GRUNDSCHULE Fremdsprachen - (LTSC) Karlsruhe ...

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Vorwort Das Schuljahr 2001/02 begann mit einem weiteren wichtigen Schritt in Richtung Grundschule der Zukunft. An 470 Grundschulen und rund 80 Sonderschulen mit Grundschulstufe starteten die Schülerinnen und Schüler in die zweijährige Pilotphase „Fremdsprachen in der Grundschule“. Das war der Auftakt zur Einführung der Pflichtfremdsprache mit Beginn der 1. Klasse, die ab 2003 auf der Grundlage des Bildungsplanes für alle Schulanfängerinnen und -anfänger in Baden-Württemberg unterrichtet wird. Kein Wagnis, sondern logische Konsequenz zeitgemäßer Fremdsprachendidaktik und innovativer Schulentwicklung. Ein schülerorientiertes, kreatives und modernes Lernkonzept in den ersten Schuljahren schafft beste Voraussetzungen für späteres Lernen. Gerade hier liegt auch die Chance für die Fremdsprache. Mit engagiertem Vorbild und innovativem Lernkonzept zeigen die Lehrerinnen und Lehrer den Kindern, wie spannend es ist, Englisch oder Französisch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben und in die Besonderheiten dieser Kulturen einzutauchen. Damit legen sie auch das Fundament für den weiteren Fremdsprachenunterricht. Die spezifischen Merkmale des Fremdsprachenunter- Fremdsprachen in der Grundschule 2 richts in der Grundschule sind ganzheitliches Lernen, Lernen mit Bewegung, mit Geschichten und Musik. Nach dem Prinzip vom Hören zum Hörverstehen, vom Hörverstehen zum Lesen und Schreiben entwickelt sich der Lernprozess. Mit dem Konzept des kommunikativen Unterrichts vermitteln die Lehrkräfte die Fremdsprache nicht als theoretisches Regelsystem, sondern als Werkzeug zur Verständigung zwischen Menschen – handlungsorientiert und eingebettet in alltägliche Situationen. Die Themen orientieren sich an der Welt der Kinder. Inhalte werden in andere Fächer integriert und spiralförmig aufgegriffen, wiederholt und ergänzt. Beispielsweise aus den Bereichen Familie, Freunde, Tiere, Spielen und Schule: Wie kann ich etwas fragen, ein Gefühl ausdrücken, jemandem alles Gute wünschen oder eine Auskunft geben? Dies ist in allen Fächern möglich. Eine Geburtstagseinladung lesen, einen Einkaufszettel für ein englisches Frühstück schreiben, eine Bildergeschichte malen und beschriften: Das Heranführen an Schriftbilder ist vielfältig. Grammatik hat dienende Funktion und läuft analog zum fortschreitenden Bewusstmachen der Muttersprache oder der Fremdsprache Deutsch. Die Broschüre enthält neben fachwissenschaftlichen Beiträgen zum heutigen Stand des frühen Fremdsprachenlernens auch aktuelle Informationen zur Ausbildung der Lehrkräfte und Hinweise zur Umsetzung der neuen Lehrpläne in Englisch und Französisch. Mein besonderer Dank gilt all denen, die an der Publikation mitgearbeitet haben. Vor allem aber danke ich den vielen Lehrerinnen und Lehrern, die sich mit großem Engagement und viel Freude ihrer neuen Aufgabe annehmen und damit ihren Schülerinnen und Schülern das Tor zur Welt ein Stückchen weiter öffnen. Dr. Annette Schavan MdL Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Christa Engemann Wie Erstklässler eine Fremdsprache lernen... „Hocus und Lotus sind einfach süß“, sagen die Kinder. „Etwas mehr als Maskottchen sind die beiden Dinos schon“, fügt die Lehrerin hinzu. Um breitere Erfahrungen mit Grundschulenglisch auch im 1. und 2. Schuljahr zu gewinnen, beteiligt sich Baden-Württemberg seit 1998 neben Teilnehmern aus acht europäischen Ländern als einziger deutscher Partner am Projekt DINOCROC, einem europäischen Projekt für das frü- he Fremdsprachenlernen. Grundschulen in Heilbronn, Göppingen, Ludwigsburg und Stuttgart sind mit von der Partie. Die Dinocrocs im Lern-Bilderbuch sind halb Dinosaurier halb Krokodil und nehmen schon Erstklässler mit auf ihre Bildungsreise durch die englische Sprache. Ihre Abenteuer werden nachgespielt, natürlich im „dino-krokodilischen“ Dialekt, den schon der junge Shakespeare sprach. Um den Kindern zu helfen, den Sinn des Gesprochenen zusätzlich über nonverbale Mittel zu erschließen, ist ausdrucksstarke Gestik und Mimik besonders wichtig: „Now you really look like a crocodile!“ Nicht mehr als 20 Minuten täglich verbringen die Kinder mit „Hocus“ und „Lotus“, hinzu kommt das Kassettenhören zu Hause und nicht zuletzt die Zeit, in der ihre Phantasie weiterarbeitet. Denn der Lernerfolg klingt manchmal so: „Ich hab heut nacht von ,Lotus‘ geträumt, auf Englisch!“ Szenenwechsel: An der Hans Thoma-Schule in Karlsruhe unterrichtet Michaela Sambanis Französisch ab Klasse 1. Sie erprobt das neue badenwürttembergische Unterrichtskonzept, das die positiven Elemente des Programms „Lerne die Sprache des Nachbarn“ aufnimmt. Schon während der Lehrplanentwicklung und Lehrplananhörung für das neue Fremdsprachenkonzept hat sie gleich Sequenzen daraus mit ihren Kindern ausprobiert und ihre Erfahrungen eingebracht: „Gerade die Kinder im 1. und 2. Schuljahr zeigen sich offen für eine Fremdsprache und verlangen ständig nach mehr.“ Flexibel auf die Kinder reagieren und ihr individuelles Lernen unterstützen ist das A und O. „Häufig beginnen die Kinder, das Neue Fremdsprachen in der Grundschule Träumen auf Englisch oder Das macht zusammen dix-neuf bonbons 2003: Alle baden-württembergischen Erstklässler lernen eine Fremdsprache 2001: Pilotphase an 470 Grundschulen „Zum Stundenplan einer modernen Primarschule des 21. Jahrhunderts gehört eine Pflichtfremdsprache genauso selbstverständlich wie Mathematik und Deutsch, wie Musik und Sport. Der Fremdsprachenunterricht wird ein ganz normaler Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Grundschule...“ Kultusministerin Dr. Annette Schavan 3 murmelnd mehrfach zu wiederholen, Chorsprechen ist erlaubt. Einem meiner Erstklässler, der bis Weihnachten kein einziges französisches Wort sprach, gefiel „Papa Noel“ so gut, dass er dieses Wort immer und immer wieder mit sichtlicher Freude sagte. Ab diesem Zeitpunkt war der Damm gebrochen“, erzählt Michaela Sambanis. Und wenn die Kinder die Sprachen mischen? „Das ist ein ganz normaler Vorgang beim Sprachlernprozess und ein wichtiger Schritt beim Spracherwerb“, erläutert sie. „Ein Beispiel: Bei der Behandlung des Zehnerüber- gangs im Mathematikunterricht meldete sich Anne „Das macht zusammen dix-neuf bonbons“. Erfahrungen sind wichtig... In Baden-Württemberg hat bereits jede dritte Grundschule Erfahrungen mit einer Fremdsprache, fast 500 Schulen mit Französisch, über 300 Schulen mit Englisch. Die ersten Versuche liegen dreißig Jahre zurück. 1984 startete an der Rheinschiene das Begegnungsprogramm „Lerne die Sprache des Nachbarn“ an 3. und 4. Grundschulklassen, das so gerne angenommen wurde, dass 15 Jahre später bereits 95 Prozent der dortigen Grundschulen daran teilnehmen. Gegenwärtig profitieren 34.984 Kinder davon. Partnerschulen, gemeinsame Schullandheimaufenthalte, Besuche in der Gastklasse und gemeinsame Projekte sind an vielen Grundschulen am Oberrhein Standard. Zur Vorbereitung eines Besuchs hat die Weinbrenner Schule, eine zweizügige Grundschule, für ihre Partnerschule im Elsass eine Dokumentation über Tiere aus dem Karlsruher Zoo verfasst und sie ins Internet eingestellt. Und die Kinder aus Ohlungen im Elsass stimmen ihre deutsche Partnerklasse aus der Stadt mit einer Interneteinstellung über Tiere vom Bauernhof auf den Besuch ein. Die Schulen, die 2001 noch nicht zum Zug kommen, können ihr Angebot weiterführen und mit Lehrplaninhalten anreichern. Aber mit System... Neues Konzept – eingebettet in die Grundschulpädagogik Die vielfältigen Erfahrungen der Grundschulen und neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zum frühen Fremdsprachenler-

Vorwort<br />

Das Schuljahr 2001/02 begann mit einem weiteren wichtigen<br />

Schritt in Richtung Grundschule der Zukunft. An 470<br />

Grundschulen und rund 80 Sonderschulen mit Grundschulstufe<br />

starteten die Schülerinnen und Schüler in die zweijährige<br />

Pilotphase „<strong>Fremdsprachen</strong> in der Grundschule“.<br />

Das war der Auftakt zur Einführung der Pflichtfremdsprache<br />

mit Beginn der 1. Klasse, die ab 2003 auf der Grundlage<br />

des Bildungsplanes für alle Schulanfängerinnen und -anfänger<br />

in Baden-Württemberg unterrichtet wird. Kein<br />

Wagnis, sondern logische Konsequenz zeitgemäßer<br />

<strong>Fremdsprachen</strong>didaktik und innovativer Schulentwicklung.<br />

Ein schülerorientiertes, kreatives und modernes Lernkonzept<br />

in den ersten Schuljahren schafft beste Voraussetzungen<br />

für späteres Lernen. Gerade hier liegt auch die Chance<br />

für die Fremdsprache. Mit engagiertem Vorbild und innovativem<br />

Lernkonzept zeigen die Lehrerinnen und Lehrer<br />

den Kindern, wie spannend es ist, Englisch oder Französisch<br />

zu sprechen, zu lesen und zu schreiben und in die Besonderheiten<br />

dieser Kulturen einzutauchen. Damit legen<br />

sie auch das Fundament für den weiteren <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht.<br />

Die spezifischen Merkmale des <strong>Fremdsprachen</strong>unter-<br />

<strong>Fremdsprachen</strong> in der Grundschule<br />

2<br />

richts in der Grundschule sind ganzheitliches Lernen, Lernen<br />

mit Bewegung, mit Geschichten und Musik. Nach dem<br />

Prinzip vom Hören zum Hörverstehen, vom Hörverstehen<br />

zum Lesen und Schreiben entwickelt sich der Lernprozess.<br />

Mit dem Konzept des kommunikativen Unterrichts vermitteln<br />

die Lehrkräfte die Fremdsprache nicht als theoretisches<br />

Regelsystem, sondern als Werkzeug zur Verständigung<br />

zwischen Menschen – handlungsorientiert und<br />

eingebettet in alltägliche Situationen. Die Themen orientieren<br />

sich an der Welt der Kinder. Inhalte werden in andere<br />

Fächer integriert und spiralförmig aufgegriffen, wiederholt<br />

und ergänzt. Beispielsweise aus den Bereichen Familie,<br />

Freunde, Tiere, Spielen und Schule: Wie kann ich etwas<br />

fragen, ein Gefühl ausdrücken, jemandem alles Gute wünschen<br />

oder eine Auskunft geben? Dies ist in allen Fächern<br />

möglich. Eine Geburtstagseinladung lesen, einen Einkaufszettel<br />

für ein englisches Frühstück schreiben, eine Bildergeschichte<br />

malen und beschriften: Das Heranführen an<br />

Schriftbilder ist vielfältig. Grammatik hat dienende Funktion<br />

und läuft analog zum fortschreitenden Bewusstmachen<br />

der Muttersprache oder der Fremdsprache Deutsch.<br />

Die Broschüre enthält neben fachwissenschaftlichen<br />

Beiträgen zum heutigen Stand des frühen <strong>Fremdsprachen</strong>lernens<br />

auch aktuelle Informationen zur Ausbildung der<br />

Lehrkräfte und Hinweise zur Umsetzung der neuen Lehrpläne<br />

in Englisch und Französisch.<br />

Mein besonderer Dank gilt all denen, die an der Publikation<br />

mitgearbeitet haben. Vor allem aber danke ich den<br />

vielen Lehrerinnen und Lehrern, die sich mit großem Engagement<br />

und viel Freude ihrer neuen Aufgabe annehmen<br />

und damit ihren Schülerinnen und Schülern das Tor zur<br />

Welt ein Stückchen weiter öffnen.<br />

Dr. Annette Schavan MdL<br />

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