Zur Bestimmung der Zählbarkeit deutscher Substantive - Ruhr ...
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86 Kapitel 4: Präferierte Sichtweise und Evidenz<br />
Damit ein Vergleich von einem Rezipienten auf Grundlage qualitativer und nicht<br />
quantitativer Eigenschaften durchgeführt wird, sind aber auch gewisse<br />
Einschränkungen zu berücksichtigen. In den bereits eingangs dieses Abschnitts<br />
genannten Beispielsätzen aus dem Bereich des Marketings fällt es Rezipienten nicht<br />
son<strong>der</strong>lich schwer, die Quantitätslesart durch eine Qualitätslesart zu ersetzen. Die<br />
exzellenten qualitativen Eigenschaften werden dabei in ein Verhältnis zum Preis ((41)<br />
und (42)) o<strong>der</strong> zum Gewicht (43) des beworbenen Produktes gesetzt.<br />
(41) Wie viel Haus kann ich mir leisten?<br />
(42) Mehr Auto für weniger Geld!<br />
(43) Mehr Handy, weniger Gewicht.<br />
Probleme in <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong>artiger Kontexte, von mir Werbetexter-Konstruktionen<br />
genannt, entstehen jedoch, wenn beispielsweise kein direktes Verhältnis (Qualität des<br />
Autos im Verhältnis zum Preis) zweier Eigenschaften impliziert wird.<br />
(44) Astrid hat mehr Schuh als Katja.<br />
Ich mutmaße an dieser Stelle, dass es Rezipienten des Satzes (44) große<br />
Schwierigkeiten bereitet, ohne weiteren Kontext bzw. Information, zu entscheiden,<br />
welche Eigenschaften von Schuh als Kriterium für einen Vergleich dienen sollen. 28<br />
Ferner halte ich die allgemeine Zulässigkeit <strong>der</strong>artiger Konstruktion für generell stark<br />
eingeschränkt, möchte aber darauf hinweisen, dass diese sehr wohl grammatisch,<br />
d. h. Korpusbelege nachweislich zu finden sind. Ab welchem Grad jedoch lexikalisch<br />
zählbare <strong>Substantive</strong> in Kontexten, wie sie in diesem Abschnitt im Fokus standen,<br />
zulässig sind und dabei auch weiterhin als zählbare <strong>Substantive</strong> interpretiert werden,<br />
VORABVERSION<br />
ist nicht endgültig von mir zu beantworten. Weitere Untersuchungen zur Akzeptanz<br />
<strong>der</strong>artiger Werbetexter-Konstruktionen sind daher notwendig, sollen aber nicht<br />
Bestandteil dieser Arbeit sein.<br />
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass im Falle eines semantisch zählbaren<br />
Substantivs im Singular im Kontext eines Vergleichspronomens wie mehr, drei Fälle<br />
eintreten können:<br />
28 In (44) setze ich an dieser Stelle erneut voraus, dass kein Universal-Grin<strong>der</strong> zum Einsatz kommt,<br />
d. h. <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die Schuhe bei<strong>der</strong> genannten Personen sind noch am Stück und sollen es, soweit es<br />
dieses Beispiel betrifft, auch bleiben.