ("Digitale Signatur") unter alle <strong>Dokument</strong>e ermöglicht. Die bereits erwähnte<br />

Alternative zu den Karten stellen die Netze dar: Elektronische Netze sollen<br />

Rechnersysteme verschiedener Versorgungseinrichtungen verbinden um einen schnellen<br />

und sicheren Informationsaustausch zu ermöglichen.<br />

122


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

In den nachfolgenden sechs Kapiteln, 7.1 bis 7.6, gehen Experten vertiefend auf die<br />

Möglichkeiten und Grenzen patientenorientierter Versorgungs<strong>ab</strong>läufe mittels TELEMATIK<br />

ein.<br />

123


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.2 Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgung<br />

124<br />

Spektrum <strong>der</strong> Anwendungen<br />

• elektronische Übermittlung von Befunden und Arztbriefen zwischen Ärzten in<br />

Krankenhaus, Praxis und an<strong>der</strong>en Versorgungseinrichtungen<br />

• elektronische Formular- und Auftragsübermittlung<br />

• Leistungs<strong>ab</strong>rechnung einschließlich <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten <strong>Dokument</strong>ation<br />

• Erstellung und Nutzung einer für alle an <strong>der</strong> Behandlung Beteiligten (mit<br />

Einverständnis des Patienten) einsehbaren Patientenakte<br />

• Telekonsultation (Videokonferenzen mit gemeinsamen Zugriff auf Befunde)<br />

• Auskunftssysteme über Leistungsangebote nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte („virtuelles<br />

Praxisschild“) und Krankenhäuser mit Terminbuchung;<br />

• Home Care und Überwachung von Vitalfunktionen<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Zeitverkürzung zwischen Leistung und Informationsübermittlung<br />

• Verbesserung des Behandlungsmanagements mit schneller Notfallversorgung<br />

• Verkürzung <strong>der</strong> Gesamtbehandlungsdauer<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an den Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Befundübermittlung und patientenbezogene Auskunftssysteme h<strong>ab</strong>en große<br />

Breitenwirkung für den Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Entwicklung bzw. Einsatz definierter Standards für die Kommunikation medizi<br />

nischer und administrativer Daten o<strong>der</strong> entsprechen<strong>der</strong> Komponenten<br />

• Entwicklung und Einsatz von Sicherheitsinfrastrukturen<br />

• <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mter und koordinierter Aufbau von dezentralen Gesundheitsnetzwerken<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Verankerung telemedizinischer Leistungen in den Gebührenordnungen.<br />

• Verankerung telemedizinischer Leistungen <strong>im</strong> ärztlichen Berufsrecht.<br />

• Prüfung weiterer Rechtskreise (Strafrecht, Strafprozeßordnung, etc.) auf<br />

mögliche relevante Regelungen für die Einführung und Durchführung telemedizinischer<br />

Leistungen <strong>im</strong> ärztlichen und pflegerischen Bereich.<br />

• Sicherstellung <strong>der</strong> Kompatibilität <strong>der</strong> Systeme <strong>im</strong> stationären und ambulanten<br />

Bereich zur Gewährleistung einer vollständigen und korrekten Übermittlung<br />

medizinischer und administrativer Informationen.<br />

• Definition von Abrechnungspositionen für telematikgestützte Dienstleistungen <strong>im</strong><br />

ambulanten Bereich, um die Refinanzierung <strong>der</strong> Investitionskosten und <strong>der</strong><br />

laufenden Kosten zu ermöglichen.<br />

• Anpassung <strong>der</strong> Entgeltordnungen <strong>im</strong> stationären Bereich zur Berücksichtigung<br />

des Einsatzes patientenorientierter Telematikdienste.<br />

• Aufzeigen und Realisierung von Einsparpotentialen.<br />

• Laufende Evaluation <strong>der</strong> Effekte <strong>der</strong> telematikgestützten Diagnostik und<br />

Therapie und des Austausches von entsprechenden Informationen zwischen<br />

dem ambulanten und stationären Bereich.<br />

• Erschließung und Nutzung neuer Möglichkeiten <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> medizinischen<br />

Versorgung mit <strong>der</strong> Unterstützung patientenorienter Telematikdienstleistungen<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen.


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.2.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

Themengruppe „Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgung“ 1<br />

7.2.1.1 Allgemeine Ausgangssituation und Schwachstellen<br />

Die hochgradige Spezialisierung in <strong>der</strong> Medizin macht es in zunehmenden Maße notwendig,<br />

die Behandlung und Betreuung von Patienten sorgfältig zwischen den an <strong>der</strong><br />

Gesundheitsversorgung beteiligten Personen und Institutionen <strong>ab</strong>zust<strong>im</strong>men. Nur so<br />

kann eine opt<strong>im</strong>ale - zeitnahe und problemorientierte - medizinische Versorgung gewährleistet<br />

werden.<br />

Unter dem Stichwort 'Verzahnung' wird von <strong>der</strong> Gesundheitspolitik und vielen Akteuren<br />

des Gesundheitswesens seit langem eine bessere Verbindung <strong>der</strong> ambulanten und<br />

stationären Versorgungsbereiche gefor<strong>der</strong>t. Diese wird in <strong>der</strong> Praxis jedoch noch zu<br />

selten umgesetzt. So hat auch die bisherige 'Gesundheitsstruktur'gesetzgebung bislang<br />

wenig an den sektoral orientierten Strukturen und Funktionen des Gesundheitswesens<br />

verän<strong>der</strong>t.<br />

Bei den nicht zuletzt interessens- und berufspolitisch geprägten Diskussionen um eine<br />

bessere Verzahnung <strong>der</strong> ambulanten und stationären Versorgung stehen zumeist<br />

Modelle <strong>der</strong> personellen o<strong>der</strong> institutionellen Verzahnung (Belegarztwesen, Chefarztermächtigungen,<br />

Institutsambulanzen o<strong>der</strong> institutionelle Verbindungen z.B. durch Einrichtung<br />

gemeinsam genutzter Einrichtungen <strong>der</strong> Hochleistungsmedizin) <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund.<br />

D<strong>ab</strong>ei wird oftmals zu wenig beachtet, daß Lösungsansätze für eine Verzahnung <strong>der</strong><br />

Versorgung auch auf einer völlig an<strong>der</strong>en Ebene existieren: Durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

technologischen und organisatorischen Infrastruktur könnte - bei Erhaltung <strong>der</strong> bestehenden<br />

organisatorischen Grundstrukturen - eine neue Form <strong>der</strong> „verzahnten“ Zusammenarbeit<br />

auf <strong>der</strong> Basis einer einheitlichen und gemeinsamen elektronischen Krankenakte<br />

erreicht werden.<br />

Die heute und zukünftig für das Gesundheitswesen verfügbaren Telematikanwendungen<br />

(auch die Telemedizin <strong>im</strong> engeren Sinne) eröffnen grundsätzlich neue Chancen für<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> medizinischen Versorgung. Diese beinhalten zunächst Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> technologischen Infrastruktur, die in zweiter Linie dann auch einen sachlichlogischen<br />

Strukturwandel herbeiführen könnten.<br />

Zusammenfassend kann <strong>der</strong> heutige Stand <strong>der</strong> Kooperation und Kommunikation <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen unter Berücksichtigung des tatsächlich technisch Möglichen noch<br />

keinesfalls als zufriedenstellend bezeichnet werden. Im jeweiligen Dreiecksverhältnis z.B.<br />

1 Stephan H. Schug (Berichterstatter), Karin Bär, Merte Bosch, Peter Haas<br />

125


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

von Hausarzt, nie<strong>der</strong>gelassenem Facharzt und Fach<strong>ab</strong>teilung <strong>im</strong> Krankenhaus kommt es<br />

durch die „klassischen“ papiergestützten Kooperations- und Kommunikationsformen oft<br />

zu erheblichen Verzögerungen <strong>im</strong> Informationsfluß und damit zu Behin<strong>der</strong>ungen des<br />

Behandlungs<strong>ab</strong>laufes. Dies führt zu unnötigen Doppelarbeiten und vermeidbaren Kosten.<br />

Schwachstellen <strong>der</strong> klassischen Kooperations- und Kommunikationsformen sind 2 :<br />

• Verzögerung bei <strong>der</strong> Erstellung und Weiterg<strong>ab</strong>e von Befunden und<br />

Arztbriefen<br />

• keine gemeinsame Nutzung von Voruntersuchungen und Vorbefunden<br />

• keine opt<strong>im</strong>ale Verlaufskontrollen (teilweise aufgrund des fehlenden<br />

Vertrauens zu den Untersuchern und Untersuchungsmethoden <strong>im</strong> jeweils<br />

an<strong>der</strong>en Versorgungssegment)<br />

• zum Teil Mehrfacherbringung <strong>der</strong> gleichen Leistung aufgrund fehlen<strong>der</strong><br />

Information über die durchgeführten Maßnahmen von mitbehandelnden<br />

Einrichtungen<br />

• keine Abst<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Behandlungsplanung bzw. <strong>der</strong> diagnostisch/-<br />

therapeutischen Entscheidungsprozesse zwischen den Beteiligten.<br />

• zeitaufwendige Termin<strong>ab</strong>st<strong>im</strong>mung.<br />

Es besteht daher ein erheblicher Bedarf, die Kooperation <strong>im</strong> Gesundheitswesen durch<br />

eine schnellere und umfassen<strong>der</strong>e - und d<strong>ab</strong>ei gleichzeitig sichere - Kommunikation zu<br />

verbessern. Dieses Potential zu erschließen ist eine dringende Aufg<strong>ab</strong>e, da die intensive<br />

interdisziplinäre Kooperation in <strong>der</strong> Medizin zunehmend zur un<strong>ab</strong>dingbaren Voraussetzung<br />

dafür wird, daß die bei vielen Patienten notwendigen komplexen Diagnose- und<br />

Therapieschritte in einem angemessenen Zeitrahmen erfolgen können. Insofern bedingt<br />

die Verbesserung <strong>der</strong> Informationsweiterg<strong>ab</strong>e an den ambulant-stationären und stationärambulanten<br />

Schnittstellen für die Patienten nicht nur die Vermeidung von lästigen Wartezeiten,<br />

unnötigen Doppeluntersuchungen und an<strong>der</strong>en unkoordinierten Behandlungen,<br />

son<strong>der</strong>n trägt wesentlich zu den Behandlungserfolgen bei. Damit best<strong>im</strong>mt die Koordination<br />

<strong>der</strong> gesamten Versorgungskette von <strong>der</strong> Erstdiagnose bis zur Nachsorge das<br />

Patientenschicksal in vergleichbarem Maße wie die Qualität <strong>der</strong> einzelnen medizinischen<br />

Maßnahmen.<br />

Für diese Abst<strong>im</strong>mung wird eine aussagekräftige <strong>Dokument</strong>ation aller diagnostischen und<br />

therapeutischen Maßnahmen <strong>im</strong> Versorgungs<strong>ab</strong>lauf benötigt. Auf dieser Grundlage<br />

2<br />

Einige dieser Schwachstellen konnten z.B. bei einer Umfrage <strong>im</strong> Rahmen eines Projekts zur<br />

Qualitätssicherung an <strong>der</strong> Schnittstelle ambulant/stationärer Versorgung in Dresden aufgedeckt<br />

werden: Dort wurde am Beispiel <strong>der</strong> Diagnosen Mamma - und Prostatakarzinom die<br />

Zusammenarbeit <strong>der</strong> Versorgungsebenen ambulant und stationär hinsichtlich Diagnostik,<br />

Therapie und Nachbehandlung untersucht. Bei einer Fragebogenaktion an 600 Hausärzte und<br />

520 nie<strong>der</strong>gelassene Fachärzte (Gynäkologen, Chirurgen, Urologen) wurde die<br />

Zusammenarbeit mit den Klinken und Krankenhäusern insgesamt positiv bewertet. Kritisiert<br />

wurde jedoch die zu späte Übermittlung des Entlassungsberichts bis hin zum völligen Fehlen<br />

von Informationen nach stationärer Behandlung.<br />

126


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

können - das Einverständnis des Patienten zur Dateneinsicht vorgesetzt - die beteiligten<br />

Ärzte und ggf. an<strong>der</strong>e Angehörige des Gesundheitswesens gemeinsam und transparent<br />

den individuellen Behandlungsplan gestalten und umsetzen.<br />

7.2.1.2 Facetten <strong>der</strong> informationstechnologischen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

Basierend auf <strong>der</strong> beschriebenen Ausgangssituation bieten sich eine Reihe von Lösungsansätzen<br />

an, die nach <strong>der</strong> hauptsächlichen Zielsetzung in zwei Klassen einzuteilen sind:<br />

Einerseits jene Lösungen, die <strong>im</strong> wesentlichen die gegenseitige Informiertheit z.B. durch<br />

eine gemeinsame elektronische <strong>Dokument</strong>ation o<strong>der</strong> den schnellen Befundaustausch<br />

ermöglichen, an<strong>der</strong>erseits jene Lösungen, die <strong>im</strong> wesentlichen die gemeinsame Kooperation<br />

stärken und eine organisatorische Unterstützung darstellen. Im einzelnen bieten sich<br />

die nachfolgend aufgezeigten Unterstützungsmöglichkeiten an, die überwiegend mit konkreten<br />

Fallbeispielen o<strong>der</strong> „Szenarios“ veranschaulicht werden:<br />

• elektronische Übermittlung von Befunden und Arztbriefen zwischen Ärzten in<br />

Krankenhaus, Praxis und an<strong>der</strong>en Versorgungseinrichtungen<br />

• elektronische Formular- und Auftragsübermittlung<br />

• Leistungs<strong>ab</strong>rechnung einschließlich <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten <strong>Dokument</strong>ation<br />

• Erstellung und Nutzung einer für alle an <strong>der</strong> Behandlung Beteiligten (mit<br />

Einverständnis des Patienten) einsehbaren Patientenakte<br />

• Telekonsultation (Videokonferenzen mit gemeinsamen Zugriff auf Befunde)<br />

• Auskunftssysteme über Leistungsangebote nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte<br />

(„virtuelles Praxisschild“) und Krankenhäuser mit Terminbuchung;<br />

• Home Care und Überwachung von Vitalfunktionen<br />

Schnelle Übermittlung von Befunden:<br />

Werden in den einzelnen Versorgungsinstitutionen wie Arztpraxis o<strong>der</strong> Krankenhaus<br />

EDV-Systeme für die medizinische <strong>Dokument</strong>ation eingesetzt, liegt eine Verbindung<br />

dieser Systeme zum schnellen Datenaustausch auf <strong>der</strong> Hand. Wie bereits erfolgreich <strong>im</strong><br />

ambulanten Bereich zwischen Praxen und L<strong>ab</strong>orgemeinschaften - wo L<strong>ab</strong>orergebnisse<br />

online vom L<strong>ab</strong>or in die Praxis mittels eines definierten Kommunikationsstandards (jetzt<br />

L<strong>ab</strong>ordatenträger [LDT] des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung) übertragen<br />

werden - o<strong>der</strong> <strong>im</strong> stationären Bereich in großen Kliniken - wo eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

medizinischer Informationssysteme miteinan<strong>der</strong> kommuniziert - eingesetzt,<br />

könnte auch zwischen Arztpraxis und Klinik <strong>der</strong> Befundaustausch direkt elektronisch<br />

geschehen. Dies würde zu kürzeren und effektiveren Behandlungen führen, wobei dem<br />

Patienten ggf. unnötige Doppeluntersuchungen erspart bleiben. D<strong>ab</strong>ei kann es sich bei<br />

den übermittelten Daten auch um Bildinformationen wie Röntgenbil<strong>der</strong>, Elektrokardiogramme<br />

(EKGs) etc. handeln.<br />

127


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Institutionsübergreifendes Behandlungsmanagement:<br />

Die Kontinuität <strong>der</strong> Versorgung von Patienten, <strong>der</strong>en Erkrankungen sowohl eine<br />

ambulante wie auch stationäre Behandlung notwendig machen, kann durch eine frühzeitige<br />

Zusammenarbeit aller am Behandlungsprozeß Beteiligten - z.B. schon in <strong>der</strong><br />

Phase <strong>der</strong> Behandlungsplanung - gewährleistet werden. Die Zusammenarbeit wird durch<br />

eine einheitliche und gemeinsame elektronische (mult<strong>im</strong>ediale) Patientenakte bzw. einen<br />

entsprechenden Zugriff auf patientenbezogene Informationen (ggf. auch auf Chipkarten)<br />

<strong>im</strong> Sinne einer virtuellen Patientenakte wesentlich unterstützt. Die Einbindung <strong>der</strong> neuen<br />

Informationstechnologien unmittelbar in den Versorgungs<strong>ab</strong>lauf macht gleichzeitig neue<br />

Formen <strong>der</strong> wissensbasierten Entscheidungsunterstützung möglich.<br />

Zugriff auf gemeinsame Langzeitdokumentation. Neben <strong>der</strong> Behandlung von akuten<br />

Erkrankungen rückt in den Industrienationen <strong>im</strong>mer mehr die Therapie von chronischen<br />

und geriatrischen Erkrankungen in den Vor<strong>der</strong>grund. Die betroffenen Patienten bedürfen<br />

einer kontinuierlichen und auch langfristig konsequenten Behandlung. Diese sollte<br />

opt<strong>im</strong>al durch eine institutionsübergreifende medizinische Langzeitdokumentation in Form<br />

einer für die an <strong>der</strong> Behandlung Beteiligten einsehbaren elektronischen Krankenakte<br />

unterstützt werden. Die jetzt verfügbaren neuen Technologien erlauben es, künftig diese<br />

medizinische <strong>Dokument</strong>ation verteilt in den einzelnen Einrichtungen (Klinik und Praxis)<br />

o<strong>der</strong> auch auf einer Chipkarte zu führen und nur über eine durch den Patienten erteilte<br />

Autorisierung zugänglich zu machen.<br />

Fragen wie: Welche medizinische Vorgeschichte hat <strong>der</strong> chronische Patient? Welche<br />

Untersuchungen und Behandlungen wurden bereits durchgeführt? Hat <strong>der</strong> Patient<br />

Allergien o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Risikofaktoren? etc. sind effizient beantwortbar. Erste Projekte und<br />

Erfolge einer solchen Langzeitdokumentation gibt es in <strong>der</strong> Tumorbehandlung, bei <strong>der</strong><br />

Di<strong>ab</strong>etesbehandlung und in <strong>der</strong> Kardiochirurgie.<br />

Leitlinien und entscheidungsunterstützende Behandlungs<strong>ab</strong>laufpläne. Bei den<br />

Bemühungen um eine Verbesserung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Krankenversorgung kommt Leitlinien<br />

(auch Standards, Empfehlungen) für Diagnostik und Therapie sowie detaillierten,<br />

entscheidungsunterstützenden Behandlungs<strong>ab</strong>laufplänen (Diagnostic and Therapeutic<br />

Pathways) eine zentrale Rolle zu. Durch die ubiquitäre Verfügbarkeit dieser allgemeinen<br />

Vorschläge sowie <strong>der</strong>en gemeinsame Adaption an die individuelle Situation des Patienten<br />

können alle an <strong>der</strong> Behandlung beteiligten Ärzte frühzeitig ein <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mtes konsensfähiges<br />

Vorgehen festlegen und transparent umsetzen. Dies schließt in geeigneten Fällen<br />

eine sorgfältige Krankenhausentlassungsplanung ein. Durch einen solchen übergreifenden<br />

Behandlungsplan für den gesamten Behandlungsprozeß, <strong>der</strong> - un<strong>ab</strong>hängig vom<br />

Versorgungssegment, in dem <strong>der</strong> Patient gerade behandelt wird - stets verfügbar ist,<br />

entsteht auch ein Bezugsrahmen für eine aussagekräftige medizinische <strong>Dokument</strong>ation,<br />

die von den am Behandlungsprozeß Beteiligten fortlaufend durch Befunde, <strong>Ergebnisse</strong><br />

128


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

und neue diagnostisch-therapeutische Erkenntnisse vervollständigt wird. Eine solche<br />

vorausschauende Informationsvernetzung bietet wesentliche Chancen zur Ergänzung <strong>der</strong><br />

personellen und/o<strong>der</strong> institutionellen Verzahnung und gleichzeitig auch zu einer<br />

Erfassung von längerfristigen Behandlungserfolgen.<br />

Kooperationsunterstützung/Serviceleistung:<br />

Die Zusammenarbeit zwischen nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten und den Krankenhäusern in <strong>der</strong><br />

Region wird häufig durch fehlende Informationen über die Angebote/Leistungen <strong>der</strong><br />

Krankenhäuser und Arztpraxen und vor allem auch durch einen hohen zeitlichen Aufwand<br />

für Terminvereinbarungen und Überweisungen behin<strong>der</strong>t.<br />

Mittels umfangreicher Darstellung des eigenen Leistungsangebotes in einem geeigneten<br />

Datennetz können Krankenhäuser und Ärzte (aktuelles Stichwort: „virtuelles<br />

Praxisschild“) ihr Angebot für Bürger und Patienten sowie an<strong>der</strong>e<br />

Versorgungsinstitutionen transparenter machen. Ein Arzt kann dann schnell und effizient<br />

jene Kliniken heraussuchen, die für eine best<strong>im</strong>mte stationäre Behandlung in Frage<br />

kommen. Werden darüber hinaus Verfahren <strong>der</strong> Terminbuchung und Überweisung (mit<br />

Übermittlung von Anamnese, Vorbefunden und an<strong>der</strong>en relevanten Informationen)<br />

elektronisch unterstützt, tritt eine erhebliche Effektivierung <strong>der</strong> Zusammenarbeit ein. Der<br />

ambulant tätige Arzt kann seinen Patienten schneller und genauer über von ihm<br />

vorgesehene Eingriffs- o<strong>der</strong> Untersuchungstermine in an<strong>der</strong>en Institutionen unterrichten<br />

und unaufwendig alle nötigen Ang<strong>ab</strong>en aus seiner medizinischen <strong>Dokument</strong>ation heraus<br />

direkt an das Krankenhaus übermitteln. Umdispositionen, Stornierungen etc. sind schnell<br />

und effizient möglich. Dies erhöht die Flexibilität für Patient und Arzt.<br />

Erweiterte Möglichkeiten für Home-Care-Ansätze:<br />

Home Care versteht sich als Verlagerung von traditionell <strong>im</strong> stationär-klinischen Umfeld<br />

durchgeführten Behandlungsmaßnahmen in den ambulanten Bereich, in diesem Fall in<br />

das häusliche Umfeld <strong>der</strong> Patienten. Dies betrifft z.B. die Versorgung von schweren<br />

Pflegefällen sowie die Überwachung von Patienten in <strong>der</strong> Reh<strong>ab</strong>ilitätionsphase o<strong>der</strong> nach<br />

stationären Eingriffen, die beson<strong>der</strong>e Maßnahmen wie etwa künstliche Ernährung per<br />

Sonde, Port o<strong>der</strong> intravenösem Katheter benötigen. Diese Maßnahmen müssen <strong>im</strong><br />

Rahmen <strong>der</strong> Krankenhausentlassungsplanung vorbereitet sowie intensiv ärztlich und<br />

pflegerisch überwacht werden. Gleichzeitig muß eine ausreichende Schulung und<br />

dauerhafte Betreuung und Beratung <strong>der</strong> Angehörigen sichergestellt werden.<br />

In dieser Situation ist eine enge Verzahnung von Krankenhaus, nie<strong>der</strong>gelassenem Arzt<br />

und ambulantem Pflegedienst notwendig. Mit Telematik-Diensten kann hier eine weit über<br />

das übliche Maß hinausgehende Kooperation erfolgen, die auch die Möglichkeiten des<br />

Patienten und <strong>der</strong> Angehörigen zur Mithilfe miteinbezieht.<br />

129


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

So können bei Bedarf <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> Überwachung wie Vitalwerte, EKGs, Cardiotokogramme<br />

(CTGs) etc. direkt telemetrisch aus dem häuslichen Umfeld <strong>der</strong> Patienten an<br />

das Behandlungsteam <strong>im</strong> Krankenhaus übermittelt werden. Dort kann das stationäre<br />

Team in Kooperation mit <strong>der</strong> Arztpraxis die weiteren Versorgungsschritte <strong>ab</strong>st<strong>im</strong>men,<br />

wobei z.B. Entscheidungen zu einer erneuten Einweisung kompetent und schnell<br />

getroffen werden können. Gleichfalls können unter Verwendung von Internettechniken<br />

individualisierte Informationen (z.B. Plan für die schrittweise Umstellung auf die orale<br />

Ernährung) für Patienten und Angehörige in jeweils aktualisierter Form zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

7.2.1.3 Projektskizzen<br />

Schnelle Befundübermittlung:<br />

Fallstudie 1<br />

Da heute aus Finanzierungs- und Auslastungsüberlegungen nicht mehr alle technischen<br />

Möglichkeiten zur Diagnostik überall vorgehalten werden können, kooperiert ein kleineres<br />

Krankenhaus mit einer radiologischen Schwerpunktpraxis/Radiologischen Zentrum und<br />

einer externen L<strong>ab</strong>orgemeinschaft in <strong>der</strong>selben Stadt. Wird ein Patient zum Röntgen<br />

gebracht, braucht er danach nicht mehr auf die Bil<strong>der</strong> und den Befund zu warten, um<br />

diese mit zurückzunehmen, son<strong>der</strong>n die Praxis übermittelt diese direkt nach Fertigstellung<br />

per Datenfernübertragung an das Krankenhaus. Dort werden die neuen Informationen<br />

automatisch in die medizinische Akte des Patienten eingefügt, gleichzeitig wird eine<br />

Nachricht an den gerade zuständigen bzw. diensth<strong>ab</strong>enden Arzt entwe<strong>der</strong> auf dessen<br />

Bildschirm o<strong>der</strong> den Pieper erzeugt, die ihn über das Eintreffen neuer Befunde<br />

unterrichtet.<br />

Gleichzeitig erhält das Krankenhaus auch L<strong>ab</strong>orergebnisse <strong>der</strong> L<strong>ab</strong>orgemeinschaft über<br />

das übliche Datenaustauschverfahren, diese werden ebenso in die Akte einsortiert und<br />

<strong>der</strong> Arzt benachrichtigt. So stehen alle Informationen dem Arzt für seine Arbeit frühestmöglich<br />

zur Verfügung. Bei Fragen zum radiologischen Befund kann er <strong>im</strong> Rahmen eines<br />

teleradiologischen Konzils mit dem Radiologen in <strong>der</strong> Arztpraxis die Bil<strong>der</strong> besprechen.<br />

Der Hausarzt und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> einweisende Facharzt werden ebenso per Datenfernübertragung<br />

über den Behandlungsverlauf und -fortschritt informiert, indem automatisch die<br />

wichtigsten Befunde übermittelt werden. Nach Entlassung des Patienten stehen den<br />

betroffenen Ärzten <strong>im</strong> ambulanten Bereich alle notwendigen Informationen für die<br />

Weiterbehandlung zeitnah und korrekt zur Verfügung.<br />

Fallstudie 2<br />

In <strong>der</strong> Notfallversorgung zählt jede Sekunde. In <strong>der</strong> Regel erfolgt <strong>der</strong> Informationsaustausch<br />

zwischen Notarzt und Krankenhausarzt direkt nach Eintreffen in <strong>der</strong> Notfallambulanz<br />

überwiegend mündlich und unter hektischen Bedingungen. Eine Kommune hat<br />

hingegen alle ihre Rettungswagen mit Notebooks bzw. Subnotebooks o<strong>der</strong> Handhelds<br />

130


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

(PDAs) ausgestattet. Unmittelbar am Notfallort und während des Transports werden die<br />

Informationen <strong>im</strong> Sinne des standardisierten Notfallprotokolls mittels dieser EDV nachvollziehbar<br />

dokumentiert. Nach Fertigstellung wird dieses Protokoll sowie ggf. die <strong>Ergebnisse</strong><br />

von ergänzenden technischen Untersuchungsverfahren wie Blutgase, EKG etc. (Vitalwerte)<br />

direkt mittels Funkmodem o<strong>der</strong> Funktelefonkopplung an die Rettungsleitstelle und<br />

das bzw. die (potentiell) anzufahrende(n) Krankenhaus/(häuser) übermittelt. Dort werden<br />

diese Informationen über den Zustand des Patienten <strong>im</strong> Rechner <strong>der</strong> Notfallambulanz<br />

gespeichert. Das diensth<strong>ab</strong>ende Team kann - wenn notwendig - weitere Personen alarmieren<br />

und die ggf. bereits in <strong>der</strong> Klinik vorhandenen Akten des Patienten bereits <strong>im</strong> Vorfeld<br />

<strong>ab</strong>rufen. Damit werden sehr frühzeitig - nämlich schon vor Eintreffen des Rettungswagens<br />

<strong>im</strong> Krankenhaus - die auf diesen Notfall <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mten Vorbereitungen getroffen.<br />

Institutionsübergreifendes Behandlungsmanagement:<br />

Stationär/ambulant übergreifend einheitliche Langzeitdokumentation<br />

Fallstudie 3<br />

In einer Region arbeiten Tumorzentren, klinische Krebsregister, onkologische Fach<strong>ab</strong>teilungen,<br />

Krankenhäuser, Nachsorgezentren und ambulante Arztpraxen bei <strong>der</strong> Akut- und<br />

Langzeitversorgung von Tumorpatienten Hand in Hand. Durch die vom Bundesministerium<br />

für Gesundheit frühzeitig geför<strong>der</strong>te Et<strong>ab</strong>lierung eines einheitlichen <strong>Dokument</strong>ationsstandards<br />

steht eine Software zur Verfügung, mit <strong>der</strong> die gesamte Behandlung von<br />

Krebspatienten erfaßt werden kann. Mit einer integrierten Nachsorgeplanung und -dokumentation<br />

greift <strong>der</strong> Anwendungsbereich des Systems vom stationären in den ambulanten<br />

Bereich über. Im Rahmen eines Modellverbundes erhalten alle an <strong>der</strong> Behandlung<br />

des Patienten Beteiligten (mit Einverständnis des Patienten und unter Verwendung<br />

anerkannter Sicherheitsmechanismen 3 ) je<strong>der</strong>zeit Zugriff auf die jeweils benötigte Information.<br />

Mit Hilfe des EDV-Systems fällt es den Behandlern leicht, eine detaillierte und aussagefähige<br />

<strong>Dokument</strong>ation des Erkrankungsverlaufs zu erstellen und zu jedem Diagnoseund<br />

Behandlungstermin zu aktualisieren.<br />

Sollte <strong>der</strong> Patient in eine Versorgungseinrichtung wechseln, die noch nicht über die<br />

benötigte Technik verfügt, kann je<strong>der</strong>zeit auch in Papierform eine synoptische Darstellung<br />

von Verlaufs- und Behandlungsinformationen erstellt und versendet werden. Auch mit<br />

an<strong>der</strong>en vergleichbaren EDV-Systemen kann kommuniziert werden. Hierzu wurden<br />

Schnittstellen gemäß <strong>der</strong> Standards BDT 3 und HL7 4 für den Bereich <strong>der</strong> Onkologie<br />

erweitert bzw. definiert und <strong>im</strong>plementiert. Wenn eine einheitliche Telematikplattform für<br />

das Gesundheitswesen insgesamt geschaffen wird, kann das EDV-System die Tumor-<br />

3<br />

3<br />

4<br />

Kommunikations- und Datenschutztechnologien unter Verwendung <strong>der</strong> Nutzerauthentifikation mit Chipkarte,<br />

<strong>der</strong> RSA-Verschlüsselung, <strong>der</strong> digitalen Signatur etc.<br />

BehandlungsDatenTräger des Zentralinstituts (ZI) für die Kassenärztliche Versorgung.<br />

Health Level 7 - internationaler Standard für die Definition und Übermittlung von Gesundheitsdaten.<br />

131


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

dokumentation als Teil einer gemeinsam nutzbaren 'mult<strong>im</strong>edialen Krankenakte' bereitstellen.<br />

Fallstudie 4<br />

Im Einzugsbereich eines epidemiologischen Krebsregisters wird eine computergestützte<br />

Schnittstelle für die Tumordokumentation genutzt, die sich auf die Standards des Internets<br />

stützt (Java-Programmierung, Einbindung in WWW-Techniken) und damit universell<br />

auf den Rechnern von Klinischen Krebsregistern, onkologischen Fach<strong>ab</strong>teilungen und in<br />

Arztpraxen einsatzfähig ist. Hiermit wird das aufwendige papiergestützte Verfahren <strong>der</strong><br />

<strong>Dokument</strong>ation und Meldung von Tumorpatienten mittelfristig ersetzt. Dies ermöglicht<br />

eine wesentlich bessere Einbindung von nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten in die Tumordokumentation.<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> genannten Technologien ermöglicht es nicht nur, die computergestützte<br />

<strong>Dokument</strong>ation einschließlich aller Formulare zentral zu pflegen, son<strong>der</strong>n<br />

gleichfalls die Daten unmittelbar be<strong>im</strong> Anwen<strong>der</strong> auf St<strong>im</strong>migkeit (Plausibilität) zu prüfen.<br />

Leitlinien und entscheidungsunterstützende Behandlungs<strong>ab</strong>laufpläne<br />

Fallstudie 5<br />

In einem Fachgebiet h<strong>ab</strong>en wissenschaftliche Institute gemeinsam mit den betroffenen<br />

Fachkollegen und den wissenschaftlichen Fachgesellschaften Leitlinien für die Behandlung<br />

festgelegt und auf dieser Grundlage ein Informationsangebot geschaffen, das die für<br />

die Patientenbehandlung benötigten Informationen auf einem Datenbankserver bündelt.<br />

Mit Hilfe eines computergestützten <strong>Dokument</strong>ationssystems werden nun sowohl den<br />

Ärzten innerhalb <strong>der</strong> Krankenhäuser als auch den nie<strong>der</strong>gelassenen Kollegen zielgerichtet<br />

Informationen angeboten, die dem Stand <strong>der</strong> Diagnose und Behandlung des<br />

Patienten entsprechen. Sie sind damit stets ausreichend über die aktuellen Behandlungsstandards<br />

informiert, ohne ständig umfassende Zeitschriftenbestände o<strong>der</strong> auch<br />

elektronische Bibliotheken durchsuchen zu müssen.<br />

Kooperationsunterstützung/Serviceleistungen<br />

Fallstudie 6<br />

Ein Krankenhaus präsentiert sich in einem öffentlichen Datennetz (in einer eigenen<br />

Internet-Domäne o<strong>der</strong> unter Nutzung einer Internet-Präsenz des Krankenhausträgers).<br />

Nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte, (potentielle) Patienten und interessierte Bürger können sich <strong>im</strong><br />

Vorfeld einer medizinisch notwendigen Behandlung über das Leistungsangebot des<br />

Hauses informieren. Nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte können die Krankenhausbehandlung ihrer<br />

Patienten damit systematischer planen. Im Falle häufiger Behandlungsverfahren (z.B.<br />

Leisten-Operation) wird <strong>der</strong> Weg des Patienten durch die verschiedenen Diagnose- und<br />

Behandlungsschritte mit Hilfe von strukturierten (mult<strong>im</strong>edialen) Darstellungen, d.h.<br />

mindestens mit Text und Bil<strong>der</strong>n veranschaulicht. Die Patienten sind bereits zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Krankenhausaufnahme soweit informiert, daß sich die Aufklärungsgespräche<br />

132


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

und die Operationseinwilligung auf die <strong>im</strong> Einzelfall wichtigen Aspekte konzentrieren<br />

können.<br />

Im einzelnen umfaßt das Informationsangebot des Krankenhauses<br />

• die Ankündigung von Spezialsprechstunden und Spezialuntersuchungen,<br />

• Terminübersichten mit <strong>der</strong> Möglichkeit interaktiver Terminvereinbarungen,<br />

• ein elektronisches Anmeldungs- und Überweisungsverfahren, bei dem mit<br />

geringem Aufwand behandlungsrelevante Zusatzinformationen übermittelt<br />

und für die elektronische Patientenakte gespeichert werden. Das Krankenhaus<br />

nutzt anerkannte Verfahren, um Datenschutz, Datensicherheit und<br />

Authentizität sicherzustellen. Das Krankenhausinformationssystem wurde für<br />

die ambulant/stationäre Datenübermittlung vorbereitet, in dem die entsprechenden<br />

Kommunikationsstandards (HL 7 und xDT, s.o.) <strong>im</strong>plementiert<br />

wurden. So können administrative und medizinische Patientendaten aus dem<br />

jeweils verwendeten <strong>Dokument</strong>ationssystem übernommen und übermittelt<br />

werden.<br />

Als beson<strong>der</strong>e Serviceleistung bietet das Krankenhaus nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten <strong>der</strong><br />

Region an, sich per Einwahl in einen speziellen Kommunikationsserver in an<strong>der</strong>e Datennetze<br />

(Gesundheitsnetz, Internet) einzuwählen. Auf mehreren Leitseiten steht ein recherchierbares<br />

Leistungsangebot <strong>der</strong> verschiedenen Leistungsanbieter <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

bereit. Für Patienten bietet das Krankenhaus gemeinsam mit einigen Krankenkassen<br />

allgemeine Informationen zur Gesundheitsför<strong>der</strong>ung für Bürger und Patienten an.<br />

Fallstudie 7<br />

Ein universitäres Schwerpunktklinikum bietet als einziger Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region<br />

neurochirurgische Operationsleistungen und damit auch neurochirurgischen Sachverstand.<br />

Durch die Einführung eines Telekonsultationssytems (Videokonferenz mit gleichzeitiger<br />

Übermittlung von Röntgenbil<strong>der</strong>n und sonstigen Befunden) können Notfallambulanzen<br />

und Krankenhäuser <strong>der</strong> Regelversorgung sich unmittelbar an die neurochirurgischen<br />

Kollegen wenden und erhalten - auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten klinischen<br />

Befunde und des parallel übermittelten Bildmaterials - umgehend fachlichen Rat. Diese<br />

Vorgehensweise ermöglicht es, gezielt nur die Patienten, bei denen nach Expertenmeinung<br />

eine neurochirurgische Behandlung notwendig und indiziert, in das Schwerpunktkrankenhaus<br />

zu verlegen. Damit werden für die Patienten, die nicht verlegt werden,<br />

die (teilweise lebensbedrohlichen) Transportrisiken vermin<strong>der</strong>t (und gleichzeitig Kosten<br />

gespart), die Patienten, die verlegt werden, können mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

umgehend behandelt und intensivmedizinisch versorgt werden, da die Kapazitäten des<br />

Schwerpunktkrankenhauses gezielt genutzt werden.<br />

Erweiterte Möglichkeiten für Home-Care-Ansätze<br />

(Fallbeispiele s. Papier <strong>der</strong> Themengruppe Home-Care - Abschn. 7.5)<br />

133


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.3 Medizinische Netze<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungen<br />

• Medizinisches Wissen<br />

• Patientenbezogene Information<br />

• Medizinische Verwaltungsdaten<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Patientenversorgung<br />

• Schnellere Verfügbarkeit relevanter Information<br />

• Vermeidung von Doppeluntersuchungen und Verringerung von KHS-Einweisungen<br />

• Vermeidung bzw. Verringerung von Medienbrüchen<br />

Anfor<strong>der</strong>ung an den Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Rechtlich, technisch und organisatorisch notwendige Rahmenbedingungen<br />

• Interoper<strong>ab</strong>le Kommunikationsstandards<br />

• Abgestufte und verläßliche Sicherheitsarchitektur<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Guidelines für Anwen<strong>der</strong><br />

• Guidelines für Anbieter medizinischer Inhalte<br />

• Guidelines für Übermittler patientenbezogener Daten<br />

• Schaffung <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mter Authentifikation<br />

• Harmonisierung vorhandener Kommunikationsschnittstellen<br />

7.3.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen 1<br />

Der Bericht <strong>der</strong> Themengruppe „Medizinische Netze” wurde als Schwerpunktthema in<br />

Kapitel 3. <strong>ab</strong>gedruckt.<br />

1<br />

Christoph F-J Goetz (Berichterstatter), Bernd Blobel, Joach<strong>im</strong> Dudeck, Ach<strong>im</strong> Jäckel, Herbert K.<br />

Matthies, Christian Post, Jürgen Sembritzki<br />

134


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.4 Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungen<br />

• Administrative Karten<br />

• Patienten Daten - Karten (PDC)<br />

• Karten für Gesundheitsberufe (Health Professional Card = HPC)<br />

• Nischen - Anwendungen<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Rationalisierung <strong>der</strong> Übermittlungs- und Kommunikationsprozesse (Ökonomische<br />

Effekte)<br />

• Stärkung von Selbstverantwortung und Autonomie <strong>der</strong> Versicherten/Patienten<br />

• För<strong>der</strong>ung des Qualitätsbewußtseins und <strong>der</strong> Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an den Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Einrichtungen von Zertifizierungsstellen<br />

• Schaffung einer kommunikations- und kartenfähigen Infrastruktur bei allen<br />

Beteiligten <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

• Definition einer HPC und des elektronischen Arztausweises<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Motivation und Aufklärung <strong>der</strong> Nutzer medizinischer Netze und <strong>der</strong><br />

Telematikplattform<br />

• Weiterentwicklung <strong>der</strong> Krankenversichertenkarte<br />

• Einführung des elektronischen Arztausweises<br />

• Einführung <strong>der</strong> digitalen Signatur <strong>im</strong> medizinischen Datenverkehr<br />

• Erprobung (Modellregion) und schrittweise Einführung <strong>der</strong> elektronischen<br />

Rezeptur<br />

• Gewährleistung internationaler Kompatibilität<br />

135


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.4.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

Themengruppe „Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ 1<br />

7.4.1.1 Ausgangssituation national/international<br />

Die internationale Entwicklung von Kartensystemen <strong>im</strong> Gesundheitswesen war,<br />

gemessen an den technischen Möglichkeiten, in den Jahren 1985 bis 1995 zunächst<br />

zögerlich und vollzog sich eher <strong>im</strong> Verborgenen. Sie war best<strong>im</strong>mt von Pilot- und Modellvorh<strong>ab</strong>en<br />

in Europa, namentlich in Frankreich, wo man frühzeitig auf den Mikroprozessor-<br />

Chip als das geeignete elektronische Medium setzte.<br />

Das Ziel<br />

war die Erprobung dieses neuen Mediums <strong>im</strong> gesamten Medizinbetrieb. Es ging um die<br />

Klärung <strong>der</strong> Frage, ob mit Hilfe von Kartensystemen drängende Probleme <strong>der</strong> Kommunikation<br />

und Informationsverarbeitung in <strong>der</strong> Gesundheitsadministration und in <strong>der</strong><br />

Medizin schneller und besser gelöst werden können, als mit den herkömmlichen Mitteln.<br />

Man setzte auch auf den Zusatznutzen <strong>der</strong> elektronischen Kommunikation, <strong>der</strong> antizipiert<br />

werden konnte, namentlich auf den Effekt <strong>der</strong> Kosteneinsparung.<br />

Europa:<br />

Die Generaldirektion XIII <strong>der</strong> Europäischen Union hat in den letzten Jahren zahlreiche<br />

Kartenprojekte in enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Europäischen Kommission für Standardisierung<br />

und Normierung (CEN, TC 251) geför<strong>der</strong>t, mit dem Ziel exemplarische Vorschläge<br />

und Lösungsansätze zur Einführung international brauchbarer Standards<br />

(EUROCARDS – concerted action) zu erarbeiten. Das Europäische Parlament beschloß<br />

1996 auf Antrag des Italienischen Abgeordneten Leopardi, bis 1999 den Europäischen<br />

Notfallausweis auf einer Chipkarte zu entwickeln und den Bürgern Europas auf freiwilliger<br />

Basis verfügbar zu machen.<br />

Als 1991 in Deutschland die Pläne heranreiften, eine Speicher-Chipkarte national an alle<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auszugeben, wurde man auch in<br />

an<strong>der</strong>en Europäischen und außereuropäischen Län<strong>der</strong>n auf den praktischen Nutzen und<br />

die vielfältigen Möglichkeiten nationaler Kartensystemen <strong>im</strong> Gesundheitswesen aufmerksam.<br />

Mittlerweile gibt es kaum ein Land in Europa einschließlich Osteuropa, das sich<br />

noch nicht mit dem Einsatz <strong>der</strong> Smart Card-Technik <strong>im</strong> Gesundheitswesen befaßt, viele<br />

von ihnen h<strong>ab</strong>en bereits eine konkrete Planung für die Einführung o<strong>der</strong> h<strong>ab</strong>en bereits mit<br />

<strong>der</strong> Ausg<strong>ab</strong>e unterschiedlich leistungsfähiger Karten begonnen.<br />

1 Otfrid P. Schaefer (Berichterstatter), Werner Brill, Gottfried Dietzel, Schmitt, Jürgen Sembritzki<br />

136


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Neben den Patienten-Daten-Karten (PDC) mit standardisierten Datensätzen (CARDLINK,<br />

Di<strong>ab</strong>Card) wird eine große Zahl telemedizinischer Anwendungen von <strong>der</strong> EU geför<strong>der</strong>t.<br />

(Lei<strong>der</strong> ohne die notwendige Abst<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Projekte untereinan<strong>der</strong>.) Sie bedienen sich<br />

teilweise <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Satellitenkommunikation. Daneben sollen nur drei EU<br />

Projekte erwähnt werden, die Bestandteil des vierten und fünften Rahmenprogramms<br />

sind und sich ergänzen:<br />

• TRUSTHEALTH 2<br />

• TESS<br />

• NETLINK.<br />

Letzteres unter Beteiligung Frankreichs, Italiens und Deutschlands sowie möglicherweise<br />

mit Kooperationspartnern in Canada und <strong>der</strong> Tschechischen Republik.<br />

TRUSTHEALTH 2 als Nachfolgeprojekt von TRUSTHEALTH 1 läuft seit dem 1.10.1997,<br />

TESS bereits seit Jahren und NETLINK ist Oktober 97 beantragt worden. Die Fe<strong>der</strong>führung<br />

liegt bei Frankreich (CNAM/Sesam vitale), Deutschland ist über das ZI 2<br />

Subkontraktor. Das Projekt soll am 1.Januar 1998 beginnen und wird mit QUASINIERE<br />

und den erwähnten Europäischen Projekten TRUSTHEALTH und TESS eng zusammenarbeiten<br />

(müssen !).<br />

Der vorerwähnte „Interoper<strong>ab</strong>ility-Datensatz“, das Multifunktionale Kartenterminal (MCT)<br />

und eine unter den Projektpartnern <strong>ab</strong>gest<strong>im</strong>mte Version <strong>der</strong> HPC sollen Verwendung<br />

finden. NETLINK hat die grenzüberschreitende Erprobung von Patienten-Datenkarten<br />

(PDC) und HPC <strong>im</strong> medizinischen Bereich sowie eine vereinfachte, grenzüberschreitende<br />

Abrechnung von medizinischen Leistungen mittels TESS und <strong>der</strong> verfügbaren Netzwerke<br />

zum Ziel.<br />

Derart komplexe Projekte bergen die Gefahr, sich in nationale Egoismen zu verstricken<br />

und durch langwierige Abst<strong>im</strong>mungsprozesse zu scheitern. Dem kann nur durch eine<br />

wahrhaft Europäische Entschlossenheit und durch die Bereitschaft zum allseitigen<br />

Kompromiß begegnet werden.<br />

G7 SP6:<br />

Das Thema „Health Cards“ wurde in den letzten zwei Jahren zusätzlich durch die Regierungschefs<br />

<strong>der</strong> G7 Nationen beflügelt. Sie beschlossen, den Aufbruch <strong>der</strong> Gesellschaft in<br />

das Informationszeitalter mit überzeugenden Projekten für die Bürger dieser Län<strong>der</strong> -<br />

offen für alle an<strong>der</strong>en Nationen - vorzubereiten und zu begleiten. Das Subprojekt 6 <strong>der</strong><br />

G7 Projekte, hat die ‘Globale Harmonisierung von Kartensystemen <strong>im</strong> Gesundheitsbereich'<br />

zum Ziel. Seit nahezu zwei Jahren laufen die Vorbereitungen zur Definition <strong>der</strong><br />

2<br />

ZI = Zentralinstitut für die ambulante Kassenärztlichen Versorgung in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland, Rechtsfähige Stiftung , D-50931 Köln, Herbert-Lewin-Straße 5<br />

137


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

erfor<strong>der</strong>lichen „interoper<strong>ab</strong>len“ Komponenten und zur Einigung auf brauchbare Pilotregionen.<br />

Das Ergebnis ist ermutigend, auch wenn <strong>der</strong>zeit offen ist, wie die G7 Aktivitäten<br />

zukünftig koordiniert und finanziert werden sollen.<br />

Kern aller Bemühungen, national wie international, ist inzwischen die technische, strukturelle<br />

und inhaltliche Interoper<strong>ab</strong>ilität <strong>der</strong> Kartensysteme, ohne <strong>der</strong>en Gewährleistung alle<br />

Anstrengungen <strong>der</strong> Experten nur Stückwerk blieben. Man ist sich inzwischen dessen<br />

bewußt, daß <strong>der</strong> Mobilität <strong>der</strong> Menschen aus aller Herren Län<strong>der</strong> auch und beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong><br />

Gesundheitsbereich Rechnung getragen werden muß. Das erfor<strong>der</strong>t die Einhaltung o<strong>der</strong><br />

Erarbeitung internationaler Normen (ISO). Diese Erkenntnis war auch <strong>der</strong> Anlaß dafür,<br />

daß man sich seit gut einem Jahr um die Einrichtung eines ISO TC „Health Informatics“<br />

bemüht. Dem Aspekt <strong>der</strong> Sicherheit des elektronischen Datenverkehrs wird ebenso wie<br />

<strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> internationalen Standardisierung höchste Aufmerksamkeit gewidmet.<br />

Ein Deutscher Beitrag zu den G7 SP6 Projekten ist eine in Zusammenarbeit mit dem<br />

Deutschen Institut für Rationale Medizin (DIRM) in Köln, dem Zentralinstitut (ZI) und <strong>der</strong><br />

Deutschen Lufthansa durchgeführte Akzeptanzstudie zur Einführung einer „Vielflieger<br />

Health Card“, die <strong>im</strong> Herbst 97 zu überraschend positiven <strong>Ergebnisse</strong>n kam.<br />

Health Professional Card:<br />

Die Notwendigkeit, sich <strong>im</strong> elektronischen Datenverkehr als berechtigter Teilnehmer auszuweisen,<br />

sich für den Zugriff auf geschützte Dateien und Datenbanken authentisieren zu<br />

lassen und ggf. ein elektronisches <strong>Dokument</strong> rechtsverbindlich zu unterzeichnen, hat<br />

international zur For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Definition einer Karte für die Gesundheitsberufe<br />

(Health Professionals) geführt. Wenngleich nationale Ansprüche an die zu verwendenden<br />

Krypto-Agorithmen und die Ausgestaltung <strong>der</strong> Security-Infrastructure eher hemmend<br />

wirken, besteht doch Einigkeit, daß eine Health Professional Card unverzichtbares<br />

Werkzeug einer sicheren und vertrauenswürdigen Kommunikation <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

sein wird. Bei <strong>der</strong> Globalisierung von Handel und Industrie, von Wirtschaft und<br />

Wissenschaft bedient man sich weltweit <strong>der</strong> „Datenautobahnen“ <strong>im</strong> INTERNET. Dem<br />

folgt nun nahtlos die Globalisierung <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnik in <strong>der</strong><br />

Medizin. Sich rechtzeitig mit den erfor<strong>der</strong>lichen Werkzeugen darauf einzurichten, ist die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für die Gesundheitspolitik, für die Gesundheitsadministration, die Heilberufe<br />

und für die medizinische Wissenschaft vor <strong>der</strong> Jahrtausendwende.<br />

Daß die Bundesrepublik Deutschland mit <strong>der</strong> Einführung eines elektronischen Arztausweises<br />

keineswegs einen Alleingang macht, zeigen die angelaufenen umfangreichen<br />

Abst<strong>im</strong>mungs- und Harmonisierungsbemühungen, nicht zuletzt mit Frankreich, wo man<br />

bereits in diesem Jahr mit <strong>der</strong> Ausstattung <strong>der</strong> Ärzte und Apotheker mit HPC’ s beginnt<br />

(GIP/CPS).<br />

138


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Dem „Le Quotidien du Medecin“ vom 17.9.97 war zu entnehmen, daß noch in 1998 mit<br />

<strong>der</strong> Ausg<strong>ab</strong>e von 300 000 HPC’ s an Ärzte und Apotheker zu rechnen ist.<br />

Auch auf G7-Ebene wird dieses Thematik vorangetrieben und <strong>im</strong> Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

internationalen Harmonisierung digitaler Signaturen <strong>im</strong> Gesundheitswesen sowie <strong>der</strong><br />

Einführung eines sicheren europäischen Gesundheitspasses diskutiert.<br />

In Deutschland werden die Bemühungen in den anfangs genannten Gremien sowie dem<br />

DIN-Ausschuß NI 17.12 „Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ behandelt, <strong>der</strong> seinerseits die<br />

europäischen Arbeiten des CEN TC 224 „Machine Read<strong>ab</strong>le Cards“ spiegelt.<br />

Voraussichtlich wird <strong>der</strong> elektronische Arztausweis, dessen Einführung inzwischen vom<br />

Vorstand <strong>der</strong> Bundesärztekammer beschlossen wurde, noch in diesem Jahr in zwei<br />

Kammerbezirken in einer Vorläuferversion (ohne den vollen Funktionsumfang) erprobt. Im<br />

Jahr 1999 könnte das neue Medium voll funktionsfähigen getestet werden, um<br />

schließlich, wenn alle Rahmenbedingungen und die Infrastruktur geschaffen ist, bis zum<br />

Jahr 2000 flächendeckend eingeführt zu werden.<br />

Sensiblen Daten vor unbefugtem Zugriff, Verlust und/o<strong>der</strong> Verfälschung zu schützen,<br />

sowie die Berechtigung für konkrete Aktionen in einem Netz zu erhalten, sind Aufg<strong>ab</strong>en<br />

<strong>der</strong> HPC für Ärzte.<br />

Die HPC gewährleistet zukünftig<br />

• Sicherheit → Security<br />

• Vertraulichkeit → Confidentiality<br />

• Wahrung des Patientengehe<strong>im</strong>nisses → Privacy<br />

• Integrität <strong>der</strong> Daten → Integrity<br />

Die Health Professional Card wirft an<strong>der</strong>erseits - und das sollte man nicht verkennen -<br />

noch eine große Zahl von Problemen auf, die, sofern wir schon jetzt mit einer vertrauenswürdigen<br />

elektronischen Kommunikation beginnen wollen, dringend <strong>der</strong> Lösung bedürfen.<br />

So ist beispielsweise zu klären, wer neben den „verkammerten“ Berufen (Ärzte, Zahnärzte,<br />

Apotheker) für die zentrale o<strong>der</strong> dezentrale Registrierung und Zertifizierung <strong>der</strong><br />

übrigen Heilberufe (Schwestern Pfleger, Rettungssanitäter, Hebammen, Logopäden etc.)<br />

zuständig sein soll. In Deutschland noch eine offene Frage. Denn auch diese Berufsgruppen<br />

werden mit unterschiedlicher Zuständigkeit am elektronischen Datenverkehr<br />

teilnehmen müssen. Erste Gespräche zur Einrichtung einer gemeinsamen Zertifizierungsinstanz<br />

für die Gesundheitsberufe wurden mit allen zu beteiligenden Verbänden und<br />

Institutionen auf Initiative <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) <strong>im</strong> Dezember<br />

1997 aufgenommen.<br />

Weitere internationale Projekte:<br />

139


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Weltweit sind zahlreiche Nationale Projekte in unmittelbarer Vorbereitung o<strong>der</strong> konkreter<br />

Umsetzung begriffen. In Europa sind solche Projekte bekannt aus Belgien, Finnland,<br />

Frankreich, Griechenland, Holland, Österreich, Slowenien, Spanien (Nicht ISO-konform),<br />

Tschechien, Türkei, Ukraine.<br />

In Australien, Canada (Quebec), Brasilien, Argentinien, China, Indien, Malaysia,<br />

Singapur, Taiwan und vielen an<strong>der</strong>en fernöstlichen Län<strong>der</strong>n gibt es ebenfalls mehr o<strong>der</strong><br />

weniger konkrete Pläne zur Einführung von Kartensystemen, zumeist multifunktional,<br />

nicht zuletzt um die Kosten durch Kostenteilung auf <strong>der</strong> Basis eines Zusatznutzens, z.B.<br />

mit Kreditkarten- o<strong>der</strong> „Cash-Funktion“ aufzufangen.<br />

7.4.1.2 Die nationale Entwicklung in Deutschland<br />

Die Deutsche Krankenversichertenkarte wurde zum größten Feldtest eines Kartensystems<br />

<strong>im</strong> Gesundheitsbereich weltweit. Die Kostenfrage und die Auflagen des Bundesbeauftragten<br />

für den Datenschutz waren zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Karte (1991)<br />

dafür entscheidend, daß ein Memory Chip geringer Kapazität (256 Byte) anstelle eines<br />

Prozessor Chips gewählt wurde.<br />

Die Versichertenkarte (KVK)<br />

Die Einführung <strong>der</strong> KVK <strong>im</strong> Jahr 1994 für mehr als 73 Millionen Versicherte und die<br />

gleichzeitige Ausstattung aller Arzt- und Zahnarztpraxen, Krankenhaus- Notfallambulanzen<br />

und mehr als 2500 Alten- und Pflegehe<strong>im</strong>en mit rund 150 000 Kartenlesegeräten<br />

und Druckern war ein wichtiger Schritt hin zur Schaffung einer neuen Informations- und<br />

Kommunikationsstruktur <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen.<br />

Im vergangenen Jahr hat auch die Mehrzahl <strong>der</strong> Privatversicherungen ihre Kunden mit<br />

einer Versichertenkarte (PKV-Card) ausgestattet, die inhaltlich <strong>der</strong> gesetzlichen Karte<br />

ähnlich ist und die gleiche Datenstruktur aufweist, so daß sie heute problemlos von den<br />

existierenden Kartenterminals gelesen werden kann. Allerdings ist <strong>der</strong>en Benutzung <strong>im</strong><br />

Gegensatz zur KVK für die privat Versicherten freiwillig.<br />

Heute kann man feststellen, daß <strong>der</strong> Gebrauch <strong>der</strong> VK und PKV-Card durch annähernd<br />

98% <strong>der</strong> Bevölkerung und in allen Arztpraxen zur Routine geworden ist. Ein Kartenterminal<br />

gehört mittlerweile ebenso selbstverständlich zur Ausstattung einer Arztpraxis<br />

wie Telefon o<strong>der</strong> Stethoskop.<br />

Parallel zur Einführung <strong>der</strong> Karte und durch zahlreiche dem Arzt zusätzlich auferlegte<br />

Verwaltungsarbeiten begünstigt, stieg <strong>der</strong> Computereinsatz in den Arztpraxen bis 30.<br />

September 1997 auf bundesweit 66.5 %, in einigen Bundeslän<strong>der</strong>n auf über 74 %.<br />

Pilotprojekte in Deutschland:<br />

140


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Bereits während <strong>der</strong> bundesweiten Einführung <strong>der</strong> Krankenversichertenkarte wurden<br />

einige Kartenprojekte mit unterschiedlichen Zielsetzungen initiiert (s. Abb.). Sowohl die<br />

Beweggründe als auch Dateninhalte und die Technik waren <strong>der</strong>art vielfältig, daß eine<br />

Abst<strong>im</strong>mung dringend geboten war. Es galt eine Verschwendung von Investitionen, von<br />

Forschungs- und Entwicklungsgel<strong>der</strong>n und die Entwicklung nicht übertragbarer Insellösungen<br />

zu vermeiden. Es handelt sich <strong>im</strong> einzelnen um folgende Projekte, geordnet<br />

nach Kartentyp:<br />

Speicherkarten:<br />

• KVK (= nationale Krankenversichertenkarte, Benutzung verpflichtend, rein<br />

administrativ, Identifikation des Versicherten und seiner gesetzlichen<br />

Krankenkasse)<br />

• PKV-CARD für Privatversicherte (freiwillig, administrativ, identifizierend,<br />

Deckungsumfang<br />

• Prozessorkarten:<br />

• A-Card (= Apothekerkarte, pharmazeutisch/medizinisch)<br />

• MPK (= Medizinische Patientenkarte Koblenz /Neuwied, freiwillig, medizinisch<br />

MPK zusammen mit A-Card)<br />

• Deficard (medizinisch, freiwillig, Spezialkarte für definierte Patientengruppe,<br />

Uni Bochum )<br />

• OncoCard (= Krebsnachsorgekarte, medizinisch, freiwillig, DKFZ Heidelberg)<br />

• QuaSi-Niere (= Spezialkarte, medizinisch, freiwillig, für dialysepflichtige<br />

Patienten zur Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Nierenersatztherapie, Berlin)<br />

• DentCard (zahnmedizinisch, freiwillig, Bühl)<br />

Prozessorkarten mit Kryptoprozessor<br />

• Di<strong>ab</strong>Card (=Spezialkarte, medizinisch, freiwillig, für Di<strong>ab</strong>etiker, Europäisches<br />

Projekt, München, Kassel))<br />

Hybrid-Karten:<br />

• HPC (= Health Professional Card, medizinisch, freiwillig, erste Stufe „Elektronischer<br />

Arztausweis“, Identifikation, Authentisierung, digitale Signaturfunktion,<br />

Optionen für weitere Funktionen) in Vorbereitung<br />

• HealthCard (= Gesundheitskarte, medizinisch, freiwillig , mit Bildinformation auf<br />

CD-ROM-Teil) Bisher nicht realisiert !<br />

Derzeit laufendeProjekte:<br />

Einige <strong>der</strong> anfangs initiierte Projekte sind inzwischen aufgegeben, an<strong>der</strong>e sind neu hinzugekommen.<br />

Die <strong>der</strong>zeit laufenden o<strong>der</strong> in unmittelbarer Vorbereitung befindlichen<br />

Projekte sind:<br />

• DIABCARD<br />

141


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

• DEFICARD<br />

• DENTCARD<br />

• MPK<br />

• QUASINIERE<br />

Der „Elektronische Arztausweis“:<br />

Einer <strong>der</strong> wichtigsten Bausteine zur Schaffung einer Kommunikationsinfrastruktur <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen ist die schon zuvor erwähnte „Health Professional Card“ (HPC). Der<br />

elektronische Arztausweis, <strong>der</strong> in Frankreich von GIP/CPS bereits Ende 97 in <strong>der</strong> Region<br />

Straßburg eingeführt wird und in Deutschland vor seiner <strong>ab</strong>schließenden Spezifikation<br />

steht, stellt eine Untermenge <strong>der</strong> HPC dar.<br />

Bereits während <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Krankenversichertenkarte wurde auf <strong>Seite</strong>n <strong>der</strong><br />

Ärztekammern in Deutschland über die Ausg<strong>ab</strong>e eines neuen Arztausweises in Scheckkartenform<br />

nachgedacht. Da zwischenzeitlich auch die Diskussion über das Verfahren <strong>der</strong><br />

digitalen Signatur bei den Gesetzgebenden Organen in <strong>der</strong> Bundesrepublik in Gang kam,<br />

war es naheliegend, die Überlegungen in Richtung eines Ausweises mit zusätzlichen<br />

Funktionalitäten zu lenken. Zu diesem Zweck wurde <strong>im</strong> Juni 1996 eine gemeinsame<br />

Arbeitsgruppe „Elektronischer Arztausweis“ <strong>der</strong> Bundesärztekammer und <strong>der</strong> Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung gegründet. Aufg<strong>ab</strong>e ist es, ein Konzept zu erarbeiten, wie<br />

die bisherige Funktion des Arztausweises und die neuen Anfor<strong>der</strong>ungen bzw. Möglichkeiten<br />

einer „Karte für Ärzte“ zusammengeführt werden können. Außerdem ist zu klären,<br />

welche Infrastruktur bei den Körperschaften aufzubauen ist, um zum Beispiel Beglaubigungsverfahren<br />

(Zertifizierung) für die privaten Schlüssel („Digitale Signatur“) gewährleisten<br />

zu können (Trustcenter, Trusted third parties). Der elektronische Ausweis wird<br />

<strong>der</strong>zeit bereits in einigen Projekten getestet, so zum Beispiel <strong>im</strong> Deutschen QuaSi-Niere-<br />

Projekt (Qualitätssicherung in <strong>der</strong> Nierenersatztherapie) und <strong>im</strong> Rahmen des europäischen<br />

Projektes TRUST HEALTH in Magdeburg (Tumorregister). Der Vorstand <strong>der</strong><br />

Bundesärztekammer hat <strong>im</strong> Dezember 1997 die Erprobung des „Elektronischen Arztausweises“<br />

in den Län<strong>der</strong>n Nordrhein-Westfalen und Nie<strong>der</strong>sachsen beschlosen.<br />

Der ELEKTRONISCHE ARZTAUSWEIS wird zum Schlüssel, zum unverzichtbaren<br />

Instrument, mit dem sich <strong>der</strong> Arzt in einem digitalisierten Umfeld vertrauenswürdig und<br />

sicher wird bewegen können.<br />

Inzwischen h<strong>ab</strong>en wir in <strong>der</strong> Bundesrepublik, als erstes Land weltweit, ein national<br />

geltendes Signaturgesetz, Teil des Informations- und Kommunikationsdienstegesetzes<br />

(Artikel 3). Es wird die Grundlage einer rechtssicheren und geschützten Kommunikation<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen sein.<br />

142


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Den Ärztinnen und Ärzten muß vermittelt werden, welchen ganz an<strong>der</strong>en Stellenwert, als<br />

das bisherige Papierdokument, <strong>der</strong> zukünftige „Elektronische Arztausweis“ h<strong>ab</strong>en wird.<br />

Da die elektronische Kommunikation in <strong>der</strong> Medizin bereits begonnen hat und zügig<br />

fortschreitet, wird es höchste Zeit, daß sich die Berufsvertretungen <strong>der</strong> Heilberufe in allen<br />

Län<strong>der</strong>n intensiv um standardisierte Lösungen bemühen. Eine „Kryptoregulierung“ ist<br />

<strong>ab</strong>zulehnen, weil an<strong>der</strong>nfalls eine Relativierung des Rechts <strong>der</strong> Patienten auf die<br />

Verschwiegenheit ihrer Ärzte gegenüber Dritten nicht mehr aufzuhalten ist.<br />

Arbeitsgemeinschaft Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen:<br />

Durch Gründung <strong>der</strong> „Arbeitsgemeinschaft Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ <strong>im</strong> Februar<br />

1995 h<strong>ab</strong>en Projektbeteiligte und Verantwortliche versucht, sich hinsichtlich <strong>der</strong> Einführung<br />

medizinischer Patientenkarten zu verständigen. Alle 1996 existierenden Einzelprojekte<br />

folgten <strong>der</strong> Einladung. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft sind:<br />

• Vertreter <strong>der</strong> verschiedenen Kartenprojekte<br />

• Vertreter des Bundesbeauftragten und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>beauftragten für den Datenschutz<br />

• Vertreter des Bundesamtes für Sicherheit in <strong>der</strong> Informationstechnik<br />

• Vertreter wissenschaftlicher Institute und <strong>der</strong> einschlägigen Fachgesellschaft<br />

• Vertreter <strong>der</strong> Spitzenverbände <strong>der</strong> Krankenkassen<br />

• Vertreter <strong>der</strong> Kassenärztlichen- und Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />

• Vertreter des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

• Vertreter von Patientenorganisationen und Verbraucherverbänden (eingeladen)<br />

Fünf Arbeitskreise (AK) wurden ins Leben gerufen:<br />

1. Health Professionell Cards (HPC)<br />

2. Checkliste<br />

3. Datenstrukturen<br />

4. Sicherheitsinfrastruktur<br />

5. Multifunktionales Kartenterminal (MKT)<br />

Diese fünf AK’s h<strong>ab</strong>en bis heute eine Reihe wichtiger, z.T. wegweisende Arbeiten hervorgebracht:<br />

• Eine erprobungsbereite Spezifikation <strong>der</strong> HPC für Ärzte<br />

• Eine Checkliste für alle potentiellen Karteninitiativen, insbeson<strong>der</strong>e hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> einzuhaltenden Standards o<strong>der</strong> ‘de facto - Standards’<br />

143


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

• Ein Thesenpapier (10 Thesen) zu Grundsätzen <strong>der</strong> Datenstruktur und<br />

Autonomie des Patienten sowie eine überarbeitete Version des G7<br />

Interoper<strong>ab</strong>ility-Datensatzes<br />

• Einen Entwurf einer Sicherheitsinfrastruktur unter Beachtung <strong>der</strong><br />

Arbeitsergebnisse <strong>der</strong> „Deutschen TeleTrusT“ e.V.<br />

• Den Vorschlag eines standardisierten „Multifunktionalen Kartenterminals“<br />

(MKT, Version 1.0), das sowohl in den Europäischen Vorh<strong>ab</strong>en, als auch für<br />

die G7 Projekte Anwendung finden soll.<br />

Ein zusätzlicher, 6. Arbeitskreis wurde Anfang 1997 ins Leben gerufen, um Vorschläge<br />

für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Krankenversichertenkarte zu erarbeiten.. Inzwischen hat<br />

auf Einladung des VdAK eine Arbeitsgruppe mit Vertretern <strong>der</strong> Spitzenverbände <strong>der</strong><br />

Krankenkassen, <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), des Zentralinstituts (ZI)<br />

und <strong>der</strong> Apotheker (ABDA), unterstützt durch das Projektbüro Debold/Lutz, die Beratungen<br />

zur Einführung <strong>der</strong> zweiten Generation <strong>der</strong> Versichertenkarte aufgenommen. Die<br />

Gespräche konzentrieren sich neben <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Sicherheit vor Fälschung und<br />

Mißbrauch vor allem auf die Möglichkeiten einer Kosteneinsparung und einer verbesserten<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelsicherheit, durch die „elektronische Rezeptur.“ Diese neue Funktion<br />

<strong>der</strong> KVK wäre, sofern Bedenken des Datenschutzes ausgeräumt werden können, bei <strong>der</strong><br />

Definition einer neuen Versichertenkarte hinsichtlich Datensicherheit, Speicherkapazität<br />

und zu verwenden<strong>der</strong> Technik von vornherein zu berücksichtigen.<br />

Die gemeinsame Presseerklärung <strong>der</strong> Spitzenverbände <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenkassen<br />

vom 11.12.1997, in <strong>der</strong> festgestellt wird, daß die Krankenkassen keine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> KVK<br />

vornehmen wollen, steht nur scheinbar <strong>im</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zu dieser Diskussionslage, denn<br />

auf <strong>Seite</strong> 2 <strong>der</strong> gleichen Presseerklärung wird <strong>im</strong> zweiten Absatz die gemeinsam mit<br />

Ärzten und Apothekern geführte Diskussion korrekt wie<strong>der</strong>gegeben. 3<br />

Der Mißbrauch von Versichertenkarten kann auf verschiedene Weise verhin<strong>der</strong>t,<br />

zumindest erschwert werden. Das zu verwendende Verfahren ist letztlich auch eine<br />

Kostenfrage. Näheres dazu unter 7.3.2.4.<br />

7.4.1.3 Schwachstellenanalyse<br />

Während die Akzeptanz <strong>der</strong> Karte (VK) bei den Versicherten nahezu uneingeschränkt<br />

positiv ist, müssen wir bei den Ärzten eine Spaltung in zwei Lager feststellen. Die<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Fachärzte, ausgenommen die hausärztlich tätigen Internisten, hat keine<br />

Probleme mit <strong>der</strong> VK. Der Zugang zum Facharzt ist erleichtert, das Überweisungsverfahren<br />

de facto außer Kraft gesetzt. Eine zunehmende Opposition <strong>der</strong> Allgemeinärzte<br />

gegen die KVK bezieht sich auf den - allerdings schwer nachweisbaren - Mißbrauch von<br />

3<br />

AOK Bundesverband Pressestelle: Gemeinsame Presseerklärung <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong><br />

Spitzenverbände <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenkassen vom 11.12.1997 <strong>Seite</strong> 2, zweiter Absatz.<br />

144


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Karten, <strong>der</strong> verschiedene Facetten hat: Viele Patienten suchen unter Berufung auf die<br />

freie Arztwahl - <strong>im</strong>mer häufiger - pr<strong>im</strong>är Fachärzte auf, was zu Informationsverlusten bei<br />

den Hausärzten einerseits und zu einem relativen Fallzahlrückgang mit wirtschaftlichen<br />

Konsequenzen für die Basisversorger an<strong>der</strong>erseits führt. 4 Die Karte wird auch nicht selten<br />

<strong>im</strong> gleichen Quartal bei mehreren Allgemein- und Fachärzten gleichzeitig vorgelegt, was<br />

zu Informationsverlusten bei den Hausärzten, zu völlig unsinnigen, gelegentlich<br />

gefährlichen Mehrfachuntersuchungen (Röntgen u.a. invasive Diagnostik !) und Mehrfachverordnungen,<br />

vor allem von Arzne<strong>im</strong>itteln führt. Dadurch entstehen neue Risiken<br />

und letztlich auch nicht unerhebliche, vermeidbare Kosten. Die Mehrkosten gehen angesichts<br />

<strong>der</strong> Budgetierung <strong>der</strong> Ausg<strong>ab</strong>en für die ambulante ärztliche Versorgung einseitig zu<br />

Lasten <strong>der</strong> Ärzte und werden von <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung für die<br />

vergangenen zwei Jahre, nicht unwi<strong>der</strong>sprochen 5 , mit 3 Milliarden DM beziffert. Der<br />

Hausärzteverband (BdA) hat daraufhin und angesichts <strong>der</strong> rigorosen Budgetierung <strong>der</strong><br />

Fachgruppen die Einführung des Pr<strong>im</strong>ärarztsystems und die Gründung von Hausarzt-<br />

KVen gefor<strong>der</strong>t. Dies ist sicher nicht <strong>der</strong> einzige denkbare Weg, den nicht nur durch die<br />

Karte entstandenen Verwerfungen zu begegnen. We<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rückschritt, also die Abschaffung<br />

<strong>der</strong> Karte, wie jüngst von einem Sozialpolitiker versprochen, noch die Einschränkung<br />

<strong>der</strong> freien Arztwahl, sind u. E. diskut<strong>ab</strong>le Antworten.<br />

Bei Karten mit medizinischen Inhalten (MPK mit A-Card, DIABCARD etc.) stellen sich die<br />

fehlende IT Infrastruktur bei Ärzten und Krankenhäusern und die freiwillige Teilnahme <strong>der</strong><br />

Versicherten als Haupthin<strong>der</strong>nisse einer breiten Akzeptanz o<strong>der</strong> Durchsetzung heraus.<br />

An<strong>der</strong>s verhält es sich bei einer homogenen Klientel, wie bei den Spezialanwendungen<br />

<strong>der</strong> Deficard und dem QuaSiNiere-Projekt, wo von einer Akzeptanz nahe 90 %<br />

ausgegangen werden darf.<br />

7.4.1.4 Lösungsvorschläge und Empfehlungen<br />

Die Alternative zu unserer gültigen KVK ist die Definition einer zweiten Generation dieser<br />

Versichertenkarte, die geeignet ist, den bekannten Mißständen wirksam zu begegnen und<br />

zukunftsweisende Lösungen anzubieten. D<strong>ab</strong>ei müssen wir nicht nur den technischen<br />

Fortschritt, <strong>der</strong> in den vergangenen sechs Jahren neue Möglichkeiten eröffnet hat,<br />

berücksichtigen, son<strong>der</strong>n auch zur Kenntnis nehmen, was in den an<strong>der</strong>en europäischen<br />

und außereuropäischen Län<strong>der</strong>n geplant bzw. verwirklicht wird. Zumindest müssen wir<br />

unsere Rolle auch als Mitglied <strong>der</strong> Europäischen Union verstehen, die eine Annäherung<br />

<strong>der</strong> Sozialsysteme anstrebt, ohne d<strong>ab</strong>ei die nationale Eigenständigkeit ihrer Mitglie<strong>der</strong> in<br />

frage zu stellen. Wir müssen spätestens <strong>im</strong> Jahr 2000 auch dem Umstand Rechnung<br />

tragen, daß die Mobilität <strong>der</strong> Arbeitnehmer und Urlauber grenzüberschreitend weiter<br />

4 Brenner, G., Koch, W.: Quantitative Auswirkungen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Versicherteninanspruchnahme,<br />

Teil II des Beitrages Die Krankenversichertenkarte, Der Allgemeinarzt, 15/97 S1348-1359<br />

und 16/97, S. 1451-1460, 1997<br />

5 AOK Bundesverband Pressestelle: Gemeinsame Presseerklärung <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong><br />

Spitzenverbände <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenkassen vom 11.12.1997<br />

145


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

zun<strong>im</strong>mt und daß mit Recht erwartet wird, daß die medizinische Versorgung dann auch<br />

grenzüberschreitend funktioniert, möglichst ohne finanzielle Mehrbelastung für unsere<br />

Mitbürger.<br />

Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versichertenkarte:<br />

Am 24.10.97 trafen sich Vertreter <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), <strong>der</strong><br />

Apothekerschaft (ABDA), des AOK Bundesverbandes, <strong>der</strong> Technikerkrankenkasse und<br />

des VdAK <strong>im</strong> Hause des VdAK zu einer ersten Positionsbest<strong>im</strong>mung zur Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Versichertenkarte.<br />

Die Spitzenverbände <strong>der</strong> Krankenkassen rechnen nicht so sehr die erkannten Mängel<br />

son<strong>der</strong>n eher einen möglicherweise höheren Nutzen zu den Beweggründen, sich mit<br />

einer neu zu definierenden Versichertenkarte zu befassen.<br />

Die zu erwartenden erheblichen Investitionen sind nur gerechtfertigt, wenn auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en <strong>Seite</strong> höhere Einsparungen aus einer Neuentwicklung resultieren.<br />

Die Ärzteseite denkt hingegen auch an die Verwirklichung <strong>der</strong> Fälschungssicherheit<br />

mittels eines <strong>der</strong> heute möglichen Verfahren:<br />

• Paßfoto auf <strong>der</strong> Karte und/o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Chip gespeichert<br />

• Pin-Code<br />

• Online-Check und Online-Update <strong>der</strong> Karte<br />

• Biometrische Verfahren:<br />

• Fingerprint<br />

• Iris<br />

• Voice (St<strong>im</strong>merkennung)<br />

Auch die quartalsweise Eintragung des Hausarztes o<strong>der</strong> des jeweils zuletzt behandelnden<br />

Arztes könnte die Mißbrauchsmöglichkeiten einschränken. Darüber hinaus sollte erwogen<br />

werden, den Nutzen <strong>der</strong> Karte durch Speicherung medizinischer Daten, zumindest des<br />

Europäischen Notfallausweises, zu opt<strong>im</strong>ieren, auch wenn die gegenwärtige Rechtslage<br />

(Bundesdatenschutzgesetz) dies noch nicht zuläßt. Es ist auch denkbar, daß <strong>im</strong> administrativen<br />

Teil zukünftig <strong>der</strong> Auslandskrankenschein (E111, E121) <strong>ab</strong>gelegt, die Höhe o<strong>der</strong><br />

Einschränkung einer Zuzahlungspflicht vermerkt wird und endlich auch die beson<strong>der</strong>en<br />

Gruppen (BVG, Bahn, Post, Bundeswehr) eine Einbeziehung in das Kartensystem<br />

eröffnet bekämen. (Siehe Abb. 1 -3 )<br />

Das elektronische Rezept:<br />

Sind die Bausteine erst einmal vorhanden, die (neue) Patientenkarte, <strong>der</strong> elektronische<br />

Arztausweis und eine vollständige, funktionierende und <strong>ab</strong>gesicherte Kommunikations-<br />

146


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

infrastruktur, ist <strong>der</strong> nächste Schritt hin zu einem Feldversuch „Elektronisches Rezept“<br />

mit interessanten ökonomischen Vorteilen nicht mehr weit und folgerichtig.<br />

Derzeit werden zwei unterschiedliche Lösungen für ein elektronisches Rezept diskutiert.<br />

Eine rein auf einer Chipkarte basierende und eine sogenannte Serverlösung.<br />

Die Idee ist stark vereinfacht die, daß ein Arzt ein Rezept nicht mehr ausdruckt, son<strong>der</strong>n<br />

es digitalisiert über ein sicheres Netz verschlüsselt auf einem zentralen Server hinterlegt,<br />

von dem es <strong>der</strong> Apotheker bei Erscheinen des Patienten in <strong>der</strong> Apotheke, nach Einlesen<br />

<strong>der</strong> Versichertenkarte, herunterlädt und nach Abg<strong>ab</strong>e <strong>der</strong> Medikamente die Abrechnung<br />

über ein elektronisches Netz direkt an den Kostenträger weiterleitet.<br />

Dafür muß sich <strong>der</strong> Arzt/Ärztin mit seinem elektronischen Arztausweises identifizieren und<br />

mittels Digitaler Signatur das Rezept „unterschreiben“ um das Rezept rechtssicher und<br />

nachvollziehbar- wie oben dargestellt - auf einem „Server“ zu hinterlegen. Der Apotheker<br />

braucht seinerseits einen entsprechenden „elektronischen Ausweis“ (HPC) um das<br />

Rezept, nach Vorlage <strong>der</strong> Versichertenkarte durch den Patienten, herunterzuladen, zu<br />

entschlüsseln, einsehen und bearbeiten zu können. Die Zweit- und Dritterfassung <strong>der</strong><br />

Rezepturen in Apothekenrechenzentren und großen Mitglie<strong>der</strong>dateien <strong>der</strong> Krankenkassen<br />

könnte entfallen.<br />

Als Alternative wird die elektronische Rezeptur auf einer zusätzlichen Chipkarte o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Versichertenkarte (ohne o<strong>der</strong> mit zusätzlicher Inanspruchnahme eines regionalen/-<br />

zentralen Servers ) mit digitaler Signatur diskutiert. Diese Version würde auch die<br />

Erfassung <strong>ab</strong>gegebener Ärztemuster und die Selbstmedikation des Patienten berücksichtigen.<br />

Ein Sachverhalt, <strong>der</strong> zur Vermeidung schädlicher Interaktionen von Arzne<strong>im</strong>itteln<br />

und zum Abbau <strong>der</strong> Müllberge nicht benutzter Arzne<strong>im</strong>ittel nicht außer acht<br />

gelassen werden sollte. Auch bei dieser Kartenversion <strong>der</strong> elektronischen Rezeptur<br />

sollten die in den Apotheken <strong>ab</strong>gegebenen Arzne<strong>im</strong>ittel einem, von Krankenkassen und<br />

Kven gleichermaßen nutzbaren, gemeinsamen, regionalen o<strong>der</strong> zentralen Arzne<strong>im</strong>ittel-<br />

Rechenzentrum (Server), per Netzwerk übertragen werden.<br />

Zur Entscheidung für eine <strong>der</strong> beiden Varianten bedarf es einer sorgfältigen Abwägung<br />

<strong>der</strong> Vor- und Nachteile und <strong>der</strong> Abst<strong>im</strong>mung unter allen Beteiligten.<br />

Am ehesten ist mit <strong>der</strong> Entwicklung einer Mischform von Server- und Kartenlösung zu<br />

rechnen, insbeson<strong>der</strong>e deswegen, weil dies vorerst <strong>der</strong> kostengünstigere Einstieg in das<br />

Verfahren ist und weil außerdem die Autonomie des Versicherten nicht völlig<br />

unberücksichtigt bleiben kann. Der Patient muß vom Arzt ohnehin eine schriftliche<br />

Einnahmeanweisung erhalten, die ihn auch in die Lage versetzt, verordnetes und<br />

<strong>ab</strong>gegebenes Arzne<strong>im</strong>ittel auf Plausibilität zu überprüfen.<br />

147


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Auch für die Realisierung des Elektronischen Rezeptes bedarf es <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung und<br />

Ergänzung <strong>der</strong> gesetzlichen Grundlagen <strong>im</strong> SGBV und <strong>der</strong> Zust<strong>im</strong>mung aller Beteiligten,<br />

sowie <strong>der</strong> Datenschutzbeauftragten des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Es ist viel Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten.<br />

7.4.1.5 Ausblick und Schlußbetrachtung<br />

Über Kartenanwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen wird weltweit <strong>der</strong>zeit viel diskutiert,<br />

manches vorangebracht, vieles verhin<strong>der</strong>t. Wi<strong>der</strong>stände und Ablehnung <strong>der</strong> Chiptechnik<br />

beruhen häufig auf Voreingenommenheit o<strong>der</strong> Unkenntnis <strong>der</strong> Möglichkeiten und<br />

Grenzen. Nicht selten werden Karten auch wegen eines tiefen Mißtrauens, einer<br />

grundsätzlichen Ablehnung von elektronischen Informationsverarbeitung in <strong>der</strong> Medizin<br />

verteufelt. D<strong>ab</strong>ei wird übersehen, daß Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen zukünftig sehr<br />

wahrscheinlich <strong>der</strong> einzig wirksame Schlüssel einer sicheren elektronischen Kommunikation<br />

sein werden und die Autonomie von Patienten und Heilberufsangehörigen in<br />

einer elektronischen Welt überhaupt erst ermöglichen.<br />

Aufklärung, sachliche Information und vollständige Transparenz dessen, was Gegenstand<br />

<strong>der</strong> Pläne und Maßnahmen <strong>der</strong> Verantwortlichen ist, sind die Voraussetzungen für einen<br />

schrittweisen Fortschritt durch Nutzung mo<strong>der</strong>ner Informationstechnik, auch und<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

D<strong>ab</strong>ei sollten folgende Grundsätze berücksichtigt werden:<br />

• Nur ausgereifte, erprobte und standardisierte Technik einsetzen<br />

• Nur Karten auf nationaler (gesetzlicher) Basis werden sich, neben einigen<br />

wenigen Spezialanwendungen, durchsetzen und den vollen Nutzen entfalten<br />

• Je weniger Daten und Funktionen wir auf den Karten unterbringen, desto<br />

schneller werden wir das angestrebte Ziel erreichen. (less is more !)<br />

• Chipkarten müssen zukünftig in eine vollständige, standardisierte, elektronische<br />

Kommunikationsinfrastruktur eingebettet werden.<br />

• Für beide Komponenten - Netze und Karten - gilt es, eine überzeugende<br />

Sicherheitsinfrastruktur mit voller Transparenz zu entwerfen<br />

• Es wäre gut, zukünftig von einer neuen Kommunikations- und Sicherheits-<br />

Kultur zu sprechen, um dem hohen Gesellschaftspolitischen Anspruch<br />

Ausdruck zu verleihen<br />

• Es gilt, dem legit<strong>im</strong>en Sicherheitsbedürfnis <strong>der</strong> Bürger zu entsprechen und<br />

das Mult<strong>im</strong>ediale Gesamtsystem vor Mißbrauch zu schützen.<br />

148


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Anlagen Abb. 1- 3<br />

Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Versichertenkarte<br />

für das Jahr 2000<br />

Administrative<br />

Anwendung<br />

Medizinische<br />

Anwendung<br />

Die Karte in <strong>der</strong> Karte,<br />

kryptographisch getrennter<br />

Zugang<br />

Abbildung 1<br />

KV-Karte<br />

§291<br />

SGB V<br />

Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Versichertenkarte<br />

Elektronisches<br />

Rezept<br />

Administrative<br />

Anwendung<br />

Medizinische<br />

Anwendung<br />

Auslandskrankenschein<br />

E111, E121<br />

Die Karte in <strong>der</strong> Karte,<br />

kryptographisch getrennter<br />

Zugang<br />

EU-Notfall-<br />

Ausweis (gelb)<br />

Interoper<strong>ab</strong>ilitydatensatz<br />

Abbildung 2<br />

149


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

KV-Karte<br />

§291<br />

SGB V<br />

Versicherten-Ausweis 2000<br />

Optionale Anwendungsfel<strong>der</strong><br />

mit getrenntem Kryptozugang<br />

Karte(n) in <strong>der</strong> Karte<br />

Elektronisches<br />

Rezept<br />

A-Card Funktion<br />

Zuzahlungen<br />

Einschränkungen<br />

Beson<strong>der</strong>e Gruppen<br />

wie BVG-Betreute<br />

beson<strong>der</strong>e Institutionen<br />

wie Bahn, Post, Grenzer<br />

Auslandsversicherte<br />

Auslandskrankenschein<br />

E111, E121<br />

Administrative<br />

Anwendung<br />

Medizinische<br />

Anwendung<br />

C A S H - F U N K T I O N ?<br />

A-Card<br />

DentCard<br />

Di<strong>ab</strong>Card<br />

KoblenzCard<br />

NutriCard<br />

OnkoCard<br />

QuasiNiere<br />

RöntgenPass<br />

vari<strong>ab</strong>le<br />

Anwendung<br />

EU-Notfall-<br />

Ausweis (gelb)<br />

od. G7<br />

Interope<strong>ab</strong>ilitydatensatz<br />

Hausarzt od.<br />

zuletzt beh.Arzt<br />

Abbildung 3<br />

150


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.5 Home-Care<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendungen<br />

• Medizinische Fernbetreuung <strong>im</strong> häuslichen Umfeld, exemplarisch dargestellt<br />

anhand von Herz-Kreislauf-Patienten und Patienten mit Atemwegserkrankungen.<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität von Risikopatienten durch eine umfassende<br />

medizinische Versorgung in ihrem häuslichen Umfeld<br />

• Verringerung von kostenintensiven stationären Krankenhausaufenthalten<br />

• Verhin<strong>der</strong>ung von irreversiblen Gesundheitsschäden durch schnelle ärztliche<br />

Intervention bei Risikopatienten<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

• Vernetzung von Patienten und ambulanten bzw. stationären medizinischen Versorgungseinrichtungen<br />

Konkrete Empfehlung <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Durchführung eines Demonstrationsprojektes<br />

• Verankerung telematischer Leistungen in den Gebührenordnungen<br />

151


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.5.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

Themengruppe „Home-Care“ 1<br />

7.5.1.1 Entwicklung <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

Demographische Verschiebung (Überalterung <strong>der</strong> Bevölkerung und die damit<br />

einhergehende Zunahme chronisch kranker Menschen):<br />

Heute repräsentieren die über 65-jährigen einen Anteil von 15% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />

in Deutschland. Im Jahr 2005 werden dies 18% und <strong>im</strong> Jahre 2030 nach Schätzung <strong>der</strong><br />

Vereinten Nationen 26% sein. Bei den über 75-jährigen ist das <strong>im</strong>mer noch ein Anstieg<br />

von über 31% in den nächsten 10 Jahren.<br />

Aufgrund dieser demographischen Verschiebung und <strong>der</strong> Tatsache, daß ältere Menschen<br />

häufiger erkranken bzw. oft gleichzeitig mehrere Erkrankungen h<strong>ab</strong>en, ist mit einem<br />

überproportionalen Anstieg <strong>der</strong> älteren Bevölkerungsgruppe zu rechnen, die auf eine<br />

ausreichende medizinische Versorgung angewiesen ist. Bereits heute werden 46% aller<br />

Krankenhausaufenthalte durch Ältere verursacht.<br />

Angesichts dieser Entwicklung soll exemplarisch aufgezeigt werden, welchen Beitrag<br />

Home-Care bei <strong>der</strong> Betreuung chronisch kranker Risikopatienten leisten kann und<br />

inwieweit diese Lösung dem Wunsch vieler Patienten gerecht wird, möglichst lange in<br />

ihrer häuslichen Umgebung bleiben zu können und gleichzeitig eine qualitative hochwertige<br />

medizinische Versorgung zu erhalten.<br />

Neben einer Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität <strong>der</strong> Patienten, soll Home-Care auch zu<br />

einer Reduzierung <strong>der</strong> stationären Einweisungen führen und damit verbunden zu einer<br />

Begrenzung <strong>der</strong> Kosten <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

In diesem Zusammenhang ist Home-Care als unterstützende Technologie zu sehen. Die<br />

menschliche Zuwendung und medizinische kompetente Betreuung kann und soll dadurch<br />

nicht ersetzt werden.<br />

7.5.1.2 Definition Home-Care<br />

Home-Care wird als Konzept definiert, eine gesundheitliche Fernbetreuung zwischen<br />

einer medizinischen Einrichtung (z.B. einem nie<strong>der</strong>gelassenen Arzt, einer Pflegeeinrichtung<br />

o<strong>der</strong> auch einem Krankenhaus) und einem <strong>im</strong> häuslichen Umfeld lebenden<br />

Patienten sicherzustellen, unter Zuhilfenahme mult<strong>im</strong>edialer Informationen (z.B. Sprache,<br />

Bild, EKG, Blutdruck o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Parameter) und einer geeigneten Telekommunikationsinfrastruktur.<br />

1 Christoph Westerteicher (Berichterstatter), Rupert Gerzer<br />

152


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Ziel ist es, die außerklinische Versorgung von postakuten und chronisch kranken Risikopatienten<br />

zu Hause sicherzustellen. Die erfaßten Informationen sollten es <strong>der</strong> betreuenden<br />

medizinischen Einrichtung ermöglichen, zeitnah einen genauen Überblick über den<br />

Gesundheitszustand ihrer Risikopatienten zu erhalten, um gegebenenfalls frühzeitig<br />

intervenieren zu können.<br />

7.5.1.3 Home-Care für Herz und Lunge<br />

Anhand von Herz-Kreislauf-Patienten (49% Mortalität) und anhand von Atemwegserkrankungen<br />

(6% Mortalität) soll exemplarisch <strong>der</strong> mögliche Einsatz von Home-Care<br />

dargestellt werden.<br />

Die zentrale Aufg<strong>ab</strong>e von Herz und Lunge ist die Sicherstellung <strong>der</strong> Sauerstoffversorgung<br />

des menschlichen Körpers. D<strong>ab</strong>ei übern<strong>im</strong>mt die Lunge die Teilaufg<strong>ab</strong>e, den Gasaustausch<br />

mit <strong>der</strong> Umgebung durchzuführen, während dem Herzen zusammen mit dem<br />

Gefäßsystem die Aufg<strong>ab</strong>e des An- und Abtransports von Sauerstoff bzw. Kohlendioxid<br />

zukommt.<br />

Da bei Ausfall nur einer dieser Funktionen binnen kurzer Zeit zunächst reversible<br />

Gewebeschäden aufgrund eines Sauerstoffmangels auftreten, was sich binnen Sekunden<br />

zunächst beispielsweise <strong>im</strong> Ausfall von Gehirnfunktionen mit Kollaps und Bewußtlosigkeit<br />

äußert, und bereits nach Minuten zu bleibenden Schäden und zum Tode führen kann,<br />

sind Patienten mit Störungen in diesem System zu je<strong>der</strong> Zeit lebensbedrohend gefährdet.<br />

Problemstellung<br />

Häufig durchlaufen diese Risikopatienten einen Kreislauf zwischen ambulanter Versorgung<br />

und stationärem Klinikaufenthalten. Die stationäre Versorgung ist zwar mit hoher<br />

Qualität durchführbar, jedoch sehr teuer und mit erheblichen Einbußen <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

verbunden. Hinzu kommt <strong>der</strong> unzureichende Informationsfluß zwischen nie<strong>der</strong>gelassenem<br />

Arzt und Krankenhaus, bedingt durch die starke Trennung zwischen ambulanten<br />

und stationären Einrichtungen.<br />

Ferner leben diese durch ihre Krankheit wesentlich in ihrer Lebensqualität eingeschränkten<br />

Patienten in <strong>der</strong> Furcht, <strong>im</strong> Ernstfall auf ärztliche Hausbesuche, die Erste Hilfe<br />

medizinischer Laien o<strong>der</strong> sich selbst angewiesen zu sein.<br />

Neben dem akuten (Re-) Infarkt stellen die Herzrhythmusstörung die häufigsten<br />

Komplikationen <strong>der</strong> koronaren Herzkrankheiten (KHK) dar. Gerade <strong>ab</strong>er die Therapie <strong>der</strong><br />

Herzrhythmusstörung stellt für den nie<strong>der</strong>gelassenen Arzt häufig eine kaum lösbare<br />

Aufg<strong>ab</strong>e dar, da Episoden von Rhythmusstörungen ohne telemedizinische Überwachungsmöglichkeiten<br />

oft nur durch Zufall entdeckt werden, dann <strong>ab</strong>er wesentliche<br />

therapeutische Konsequenzen mit sich bringen.<br />

1<strong>53</strong>


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Unter den chronischen Lungenerkrankungen ist die volkswirtschaftlich bedeutendste das<br />

chronische Asthma Bronchiale; in <strong>der</strong> BRD leben ca. 4,7 Mio. Asthmatiker, darunter 1,5<br />

Mio. Kin<strong>der</strong>. Exazerbationen <strong>der</strong> Krankheit mit dem dringenden Bedarf ärztlicher Hilfe<br />

treten häufig in den frühen Morgenstunden auf, zu einer Zeit also, in <strong>der</strong> typischerweise<br />

nur ärztliche Notdienste erreicht werden können, die mit dem speziellen Patienten oft<br />

nicht vertraut sind.<br />

Sowohl die KHK als auch das Asthma Bronchiale sind Volkskrankheiten, bei denen die<br />

Einführung von Home-Care Methoden dem Patienten wie auch dem betreuenden Arzt<br />

direkte Verbesserungen bringen kann.<br />

Vorgeschlagenes Modell Projekt:<br />

Aufgrund <strong>der</strong> klar zu beschreibenden Vorteile einer Home-Care Betreuung für die<br />

Versorgungsqualität dieser Patientengruppe soll die telemedizinische Betreuung herzund/o<strong>der</strong><br />

lungenkranker Patienten beispielhaft demonstriert werden. Konkret könnten in<br />

einem Modellprojekt Patienten zu Hause überwacht werden, die aufgrund einer schweren<br />

Herz- o<strong>der</strong> Lungenfunktionsstörung, z.B. nach Infarkt o<strong>der</strong> aufgrund einer<br />

Emphysemlunge, bettlägerig o<strong>der</strong> an das häusliche Umfeld gebunden sind. D<strong>ab</strong>ei ist eine<br />

den Erfor<strong>der</strong>nissen entsprechende typischerweise diskontinuierliche Übertragung von<br />

Vitalfunktionen (z.B. EKG, O 2 -Sättigung, Blutdruck, Spirometrie) an eine kontinuierlich<br />

besetzte Telemedizin-Servicezentrale einzubeziehen. Die dort <strong>im</strong> Bedarfsfall eingehenden<br />

Daten werden direkt an den betreuenden Hausarzt bzw. den zuständigen ärztlichen<br />

Notdienst zur weiteren Veranlassung übersandt. Dadurch erhält <strong>der</strong> betreuende Arzt<br />

gerade in kritischen Situationen wichtige Hinweise über den Gesundheitszustand des<br />

Patienten und kann ihn auf diese Weise wesentlich effektiver und effizienter betreuen als<br />

wenn er alleine auf Hausbesuche angewiesen wäre.<br />

Anhand dieses Projekts kann modellhaft die durch telemedizinische Betreuung erzielbare<br />

erhöhte Versorgungsqualität bei gleichzeitigem Kosteneinsparungspotential aufgezeigt<br />

werden. Schließlich kann erwartet werden, daß ein Modellprojekt für diese Indikationsgebiete<br />

von allen Beteiligten <strong>im</strong> Gesundheitswesen akzeptiert wird, weil die wesentlichen<br />

Treiber zunächst die Akzeptanz durch den Patienten und die Entlastung <strong>der</strong> betreuenden<br />

Hausärzte (Notfälle nachts; mehr Information vom Patienten) sein werden, zusätzlich für<br />

das Gesundheitswesen die mögliche Qualitätserhöhung <strong>der</strong> Versorgung bei Kosteneinsparung<br />

sowie für die Industrie das Erproben neuer, auch exportierbarer Marktmöglichkeiten<br />

wichtige positive Argumente sein werden.<br />

7.5.1.4 Chancen und Potential von Home-Care<br />

Unterstützung des mündigen Patienten:<br />

• Die Gesundheitsversorgung wird zum Patienten gebracht<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität des Patienten<br />

154


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Home-Care beinhaltet entscheidende Verbesserungen für Patienten:<br />

Durch die Vernetzung des häuslichen Betreuungssystems können Risikopatienten in<br />

ihrem vertrauten sozialen Umfeld verbleiben und trotzdem versichert sein, daß in<br />

kritischen Situationen entsprechend schnell geholfen werden kann, bzw. durch eine<br />

zeitnahe Betreuung <strong>der</strong> gesundheitliche Zustand st<strong>ab</strong>iler gehalten werden kann um<br />

kritische Situationen nicht erst entstehen zu lassen.<br />

Kostendämpfung:<br />

Das Einsparungspotential einer Home-Care-Lösung spiegelt sich vorrangig in einer<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Krankenhaustage, <strong>ab</strong>er auch in einer Verringerung <strong>der</strong> Transportkosten,<br />

einer Zeitersparnis für die Patienten und die medizinischen Versorgungseinrichtungen,<br />

sowie in einer effizienteren Betreuung durch die Verfügbarkeit relevanter Patientendaten.<br />

Verbesserung des Informationsaustausches zwischen nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten<br />

und Krankenhaus:<br />

Home-Care ermöglicht durch die Vernetzung von Patient und pr<strong>im</strong>ärer Versorgungseinrichtung<br />

und darüber hinaus mit Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, wichtige<br />

medizinische Daten berechtigten Personen zugänglich zu machen, um damit eine<br />

opt<strong>im</strong>ale Versorgung <strong>der</strong> Patienten zu erreichen und redundante Informationserfassung<br />

zu meiden.<br />

7.5.1.5 Rahmenbedingungen<br />

Die erfor<strong>der</strong>lichen technischen Komponenten für eine Home-Care-Lösung stehen heute<br />

weitestgehend zur Verfügung.<br />

Der kommerzielle Einsatz in Deutschland könnte zusätzlich geför<strong>der</strong>t werden durch:<br />

• Verankerung telematischer Leistungen in den Gebührenordnungen<br />

• Definition von Richtlinien zur Arzthaftung bei telematischer Fernbetreuung<br />

• Festlegung sinnvoller Datenschutzmechanismen, um einen ausreichenden<br />

Schutz relevanter Daten in einem Home-Care System sicherzustellen.<br />

155


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.6 Qualitätsmanagement und Informationstechnologie<br />

Inhalt <strong>der</strong> Anwendung<br />

Entwicklung von Qualitätsindikatoren, Datensätzen und Kommunikationswegen für<br />

die drei Säulen <strong>der</strong> patientenorientierten Versorgungs<strong>ab</strong>läufe:<br />

• Leitlinien und Standardisierung<br />

• Betrieb und Koordination<br />

• <strong>Dokument</strong>ation und Evaluation<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen, am aktuellen Wissenstand orientierten<br />

Versorgungsleistung bei akuten und chronischen Erkrankungen unter<br />

wirtschaftlichen Gesichtspunkten.<br />

• Übertragung <strong>der</strong> aktuellen Leitlinien in standardisierte Datensätze und ein effizienter<br />

Zugang zu den jeweils aktuellen Leitlinien wirken handlungsleitend.<br />

• Verbesserung von Kooperation und Koordination zwischen allen an <strong>der</strong> Behandlung<br />

beteiligten Leistungserbringern durch zeitgerechte, ausreichende und richtige<br />

Informationsübermittlung.<br />

• Bereitstellung von Information zur Opt<strong>im</strong>ierung effektiver und effizienter Versorgungsstrukturen<br />

durch die Partner <strong>der</strong> Selbstverwaltung (Sicherstellungsauftrag).<br />

• Unterstützung <strong>der</strong> Patienten bei <strong>der</strong> Ausübung einer verantwortlichen Rolle in<br />

Bezug auf Inanspruchnahme von Ressourcen <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

Breitenwirkung für den Aufbau einer Telematikplattform zum Qualitätsmanagement<br />

wird erreicht durch:<br />

• Strukturierte und standardisierte <strong>Dokument</strong>ation<br />

• Regelmäßige Evaluierung<br />

Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

• Integration <strong>der</strong> standardisierten Datensätze in die relevanten Schnittstellen (z.B.<br />

BDT) und in die verschiedenen Anwen<strong>der</strong>systeme (Praxisverwaltungssysteme,<br />

Krankenhaus-Informationssysteme)<br />

• Qualitätsorientierte materielle Anreize<br />

• För<strong>der</strong>liche vertragliche und gesetzliche Regelungen.<br />

• Vereinbarung von Gesundheitszielen auf allen Versorgungsebenen (Patient-<br />

Arzt, stationär-ambulant, Selbstverwaltung, Gesundheitspolitik)<br />

156


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.6.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

Themengruppe „Qualitätsmanagement und Informationstechnologie“ 1<br />

7.6.1.1 Inhalt <strong>der</strong> Anwendung<br />

Qualitätsmanagement bezieht sich auf die Leistungserbringung innerhalb einer Versorgungsebene<br />

(Patienten-Arzt, stationär-ambulant, Leistungserbringer-Kostenträger) als<br />

auch die Übergänge zwischen den Ebenen und orientiert sich sowohl an <strong>der</strong> Behandlung<br />

einzelner Patienten (case management) als auch auf die strukturierte Versorgung<br />

innerhalb spezifischer Diagnosen (disease management).<br />

Im Zentrum steht die Entwicklung von Qualitätsindikatoren, Datensätzen und Kommunikationswegen<br />

für die drei Säulen <strong>der</strong> patientenorientierten Versorgungs<strong>ab</strong>läufe:<br />

• Leitlinien und Standardisierung<br />

• Betrieb und Koordination<br />

• <strong>Dokument</strong>ation und Evaluation<br />

Die aktuellen Leitlinien werden jeweils von Fachgesellschaften, Berufsverbänden, Partnern<br />

<strong>der</strong> Selbstverwaltung und Patienten konsentiert bereitgestellt und für die praktische<br />

Anwendung in <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung akkreditiert.<br />

Gezielte Kommunikation zwischen den verschiedenen Ebenen werden dadurch ermöglicht,<br />

daß kompatible Datensätze und Qualitätsindikatoren bereitgestellt werden. Dadurch<br />

können die Schnittstellen strukturiert bedient und die Partner auf den verschiedenen<br />

Ebenen organisatorisch und informationstechnisch miteinan<strong>der</strong> verbunden werden.<br />

Die strukturierte <strong>Dokument</strong>ation und Auswertung innerhalb und zwischen den verschiedenen<br />

Versorgungsebenen liefert die Grundlage zur transparenten Lenkbarkeit des<br />

Versorgungssystems nach Effektivitäts- und Effizienzkriterien.<br />

7.6.1.2 Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

• Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen, am aktuellen Wissenstand orientierten<br />

Versorgungsleistung bei akuten und chronischen Erkrankungen unter<br />

wirtschaftlichen Gesichtspunkten.<br />

• Übertragung <strong>der</strong> aktuellen Leitlinien in standardisierte Datensätze und ein<br />

effizienter Zugang zu den jeweils aktuellen Leitlinien wirken handlungsleitend.<br />

• Verbesserung von Kooperation und Koordination zwischen allen an <strong>der</strong><br />

Behandlung beteiligten Leistungserbringern durch zeitgerechte, ausreichende<br />

und richtige Informationsübermittlung.<br />

1 Klaus Piwernetz (Berichterstatter), Harald Herholz, Sigrid Pötter, Ursula Z<strong>im</strong>mermann<br />

157


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

• Unterstützung <strong>der</strong> Patienten bei <strong>der</strong> Ausübung einer verantwortlichen Rolle in<br />

Bezug auf Inanspruchnahme von Ressourcen <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

In den folgenden T<strong>ab</strong>ellen werden diese For<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Beteiligten<br />

in den verschiedenen Versorgungsebenen dargestellt. Die drei T<strong>ab</strong>ellen beschreiben<br />

diese Zusammenhänge <strong>im</strong> Hinblick auf die drei Säulen <strong>der</strong> Versorgung nach 7.7.1.1.<br />

Anwendungsfel<strong>der</strong><br />

Leitlinien und Standardisierung<br />

Patient Leistungserbringer Kostenträger<br />

<br />

<br />

Kontakt zwischen<br />

Patient und Arzt<br />

rascher Zugang zu<br />

aktuellem Wissen<br />

Entscheidungssicherheit<br />

Innerhalb einer<br />

Versorgungseinrichtung<br />

Über verschiedene<br />

Versorgungseinrichtungen<br />

hinweg<br />

Rational begründete,<br />

d.h. evidenzbasierte<br />

Behandlung<br />

Wirksamkeit<br />

Transparenz<br />

<strong>der</strong> Abläufe<br />

Transparenz <strong>der</strong><br />

Angebote<br />

• Bereitstellung von Information zur Opt<strong>im</strong>ierung effektiver und effizienter<br />

Versorgungsstrukturen durch die Partner <strong>der</strong> Selbstverwaltung (Sicherstellungsauftrag).<br />

Aktualität<br />

Kenntnis<br />

<br />

rascher Zugang Einheitliche<br />

Anwendung<br />

Überprüfung<br />

und Validierung<br />

Diffusion<br />

gesundheitsökonomische<br />

Bewertung<br />

von Leitlinien<br />

Anwendungsfel<strong>der</strong><br />

Betrieb und Koordination<br />

Patient Leistungserbringer Kostenträger<br />

<br />

<br />

Kontakt zwischen<br />

Patient und Arzt<br />

Reibungsloser Ablauf<br />

Vermeidung von Wartezeiten<br />

und Doppeluntersuchungen<br />

Abst<strong>im</strong>mung zwischen<br />

den Leistungserbringern<br />

Innerhalb einer<br />

Versorgungseinrichtung<br />

Über verschiedene<br />

Versorgungseinrichtungen<br />

hinweg<br />

<br />

<br />

Termintreue, bessere<br />

Orientierung<br />

keine Doppeluntersuchungen<br />

Orientierung über das<br />

Versorgungsangebot<br />

höhere Effektivität<br />

angemessene<br />

Information<br />

informierter Patient<br />

Lenkbarkeit<br />

Übersicht über die<br />

erbrachten<br />

Leistungen, Daten<br />

und <strong>Ergebnisse</strong><br />

Kenntnis von<br />

<br />

Kompetenzzentren<br />

Umsetzung<br />

Anwendung<br />

Beachtung<br />

Keine Doppeluntersuchungen<br />

<br />

<br />

Verfügbarkeit von<br />

Information<br />

sachgerechter<br />

Zugang und Inanspruchnahme<br />

des<br />

Patienten<br />

158


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Anwendungsfel<strong>der</strong><br />

<strong>Dokument</strong>ation und Evaluation<br />

Patient Leistungserbringer Kostenträger<br />

<br />

<br />

Kontakt zwischen<br />

Patient und Arzt<br />

Innerhalb einer<br />

Versorgungseinrichtung<br />

Über verschiedene<br />

Versorgungseinrichtungen<br />

hinweg<br />

<br />

Qualität des<br />

Arztes<br />

Übersicht über<br />

eigenen<br />

Gesundheitszustand<br />

Leistungsprofile<br />

<strong>der</strong> Einrichtung<br />

<br />

Kenntnis von<br />

Kompetenz-<br />

Zentren<br />

Stärken und Schwächen<br />

Verbesserungspotential<br />

Anwendung <strong>der</strong> Leitlinien<br />

Effizienz<br />

<br />

<br />

Stärken und Schwächen,<br />

Verbesserungspotential<br />

Anwendung <strong>der</strong><br />

Leitlinien, Effizienz<br />

Stärken und Schwächen<br />

(eigene und<br />

Mitbewerber = Benchmarking)<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Leitlinien<br />

in verschiedenen<br />

Settings<br />

<br />

Effektivität und<br />

Effizienz (Qualität und<br />

Wirtschaftlichkeit)<br />

<br />

Zufriedenheit <strong>der</strong><br />

Versicherten<br />

<br />

Effektivität und Effizienz<br />

(Qualität und<br />

Wirtschaftlichkeit)<br />

Zufriedenheit <strong>der</strong><br />

Versicherten<br />

Vergleich von Versorgungseinrichtungen<br />

bzgl. Effektivität und<br />

Effizienz (Qualität und<br />

<br />

Wirtschaftlichkeit)<br />

Zufriedenheit <strong>der</strong><br />

Versicherten<br />

7.6.1.3 Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

Breitenwirkung für den Aufbau einer Telematikplattform zum Qualitätsmanagement wird<br />

erreicht durch:<br />

• Strukturierte und standardisierte <strong>Dokument</strong>ation<br />

• Regelmäßige Evaluierung<br />

In <strong>der</strong> folgenden T<strong>ab</strong>elle ist für die verschiedenen Ebenen dargestellt, welche Vorgehensweisen<br />

<strong>im</strong> Qualitätsmanagement mit welchen Instrumenten <strong>der</strong> Informationstechnologie<br />

auf dieser Plattform unterstützt werden können:<br />

Ebene Qualitätsmanagement Informationstechnik<br />

Patient – Arzt<br />

Beziehung<br />

Praxis und<br />

Praxiszirkel<br />

Qualitätszirkel<br />

Gesundheitssystem<br />

• Behandlung nach Leitlinien<br />

• Risiko Management<br />

• Schnittstellen bedienen<br />

• Umsetzung <strong>der</strong> Leitlinien<br />

• Übertragung in organisatorische<br />

Verbesserungen<br />

• Praxisübergreifende Vergleiche<br />

• kompatible Qualitätsindikatoren<br />

• vergleichbare Patienten<br />

• Schnittstellen:<br />

Hausarzt-Schwerpunkt<br />

stationär-ambulant<br />

und<br />

• qualitätsorientierte Vergütung<br />

• Watchdog-Funktionen<br />

• Leitlinien <strong>im</strong> Hintergrund<br />

• Risikoindikatoren online auswerten<br />

• Patientenbezug <strong>der</strong><br />

Qualitätsindikatoren<br />

• Patientenlisten zur Opt<strong>im</strong>ierung<br />

• Datenaggregation<br />

• Benchmarking<br />

• zeitnahe Rückmeldung<br />

• Longitudinale Verfolgung <strong>der</strong> Patienten<br />

• systemische Vergleiche: Kosten und<br />

Qualität<br />

• Gestaltung <strong>der</strong> Mengengerüste<br />

159


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

Im Einzelnen sind folgende Anfor<strong>der</strong>ungen an die verschiedenen Instrumente und<br />

Verfahren zu stellen:<br />

7.6.1.4 Zyklus <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

! " # $ % & ' ( ) # % * + ) & , ) & - . / & ) # 0 1 2 3 4 5 6 4 7 1 8<br />

1 <strong>Dokument</strong>ation einheitliche Datensatzdefinition, zeitliche<br />

Belastung reduzieren, problemorientierte<br />

<strong>Dokument</strong>ation, Planung <strong>der</strong> Auswertung vor<br />

Beginn <strong>der</strong> Erhebung<br />

2 Umgang mit den Daten Vertraulichkeit, Sicherheit (EU-Richtlinie,<br />

Trusted Third Party, PGP )<br />

3 Datenaggregation nachvollziehbar, transparent<br />

4 Datenanalyse so peripher wie möglich<br />

5 Feedback <strong>der</strong> <strong>Ergebnisse</strong> Zeitnah<br />

7.6.1.5 Qualität und Leitlinien<br />

4 : 1 ; < 4 7 = 6 1 < 3 5 6 4 > 6 4 2 ? @ 4 6 1 0 1 2 3 4 5 6 4 7 1 8<br />

9<br />

6 Wissen und Leitlinien Aktualität und Zugänglichkeit, Akkreditierung<br />

7 Qualität und Wirtschaftlichkeit möglichst auf Ergebnismaße beziehen<br />

8 Qualitätsindikatoren Einfachheit, Konsensusbasiert, Akzeptanz,<br />

Evidenzbasiert<br />

7.6.1.6 Integration in die Versorgungs<strong>ab</strong>läufe<br />

4 : 1 ; < 4 7 = 6 1 < 3 5 6 4 > 6 4 2 ? @ 4 6 1 0 1 2 3 4 5 6 4 7 1 8<br />

9<br />

9 Integration und Interaktion <strong>der</strong> Akteure Kontinuität<br />

10 Schnittstellen ( technisch und inhaltlich ) Kompatibilität<br />

11 Longitudinale Verlaufsbeobachtung<br />

(Monitoring)<br />

12 IT folgt Versorgungs<strong>ab</strong>läufen (structure<br />

follows strategy, form follows function)<br />

Daten müssen problemorientiert<br />

zusammengeführt werden können<br />

Anwendungs- und<br />

Nutzerorientierung<br />

7.6.1.7 Konkrete Empfehlungen <strong>der</strong> Autoren zur Umsetzung<br />

160<br />

• Integration <strong>der</strong> standardisierten Datensätze in die relevanten Schnittstellen<br />

(z.B. BDT) und in die verschiedenen Anwen<strong>der</strong>systeme (Praxisverwaltungssysteme,<br />

Krankenhausinformationssysteme)


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

• Qualitätsorientierte materielle Anreize<br />

• För<strong>der</strong>liche vertragliche und gesetzliche Regelungen (Berufsrecht, Standesrecht,<br />

Vergütung stationär und ambulant).<br />

• Vereinbarung von Gesundheitszielen auf allen Versorgungsebenen (Patient-<br />

Arzt, stationär-ambulant, Selbstverwaltung, Gesundheitspolitik)<br />

161


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.7 Krankenhaus-Informationssysteme<br />

Inhalte<br />

• Der Nutzen <strong>der</strong> Informationstechnologie bzw. <strong>der</strong> Krankenhaus-Informationssysteme<br />

(KIS) besteht in<br />

• <strong>der</strong> strategischen Planung für die Häuser<br />

• <strong>der</strong> Prozeßopt<strong>im</strong>ierung<br />

• <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

• <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Qualität<br />

• dem Informationsaustausch mit an<strong>der</strong>en Krankenhäusern<br />

• dem Informationsaustausch mit allen an<strong>der</strong>en Versorgungseinrichtungen (u.a.<br />

ambulante Versorgung - Reha - Pflege -...)<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesamtversorgung<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Stellung <strong>der</strong> Krankenhäuser <strong>im</strong> Wettbewerb<br />

• Verringerung <strong>der</strong> Kosten (Liegezeiten…)<br />

• <strong>der</strong> Patient erhält umfassende Informationen und damit eine verbesserte<br />

Versorgung entsprechend seinem Krankheitszustand<br />

• Telekonsulation etc.<br />

Beitrag zum Aufbau einer Telematikplattform<br />

KIS ist eine wichtige Voraussetzung für das Funktionieren einer Telematikplattform<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen; Bsp.:<br />

• Vernetzung mit ambulanter Versorgung<br />

• Patientenakte<br />

• Digitale Radiologie<br />

• Standardisierung <strong>der</strong> Informationsbeziehungen<br />

• Zwischen Krankenhaus uns an<strong>der</strong>en Leistungserbringern, Krankenkassen und<br />

an<strong>der</strong>en Institutionen<br />

Konkrete Empfehlung<br />

Einbindung <strong>der</strong> KIS- (Krankenhäuser und Hersteller) Anwendungen in alle auch für<br />

an<strong>der</strong>e Leistungsbringer (u.a. ambulante Versorgung) entwickelten und noch zu<br />

entwickelnden Anwendungen; z.B.:<br />

• Arztbriefschreibung<br />

• Befundung<br />

• § 301 - Datenaustausch<br />

• Sicherheitsarchitekturen<br />

162


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

7.7.1 <strong>Ergebnisse</strong> und Empfehlungen<br />

Themengruppe „Krankenhaus-Informationssystem“ 1<br />

7.7.1.1 Ausgangssituation<br />

Historisch fand die Informationstechnologie als administrative Datenverarbeitung seit<br />

Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre Eingang in die Krankenhäuser. Sie diente zunächst <strong>der</strong> Unterstützung<br />

vorhandener Verwaltungs<strong>ab</strong>läufe. Dem Stand <strong>der</strong> Technik entsprechend war sie als<br />

Rechenzentrums-Lösung organisiert (Übertragung <strong>der</strong> erfaßten Daten an das Rechenzentrum,<br />

Verarbeitung, Ausdruck <strong>der</strong> <strong>Ergebnisse</strong>). In <strong>der</strong> Folge entwickelten sich Verbundlösungen<br />

mit EDV-Kapazitäten <strong>im</strong> Krankenhaus und <strong>der</strong> Verarbeitung <strong>der</strong> Daten in<br />

Rechenzentren; die Datenfernübertragung war d<strong>ab</strong>ei ein unter Kostengesichtspunkten<br />

bedeutsamer Fortschritt.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> 80er Jahre gewann die autonome Datenverarbeitung <strong>im</strong> Krankenhaus,<br />

zum Teil für medizinische Subsysteme, an Bedeutung. Im Verwaltungsbereich h<strong>ab</strong>en in<br />

starkem Maße gesetzliche Vorg<strong>ab</strong>en <strong>im</strong> Rechnungswesen zur Kosten- und Leistungsrechnung<br />

und zu externen Berichtspflichten Anstöße gegeben.<br />

Die breite Einführung <strong>der</strong> Informationstechnologie in Krankenhäusern hatte sich zum Teil<br />

auf Grund <strong>der</strong> finanziellen und personellen Ausstattung <strong>der</strong> Krankenhäuser verzögert.<br />

Nicht <strong>im</strong>mer wurde <strong>der</strong> Stellenwert <strong>der</strong> Informationstechnologie für das Management<br />

frühzeitig erkannt. Inzwischen werden Information und Informationsverknüpfung als<br />

wichtige unternehmerische Produktionsfaktoren begriffen, so daß die Bedeutung <strong>der</strong><br />

Informationstechnologie heute unbestritten ist. Sie wird bereits zur strategischen Planung<br />

und Prozeßopt<strong>im</strong>ierung genutzt anstatt vorhandene Organisationsstrukturen nur <strong>ab</strong>zubilden.<br />

Historisch gewachsene Teillösungen erweisen sich heute mitunter als Problem,<br />

wenn durch die Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> Protokolle, <strong>der</strong> Betriebssysteme und Datensatzinkomp<strong>ab</strong>ilitäten<br />

eine reibungslose Kommunikation erschwert wird.<br />

Heute h<strong>ab</strong>en fast alle Krankenhäuser DV-Lösungen - in unterschiedlichem Umfang -<br />

installiert. Diese müssen nun in Richtung auf integrierte und vernetzte Systeme weiterentwickelt<br />

werden. Der weitere Ausbau <strong>der</strong> Informationstechnologie und die Herausbildung<br />

eines qualifizierten Anbieterkreises von Krankenhaussoftware und Informationssystemen<br />

unterstützen diese Entwicklung. Die Anbieter stellen d<strong>ab</strong>ei einen bedeutsamen<br />

Multiplikator für zukünftige Telematik-Lösungen dar.<br />

Insgesamt stehen die Krankenhausträger und Krankenhäuser vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

sich dieser Entwicklung durch eine integrative IT-Strategie zu stellen und die neuen,<br />

1 Dieter M. Kampe, Dietrich Bär, Jürgen Völlink<br />

163


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

zukunftsträchtigen Chancen zu nutzen, die sich daraus für eine qualitativ hochwertige<br />

Patientenversorgung ergeben.<br />

7.7.1.2 Telematik un<strong>ab</strong>dingbar für die Zukunft des Unternehmens Krankenhaus<br />

Von <strong>der</strong> Vernetzung <strong>im</strong> Krankenhaus zur Telematik:<br />

Auf Grund <strong>der</strong> gegenseitigen Beeinflussung verän<strong>der</strong>ter Anfor<strong>der</strong>ungen und des<br />

schnellen Wachstums <strong>der</strong> technisch-kommunikativen Möglichkeiten wird die mo<strong>der</strong>ne<br />

Telematik an Bedeutung für die Krankenhäuser zunehmen. Sie erweitert die Einsatzmöglichkeiten<br />

für Information und Kommunikation innerhalb des Krankenhauses und des<br />

Krankenhauses mit seiner Außenwelt. Insellösungen <strong>im</strong> Krankenhaus und in den<br />

Gesundheitsversorgungsbereichen werden durch die Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

in Frage gestellt und technisch aufgebrochen.<br />

Zudem hat ein verän<strong>der</strong>tes Bewußtsein - nicht zuletzt veranlaßt durch gesetzgeberische<br />

Maßnahmen und den Kostendruck - und ein Denken in Gesamtprozessen und -zusammenhängen<br />

einen fruchtbaren Boden für die kommunikativen Informationsbeziehungen<br />

<strong>im</strong> Krankenhaus und mit an<strong>der</strong>en Einrichtungen geschaffen. Das Begriffspaar Information/Kommunikation<br />

ist geeignet, Grenzen zwischen Abteilungen innerhalb eines Krankenhauses<br />

zu öffnen. Es trägt <strong>ab</strong>er ebenso außerhalb des Krankenhauses dazu bei, daß<br />

die bisher organisatorisch getrennten Versorgungsbereiche <strong>der</strong> stationären und ambulanten<br />

Akutversorgung wie auch <strong>der</strong> Reh<strong>ab</strong>ilitation besser miteinan<strong>der</strong> verzahnt werden<br />

können. Damit ist die Entwicklung zur Telematik für Krankenhäuser eingeleitet.<br />

Telematik-Anwendungen für die Krankenhäuser:<br />

Telematik bezeichnet als Weiterentwicklung <strong>der</strong> bisherigen Informationstechnologie einen<br />

telekommunikativen Prozeß, <strong>der</strong> mit strukturellem Wandel und Verzahnung verbunden ist<br />

und den Weg für neuartige Versorgungskonstellationen und -kooperationen bereiten<br />

kann. Damit kann die Informations- und Kommunikationstechnologie eine versorgungsbereichsübergreifende<br />

Wegbereiterfunktion für eine Entwicklung übernehmen, <strong>der</strong> bisher<br />

noch faktische und rechtliche Rahmenbedingungen entgegenstehen. Unter dem Begriff<br />

Vernetzung findet ein struktureller und informationstechnischer Wandel statt. Vernetzung<br />

ist demnach die - zumindest informationstechnische - Voraussetzung für künftige Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> medizinischen Versorgung. Diese können bis hin zu neuartigen Versorgungsformen<br />

reichen.<br />

Konkrete Telematikanwendungen für die Krankenhäuser bestehen z.B. in folgenden<br />

Bereichen:<br />

• schneller Informationsaustausch zwischen Krankenhäusern, nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Ärzten und an<strong>der</strong>en Versorgungsbereichen über beliebige Entfernungen,<br />

164


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

• Nutzung vorhandener und künftig entstehen<strong>der</strong> Netze auch für Zwecke des<br />

Gesundheitswesens (Intranet, Internet),<br />

• Telekonsultation und Telepräsenz,<br />

• Karten <strong>im</strong> Gesundheitswesen,<br />

• Aus- und Fortbildung (Teleteaching, Telelearning),<br />

• medizinische Informationssysteme (Expertensysteme),<br />

• Information <strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong> Bevölkerung (z.B. Prävention).<br />

Nutzen <strong>der</strong> Telematik für die Krankenhäuser und die Gesamtversorgung:<br />

Der mögliche Nutzen <strong>der</strong> künftigen Telematikanwendungen für Krankenhäuser wird mit<br />

dem Begriff "Telemedizin" umschrieben, mit <strong>der</strong> die Bereitstellung hochqualifizierter medizinischer<br />

Versorgung un<strong>ab</strong>hängig von räumlichen Grenzen eröffnet wird.<br />

Die Chance <strong>der</strong> Telematik wird um so mehr aufgegriffen werden, wenn sich für alle<br />

Beteiligten - Anwen<strong>der</strong>, Betroffen, Hersteller - ein erkennbarer Nutzen ergibt. Mit Aussicht<br />

auf Erfolg werden vor allem solche Projekte umgesetzt werden können, <strong>der</strong>en Lösungen,<br />

Verfahren und Entwicklungen einen sichtbaren Fortschritt und konkret meßbaren Nutzen<br />

bringen. D<strong>ab</strong>ei kann <strong>der</strong> Nutzen in vielfältiger Hinsicht sowohl für die Krankenhäuser, für<br />

das Gesundheitsversorgungssystem und für den Aufbau einer Telematikplattform<br />

bestehen. Beispiele dafür sind:<br />

• die Verbesserung <strong>der</strong> Versorgungsqualität für die Patienten,<br />

• die Bereitstellung einer hochqualifizierten medizinischen Versorgung un<strong>ab</strong>hängig<br />

von Entfernungen,<br />

• eine Verringerung von Kosten und Belastungen (Doppeluntersuchungen,<br />

Krankentransporte),<br />

• wirtschaftlichere und kostengünstigere Abläufe,<br />

• ein größerer Umsatz bei geringerem Faktoreinsatz,<br />

• eine Erhöhung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> Gesamtversorgung,<br />

• die bessere Verfügbarkeit und Verwendung von Informationen,<br />

• die Eignung interner Krankenhausinformationssysteme auch für Zwecke<br />

externer Kommunikation (Digitalisierung von Daten),<br />

• die generelle Bewältigung des strukturellen Wandels auch <strong>im</strong> Krankenhausbereich,<br />

• die Eröffnung neuartiger Versorgungskonstellationen und Kooperationen,<br />

165


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

• eine Verbesserung <strong>der</strong> Stellung des Krankenhauses <strong>im</strong> Wettbewerb und<br />

gegenüber den Kostenträgern,<br />

• eine bessere Information <strong>der</strong> Patienten,<br />

• die umfangreiche Bereithaltung und Bereitstellung <strong>der</strong> patientenorientierten<br />

medizinischen Daten,<br />

• die Verknüpfung dieser Daten mit externen Partnern bis hin zum Patienten<br />

selbst.<br />

7.7.1.3 For<strong>der</strong>ungen und Empfehlungen<br />

Eine künftig intensivere Einführung und Nutzung <strong>der</strong> Telematik für den Krankenhausbereich<br />

erfor<strong>der</strong>t:<br />

• Aufgeschlossenheit für die Telematik in technischer und versorgungspolitischer<br />

Hinsicht,<br />

• Ausrichtung des Informationsmanagements an den Krankenhaus-Unternehmenszielen,<br />

in denen das Krankenhaus als eine vernetzte Einheit in einem<br />

kooperierenden und konkurrierenden Versorungssystem begriffen wird,<br />

• Planung und nicht nur Reagieren o<strong>der</strong> situatives Handeln,<br />

• eine weitere Aufwertung des Informationsmanagements als bedeuten<strong>der</strong><br />

unternehmerischer Faktor und die Berücksichtigung <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

Wirkungen und Notwendigkeiten (interne Organisation, Einsatz entsprechend<br />

qualifizierten Personals),<br />

• die Herausstellung des integrativen Charakters von Informatik-Lösungen,<br />

• einvernehmliches Zusammenwirken aller an <strong>der</strong> Entwicklung und Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Telematik mitwirkenden Partner aus staatlichen, halbstaatlichen wie<br />

privatrechtlichen Institutionen mit dem Ziel, allgemeine, anerkannte Rahmenbedingungen<br />

und Anfor<strong>der</strong>ungen für Telematiklösungen zu definieren,<br />

• Standardisierung von Anwendungen <strong>im</strong> nationalen wie internationalen<br />

Bereich, vor allem bei Protokollen und Schnittstellen,<br />

• Weiterentwicklung des Datenschutzrechts und <strong>der</strong> kryptographischen Möglichkeiten,<br />

auch <strong>im</strong> internationalen Zusammenhang,<br />

• die wissenschaftliche Weiterentwicklung telematischer Anwendungen vor<br />

allem durch die Hochschulkliniken,<br />

• die Anpassung <strong>der</strong> telematischen Entwicklung an die Bedürfnisse auch<br />

kleinerer o<strong>der</strong> mittelgroßer Allgemeinkrankenhäuser (technologische D<strong>im</strong>ensionierung,<br />

Zeitfaktor).<br />

• Schaffung von anwen<strong>der</strong>orientierten Telematik-Lösungen, die dem Normalanwen<strong>der</strong><br />

bei <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> Versorgungsziele (Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

einer patientennahen Versorgung) einen deutlich spürbaren Nutzen<br />

bei <strong>der</strong> Bewältigung seiner täglichen Arbeit bringen,<br />

166


Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

• praktische und einfache Handh<strong>ab</strong>ung je<strong>der</strong> Lösung,<br />

• breite fachliche Information und Diskussion über gute Ansätze und Beispiele<br />

für Telematikanwendungen sowie Hinweise zu ihrer Umsetzung und Übernahme,<br />

• Erleichterung <strong>der</strong> Erprobung neuer Telematik-Lösungen, keine Erschwerung<br />

durch gesetzliche Auflagen,<br />

• Klärung <strong>der</strong> Auswirkungen von Telematikverfahren auf das Entgeltsystem,<br />

• Nutzung aller denkbaren Formen von "Incentive"-Möglichkeiten für die<br />

Einführung und Übernahme von Telematik-Lösungen <strong>im</strong> Hinblick auf das<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnis.<br />

7.7.1.4 Zusammenfassung<br />

Der Krankenhausbereich spielt bei <strong>der</strong> Einführung und Weiterentwicklung von Telematikanwendungen<br />

eine zentrale Rolle. Bereits zur Verfügung stehende Lösungen, die sich<br />

bewährt h<strong>ab</strong>en, sollten umfassend genutzt, innovative und kreative Ansätze müssen<br />

unterstützt werden. D<strong>ab</strong>ei bedarf es eines pragmatischen und zeitlich angemessenen<br />

Vorgehens bei <strong>der</strong> Umsetzung mit allen Beteiligten. Standardisierung, offene Hard- wie<br />

Softwareplattformen, einheitliche Protokolle und Schnittstellen können d<strong>ab</strong>ei wegweisend<br />

sein. Auch gesetzgeberische Vorg<strong>ab</strong>en, wie z.B. zum Datenaustausch mit den<br />

Kostenträgern, sind d<strong>ab</strong>ei von Bedeutung. Die Gesamtentwicklung muß aufmerksam<br />

begleitet, hinsichtlich <strong>der</strong> technischen und versorgungspolitischen Auswirkungen bewertet<br />

und, soweit möglich und nötig, beeinflußt werden.<br />

Für ein mo<strong>der</strong>nes Krankenhausmanagement stellt die Nutzung <strong>der</strong> Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie <strong>im</strong> ärztlichen, pflegerischen und administrativen Bereich eine<br />

wesentliche zukunftssichernde Größe dar.<br />

167


C<br />

M<br />

C<br />

LOK<br />

J<br />

Anhang<br />

Autoren und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> AG 7 „Telematik-Anwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen“<br />

Name: Organisation: Ort: E-Mail: UAG*:<br />

Herr Dipl. Wi.-Ing. Alexan<strong>der</strong> Ammann Quintessenz Verlags-GmbH Berlin ammann@quinline.com 7.2<br />

Herr Dr.-Ing. Thomas Baehring Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Düsseldorf baehring@uni-duesseldorf.de 7.1<br />

Herr Dr. Andreas Barner Boehringer Ingelhe<strong>im</strong> GmbH Ingelhe<strong>im</strong> barner@ing.boehringer-ingelhe<strong>im</strong>.com 7.2<br />

Frau Dr. Bär Fa. Convatec München 7.3<br />

München 106241.2055@compuserve.com 7.3<br />

Herr MR Dietrich Bär Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und<br />

Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit<br />

Herr Dr. Thomas Berger MEDIAGATE Medical Services GmbH Krefeld berger@mediagate-medical.com 7.3<br />

7.3<br />

RS CQPA<br />

LOK<br />

FNJ<br />

HEI J<br />

LKK<br />

EG<br />

BA<br />

C D<br />

EFC<br />

Herr Dr. Enno Bialas Techniker Krankenkasse Hamburg<br />

Herr Dr. Bernd Blobel Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Magdeburg bernd.blobel@mrz.uni-magdeburg.de 7.3<br />

Herr Dr. Horst Blume DLR - Abteilung MD-IT-GE Köln horst.blume@dlr.de 7.1<br />

Herr Dr. Konstantin Bob HOS mult<strong>im</strong>edica Online Service GmbH & Co. KG Berlin kb@bsmedic.de 7.1<br />

Frau Merte Bosch Hartmannbund - Verband <strong>der</strong> Ärzte Deutschlands e.V. Bonn hb@hartmannbund.bn.eunet.de 7.1<br />

Köln BWeber@kbv.de 7.3<br />

Herr Dr. Gerhard Brenner Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland (ZI)<br />

Eschborn w.brill@<strong>ab</strong>da.de 7.3<br />

Herr Werner Brill ABDA - Bundesvereinigung Deutscher<br />

Apothekerverbände<br />

Herr Dipl.-Vw. Hansjörg Brüggemann Da<strong>im</strong>ler-Benz AG / debis Frankfurt a.M. db@aeg-f.de 7.2<br />

München 106241.2055@compuserve.com 7.3<br />

Herr MR Dr. Martin Brummer Bayer. Staatsministerium für Arbeit und<br />

Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit<br />

Herr Hans-Peter Bursig Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie Frankfurt a.M. medtech@zvei.org 7.2


e. V.<br />

169


Name: Organisation: Ort: E-Mail: UAG*:<br />

Herr Dr. Jobst-Wilken Carl Bundeszahnärztekammer (BZÄK) Osn<strong>ab</strong>rück 7.3<br />

Herr Dr. Frank Diener ABDA - Bundesvereinigung Deutscher<br />

Apothekerverbände<br />

Eschborn w.brill@<strong>ab</strong>da.de 7.3<br />

Herr MR Dr. Gottfried Dietzel Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Bonn dietzel@hausVI.bmg.bund400.de 7.3<br />

Herr Arnd Dilges Fresenius AG Bad Homburg<br />

v.d.H.<br />

homecare@fresenius.de 7.3<br />

Herr Prof. Dr. Joach<strong>im</strong> Dudeck Justus-Liebig-Universität Gießen Gießen joach<strong>im</strong>.dudeck@informatik.med.unigi.de<br />

Herr Dr. Oliver Erens Landesärztekammer Baden-Württemberg Stuttgart oliver.erens@dgn.de 7.3<br />

7.2; 7.3<br />

Herr Walter Ernestus Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz Bonn walter.ernestus@bfd.bund400.de 7.3<br />

Herr Dr. Wolfgang F<strong>ab</strong>ricius Ärztekammer Berlin Berlin w.f<strong>ab</strong>ricius@bgvv.de 7.1<br />

Herr Dr. Elmar Fassbin<strong>der</strong> debis Systemhaus GmbH Leinfelden-<br />

Echterdingen<br />

efassbin@debis.com 7.3<br />

Herr Dr. Dagobert Fell nie<strong>der</strong>gelassener Arzt Bexbach / Saar dfell10303@aol.com 7.3<br />

Herr Harald Flex Informationstechnische Servicestelle <strong>der</strong> Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung GmbH (ITSG)<br />

Rodgau harald.flex@itsg.de 7.3<br />

Frau RDin Dr. Christina Friede-Mohr Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Bonn Friede@hausVI.bmg.bund400.de 7.1; 7.2<br />

Herr Prof. Dr. med. Rupert Gerzer DLR - Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin Köln rupert.gerzer@dlr.de 7.3<br />

Herr Christoph F-J Goetz Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) München 100124.3163@compuserve.com 7.3<br />

Herr Dr. rer. nat. Georgi Graschew Robert Rössle Klinik Berlin graschew@orion.rz.mdc-berlin.de 7.3<br />

Herr Klaus Gritschne<strong>der</strong> HealthNet i.Gr. Wiesbaden kgrit@aol.com 7.2<br />

Frau Dr. S<strong>ab</strong>ine Groner-Weber Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und<br />

Verkehr (ÖTV)<br />

Herr Dr. Gernoth Grunst GMD - Forschungszentrum Informationstechnik<br />

GmbH (FIT)<br />

Stuttgart s<strong>ab</strong>ine.groner-weber@oetv.de<br />

Sankt Augustin grunst@gmd.de 7.2<br />

170


Name: Organisation: Ort: E-Mail: UAG*:<br />

Herr Prof. Dr. Peter Haas Berufsverband Medizinischer Informatiker e.V. (bvmi) Heidelberg haas@fh-dortmund.de 7.3<br />

Herr Michael Hägele Universität Heidelberg Heidelberg mhaegele@ix.urz.uni-heidelberg.de 7.1<br />

Herr Dr. Harald Herholz Kassenärztliche Vereinigung Hessen Frankfurt a.M. 7.3<br />

Frau Renate Hermann Bayerisches Fernsehen München rehe@traxxx.de 7.1<br />

Herr Walter Hohberg Verband <strong>der</strong> Angestellten-Krankenkassen e.V.<br />

(VdAK/AEV)<br />

Siegburg hohberg@vdak-aev.de<br />

Herr Prof. Dr. Siegfried Höfling Hanns-Seidel-Stiftung e.V. (HSS) München 7.1<br />

Frau Dr. Erentraud Hömberg Büro für Medizinpublizistik München Erentraud.Hoemberg@muenchen.me<br />

d.de<br />

Herr Andreas Hustadt Verband <strong>der</strong> Angestellten-Krankenkassen e.V.<br />

(VdAK/AEV)<br />

Siegburg mail@vdak-aev.de 7.3<br />

Herr Dr. Ach<strong>im</strong> Jäckel Deutsches Medizin Forum Bad Nauhe<strong>im</strong> 100305.522@compuserve.com 7.3<br />

7.1<br />

Herr Dieter M. Kampe Verband <strong>der</strong> Hersteller von Krankenhaus<br />

Informationssystemen e.V.<br />

Bruchköbel dmkampe@aol.com 7.3<br />

Frau Drs. Gundula Keese Deutscher Frauenrat (DF) Rö<strong>der</strong>mark Gundula_Keese@Compuserve.com 7.1<br />

Herr Notker Klann Deutscher Arbeitskreis für Jugend-, Ehe- und<br />

Familienberatung c/o Katholische BAG-Beratung<br />

Bonn 7.1<br />

Herr Dr. Otmar Kloiber Bundesärztekammer Köln otmar.kloiber@uni-koeln.de 7.2<br />

Herr Prof. Dr. Claus Köhler Universität Heidelberg Wiesloch c.o.koehler@dkfz-heidelberg.de 7.1<br />

Herr Armin Kretschmar Medical Tribune Verlagsgesellschaft mbH Wiesbaden 101657.1410@compuserve.com 7.2<br />

Herr Dr. Dietmar Krischausky AOK-Bundesverband (AOK-BV) Bonn dietmar.krischausky@bv.aok.de 7.1<br />

Herr Prof. Dr. Ulrich Laaser Universität Bielefeld Bielefeld u.laaser@post.uni-bielefeld.de 7.2<br />

Herr MR Dr. Peter Lange Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie (BMBF)<br />

Bonn peter.lange@bmbf.bund400.de<br />

Herr Dr. Florian Leiner Georg August Universität Göttingen Göttingen fleiner@med.uni-goettingen.de 7.2<br />

Herr Dipl.-Ing. Rainer Malkewitz Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung<br />

(IDG)<br />

Darmstadt malkewit@igd.fhg.de 7.3<br />

171


Name: Organisation: Ort: E-Mail: UAG*:<br />

Herr PD Dr. Dr. Herbert K. Matthies Medizinische Hochschule Hannover (MHH) Hannover matthies.herbert@mh-hannover.de 7.3<br />

Herr Prof. Dr. Christoph Meinel Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik e.V.<br />

ITWM-Trier<br />

Trier meinel@itwm-trier.fhg.de 7.3<br />

Herr Dr. Franz-Josef Oldiges Sozialverband VdK Deutschland Bonn VdK.Deutschland@t-online.de 7.1<br />

Herr Wilhelm Peters Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Köln peters@bzga.de 7.1<br />

Herr Ernst Picard AOK-Bundesverband (AOK-BV) Bonn 100431.2772@compuserve.com 7.3<br />

Frau Ursula Piccolo Georg August Universität Göttingen Göttingen upicco@ med.uni-goettingen.de 7.2<br />

Herr Dr. Dr. Klaus Piwernetz Di<strong>ab</strong>care / mediNET GmbH München kpi@di<strong>ab</strong>care.de 7.3<br />

Herr Dr. Christian Post Medical Network e.V. Morfelden-Walldorf dr.post@medical-network.de 7.3<br />

Frau Dr. Sigrid Pötter Dr. Göhring & Partner Unternehmensberatung GmbH Düsseldorf poetter@g-und-p.de 7.3<br />

Herr Dr. Klaus Prätor LÖGD Bielefeld Bielefeld praetor@nrw-dvs.dbp.de 7.2<br />

Herr Dr. Gustav Quade Institut für medizinische Statistik, <strong>Dokument</strong>ation und<br />

Datenverarbeitung<br />

Bonn gustav@<strong>im</strong>sdd.meb.uni-bonn.de 7.2<br />

Herr Dr. Hermann Rampacher Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) Bonn gibonn@gmd.de 7.1<br />

Herr Prof. Dr. Otto Rienhoff Georg August Universität Göttingen Göttingen haegar@med.uni-goettingen.de 7.2<br />

Herr Dr. Karl-Heinz Rö<strong>der</strong>er Hartmannbund - Verband <strong>der</strong> Ärzte Deutschlands e.V. Bonn hb@hartmannbund.bn.eunet.de 7.3<br />

Herr Christian Sachse Journalist München Christian.Sachse@munich.netsurf.de 7.2<br />

Herr Dr. med. Otfrid P. Schaefer Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Frankfurt a.M. DROPS@compuserve.com 7.3<br />

Frau Dipl.-Pol. Anke Scheiber Technische Universität Berlin Institut für<br />

Gesundheitswissenschaften<br />

Herr Prof. Dr. Peter M. Schlag Robert Rössle Hospital Virchow Klinikum Alexan<strong>der</strong><br />

von Humboldt Universität<br />

Berlin ifg.ph-doc@tu-berlin.de 7.2<br />

Berlin graschew@orion.rz.mdc-berlin.de 7.3<br />

Herr Werner Schmitt Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz Bonn werner.schmidt@bfd.bund400.de 7.3<br />

172


Name: Organisation: Ort: E-Mail: UAG*:<br />

Herr Rüdiger Schneemann Technische Universität Berlin Institut für<br />

Gesundheitswissenschaften<br />

Berlin heclinet@tu-berlin.de 7.2<br />

Herr Dr. Ulrich Schoch Telekom Mult<strong>im</strong>edia Systemhaus Bonn ulrich.schoch@telekom.de 7.3<br />

Herr Dr. Stephan H. Schug CON MOTO Strategie & Realisierung<br />

Unternehmensberatung GmbH<br />

Frankfurt a.M. schug@conmoto.de 7.3<br />

Herr Dr. Dieter Schüll Gesellschaft. für Schwerionenforschung (GSI) Darmstadt d.schuell@gsi.de 7.1<br />

Herr Oliver Schwarz Deutscher Sportbund (DSB) Frankfurt a.M. oschwsport@aol.com 7.1<br />

Herr Jürgen Sembritzki Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland (ZI)<br />

Köln jsembritzki@kbv. 7.3<br />

Frau Dr. Ursula Sottong Deutscher Frauenrat (DF) Bonn Dfrauenrat@aol.com 7.1<br />

Frau Dr. Veli Stroetmann Forum Info 2000 Geschäftsstelle Bonn veli.stroetmann@forum-info2000.de<br />

Herr Prof. Dr. Wilhelm van E<strong>im</strong>eren GSF - MEDIS Institut für medizinische Informatik und<br />

Systemforschung<br />

Oberschleißhe<strong>im</strong> ve@gsf.de 7.2; 7.3<br />

Herr Dr. Karl Hinrich Vöge Deutsche Telekom Berkom GmbH Berlin breme@berkom.de 7.2<br />

Herr Dipl.-Vw. Jürgen Völlink Deutsche Krankenhausgesellschaft Düsseldorf voellink@dktig.de 7.3<br />

Herr Dr. Rainald von Gizycki Bundesagm. Hilfe für Behin<strong>der</strong>te e.V. (BAGH) Bad Nauhe<strong>im</strong> 100305.132@compuserve.com 7.1<br />

Herr Dr. Helmut Weiss Siemens AG Erlangen helmut.weiss@med.siemens.de 7.3<br />

Herr Joach<strong>im</strong> Weith SMS Eschborn jweith@compuserve.com 7.3<br />

Herr Dipl.-Ing. Christoph Westerteicher Hewlett-Packard (HP) Böblingen christoph_westerteicher@hp.com 7.3<br />

Frau Dipl.-Vw. Heide Wiese Bundes-Verband Dentalhandel e.V. (BVD) Verband<br />

<strong>der</strong> Deutschen Dental Industrie e.V. (VDDI)<br />

Lindenfels 062552263-0001@t-online.de 7.1; 7.2<br />

Frau Ursula Z<strong>im</strong>mermann AOK-Bundesverband (AOK-BV) Bonn 7.3<br />

*UAGs 7.1 - 7.3 Mitglie<strong>der</strong>:<br />

7.1<br />

7.2<br />

7.3<br />

Informationen für Bürger und Patienten<br />

Fachinformation und Entscheidungsunterstützung<br />

Patientenorientierte Versorgungs<strong>ab</strong>läufe und ihre Vernetzung<br />

173

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