iMDC03 zum Download (pdf)
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imdc 03<br />
MDC magazin MDC magazine<br />
Titelthema<br />
Verstehen,<br />
wie das<br />
Leben funktioniert!<br />
Titelthema Verstehen, wie das Leben funktioniert Jubiläum 20 JAhre MDC internationales<br />
Wissenschaftliche Diskurse und Orangenhaine im Winter | schau es dir selbst an |<br />
neue research school Campus und Leute Weniger ist mehr – Energiemanagement am MDC<br />
| Biobanken | Abgezählt | Die Klügste Nacht des Jahres | Es betrifft dich - Ausstellung | Lernen<br />
fÜrs Leben | campussplitter im Fokus In der Ruhe liegt die Kraft vermischtes …
Editorial<br />
editorial<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
als die ersten Texte dieser Ausgabe entstanden, lag noch<br />
Schnee und Nikolaus Rajewsky erläuterte bei einem Gang<br />
durch die Labore seine Arbeit, die mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet<br />
wurde (S. 6).<br />
Jetzt ist es fast Sommer und wir haben eine neue<br />
deutsch-israelische Graduiertenschule (S. 36) und eine Vize-<br />
Weltmeisterin im Bogenschießen (S. 84). Ebenfalls höchst<br />
erfreulich war das Ergebnis der Zentrumsevaluierung, das wir<br />
vor wenigen Wochen erhielten: Das MDC bekam die Bestnote<br />
„outstanding“. Davon profitieren auch Partner an den Universitäten<br />
und der Charité. Mehr zu unserem Verhältnis zu<br />
den Unis lesen Sie im Standpunkt von Thomas Sommer (S.<br />
3).<br />
Grund <strong>zum</strong> Feiern bietet unser 20jähriges Jubiläum, das<br />
wir am 7. Dezember mit einem großen Festakt begehen werden<br />
und das wir mit einer Serie (S. 12) im imdc würdigen.<br />
Merken Sie sich also den 7.12. vor – und unbedingt auch den<br />
11. August. Denn an diesem Tag feiern wir ein Sommerfest,<br />
zu dem wir insbesondere auch die Bucher Bürgerinnen und<br />
Bürger einladen. Feiern Sie mit, am besten mit Ihrer Familie<br />
und Ihren Freunden!<br />
Eine anregende Lektüre wünscht<br />
Josef Zens, Leiter der Abteilung Kommunikation<br />
Dear readers,<br />
Snow was still on the ground as the first articles in this issue<br />
were written and as Nikolaus Rajewsky, freshly awarded with<br />
the Leibniz Prize, explained his work during a walk through his<br />
labs (p. 10).<br />
Now it‘s almost summer and we have a new German-Israeli<br />
graduate school (p. 38) and a vice-world champion in archery<br />
(p. 88). We’re also very happy with the result of the evaluation<br />
of our center, which we received a few weeks ago: the MDC<br />
was given the highest possible rating „outstanding“. This also<br />
benefits our partners at the universities and at the Charité.<br />
For more on our relationship with the universities see the<br />
“perspective” of Thomas Sommer (p. 3).<br />
A good reason to celebrate is our 20th anniversary. We will<br />
have a grand ceremony on December 7 and we are starting a<br />
series in the iMDC covering the early years on campus (p. 12). So,<br />
please mark your calendars for December 7 – and also for August<br />
11. On this day we will have an open day and a summer party,<br />
with a special invitation to the people of Buch. Celebrate with<br />
us, and don’t forget to bring your family and friends!<br />
A stimulating read<br />
Josef Zens, Head of the communications department
Standpunkt perspective<br />
Miteinander, nicht nebeneinander<br />
„Das deutsche Wissenschaftssystem ist zu versäult.“ Diese Generalkritik am angeblichen<br />
Nebeneinander von universitärer und außeruniversitärer Forschung höre ich immer wieder.<br />
Unser Forschungszentrum ist der lebendige Beweis dafür, dass wir längst ein Miteinander<br />
pflegen.<br />
Im aktuellen „Förderatlas 2012“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft liegt das MDC<br />
mit 17,1 Mio. Euro bundesweit auf Platz 2 (zusammen mit dem Helmholtz-Zentrum München).<br />
Diese Mittel sind größtenteils über koordinierte Programme wie Sonderforschungsbereiche<br />
(SFB), SFB/Transregios oder Schwerpunktprogramme gemeinsam mit Universitätswissenschaftlern<br />
eingeworben worden. Uns verbinden 19 Sonderprofessuren mit der Charité, mit<br />
der wir auch sehr erfolgreich das Experimental and Clinical Research Center (ECRC) betreiben.<br />
Über das Berlin Institute for Medical Systems Biology und das Integrative Forschungsinstitut<br />
(IRI) für Lebenswissenschaften sind wir stark mit der Humboldt-Universität vernetzt, ebenso<br />
bestehen enge Beziehungen zur Freien Universität. Und unsere rund 350 Doktoranden, von<br />
denen die meisten den Titel „Dr. rer. nat.“ anstreben, sind an einer der Berliner Universitäten<br />
eingeschrieben.<br />
Alles im Lot also? Nicht ganz, denn die Unis sind chronisch unterfinanziert, und viele<br />
Länder werden nicht die Mittel haben, um nach Auslaufen der Exzellenz-Initiative etwa<br />
Cluster weiter zu finanzieren. Jetzt besteht die Chance, mit einer gemeinsamen Einrichtung<br />
von Charité und MDC in Berlin etwas Neues zu schaffen. Wichtig ist mir dabei, dass beide<br />
Einrichtungen ihre Identität wahren, dass die Unis mit im Boot sind und, vor allem, dass<br />
universitäre und außeruniversitäre Kollegen sich auf Augenhöhe begegnen. Denn nur dann<br />
kann man voneinander lernen.<br />
With Each Other, Not Alongside Each Other<br />
“The German science system is constrained by its two-pillar structure.” This general criticism<br />
of the perceived parallel structure of university and non-university research in Germany – with<br />
researchers working alongside each other instead of with each other – is a comment I hear<br />
often. However, our research center is living proof that the two pillars have a long history of<br />
cooperation with each other.<br />
With grants totaling EUR 17.1 million, the MDC ranked second place (together with Helmholtz-<br />
Zentrum München) nationwide in the most recent funding ranking of the German Research<br />
Foundation (Förderatlas 2012). These funds have largely been acquired by coordinated programs<br />
such as collaborative research centers (SFBs), cross-regional collaborations (SFBs/Transregios) or<br />
priority programs together with university scientists. No less than 19 special professorships link<br />
us to the Charité, with which we also successfully operate the Experimental and Clinical Research<br />
Center. Through the BIMSB and the Integrative Research Institute (IRI) for the Life Sciences, we<br />
are closely interconnected with Humboldt University, and we also have close relations with the<br />
Free University of Berlin. Furthermore, our approximately 350 graduate students, most of whom<br />
are pursuing a “Dr. rer. nat.” degree, are enrolled at one of Berlin’s universities.<br />
Is then everything as it should be? Not really, because the universities are chronically underfunded,<br />
and many states will not have the resources to finance research clusters once the<br />
Excellence Initiative has expired. The proposed institutional cooperation between the Charité<br />
and the MDC now offers the opportunity to create something new in Berlin. What is important to<br />
me is that both institutions retain their identity, that the universities are on board as well and,<br />
most essential, that the university and non-university research colleagues work together on an<br />
equal footing – only then can we learn from each other.<br />
Thomas Sommer<br />
imdc03 2012<br />
3
impressum imprint<br />
impressum imprint<br />
imdc ist das Magazin für Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des Max-Delbrück-Centrums für<br />
Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch<br />
40<br />
Herausgeber<br />
Stiftungsvorstand des Max-Delbrück-Centrums für<br />
Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch,<br />
Robert-Rössle-Str. 10, 13125 Berlin<br />
konzept<br />
Dr. Barbara Urban<br />
Chefredakteurin<br />
Dr. Barbara Urban, Abteilung Kommunikation, MDC<br />
Robert-Rössle-Str. 10, 13125 Berlin<br />
iMDC@mdc-berlin.de<br />
Redaktion<br />
Dr. Oksana Seumenicht, Ann-Kathrin Schöpflin,<br />
Dr. Jutta Steinkötter, Pamela Cohen<br />
Autoren<br />
Dr. Barbara Urban (urb), Dr. Kathrin Bucholz (kb),<br />
Pamela Cohen (pc), Daniel Heinze, Russ Hodge (rh),<br />
Annett Krause (ak), Dana Lafuente, Christine Minkewitz,<br />
Dr. Oksana Seumenicht, Josef Zens<br />
Übersetzung<br />
Carol Oberschmidt (co) und Thomas Oberschmidt (to)<br />
Titelfoto<br />
David Ausserhofer<br />
Korrektorat<br />
Kirstin Müller, Ann-Kathrin Schöpflin, Pamela Cohen<br />
Gestaltung<br />
Ariane Benhidjeb, a1grafik, Berlin<br />
06<br />
32<br />
Herstellung<br />
Druck Druckerei Conrad GmbH<br />
Oranienburger Str. 172, 13437 Berlin<br />
Papier Soporset premium, Extra+ (FSC zertifiziert)<br />
84<br />
Auflage 2.500<br />
Copyright<br />
Nachdruck nur mit Genehmigung<br />
der Redaktion sowie Angabe der Quelle.<br />
Belegexemplar wird erbeten.<br />
ISSN 2192-6956 (imdc 03/2012)<br />
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inhalt contents<br />
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titelthema Cover Story<br />
Verstehen, wie das Leben funktioniert! | The Quest to Understand How Life Works!<br />
Leibniz-Preis an Prof. Nikolaus Rajewsky<br />
Prof. Nikolaus Rajewsky Awarded the Leibniz Prize<br />
Jubiläum Anniversary<br />
2012 - 20 Jahre MDC | 20 th Anniversary of the MDC<br />
internationales international Affairs<br />
Wissenschaftliche Diskurse und Orangenhaine im Winter…<br />
Scientific Discourse and Orange Groves in Winter…<br />
Schau es Dir selbst an! | See it for yourself!<br />
SignGene - Neue Research School am MDC<br />
SignGene - New Research School at the MDC<br />
Campus und Leute Campus and People<br />
Weniger ist mehr – Energiemanagement am MDC<br />
Less Is More – Energy Management at the MDC<br />
Biobanken | Biobanks<br />
Sport am MDC | Sports Activities at the MDC<br />
Abgezählt | Counted<br />
Die klügste Nacht des Jahres | “Smartest Night of the Year”<br />
Alkohol und Wasserflöhe | Alcohol and Water Fleas<br />
FMP-Aussstellung „Es betrifft dich!” | FMP Exhibition<br />
Lernen fürs Leben | Learning for Life<br />
Feriencamps für Kinder | Holiday Camps for Kids<br />
Campussplitter | Short Features<br />
im Fokus In Focus<br />
In der Ruhe liegt die Kraft - Bogenschützin Roswitha Lose bei der WM in Südafrika<br />
Serenity is the Source of Strength! - Archer Roswitha Lose at the World Championship<br />
in Archery in South Africa<br />
Vermischtes Miscellaneous<br />
Ask Dr. Luser<br />
Rätsel | Riddle<br />
News<br />
Save the Date<br />
Danke | Thanks<br />
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imdc03 2012<br />
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Titelthema<br />
Cover Story<br />
Verstehen, wie<br />
das leben funktioniert!<br />
Nikolaus Rajewsky hat den Leibniz-Preis der<br />
DFG erhalten und erklärt seine Arbeit.<br />
Text Josef Zens Fotos David Ausserhofer<br />
Der Schnee, der über Nacht den Campus überzuckert hat, gleißt im Sonnenlicht. Bei<br />
minus 7 Grad stapft Prof. Nikolaus Rajewsky an einem Freitagmorgen unter seinem<br />
Bürofenster hin und her. Immerhin: Seine braunen Wanderstiefel sind dafür wie gemacht.<br />
Unterdessen fotografiert David Ausserhofer aus Rajewskys Büro im ersten Stock den frisch<br />
gekürten Leibniz-Preisträger. Am Ende wird aus den Aufnahmen eine Art Film montiert, der<br />
den Ehrengästen bei der Preisverleihung den Menschen Rajewsky etwas näher bringen soll.<br />
Seine Arbeit hat er zuvor im Interview erklärt. Am Ende fragt ihn die Interviewerin der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), wie er seine Forschung mit einem Satz cha-<br />
6 imdc03 2012
akterisieren würde. Rajewsky denkt lange nach und sagt<br />
dann: „Die Interaktion von Genen ist ein Schlüssel, um zu<br />
verstehen, wie das Leben funktioniert.“<br />
Nikolaus Rajewsky untersucht diese Interaktion. Er vergleicht<br />
seine Arbeit mit der eines Fotografen, der in einen<br />
dunklen Raum hinein blitzt. „Wie in einem Schnappschuss<br />
können wir erstmals sehen, wie Gene miteinander kommunizieren.“<br />
Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer besonderen<br />
Art von Molekül, der RNA. Lange Zeit galt die RNA<br />
ausschließlich als Übermittlungsmedium, das die Botschaft<br />
bestimmter Abschnitte des Erbguts DNA in die Fabriken der<br />
Zellen trägt, die daraus je nach Bauplan bestimmte Proteine<br />
herstellen. Seit rund zehn Jahren aber weiß man, dass<br />
die RNA nicht einfach wie eine Fahrradkette zwei Zahnräder<br />
verbindet und Informationen eins zu eins überträgt. Vielmehr<br />
funktioniert sie eher wie ein Automatikgetriebe, das die<br />
Aktivitäten in Zellen hoch- oder runterregelt oder sogar auf<br />
„Aus“ stellen kann.<br />
Rajewsky hat großen Anteil an der Entdeckung dieser<br />
Zusammenhänge. In der Begründung für die Zuerkennung des<br />
Leibniz-Preises heißt es, von besonderer Bedeutung seien<br />
seine Arbeiten zu den microRNAs – kleinen, nicht-codierenden<br />
RNAs, die eine Schlüsselrolle bei der Steuerung zellulärer Prozesse,<br />
aber auch bei der Entstehung von Krebs und anderen<br />
Krankheiten spielen.<br />
In seiner Karriere spielten die Lebenswissenschaften zunächst<br />
eine untergeordnete Rolle. Mathematik und Physik<br />
standen im Vordergrund – und die Musik. Nikolaus Rajewsky<br />
hat eine Ausbildung <strong>zum</strong> Konzertpianisten abgeschlossen.<br />
Er entschied sich aber für die Wissenschaft und promovierte<br />
in Köln in theoretischer Physik. Nach einem ersten Postdoktorat<br />
in New Jersey (USA) ging er für ein zweites an die<br />
Rockefeller University in New York und danach als Professor<br />
an die New York University, wo er sich der Systembiologie<br />
zuwandte. Die DFG schreibt dazu: „Nikolaus Rajewsky hat<br />
neue Maßstäbe in der Systembiologie gesetzt und darüber<br />
hinaus die Lebenswissenschaften insgesamt bereichert.“<br />
Prof. Nikolaus Rajewsky<br />
im Gespräch mit den Doktoranden<br />
Toshiaki Kogame und Pinar Önal<br />
imdc03 2012<br />
7
Verstehen,<br />
wie das Leben funktioniert!<br />
2006 kehrte er nach Deutschland zurück. Was ihn dazu bewogen<br />
hat? „Das wissenschaftliche Umfeld“, sagt er. „Ich finde,<br />
das ist das Wichtigste. Und das MDC gehört zu den Top-Instituten<br />
weltweit.“ Überhaupt sei Berlin „ein großartiger Standort<br />
für medizinische Systembiologie – wegen der traditionellen<br />
Verknüpfung von Grundlagenforschung mit Medizin.“ Das<br />
ist quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung, denn Nikolaus<br />
Rajewsky ist der geistige Vater und wissenschaftliche Leiter<br />
des „Berlin Institute for Medical Systems Biology“ (BIMSB). Er<br />
hat das Konzept geschrieben, das den MDC-Vorstand, Berliner<br />
Kolleginnen und Kollegen, ein internationales Gutachterteam<br />
und die Politik überzeugte. „Die Zuwendungsgeber haben<br />
überraschend schnell reagiert“, erzählt Rajewsky. Es sei<br />
anders als der Politik und Verwaltung gemeinhin nachgesagt<br />
werde: „Unser Konzept wurde in kurzer Zeit umgesetzt und<br />
wir haben die Zusage vom Land Berlin für einen Dreißig-Millionen-Neubau<br />
in Mitte.“ Gemeinsam mit dem MDC-Vorstand<br />
so ein großes Projekt zu realisieren, sei eine Herausforderung<br />
gewesen. Rajewsky fügt hinzu: „Für den erfolgreichen Aufbau<br />
des BIMSB war und ist zudem innovatives Wissenschaftsmanagement<br />
essentiell.“ Es hat sich gelohnt: Zusammen mit der<br />
zusätzlichen institutionellen Förderung durch das BMBF wird<br />
ein Institutsteil des MDC auf dem Campus Nord der Humboldt-<br />
Uni entstehen, der dreihundert Leuten Arbeit bieten wird.<br />
Und das in einem vielversprechenden Zukunftsfeld. „Wissenschaftliche<br />
Entdeckungen kann man nicht planen“, sagt<br />
Rajewsky, „aber eine gute Infrastruktur schon.“<br />
Der Campus Berlin-Buch und Rajewskys Labore sind beste<br />
Beispiele dafür. Im Keller rauschen schwarze Server laut mit<br />
der Lüftung um die Wette: Hier ist ein Herzstück untergebracht,<br />
eine Millioneninvestition an Hochleistungscomputern.<br />
In den Etagen darüber ebenfalls modernste Gerätschaften und<br />
an den Laborbänken und Konsolen überall junge Leute aus<br />
aller Herren Länder. Mit jeder und jedem hält der großgewachsene<br />
Forscher ein Schwätzchen. Und das nicht nur für den Fotografen,<br />
der das alles dokumentiert. Überall gibt es Inhalte<br />
zu besprechen: Hier geht es um Würmer, dort um das neueste<br />
Sequenziergerät. In der modernen Biologie sei es so, „dass<br />
die Technik die Forschung unwahrscheinlich vorwärts treibt“,<br />
sagt Rajewsky. „Wir bemühen uns am MDC, die neuesten<br />
Methoden auch direkt mit wissenschaftlichen Fragen zu verknüpfen<br />
und so auch die Methoden weiterzuentwickeln.“ Sein<br />
Enthusiasmus ist greifbar. Und wird noch deutlicher, wenn er<br />
über seine Gruppe spricht: „Die Leute in meinem Team finde<br />
ich alle großartig. Ich bin ganz begeistert.“<br />
DFG-Präsident Prof. Matthias Kleiner<br />
überreicht den Leibniz-Preis an<br />
Prof. Nikolaus Rajewsky<br />
Planarien als Modellorganismus<br />
8 imdc03 2012
Verstehen,<br />
wie das Leben funktioniert!<br />
Dr. Wei Chen, Prof. Matthias Selbach, Dr.<br />
Stefan Kempa, Dr. Markus Landthaler, Dr.<br />
Jutta Steinkötter (alle im BIMSB Team);<br />
Prof. Annette Grüters-Kieslich (Dekanin<br />
der Charité), Prof. Nikolaus Rajewsky<br />
(Wiss. Leiter des BIMSB am MDC), Prof.<br />
Thomas Sommer (Stellv. Wiss. Vorstand<br />
des MDC), Dr. Christoph Dieterich<br />
(BIMSB Team) v.li.<br />
Über den Leibniz-Preis<br />
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG verliehen,<br />
bisher 300 Mal. Von diesen 300 Leibniz-Preisen gingen 103 in die Naturwissenschaften,<br />
87 in die Lebenswissenschaften, 64 in die Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
und 46 in die Ingenieurwissenschaften. Das Preisgeld beträgt<br />
inzwischen bis zu 2,5 Millionen Euro und kann bis zu sieben Jahre lang den<br />
Vorstellungen der Preisträger entsprechend und ohne bürokratischen Aufwand<br />
für die wissenschaftliche Arbeit verwendet werden. Sechs Leibniz-Preisträger<br />
haben nach der Auszeichnung mit diesem wichtigsten Forschungsförderpreis in<br />
Deutschland auch den Nobelpreis erhalten. Weitere Infos unter: www.dfg.de<br />
Weitere Leibniz-Preisträger am MDC<br />
Während seiner Zeit als Direktor des Instituts für Molekulare Neuropathobiologie<br />
am Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg des Universitätsklinikums<br />
Hamburg-Eppendorf erhielt Prof. Thomas Jentsch 1995 den Leibniz-Preis.<br />
2006 kam er nach Berlin-Buch und arbeitet dort seitdem als Leiter der<br />
Forschungsgruppe „Physiologie und Pathologie des Ionentransportes“ am<br />
FMP und MDC.<br />
Seit 1995 forscht die Biochemikerin und Zellbiologin, Prof. Carmen<br />
Birchmeier, am MDC auf dem Gebiet der Entwicklungsbiologie sowie der<br />
Signaltransduktion in Nerven und Muskelzellen. Im Jahr 2002 wurde sie für ihre<br />
Forschungsarbeiten mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet und gehört damit<br />
heute zu den bisher insgesamt 36 Leibniz-Preisträgerinnen.<br />
imdc03 2012<br />
9
The Quest to Understand “How Life Works”<br />
The Quest to Understand<br />
“How Life<br />
Works”<br />
Leibniz Prize Recipient Nikolaus Rajewsky Explains His Research<br />
text Josef Zens Photos David Ausserhofer<br />
Tran s lation Carol Oberschmidt<br />
Snow has fallen overnight, covering the campus and glistening like sugar in the<br />
sunlight. It is Friday morning and the thermometer reads minus 7 degrees Celsius.<br />
As part of a photo shooting, Professor Nikolaus Rajewsky, one of the Leibniz prizewinners<br />
for 2012, is walking back and forth under his office window. Fortunately,<br />
his brown hiking boots are made for this weather. From Rajewsky’s office window<br />
on the first floor, David Ausserhofer is taking still photos to create a short video<br />
clip about the designated prizewinner. It will be shown at the Leibniz Prize award<br />
ceremony, enabling the guests to get better acquainted with the person behind<br />
the researcher.<br />
In an interview before the shooting with the German Research Foundation (DFG),<br />
Professor Rajewsky discussed his research. At the end, the interviewer asks how he<br />
would describe his research in one sentence. He thinks for a long moment and then<br />
says: “Gene interactions are a key to understanding how life works.”<br />
Professor Rajewsky’s primary research interest is the investigation of this interaction.<br />
He compares his work to that of a photographer taking a flash photo in a dark<br />
room. “Like in a snapshot, we can see for the first time how genes communicate with<br />
each other.” His main focus is on a special type of molecule, RNA. For a long time RNA<br />
was considered to be only a transmission medium that carried the message of certain<br />
segments of the DNA into the factories of the cells, which in turn produce certain<br />
proteins, depending on the blueprint. However, scientists have known for about ten<br />
years that RNA does not merely connect two cog wheels like a bicycle chain, transmitting<br />
information one to one. Rather, it works more like an automatic transmission,<br />
up- or down-regulating the activities in the cells or even switching them to “off”.<br />
Nikolaus Rajewsky has made a major contribution to the discovery of these<br />
relationships. In its justification statement for awarding him the Leibniz Prize, the<br />
jury emphasized the importance of his work on microRNAs – small non-coding RNAs<br />
that play a key role in controlling cellular processes but also in the development of<br />
cancer and other diseases.<br />
At first, the life sciences played a subordinate role in his career. Mathematics<br />
and physics were in the foreground – and music. He completed training as a concert<br />
pianist, earning an Artist Diploma. However, he chose a career in science and<br />
decided to do his PhD in Cologne in theoretical physics. After a first post-doctoral<br />
fellowship in New Jersey (USA), he went on to a second postdoc at Rockefeller<br />
University in New York. He then became an assistant professor at New York<br />
University, where he focused on systems biology. According to the German<br />
Research Foundation, “Nikolaus Rajewsky has set new standards in systems<br />
biology and enriched the life sciences as a whole.”<br />
He returned to Germany in 2006. What motivated him to make the move?<br />
10 imdc03 2012
The Quest to Understand “How Life Works”!<br />
“The scientific environment,” he said. “I think that’s what’s most important. And<br />
the MDC is one of the top institutes worldwide.” Moreover, he added, “Berlin is a<br />
great location for medical systems biology – due to the traditional link between<br />
basic research and medicine.” That is somehow a self-fulfilling prophecy, because<br />
Professor Rajewsky is the initiator and scientific head of the Berlin Institute for<br />
Medical Systems Biology (BIMSB). He wrote the concept proposal that convinced<br />
the MDC Board of Directors, Berlin colleagues, an international panel of experts and<br />
government policy makers to approve the project. “The funding agencies responded<br />
with surprising speed,” he said. It was just the opposite of what is commonly<br />
rumored about the political arena and administrative red tape: “Our concept was<br />
implemented in a short time, and we have a commitment from the state of Berlin<br />
for a new thirty-million-euro building in Berlin-Mitte.” It was a challenge to realize<br />
such a large project, which was accomplished jointly with the MDC Board of Directors.<br />
He added: “For the successful development of the BIMSB, it has been and is<br />
essential to have innovative science management.” And this has paid off: Together<br />
with additional institutional funding through the Federal Ministry of Education and<br />
Research (BMBF), a branch institute of the MDC shall be established on the north<br />
campus of Humboldt University that will employ three hundred people – and this in<br />
a very promising research field. “Scientific discoveries cannot be planned,” he says,<br />
“but good infrastructure can.”<br />
Campus Berlin-Buch and the Rajewsky labs are the best examples for this. Black<br />
servers buzz in the basement, competing with the ventilation system as to which is the<br />
noisiest: This is where the core of the facility is located, representing an investment of<br />
millions of euros in high-performance computers. State-of-the-art equipment is situated<br />
on the floors above, where young people from all over the world are working at lab<br />
benches and consoles. The tall researcher stops for a chat with each one of them – and<br />
not only because the photographer is documenting it all. Everywhere there is a topic to<br />
discuss: here about the flatworms, there about the latest sequencer. In modern biology<br />
“technology really drives research,” Professor Rajewsky says. “At the MDC, we strive to<br />
combine the latest technology with scientific questions and thus to develop methods<br />
and science further.” His enthusiasm is palpable and becomes even more apparent when<br />
he talks about his group: “The people on my team are all just great. I’m impressed!”<br />
About the Leibniz Prize<br />
The Gottfried Wilhelm Leibniz Prize is awarded<br />
annually by the German Research Foundation.<br />
The prize was established in 1986, and since then<br />
300 prizes have been awarded. Of these, 103 have<br />
been in the field of science, 87 in the life sciences,<br />
64 in the humanities and social sciences and 46<br />
in the engineering sciences. A maximum of<br />
EUR 2.5 million is provided per award and can<br />
be used for seven years at the prizewinner’s discretion<br />
for his/her research work, without having to<br />
submit interim proposals. After receiving this most<br />
prestigious German research prize, six Leibniz<br />
prizewinners have gone on to receive the Nobel<br />
Prize. More information at: www.dfg.de<br />
Other Leibniz Prizewinners<br />
at the MDC<br />
Professor Thomas Jentsch was awarded the<br />
Leibniz Prize in 1995 while he was director of the<br />
Institute for Molecular Neuropathobiology at the<br />
Center for Molecular Neurobiology Hamburg,<br />
University Hospital Hamburg-Eppendorf. In 2006<br />
he came to Berlin-Buch and has since headed the<br />
research group “Physiology and Pathology of Ion<br />
Transport” at the FMP and the MDC.<br />
Since 1995 the molecular biologist Professor<br />
Carmen Birchmeier has been conducting<br />
research at the MDC in the fields of developmental<br />
biology and signal transduction in nerve and<br />
muscle cells. In 2002 she was awarded the Leibniz<br />
Prize for her work. To date, a total of 36 women<br />
have received the Leibniz Prize.<br />
imdc03 2012<br />
11
jubiläum<br />
Anniversary<br />
Dialog als Grundlage<br />
12 imdc03 2012
MDC-Gebäude<br />
20 Jahre MDC<br />
Teil 1 1992 – 1996<br />
Protokoll Barbara Urban Fotos MDC<br />
Nach der Evaluierung der Akademie der Wissenschaften<br />
der DDR empfahl der Wissenschaftsrat<br />
1991, die Forschung in Berlin-Buch in alter Tradition<br />
aber mit neuen Akzenten fortzusetzen.<br />
Am 1. Januar 1992 wurde das Max-Delbrück-<br />
Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-<br />
Buch als Stiftung öffentlichen Rechts gegründet.<br />
Gründungsdirektor Prof. Detlev Ganten<br />
erinnert sich an die ersten Jahre.<br />
imdc03 2012<br />
13
Jubiläum<br />
Man muss eine<br />
Vision haben.<br />
Prof. Max Delbrück, 1960<br />
Prof. Detlev Ganten<br />
MDC-Gründungsdirektor und Stiftungsvorstand von 1992-2004<br />
Als Mitglied der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates<br />
besuchte Detlev Ganten von 1990 bis 1991 sechs<br />
Monate lang die biomedizinischen Institute der ehemaligen<br />
DDR. Über diese „Evaluation“ ist viel diskutiert worden.<br />
Aber: die Zentralinstitute der Akademie der Wissenschaften<br />
der DDR in Berlin-Buch waren die „Top-Institute“ der DDR –<br />
wegweisend in den sozialistischen Ländern. Sie verfügten<br />
über berühmte Akademiekliniken wie die Robert-Rössle-<br />
Krebs- und die Franz-Volhard-Herzkreislauf-Klinik. Die<br />
Empfehlung des Wissenschaftsrates war: Erhalt der Kliniken<br />
und Ausbau der klinischen Forschung zur Modelleinrichtung<br />
für das wiedervereinigte Deutschland.<br />
Juni 1991 - Wie man<br />
Gründungsdirektor wird…<br />
Im Frühsommer 1991 kamen der damalige Vizepräsident<br />
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Prof. Ernst-<br />
Ludwig Winnacker‚ Mitglied des Bucher Gründungskomitees<br />
und der Betreuungsreferent für den Wissenschaftsrat im<br />
Bundesforschungsministerium, Dr. Konrad Buschbeck,<br />
nach Heidelberg, und fragten Ganten, ob er sich vorstellen<br />
könne, Gründungsdirektor des MDC zu werden. Ganten, zu<br />
dieser Zeit gerade 50 Jahre alt, war fest in der pharmakologischen<br />
Forschung an der Uni Heidelberg etabliert. Er<br />
hatte schon verschiedene Rufe an Universitäten im In- und<br />
Ausland abgelehnt und führte gerade Berufungsverhandlungen<br />
auf einen Lehrstuhl in Würzburg. Er zögerte aber<br />
nicht lange und entschied sich für Berlin-Buch. Bis <strong>zum</strong><br />
31. Dezember 1991 sollten gemäß Artikel 38 des deutschdeutschen<br />
Einigungsvertrags vom 20. September 1990,<br />
alle Akademieinstitute der DDR abgewickelt werden. Das<br />
hieß: Es war nicht viel Zeit. Bereits im September 1991<br />
ging Ganten als erster Gründungsdirektor in den neuen<br />
Bundesländern zusammen mit seiner Frau nach Berlin-Buch.<br />
Im Gepäck hatte die Medizinerin, Dr. Ursula Ganten, ihre<br />
eigenen Drittmittel aus Heidelberg, um in Buch weiter<br />
forschen zu können.<br />
Dr. Erwin Jost<br />
Administrativer MDC-Vorstand<br />
von 1992-2002<br />
14 imdc03 2012
Jubiläum<br />
Von der Wissenschaft ins<br />
Management<br />
Am Vormittag des 5. September 1991 unterschrieb Detlev<br />
Ganten seinen Vertrag im Bundesforschungsministerium<br />
in Bonn und schon am Nachmittag desselben Tages sprach<br />
er als neuer Gründungsdirektor zu etwa 2000 Menschen, die<br />
sich in der Campus-Mensa versammelt hatten. Der amtierende<br />
Direktor Prof. Günter Pasternak, der seit 1984 Direktor<br />
des Zentralinstituts für Molekularbiologie der Akademie<br />
der Wissenschaften der DDR war, arbeitete bis <strong>zum</strong> 31.<br />
Dezember 1991 weiter als Direktor im Direktorenzimmer im<br />
Max-Delbrück-Haus. Detlev Ganten zog in den Flachbau. Am<br />
20. Dezember 1991 fand die formale Übergabe statt. Wieder<br />
warteten in der Mensa die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit ihren Fragen, wie es weitergehen würde, und beide<br />
Direktoren hielten eine Rede. Ein schwieriger aber zugleich<br />
würdevoller Übergang, so Gantens Erinnerung. Und ab 1.<br />
Januar 1992 gab es dann das MDC, für das nur 350 Planstellen<br />
vorgesehen waren.<br />
Prof. Karl G. Zimmer<br />
Der Name Max Delbrück<br />
Der deutsch-amerikanische Nobelpreisträger, Max<br />
Delbrück, der von 1934 bis 1939 mit den Kollegen in Buch<br />
kooperiert und publiziert hatte, sollte Namensgeber für das<br />
neue Forschungszentrum werden. Detlev Ganten besuchte<br />
im Frühjahr 1992 die Witwe Manny Delbrück in ihrem Haus<br />
in Pasadena, Kalifornien, wo sie bis <strong>zum</strong> Tode von Max Delbrück<br />
gemeinsam gelebt hatten. Die lebhafte Kalifornierin<br />
stimmte sofort zu, das neue Institut nach Max Delbrück zu<br />
benennen und gab die Nobelpreis-Urkunde von 1969 gleich<br />
mit. Mit seinen Arbeiten in Berlin-Buch legte Delbrück<br />
zusammen mit Nikolai W. Timoféeff-Ressovsky und Karl<br />
Günter Zimmer die Grundlagen für die molekulare Genetik.<br />
Delbrück, so resümiert Ganten, ist als Wissenschaftler und<br />
als Mensch in jeder Hinsicht ein Vorbild. Er verkörperte die<br />
beste Wissenschaftstradition und ließ sich durch nichts,<br />
auch durch kein politisches System von seinen Überzeugungen<br />
abbringen. Zu Berlin Buch hat er auch zu DDR-Zeiten<br />
die Verbindung aufrechterhalten. Die Berliner Künstlerin<br />
Jeanne Mammen hat er in der Kriegs- und Nachkriegszeit<br />
gefördert und unterstützt. Ihrer Bilder sind jetzt im<br />
Jeanne-Mammen-Saal ausgestellt.<br />
Prof. Jens Reich,<br />
Mediziner, Bioinformatiker, Molekularbiologe und<br />
DDR-Bürgerrechtler, MDC-Forschungsgruppenleiter<br />
„Bioinformatik” von 1992-2007, seit 2007 Koordinator<br />
des Forschungsprojekts „Systembiologie des Eisenstoffwechsels<br />
des Menschen“ und seit 2001 Mitglied<br />
des Nationalen Ethikrates, seit 2008 Deutscher Ethikrat<br />
Prof. Nikolai W. Timoféeff-Ressovsky<br />
Tradition macht stark<br />
Ganten ist ein international orientierter Wissenschaftler,<br />
der nach eigenen Aussagen ein schwieriges Verhältnis<br />
<strong>zum</strong> „Vaterland“ hatte. Mit seiner Frau war er nach Kanada<br />
ausgewandert. Seine beiden Söhne haben die kanadische<br />
Staatsbürgerschaft. Er hat lange in den USA und in Frankreich<br />
gelebt. Seine Sicht auf Deutschland ist durch die großen<br />
Brüche der Geschichte geprägt: die Vielstaaterei, der<br />
Zusammenbruch des Kaiserreiches, die bewegten Zwanziger<br />
Jahre, die totalitären und undemokratischen Perioden, die<br />
Katastrophen des 1. und 2. Weltkrieges. Erst mit der Wiedervereinigung<br />
konnte er einen inneren emotionalen Bezug<br />
zu Deutschland aufbauen: die Zeit nach der Wende war eine<br />
spannende Zeit. Was ihn mit Deutschland versöhnte, war<br />
die Rückbesinnung auf die großen Traditionen der Geistesgeschichte,<br />
der gemeinsamen Kultur und Wissenschaft,<br />
die in Ost und West nicht verlorengegangen waren, und<br />
die ihre große einigende Kraft in ganz besonderer Weise in<br />
dieser Zeit zeigten. Das wiedervereinigte Deutschland als<br />
Wissenschafts- und Kulturland gemeinsam wieder aufzubauen<br />
– mit einer friedlichen Verbindung zu den östlichen<br />
und westlichen Nachbarn – das war für ihn eine unglaubliche<br />
Motivation. Mit vielen Bucher Kollegen wie z.B. Heinz<br />
Bielka, Jens Reich, Erhard Geißler, Peter Langen, Ernst<br />
Georg Krause, Klaus Ruckpaul, Volker Wunderlich und vielen<br />
anderen, die für ihn die Wissenschaftstradition auf dem<br />
Bucher-Campus verkörperten, lernte er, welche Bedeutung<br />
Tradition für Zukunft haben kann. Auch der in dieser Zeit<br />
besonders wichtige Personalrat mit Marion Bimmler als<br />
Vorsitzende, behielt immer das gemeinsame große Ziel im<br />
Auge. Alle Bucher, die alten und die neuen, hatten etwas<br />
prägendes Gemeinsames bewahrt oder wiedergewonnen:<br />
das Bewusstsein einer Tradition großartiger Wissenschaft<br />
in Buch, in Berlin, in Deutschland.<br />
imdc03 2012<br />
15
Jubiläum<br />
Das MDC entsteht<br />
Forschen im neuen Max-Delbrück-Centrum hieß: hoher<br />
Anspruch, Eigenverantwortung, kleine Gruppen, flache Hierarchien.<br />
Es bildete sich ein Führungskreis, Koordinatoren<br />
wurden benannt, das Erweiterte (ELK) und das Geschäftsführende<br />
Leitungskollegium (GLK) wurden einberufen.<br />
Das MDC entwickelte sich zu einem modernen Forschungsinstitut.<br />
Als die Kliniken der alten Akademieinstitute in<br />
universitäre Kliniken umgewandelt werden konnten (zuerst<br />
Freie Universität, dann Charité), konnten die Klinik-Etats<br />
neu verhandelt und erhöht werden. Viele Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter wurden übernommen und neue konnten<br />
eingestellt werden. Durch neue Berufungen kamen die damals<br />
jungen Wissenschaftler Rainer Dietz, Peter M. Schlag,<br />
Bernd Dörken und Friedrich C. Luft nach Berlin-Buch, um<br />
Klinik und Forschung zusammenzubringen. Darauf folgten<br />
die wichtigen Berufungen von Helmut Kettenmann, Walter<br />
Birchmeier, Udo Heinemann und vielen mehr. Es entstand<br />
eine mitreißende Aufbruchstimmung, wissenschaftliche Erfolge<br />
stellten sich ein, und immer mehr neue Stellen konnten<br />
auch über zunehmende Drittmittel finanziert werden. Eröffnungsfeier des MDC 1992<br />
Die eigentliche Eröffnungsfeier sollte im Frühjahr<br />
stattfinden. Aufgrund des Todes von Willy Brandt<br />
verschob sich der Festakt aber auf den 7. Dezember<br />
1992, zu dem u.a. auch Bundespräsident Richard von<br />
Weizsäcker, Forschungsminister Heinz Riesenhuber,<br />
Senator Manfred Erhardt und der Präsident der Leopoldina<br />
Prof. Benno Parthier kamen. Hinter der Mensa<br />
war ein großer freier Platz. Damals standen auf dem<br />
Campus noch Baracken, wurde Kohle gelagert – es<br />
war schmutzig. Extra <strong>zum</strong> Festakt wurde der Campus<br />
geputzt, dann kam der Bundespräsident mit seinem<br />
Hubschrauber und verteilte den ganzen Staub wieder<br />
gleichmäßig. Bundespräsident Richard von Weizsäcker<br />
Pflicht <strong>zum</strong><br />
Optimismus<br />
Festakt im Grünen Saal zur Gründung des MDC am 7. Dezember 1992<br />
Manfred Erhardt, Berliner Senator für Wissenschaft und Forschung; Heinz Riesenhuber,<br />
Bundesforschungsminister; Richard von Weizsäcker, Bundespräsident und Prof. Detlev<br />
Ganten | v.l. | Foto: Dr. Hans-Volker Pürschel, © MDC<br />
war an allem sehr interessiert, nahm sich einen ganzen<br />
Vormittag Zeit, sprach mit vielen Mitarbeitern und<br />
erkundete den Campus.<br />
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer<br />
am 29. Juli 1993 im MDC<br />
Horst Seehofer, Bundesminister für Gesundheit;<br />
Peter Luther, Berliner Senator für<br />
Gesundheit und Prof. Detlev Ganten | v.l.<br />
16 imdc03 2012
Jubiläum<br />
Die drei Säulen des Campus Buch<br />
Die Entwicklung des Forschungsinstitutes wurde begleitet<br />
von ersten Ausgründungen aus dem MDC. Dr. Gudrun<br />
Erzgräber startete den Aufbau des Campus-Managements.<br />
Am 8. Juni 1995 gründete das MDC dann einen Biotechnologiepark,<br />
die jetzige „BBB Management GmbH Campus<br />
Berlin-Buch“. Damit verfügte der Campus über drei<br />
„Säulen“: Die Wissenschaft im MDC und später FMP, deren<br />
Anwendung in den Kliniken der Charité und deren Nutzung<br />
in der Wirtschaft über den BiotechPark Berlin-Buch. Die<br />
Kooperationen zwischen diesen drei Bereichen schufen<br />
Arbeitsplätze und förderten die Entwicklung zu einer Großforschungseinrichtung<br />
neuen Stils. Der „offene Campus<br />
Berlin-Buch“ wurde ein Anziehungspunkt für Wissenschaftler,<br />
Kliniker, Firmen aus nah und fern, aber auch für die<br />
Berliner und Bucher Bürger. Der Kunst- und Skulpturenpark,<br />
die öffentlichen Veranstaltungen, das Gläserne Labor, die<br />
Sportmöglichkeiten, das Café Max… die Bucher nahmen<br />
ihren Campus an und auch die Entwicklung des Ortes Buch,<br />
das neue Einkaufszentrum, der Künstlerhof, der Neubau der<br />
Helios Klinik, die Entwicklung der anderen Klinikstandorte<br />
etc. wurden durch den Erfolg des Campus beflügelt.<br />
Das Erfolgsrezept<br />
Detlev Ganten mag Menschen und seine Arbeit. Das<br />
spürt jeder, der ihm begegnet. „Man muss eine Vision<br />
haben“, zitiert er seinen „Leib- und Magenphilosophen“<br />
Karl Popper. Dieser spricht von der „Pflicht <strong>zum</strong> Optimismus“,<br />
nicht weil alles irgendwie schon gut werden wird<br />
„in der besten aller Welten“, wie Voltaire seinen Candide<br />
sagen lässt. Für Ganten sind die langfristige Perspektive,<br />
ein gemeinsames Ziel und der ehrliche Dialog die Erfolgsbegleiter<br />
für den besten Weg. In der Wissenschaft selber wie<br />
beim Aufbau wissenschaftlicher Strukturen gilt in gleicher<br />
Weise: keiner kennt das Ergebnis vorher. Und auch wenn am<br />
Anfang niemand weiß, was der richtige Weg ist, sind die<br />
ständige Bereitschaft, die eigenen Vorstellungen im Dialog<br />
zu diskutieren, zu verändern, und eventuell auch alte Hypothesen<br />
aufzugeben, für Ganten die Voraussetzungen für<br />
den Erfolg. Vielleicht war der Anfang so erfolgreich, weil<br />
er auf einer festen Philosophie aufbaute, deren Grundlage<br />
der Dialog war, und die vermittelte Überzeugung, dass alles<br />
gemeinsam zu schaffen sei. Es wurde von allen fleißig gearbeitet.<br />
Legendär sind die Besprechungen bis in den frühen<br />
Morgen. Jeder Gesprächswunsch wurde erfüllt. Am Anfang<br />
hatte das MDC nur 350 Stellen. Aber mit dem Hochschulentwicklungsprogramm<br />
(HEP) konnten die Stellen über-<br />
Torhaus<br />
Prof. Sydney Brenner, Nobelpreisträger Medizin 2002 sowie Präsident und<br />
Wissenschaftsdirektor am molekularwissenschaftlichen Institut La Jolla und Berkeley,<br />
Kalifornien, anlässlich der Verleihung der Max-Delbrück-Medaille<br />
am 24. November 1994 im MDC<br />
Wolf-Dieter Schleuning, Schering; Prof. Detlev Ganten; Prof. Sydney Brenner | v.l.<br />
Foto: Stephan Schraps, © MDC<br />
brückt werden, um dann später über Drittmittel finanziert<br />
weiter zu forschen. Jetzt sind es über 1000 Mitarbeiter<br />
am MDC und weit über 2000 Mitarbeiter auf dem Campus.<br />
Was in der Anfangszeit in Berlin-Buch gelebt wurde, war<br />
keine Scheindemokratie. Die Orientierung war klar: Das<br />
MDC wollte von Anfang an eines der besten medizinischen<br />
Forschungszentren werden, mit Beschäftigten, die gesund<br />
und engagiert ihrer Arbeit auf einem offenen Campus nachgehen<br />
können, mit dem sie sich identifizieren.<br />
imdc03 2012<br />
17
AnniversarY<br />
20 Years of the MDC<br />
- A Chronology<br />
Part 1 1992-1996<br />
Protocol Barbara Urban Photos MDC<br />
tran s lation Carol Oberschmidt<br />
In 1991, after evaluating the GDR Academy of Sciences, the German Science Council<br />
recommended that research in Berlin-Buch should continue its renowned tradition,<br />
but with a new orientation. On January 1, 1992 the Max Delbrück Center for Molecular<br />
Medicine (MDC) Berlin-Buch was established as a foundation under public law.<br />
In a conversation with imdc, Founding Director Professor Detlev Ganten recalled the<br />
Center’s early years.<br />
Richard von Weizsäcker, former Federal President<br />
of Germany and Detlev Ganten, Founding Director<br />
of the MDC / from left<br />
Over a period of six months from 1990<br />
to 1991 Ganten, as a member of the<br />
working group of the German Science<br />
Council, made evaluation visits to the<br />
biomedical institutes of the former<br />
GDR. These visits were awaited with<br />
trepidation because the fate of the<br />
institutes – and the positions of the<br />
scientists who worked there – hinged<br />
on the evaluation outcome. The Central<br />
Institutes of the GDR Academy of<br />
Sciences in Berlin-Buch were the leading<br />
institutions of the GDR – beacons of<br />
research in the East European socialist<br />
states. The Central Institutes at Buch<br />
had famous Academy clinics like the<br />
Robert Rössle Cancer Clinic and the<br />
Franz Volhard Clinic for Cardiovascular<br />
Diseases. After due consideration, the<br />
recommendation of the Science Council<br />
was to preserve the clinics and to<br />
expand clinical research, and thus to<br />
make Berlin-Buch a model institution in<br />
reunited Germany.<br />
June 1991: A farreaching<br />
decision<br />
In the early summer of 1991<br />
Professor Ernst-Ludwig Winnacker, who<br />
was then vice president of the German<br />
Research Foundation (DFG) and a<br />
member of the founding committee<br />
at Buch, and Dr. Konrad Buschbeck,<br />
who represented the Science Council at<br />
the Federal Science Ministry, came to<br />
Heidelberg to ask Ganten if he could<br />
imagine becoming the founding director<br />
of the MDC. Ganten, then 50 years<br />
old, was firmly established in pharmacological<br />
research at the University<br />
of Heidelberg. He had already turned<br />
down various appointment offers in<br />
Germany and abroad and was engaged<br />
in appointment negotiations for a<br />
professorship in Würzburg. After thinking<br />
it over, he quickly decided to accept<br />
the position at Berlin-Buch. Time was<br />
short: According to Article 38 of the<br />
German-German Unification Treaty<br />
18 imdc03 2012
Anniversary<br />
of September 20, 1990, all Academy<br />
institutes of the former GDR had to be<br />
dissolved and restructured by December<br />
31, 1991. Already in September 1991<br />
Ganten went to Berlin-Buch as the first<br />
founding director in the former East<br />
Germany. He was accompanied by his<br />
wife, Ursula Ganten, MD, who brought<br />
her own third-party grant with her from<br />
Heidelberg to continue her research in<br />
Buch.<br />
From science to<br />
management<br />
On the morning of September 5,<br />
1991, Detlev Ganten signed his contract<br />
in the Federal Science Ministry in<br />
Bonn. On the afternoon of the same<br />
day, he gave a speech as new founding<br />
director to about 2.000 people, who<br />
had gathered in the campus cafeteria.<br />
The Acting Director Professor Günter<br />
Pasternack, who since 1984 had been<br />
director of the Central Institute of<br />
Molecular Biology of the Academy of<br />
Sciences of the GDR, continued until<br />
December 31, 1991 as director in the<br />
director’s office in what is now the<br />
Max Delbrück Building. Ganten moved<br />
into the single-story side wing. The<br />
formal transfer took place on December<br />
20, 1991. Once again, the employees<br />
gathered in the cafeteria to hear what<br />
the future would hold. Both directors<br />
gave a speech. In Ganten’s recollection<br />
it was a difficult but dignified transition.<br />
As of January 1, 1992 the MDC<br />
was officially established, for which<br />
only 350 positions were planned.<br />
The helicopter with the German President<br />
arrives at the campus.<br />
imdc03 2012<br />
19
Anniversary<br />
Professor Max Delbrück<br />
Strength through<br />
tradition<br />
Detlev Ganten is an internationally<br />
oriented scientist who has lived and<br />
worked in several countries. He and<br />
his wife emigrated from Germany<br />
to Canada, and his two sons have<br />
Canadian citizenship. He lived for a<br />
long time in the U.S. and France. His<br />
view of Germany is influenced by the<br />
great upheavals in German history: the<br />
many small states, the collapse of the<br />
German Empire in 1918, the turbulent<br />
twenties, the totalitarian and undemocratic<br />
periods and the disasters of the<br />
First and Second World Wars. It was not<br />
until reunification that he was able to<br />
build an inner emotional connection<br />
to Germany. The time after the fall of<br />
the Wall was an exciting time. What<br />
reconciled him with Germany was<br />
the renewed reflection on the great<br />
traditions of intellectual history, the<br />
many others, who for him embodied the<br />
scientific tradition at Buch, he learned<br />
the importance tradition can have for<br />
the future. In this period, the staff<br />
council under the leadership of Marion<br />
Bimmler also played an important<br />
role in keeping us on track toward our<br />
ultimate goal with the institute. All of<br />
the staff at Buch, both new and old,<br />
had preserved or gained a common<br />
ethos – the awareness of a tradition<br />
of great science in Buch, in Berlin, in<br />
Germany.<br />
The MDC is created<br />
Research at the new Max Delbrück<br />
Center meant: high standards,<br />
personal responsibility, small groups<br />
and flat hierarchies. A management<br />
group was formed, coordinators were<br />
appointed, the Extended Management<br />
Committee (ELK) and the Executive<br />
Management Committee (GLK) were<br />
The naming of the new<br />
center<br />
The proposal was to name the new<br />
research center after the German-<br />
American Nobel laureate, Max Delbrück,<br />
who from 1934 to 1939 collaborated<br />
and published jointly with colleagues<br />
in Buch. In the spring of 1992, Ganten<br />
visited the widow Manny Delbrück in<br />
her house in Pasadena, California,<br />
where she had lived together with her<br />
husband until his death. She immediately<br />
agreed to the naming of the<br />
new institute after her husband and<br />
gave Ganten Delbrück’s original Nobel<br />
Prize diploma to take back to Berlin. In<br />
Ganten’s view, Max Delbrück is a role<br />
model as scientist and human being in<br />
every respect. Together with Nikolai W.<br />
Timoféeff-Ressovsky and Karl Günter<br />
Zimmer – Delbrück laid the foundation<br />
for molecular genetics. He embodied<br />
the best tradition of science and<br />
never allowed anything, not even any<br />
political system to dissuade him from<br />
his convictions. He maintained the<br />
connection to Berlin-Buch even during<br />
the period of the GDR. During the war<br />
and the post-war period, he promoted<br />
and supported the Berlin artist<br />
Jeanne Mammen. Her pictures are now<br />
exhibited in the Jeanne Mammen Hall.<br />
Detlev Ganten and Manny Delbrück, widow of Max Delbrück, at the MDC,<br />
May 24th, 1994 / from left / Photo: Uwe Eising © MDC<br />
common culture and science. These<br />
traditions had not been lost during<br />
the division of Germany in East and<br />
West and exhibited their unifying force<br />
during this time in a very special way.<br />
The joint endeavor of rebuilding the<br />
reunified Germany as land of science<br />
and culture, with peaceful relations<br />
to its eastern and western neighbors<br />
– this was for him an incredible<br />
motivation. With many Buch colleagues<br />
such as Heinz Bielka, Jens Reich, Erhard<br />
Geißler, Peter Langen, Georg Krause,<br />
Klaus Ruckpaul, Volker Wunderlich and<br />
constituted. The MDC developed into a<br />
modern research institution. When the<br />
hospitals of the old Academy institutes<br />
were transformed into university<br />
hospitals (belonging first to the Free<br />
University, and then to the Charité),<br />
the hospital budgets were renegotiated<br />
and increased. Many old employees<br />
were taken over into the new system,<br />
and new employees were hired. New<br />
scientists were appointed – Rainer<br />
Dietz, Peter M. Schlag, Bernd Dörken<br />
and Friedrich C. Luft – who came to<br />
Berlin-Buch to bring together clinical<br />
20 imdc03 2012
Anniversairies<br />
and basic research. This was followed<br />
by the key appointments of Helmut<br />
Kettenmann, Walter Birchmeier, Udo<br />
Heinemann and many others. The new<br />
beginning engendered a tremendous<br />
sense of anticipation about the future,<br />
which was shared by everyone at the<br />
MDC. This soon resulted in scientific<br />
achievements, and as a consequence,<br />
ever more positions were funded by<br />
external grants.<br />
Opening ceremony of<br />
the MDC in 1992<br />
The actual opening ceremony was<br />
originally scheduled to take place in<br />
the spring. Due to the death of Willy<br />
Brandt, however, the ceremony was<br />
postponed until December 7, 1992, and<br />
was attended by the Federal President<br />
of Germany, Richard von Weizsäcker,<br />
Science Minister Heinz Riesenhuber,<br />
Senator Manfred Erhardt and President<br />
of the Leopoldina Professor Benno<br />
Parthier. Behind the cafeteria was a<br />
large open space. Barrack buildings<br />
were still on campus at that time,<br />
used for storing coal. Coal dust usually<br />
covered everything in sight, but extra<br />
for the ceremony, the area was cleaned.<br />
Then President Weisäcker arrived in his<br />
helicopter, and the whirling helicopter<br />
blades distributed the dust all over the<br />
place again. — President von Weizsäcker<br />
was interested in everything, and<br />
spent the entire morning exploring the<br />
campus and talking with many of the<br />
staff members.<br />
The three pillars of<br />
Campus Buch<br />
The development of the research<br />
center was accompanied by first spinoffs<br />
from the MDC. Dr. Gudrun Erzgräber<br />
began establishing the campus<br />
management. On June 8, 1995 the MDC<br />
subsequently founded a biotechnology<br />
park, which is now the BBB Management<br />
GmbH Campus Berlin-Buch.<br />
Thus, the campus had three “pillars”:<br />
Science in the MDC and the FMP, their<br />
application in the hospitals of the<br />
Charité and their commercialization<br />
in the economy, the companies of the<br />
BiotechPark Berlin-Buch. The cooperation<br />
between these three areas created<br />
Participants of the European Symposium at the MDC, September 1994<br />
jobs and promoted the development of<br />
a major research institution that had<br />
a new style. The open Campus Berlin-<br />
Buch became a magnet for scientists,<br />
clinicians, companies from near and<br />
far, but also for the citizens of Berlin<br />
and Buch. The art and sculpture park,<br />
public events, the Life Science Learning<br />
Lab, the sports facilities and Café Max<br />
strengthened the identification of the<br />
local Buch community with the campus.<br />
The development of Buch itself was<br />
spurred by the success of the campus,<br />
as can be seen with the new shopping<br />
center, the artists’ courtyard, the new<br />
Helios hospital and the development of<br />
other clinic sites, etc.<br />
The recipe for<br />
success<br />
Detlev Ganten likes people and<br />
enjoys his work, which is readily apparent<br />
when one meets him. “You have to<br />
have a vision,” he said, quoting Karl<br />
Popper, his favorite philosopher. Popper<br />
writes that “optimism is a moral duty”<br />
not because everything is somehow OK<br />
“in the best of all worlds” as Voltaire’s<br />
Candide says. For Ganten, the best<br />
recipe for success is to have a longterm<br />
perspective, a common objective<br />
and honest dialogue. The same maxim<br />
applies to science as well as to the<br />
establishment of scientific structures:<br />
no one knows the outcome beforehand.<br />
And even if at the beginning no one<br />
knows the “right way”, what is important<br />
is a constant willingness to engage<br />
in dialogue, to modify one’s ideas,<br />
and eventually even to give up old<br />
hypotheses – for Ganten these are the<br />
prerequisites for success. Perhaps the<br />
beginning was so successful because it<br />
was built on a solid philosophy based<br />
on dialogue and on the conviction<br />
Ganten communicated that all goals<br />
could be achieved by working together.<br />
And everyone did work hard! The meetings<br />
that continued into the early hours<br />
of morning are legendary. Ganten was<br />
accessible to all employees, who could<br />
call and arrange a time to speak with<br />
him. At the beginning the MDC had only<br />
350 positions. But a way was found to<br />
fund people temporarily through the<br />
University Development Program (HEP)<br />
and through external grants, so that<br />
they could continue their research. Now<br />
the MDC has a staff of more than 1000,<br />
and more than 2.000 people work on<br />
campus. In the early days, soon after<br />
reunification, the MDC proved to be<br />
truly democratic. The orientation was<br />
clear: for the MDC to be one of the best<br />
research centers, committed to the<br />
well-being of its staff members, who<br />
were to pursue their research in a safe<br />
environment on an open campus with<br />
which they could identify.<br />
imdc03 2012<br />
21
internationales<br />
International affairs<br />
Wissenschaftliche<br />
Diskurse und<br />
Orangenhaine im<br />
Winter…<br />
Text und fotos oksana Seumenicht<br />
22 imdc03 2012
© Shutterstock, Bildagentur<br />
Eine Gruppe von Wissenschaftlern des MDC hat sich im Januar<br />
dieses Jahres mit Wissenschaftlern der Hebrew University und<br />
des Technion – Israel Institute of Technology in Haifa getroffen.<br />
Vom 25. bis 27. Januar fand das dritte gemeinsame wissenschaftliche<br />
Symposium mit dem Titel „Frontiers in Cell Signaling<br />
and Gene Regulation: From Single Cells to Networks“ statt.<br />
Die vorangegangenen deutsch-israelischen Symposien wurden<br />
2009 am Weizmann Institute of Science und 2010 am MDC<br />
durchgeführt.<br />
Notizen aus dem Reisetagebuch von Dr. Oksana Seumenicht,<br />
Referentin für Internationale Angelegenheiten.<br />
imdc03 2012<br />
23
internationales<br />
25.01.<br />
10:45<br />
Flughafen Frankfurt<br />
Endlich ist das Flugzeug gestartet und der Kapitän kündigt<br />
das Frühstück an, sobald das Flugzeug seine Reiseflughöhe<br />
erreicht hat. Eine gute Nachricht, denn ich habe richtig<br />
Hunger. Neun von uns sind heute schon ziemlich früh<br />
aufgebrochen, um pünktlich um sechs Uhr am Check-in des<br />
Flughafens Tegel zu sein. Die Tasse Kaffee beim Umsteigen<br />
auf dem Flughafen Frankfurt/Main tat gut, denn ich bin<br />
von Natur aus keine Frühaufsteherin, auch wenn ich mich<br />
nach der Geburt meiner beiden Töchter daran gewöhnen<br />
musste.<br />
Für mich fühlt sich diese Situation gerade an wie ein<br />
Abenteuer – wir reisen nach Haifa, Israel. Wir, das sind<br />
Prof. Claus Scheidereit, Prof. Walter Birchmeier und Prof.<br />
Clemens Schmitt, die Nachwuchsgruppenleiter Dr. Alexander<br />
Loewer und Dr. Oliver Rocks, die Doktoranden Julia<br />
Schulz, Ekaterina Perets, Julian Heuberger und Daniel Heinze<br />
und ich. In Haifa werden wir am dritten gemeinsamen<br />
wissenschaftlichen Symposium des MDC und seiner israelischen<br />
Partner, dem Technion - Israel Institute of Technology<br />
und der Hebrew University, Jerusalem, teilnehmen.<br />
Außerdem möchten wir vor Ort die Details unseres Antrags<br />
für ein gemeinsames deutsch-israelisches Doktorandenprogramm<br />
von MDC, Humboldt-Universität, Charité – Universitätsmedizin<br />
Berlin und zwei der ältesten und renommiertesten<br />
Universitäten Israels, der Hebrew University und<br />
dem Technion, erarbeiten.<br />
Ankunft des MDC-Teams in Tel Aviv<br />
16:35<br />
Autobahn Tel Aviv – Haifa<br />
Es ist sehr warm! Mit 20 Grad Celsius, und nicht wie<br />
angekündigt 8 Grad Celsius, fühlt es sich an wie an einem<br />
sehr sonnigen Frühsommertag in Berlin. Eine israelische<br />
Kollegin hat uns sehr freundlich empfangen, und wir fahren<br />
jetzt in einem Minibus nach Haifa. Während der Fahrer sich<br />
geschickt seinen Weg durch den dichten Verkehr bahnt,<br />
ziehen am Fenster Orangen- und Zitronenhaine vorbei. In<br />
Berlin hatten wir bis jetzt kaum Winterwetter, erst kurz<br />
vor unserer Abreise fing es an zu schneien, so dass unser<br />
Campus plötzlich weihnachtlich weiß und glitzernd aussah.<br />
Daher ist es jetzt für mich schwer zu glauben und ein<br />
bisschen überraschend, die üppige Vegetation, blühende<br />
Bougainvilleas und prächtige Palmen mitten im Winter<br />
zu sehen. Walter Birchmeier sagt dazu: „Das sieht hier<br />
wie in Kalifornien oder Singapur aus.“ Die anderen nicken<br />
zustimmend.<br />
26.01.<br />
6:45<br />
Gästehaus auf dem Campus<br />
des Technion<br />
Blick aus dem Gästehaus des Technion<br />
Mein erstes Treffen mit dem Leiter der Technion Graduate<br />
School, Professor Hillel Pratt, ist für 7.15 Uhr angesetzt.<br />
Deshalb bin ich früh aufgestanden, um mir noch einige<br />
Notizen für unser Gespräch zu machen.<br />
Am gestrigen Abend hatten wir ein Begrüßungsessen<br />
in sehr herzlicher Atmosphäre mit Wissenschaftlern und<br />
Doktoranden des Technion und der Hebrew University.<br />
Dabei tauschten wir uns intensiv mit den Forschungsgruppenleitern<br />
darüber aus, wie das gemeinsame Doktorandenprogramm<br />
zu organisieren sei, was funktionieren würde und<br />
was eher nicht, und worin jeweils die Vorteile für Studierende,<br />
Fakultätsmitglieder und die Institute liegen würden.<br />
24 imdc03 2012
In der Pause kann ich mit Aaron Ciechanover über seine<br />
MDC-Besuche sprechen. Er hat gerade auf Vorschlag des<br />
MDC den Humboldt-Forschungspreis erhalten und plant,<br />
2012 regelmäßig nach Berlin zu kommen und auch auf Vorlesungsreise<br />
zu verschiedenen Instituten und Universitäten<br />
in Deutschland zu gehen. Aaron Ciechanover ist voller<br />
Enthusiasmus und freut sich auf seine nächste Reise nach<br />
Berlin. Wenn er im April ans MDC kommen wird, werden wir<br />
gemeinsam den Antrag für das deutsch-israelische Doktorandenprogramm<br />
der Auswahlkommission der Helmholtz-<br />
Gemeinschaft vorstellen.<br />
Später kommt eine Studentin auf mich zu. Sie stellt mir<br />
Fragen über unser internationales Doktorandenprogramm<br />
und erzählt, dass sie sich im gerade laufenden Bewerbungsinternationales<br />
Blick aus dem Cancer-Center<br />
MDC-Doktoranden Julia Schulz, Julian Heuberger<br />
und Ekaterina Perets | v.li.<br />
Letztlich hatten wir zu wenig Zeit, um über die vielen<br />
Fragen ausführlich zu sprechen.<br />
Ich beobachtete, wie die Doktoranden lebhaft darüber<br />
diskutierten, wie verschieden es in ihren jeweiligen<br />
Ländern ist, zu promovieren. Über eins waren sie sich aber<br />
alle einig: Dass überall von den Doktoranden erwartet wird,<br />
ziemlich hart zu arbeiten, um ihr Projekt in einer angemessenen<br />
Zeit abzuschließen.<br />
8:15<br />
Campus Technion<br />
Zeit zu frühstücken! Wir laufen über den weitläufigen<br />
Campus des Technion <strong>zum</strong> Café Greg. Dort sitzen wir unter<br />
den riesigen Zedern im Freien, genießen in aller Ruhe einen<br />
Kaffee und lassen die wunderbare Aussicht auf Haifas Innenstadt<br />
auf uns wirken. Unter all das mischt sich der Duft<br />
mediterraner Kräuter, und eine sanfte Brise vom Meer<br />
streicht über den vor uns liegenden Platz.<br />
9:15<br />
Hörsaal Biomedical<br />
Engineering<br />
Der Präsident des Technion, Prof. Peretz Lavie, eröffnet das<br />
dritte gemeinsame wissenschaftliche Symposium und begrüßt<br />
alle Anwesenden in dem komplett besetzten Hörsaal<br />
zu den Vorträgen. Anschließend halten Prof. Amit Meller<br />
(Technion) und Prof. Claus Scheidereit ihre Eröffnungsreden<br />
und betonen alle drei, dass dieses Symposium die weitere<br />
Zusammenarbeit zwischen den Instituten fördern und<br />
stärken wird.<br />
10:05<br />
Hörsaal Biomedical<br />
Engineering<br />
Prof. Clemens Schmitt (MDC/ Charité) hält einen Vortrag<br />
<strong>zum</strong> Thema „Metabolic Targeting of Senescent Cancer<br />
Cells“. Er ist nur für diesen halben Tag mit uns nach Haifa<br />
gereist und muss direkt nach seinem Vortrag zu einer<br />
weiteren Konferenz reisen. Dennoch konnte er die kurze<br />
Zeit nutzen, um mit Prof. Batsheva Kerem von der Hebrew<br />
University einige Ideen auszutauschen und sie nach Berlin<br />
einzuladen, um gemeinsame Projekte zu besprechen. In<br />
diesem Moment wird mir klar, wie wichtig es doch ist, sich<br />
persönlich zu treffen – auch wenn es nur für einen kurzen<br />
Moment ist, wie begeistert und engagiert diese Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler hinter ihren Projekten<br />
stehen.<br />
12:15<br />
Hörsaal Biomedical<br />
Engineering<br />
Prof. Aaron Ciechanover, der Chemie-Nobelpreisträger des<br />
Jahres 2004, hält einen Vortrag, in dem er, wie immer<br />
voller Leidenschaft, über seine neuesten noch nicht publizierten<br />
Forschungsergebnisse berichtet. Der Hörsaal ist<br />
bis auf den letzten Platz besetzt, es ist sehr heiß und alle<br />
hören gespannt zu.<br />
Das Technion ist sehr stolz auf seine drei Nobelpreisträger.<br />
Nach Prof. Aaron Ciechanover und Prof. Avram Hershko<br />
bekam erst kürzlich, im Dezember 2011, ein weiterer<br />
Technion-Wissenschaftler den Nobelpreis für Chemie:<br />
Professor Dan Shechtmann. Das scheint hier wohl in der<br />
Luft zu liegen!<br />
16:30<br />
Hörsaal Biomedical<br />
Engineering<br />
imdc03 2012<br />
25
internationales<br />
Blick aus dem Gästehaus des Technion<br />
um 7.00 Uhr morgens<br />
verfahren am MDC um einen Platz bewerben will. Das, finde<br />
ich, ist ein gutes Zeichen für all unsere Pläne und für das<br />
gemeinsame Doktorandenprogramm.<br />
21:45<br />
Gästehaus auf dem Campus<br />
des Technion<br />
Gerade bin ich in mein Zimmer zurückgekommen. Ich bin<br />
erschöpft. Der Tag war voller Eindrücke und Anregungen,<br />
die mir ständig durch den Kopf gehen. Die wissenschaftlichen<br />
Gespräche mit der Fakultät und auch mit den Studenten<br />
waren wirklich interessant. Es ging um faszinierende<br />
Spitzenforschung und zukunftsweisende Technologien. Klar,<br />
wir sind ja schließlich am Technion.<br />
Zum Beispiel, Dr. Yaakov (Koby) Nahmias (HUJI) hielt einen<br />
Vortrag über human-on-a-chip, ein System von untereinander<br />
verbundenen Mikrogefäßen, die mit tissue - engineered<br />
constructs gefüllt sind. Dieses miniaturisierte Modell des<br />
menschlichen Stoffwechsels verbindet mikrofluidische<br />
Komponenten mit Humanzellen. Dies ermöglicht, die<br />
Wirkung von Arzneimitteln und Kosmetika mit einem bisher<br />
unerreichten Kontrollniveau zu testen und stellt eine echte<br />
Alternative zu Tierversuchen dar.<br />
Dann präsentierte er uns einige Daten über ein absolutes<br />
„Traummedikament“, das auf der charakteristischen,<br />
bitteren Substanz von Grapefruits basiert. Schluckt man<br />
das Medikament vor einem fett- oder sehr zuckerhaltigen<br />
Essen (oder beidem, wenn es sich um den Lieblingsschokoladenkuchen<br />
handelt), wird die Leber dies schlicht ignorieren.<br />
Die Produktion des „schlechten“ Cholesterins wird<br />
halbiert, und die Insulinsensitivität wird um zwei Drittel<br />
erhöht! Also, ich mochte schon immer Grapefruits, und<br />
ab jetzt gibt es sogar einen wissenschaftlichen Grund, sie<br />
noch öfter zu genießen!<br />
Nach einem ganzen Tag voller Präsentationen versammeln<br />
sich die Forschungsgruppenleiter der drei Institutionen, um<br />
die Pläne für unsere Zusammenarbeit erneut zu diskutieren.<br />
Die Zeit rast und es sind nur noch zwei Wochen bis <strong>zum</strong><br />
Abgabetermin für unseren Antrag. Trotz guter Fortschritte,<br />
bleiben noch viele Fragen offen. Aber jetzt heißt es,<br />
Kalorien in Form von Salaten, Ziegenkäse und, ja, einigen<br />
verführerisch aussehenden Kuchen zu genießen. Hätte uns<br />
Dr. Nahmias doch nur seine Wunderpillen verabreicht…<br />
Danach hören wir einen Gastvortrag von Dr. Yoav Medan<br />
über „Ultraschall-Chirurgie“ mit einem MRT-geführten Ultraschall-„Messer“<br />
für nicht-invasive Therapien. Und schon<br />
ertappe ich mich bei dem Gedanken: Das hier ist keine<br />
Science Fiction. Nein, es wird bereits am Patienten praktiziert.<br />
Die Behandlung ist schmerzfrei, es gibt kein Infektionsrisiko,<br />
und Tumore können mit sehr großer Präzision<br />
erfolgreich vernichtet werden und bilden sich nicht neu.<br />
Wow! Dr. Yoav Medan selbst ist ein unorthodoxer Querdenker.<br />
Er arbeitet in der Abteilung „Biomedical Engineering“<br />
am Technion und ist auch der Chef-Systemarchitekt bei<br />
InSightec LTD. Bevor er diese faszinierende medizinische<br />
Technologie entwickelte, arbeitete er siebzehn Jahre lang<br />
in der Forschungsabteilung bei IBM. Sein Vortrag ist so<br />
eindrucksvoll, dass es uns schwer fällt, unsere Diskussion<br />
zu beenden, obwohl es schon ziemlich spät ist und wir nach<br />
diesem langen Tag alle sehr müde sind.<br />
26 imdc03 2012
internationales<br />
Die PhDs Julia Schulz (FG Leutz) und Daniel Heinze<br />
(FG Scheidereit) vor dem Amphitheater des Technions<br />
27.01.<br />
17:45<br />
Auf dem Flug nach Frankfurt<br />
Nachhause, jetzt fliege ich heim… Draußen regnet es. Ja,<br />
es gab ein paar echte Regengüsse mit Hagel und starkem<br />
Wind, so wie in der Wettervorhersage angekündigt. Scheinbar<br />
typisch für den israelischen Winter. Aber das würde ich<br />
der Hitze vorziehen, die hier im Sommer herrscht, wenn<br />
von Mai bis Oktober kein einziger Tropfen Regen fällt.<br />
Heute haben wir das Krebszentrum der medizinischen<br />
Fakultät des Technions besucht. Unsere Doktoranden hielten<br />
ihre Vorträge, die gut ankamen und einige sehr gute<br />
Fragen auslösten. Ich musste leider schon früher aufbrechen,<br />
um meinen Nachmittagsflug zurück nach Deutschland<br />
zu erreichen. Die anderen werden mindestens bis Sonntag<br />
bleiben, noch gemeinsam arbeiten und auch eine Möglichkeit<br />
haben, die Stadt und die berühmten Bahai-Gärten zu<br />
besichtigen.<br />
Aber ich muss nach Hause zu meiner acht Monate alten<br />
Tochter, die diese drei Tage ohne ihre ‚Hauptnahrungsquelle‘<br />
überstehen musste. Als die jungen israelischen Frauen<br />
hörten, dass ich mein kleines Mädchen noch stille, boten<br />
sie mir sofort eine Milchpumpe an, die sie für Kolleginnen<br />
direkt im Labor parat haben. Das hat mich sehr überrascht.<br />
Eine Milchpumpe am Arbeitsplatz für stillende Mütter – das<br />
ist ja familienfreundlich! Jetzt verstehe ich, warum man<br />
in Israel oft mindestens drei Kinder hat, damit man sagen<br />
kann: Das ist eine Familie.<br />
23:00<br />
Flughafen Tegel<br />
Nachdem ich meinen Anschlussflug verpasst hatte und<br />
durch den Frankfurter Flughafen rennen musste, bin ich<br />
nun schließlich auf dem Weg nach Hause. Ich freue mich<br />
riesig, meine Familie wiederzusehen und etwas auszuruhen.<br />
Klar, ich bin sehr erschöpft, aber auch voller Eindrücke und<br />
schöner Erinnerungen an das Treffen mit so freundlichen<br />
Menschen.<br />
Jetzt liegen noch zwei Wochen intensiver Arbeit für das<br />
neue Graduiertenkolleg vor uns. Ich bin mir sicher, dass wir<br />
es nicht nur pünktlich schaffen werden, sondern dass es<br />
auch ein sehr guter Vorschlag ist. Es muss einfach klappen,<br />
da alle Beteiligten sehr an dieser Partnerschaft interessiert<br />
sind und bereits so viel investiert haben, um die Idee aus<br />
dem vorletzten Jahr zu verwirklichen.<br />
Als ich aus dem Terminal am Flughafen Tegel komme,<br />
trifft mich ein kalter Windstoß, der mich daran erinnert,<br />
es ist Januar, ich bin in Berlin und drei Tage Sommer sind<br />
schnell vergangen und jetzt nur noch Teil meiner Erinnerung...<br />
(to, urb)<br />
imdc03 2012<br />
27
International Affairs<br />
Scientific Discourse<br />
and Orange Groves in<br />
Winter…<br />
Text and Photos Oksana Seumenicht<br />
In January, a group of MDC scientists met with colleagues<br />
from the Hebrew University and the Technion<br />
– Israel Institute of Technology, in Haifa. On January<br />
25-27, the third joint scientific symposium “Frontiers in<br />
Cell Signaling and Gene Regulation: From Single Cells to<br />
Networks“, took place. The two previous German-Israeli<br />
symposia were held in 2009 at the Weizmann Institute<br />
of Science and in 2010 at the MDC.<br />
Dr. Oksana Seumenicht from the MDC International Office<br />
shares her notes from her travel diary.<br />
Jan 25<br />
Frankfurt<br />
10:45 am<br />
The plane has finally taken off.<br />
The captain tells us we are getting<br />
breakfast as soon as the plane reaches<br />
its designated height – I am starting to<br />
feel hungry, so this is good news. Well,<br />
nine of us – the MDC team – started<br />
rather early today, meeting at the<br />
check-in desk at Tegel Airport already<br />
at 6:00 am. I am not an early bird<br />
(although after the birth of my two<br />
daughters, I am learning to be one),<br />
and a cup of coffee in Frankfurt, where<br />
we had to change planes, was certainly<br />
welcome!<br />
It feels a bit like an adventure – we<br />
are travelling to Haifa in Israel to meet<br />
colleagues from the Technion – Israel<br />
Institute of Technology and Hebrew<br />
University of Jerusalem. Professor Claus<br />
Scheidereit, Professor Walter Birchmeier<br />
and Professor Clemens Schmitt, the<br />
junior group leaders Dr. Alexander<br />
Loewer and Dr. Oliver Rocks, the PhD<br />
students Julia Schulz, Ekaterina Perets,<br />
Julian Heuberger and Daniel Heinze,<br />
and I are attending the third joint<br />
scientific symposium between the MDC<br />
and our Israeli partners. We are also on<br />
a mission to work out the fine details<br />
of a proposal for a joint German-<br />
Israeli PhD program between the MDC,<br />
Humboldt University, Charité – Universitätsmedizin<br />
Berlin and two of Israel’s<br />
oldest and finest universities, the<br />
Hebrew University and the Technion.<br />
28 imdc03 2012
International Affairs<br />
Motorway<br />
Tel-Aviv – Haifa<br />
4:35 pm<br />
It’s hot. With 20°C and not the<br />
forecasted 8°C, it feels much more<br />
like a very sunny day in Berlin in early<br />
summer. We were kindly met by an<br />
Israeli colleague, and now a minibus is<br />
taking us to Haifa. Orange and lemon<br />
tree groves are passing by the window<br />
as the driver meticulously finds his way<br />
through the dense traffic. Although<br />
we have practically not had any winter<br />
weather in Berlin this year - there was<br />
a brief snowfall just a few days ago –<br />
all of a sudden our campus looked so<br />
Christmassy white and sparkling. This is<br />
why seeing the lush greenery, flowering<br />
bougainvillea and mighty palm-trees,<br />
although expected, still feels somewhat<br />
surprising and hard to believe,<br />
considering it is the end of January.<br />
“Looks like California or Singapore,”<br />
says Walter Birchmeier, and others nod<br />
in agreement.<br />
Prof. Aaron Ciechanover, Prof. Amit Meller and Prof. Claus Scheidereit<br />
(Speakers of the Joint PhD Program SignGene)<br />
Prof. Peretz Lavie (President of Technion) / from left<br />
© Technion<br />
Orangetree<br />
Jan 26<br />
Guesthouse at<br />
the Technion<br />
campus<br />
6:45 am<br />
My first meeting with the head of the<br />
Technion Graduate School, Professor<br />
Hillel Pratt, is scheduled for 7:15, so<br />
I got up early to make some notes on<br />
what we need to discuss during the 45<br />
minutes we have.<br />
We had a very warm welcome dinner<br />
yesterday evening, with both Technion<br />
and Hebrew University scientists,<br />
including a bunch of PhD students. The<br />
discussion with the senior group leaders<br />
was intense - we had so little time to<br />
talk over so many details on how the<br />
joint PhD program could be organised,<br />
what could work and what probably<br />
would not, and what the advantages<br />
would be for students, faculty members<br />
and the institutes. In parallel, the PhD<br />
students from both countries had a<br />
lively discussion on the differences in<br />
getting a PhD degree in their respective<br />
countries, agreeing that everywhere<br />
students are expected to work rather<br />
hard to get their projects done in a<br />
reasonable time.<br />
Technion campus<br />
8:15 am<br />
It is breakfast time. We are heading<br />
to Café Greg on the huge Technion<br />
campus, where we enjoy our coffee<br />
sitting outside on a square directly<br />
under magnificent cedar trees and<br />
taking in the striking view of downtown<br />
Haifa and the scent of Mediterranean<br />
herbs, mixed with a gentle sea-breeze.<br />
29<br />
imdc03 2012 29
International Affairs<br />
Haifa, © Shutterstock<br />
Biomedical<br />
Engineering Auditorium<br />
9:15 am<br />
The President of the Technion, Professor<br />
Peretz Lavie, opens the symposium and<br />
welcomes everybody to the talks – the<br />
lecture hall is fully filled. Then Professor<br />
Amit Meller (both Technion) and<br />
Professor Claus Scheidereit (MDC) give<br />
their encouraging words to open this<br />
symposium and so foster further the<br />
collaboration between our institutes.<br />
Biomedical Engineering<br />
Auditorium<br />
10:05 am<br />
Professor Clemens Schmitt (MDC/<br />
Charité) gives a talk on metabolic<br />
targeting of senescent cancer cells.<br />
He came with us to Haifa just for this<br />
half-a-day and has to leave immediately<br />
after his talk for another meeting. But<br />
even during this short visit he manages<br />
to exchange some words and ideas<br />
with Professor Batsheva Kerem from<br />
the Hebrew University, and invite her<br />
for a visit to Berlin to discuss joint<br />
projects. To me it proves how excited<br />
and dedicated the scientists behind<br />
this project are, and how important it<br />
is to meet in person, even for a brief<br />
moment.<br />
Biomedical Engineering<br />
Auditorium<br />
12:15 pm<br />
Professor Aaron Ciechanover gives a talk<br />
as usual, so passionate and intense,<br />
conveying his latest unpublished results.<br />
The room is full and it is quite hot, but<br />
everybody follows Prof. Ciechanover’s<br />
every word. Technion prides itself on<br />
its three Nobel Prize winners (Aaron<br />
Ciechanover and Avram Hershko got it<br />
for Chemistry in 2004), and it was only<br />
a few months ago that another Technion<br />
researcher, Professor Dan Shechtmann,<br />
was awarded this most prestigious prize.<br />
It must be in the air here!<br />
Biomedical Engineering<br />
Auditorium<br />
4:30 pm<br />
During the break, I get a chance to<br />
talk to Professor Ciechanover about his<br />
forthcoming visit to Berlin. He has just<br />
been awarded the Humboldt Research<br />
Award upon the MDC’s nomination.<br />
He plans to come to Berlin more often<br />
throughout the year, and will be<br />
going on a lecture tour to a few other<br />
German institutes and universities. Prof.<br />
Ciechanover is very enthusiastic and says<br />
he looks forward to coming to Berlin in<br />
April, when our team is going to present<br />
the joint PhD program’s proposal to the<br />
Helmholtz Association funding panel.<br />
Then a student approaches me,<br />
asking about our International PhD<br />
programme. She is going to apply to the<br />
currently opened call for applications.<br />
This, I feel, is a good sign for our plans<br />
for the joint PhD programme!<br />
Guesthouse at<br />
the Technion campus<br />
9:45 pm<br />
Just got to my room, exhausted, but<br />
also excited, there is so much to take<br />
in and think over!<br />
The scientific talks of both<br />
the faculty and the students are<br />
really interesting: fascinating, true<br />
cutting-edge research, with advanced<br />
technology developments. Well, we are<br />
30 imdc03 2012
International Affairs<br />
at the Technion after all! For example,<br />
Dr. Yaakov (Koby) Nahmias (HUJI) gave<br />
a talk about a ‘human-on-a-chip’, a<br />
system of interconnected micro-vessels<br />
filled with tissue-engineered constructs.<br />
This miniaturised model of human<br />
metabolism integrates microfluidics<br />
with human cells, marrying engineering<br />
with biology. It allows testing the<br />
action of drugs and cosmetics with an<br />
unprecedented level of control, and it<br />
presents a real alternative to animal<br />
experiments. And then he shows some<br />
data on a true dream drug based on<br />
that distinctive bitter substance from<br />
grapefruits: You simply take it before a<br />
fatty or sugary meal (or both, if it is<br />
your favorite chocolate cake), and your<br />
liver just ignores it! Production of ‘bad’<br />
cholesterol is cut in half and insulin<br />
sensitivity is increased by two-thirds!<br />
Well, I always liked grapefruits, but<br />
now there is a scientific reason to enjoy<br />
them even more often!<br />
After the whole day of presentations,<br />
the senior group leaders from the<br />
three institutions gather to discuss the<br />
plans for our collaboration. And time<br />
is pressing - the deadline is just two<br />
weeks away. With a bit of progress, but<br />
still many open questions, we have to<br />
stop and enjoy some of those calories<br />
that wait for us in form of salads, goat<br />
cheese, and – yes, some deliciously<br />
looking cakes – Professor Nahmias<br />
should have handed us his wonder pills<br />
first!<br />
And then we have a guest lecture on<br />
“Ultrasound Surgery”, - an MRI-guided<br />
ultrasonic ‘knife’ used for cut-free<br />
surgery – well, “surgery” somehow does<br />
not feel appropriate, should one rather<br />
say “hands-free body-repair”? Again,<br />
I catch myself thinking: This is not<br />
science fiction but already a reality!<br />
Patients’ tumors are removed using this<br />
technique– without pain, without risk<br />
of infection, with millimeter accuracy<br />
and zero cancer return rate. Wow! The<br />
speaker himself, Professor Yoav Medan<br />
from the Department of Biomedical<br />
Engineering at the Technion and the<br />
Chief Systems Architect at InSightec<br />
Ltd, is a maverick. Before getting into<br />
the development of this fascinating<br />
medical technology, he spent 17 years<br />
at the IBM Research Division. His talk<br />
is so impressive and intellectually<br />
stimulating, that, even though it is<br />
rather late and we are all quite tired<br />
after this long day, we find it difficult<br />
to stop our discussions.<br />
Jan 27<br />
On the plane<br />
to Frankfurt<br />
5:45 pm<br />
Home, home, now I am flying home…<br />
It is raining outside – there were a<br />
few real downpours, with hail and very<br />
strong wind – as forecasted, apparently<br />
typical for Israeli winter. But I think I<br />
prefer this to the heat, which they say<br />
overtakes the country in summer, when<br />
not a single raindrop falls between May<br />
and October.<br />
Today, we visited the Technion<br />
Medical School’s Cancer Centre. Our<br />
students gave their talks, which were<br />
well received and which prompted some<br />
very good questions. I had to leave<br />
earlier to catch an afternoon flight<br />
back to Germany. The others will stay<br />
at least until Sunday, having time to<br />
work, but also actually see the city<br />
and the famous Bahai Gardens. But I<br />
need to rush home to my 8-month old<br />
daughter, who had to manage these<br />
few days without her main food source.<br />
When the Israeli girls heard I am still<br />
nursing my little girl, they immediately<br />
offered me a breast milk pump they<br />
have on hand in their lab – needless to<br />
say I was gob smacked and speechless.<br />
A milk pump for lab mums – this is<br />
what I would call a family-friendly work<br />
environment! Now I understand even<br />
better why, in Israel, having three kids<br />
seems to be a minimum prerequisite to<br />
be able to say one has a family!<br />
Tegel Airport<br />
11:00 pm<br />
After missing my connection, and<br />
rushing through the Frankfurt airport to<br />
catch the last flight to Berlin, I arrive<br />
eventually home. I really look forward<br />
to seeing my family and getting some<br />
rest. Needless to say, I feel completely<br />
exhausted, but full of impressions and<br />
warm memories of meeting very kind<br />
people.<br />
There are now two weeks of very<br />
intense work ahead of us. I am<br />
confident we’ll not only make it in time<br />
but our proposal will be really good!<br />
It must simply be, as all participants<br />
are so genuinely interested to work<br />
together and have already invested so<br />
much effort into moving from what was<br />
just an idea a year ago to a detailed<br />
plan of action. We’ll see, but now as<br />
I step out of the terminal a gust of<br />
the frosty wind takes my breath away,<br />
and I am reminded – it is January, I<br />
am in Berlin and three fleeting days of<br />
summer are now just a memory…<br />
Tel Aviv in January<br />
31<br />
imdc03 2012 31
Schau es dir selbst an!<br />
See it FOR yourself!<br />
Schau es Dir<br />
selbst an!<br />
Text und Fotos Daniel Heinze<br />
Masada, Israel<br />
„Frontiers in Cell Signaling & Gene Regulation“ oder abgekürzt<br />
„SignGene“ heißt das neue deutsch-israelische<br />
Doktorandenprogramm der Helmholtz-Gemeinschaft am<br />
MDC. Initiiert von Prof. Claus Scheidereit (Koordinator<br />
des Bereiches „Krebsforschung“ am MDC) und maßgeblich<br />
unterstützt von Prof. Aaron Ciechanover (Chemie-Nobelpreisträger<br />
2004, Technion-Israel Institute of Technology),<br />
eröffnet das Programm 25 Doktoranden aus Deutschland<br />
und Israel die Möglichkeit, an weltweit führenden Instituten<br />
zu forschen. Dabei sollen sie die neuesten Methoden<br />
der molekularen Zellbiologie und quantitativen biologischen<br />
Forschung erlernen, die die Basis moderner medizinischer<br />
Grundlagenforschung sind.<br />
SignGene führt zu einer engen Kooperation des MDC<br />
mit gleich zwei Instituten in Israel: dem Technion in Haifa<br />
und der Hebrew University in Jerusalem. Die Doktoranden<br />
werden von zwei Arbeitsgruppenleitern (jeweils einem<br />
aus Deutschland und Israel) betreut und in einem Labor<br />
im Partnerland für mindestens sechs Monate arbeiten. Das<br />
gesamte Programm bietet spannende Herausforderungen<br />
mit intensiven Trainingsmöglichkeiten und Kursen, jährlichen<br />
Fortschrittsberichten vor einem deutsch-israelischen<br />
Komitee, Doktoranden-Symposien sowie Sommer- und<br />
Winterschulen in Deutschland und Israel.<br />
Haifa und Jerusalem haben einen jeweils einzigartigen<br />
Charakter: Der Campus des Technion hat eine sowohl antik<br />
als auch modern wirkende Atmosphäre, die durch helle,<br />
leuchtende Sandsteinbauten hervorgerufen wird. Es verfügt<br />
sogar über ein eigenes Amphitheater. Andererseits verbinden<br />
moderne Gebäude, wie das gerade eröffnete Haus für<br />
biomedizinische Ingenieurswissenschaften, einen großartigen<br />
Ort <strong>zum</strong> Arbeiten mit einer spektakulären Sicht auf<br />
Haifa bis hin zur Küste und dem Mittelmeer. Die Stadt wirkt<br />
32 imdc03 032012
Deutsche Kirche auf dem Berg Zion, Israel<br />
International Affairs<br />
jung und modern. Sie bietet neben<br />
dem Strand Sehenswürdigkeiten wie<br />
die berühmten Gärten der Bahai, und<br />
es ist auch nicht weit, zu den historischen<br />
Stätten Caesarea, Tiberias, dem<br />
See Genezareth, Nazareth und den<br />
Golan-Höhen.<br />
In Jerusalem dagegen kann man<br />
einen Hauch von Spiritualität spüren,<br />
lebhafte Märkte sowie eine Vielzahl<br />
historischer und religiöser Stätten wie<br />
die Via Dolorosa, die Klagemauer, Yad<br />
Vashem und den Felsendom auf dem<br />
Tempelberg besuchen, die Schriftrollen<br />
von Qumran betrachten und<br />
Davids Turm besteigen. Der Ölberg ist<br />
nur dreißig Minuten von der Stadtmauer<br />
entfernt und wer den kurzen<br />
Aufstieg nicht scheut, kann den<br />
großartigen Panorama-Blick auf die<br />
historische Altstadt genießen. Jerusalem<br />
ist zentral gelegen, und dank der<br />
hervorragenden Busanbindung können<br />
von hier aus alle Teile des Landes<br />
erkundet werden.<br />
Dabei bieten sich Ausflüge nach Tel<br />
Aviv, ins Westjordanland (Bethlehem,<br />
Jericho, Ramallah) und <strong>zum</strong> Toten<br />
Meer besonders an. Wer zukünftig<br />
am SignGene-Programm teilnimmt,<br />
wird somit nicht nur die Möglichkeit<br />
haben, herausragende Forschung zu<br />
betreiben, sondern auch Land und<br />
Leute kennenzulernen. Es gibt viel zu<br />
sehen und zu erleben in Israel, und<br />
besonders im Winter sind die Temperaturen<br />
angenehmer als bei uns.<br />
Keiner der Doktoranden sollte es sich<br />
entgehen lassen, dieses faszinierende<br />
Land für sich zu entdecken.<br />
Daniel Heinze blieb nach der Präsentation<br />
seines Doktorarbeit-Projektes auf dem deutschisraelischen<br />
Mini-Symposium in Haifa noch in<br />
Israel, um das Land zu erkunden. Als Diplom-Humanbiologe<br />
kam er 2010 ans MDC in die Arbeitsgruppe<br />
von Prof. Claus Scheidereit, in der er die<br />
Aktivierung von NF-KB nach DNA-Schädigung und<br />
die dadurch induzierte Genregulation untersucht.<br />
Ein Gedi<br />
Sonnenaufgang über dem Toten Meer<br />
imdc03 2012<br />
33
International affairs<br />
Tower of David<br />
Dom of the rock<br />
34 imdc03 2012
International affairs<br />
View to the coast in Haifa<br />
Market in Jerusalem<br />
Jerusalem<br />
See it for yourself!<br />
Text and Photos Daniel Heinze<br />
“To introduce doctoral students to<br />
state-of-the-art molecular cell biology<br />
and quantitative biology research that<br />
forms the basis of modern medical<br />
research“ – this is not only the mission<br />
of the existing PhD programs at the<br />
MDC but also of the new program being<br />
developed.<br />
SignGene, the nickname of the<br />
German-Israeli Helmholtz Research<br />
School “Frontiers in Cell Signaling<br />
& Gene Regulation”, is the latest<br />
initiative led by Claus Scheidereit<br />
(MDC Cancer Program Coordinator) and<br />
supported by Aaron Ciechanover (2004<br />
Nobel laureate, Technion) that grants<br />
25 PhD students from Germany and<br />
Israel the opportunity to do research at<br />
world-class institutes in two different<br />
countries. SignGene will bring the<br />
MDC together with two universities in<br />
Israel: the Technion-Israel Institute of<br />
Technology in Haifa and the Hebrew<br />
University of Jerusalem. Students are<br />
supervised by two PIs (one in Germany<br />
and one in Israel) and are expected to<br />
visit the partner country for a minimum<br />
of 6 months. The schedule is challenging<br />
and involves intensive training and<br />
courses, annual progress reviews by a<br />
joint thesis committee, PhD retreats,<br />
and summer/winter schools in Germany<br />
and Israel.<br />
Each research campus has its own<br />
unique offerings and character. The<br />
Technion campus has an atmosphere<br />
that is both antique and modern<br />
owing to the use of light and shining<br />
stone everywhere, and even has its<br />
own amphitheater. On the other<br />
hand, newer buildings like the one for<br />
biomedical engineering offer a great<br />
place to work with a spectacular view<br />
over Haifa straight to the coast and<br />
the Mediterranean Sea. The city has a<br />
youthful, progressive feel and, aside<br />
from the beach, offers the famous<br />
Bahai Gardens and short ways to<br />
ancient sites like Caesarea, Tiberias,<br />
the Sea of Galilee, Nazareth, and the<br />
Golan Heights.<br />
In contrast, Jerusalem offers a<br />
touch of spirituality, lively markets,<br />
and a plethora of historical and<br />
religious places like the Via Dolorosa,<br />
the Western Wall, the Dome of the<br />
Rock on the Temple Mount, the Shrine<br />
of the Book, Tower of David, and Yad<br />
Vashem. The Mount of Olives is only a<br />
30 min walk and offers the best view<br />
of the Old City. A central location and<br />
good transportation make Jerusalem an<br />
excellent starting point for exploring<br />
the rest of the country such as Tel Aviv,<br />
the West Bank (Bethlehem, Jericho,<br />
Ramallah), or the Dead Sea.<br />
In addition to the outstanding<br />
research opportunities that are offered,<br />
the future participants of SignGene<br />
won’t run out of places to see during<br />
their stay in Israel. The country offers<br />
a lot and it is nice to be there, in<br />
particular in winter. One shouldn’t miss<br />
this opportunity to see this fascinating<br />
country.<br />
info After presenting his PhD project at the<br />
joint German-Israeli mini-symposium in Haifa,<br />
Daniel stayed on to explore the country. A trained<br />
Human Biologist, he joined the MDC in 2010 where<br />
he works in the group of Claus Scheidereit on<br />
DNA damage-induced NF-KB activation and gene<br />
regulation.<br />
35<br />
imdc03 2012 35
internationales<br />
Die Teilnehmer des deutsch-israelischen Symposiums in Haifa<br />
@ Technion<br />
SignGene<br />
Neue Research School am MDC<br />
Text Barbara Urban<br />
Das MDC bekommt ein neues internationales Doktorandenprogramm<br />
– die deutsch-israelische Helmholtz<br />
Research School „Frontiers in Cell Signaling& Gene Regulation“<br />
kurz „SignGene”. Partner des MDC in diesem Helmholtz-<br />
Kolleg sind das Technion – Israel Institute of Technology<br />
und die Hebrew University of Jerusalem (HUJI) sowie hier<br />
vor Ort die Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) und die<br />
Charité - Universitätsmedizin Berlin.<br />
Lasst uns das mit den Israelis<br />
zusammen machen!<br />
Als Prof. Claus Scheidereit vor drei Jahren als Programmkoordinator<br />
für den Bereich Krebsforschung am MDC startete,<br />
kam aus dem Geschäftsführenden Leitungskollegium (GLK)<br />
die Anregung, für das Krebsprogramm eine internationale<br />
Research School zu beantragen. „Thomas Sommer schlug<br />
vor, eine Research School zusammen mit israelischen Partnerinstitutionen<br />
aufzubauen“, erinnert sich Prof. Scheidereit.<br />
„Und das war der Startschuss für SignGene.“<br />
Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits langjährige Verbindungen<br />
zwischen Forschern in Haifa, Jerusalem und Berlin.<br />
Für das SignGene-Konzept wurden Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler aller fünf SignGene-Partner sowohl zu<br />
bestehenden gegenseitigen Kooperationen als auch neuen<br />
Kooperationsmöglichkeiten befragt. Das Ergebnis war ein<br />
beeindruckend engmaschiges Forschungsnetzwerk, das<br />
zwischen Technion, HUJI, MDC, HUB und Charité aufgebaut<br />
werden kann. Der Reiz der Zusammenarbeit in diesem Netzwerk<br />
liege in der Komplementarität aller Partner, so Prof.<br />
Scheidereit: „Das MDC ist sehr stark in Molekularbiologie,<br />
Molekulargenetik und Mausmodellen, aber auch in medizinischer<br />
Systembiologie, wo wir eng mit Wissenschaftlern<br />
der Humboldt-Universität zusammenarbeiten. Damit<br />
bringen wir uns ein. Am Technion sind Bioengineering,<br />
Biotechnologie sowie Nanotechnologie besondere Stärken,<br />
36 imdc03 2012
internationales<br />
und es gibt viele Schnittstellen zur Physik und zur Chemie.<br />
Mit Schwerpunkten in Epigenetik und quantitativer Biologie<br />
ergänzt all das die HUJI in Jerusalem.<br />
Helmholtz-Förderung<br />
SignGene wird für sechs Jahre mit 1,8 Millionen Euro aus<br />
dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft<br />
gefördert. Siebzehn Forschungsgruppen aus Berlin<br />
und fünfzehn aus Israel sind an dieser neuen Research<br />
School für etwa 25 Doktoranden beteiligt. Jeder Doktorand<br />
hat je einen Betreuer aus Deutschland und Israel und<br />
sollte mindestens ein halbes Jahr im jeweiligen Partnerland<br />
arbeiten. Da in Israel die Doktoranden oft schon<br />
verheiratet sind und Kinder haben, kann dieser Austausch<br />
flexibel gestaltet werden. Abhängig vom Projekt wären<br />
mehrere Arbeitsaufenthalte in Berlin oder Israel möglich.<br />
Erste Doktoranden könnten bereits Ende 2012 anfangen.<br />
„Eine Bewerbung haben wir schon von einer Studentin<br />
vom Technion, die sich direkt nach dem Haifa-Symposium<br />
Anfang 2012 beworben hat“, berichtet Claus Scheidereit.<br />
„Das Haifa-Symposium war ein Think-Tank, an dem das MDC<br />
mit Professoren, Junior-Gruppenleitern und Doktoranden<br />
beteiligt war. Wichtige Hinweise für die Ausgestaltung<br />
unseres Konzeptes kamen von den Doktoranden und Junior-<br />
Gruppenleitern aus beiden Ländern.“<br />
SignGene ist kein exklusiver Club<br />
Treffen wie das Haifa-Symposium oder die deutsch-israelischen<br />
Symposien im Oktober 2010 und im April 2012 am<br />
MDC dienten nicht nur dem wissenschaftlichen Austausch,<br />
sondern auch dazu, am SignGene-Konzept zu arbeiten. Von<br />
Anfang an war Dr. Oksana Seumenicht, Referentin für internationale<br />
Angelegenheiten am MDC, eine treibende Kraft.<br />
Claus Scheidereit sagt: „Ihre Expertise in der Koordination<br />
der Doktorandenausbildung, ihre verbindliche Art und ihr<br />
Engagement haben sehr dazu beigetragen, dass der Antrag<br />
für SignGene erfolgreich war!“<br />
Die nächsten Schritte bei SignGene werden der Aufbau der<br />
Internetpräsenz, die Suche nach einem Koordinator sowie die<br />
Ausschreibung für die Doktoranden in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Graduate Office sein.<br />
Die Initiatoren von SignGene wünschen sich, dass Sign-<br />
Gene als interaktives Projekt wahrgenommen wird, in das<br />
sich Interessierte jederzeit einbringen. „Denn SignGene ist<br />
kein exklusiver Club“, sagt Claus Scheidereit, „sondern soll<br />
die Basis für weitere Kooperationen zwischen den beteiligten<br />
Institutionen sein.“<br />
imdc03 2012<br />
37
International Affairs<br />
The Obelisk of Technion, designed by<br />
architect and engineer, Dr Santiago Calatrava, was<br />
inaugurated at the Technion’s 85th anniversary<br />
celebration in 2009. The obelisk rises to a height<br />
of 28 meters.<br />
Photo: Oksana Seumenicht<br />
SignGene<br />
New Research School at the MDC<br />
Text Barbara Urban<br />
Tran s lation Carol Oberschmidt<br />
The MDC has received funding for a new international<br />
PhD program – the German-Israeli Helmholtz Research<br />
School “Frontiers in Cell Signaling & Gene Regulation”<br />
or “SignGene” for short. The partners of the MDC in<br />
this Helmholtz Research School are the Technion – Israel<br />
Institute of Technology and the Hebrew University<br />
of Jerusalem (HUJI) as well as Humboldt-Universität zu<br />
Berlin and Charité – Universitätsmedizin Berlin.<br />
German-Israeli collaboration<br />
When Professor Claus Scheidereit became Program Coordinator for Cancer Research<br />
at the MDC three years ago, the Management Committee (Leitungskollegium, GLK)<br />
proposed establishing an international research school for the cancer program.<br />
“Thomas Sommer suggested founding a research school together with Israeli partner<br />
institutions,” Scheidereit recalled. “That was the starting signal for SignGene!”<br />
Longstanding connections already existed between researchers in Haifa,<br />
Jerusalem, and Berlin. As a first step, scientists at all five partner institutions were<br />
surveyed concerning a concept for SignGene. They were asked to provide input both<br />
about existing cooperative projects and possible new projects in the future. The<br />
result was an impressive, dense network which would involve scientists from the<br />
Technion, HUJI, MDC, HUB and the Charité. As Professor Scheidereit pointed out,<br />
“What is so attractive about this network is that all of the partners complement<br />
each other. The MDC is very strong in molecular biology, molecular genetics and<br />
mouse models, but also in medical systems biology, a field in which we work closely<br />
38 imdc03 2012
International Affairs<br />
with scientists from the Humboldt<br />
Universität zu Berlin. That will be our<br />
contribution.” He went on to say: “The<br />
Technion is very strong in bioengineering,<br />
biotechnology and nanotechnology,<br />
and there are many interfaces with<br />
physics and chemistry. The HUJI in<br />
Jerusalem complements all that with<br />
its focus on epigenetics and quantitative<br />
biology.”<br />
Helmholtz funding<br />
SignGene will be funded for a period of<br />
six years with 1.8 million euros from<br />
the Initiative and Networking Fund of<br />
the Helmholtz Association. Seventeen<br />
research groups from Berlin and fifteen<br />
from Israel will participate in this<br />
new research school, which will have<br />
a capacity for about 25 PhD students<br />
(per 3 year training cycle).<br />
Each student will have a supervisor<br />
from both Germany and Israel and will<br />
work for at least half a year in the<br />
partner country. Since in Israel the<br />
doctoral students are often already<br />
married and have children, this<br />
exchange can be arranged in a flexible<br />
manner. Depending on the project,<br />
several work stays are possible in Berlin<br />
or Israel.<br />
The first PhD students could already<br />
begin in late 2012. “We already have<br />
one application from a student from<br />
the Technion. She applied directly after<br />
the Haifa symposium at the beginning<br />
of this year,” Scheidereit said. “The<br />
Haifa symposium was a think tank the<br />
MDC participated in with professors,<br />
junior group leaders and doctoral<br />
students. Important suggestions for<br />
the design of our concept came from<br />
the doctoral students and junior group<br />
leaders of both countries.”<br />
Lecture at Technion<br />
with Professor Walter Birchmeier<br />
@ Technion<br />
“Her expertise in international research<br />
schools, her sincere manner and her<br />
commitment to the SignGene proposal<br />
have been invaluable,” said Professor<br />
Scheidereit.<br />
The next steps for SignGene will be<br />
to build the website, recruit a coordinator<br />
and post the call for applications in<br />
close collaboration with the Graduate<br />
Office.<br />
The initiators of SignGene would like<br />
for it to be perceived as an interactive<br />
project, in which each person interested<br />
in the project can present his or her<br />
ideas. “SignGene is not an exclusive<br />
club,” Scheidereit said. “Rather, it<br />
should provide the basis for future<br />
collaboration between the participating<br />
institutions.”<br />
“SignGene is not an<br />
exclusive club”<br />
Meetings like the Haifa symposium<br />
or the two German-Israeli symposia<br />
in October 2010 and in April 2012<br />
at the MDC not only advanced scientific<br />
exchange, they also provided an<br />
opportunity to work on the SignGene<br />
concept. From the beginning Dr. Oksana<br />
Seumenicht, MDC international relations<br />
officer, has been a driving force.<br />
39<br />
imdc03 2012 39
Biobanken und Pathologie<br />
Biobanks and pathology<br />
Fluoreszenzmikroskop<br />
48 imdc03 2012
Maria Stecklum bei der PCR<br />
Biobanken<br />
und Pathologie<br />
an der Schnittstelle von<br />
Grundlagen- und Klinischer<br />
Forschung<br />
Text Russ Hodge, Barbara Urban<br />
fotos Reiner Zeisig<br />
Über die Zusammenarbeit von MDC, Charité und Patienten an<br />
einer vielversprechenden Pipeline für die Krebsforschung.<br />
Für Patienten ist ein Tumor ein bedrohlicher Fremdkörper, der so schnell wie möglich<br />
zerstört werden muss. Für Ärzte und Wissenschaftler dagegen ist das gleiche Gewebe<br />
eine erhaltenswerte Ressource. Warum? Die Prozesse, die sich auf molekularer Ebene im<br />
Tumor abspielen, geben Auskunft über sein Entstehen, sein Wachstum und seine Ausbreitung.<br />
Dieses Wissen kann zu besseren Behandlungs- und Heilungsmethoden führen. Um<br />
möglichst viele neue Erkenntnisse aus den Gewebeproben zu gewinnen, müssen diese<br />
sorgfältig dokumentiert und in Tumor-Biobanken gesammelt werden. Prof. Peter M. Schlag,<br />
der heute Leiter des Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) ist, und seine Mitarbeiter<br />
haben dies in jahrelanger Arbeit in der chirurgischen Abteilung der Robert-Rössle-Klinik<br />
auf dem Bucher Campus getan. Mit Hilfe dieser systematischen Sammlung konnten im<br />
Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes mit Prof. Ulrike Stein (MDC und Charité)<br />
bereits neue Marker für metastasierenden Darmkrebs identifiziert werden. Prof. Peter M.<br />
Schlag verfolgte die Idee einer Tumor-Biobank nach seinem Wechsel als Direktor an das<br />
Comprehensive Cancer Center der Charité (CCCC-TBB) konsequent weiter. Hierbei bot sich<br />
die besondere Möglichkeit, wertvolle Synergien mit der von Prof. Manfred Dietel (Direktor<br />
des Institutes für Pathologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin) zusammen mit Prof.<br />
Michael Hummel (Leiter ZeBanC) konzipierten und vom BMBF geförderten Zentralen Biobank<br />
Charité – ZeBanC zu nutzen und auf eine breite Basis zu stellen.<br />
Viele Wissenschaftler schätzen das enorme Potential von Biobanken bei der Entwicklung<br />
einer „personalisierten Medizin“ und arbeiten deshalb seit langem Institutionen übergreifend<br />
zusammen, wie die enge Kooperation der Forschungsgruppen von Dr. Iduna Fichtner<br />
(MDC) und von Prof. Peter M. Schlag zeigt.<br />
imdc03 2012<br />
49
Campus und Leute<br />
Wie eine Tumor-Biobank entsteht<br />
Entnimmt ein Chirurg während einer Operation einem<br />
Patienten krankes Gewebe, wird es sofort von einem<br />
Pathologen untersucht. Dieser überprüft die Diagnose und<br />
informiert den Chirurgen, der dann über die weitere Behandlung<br />
entscheidet – Routinepathologie. Hat der Patient<br />
im Vorfeld seine Einwilligung gegeben, wird die Gewebeprobe<br />
in flüssigem Stickstoff schockgefroren und anonym<br />
verschlüsselt in eine Tumor-Biobank aufgenommen. „Solche<br />
Sammlungen sind mit riesigen Bibliotheken zu vergleichen“,<br />
sagt die Wissenschaftlerin Dr. Esmeralda Heiden vom<br />
CCCC. „So erfasst, können die Proben für viele Forschungsarbeiten<br />
verwendet werden.“<br />
Vom Patienten zur Maus…<br />
Ebenso wichtig wie die Konservierung in Tumorbanken<br />
ist es, die Gewebe vital zu erhalten, um die ständig im<br />
Patienten stattfindenden dynamischen Regulationsmechanismen<br />
simulieren zu können. „Dies gelingt durch direkte<br />
Transplantation von Tumorgewebe in Mäuse“ erklärt Iduna<br />
Fichtner. Die Verpflanzung von Gewebe von einer Spezies<br />
(hier: Mensch) zu einer anderen (hier: Maus) heißt Xenotransplantation.<br />
„Um solche Modelle zur Erforschung neuer<br />
Krebstherapien zu entwickeln, braucht es nicht nur gut<br />
ausgestattete Labore und Unternehmen, sondern auch ein<br />
Disziplinen übergreifendes Zusammenspiel von Wissenschaftlern<br />
und Klinikern aus universitärer und außeruniversitärer<br />
Forschung“, sagt die MDC-Wissenschaftlerin. „Wir<br />
arbeiten <strong>zum</strong> Beispiel seit den frühen 1990er Jahren mit<br />
der Forschungsgruppe von Peter Schlag zusammen.“<br />
Iduna Fichtner gehört zu den Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern, die schon lange in der außeruniversitären<br />
Forschung tätig sind. Bereits vor der Gründung<br />
des MDC im Jahr 1992 arbeitete sie als Abteilungsleiterin<br />
im Zentralinstitut für Krebsforschung der Akademie der<br />
Wissenschaften der DDR, einer der Wissenschaftseinrich-<br />
Kryoröhrchen mit Tumorproben<br />
50 imdc03 2012
Campus und Leute<br />
Margit Lemm bei der<br />
Probenentnahme aus der Biobank<br />
tungen der DDR auf dem Bucher Campus. Das Zentralinstitut<br />
für Krebsforschung war für seine exzellente klinische<br />
und translationale Forschung sehr bekannt, ein Gedanke,<br />
der auch bei Gründung des MDC weiterverfolgt wurde. 1992<br />
bewarb sich Iduna Fichtner, wie andere ehemalige Angestellte<br />
der Akademie der Wissenschaften, am neu gegründeten<br />
MDC. Sie erhielt eine unbefristete Stelle und konnte<br />
so ihre Forschung fortsetzen. Seit dieser Zeit leitet sie die<br />
MDC-Gruppe „Experimentelle Pharmakologie“. Ihre Forschungsgruppe<br />
entwickelt Zellkultur- und Tiermodelle für<br />
Krebserkrankungen und sucht nach neuen Biomarkern für<br />
die Testung neuer, zielorientierter Antitumor-Medikamente.<br />
„In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir mehr als<br />
zweihundert Patienten-abgeleitete Xenograft-Modelle von<br />
Krebsarten wie Leukämien, Sarkomen, Mamma-, Kolon-,<br />
Ovarial- und Lungenkarzinomen etabliert“, sagt Frau Fichtner.<br />
Diese Xenograft-Modelle wurden in histologischen, immunhistochemischen<br />
und genetischen Studien untersucht.<br />
Ein entscheidender Schritt beim Wissenstransfer von der<br />
Maus <strong>zum</strong> Menschen ist sicherzustellen, dass die Tumore<br />
nach der Entnahme vom Patienten keine signifikanten Veränderungen<br />
erfahren haben. „Tests haben bewiesen, dass<br />
die Xenograft-Tumore hochgradig ähnlich den originalen<br />
klinischen Proben blieben“, erklärt Fichtner. Die Tiertumore<br />
sprachen auf Krebsmittel wie Paclitaxel, Gemcitabin<br />
und Carboplatin auf eine Weise an, die deren Wirksamkeit<br />
beim Menschen widerspiegelt. Darüber hinaus kann man in<br />
diesen Modellen auch neuere zielgerichtete Medikamente<br />
untersuchen und die Abhängigkeit ihrer Antitumorwirkung<br />
von auftretenden Genmutationen nachvollziehen. „Allerdings<br />
zeigte sich auch, dass jeder Tumor sehr individuell<br />
auf eine Reihe von Wirkstoffen reagiert, die in der klinischen<br />
Routine angewandt werden oder sich in der Entwicklung<br />
befinden“, so Fichtner.<br />
…und von der Maus zurück <strong>zum</strong><br />
Patienten<br />
Eine Maus von einem Krebs zu heilen, der von einem<br />
bestimmten Patienten abgeleitet wurde, könnte ein vielversprechender<br />
Weg zu optimierten Behandlungsformen<br />
für den ursprünglichen Gewebespender sein. Seit zwei<br />
Jahren arbeiten die Wissenschaftler von CCCC, MDC, MPI für<br />
Molekulare Genetik in Berlin und der Firma Experimentelle<br />
Pharmakologie & Onkologie (EPO) daher gemeinsam an<br />
neuen Forschungsprojekten, wie z.B. TREAT 20, ColoNet.<br />
Ziel von TREAT 20 ist, Patienten mit einem metastasierenden<br />
Melanom zu helfen, bei denen eine ganze Reihe von<br />
Therapien nicht angeschlagen hat. Die Wissenschaftler<br />
planen, von 20 solcher Patienten Gewebe zu gewinnen und<br />
daraus Xenografts zu entwickeln. Inzwischen sind bereits<br />
14 Proben in Zellkultur vermehrt und zur Entwicklung von<br />
Tiermodellen verwendet worden.<br />
Das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin<br />
hat mit Studien zur Tiefensequenzierung gezeigt, dass die<br />
Tumore in den Tiermodellen noch die Eigenschaften der<br />
menschlichen Ausgangsprobe besitzen, denn die Tiefensequenzierung<br />
liefert eine sehr detaillierte Beschreibung der<br />
Tumor-DNA. Aber auch neue Mutationen, die in den Tumoren<br />
stattfinden, können durch die vergleichende Tiefensequenzierung<br />
angezeigt werden.<br />
Neben einer Vielzahl biologischer Daten kann das Projekt<br />
auch Informationen über Veränderungen in der Genexpression<br />
liefern. Bei einem der experimentellen Ansätze<br />
beobachteten die Wissenschaftler, dass sich der Tumor<br />
nach der Behandlung stark verkleinerte. Ob ein solcher<br />
Therapieansatz wirklich erfolgreich ist, wird mit weiteren<br />
Xenograft-Studien untersucht. Daraus werden dann<br />
Medikamenten-Empfehlungen für die behandelnden Ärzte<br />
abgeleitet. Untersuchungen in Xenograft-Systemen können<br />
auch zeigen, warum therapeutische Ansätze, die zunächst<br />
vielversprechend scheinen, bei längerer Behandlung versa-<br />
imdc03 2012<br />
51
Campus und Leute<br />
gen. So tragen sie zur Aufklärung von Resistenzmechanismen<br />
in der Krebstherapie bei.<br />
Patienten als Partner in der<br />
Forschung<br />
Für Patienten ist es günstig, wenn ihr Tumor zu einer<br />
bekannten Kategorie gehört, die gut auf eine bestimmte<br />
Behandlung anspricht. Aber wie viele Kategorien gibt es,<br />
welche genetischen und umweltbedingten Faktoren haben<br />
Einfluss auf die Entwicklung eines Tumors und was entscheidet<br />
darüber, wie ein Patient auf die Therapie reagiert?<br />
Die Antwort auf diese Fragen erfordert eine enge Partnerschaft<br />
zwischen Klinik, großen Biobanken, Forschungslabors<br />
und Unternehmen.<br />
Die meisten Kliniker würden sich wünschen, dass Patienten<br />
vorab aufgeklärt werden, warum das Großprojekt<br />
„Biobanken“ so wichtig ist. Den beteiligten Wissenschaftlern<br />
ist klar, dass natürlich jeder Patient das Recht hat, die<br />
Mitwirkung an Forschungsprojekten wie diesem zu verweigern.<br />
Aus ihrer Sicht wäre es jedoch tragisch, wenn dies<br />
aus Unwissenheit geschehen würde, denn jede neuartige<br />
Behandlung ist das Ergebnis aus der Erforschung von Proben<br />
anderer Menschen, die einer Nutzung ihres Gewebes für<br />
Forschungszwecke zugestimmt hatten.<br />
„Wenn das gesammelte Gewebematerial nicht genutzt<br />
wird, gehen vielleicht wichtige Informationen verloren“,<br />
sagt Iduna Fichtner. „Je mehr Patienten sich an interdisziplinären<br />
Forschungsprojekten wie dem unsrigen beteiligen,<br />
desto mehr Menschen kann geholfen werden. Und vielleicht<br />
kommen wir durch diese Arbeit der ‚personalisierten Medizin‘<br />
ein Stück näher.“<br />
Dr. Iduna Fichtner wurde<br />
im Erzgebirge geboren. Sie hat in<br />
Jena und Halle Pharmazie studiert<br />
und promoviert. 1977 startete sie als<br />
Wissenschaftlerin am Zentralinstitut<br />
für Krebsforschung der Akademie<br />
der Wissenschaften in Berlin-Buch<br />
und habilitierte sich 1986 zur Wirksamkeit<br />
liposomaler Formulierungen<br />
von Zytostatika. Kurz danach wurde<br />
sie Abteilungsleiterin im Zentralinstitut<br />
für Krebsforschung. Seit 1992<br />
leitet sie die Forschungsgruppe<br />
„Experimentelle Pharmakologie“ am<br />
MDC. 1997 gründete sie mit ihrem<br />
inzwischen pensionierten Kollegen,<br />
Dr. Christian Nowak, das Unternehmen<br />
„Experimental Pharmacology<br />
& Oncology Berlin-Buch GmbH“<br />
(EPO), deren Geschäftsführer heute<br />
Dr. Jens Hoffmann ist. Gestartet<br />
als Spin-Off aus dem MDC agiert<br />
EPO heute weltweit und arbeitet mit<br />
mehr als 100 wissenschaftlichen<br />
Institutionen, Biotech- und Pharma-<br />
Unternehmen zusammen.<br />
Dr. Iduna Fichtner comes<br />
from the Erzgebirge, located in the<br />
southeastern part of Germany. She<br />
studied pharmacy in Jena and Halle,<br />
where she also received her PhD.<br />
In 1977 she began her career as a<br />
scientist at the Central Institute for<br />
Cancer Research of Academy of<br />
Sciences in Berlin Buch. In 1986 she<br />
completed her post-doctoral thesis<br />
(Habilitation) on the efficacy of liposomal<br />
formulations with cytostatic<br />
drugs. Until 1991 she was department<br />
head at the Central Institute<br />
for Cancer Research. Since 1992<br />
she has been employed as senior<br />
scientist and leader of the research<br />
group „Experimental Pharmacology“<br />
at the MDC. In 1997, together with<br />
Dr. Christian Nowak, she co-founded<br />
the company Experimental Pharmacology<br />
& Oncology Berlin-Buch<br />
GmbH (EPO) as a spin-off from the<br />
Max Delbrück Center for Molecular<br />
Medicine (MDC). Today, Dr. Jens<br />
Hoffmann is the CEO of EPO. EPO<br />
currently has customers from more<br />
than 100 scientific institutes, biotech<br />
and pharmaceutical companies<br />
worldwide.<br />
52 imdc03 2012
Science<br />
Marlen Keil at the bench<br />
Biobanks and pathology<br />
at the crossroads of basic<br />
and clinical science<br />
Text Russ Hodge, Barbara Urban Photos Reiner Zeisig<br />
The MDC, Charité, and patients collaborate on a unique<br />
pipeline for cancer research.<br />
For a patient, a tumor is something to be destroyed or removed from the body as<br />
quickly as possible. For doctors and scientists, this same tissue represents a crucial<br />
resource: molecular processes in tumors provide information about the origin,<br />
growth, and spread of cancer that could lead to better treatments or cures. Taking<br />
full advantage of tumor specimens requires that they be meticulously annotated<br />
and collected in “Biobanks“ such as the one Professor Peter M. Schlag of the<br />
Charité-Universitätsmedizin Berlin and MDC and his colleagues have been amassing,<br />
starting when he began in the surgical department of the Robert-Rössle Clinic on<br />
the Buch campus. In the framework of a research collaboration, this collection has<br />
already led to discoveries such as new markers for metastatic colon cancer, discovered<br />
by Professor Ulrike Stein’s lab at the MDC and Charité. Prof. Schlag continued<br />
to push the idea of the tumor biobank when he became director of the CCCC, and<br />
now the collection is known as the CCCC-TBB. This offered the unique opportunity<br />
to develop valuable synergies with the Central Biobank of the Charité (ZeBanC),<br />
which was conceived by Prof. Manfred Dietel (Director of the Institute of Pathology<br />
at the Charité) with Prof. Michael Hummel (now the Director of the ZeBanC) and<br />
funded through an application they made to the BMBF. As a result, the project has<br />
expanded its reach and has a stronger foothold.<br />
A crucial role for pathologists<br />
Pathologists with the right “mindset“ make excellent research partners. “Routine<br />
pathology,“ says CCCC scientist Dr. Esmeralda Heiden, “is an essential step in<br />
imdc03 2012<br />
53
Campus and People<br />
Margit Lemm from the Fichtner lab takes samples from the biobank<br />
sarcomas to cancer of the breast, colon,<br />
ovaries, and lung.<br />
A 2008 study published in<br />
Clinical Cancer Research reported on 25<br />
xenograft mouse models successfully<br />
developed from human lung tumors.<br />
The animal tumors were highly similar<br />
to the original clinical samples and<br />
responded to several cancer drugs in a<br />
way that mirrored human responses.<br />
But each tumor reacted in an individual<br />
way, hinting at the need for personalized<br />
therapies.<br />
“This pipeline helps us achieve<br />
better classifications of tumors and<br />
make better decisions about how they<br />
should be treated,“ Fichtner says.<br />
“Curing a mouse tumor derived from<br />
a specific patient might be the most<br />
promising approach to finding a treatment<br />
for the human. That treatment<br />
might already exist, or we may have to<br />
be more creative.“<br />
surgery. Tissue is removed during an<br />
operation and it immediately goes to<br />
a pathologist who checks the diagnosis<br />
for the surgeon. Then, if patients<br />
have given their consent, we take an<br />
additional step: part of the tissue is<br />
collected and snap-frozen in liquid<br />
nitrogen. From there it goes into the<br />
Tumor Biobank.“ Such collections are<br />
like vast reference libraries that can be<br />
accessed by researchers at the MDC and<br />
elsewhere.<br />
“A good pathologist wants to know<br />
why things happen in cancer tissues,“<br />
Heiden says. “As well as exploring<br />
disease mechanisms, there are further<br />
steps that can be taken toward clinical<br />
applications. For example, culture cells<br />
from a specific patient‘s tumor can be<br />
transplanted, or xenografted, into mice,<br />
where they grow into the same type of<br />
tumor. This gives us models to explore<br />
potential new cancer therapies.“<br />
Additionally, xenografts serve as a<br />
sort of factory to produce more of the<br />
cancerous tissue, to keep it alive, and<br />
to study tumor markers in a dynamic<br />
way.<br />
A pipeline from<br />
patient to mouse...<br />
Making such models has long been<br />
the focus of Iduna Fichtner‘s lab at<br />
the MDC, requiring the assembly of a<br />
pipeline involving her lab, the Charité,<br />
clinics around Berlin and the company<br />
EPO founded by Fichtner. This work<br />
predates the MDC; Fichtner served<br />
as department head in the Central<br />
Institute for Cancer Research of the<br />
Academy of Sciences of the GDR on<br />
the Berlin-Buch campus. After German<br />
reunification, she started a group<br />
focused on “Experimental Pharmacology“<br />
at the MDC.<br />
“Our lab has developed a range of<br />
cancer xenograft models to test novel<br />
compounds, identify new biomarkers,<br />
and explore tumor mechanisms. Turning<br />
such models into new therapies requires<br />
well-equipped labs and companies<br />
and cross-disciplinary interactions<br />
between scientists and clinicians from<br />
university and non-university research<br />
institutes.“ She has collaborated with<br />
Schlag‘s laboratory, for example, since<br />
the early 1990s. One result: more than<br />
200 patient-derived xenograft models<br />
for cancer ranging from leukemia and<br />
...and from mouse<br />
back to the patient<br />
A current project involves patients<br />
with metastatic melanomas that have<br />
failed to respond to other therapies;<br />
it brings together scientists from<br />
the MDC, pathologists at the Tumor<br />
Biobank, and EPO. The aim is to obtain<br />
20 specimens for the Biobank and to<br />
use them to create animal models; so<br />
far 14 have been collected. Collaborators<br />
at the Max Planck Institute for<br />
Molecular Genetics in Berlin are using<br />
“deep sequencing“ to study tumor DNA,<br />
demonstrating that xenografts still<br />
have the characteristics of the original<br />
human tissue. The work also reveals<br />
the appearance of new mutations and<br />
changes in gene expression in the<br />
tumors.<br />
One experimental therapy led to<br />
clear reductions in tumor size in the<br />
mouse. Would it also help the patient?<br />
Here the team ran into the next hurdle:<br />
“Even when a patient has run out of<br />
other options, moving on to a human<br />
trial is very difficult,“ Heiden says.<br />
“Professor Schlag has spent hours on<br />
the phone and writing letters to get<br />
approval.“<br />
Studies with xenografts can also<br />
reveal problems with therapeutic<br />
54 imdc03 2012
Campus and People<br />
approaches that seem promising. That‘s<br />
the case with inhibitors targeting<br />
the epidermal growth factor receptor<br />
(EGFR), known to promote tumor<br />
growth. “So far the results have been<br />
disappointing compared to chemotherapy,“<br />
Fichtner says. “Studies of our<br />
model animals have revealed some of<br />
the ways cancer cells circumvent the<br />
inhibitors‘ effects.“<br />
Patients as integral<br />
partners in research<br />
Ideally, a cancer patient‘s tumor<br />
falls into a known category that<br />
responds well to an existing treatment.<br />
How many categories are there, what<br />
factors influence tumor development,<br />
and how will a specific patient<br />
respond? Obtaining answers will almost<br />
surely require vast Biobanks and the<br />
type of pipeline that Fichtner and her<br />
colleagues have worked so long to<br />
establish.<br />
But all of this work depends on<br />
obtaining samples, so a major effort<br />
is underway to tell patients why the<br />
procedure is important and how their<br />
privacy will be protected. Patients<br />
shouldn‘t withhold consent for the<br />
wrong reasons, researchers believe,<br />
particularly since every existing<br />
treatment stems from a long history<br />
of others who have been willing to<br />
share tissues and information.<br />
Samples are already routinely collected<br />
during surgery; extra tissue that isn‘t<br />
preserved will simply be destroyed, and<br />
a potential wealth of information is<br />
lost forever.<br />
The effort to educate patients<br />
seems to be paying off; most patients<br />
consent. The growing Tumor Biobank<br />
has already attracted research collaboration<br />
partners from Berlin, Germany,<br />
and abroad. “Anybody who has an idea<br />
and obtained the necessary ethical<br />
approval can work with us,“ Esmeralda<br />
Heiden says.<br />
Setting up the pipeline from the<br />
Biobanks to mice and back to patients<br />
has been complicated. But once in<br />
place, as this unique project at the<br />
MDC and the Charité shows, it may go<br />
a long way toward achieving the goals<br />
of translational research and making<br />
personalized medicine a reality.<br />
Marlen Keil in the lab<br />
imdc03 2012<br />
55
Sport am MDC<br />
Sports Activities at the MDC<br />
Sport am MDC<br />
Text Dana lafuente fotos Jan Rieger<br />
Sport ist nicht nur eine Möglichkeit für Begegnungen. Am MDC gehört Sport für<br />
viele von uns <strong>zum</strong> Alltag. Dem Grundsatz „Vorbeugen ist besser als heilen“ folgend<br />
werden es von Jahr zu Jahr mehr. Das ist letztlich nur konsequent für ein<br />
Zentrum der Gesundheitsforschung. Neben dem Laufsport werden auch Kung-Fu,<br />
Basketball und im Sommer Fußball angeboten. Der Sportverein Berlin-Buch hält<br />
darüber hinaus seine Türen für Sportfreunde und Sportarten wie Aerobic, Badminton,<br />
Beachvolleyball, Tennis, Volleyball und Ringen offen.<br />
56 imdc03 2012
MDC-Läufer beim Staffellauf 2011<br />
Laufen Seit 2008 präsentiert sich das MDC auf<br />
verschiedenen Läufen in Berlin. Dazu gehören der Berliner<br />
Firmenlauf, den das MDC jährlich gemeinsam mit den anderen<br />
Helmholtz-Einrichtungen in Berlin und Brandenburg<br />
bestreitet, die Berliner 5x5 km-Teamstaffel sowie die Berliner<br />
Marathonstaffel. 2012 wollen sich die Läuferinnen und Läufer<br />
des MDC am „allod Gesundheitslauf“ in Karow, dem Volkslauf<br />
im Berliner Nordosten, beteiligen. Die lauffreudigsten Gruppen<br />
am MDC sind die FG Thierfelder und die FG Kettenmann.<br />
Jan Rieger aus der FG Niendorf hat die Läufe im Jahr 2011<br />
organisiert und wird auch 2012 wieder Organisator sein. „Ich<br />
finde, die Läufe sind eine gute Gelegenheit, um Leute vom<br />
Campus in einem ganz anderen Umfeld zu treffen“, sagt Jan<br />
Rieger. „Bei den Läufen entstehen vor allem neue persönliche<br />
Beziehungen, aber wir tauschen uns auch wissenschaftlich<br />
aus. Vielleicht gelingt es uns in diesem Jahr, dies durch einen<br />
regelmäßigen Lauftreff noch zu vertiefen.“ Gefördert werden<br />
die Läufe durch den Freundeskreis des MDC Berlin-Buch.<br />
Kung Fu Neben aktiven Läuferinnen und Läufern<br />
gibt es am MDC eine kleine Kung-Fu-Gemeinschaft, die wesentlich<br />
durch das Engagement von Daniel Beis aus der FG Bader<br />
geprägt wird. Daniel bietet mittwochs (19-21 Uhr) und freitags<br />
(18-20 Uhr) in der Sporthalle der Grundschule am Sandhaus das<br />
Erlernen der Grundlagen traditionell chinesischer Kampfkunst<br />
an. „Ich selbst bin vor 16 Jahren über einen Rückenschulkurs<br />
imdc03 2012<br />
57
Campus und Leute<br />
Nikolai Timoféeff-Ressovsky beim Gorodki-Spiel auf dem Bucher Campus.<br />
Im Hintergrund die Friedhofskapelle, an deren Stelle heute das Walter-Friedrich-Haus steht. © MDC<br />
der Krankenkasse <strong>zum</strong> Kung-Fu gekommen“, erinnert sich<br />
Daniel Beis. „Während meines Studiums der Humanbiologie in<br />
Marburg habe ich meinen jetzigen Kung Fu-Lehrer getroffen,<br />
und seitdem trainiere ich besonders den Xingyi Quan-Stil.“<br />
Basketball Jeden Mittwoch wird in der<br />
Sporthalle direkt am Campus von 20-22 Uhr Basketball<br />
gespielt. Schauen Sie doch einfach mal vorbei!<br />
Gorodki Wussten Sie, dass es auch schon vor<br />
achtzig Jahren sportlich auf dem Campus zuging? Das<br />
historische Foto zeigt Nikolaj Timoféeff-Ressovsky beim<br />
Gorodki-Spiel auf dem heutigen Campus-Gelände mit Blick auf<br />
die Friedhofskapelle in den dreißiger Jahren. Er hat das Spiel<br />
damals nach Berlin-Buch mitgebracht. Der Name „Gorodki“ ist<br />
Russisch und bedeutet Städtchen.<br />
Das Gorodki-Spiel ist eines der ältesten Wurf-Spiele der<br />
Welt und war in der ehemaligen Sowjetunion ein Volkssport.<br />
In fast jeder Stadt gab es einen öffentlichen Gorodki-Platz.<br />
Dass das Spiel so populär werden konnte, lag wohl daran,<br />
dass es einerseits schnell zu erlernen und andererseits ein<br />
Gemeinschaftsspiel ist. Ziel des Spiels ist, verschiedene<br />
Figuren, die aus jeweils fünf Holzklötzchen bestehen, durch<br />
den gezielten Wurf eines Holzstabes aus einer gekennzeichneten<br />
Spielfläche herauszuschlagen.<br />
In Deutschland gibt es Gorodki als geförderte Sportart<br />
erst seit 2001 mit Standorten in Baden-Württemberg,<br />
Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, nicht aber in<br />
Berlin. Vielleicht wäre unser Campus ein geeigneter Ort für<br />
die Wiederbelebung dieser Sportart in Berlin? Denn Spiele<br />
dieser Art werden seit Jahren immer populärer, wie die vielen<br />
Spieler des ganz ähnlichen Wikinger-Spiels „KUBB“<br />
in den Berliner Parks zeigen.<br />
Mehr Infos zu Angeboten des MDC-Sports und des Sportvereins<br />
Berlin-Buch finden Sie im Intranet.<br />
Termine<br />
01. Juni<br />
14. Juni<br />
15. September<br />
18. November<br />
Läufe 2012<br />
Berliner Firmenlauf 6 km | Laufen, Walken, Skaten<br />
Berliner TEAM-Staffel 5 x 5 km<br />
allod Gesundheitslauf in Karow<br />
Berliner Marathonstaffel Flughafen Tempelhof<br />
Männer: 12,195 / 10 / 5 / 10 / 5 km | Frauen: 6,195 / 6 / 10 / 5 / 10 / 5 km<br />
58 imdc03 2012
Campus and People<br />
Sports Activities at the MDC<br />
Text Dana Lafuente<br />
Tran s lation Carol Oberschmidt<br />
Sports activities enjoy great popularity at the MDC and are a good way to meet other people and keep fit. The maxim “preventing<br />
is preferable to curing” appears to be gaining more and more adherents each year – quite a logical phenomenon for a<br />
research center with a focus on health! Offerings at the MDC include running, kung fu, basketball, and in the summer soccer<br />
(football). The Berlin-Buch Sports Club is open to new members and offers sports aficionados an array of activities including<br />
aerobics, badminton, beach volleyball, tennis, volleyball and wrestling.<br />
Running Since 2008 the MDC<br />
has participated in various running<br />
events in Berlin. These include the<br />
Berlin Company Race, in which the<br />
MDC participates every year along with<br />
other Helmholtz institutions in Berlin<br />
and Brandenburg, as well as the Berlin<br />
5 x 5 km Team Relay and the Berlin<br />
Marathon Relay. In September the<br />
MDC runners want to compete in the<br />
Allod Health Run in Berlin-Karow, the<br />
popular running event in northeastern<br />
Berlin. The most enthusiastic running<br />
groups at the MDC are the Thierfelder<br />
research group and the Kettenmann<br />
research group. Jan Rieger from the<br />
Niendorf research group organized the<br />
runs in 2011 and will do so once again<br />
in 2012. “I think the runs are a good<br />
way to meet people from the campus<br />
in a completely different setting,” he<br />
said. “Running events foster personal<br />
interaction and also provide an informal<br />
opportunity to exchange ideas about<br />
science topics. Maybe this year we will<br />
be able to intensify this by jogging<br />
together on a regular basis.” The<br />
running events are sponsored by the<br />
Friends of the MDC.<br />
Kung Fu Along with active<br />
runners there is also a small kung fu<br />
club at the MDC, largely due to the<br />
enthusiasm and commitment of Daniel<br />
Beis from the Bader research group.<br />
He offers instruction and training in<br />
traditional Chinese martial arts on<br />
Wednesdays (7:00 PM to 9:00 PM)<br />
and Fridays (6:00 PM to 8:00 PM) in<br />
the gym of the elementary school Am<br />
Sandhaus.<br />
“I got interested in kung fu<br />
through a physiotherapy course to<br />
strengthen my back that my health<br />
insurance company offered me,” he<br />
recalled. “During my studies in human<br />
biology in Marburg I met my current<br />
kung fu teacher, and ever since I have<br />
been focusing on the Xingyiquan style<br />
in my training.”<br />
Basketball Every Wednesday<br />
basketball is played in a gym near the<br />
campus from 8 to 10 PM. Come and see<br />
us!<br />
Gorodki Sports activities have<br />
always been popular on campus, even<br />
back in the “early days” eighty years<br />
ago. The historical photo from the<br />
1930s shows Nikolaj Timoféeff-Ressovsky<br />
playing gorodki on the grounds of what<br />
is now the Buch campus with the<br />
cemetery chapel in the background.<br />
Timoféeff introduced the game to<br />
Berlin-Buch. The name “Gorodki“ is<br />
Russian and means little cities or<br />
townlets. Gorodki is one of the oldest<br />
throwing games in the world and was a<br />
major sport in the former Soviet Union.<br />
In almost every town there was a public<br />
square for playing the game. The reason<br />
for the game’s popularity was probably<br />
that it was easy to learn and that it was<br />
a team sport. The aim is to knock out<br />
the five wooden cylinders - the gorodki<br />
– that are arranged in one of 15 specific<br />
configurations by throwing a bat from a<br />
predetermined distance.<br />
In Germany gorodki has been a<br />
sponsored sport since 2001 in certain<br />
locations in Baden-Württemberg, Lower-<br />
Saxony and Mecklenburg-Vorpommern,<br />
but not in Berlin. Perhaps our campus<br />
would be an appropriate place for the<br />
revival of the sport? Games of this type<br />
have been gaining in popularity over<br />
the last few years, as evidenced by the<br />
many players of the Viking game kubb in<br />
Berlin’s parks.<br />
You will find more information on sports at the MDC and the<br />
Berlin-Buch Sports Club on the intranet.<br />
DAtes<br />
For Runs in 2012<br />
June 1 st<br />
Berlin Company Race 6 km / running, walking, skating<br />
June 14 th<br />
Berlin TEAM relay race / 5 x 5 km<br />
September 15 th Allod Health Run in Berlin-Karow<br />
November 18 th Berlin Marathon Relay Race, Tempelhof Airport<br />
Men: 12,195 / 10 / 5 / 10 / 5 km / Women: 6,195 / 6 / 10 / 5 / 10 / 5 km<br />
imdc03 2012<br />
59
Abgezählt<br />
Counted<br />
Was<br />
laufen<br />
Sie denn? How Far,How<br />
Fast Do They Run?<br />
6 km, 5 x 5 = 25 km,<br />
42.195 km…<br />
60 imdc03 2012
Campus und Leute Campus and People<br />
MDC-Sport in Zahlen<br />
MDC Sport Stats<br />
Text Dana Lafuente<br />
Tran s lation Carol Oberschmidt<br />
Beim Berliner Firmenlauf, an dem<br />
das MDC seit 2008 teilnimmt, ist<br />
eine Strecke von sechs Kilometern<br />
zu absolvieren. Die MDC-Rekorde<br />
halten hier Nadine Thierfelder<br />
mit 25:03 Minuten (2011) und Jan<br />
Rieger mit 20:09 Minuten (2012).<br />
Insgesamt fünfundzwanzig Kilometer<br />
legen die Läufer bei der 5x5 km<br />
Firmenstaffel zurück und 42,195 km<br />
bei der Marathonstaffel. In welchen<br />
Zeiten?<br />
Participants in the Berlin Company<br />
Race, in which the MDC has taken<br />
part since 2008, run 6 km. Nadine<br />
Thierfelder holds the MDC women’s<br />
record for this race with a time of<br />
25:03 (2011); Jan Rieger is the MDC<br />
men’s record holder with a time of<br />
20:09 (2012). Five runners of the<br />
relay team have to run 5 km each - a<br />
total of 25 km. In a marathon relay<br />
the runners have to run a total of<br />
42,195 km. What were their times?<br />
1:47:19 h lief im Jahr 2009 das schnellste<br />
männliche Team des MDC „Turbine Buch“ mit Klaus<br />
Wethmar, Sven Hartmann, Armin Rehm, Björn Lamprecht<br />
und Martin Laqua.<br />
Ebenfalls aus 2009 stammt der Rekord von<br />
2:20:02 h der schnellsten Frauenmannschaft<br />
des MDC – dem Team „Mission (im)possible<br />
mit Annett Spitzl, Ute Rimpler, Laura Zelarajan,<br />
Brenda Gerull und Manuela Magarin.<br />
Spitzenreiter bei den gemischten MDC-Teams<br />
2011 waren Nadine Thierfelder, Lukas Aeberhard,<br />
David Fournier, Salah Ayoub und Alexandra Vasile<br />
mit einer Zeit von 1:50:35 h.<br />
Jan Rieger, David Fournier, Celal Zerdem, Björn<br />
Lamprecht und Miguel Andrade vom Team „Mad<br />
Maxies“ stellten 2010 mit 3:08:11 h die<br />
schnellste MDC-Marathonstaffel auf.<br />
Der Damenrekord über 42,195 Kilometer ist schon<br />
etwas älter und stammt aus 2009: Dana Lafuente,<br />
Nadine Thierfelder, Nancy Mah, Bettina Krause,<br />
Juliane Zimmermann und Ines Schadock liefen ihre<br />
Staffel als „MDC-Team 3 Berlin“ in 4:20 h.<br />
In 2009 “Turbine Buch”, the fastest MDC men’s<br />
team consisting of Klaus Wethmar, Sven Hartmann,<br />
Armin Rehm, Björn Lamprecht and Martin Laqua,<br />
finished with a time of 1:47:19.<br />
Also in 2009, the record of the fastest MDC<br />
women’s team– the “Mission (im)possible” team<br />
comprised of Annett Spitzl, Ute Rimpler, Laura<br />
Zelarajan, Brenda Gerull and Manuela Magarin<br />
Spitzenreiter – was 2:20:02.<br />
Runners in the mixed MDC team 2011 were<br />
Nadine Thierfelder, Lukas Aeberhard, David Fournier,<br />
Salah Ayoub and Alexandra Vasile with a time of<br />
1:50:35.<br />
The “Mad Maxies” team with Jan Rieger, David<br />
Fournier, Celal Zerdem, Björn Lamprecht and Miguel<br />
Andrade was the fastest MDC marathon relay team in<br />
2010 with a time of 3:08:11.<br />
The women’s record for the 42.195 kilometers is a<br />
little older, dating from 2009: Dana Lafuente, Nadine<br />
Thierfelder, Nancy Mah, Bettina Krause, Juliane<br />
Zimmermann and Ines Schadock ran their relay as<br />
“MDC Team 3 Berlin” with a time of 4:20.<br />
Wer weiß, wer in diesem Jahr von<br />
Juni bis November die bisherigen<br />
MDC-Rekorde knackt …<br />
Who knows who will crack existing<br />
MDC records during this year’s<br />
season from June to November …<br />
imdc03 2012<br />
61
Die klügste Nacht des JAhres<br />
smartest night of the year<br />
62 imdc03 2012
Campus und Leute<br />
Dr. Kathrin Buchholz<br />
die Klügste<br />
Nacht des Jahres<br />
fotos Peter Himsel, DAvid AuSSerhofer<br />
Zum 12. Mal fand am 2. Juni 2012 die Lange Nacht der Wissenschaften in Berlin<br />
und Potsdam statt, auch das MDC war wieder mit dabei. Wie schon im vergangenen<br />
Jahr spielte es eine besondere Rolle bei dieser gemeinsamen Großveranstaltung<br />
der Wissenschaftsregion, denn für zwei Jahre ist der Wissenschaftliche Vorstand<br />
des MDC, Prof. Dr. Walter Rosenthal, Vorsitzender des Vereins „Lange Nacht<br />
der Wissenschaften e.V. (LNDW e.V.)“, dem Veranstalter der Wissenschaftsnacht.<br />
Für diese Zeit ist auch die Geschäftsstelle des LNDW e.V. am MDC. imdc sprach im<br />
Vorfeld mit Dr. Kathrin Buchholz, die die Vereinsgeschäftsstelle führt.<br />
Warum braucht die Lange Nacht der Wissenschaften<br />
einen Verein und eine dauerhafte Geschäftsstelle – sie<br />
findet doch im Wesentlichen in den einzelnen Instituten,<br />
Universitäten und Hochschulen statt?<br />
Das werde ich öfter gefragt – nach dem Motto: Hat man da wirklich das ganze Jahr<br />
über zu tun? Ja, man hat! Immerhin nehmen in diesem Jahr über 70 wissenschaftliche und<br />
wissenschaftsnahe Einrichtungen an der Langen Nacht teil. Ich rechne mit rund 2.400 Einzelveranstaltungen,<br />
die alle im gemeinsamen Programmheft und auf der Website gebündelt<br />
werden. Rund 50 Shuttle-Busse werden unterwegs sein, um Wissbegierige auf mehreren<br />
Routen zu den Orten der Forschung zu bringen. Im Vorfeld wird zudem mit tausenden von<br />
Plakaten, Infokarten und Programmheften sowie Spots in Funk und Fernsehen auf die Wissenschaftsnacht<br />
aufmerksam gemacht. Und es werden bei verschiedenen Vertriebspartnern,<br />
insbesondere der S-Bahn, der BVG und der ViP in Potsdam, Tickets für die Lange Nacht <strong>zum</strong><br />
Verkauf angeboten, und so weiter. All dies ist ein gewaltiger Koordinationsaufwand. Es<br />
beginnt mit der Einladung der teilnehmenden Einrichtungen und der Gewinnung von Sponsoren<br />
im Herbst und endet mit der Abrechnung im Sommer, womit nach der Langen Nacht<br />
eben auch schon gleich vor der Langen Nacht ist.<br />
imdc03 2012<br />
63
Campus und Leute<br />
Wissenschaftsnächte gibt es in<br />
vielen Städten Deutschlands. Steht<br />
überall ein Verein dahinter?<br />
Nein, in anderen Städten ist häufig eine Behörde der<br />
Stadtverwaltung Veranstalter der Wissenschaftsnacht. Es<br />
ist eine Besonderheit der Langen Nacht der Wissenschaften<br />
in Berlin und Potsdam, dass sie – sozusagen „bottom-up“ –<br />
von der Wissenschaft selbst getragen und organisiert wird.<br />
Im LNDW e.V. sind derzeit elf wissenschaftliche und wissenschaftsnahe<br />
Institutionen zusammengeschlossen, darunter<br />
die drei großen Berliner Universitäten, der Forschungsverbund<br />
Berlin, das Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches<br />
GeoForschungsZentrum GFZ und eben auch das MDC.<br />
Und was ist die Rolle der Geschäftsstelle<br />
des Vereins dabei?<br />
In der Geschäftsstelle laufen einfach alle Fäden zusammen.<br />
Für das Projektmanagement und die Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit wird der LNDW e.V. dabei von einer<br />
Agentur unterstützt. Gegenüber dieser vertrete ich im<br />
kontinuierlichen Abstimmungsprozess den LNDW e.V. als<br />
Auftraggeber. Außerdem koordiniert die Geschäftsstelle in<br />
Abstimmung mit dem Vorstand die Entscheidungsprozesse<br />
im Verein und verwaltet das Budget für die Gesamtorganisation.<br />
Dazu gehört insbesondere die Vor- und Nachbereitung<br />
der Mitgliederversammlung, die mehrmals im Jahr<br />
tagt, um die wichtigsten Steuerungsentscheidungen für<br />
das Gemeinschaftsprojekt zu treffen.<br />
Der Vorsitz des Vereins wechselt<br />
alle zwei Jahre, die Geschäftsstelle<br />
zieht dann mit. Warum ist das so?<br />
So wie ich es in der Entstehungsgeschichte des Kuratoriums<br />
der Langen Nacht der Wissenschaften, dem Vorläufer<br />
des heutigen Vereins, verstanden habe, soll damit sichergestellt<br />
werden, dass die Lasten für das Gemeinschaftsprojekt<br />
wechselweise getragen werden, denn die vorsitzende<br />
Einrichtung bringt auch mehr Ressourcen ein als andere.<br />
Gleichzeitig wird so gewährleistet, dass nicht eine Institution<br />
regelmäßig als Träger des Gesamtprojekts auftreten<br />
kann und sich so auch die mit der Wissenschaftsnacht<br />
verbundene Reputation gleichmäßig verteilt. Und die<br />
Geschäftsstelle muss schon beim Vorsitzenden sein. Die<br />
regelmäßigen Umzüge sind zwar anstrengend, aber so lerne<br />
ich die Wissenschaftslandschaft und deren Akteure sehr<br />
gut kennen. Das ist für diesen koordinationsintensiven Job<br />
ein Vorteil. (kb)<br />
Nach der Langen Nacht ist vor der<br />
Langen Nacht: Die nächste LNDW<br />
in Berlin und Potsdam findet am<br />
8. Juni 2013 statt.<br />
64 imdc03 2012
Campus and People<br />
“Smartest<br />
Night of the<br />
Year“<br />
Photos Peter Himsel,<br />
David Ausserhofer<br />
On June 2, 2012, the Long Night of<br />
the Sciences took place in Berlin and<br />
Potsdam for the twelfth time, and the<br />
MDC was once again one of the host<br />
institutions. Like last year, the MDC was<br />
playing a special role in this joint mega<br />
event of the science region. In September<br />
2010 Professor Walter Rosenthal, the<br />
scientific director of the MDC, became<br />
chairman of the Long Night of the Sciences<br />
Association, the executing organization<br />
of the science event, for a period<br />
of two years. During his term as chairman,<br />
the Association’s office is located<br />
at the MDC. imdc spoke with Dr. Kathrin<br />
Buchholz, office manager of the Long<br />
Night of the Sciences Association, in the<br />
run up of the night.<br />
Why does the Long Night of the<br />
Sciences need an association<br />
and a year-round office? Doesn’t<br />
it primarily take place in the individual<br />
institutes, universities and<br />
colleges?<br />
I’m often asked that – with the inference: Are you really busy<br />
all year? Yes, we are! After all, this year more than 70 research<br />
and science-oriented institutions will participate in the Long<br />
Night. I anticipate around 2400 individual events, all of which<br />
must be compiled and presented in the program booklet and<br />
on the website. Around 50 buses will be shuttling to and fro,<br />
transporting eager participants on several routes to the various<br />
science sites. Prior to the event, thousands of posters, transport<br />
info and maps, program booklets, and radio and TV spots will<br />
draw attention to the Long Night. Tickets will be available for<br />
purchase at various distribution partners, in particular the<br />
S-Bahn, the BVG and the ViP in Potsdam, etc. All this means<br />
a massive coordination effort. It begins in the fall with the<br />
invitations to the various institutions to participate and the<br />
acquisition of sponsors and ends with the financial report in the<br />
summer. One can truly say that “after the Long Night is always<br />
before the Long Night”.<br />
There are science nights in many<br />
cities in Germany. Do they all have<br />
an association as organizer?<br />
No, in other cities an agency of the city administration is<br />
often the organizer of the science night. That is unique about<br />
the Long Night of the Sciences in Berlin and Potsdam – it is<br />
supported and organized from the “bottom-up” – by the science<br />
institutions themselves. Our association currently has eleven<br />
scientific and science-oriented institutions as members, among<br />
them the three large Berlin universities, the Forschungsverbund<br />
Berlin (FVB), the Helmholtz Centre Potsdam – GFZ German<br />
Research Centre for Geosciences and of course also the MDC.<br />
What is the role of the Association<br />
office?<br />
In the office all of the different threads converge. The<br />
Long Night Association is supported by an external agency for<br />
project management and public relations. As the Association’s<br />
representative, I commission and coordinate the orders in a<br />
continuing process. In addition, the office coordinates the<br />
decision processes in the Association in consultation with the<br />
Board and manages the budget for the whole organization. In<br />
particular, this includes the preparation and follow-up of the<br />
general meetings of the members. These convene several times a<br />
year to make the most important management decisions for the<br />
joint project.<br />
The chairmanship of the Association<br />
rotates every two years and<br />
the office moves with it. Why is<br />
this so?<br />
As I understand the history of the Board of Trustees of the<br />
Long Night of the Sciences, the precursor to today’s association,<br />
the purpose was that the members should alternate in bearing<br />
the burdens for the joint project, because the presiding institution<br />
contributes more resources than others. At the same time,<br />
this ensures that no single institution can regularly present<br />
itself as initiator and driving force of the whole project. Thus,<br />
the reputation connected with the Long Night of the Sciences<br />
is distributed equally. And the office of course must be in close<br />
proximity to the chairman. The regular moves are strenuous,<br />
but in this way I also really get acquainted with the science<br />
landscape in Berlin and Potsdam. This is an advantage for such a<br />
coordination-intensive job. (kb, co)<br />
After the Long Night is always<br />
before the Long Night: On June 8,<br />
2013, the next Long Night of the<br />
Sciences will take place in Berlin<br />
and Potsdam.<br />
imdc03 2012<br />
65
Campus und Leute Campus and People<br />
Alkohol und<br />
Wasserflöhe<br />
fotos Peter Himsel, DAvid AuSSerhofer<br />
Pulsierende Herzen, superstarke<br />
Magnete, „klingende Atome”:<br />
Bei der diesjährigen Langen Nacht der Wissenschaften<br />
am 2. Juni 2012 gab es wieder viel Neues auf dem Campus<br />
Berlin-Buch zu entdecken. In der Zeit von 15 bis 23 Uhr<br />
konnten die Besucher an zahlreichen Laborführungen teilnehmen<br />
oder selbst in die Rolle eines Forschers schlüpfen<br />
und im Labor experimentieren.<br />
In Mitmachkursen war zu erfahren, wie alkoholische<br />
Getränke auf Wasserflöhe wirken, wie Kunststofffäden gesponnen<br />
werden oder die eigene DNA aus der Mundschleimhaut<br />
extrahiert wird. Nach dem großen Erfolg im vergangenen<br />
Jahr präsentierten junge Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler ihre Forschung wieder beim Science Slam.<br />
Zu Biologie, Chemie und Physik bot der Forschergarten<br />
des Gläsernen Labors gemeinsam mit seinen Partnerschulen<br />
ein umfangreiches Programm für Kindergartenkinder und<br />
Grundschüler mit spannenden Experimentierstationen und<br />
zahlreichen Mitmachexperimenten. Eifrige kleine Forscher<br />
erhielten ein Forscherdiplom. (ak)<br />
66 imdc03 2012
Alcohol and Water<br />
Fleas Pulsating hearts,<br />
powerful magnets, and<br />
“singing atoms”:<br />
Once again, this year’s “Long Night of the Sciences“ on Saturday,<br />
June 2, 2012, proved to be a night you wouldn’t forget.<br />
From 3 pm to 11 pm, visitors could participate in lab tours or<br />
tried on the role of a researcher and ran experiments in the<br />
lab. They could see what effect alcohol has on water fleas,<br />
spin artificial threads, or extract their own DNA. Following<br />
its great success last year, the Science Slam returned where<br />
young scientists presented their research in an exciting<br />
tempo. Together with partner schools, the “Research Garden”<br />
of the Life Science Learning Lab invited young children to<br />
conduct fascinating experiments in biology, chemistry, and<br />
physics. They could even earn their own “Research Diploma”.<br />
(ak, pc)<br />
imdc03 2012<br />
67
Campus und Leute<br />
Ausstellung<br />
Exhibition<br />
Es betrifft<br />
DICH!<br />
Zwanzig interaktive Stationen geben großen<br />
und kleinen Besuchern einen direkten Einblick, wie<br />
unser Körper funktioniert. Anlässlich des Jubiläums<br />
„20 Jahre FMP“ ist die vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung initiierte<br />
Sonderausstellung „Es betrifft Dich!“ vom<br />
2. bis 29. Juni<br />
zu Gast im FMP.<br />
Info<br />
Silke Oßwald<br />
Öffentlichkeitsarbeit, FMP<br />
Telefon 030.9479 3104<br />
70 imdc03 2012
Campus And People<br />
Höhenflüge: Wie lange<br />
kannst du in der Luft bleiben?<br />
Hast du Töne! Kannst du Töne besser<br />
hören, als dein Partner? Teste deine Reaktionen<br />
auf äußere Reize: Wie schnell reagierst<br />
du auf unterschiedliche Reize? Sei geschickt<br />
beim Klingeldrahtspiel: Kannst du die Ringe<br />
gleichzeitig mit der linken und mit der rechten Hand bewegen, ohne<br />
dass sie den Draht berühren? Erforsche deine Haut! Die<br />
Kopfmaus: Schreiben ohne Hände? Ich sehe was,<br />
was du nicht siehst – die Brillenwand: Willst du mal sehen,<br />
was jemand sieht, der eine Brille braucht? Wie<br />
viele Informationen kannst du dir auf einmal merken? Wie stark<br />
schlägt dein Herz? Gummibärchen kurbeln. Weiße<br />
Blutkörperchen. Hast du schon einmal die weißen Blutkörperchen<br />
in deinem Körper verfolgt? Du bist was du isst. An diesem Exponat<br />
kannst du dir Gedanken machen zu deinem eigenen Essverhalten. Das<br />
funktioniert am besten, wenn du die Aussagen von anderen Personen<br />
liest. Darf es noch ein bisschen mehr sein? Mit<br />
der Prismenbrille zielen üben. Kannst du den Basketballkorb<br />
trotzdem treffen? Blutdruck, die Kraft des<br />
Herzens mit der Hand nachmachen. Der Blick in die Zukunft:<br />
Wie wirst du im Alter aussehen? Butter bei<br />
die Fische oder lieber nicht? Die BMI Waage zeigt<br />
dein Körperfett. Virenschleuder: Der Dominoeffekt<br />
ansteckender Krankheiten. Gefühl oder<br />
Verstand: Wie würdest<br />
du entscheiden?<br />
It’s about you!<br />
Twenty interactive stations provide<br />
a unique look into how our bodies<br />
work as part of the special exhibition<br />
“It’s about you!” The exhibit,<br />
sponsored by the Federal Ministry<br />
of Education and Research (BMBF),<br />
will be shown from June 2nd<br />
through June 29th at the FMP on the<br />
occasion of their 20th anniversary.<br />
imdc03 2012<br />
71
Lernen fürs leben<br />
Learning for life<br />
lernen<br />
fürs leben<br />
Text Christine Minkewitz, Barbara Urban<br />
Fotos Gläsernes LAbor<br />
Im Januar 2012 hat das Gläserne Labor ein neues Experiment<br />
durchgeführt: Zehn Schülerinnen und Schüler der<br />
neunten Klasse absolvierten ein Kompakt-Praktikum, um für<br />
bis zu drei Wochen in die Arbeitswelt naturwissenschaftlicher<br />
Berufe hinein zu schnuppern. Das Projekt wurde unterstützt<br />
durch den Freundeskreis des MDC Berlin-Buch.<br />
72 imdc03 2012
E<br />
t wa dreißig Schüler der Oberstufe absolvieren pro Jahr ihr Schülerpraktikum im<br />
Gläsernen Labor. Dabei lernen sie die Arbeit in den verschiedenen Laboren, GenLab,<br />
MaxLab und ChemLab, kennen und assistieren in Kursen, die von Wissenschaftlern aus den<br />
Forschungseinrichtungen des Campus angeleitet werden. Ganz neue Möglichkeiten bot<br />
ein spezielles Praktikum im Januar 2012: Zehn Jugendliche aus Berliner Gymnasien und<br />
Sekundarschulen, darunter das Robert-Havemann-Gymnasium, die Konrad-Duden-Schule und<br />
die Ernst-Reuter-Oberschule, konnten erproben, welche weiteren Facetten ein Praktikum im<br />
Labor haben kann.<br />
„Die grundsätzliche Idee des Schülerpraktikums ist, schon während der Schulzeit Berufsfelder<br />
näher kennenlernen zu können“, so Helga Fenz, Fachbereichsleiterin für Naturwissenschaften<br />
am Robert-Havemann-Gymnasium, Partnerschule des Gläsernen Labors. „Ein<br />
solches Praktikum kann den eigenen Berufswunsch verstärken, verunsichern oder natürlich<br />
auch dazu führen, dass man sich neu orientiert. Wer jedenfalls naturwissenschaftliche Ambitionen<br />
hat, für den war das Angebot des Gläsernen Labors genau richtig, denn Forschen<br />
heißt viel mehr als Experimentieren. Ihre neuen, interessanten Erfahrungen nehmen die<br />
Jugendlichen an ihre Schulen mit und präsentieren sie unter anderem in Vorträgen ihren<br />
Lehrern und Mitschülern.“<br />
Neben der Vermittlung von Theorie und dem Durchführen von Experimenten zu den<br />
Themen „Genetik“, „Polymerase-Kettenreaktion“ und „Protein-Isolation“, recherchierten<br />
die Schülerinnen und Schüler bestimmte Fragestellungen. „Wissenschaftliches Arbeiten<br />
will gelernt sein. Eine Internet-Recherche bedeutet eben nicht nur, bei Wikipedia nachzuschlagen“,<br />
erklärt Ulrike Mittmann, Mitarbeiterin im Gläsernen Labor. Von all diesen<br />
Kenntnissen können die Jugendlichen profitieren. Das sieht auch Nicolas Reschke (14),<br />
Schüler der Konrad-Duden-Schule, so. Er nutzt das Schülerpraktikum, um sich mit biologischen<br />
und chemischen Fragen näher zu beschäftigen. Als er im Juni 2011 mit seiner Klasse<br />
das MaxLab besuchte, wurde er als 100.000ster Schüler des Gläsernen Labors (seit 1999)<br />
imdc03 2012<br />
73
Campus und Leute<br />
begrüßt. Jetzt freut er sich darüber, dass er einen der begehrten Praktikumsplätze bekam.<br />
„Ich glaube, dass in einer Forschungsgruppe mit normalem Laboralltag eine so intensive<br />
Betreuung wie hier im Schülerpraktikum nicht möglich wäre“, sagt er. „Nach dem Praktikum<br />
bin ich mir noch sicherer, dass mich die Naturwissenschaften am meisten interessieren und<br />
ich Physik studieren möchte.“<br />
Die Jugendlichen hatten im Rahmen des Praktikums auch die Möglichkeit, den Inhalt<br />
künftiger Kurse mitzugestalten. „Sie konnten eigene Fragen <strong>zum</strong> Beispiel <strong>zum</strong> Thema<br />
‚Herz‘ aufwerfen“, sagt Ulrike Mittmann. „Denn Prozesse wie Arteriosklerose sind für junge<br />
Menschen wie sie noch in weiter Ferne. Wir möchten wissen, was sie wirklich interessiert.“<br />
So führte die Frage, ob sich James Bond im Film ‚Casino Royal‘ wirklich mit einem Elektroschock<br />
retten konnte, zu der Idee, diese Filmsequenz als Einstieg in den Herz-Kurs zu<br />
nutzen. Auch aus dem eigenen Lebensumfeld tauchten Fragen wie diese auf: „Ist es immer<br />
nötig, ein Loch im Herzen zu operieren?“ Die vielfältigen Ideen der Jugendlichen werden<br />
auch in das Herzprojekt vom Netzwerk „GenaU“ einfließen, in dem sich die Schülerlabore an<br />
Forschungseinrichtungen und Hochschulen in Berlin und Brandenburg zusammengeschlossen<br />
haben.<br />
Das Assistieren in Kursen, eigenes Experimentieren oder Theorie sind nur eine Seite<br />
des Schülerpraktikums, denn für die regulären Kurse müssen auch Routinearbeiten wie das<br />
Abwiegen von Chemikalien, die Vorbereitung des Genlabors oder das Eindecken der Arbeitsplätze<br />
mit Materialien wie Eppi-Reaktionsgefäßen und Pipettenspitzen erledigt werden.<br />
„Auch das gehört zu unserer Arbeit“, so Ulrike Mittmann. „Hier haben sich die Jugendlichen<br />
ganz selbstverständlich die Aufgaben geteilt.“<br />
Christin (15) ist Schülerin der Ernst-Reuter-Oberschule und möchte gern Chemikerin<br />
werden. Deshalb hatte sie sich auch um einen Praktikumsplatz hier im Gläsernen Labor<br />
beworben. „Das Experimentieren hat mir am meisten Spaß gemacht, vor allem die Gummibärchenherstellung“,<br />
sagt sie. Mit ihr zusammen arbeitet Emél (14) vom Havemann-Gymnasium.<br />
Sie hatte sich für das Praktikum entschieden, weil sie auf alles neugierig ist, was mit<br />
74 imdc03 2012
Campus und Leute<br />
Humanbiologie zu tun hat. Das Gläserne Labor kannte sie bereits und war schon mehrfach<br />
in Berlin-Buch. Auf die Frage, was ihr das Praktikum gebracht hat, antwortet sie: „Ich weiß<br />
jetzt, dass ich nicht als Biologin im Labor arbeiten möchte. Was ich stattdessen studieren<br />
oder werden möchte, weiß ich noch nicht genau. Vielleicht Zahnmedizin oder eine Ausbildung<br />
zur Zahntechnikerin?“ Zeit <strong>zum</strong> Ausprobieren, Nachdenken und Entscheiden hat sie<br />
noch genug. Ähnlich wie die beiden Mädchen ziehen auch Daniel (14) und Fabian (14) vom<br />
Havemann-Gymnasium nach dem Schülerpraktikum jeweils ganz unterschiedlich Bilanz.<br />
Während Daniel zweifelt, ob Chemie das Richtige für ihn sein könnte, hat sich für Fabian<br />
das bestätigt, was er sich unter Forschen im Labor vorgestellt hat.<br />
Kinder und Jugendliche, die Kurse oder Praktika des Gläsernen Labors besuchen, kommen<br />
häufig erst dadurch mit naturwissenschaftlichem Arbeiten in Berührung. So war es<br />
auch bei Josephine Jahnke (20), die derzeit am MDC zur Biologielaborantin ausgebildet<br />
wird. Als Schülerin des Havemann Gymnasiums besuchte sie im Rahmen des Biologieunterrichts<br />
immer wieder das Gläserne Labor. „Heute bin ich sehr froh, dass ich in diese Schule<br />
gegangen bin, denn sonst wäre ich nie auf die Idee gekommen, Biologielaborantin zu werden“,<br />
erinnert sie sich. „Ich bin jetzt im zweiten Lehrjahr und arbeite schon regelmäßig in<br />
der Forschungsgruppe von Prof. Michael Bader. Und das Arbeiten im Labor macht mir sehr<br />
viel Spaß.“<br />
„Durch die Praktika gewinnen wir oft interessierte Schüler als Nachwuchs“, erläutert<br />
Claudia Jacob, Projektleiterin im Gläsernen Labor. „Etliche ehemalige Praktikanten unterstützen<br />
uns an den Experimentierständen bei der Langen Nacht der Wissenschaften oder<br />
bei den TSB-Aktionstagen in der Urania. Nicht wenige studieren heute an naturwissenschaftlichen<br />
Fakultäten. Eine wissenschaftliche Karriere kann unter Umständen mit einem<br />
Klassenbesuch im Gläsernen Labor beginnen.“ Ob das Format des Kompakt-Praktikums im<br />
nächsten Schuljahr durch das Team des Gläsernen Labors wiederholt wird, steht noch nicht<br />
fest. Fazit der Organisatoren, Akteure, Schülerinnen und Schüler ist: Das Kompakt-Praktikum<br />
für die zehn Jugendlichen war ein voller Erfolg.<br />
imdc03 2012<br />
75
Campus and People<br />
Learning for Life<br />
Text Christine Minkewitz, Barbara Urban<br />
tran s lation Carol Oberschmidt Photos Gläsernes LAbor<br />
In January 2012 the Life<br />
Science Learning Lab<br />
“Gläsernes Labor” conducted<br />
a new experiment:<br />
Ten ninth graders took<br />
part in a compact internship<br />
of up to three weeks<br />
to experience first-hand<br />
what it is like to work in<br />
science professions. This<br />
project was supported by<br />
the Freundeskreis of the<br />
MDC Berlin-Buch.<br />
Each year around thirty high school<br />
students do a student internship in the<br />
Life Science Learning Lab. There they<br />
become acquainted with work in the<br />
different labs –- the GenLab, MaxLab<br />
and the ChemLab – and assist in<br />
courses that are led by scientists from<br />
the research institutions on campus.<br />
A special internship in January 2012<br />
offered an entirely new format: Ten<br />
young people from Berlin high schools,<br />
including Robert Havemann High<br />
School, Konrad Duden High School and<br />
Ernst Reuter High School were given<br />
the opportunity to try out what other<br />
aspects a lab internship can offer.<br />
“The basic idea of the student<br />
internship is to be able to get acquainted<br />
with professional fields while still<br />
a high school student,” said Helga<br />
Fenz, director of the science division at<br />
Robert Havemann High School, partner<br />
school of the Life Science Learning<br />
Lab. “An internship can increase a<br />
student’s desire to choose a particular<br />
profession, but it can also raise doubts<br />
and lead to a different career choice.<br />
For students with scientific ambitions,<br />
the offer of the Life Science Learning<br />
Lab is a unique opportunity, because<br />
research means much more than just<br />
carrying out experiments. The young<br />
people take the new experiences they<br />
have made here back to their schools<br />
and report about this in presentations<br />
to their teachers and classmates.”<br />
Besides learning about theory and<br />
performing experiments on “Genetics”,<br />
“Polymerase Chain Reactions” and<br />
“Protein Isolation”, the students<br />
carried out research on specific topics.<br />
“The methods of scientific research<br />
also have to be learned. An Internet<br />
search doesn’t just mean looking up<br />
something in Wikipedia,” said Ulrike<br />
Mittmann, staff member in the Life<br />
Science Learning Lab. The young people<br />
can benefit from all of these skills. This<br />
view is shared by Nicolas Reschke (14),<br />
a student from Konrad Duden High<br />
School. He used the student internship<br />
to focus on biological and chemical<br />
questions in more detail. When he<br />
visited the MaxLab with his class in<br />
June 2011, he was welcomed as the<br />
hundred thousandth student to visit<br />
the Life Science Learning Lab, which<br />
has been in operation since 1999. Now<br />
he is delighted to have received one of<br />
the coveted internship places. “I think<br />
that in a research group with normal<br />
laboratory work, such intensive guidance<br />
and supervision like we receive<br />
in the student internship would not<br />
be possible,” he said. “The internship<br />
76 imdc03 2012
Campus and People<br />
has made me more certain than ever<br />
that science and physics in particular<br />
are the direction I want to take in my<br />
future career.”<br />
During the internship the young<br />
people also had the opportunity to<br />
offer their ideas to shape the content<br />
of future courses. “They could formulate<br />
their own questions, for instance<br />
on the heart topic,” Ulrike Mittmann<br />
said. “Processes like atherosclerosis<br />
are still in the remote future for these<br />
young people. We want to know what<br />
they are really interested in.” Thus,<br />
the question whether James Bond in<br />
the movie “Casino Royale” could really<br />
rescue himself with an electric shock<br />
– he grabbed his portable defibrillator<br />
out of the glove compartment and<br />
shocked his heart back to life – led to<br />
the idea of showing this movie clip as<br />
an introduction to the heart course.<br />
Other questions the ninth graders had<br />
been wondering about also came up,<br />
such as: “Does a hole in the heart<br />
always require surgery?” The teenagers’<br />
feedback and input will flow into the<br />
heart project of “GenaU”, a network<br />
of student labs at research institutions<br />
and universities in Berlin and<br />
Brandenburg.<br />
Besides assisting in the courses,<br />
doing their own experiments and<br />
learning theory, routine work for the<br />
courses also had to be done in the<br />
student internship: weighing chemicals,<br />
preparing the gene lab, laying out<br />
materials such as Eppi reaction tubes<br />
and pipette tips at the workplaces.<br />
“That is also part of our work,” Ulrike<br />
Mittmann said. “And of course it was<br />
quite natural for the young people to<br />
share in doing the lab chores.”<br />
Christin (15) is a student at Ernst<br />
Reuter High School and would like to<br />
become a chemist. That is why she<br />
applied for an internship in the Life<br />
Science Learning Lab. “The experiments<br />
were what I enjoyed most,” she said,<br />
“especially making gummy bears.”<br />
She worked together with Emél (14)<br />
from Robert Havemann High School.<br />
Emél chose the internship because<br />
she is curious about everything that<br />
has to do with human biology. She<br />
was already acquainted with the Life<br />
Science Learning Lab and had been to<br />
Berlin-Buch several times. When asked<br />
what she had gained from the internship,<br />
she answered: “Now I know that<br />
I do not want to work as a biologist<br />
in the laboratory. What I would like<br />
to study or become instead? – I’m not<br />
sure. Perhaps dentistry or training as<br />
a dental technician.” However, she still<br />
has plenty of time to try out different<br />
options, reflect on these and decide.<br />
Like the two girls, Daniel (14) and<br />
Fabian (14) from Robert Havemann<br />
High School came to quite different<br />
conclusions after the student internship.<br />
While Daniel doubted whether<br />
chemistry would be the right choice for<br />
him, Fabian’s ideas of what it would be<br />
like to be a researcher in a laboratory<br />
were confirmed.<br />
For children and young people who<br />
participate in the courses and take<br />
part in the internships of the Life<br />
Science Learning Lab, this is often the<br />
first time they come into contact with<br />
scientific work. So it was for Josephine<br />
Jahnke (20), who is currently training<br />
to be a biology lab assistant at the<br />
MDC. As a former student of Robert<br />
Havemann High School she visited the<br />
Life Science Learning Lab repeatedly<br />
in her courses in biology. “Today I am<br />
very glad that I went to this school<br />
because otherwise I would never have<br />
hit upon the idea to become a biology<br />
lab assistant,” she recalls. “Now I<br />
am in my second year as trainee and<br />
already work regularly in the research<br />
group of Professor Michael Bader. And<br />
I find working in the lab to be lots of<br />
fun.”<br />
“Through the internships we often<br />
inspire interested students to embark<br />
on science careers,” explained Claudia<br />
Jacob, project director in the Life<br />
Science Learning Lab. “Several former<br />
interns support us at the experimental<br />
stands during the Long Night of the<br />
Sciences or during the activity days<br />
of the Technology Foundation Berlin<br />
at the Urania venue. Quite a few are<br />
now studying science at university.<br />
Under certain circumstances, a career<br />
in science can begin with a class visit<br />
to the Life Science Learning Lab. It<br />
has not yet been decided whether the<br />
team of the Life Science Learning Lab<br />
will repeat the format of the compact<br />
internship in the next school year, but<br />
the conclusion of the organizers, course<br />
leaders and students is clear: The<br />
compact internship for the ten students<br />
was a complete success!<br />
imdc03 2012<br />
77
Campussplitter<br />
s hort features<br />
Zwei Leuchttürme<br />
für das MDC<br />
Text Barbara Urban<br />
Mitten in einem kleinen Waldstück auf dem Bucher Campus stehen links und rechts<br />
entlang der Straße, die direkt <strong>zum</strong> Neubau des Experimental Research Center (ERC)<br />
führt, zwei Leuchttürme. Wer das erste Mal dort entlang kommt, ist erstaunt über das<br />
Farbspiel, das von den Leuchttürmen ausgeht. Denn je nach Entfernung und Winkel des<br />
Betrachters zur Installation verändert sich die Farbe ihrer Leuchtfeuer.<br />
Leuchtfeuer sind für die Schifffahrt wichtige Navigationshilfen und auch nachts ein<br />
weithin sichtbares Zeichen. Die Leuchtfeueroptik der Leuchttürme auf dem Campus ist<br />
genau wie bei einem echten Leuchtturm aus sogenannten Fresnelschen Stufenlinsen aufgebaut.<br />
Diese Linsen waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Augustin Jean Fresnel, einem<br />
französischen Physiker, entwickelt worden, um Gewicht und Umfang der optischen Linsen<br />
im Leuchtfeuerbereich deutlich zu reduzieren. Optische Glaslinsen mit geringer Brennweite<br />
sind normalerweise sehr dick und dadurch auch sehr schwer. Der Trick bestand darin, die<br />
Linse aus einzelnen Glasringen aufzubauen. Je nachdem, in welchem Winkel diese Ringe<br />
zueinander stehen, wird das Licht gebrochen. Fresnelsche Linsen kommen sowohl als Gürtel-<br />
als auch als Scheinwerferlinsen in der Leuchtfeueroptik vor.<br />
Aber wie fanden die beiden Leuchttürme ihren Weg auf den Bucher Forschungscampus?<br />
Sie sind Teil des im Jahr 2000 auf dem Campus eingeweihten Skulpturenparks. Ende der<br />
neunziger Jahre konnte das MDC für diesen Park eine Reihe von Kunstwerken aus Mitteln<br />
der Deutschen Klassenlotterie erwerben. Dabei sollten auch junge Künstler gefördert und<br />
an der Erschaffung des Skulpturenparks beteiligt werden. So entstand der Kontakt zu<br />
dem damals 32-jährigen Olafur Eliasson, der sich wie alle am Skulpturenpark beteiligten<br />
Künstlerinnen und Künstler auf dem Campus einen Standort für sein Kunstwerk auswählen<br />
konnte. Als Eliasson gefragt wurde, ob er sich vorstellen könnte, etwas für den Forschungscampus<br />
in Berlin-Buch zu machen, entwarf er als erstes einen Wasserbogen. Diese Idee<br />
konnte aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt werden. Stattdessen entstand dann<br />
80 imdc03 2012
Olafur Eliasson, Leuchttürme, 2000<br />
Stainless steel, coloured glass, halogen bulbs, fresnel lenses<br />
244 cm x 94 x 94 cm each<br />
Installation view at<br />
Max-Delbrück-Centrum Berlin-Buch<br />
Germany, 2000<br />
Photographer: Hans-Georg Gaul 2000<br />
© 2000 Olafur Eliasson<br />
imdc03 2012<br />
81
mehr nur Navigationshilfen zur Bestimmung der genauen<br />
Position auf See, sondern strukturieren ihre Umgebung auf<br />
dem Festland, machen neugierig oder sind wie bei „Five<br />
orientation lights“ oder „The movement meter for Lernacken“<br />
weithin über das Land sichtbar. Sie beeindrucken<br />
– manche mehr, manche weniger. Auf dem Campus in Buch<br />
wird erzählt, dass ein LKW-Fahrer so beeindruckt war, dass<br />
er sein Fahrzeug direkt vor den Leuchttürmen stoppte. Er<br />
glaubte, dass es sich um eine Lichtschranke handeln würde.<br />
Er stieg aus, lief durch das Farbspektrum und sah, dass<br />
nichts passierte. Nach einiger Zeit soll er dann seine Fahrt<br />
fortgesetzt haben…<br />
Foto: David Ausserhofer<br />
seine Lichtinstallation aus zwei Leuchttürmen.<br />
Leuchttürme tauchen zu dieser Zeit immer wieder als<br />
Thema in Eliassons Werk auf. So stellte er 1999 an fünf<br />
Punkten in der Toskana je einen Leuchtturm auf und nannte<br />
die Installation „Five orientation lights“. „Die fünf kleinen<br />
Leuchttürme gliedern durch farbige Beleuchtung ein Gebiet<br />
in verschiedene Sektoren. Ihr Licht fällt durch Fresnelsche<br />
Linsen, die in ein facettiertes Glasgehäuse aus farbigem<br />
Glas montiert sind. Auf diese Weise wird die Gegend statt<br />
mit den üblichen kartografischen Methoden durch einen<br />
Farbcode erschlossen“, so ist es in Eliassons Werkbeschreibung<br />
zu lesen. Ganz ähnlich wie bei „Five orientation<br />
lights“ besteht die Lichtinstallation in Berlin-Buch aus<br />
Leuchttürmen. Nur hier stehen sich die beiden Leuchttürme<br />
an einer Straße direkt gegenüber. Den beiden Lichtquellen<br />
ist ein Farbfeld zugewiesen, wodurch sich die Umgebung<br />
auch hier in farbige Segmente gliedert. In die gleiche Zeit<br />
fällt eine weitere Leuchtturm-Installation südlich von Malmö:<br />
„The movement meter for Lernacken“ (2000). Sie ist<br />
ebenfalls zweiteilig und befindet sich unweit der Auto- und<br />
Eisenbahnbrücke am Öresund, die Schweden und Dänemark<br />
verbindet.<br />
Olafur Eliasson (1967)<br />
studierte an der Königlich-Dänischen<br />
Kunstakademie. 2003 vertrat er<br />
Dänemark auf der 50. Biennale in<br />
Venedig und stellte im gleichen Jahr<br />
„The weather project“ in der Turbine<br />
Hall der Tate Modern in London<br />
aus. „Take your time“, eine vom San<br />
Francisco Museum of Modern Art<br />
organisierte Ausstellung, reiste 2008<br />
<strong>zum</strong> Museum of Modern Art (MoMA)<br />
in New York und zwei Jahre lang bis<br />
2010 zu weiteren Orten. Eliasson<br />
engagierte sich ebenfalls in einer<br />
Reihe von Projekten im öffentlichen<br />
Raum. Olafur Eliasson arbeitet seit<br />
2009 als Professor an der Universität<br />
der Künste und gründete im April<br />
desselben Jahres das Institut für<br />
Raumexperimente in Berlin. Weitere<br />
Infos: www.olafureliasson.net<br />
Olafur Eliasson (born in 1967)<br />
studied at the Royal Danish Academy<br />
of Fine Arts. In 2003 he represented<br />
Denmark at the 50th Venice<br />
Biennale and later that year exhibited<br />
“The weather project” in the Turbine<br />
Hall of the Tate Modern in London.<br />
“Take your time”, an exhibition organized<br />
by the San Francisco Museum<br />
of Modern Art, traveled in 2008 to<br />
the Museum of Modern Art (MoMA)<br />
in New York and for two years until<br />
2010 to other cities. Eliasson also<br />
became involved in a number of<br />
projects in public space. Since 2009<br />
Olafur Eliasson has worked as a professor<br />
at the Berlin University of the<br />
Arts, and he founded the Institute<br />
for Spatial Experiments (Institut für<br />
Raumexperimente, IfRex) in Berlin<br />
the same year. More info at: www.<br />
olafureliasson.net<br />
Eliassons Leuchtturm-Installationen erweitern die<br />
ursprüngliche Bedeutung von Leuchttürmen. Sie sind nicht<br />
82 imdc03 2012
Campus And People<br />
Two Lighthouses<br />
for the MDC<br />
Text Barbara Urban<br />
Tran s lation Carol Oberschmidt<br />
In the middle of a small wooded area on the Buch Campus, two lighthouse<br />
structures stand on the left and right side of the road leading to the new<br />
Experimental Research Center (ERC). People passing by for the first time are<br />
amazed by the play of colors emanating from the installation. The colors of<br />
the beacons change depending on the distance and angle of the viewer.<br />
Lighthouse beacons are important navigation aids for ships. They can be<br />
seen from afar and are a visible signal even at night to distant ships seeking<br />
their way. The beacons of Eliasson’s light houses on campus look exactly like<br />
those in real lighthouses and are made of so-called Fresnel lenses, which<br />
were developed in the early 19th century by Augustin Jean Fresnel, a French<br />
physicist, to significantly reduce the weight and size of lenses in lighthouses.<br />
Optical glass lenses with a short focal length are usually very thick and<br />
consequently very heavy. The trick was to construct the lens out of concentric<br />
annular sections known as Fresnel zones. The light is refracted depending on<br />
the angle of the ring-like sections in relation to each other. There are two<br />
types of Fresnel lenses used in beacons: the belt-like cylindrical type and the<br />
headlight type.<br />
But how did the Buch research campus come to have two lighthouses? They<br />
are part of the Sculpture Park inaugurated on campus in the year 2000. In<br />
the late 1990s the MDC acquired artworks for this park from funds of the<br />
German Class Lottery. The idea was to support young artists and involve them<br />
in the creation of the Sculpture Park. Thus, Olafur Eliasson, then 32 years old,<br />
was asked if he could imagine creating something for the research campus<br />
in Berlin-Buch. Like all other artists participating in the Sculpture Park, he<br />
was allowed to pick the location for his installation. The first version Eliasson<br />
designed for his contribution was an arc of water. For various reasons,<br />
this idea could not be realized. Instead, Eliasson created a light installation<br />
consisting of two lighthouses.<br />
Lighthouses are a recurrent theme in Eliasson’s work of this period. In<br />
1999 he positioned single lighthouses at five sites in Tuscany and entitled the<br />
installation “Five Orientation Lights”. The five small light housesdivide the<br />
area in different sectors by illuminating<br />
them in different colors. Their<br />
light shines through Fresnel lenses<br />
that are mounted in a multifaceted<br />
glass enclosure made of colored<br />
glass. Thus, according to Eliasson’s<br />
work description, a secondary grid<br />
is introduced to the landscape – not<br />
by using the usual cartographic<br />
methods but by means of a color<br />
code. Much like in “Five Orientation<br />
Lights”, the light installation in<br />
Berlin-Buch consists of lighthouse<br />
structures. Only here the two light<br />
houses are positioned across the road<br />
from each other. Both light sources<br />
are assigned a color field, through<br />
which the surrounding area is divided<br />
into colored segments. During the<br />
same period Eliasson created another<br />
lighthouse installation south of<br />
Malmö: “The Movement Meter for<br />
Lernacken” (2000). It also consists<br />
of two parts and is located not<br />
far from the Øresund Bridge, the<br />
combined highway-railway bridge<br />
connecting Sweden and Denmark.<br />
Eliasson’s lighthouse installations<br />
extend the original meaning<br />
of lighthouses. No longer are they<br />
only navigation aids to determine<br />
the exact position at sea. Rather,<br />
they structure their surroundings<br />
on land, thus arousing the viewer’s<br />
curiosity. The installations “Five<br />
Orientation Lights” or “Movement<br />
Meter for Lernacken” are visible in<br />
the countryside from a far distance.<br />
Eliasson’s lighthouses captivate<br />
people’s attention – some more so,<br />
some less. On the Buch campus the<br />
story goes that the lighthouses made<br />
such an impression on a truck driver<br />
that he brought his vehicle to a halt<br />
right in front of them, believing they<br />
must be some kind of light barrier.<br />
He got out, walked through the color<br />
spectrum, testing to see if anything<br />
would happen. Nothing did, and after<br />
a while he got back into his truck<br />
and continued driving on his way…<br />
imdc03 2012<br />
83
84 imdc03 2012
Im Fokus<br />
in Focus<br />
In der Ruhe<br />
liegt die Kraft<br />
Bogenschützin Roswitha Lose bei der WM in Südafrika<br />
Text Barbara Urban fotos David Ausserhofer<br />
imdc03 2012<br />
85
Im Fokus<br />
Roswitha Lose beim Training<br />
Es ist warm und etwas unruhig in der Rembrandt Hall,<br />
einer Sporthalle auf dem Campus der University of<br />
Pretoria, Südafrika. Nervosität liegt in der Luft. Roswitha<br />
Lose (54) nimmt <strong>zum</strong> ersten Mal an einer Weltmeisterschaft<br />
im Bogenschießen teil. Im Gepäck hat sie ihren neuen<br />
Langbogen. Der ist aus Bambus mit einem Griffstück aus<br />
Olivenholz und misst 1,66 Meter. Die dazugehörigen Pfeile<br />
sind auch aus Holz. Alle 261 Sportler aus 15 Nationen, die<br />
an dieser Weltmeisterschaft teilnehmen, müssen nach der<br />
Registrierung zuerst ihren Bogen und ihre mit einem Logo<br />
und Nummern gekennzeichneten Pfeile den Kampfrichtern<br />
vorführen. Und die Pfeilspitzen dürfen nicht zu groß oder<br />
zu dick sein.<br />
Suchend schaut sie sich in der Halle nach den fünf anderen<br />
Vereinsmitgliedern des TSV Lindenberg um. Plötzlich ein<br />
Pfiff. Genau zwanzig Sekunden hat sie jetzt Zeit, sich als eine<br />
von sechzig Sportlerinnen aus aller Welt an einer Linie zu<br />
positionieren. Langsam wird es ganz still. Sie schaut auf ihre<br />
Zielscheibe, spannt den Langbogen, richtet den Pfeil aus,<br />
konzentriert sich, korrigiert noch einmal, erneute Konzentration<br />
und dann: Schuss. Geräuschlos fliegt ihr Pfeil 18 Meter<br />
durch die Luft. Als er die Zielscheibe erreicht, gibt es ein klatschendes<br />
Geräusch. Den Bogenschützen bleiben vier Minuten<br />
Zeit, um fünf Pfeile abzuschießen. Dann ertönt wieder ein<br />
Pfiff. Die Schützen treten nach hinten und das Ganze wiederholt<br />
sich mit der nächsten Gruppe von sechzig Sportlern. Drei<br />
Durchgänge absolviert sie so am ersten Tag.<br />
Jede der dreißig Zielvorrichtungen hat vier Zielscheiben,<br />
jeder Bogenschütze genau fünfzig Zentimeter Platz an der<br />
Startlinie. Es ist eng. Immer zwei nebeneinanderstehende<br />
Schützen schießen auf eine Zielvorrichtung. Allerdings, jeder<br />
auf seine Zielscheibe. Dahinter stehen zwei weitere Schützen,<br />
die danach an die Startlinie vortreten und die darunter<br />
liegenden Zielscheiben anvisieren. Dann laufen die Schützen<br />
zu viert zu ihren Zielscheiben und notieren gegenseitig ihre<br />
Treffer. Drei Tage hintereinander ist Roswitha Lose dabei. Von<br />
Durchgang zu Durchgang wird sie ruhiger und gelassener,<br />
vertraut auf ihre Treffsicherheit, die sie jede Woche im TSV<br />
Lindenberg trainiert. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen kämpft<br />
sie sich mit ihren insgesamt 50 Pfeilen in zehn Durchgängen<br />
vom dritten auf den zweiten Platz in ihrer Altersklasse. „Ich<br />
konnte es erst gar nicht fassen“, erinnert sie sich. „Erst nach<br />
und nach kam es bei mir an. Ich werde eine Silbermedaille mit<br />
nach Hause bringen.“<br />
Zu der archaischen Schießsportart kam Roswitha Lose aus<br />
der Forschungsgruppe von Dr. Iduna Fichtner eher zufällig.<br />
Vor etwa zwanzig Jahren entdeckte sie auf einer Informationsveranstaltung<br />
einen Verein für Bogenschießen, meldete<br />
sich an und trainiert seitdem zweimal pro Woche, im Winter in<br />
der Halle und im Sommer im Freien. Ihre Motivation ist, immer<br />
besser zu werden und ihre eigenen Rekorde zu knacken. „Wir<br />
nehmen regelmäßig an regionalen Wettbewerben teil, um uns<br />
für die Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren“, sagt sie.<br />
Es gibt nicht viele Frauen, die diesen Langbogen ohne jegliche<br />
Hilfsmittel schießen. Ein Leben ohne Bogenschießen ist für<br />
sie kaum mehr vorstellbar und so lange sie den Bogen halten<br />
kann, wird sie diesem Sport nachgehen. Wer sie sieht, glaubt<br />
ihr das sofort. Im letzten Jahr wurde sie nicht nur Vizeweltmeisterin<br />
im Bogenschießen, sondern auch Sportlerin des<br />
Jahres im Brandenburger Landkreis Barnim 2011.<br />
Was man braucht, um ein guter Bogenschütze zu sein, fasst<br />
sie mit wenigen Worten zusammen: Talent, Ruhe und die Fähigkeit,<br />
kurzzeitig hoch konzentriert zu sein. Ihr Leitspruch:<br />
In der Ruhe liegt die Kraft! Das nutzt ihr auch in ihrem<br />
Beruf. Seit 1974 arbeitet die gelernte Biologielaborantin als<br />
Versuchstierpflegerin auf dem Bucher Campus. „Ich bin in<br />
Buch aufgewachsen und schon als Kind sehr gern zusammen<br />
mit meiner Stiefmutter, die auch schon Tierpflegerin war, am<br />
Wochenende auf den Forschungscampus gegangen“, erinnert<br />
sie sich. „Mir hat diese Arbeit gefallen.“ Auch die Tochter von<br />
Roswitha Lose hat nun in dritter Generation diesen Beruf<br />
gewählt.<br />
86 imdc03 2012
In Focus<br />
Der auf der Weltmeisterschaft für Bogenschießen<br />
in Pretoria, Südafrika, 2011, registrierte<br />
Langbogen von Roswitha Lose<br />
imdc03 2012<br />
87
In Focus<br />
Serenity is the<br />
Source of Strength!<br />
Text Barbara Urban<br />
Photos David Ausserhofer, Bernd Lose<br />
Tran s lation Carol Oberschmidt<br />
It is warm and a little turbulent in<br />
Rembrandt Hall, the indoor arena of<br />
the University of Pretoria Sports Centre,<br />
South Africa. Nervousness is in the air.<br />
Roswitha Lose (54) is participating for<br />
the first time in a world championship<br />
in archery. She is using her new longbow,<br />
made of bamboo with a handle of<br />
olive wood and measuring 1.66 meters<br />
in length. The corresponding arrows are<br />
also made of wood. After registering<br />
at the World Cup, all 261 athletes from<br />
15 countries must show their bow and<br />
their labeled and numbered arrows to<br />
the competition judges, who check to<br />
see if they meet World Cup specifications.<br />
Furthermore, the arrowheads<br />
may be neither too large nor too thick.<br />
Roswitha looks around the hall<br />
for the other five members of the TSV<br />
Lindenberg Archery Club. Suddenly a<br />
signal sounds. She now has exactly<br />
20 seconds to position herself at a<br />
line as one of 60 women athletes<br />
from around the world. Slowly it gets<br />
quiet. She looks at her target, draws<br />
back her longbow, aligns the arrow,<br />
concentrates, corrects the alignment<br />
once again, concentrates again and<br />
then shoots. Noiselessly her arrow<br />
flies 18 meters through the air, hitting<br />
the target with a slapping sound.<br />
Four minutes remain for the archers<br />
to shoot five arrows. Then the whistle<br />
blows again. The archers step back<br />
and the whole procedure is repeated<br />
with the next group of 60 athletes.<br />
Then another end (a term in archery<br />
meaning the specified number of arrows<br />
shot by archers before the score is<br />
taken and the arrows retrieved) takes<br />
place. Altogether, there are three ends<br />
on the first day.<br />
Each of the thirty target devices<br />
has four targets, and each archer has<br />
exactly 50 centimeters at the starting<br />
line – quite a narrow space. There are<br />
always two archers standing side by side<br />
who shoot at one target device. However,<br />
each has her own target (top left or<br />
top right). Behind them are two other<br />
archers, who then step up to the starting<br />
line and aim at the lower targets (bottom<br />
left or bottom right). Then the archers<br />
run to their targets in fours and note<br />
each other’s hits. Roswitha continues to<br />
compete three days in a row. From end<br />
to end she becomes calmer and more<br />
serene and also more confident in her<br />
marksmanship, which she practices every<br />
week at the TSV Lindenberg club. In a<br />
very close competition with a total of 50<br />
arrows in ten ends, she manages to work<br />
her way up from third to second place in<br />
her age group. “At first I couldn’t believe<br />
it,” she recalled. “It only gradually<br />
dawned on me that I would bring home<br />
silver.”<br />
Roswitha Lose, who works in the<br />
research group of Dr. Iduna Fichtner,<br />
became interested in the ancient shooting<br />
sport more or less by happenstance.<br />
About 20 years ago she attended an<br />
information event and discovered an<br />
archery club. She registered and has<br />
trained twice a week ever since, indoors<br />
in winter and outdoors in summer. Her<br />
motivation is to continually improve and<br />
break her own records. “We regularly<br />
participate in regional competitions to<br />
qualify for the German championship,”<br />
she said. There are not many women<br />
who shoot longbows without a support<br />
device. She can hardly imagine a life<br />
without archery, and as long as she can<br />
hold the bow, she will pursue this sport.<br />
Whoever watches her shoot believes her<br />
immediately. Last year she was not only<br />
Vice World Champion in archery, but also<br />
Athlete of the Year in the Barnim district<br />
of Brandenburg.<br />
In just a few words she sums up<br />
what it takes to be a good archer:<br />
talent, calm and the ability to be<br />
88 imdc03 2012<br />
World championship in archery,<br />
Pretoria, South Africa 2011
In the archery club<br />
extremely focused for a short time.<br />
Her motto: Serenity is the source of<br />
strength! This motto is also useful in<br />
her profession. Since 1974 the trained<br />
biology technician has been working<br />
as caretaker of laboratory animals on<br />
the Buch campus. “I grew up in Buch<br />
and used to accompany my stepmother,<br />
who was also an animal caretaker, to<br />
the research campus on weekends,”<br />
she recalled. “I really enjoyed this<br />
work.” Her daughter has now decided to<br />
become an animal caretaker, continuing<br />
the tradition in the third generation.<br />
The successful<br />
German team of<br />
archers, 2011<br />
imdc03 2012<br />
89
Vermischtes miscellaneous<br />
Ask ?<br />
Dr. Luser<br />
Ever wonder what happens to all those “luser” mails? Or whom you can turn to<br />
when those deep, soul-searching questions arise? Many people still don’t know<br />
that the MDC has a staff member on hand who sits by his computer day and<br />
night, ready to provide advice on anything under the sun, from the banal to the<br />
existential. Don’t hesitate to drop him a line...<br />
subject Mouse brain<br />
Dear Dr. Luser,<br />
I am doing my thesis in the MDC right now. My Prof.<br />
from the University urgently asks if anyone can donate<br />
HeLa cells for the Cell-culture teaching-lab in the<br />
uni. So if anyone can help out with a flask of some<br />
cells or a frozen aliquot to raise new scientists, please<br />
contact me :-)<br />
Thanks a lot, LL<br />
Dear LL,<br />
Raising new scientists is indeed a challenge. It‘s best<br />
done in a cheerful family environment with lots of<br />
objects to stimulate the senses: toys, books, a pipette,<br />
maybe a Waters Acquity UPLC/Synapt G2 QTOF mass<br />
spectrometer... As far as I know it has never been tried<br />
in a flask or a frozen aliquot. If you get authorization<br />
from the ethics committee to try, please let me know<br />
how things turn out.<br />
Best regards, Bob Luser<br />
90 imdc03 2012
Preisrätsel 03<br />
Riddle<br />
Was ist das?<br />
What‘s that?<br />
Senden Sie Ihre Antwort bitte bis <strong>zum</strong> 15. August 2012 an<br />
iMDC@mdc-berlin.de<br />
Der Preis für die richtige Antwort sind zwei Eintrittskarten<br />
für das Deutsche Technikmuseum Berlin. Bei<br />
mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
If you have the solution to the riddle, please send your<br />
answer to iMDC@mdc-berlin.de by August 15th.<br />
The winner will receive two tickets for the Deutsche Technikmuseum<br />
Berlin. If there are several right answers, the winner<br />
will be decided by drawing lots. Legal recourse is excluded.<br />
Auflösung des Rätsels imdc 02<br />
B - Wissenswerte ist richtig.<br />
Das Foto ist am 26. September 2011 im MDC.C entstanden. Aus den vielen richtigen Einsendungen<br />
wurde Dinto Jose als Gewinner des Videos „Sergej in der Urne“ per Los gezogen.<br />
Solution to the riddle in imdc 02<br />
B - Wissenswerte (“Knowledge Values”) is correct.<br />
The photo was taken on September 26, 2011. From the many correct entries, Dinto Jose was drawn<br />
by lot as winner of the DVD “Sergej in the Urn”.<br />
imdc03 2012<br />
91
vermischtes Miscellaneous<br />
news 06/12<br />
MDC-Wissenschaftlerin im DFG-Fachkollegium<br />
MDC Scientist elected to DFG Review Board<br />
Prof. Carmen Birchmeier ist in das Fachkollegium „Grundlagen der<br />
Biologie und Medizin“ der DFG gewählt worden. In der Amtszeit 2012-2015 wird sie<br />
Förderanträge wissenschaftlich bewerten, Empfehlungen für die Entscheidungsgremien der<br />
DFG abgeben und diese auch in strategischen Fragen der Forschungsförderung beraten.<br />
has been elected to serve as a member of the review board “Fundamentals of Biology and<br />
Medicine” of the German Research Foundation (DFG). Beginning in March 2012 und running<br />
through 2015, Carmen will review scientific grant proposals, offer recommendations for the DFG<br />
decision committees, and advise the DFG in terms of strategy in research funding.<br />
Neuer Koordinator für den Bereich Herz-Kreislaufund<br />
Stoffwechselerkrankungen am MDC<br />
New MDC Programme Coordinator “Cardiovascular and Metabolic Diseases”<br />
Prof. Dr. Norbert Hübner ist seit der Kuratoriumssitzung am 25. April<br />
2012 <strong>zum</strong> neuen Koordinator des Bereichs Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen<br />
berufen und der bisherige Koordinator, Prof. Dr. Thomas Willnow, entlastet worden.<br />
was appointed by the MDC’s Board of Trustees as the new coordinator of the research program,<br />
Cardiovascular and Metabolic Diseases on April 25, 2012. His predecessor, Professor Thomas<br />
Willnow, had served as coordinator since 2004.<br />
Neue Referenten im Vorstand<br />
new Coordinators<br />
Katrin Rosswog hat an der Universität Potsdam BWL mit dem Schwerpunkt<br />
Public- und Non-Profit-Management studiert. Während des Studiums arbeitete sie am<br />
Neurowissenschaftlichen Forschungszentrum an der Charité und lernte dabei das MDC<br />
über das Exzellenzcluster „NeuroCure“ kennen. Anfang Dezember 2011 wechselte sie<br />
vom Interessenverband Medizinischer Fakultätentag an das MDC, wo sie als Referentin<br />
des Administrativen Vorstandes tätig ist. Zu ihren Aufgaben gehören insbesondere das<br />
externe Berichtswesen, das Risikomanagement und die Unterstützung des Administrativen<br />
Vorstands im Tagesgeschäft.<br />
studied Business Administration and Public and Non-Profit Management at the University of<br />
Potsdam. During her studies, she worked at the Neuroscience Research Center at the Charité<br />
and was introduced to the MDC via the Excellence Cluster ”NeuroCure”. At the beginning of<br />
December 2011, she left the “Interessenverband Medizinischer Fakultätentag” and began working<br />
at the MDC as Administrative Coordinator. Her duties include producing external reports,<br />
risk management, and supporting the Administrative Office of the MDC in its daily business.<br />
92 imdc03 2012
vermischtes Miscellaneous<br />
Dr. Iwan Christiaan Meij hat Molekularwissenschaften an der Universität<br />
Wageningen, Niederlande, studiert. Er promovierte 2001 an der Radboud Universität<br />
Nijmegen auf dem Gebiet vererbbarer Magnesiumverlust-Erkrankungen der Niere. Durch<br />
seine wissenschaftlichen Projekte entstanden Kontakte nach Berlin zur MDC-Forschungsgruppe<br />
Hübner und der Charité-Forschungsgruppe Müller, in deren Folge er Projektmanager<br />
für die EU-Projekte „EuReGene“ am MDC in der FG Willnow und „Eunefron“ am UCL in Brüssel<br />
wurde. Später koordinierte er von ihrer Gründung an die „TransCard Research School“ am<br />
MDC. Seit 2005 hat Iwan Meij immer sowohl im Wissenschaftsmanagement als auch in der<br />
Wissenschaft (ehrenamtlich in der FG von Prof. Dominik Müller) gearbeitet. Seit Dezember<br />
2011 ist er Referent im Wissenschaftlichen Vorstand und betreute die Evaluierung unseres<br />
Forschungszentrums. Nach Abschluss der Evaluierung und des EU-Projektes „Eunefron“<br />
widmet er sich ab Mai 2012 ganz dem Wissenschaftsmanagement im Vorstand und begleitet<br />
die dritte Runde der programmorientierten Förderung (kurz POF).<br />
studied Molecular Sciences at the University of Wageningen in the Netherlands. He received his<br />
doctorate degree in 2001 from the Radboud University in Nijmegen on the topic of inherited<br />
kidney disorders involving magnesium loss. While doing research, he came into contact with<br />
MDC group leader Professor Norbert Hübner and Charité researcher Professor Dominik Müller<br />
and subsequently became the project manager for EU Projects “EuReGene“ (MDC research<br />
group of Professor Thomas Willnow) and “Eunefron“ (UCL Brussels). Later, he coordinated the<br />
newly established “TransCard Research School“ at the MDC. Since 2005, Iwan has worked in<br />
both science management and in science research (volunteering in the research group of Prof.<br />
Dominik Müller). Since December 2011, Iwan has served as Scientific Coordinator in the Scientific<br />
Executive Board (Wissenschaftlicher Vorstand) and has overseen the external evaluation of<br />
the institute and the EU-Project “Eunefron“. Starting in May 2012, he will dedicate his time to<br />
science management and the third round of program-oriented funding (POF).<br />
Dr. Gesa Schäfer hat in Erlangen Molekularwissenschaften mit Schwerpunkt<br />
Organische Chemie studiert und kam 2007 nach Berlin-Buch ans FMP, um auf dem Gebiet<br />
der Wirkstoffforschung zu promovieren. Während dieser Zeit lernte sie bereits als Doktorandenvertreterin<br />
die Organisationsstrukturen eines Forschungsbetriebes näher kennen, fand<br />
das sehr interessant und entschied sich nach ihrer Promotion im Jahr 2011, als Referentin<br />
des Wissenschaftlichen Vorstandes ins Wissenschaftsmanagement zu wechseln. Zu ihrem<br />
Arbeitsgebiet gehören u.a. die MDC-Charité-Kooperation, die Helmholtz-Nachwuchsgruppen<br />
sowie die Postdoc-Programme.<br />
studied Molecular Sciences with a concentration in organic chemistry in Erlangen and, in 2007,<br />
came to the FMP in Berlin-Buch to complete her doctoral degree in the field of drug research.<br />
During this time, she was elected as one of the PhD representatives and became familiar with<br />
the structure and function of research institutes. After receiving her degree in 2011, she chose<br />
to pursue a career in science management as Scientific Coordinator of the MDC’s Scientific<br />
Executive Board (Wissenschaftlicher Vorstand). Her work focuses on the MDC-Charité cooperation,<br />
the Helmholtz junior groups, and the postdoc programs.<br />
imdc03 2012<br />
93
save the date 2012<br />
8. Juni<br />
June 8<br />
28. - 30. Juni<br />
June 28 - 30<br />
11. August<br />
August 11<br />
30.August-<br />
1. September<br />
August 30 –<br />
September 1<br />
7.-8. September<br />
September 7-8<br />
Clinical Needs, Research Promises<br />
and Technical Solutions<br />
3 rd Scientific Symposium of the Ultrahigh Field Magnetic Resonance MDC.C<br />
Ort/Location: MDC.C, Berlin-Buch<br />
Anprechpartner/Contact: Prof. Thoralf Niendorf (MDC),<br />
Prof. Jeanette Schulz-Menger (Charité), Dr. Bernd Ittermann<br />
(Physikalisch-Technische Bundesanstalt, PTB)<br />
Infos/More information at: www.uhf-mr.de<br />
5th Berlin Summer Meeting<br />
Genetic Dissections vs. Systems & Synthetic Biology<br />
Computational & Experimental Molecular Biology Retreat<br />
Ort/Location: Hotel Döllnsee-Schorfheide, Templin<br />
Anprechpartner/Contact: Dr. Jutta Steinkötter und<br />
Alexandra Tschernycheff (BIMSB, MDC), Michaela Langer (MDC)<br />
Infos/More information at: www.berlinsummermeeting.org<br />
Tag der Offenen Tür am MDC - Sommerfest<br />
Open Day at MDC - Summer Party<br />
Beginn/It starts at: 14 Uhr, 2pm<br />
Infos/More information at: www.mdc-berlin.de<br />
Build up your future<br />
14. MDC-/FMP-Doktorandentreffen 2012/ 14 th MDC/FMP<br />
PhD Student Retreat 2012<br />
Ort/Location: Hotel Preußischer Hof, Liebenwalde<br />
Infos/More information at: www.mdc-berlin.de<br />
1. ECRC „Franz-Volhard“ Symposium<br />
Ort/Location: MDC.C<br />
Ansprechpersonen/Contact:<br />
Prof. Dominik Müller (dominik.mueller@mdc-berlin.de), Michaela Langer (MDC)<br />
Infos/More information at: www.ecrc-symposium-berlin.de<br />
7. Dezember<br />
December 7<br />
Festakt „20 Jahre MDC“ und<br />
erste Promotionsfeier am MDC<br />
20th Anniversary Celebration with<br />
the first Ph.D Graduation Ceremony at the MDC<br />
Beginn/It starts: 11 Uhr/11 am<br />
Festrede/Speech: Annette Schavan,<br />
Bundesforschungsministerin/ Federal Research Minister<br />
Ehrengast/Honored Guest: Richard von Weizsäcker,<br />
Alt-Bundespräsident/ Former Federal President of Germany<br />
Ort/ Location: MDC.C<br />
94 imdc03 2012
News<br />
Danke Thanks<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Dr. Barbara Urban<br />
die Beiträge für diese Ausgabe führten die Autoren nach<br />
Israel, in Hörsäle, durch Labore, Archive und Kellergänge,<br />
unters Dach, durch Heiz- und Lüftungszentralen, <strong>zum</strong> neuen<br />
Blockheizkraftwerk sowie in das Studio von Olafur Eliasson.<br />
Die Rubrik „Im Fokus“ führte mich in eine Sporthalle zu den<br />
Bogenschützen des TSV Lindenberg. In der Ruhe liegt die<br />
Kraft, galt dort genauso wie bei der Produktion dieser für<br />
mich letzten Ausgabe des imdc.<br />
Als ich im November 2010 ans MDC kam, hieß es Ärmel<br />
hochkrempeln, ein Konzept für ein neues Mitarbeitermagazin<br />
entwickeln, einen Gestaltwettbewerb organisieren.<br />
Ziel war, ein internes Kommunikationsmittel mit großer<br />
externer Wirkung zu schaffen. Im Juni 2011 hielten Sie,<br />
liebe Leserinnen und Leser, das erste imdc in Ihren Händen.<br />
Die Resonanz auf diese neue Identifikationsplattform war<br />
für mich überwältigend.<br />
Jetzt, genau ein Jahr später, heißt es Abschied nehmen,<br />
weil dies mein letztes Magazin für das MDC sein wird. Ein<br />
guter Grund, mich bei all jenen zu bedanken, die die ersten<br />
drei Ausgaben des imdc auf der Basis von Authentizität,<br />
Offenheit, Mut, Neugierde und Vertrauen begleitet und<br />
ermöglicht haben.<br />
Barbara Urban<br />
Chefredakteurin<br />
Dear Readers,<br />
This 3rd edition of the imdc lead the authors to Israel, to<br />
lecture halls, laboratories, archives, cellar hallways, rooftops,<br />
through heating and ventilation control centers, power plants,<br />
as well as to the studio of Olafur Eliasson. The section “In<br />
Focus” lead me to a sports hall and to the archery club “TSV<br />
Lindenberg”. “Serenity is the source of strength” a favorite<br />
German saying, applies not only to archery but also to the<br />
production of this magazine.<br />
On my first day at the MDC in November 2010, I sat down<br />
at my new desk, rolled up my sleeves and started to develop<br />
a concept for a new employee magazine. The goal was to<br />
create an internal communication medium that also has a<br />
significant external impact. The result came in June 2011 with<br />
the imdc01- the publication of the very first imdc. The huge<br />
positive response I received was overwhelming.<br />
Now, exactly one year after the first imdc appeared, I say<br />
goodbye to you as this will be my last magazine for the MDC. I<br />
want to take this opportunity to thank everyone who contributed<br />
to the production of the first three imdc editions and for<br />
their authenticity, openness, courage, curiosity, and trust.<br />
Barbara Urban<br />
Editor in chief
MDC magazin MDC magazine<br />
Kontakt Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch<br />
13125 Berlin | Robert-Rössle-Straße 10 | www.mdc-berlin.de<br />
96 imdc03 2012