de - Ordo Socialis
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„Aufstieg <strong>de</strong>r Arbeiterklasse“, die Emanzipation <strong>de</strong>r Frauen und das<br />
Freiheitsstreben <strong>de</strong>r (Kolonial-)Völker am Schluss <strong>de</strong>s ersten Kapitels (PT<br />
39 – 45) als „Zeichen <strong>de</strong>r Zeit“ entziffert; damit wird die zuvor dokumentierte<br />
Rezeption <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Menschenrechte – eine echte Innovation in<br />
<strong>de</strong>r kirchlichen Lehre – als Antwort auf eine zeittypische Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
lesbar, <strong>de</strong>r sich die katholische Kirche nicht länger entziehen durfte.<br />
Neue Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r sozialethischen Reflexion<br />
Auch heute sind es epochale Verän<strong>de</strong>rungen und Ereigniszusammenhänge,<br />
an <strong>de</strong>nen sozialethische Reflexion ansetzen muss: Die alles ergreifen<strong>de</strong><br />
Globalisierungsdynamik, die krisenhafte Entwicklung <strong>de</strong>r Weltwirtschaft,<br />
die ökologische Krise, neuartige Phänomene <strong>de</strong>s Terrors, grundstürzen<strong>de</strong><br />
Entwicklungen im Bereich <strong>de</strong>r Biotechnologie o<strong>de</strong>r die jüngsten<br />
Freiheitsbewegungen in Teilen <strong>de</strong>r islamisch geprägten Welt wer<strong>de</strong>n zu<br />
Ansatzpunkten <strong>de</strong>r Zeitanalyse und <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung von Gerechtigkeitsherausfor<strong>de</strong>rungen.<br />
4 Das ist keine beliebige aka<strong>de</strong>mische Fingerübung,<br />
son<strong>de</strong>rn eine notwendige Voraussetzung dafür, dass in einem sorgfältigen<br />
Prozess <strong>de</strong>r Vermittlung von Erfahrungswissen, wissenschaftlichem<br />
Sachwissen und ethischen Prinzipien/Kriterien neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
ent<strong>de</strong>ckt, handlungsleiten<strong>de</strong> Orientierungen erarbeitet und kommuniziert<br />
wer<strong>de</strong>n können. Auf <strong>de</strong>r Ebene theologisch-sozialethischer<br />
Wissenschaft wird damit ein Beitrag zu <strong>de</strong>r Aufgabe geleistet, <strong>de</strong>r die<br />
Kirche gemäß <strong>de</strong>m Konzilswort verpflichtet ist: Sie muss herausfin<strong>de</strong>n,<br />
wie sie unter <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Bedingungen <strong>de</strong>s „Heute“ verantwortlich<br />
und vernehmbar über Befreiung, Gerechtigkeit, Heil sprechen kann.<br />
Den unlösbaren Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Verkündigung <strong>de</strong>s Evangeliums<br />
und <strong>de</strong>m Einsatz für die Gerechtigkeit hat das Dokument <strong>de</strong>r Weltbischofssyno<strong>de</strong><br />
über „Gerechtigkeit in <strong>de</strong>r Welt“ (1971) in aller wünschenswerten<br />
Klarheit formuliert; die vor 40 Jahren nie<strong>de</strong>rgeschriebenen<br />
Worte haben nichts an Aktualität eingebüßt: „Der Auftrag, das Evangelium<br />
zu verkün<strong>de</strong>n, erfor<strong>de</strong>rt heute <strong>de</strong>n ungeteilten Einsatz für die volle<br />
Befreiung <strong>de</strong>s Menschen, und zwar von Stund an und für die ganze Dauer<br />
seines irdischen Daseins. Den Menschen unserer Tage kann die christliche<br />
Botschaft von Liebe und Gerechtigkeit nur dann glaubwürdig erscheinen,<br />
wenn sie sich als wirksam erweist in ihrem Einsatz für Gerechtigkeit in<br />
<strong>de</strong>r Welt“ (IM 36). Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, dass dieser Anspruch auch auf<br />
die Sozialgestalt <strong>de</strong>r Kirche selbst zurückwirken und als Messlatte ihres<br />
Han<strong>de</strong>lns ad intra wie ad extra ernst genommen wer<strong>de</strong>n muss. Dazu gehört<br />
auch eine ernsthafte Kooperation zwischen unterschiedlichen Akteuren:<br />
Die lehramtliche Sozialverkündigung, die wissenschaftliche Sozialethik<br />
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