Leseprobe Musik & Bildung 2011/03
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THEMA: MIT KLASSEN MUSIZIEREN<br />
Mit-, an-, von-,<br />
aus-, füreinander<br />
Gemeinsames Musizieren sinnvoll organisieren, anleiten und gestalten<br />
christiane jasper<br />
Die SchülerInnen sollen miteinander <strong>Musik</strong> machen, geraten aber meist schon bei der<br />
Instrumentenverteilung aneinander, lernen wiederum beim Arbeiten in Gruppen voneinander,<br />
kommen beim nachfolgenden Zusammenfügen zunächst taktmäßig auseinander und<br />
musizieren schließlich für- und miteinander. Der Beitrag beschreibt Erfahrungen mit dem<br />
Musizieren im Unterricht und gibt insbesondere für Berufseinsteiger hilfreiche Tipps.<br />
Gemeinsames Musizieren im Klassen- oder<br />
Kursverband ist eine höchst komplexe Angelegenheit,<br />
die vielschichtiges und umsichtiges Handeln<br />
von allen Beteiligten verlangt.<br />
Im folgenden Beitrag werden die oben genannten<br />
Aspekte näher betrachtet und insbesondere<br />
für die Klassenstufen 5 und 6 mit kurzen Beispielen<br />
unterlegt. Der Schwerpunkt beim gemein -<br />
samen Musizieren liegt hier im Spiel mit einem<br />
gemischten Instrumentarium; ob es sich dabei<br />
um vorgegebene oder selbst erfundene Stimmen<br />
5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
▲ ▲<br />
Dateien – DVD<br />
By the Waters – Partitur und Stimm -<br />
material für Klassenorchester (13 Seiten)<br />
+ Hinweise für die Lehrkraft<br />
Drei Beispiele für Visualisierung von<br />
Raumumbauten<br />
Beispiele für kooperative Lernformen<br />
▲<br />
▲<br />
▲<br />
schott-musikpädagogik.de<br />
▲<br />
Arbeitsblätter<br />
Boomwhackers kennen lernen +<br />
Hinweise für die Lehrkraft – S. 44<br />
By the Waters – Kanon – S. 45<br />
Beitrag als PDF-Datei<br />
oder Stücke handelt, ist unerheblich. Die hier<br />
aufgeführten Anmerkungen sind primär für Berufseinsteiger<br />
vorgesehen und erheben selbstverständlich<br />
keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Der ein oder die andere mag ähnliche Erfahrungen<br />
gesammelt haben und vielerlei Ergänzungen<br />
beifügen können.<br />
miteinander im plenum<br />
Die Zielsetzung des gemeinsamen Musizierens im<br />
Klassenverband kann sehr unterschiedlich sein<br />
und soll hier nicht im Detail erörtert werden, da<br />
jede Lehrkraft mit Blick auf die eigene Lerngruppe,<br />
deren Voraussetzungen und den örtlichen<br />
Rahmenbedingungen inkl. der Lehrplanvorgaben<br />
andere Zielsetzungen verfolgen wird. Einig werden<br />
sich alle darüber sein, dass beim gemein -<br />
samen Musizieren als durchlaufendes, übergeordnetes<br />
Ziel auch die sozial-kommunikative<br />
Komponente eine tragende Rolle spielt. Diese<br />
kann beim gemeinsamen Musizieren auf bzw.<br />
unter Einbezug von Instrumenten durchaus noch<br />
andere Facetten aufweisen als beispielsweise<br />
beim gemeinsamen Singen. Das gemeinsame<br />
Spiel auf Instrumenten erfordert ein großes Maß<br />
an Rücksichtnahme, 1 denn dem enormen Aufforderungscharakter<br />
von Instrumenten gilt es<br />
standzuhalten – kaum ein Chormitglied wird laut<br />
mit seiner Stimme dazwischen singen –, von anderen<br />
Disziplinschwierigkeiten mal abgesehen.<br />
Vereinbarungen beim gemeinsamen Spiel auf<br />
Ins trumenten während Gruppenaufgaben wie<br />
die „30-Zentimeter-Regel“ (s. Kasten) müssen<br />
erst sorgsam etabliert werden, bevor sie greifen.<br />
Selbst eindeutige „Parkpositionen“ (s. Kasten)<br />
von Instrumenten und Schlägeln in Spielpausen<br />
müssen mühsam erarbeitet werden. Auch das<br />
Zusammenspiel verlangt eine andere soziale<br />
Wahrnehmung, 2 denn anders als beim Singen ist<br />
Blickkontakt nur eingeschränkt möglich, da in der<br />
Regel (im Anfängerbereich) eine hohe Konzentration<br />
auf das Instrument und auf die spieltech -<br />
nische Ausübung erfolgt. Akustische Signale (Metrum,<br />
Formteile, Taktangaben, Tonnamen hereinrufen<br />
bzw. singen etc.) sind hierbei unerlässlich.<br />
miteinander im team<br />
Das soziale Lernen wird insbesondere auch in<br />
Gruppenarbeitsphasen geschult. Aufträge wie<br />
„übt eure Stimmen in 5er-Gruppen“ sind allerdings<br />
bei Lerngruppen, die kaum Erfahrungen im<br />
Umgang mit kooperativen Arbeitsweisen haben,<br />
wenig hilfreich und führen häufig zu Frustra -<br />
tionserlebnissen. Effektive Gruppenarbeit muss<br />
langfristig geübt und immer wieder reflektiert<br />
werden. Damit sie Erfolg versprechend ausfällt,<br />
ist es nötig, zusammengesetzte Gruppen für eine<br />
gewisse Zeit miteinander arbeiten zu lassen und<br />
nicht in jeder <strong>Musik</strong>stunde neue Gruppen zu<br />
bilden, selbst, wenn einzelne Schülerinnen viel
musik<br />
& bildung 3.11<br />
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lieber mit ihrer Freundin arbeiten mögen und<br />
dies lautstark bekunden. Darüber hinaus ist die<br />
Partnerarbeit zunächst der Gruppenarbeit vorzuziehen.<br />
Erst nach Partnerarbeitsphasen folgt die<br />
Erweiterung zur Gruppe, möglichst zu Vierergruppierungen,<br />
die sich aus zwei Paaren zusammensetzen.<br />
3 Für das soziale Lernen benötigt man Zeit,<br />
sodass musikalische Inhalte anfangs bei der Einführung<br />
von kooperativen Lernformen nachgestellt<br />
werden können bzw. nicht überfordern<br />
sollten. Umso befriedigender fällt dann zukünftig<br />
der musikalische und soziale Ertrag aus.<br />
Für den Einstieg eignet sich beispielweise eine<br />
Aufgabe, 4 um Boomwhackers kennenzulernen.<br />
Die SchülerInnen setzen sich hier auf eine freudvolle<br />
und anregende Weise mit den Spielmöglichkeiten<br />
von Boomwhackers auseinander,<br />
entwerfen eigene kleine Musizierstücke, reflektieren<br />
ihr musikpraktisches Handeln sowie<br />
Werbestrategien (s. Arbeitsblatt „Boomwhackers<br />
kennenlernen“).<br />
aneinander geraten<br />
Das gemeinsame Musizieren bietet immer wieder<br />
Reibungspunkte für SchülerInnen. Schon bei der<br />
Verteilung von Instrumenten gibt es mitunter<br />
gerade bei jüngeren SchülerInnen die ersten Auseinandersetzungen<br />
und ein aufkommendes Chaospotenzial.<br />
Viele wünschen sich ein „gut aussehendes“<br />
und in der Regel auch ein möglichst<br />
großes Instrument, wenn man mit schuleigenen<br />
Instrumenten (z. B. erweitertes großes Schlagwerk)<br />
arbeitet. Überhaupt möchte jeder und jede<br />
ein Instrument in der Hand halten dürfen. Eine<br />
die 30-zentimeter-regel<br />
Diese Regel lässt sich in Gesprächs- und<br />
Vokalrunden wesentlich leichter etablieren<br />
als im Umgang mit Instrumenten. Die Regel<br />
besagt, dass man nur so laut sprechen / singen<br />
/ auf Instrumenten spielen darf, dass der<br />
Umkreis (also die eigene Gruppe) von<br />
30 Zentimeter (ggf. auch 50 Zentimeter) es<br />
hören kann. Dazu muss man nicht nur nah<br />
beieinander sitzen, sondern ggf. auch einzelne<br />
Instrumente während der Übe phase<br />
präparieren,* sodass sie leiser klingen.<br />
Ebenso trägt der Einsatz von anderen Schlägeln<br />
(Schlägelstiel, Papiersticks o. ä.) zur<br />
Lautstärke reduzierung bei. Der „Lautstärkewächter“<br />
(oder andere Bezeichnung) trägt<br />
Verantwortung dafür, dass sich alle Gruppenmitglieder<br />
daran halten. Sollte man in<br />
der Schule genügend Räume zur Verfügung<br />
haben, so ist diese Regel selbstverständlich<br />
weniger relevant.<br />
* Stabspiele können mit länglichen Säckchen und<br />
Stoffrollen gedämpft werden.<br />
gute Organisation, die langfristig als „gerecht“<br />
angesehen wird, ist hier unerlässlich. Hilfreich<br />
sind beim Verteilen von Instrumenten Karten mit<br />
Instrumentensymbolen, die möglichst schon vor<br />
parkpositionen von<br />
instrumenten<br />
In Spielpausen werden kleine Instrumente<br />
unter den Stuhl gelegt, Rahmentrommeln<br />
immer mit dem Fell auf den Boden. Große<br />
Instrumente werden entweder einen Meter<br />
abgerückt oder aber der Stuhl wird nach<br />
hinten versetzt. Wer sich nicht an die Regel<br />
hält und dennoch unaufgefordert auf seinem<br />
Instrument spielt,<br />
setzt beim folgenden<br />
Spielen eine Runde aus.<br />
Beispiel für die Kennzeichnung<br />
von Schränken und die Auf -<br />
bewahrung der Instrumente