de - Ordo Socialis
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Der theologische Topos <strong>de</strong>r Option für die Armen bün<strong>de</strong>lt diese Programmatik.<br />
Die lehramtliche Sozialverkündigung und die Christliche Sozialethik<br />
verdanken dies <strong>de</strong>m Umkehrprozess lateinamerikanischer Ortskirchen<br />
zu einer Kirche <strong>de</strong>r Armen 12 und <strong>de</strong>n diesen Prozess begleiten<strong>de</strong>n<br />
kontextuellen Theologien (Theologien <strong>de</strong>r Befreiung) sowie <strong>de</strong>ren Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r katholischen Soziallehre vor <strong>de</strong>m<br />
Zweiten Vatikanischen Konzil; Papst Johannes Paul II. hat die Option für<br />
die Armen ebenso wie die befreiungstheologische Re<strong>de</strong> von „Strukturen<br />
<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>“ in <strong>de</strong>r Enzyklika Sollicitudo rei socialis (1987) in die gesamtkirchliche<br />
Sozialverkündigung eingeführt und damit die notwendige<br />
Optionalität <strong>de</strong>r Christlichen Sozialethik unterstrichen.<br />
„Eine Option für die Armen zu treffen be<strong>de</strong>utet, Wi<strong>de</strong>rstand zu leisten<br />
gegen die nahezu alle Bereiche <strong>de</strong>s öffentlichen Lebens durchdringen<strong>de</strong><br />
Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und Marginalisierung von<br />
Menschen. Es ist eine Verpflichtung zur Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gesellschaft, so<br />
daß ein Ort entsteht, an <strong>de</strong>m Menschenrechte und die Wür<strong>de</strong> aller geachtet<br />
wer<strong>de</strong>n.“ 13 Die Option für die Armen be<strong>de</strong>utet also zunächst die (immer<br />
wie<strong>de</strong>r neu einzulösen<strong>de</strong>) Grun<strong>de</strong>ntscheidung für einen bestimmten Standpunkt<br />
und ein bestimmtes Engagement. Sie richtet sich an Christinnen und<br />
Christen, auch in ihrer Funktion als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.<br />
Wer – hierzulan<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Regel als Nicht-Arme(r) – diesen<br />
Standpunkt wählt, muss einen Perspektivenwechsel vollziehen. Die von<br />
<strong>de</strong>r Christlichen Sozialethik zu leisten<strong>de</strong> wissenschaftliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>n Gerechtigkeitsfragen <strong>de</strong>r (Welt)- Gesellschaft gewinnt<br />
von hierher eine nicht beliebig zu än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Richtung.<br />
Die Option hat eine sozialethische und politische Dimension, <strong>de</strong>nn die<br />
standpunktgeleitete Wahrnehmung ruft nach Konsequenzen. Sie drängt<br />
gegen die Bewahrung eines von strukturellen Ungerechtigkeiten bestimmten<br />
Status quo auf die Verän<strong>de</strong>rung sozialer, ökonomischer, politischer,<br />
ökologischer und kultureller Verhältnisse. Die Richtung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />
ist durch das Ziel bestimmt, die Armen und Ausgeschlossenen als Subjekte<br />
in ihr Recht zu setzen; in <strong>de</strong>r Option steckt <strong>de</strong>mnach ein Kriterium<br />
gesellschaftlicher (sozialer) Gerechtigkeit. Das hat zuerst <strong>de</strong>r Wirtschaftshirtenbrief<br />
<strong>de</strong>r US-Amerikanischen Bischöfe „Wirtschaftliche Gerechtigkeit<br />
für alle“ (1986) 14 formuliert; das Gemeinsame Wort <strong>de</strong>r Kirchen zur<br />
wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland „Für eine Zukunft in<br />
Solidarität und Gerechtigkeit“ (1997) hat <strong>de</strong>n Gedanken aufgenommen:<br />
„In <strong>de</strong>r Perspektive einer christlichen Ethik muß darum alles Han<strong>de</strong>ln und<br />
Entschei<strong>de</strong>n in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft an <strong>de</strong>r Frage gemessen<br />
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