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GRUNDSCHULE Fremdsprachen - (LTSC) Karlsruhe ...

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Je mehr Menschen Englisch beherrschen, desto geringer werden<br />

die Kommunikationsprobleme zwischen Menschen<br />

unterschiedlicher Muttersprachen<br />

sein, lautet<br />

eine eingängige<br />

Argumentation. –<br />

Denkste. Gewiss,<br />

immer mehr Menschen<br />

sprechen Englisch<br />

bzw. müssen<br />

Englisch sprechen<br />

können. Jedoch handelt<br />

es sich dabei auch<br />

in ebenso zunehmendem<br />

Maße um Nicht-<br />

Muttersprachler, deren<br />

Sprachkompetenz oft<br />

nicht für eine umfassende<br />

Kommunikation (die<br />

neben der ,trockenen‘<br />

Ebene des Informationsaustauschs<br />

ja auch die<br />

emotionalen Aspekte beinhaltet)<br />

ausreicht. Die Zukunft<br />

wird auf Generationen hinaus weiterhin mehrsprachig<br />

sein. Englisch wird als lingua franca als Instrument der Kommunikation<br />

seine Funktion erfüllen. Ob damit jedoch alle Funktionen<br />

von zwischenmenschlicher Kommunikation erfüllbar sein werden<br />

und Kommunikation damit ihren jeweiligen Zweck tatsächlich<br />

erreicht, sei bezweifelt. Gerade weil Englisch eine immer<br />

wichtigere Rolle übernehmen wird, ist es notwendig, neben Englisch<br />

andere Sprachen zu beherrschen, und dies nicht nur, weil<br />

Selbstverständliches nichts Außergewöhnliches ist, sondern weil<br />

zusätzliche Sprachkompetenzen zusätzliche Wege ebnen, andere<br />

Welten öffnen, ermöglichen, den Kommunikationspartner über<br />

seine Sprache und Kultur besser zu verstehen. Der Anglist C.<br />

Gnutzmann (1998, 136) fasst es folgendermaßen zusammen (cf.<br />

aber auch Caspari/Zydatiß 2000 beispielsweise):<br />

„The spread of the English language and the global use of English<br />

has advantages and disadvantages. English can and does have a<br />

unifying function in world-wide communication. This is the main<br />

reason why it is so eagerly learnt by hundreds of millions of people.<br />

On the other hand, the criticisms that the rise of English may produce<br />

a linguistic monoculture not leaving enough room for other<br />

languages cannot so easily be dismissed. We will see to what extent<br />

national and European language policies supporting other languages<br />

will be successful. We can all make a personal contribution by<br />

learning and using other languages, in addition to English.“<br />

Wenn wir ehrlich mit uns ins Gericht gehen, war (und ist?) der<br />

Anspruch, den wir an das Lernen von <strong>Fremdsprachen</strong> stellen, der,<br />

dass die andere Sprache perfekt, quasi muttersprachengleich,<br />

beherrscht werden muss. Dieser Zug ist, um es salopp zu formulieren,<br />

mit der Geburt, spätestens jedoch in früher Kindheit abgefahren.<br />

Anstatt <strong>Fremdsprachen</strong>kenntnisse an diesem Perfektheitsanspruch<br />

zu messen, sollten wir sehen, 1. dass wir alle in der<br />

Lage sind, in unserer Muttersprache zu kommunizieren, 2. dass<br />

alles, was wir darüber hinaus in einer weiteren Sprache können,<br />

ein Zugewinn ist. Dieser Zugewinn kann mehr oder weniger groß<br />

<strong>Fremdsprachen</strong> in der Grundschule<br />

22<br />

sein, kann sich in unterschiedlichen<br />

Aspekten<br />

und Fähigkeiten manifestieren<br />

(beispielsweise<br />

der Fähigkeit, Aussagen<br />

in einer anderen<br />

Sprache zu verstehen;<br />

sie selber entsprechend<br />

formulieren zu<br />

können, bedeutet<br />

nicht unbedingt eine<br />

größere Vertrautheit<br />

mit der Sprache,<br />

sondern eine<br />

andere. (Manchmal<br />

reicht es ja<br />

auch aus, Texte,<br />

vielleicht sogar<br />

nur Fachtexte,<br />

in einer anderen Sprache<br />

lesend verstehen zu können.)<br />

Mehrsprachigkeit als allgemeine Perspektive für die kommenden<br />

Generationen muss von Perfektheitsansprüchen absehen,<br />

muss die wesentliche Aufgabe von Sprache, nämlich die als<br />

Kommunikationsmittel, in den Mittelpunkt stellen. Dies bedeutet<br />

auf längere Sicht auch eine Umorientierung der Zielsetzungen<br />

im <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht der weiterführenden Schulen.<br />

Und dies bedeutet, dass ein früherer Beginn des Englischunterrichts<br />

für alle in der Grundschule mittelfristig auch dazu führen<br />

muss, dass Lernziele festgeschrieben werden, die innerhalb einer<br />

bestimmten Anzahl von Unterrichtsjahren erreicht werden können,<br />

um die dadurch entstehenden Freiräume für andere Sprachen<br />

nutzen zu können. Solange aber diese Umorientierung in<br />

den weiterführenden Schulen nicht stattgefunden hat, solange<br />

auch der Übergang von der Spezifik des Englischunterrichts in der<br />

Grundschule zu einem sinnvollen Auffangen und Weiterlernen in<br />

den weiterführenden Schulen nicht geklärt ist, stellt sich die Frage,<br />

wie sinnvoll es ist, einfach zwei, eventuell sogar vier Jahre<br />

früher zu beginnen. Englisch steht im Laufe der kommenden<br />

Schuljahre für jeden Schüler, für jede Schülerin auf dem Lehrplan.<br />

Eine zu lange Lernzeit mit unangepassten, überzogenen Perfektionsansprüchen<br />

wird leicht kontraproduktiv. Sinnvoller scheint<br />

es, für mehr als eine Sprache, aber auch für das Englische, solide<br />

Grundlagen zu schaffen, auf denen die Schüler und Schülerinnen<br />

außerhalb und nach der Schule aufbauen können, Grundlagen,<br />

die so gefestigt sind, dass sie die Möglichkeit eröffnen, von ihnen<br />

ausgehend in eine je gewünschte sprachliche Spezialisierung gehen<br />

zu können.<br />

Es gibt jedoch auch Gründe, die dafür sprechen, nicht mit dem<br />

Englischen, sondern beispielsweise mit dem Französischen, zu beginnen.<br />

Dies sind zum einen spracherwerbstheoretische Argumente,<br />

denen zufolge es – gerade in Hinsicht auf das Lernen<br />

weiterer Sprachen – gewinnbringender ist, mit einer Sprache zu<br />

beginnen, die eine größere strukturelle Distanz zur Ausgangssprache<br />

hat. Das Argument, dass es sinnvoll ist, mit dem Schwierigeren<br />

zu beginnen, weil dann das Leichtere, Nähere später umso<br />

einfacher wird, greift insbesondere für die Grundschule. Die methodischen<br />

Prinzipien des dortigen <strong>Fremdsprachen</strong>unterrichts

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