de - Ordo Socialis
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meintlich metageschichtliche „Lehre“, als Sozialmetaphysik, son<strong>de</strong>rn als<br />
eine in <strong>de</strong>r Tradition wurzeln<strong>de</strong> und in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
zeitlichen Gegebenheiten und Herausfor<strong>de</strong>rungen gebil<strong>de</strong>te und<br />
immer neu zu bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Orientierung o<strong>de</strong>r Unterweisung (frz. Enseignement).<br />
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Die Bindung an christliche Praxis<br />
Eine Sozialethik, die sich ihrer theologischen I<strong>de</strong>ntität vergewissert, be<strong>de</strong>nkt<br />
auch die Dimension <strong>de</strong>s gemeinsamen, gemeinschaftlichen<br />
Han<strong>de</strong>lns auf <strong>de</strong>m Fundament <strong>de</strong>s christlichen Glaubens: Sie bezieht sich<br />
immer auch auf die Praxis von Christinnen und Christen und ihrer<br />
Gemeinschaften, die in <strong>de</strong>n gesellschaftlichen Handlungszusammenhängen<br />
„unterwegs“ sind, sowie auf das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Kirche als Institution.<br />
Sie fin<strong>de</strong>t sich also in einem Kommunikationsnetz mit <strong>de</strong>r in sich<br />
differenzierten kirchlichen Basis (Gemein<strong>de</strong>n, Verbän<strong>de</strong>, Initiativen etc.)<br />
und <strong>de</strong>m lokalkirchlichen und gesamtkirchlichen Lehramt. Alle drei<br />
Akteure haben teil an <strong>de</strong>r Verantwortung für die sozial-, kulturell- und<br />
politisch-diakonische Dimension <strong>de</strong>r Kirche, die zuerst dort wahrzunehmen<br />
ist, wo sich konkrete Herausfor<strong>de</strong>rungen stellen: vor Ort. 9<br />
Dementsprechend ist von einem kooperativen und subsidiären Verhältnis<br />
<strong>de</strong>r Akteure zueinan<strong>de</strong>r auszugehen, wie es Papst Paul VI. in <strong>de</strong>m Apostolischen<br />
Schreiben Octogesima adveniens (1971) zum Ausdruck gebracht<br />
hat: Angesichts ganz unterschiedlicher politischer, sozialer, wirtschaftlicher<br />
und kultureller Herausfor<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n unterschiedlichen lokalen<br />
Zusammenhängen sei es für das päpstliche Lehramt „untunlich, ein für<br />
alle gültiges Wort zu sagen o<strong>de</strong>r allerorts passen<strong>de</strong> Lösungen vorzuschlagen“;<br />
dies sei vielmehr die Aufgabe „<strong>de</strong>r einzelnen christlichen<br />
Gemeinschaften“. Ihnen obliege es, „mit <strong>de</strong>m Beistand <strong>de</strong>s Heiligen<br />
Geistes, in Verbun<strong>de</strong>nheit mit ihren zuständigen Bischöfen und im<br />
Gespräch mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren christlichen Brü<strong>de</strong>rn und allen Menschen guten<br />
Willens darüber zu befin<strong>de</strong>n, welche Schritte zu tun und welche Maßnahmen<br />
zu ergreifen sind, um die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und<br />
politischen Reformen herbeizuführen, die sich als wirklich geboten erweisen<br />
und zu<strong>de</strong>m oft unaufschiebbar sind.“ (OA 4).<br />
Damit schließt sich <strong>de</strong>r Kreis: Der Rückgriff auf die theologischen<br />
Quellen <strong>de</strong>r Sozialethik – Schrift, Tradition und Erfahrung <strong>de</strong>r Gläubigen<br />
– ist unverzichtbar; aber er ersetzt nicht die sorgfältige Gesellschaftsanalyse<br />
und die sozialphilosophische Argumentation. Die Christliche<br />
Sozialethik kann nicht unter Verweis auf theologische Erkenntnis die<br />
Rolle <strong>de</strong>r Wissen<strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>n Problemen <strong>de</strong>r Gegenwartsgesell-<br />
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