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imdc 03<br />

MDC magazin MDC magazine<br />

Titelthema<br />

Verstehen,<br />

wie das<br />

Leben funktioniert!<br />

Titelthema Verstehen, wie das Leben funktioniert Jubiläum 20 JAhre MDC internationales<br />

Wissenschaftliche Diskurse und Orangenhaine im Winter | schau es dir selbst an |<br />

neue research school Campus und Leute Weniger ist mehr – Energiemanagement am MDC<br />

| Biobanken | Abgezählt | Die Klügste Nacht des Jahres | Es betrifft dich - Ausstellung | Lernen<br />

fÜrs Leben | campussplitter im Fokus In der Ruhe liegt die Kraft vermischtes …


Editorial<br />

editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

als die ersten Texte dieser Ausgabe entstanden, lag noch<br />

Schnee und Nikolaus Rajewsky erläuterte bei einem Gang<br />

durch die Labore seine Arbeit, die mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet<br />

wurde (S. 6).<br />

Jetzt ist es fast Sommer und wir haben eine neue<br />

deutsch-israelische Graduiertenschule (S. 36) und eine Vize-<br />

Weltmeisterin im Bogenschießen (S. 84). Ebenfalls höchst<br />

erfreulich war das Ergebnis der Zentrumsevaluierung, das wir<br />

vor wenigen Wochen erhielten: Das MDC bekam die Bestnote<br />

„outstanding“. Davon profitieren auch Partner an den Universitäten<br />

und der Charité. Mehr zu unserem Verhältnis zu<br />

den Unis lesen Sie im Standpunkt von Thomas Sommer (S.<br />

3).<br />

Grund <strong>zum</strong> Feiern bietet unser 20jähriges Jubiläum, das<br />

wir am 7. Dezember mit einem großen Festakt begehen werden<br />

und das wir mit einer Serie (S. 12) im imdc würdigen.<br />

Merken Sie sich also den 7.12. vor – und unbedingt auch den<br />

11. August. Denn an diesem Tag feiern wir ein Sommerfest,<br />

zu dem wir insbesondere auch die Bucher Bürgerinnen und<br />

Bürger einladen. Feiern Sie mit, am besten mit Ihrer Familie<br />

und Ihren Freunden!<br />

Eine anregende Lektüre wünscht<br />

Josef Zens, Leiter der Abteilung Kommunikation<br />

Dear readers,<br />

Snow was still on the ground as the first articles in this issue<br />

were written and as Nikolaus Rajewsky, freshly awarded with<br />

the Leibniz Prize, explained his work during a walk through his<br />

labs (p. 10).<br />

Now it‘s almost summer and we have a new German-Israeli<br />

graduate school (p. 38) and a vice-world champion in archery<br />

(p. 88). We’re also very happy with the result of the evaluation<br />

of our center, which we received a few weeks ago: the MDC<br />

was given the highest possible rating „outstanding“. This also<br />

benefits our partners at the universities and at the Charité.<br />

For more on our relationship with the universities see the<br />

“perspective” of Thomas Sommer (p. 3).<br />

A good reason to celebrate is our 20th anniversary. We will<br />

have a grand ceremony on December 7 and we are starting a<br />

series in the iMDC covering the early years on campus (p. 12). So,<br />

please mark your calendars for December 7 – and also for August<br />

11. On this day we will have an open day and a summer party,<br />

with a special invitation to the people of Buch. Celebrate with<br />

us, and don’t forget to bring your family and friends!<br />

A stimulating read<br />

Josef Zens, Head of the communications department


Standpunkt perspective<br />

Miteinander, nicht nebeneinander<br />

„Das deutsche Wissenschaftssystem ist zu versäult.“ Diese Generalkritik am angeblichen<br />

Nebeneinander von universitärer und außeruniversitärer Forschung höre ich immer wieder.<br />

Unser Forschungszentrum ist der lebendige Beweis dafür, dass wir längst ein Miteinander<br />

pflegen.<br />

Im aktuellen „Förderatlas 2012“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft liegt das MDC<br />

mit 17,1 Mio. Euro bundesweit auf Platz 2 (zusammen mit dem Helmholtz-Zentrum München).<br />

Diese Mittel sind größtenteils über koordinierte Programme wie Sonderforschungsbereiche<br />

(SFB), SFB/Transregios oder Schwerpunktprogramme gemeinsam mit Universitätswissenschaftlern<br />

eingeworben worden. Uns verbinden 19 Sonderprofessuren mit der Charité, mit<br />

der wir auch sehr erfolgreich das Experimental and Clinical Research Center (ECRC) betreiben.<br />

Über das Berlin Institute for Medical Systems Biology und das Integrative Forschungsinstitut<br />

(IRI) für Lebenswissenschaften sind wir stark mit der Humboldt-Universität vernetzt, ebenso<br />

bestehen enge Beziehungen zur Freien Universität. Und unsere rund 350 Doktoranden, von<br />

denen die meisten den Titel „Dr. rer. nat.“ anstreben, sind an einer der Berliner Universitäten<br />

eingeschrieben.<br />

Alles im Lot also? Nicht ganz, denn die Unis sind chronisch unterfinanziert, und viele<br />

Länder werden nicht die Mittel haben, um nach Auslaufen der Exzellenz-Initiative etwa<br />

Cluster weiter zu finanzieren. Jetzt besteht die Chance, mit einer gemeinsamen Einrichtung<br />

von Charité und MDC in Berlin etwas Neues zu schaffen. Wichtig ist mir dabei, dass beide<br />

Einrichtungen ihre Identität wahren, dass die Unis mit im Boot sind und, vor allem, dass<br />

universitäre und außeruniversitäre Kollegen sich auf Augenhöhe begegnen. Denn nur dann<br />

kann man voneinander lernen.<br />

With Each Other, Not Alongside Each Other<br />

“The German science system is constrained by its two-pillar structure.” This general criticism<br />

of the perceived parallel structure of university and non-university research in Germany – with<br />

researchers working alongside each other instead of with each other – is a comment I hear<br />

often. However, our research center is living proof that the two pillars have a long history of<br />

cooperation with each other.<br />

With grants totaling EUR 17.1 million, the MDC ranked second place (together with Helmholtz-<br />

Zentrum München) nationwide in the most recent funding ranking of the German Research<br />

Foundation (Förderatlas 2012). These funds have largely been acquired by coordinated programs<br />

such as collaborative research centers (SFBs), cross-regional collaborations (SFBs/Transregios) or<br />

priority programs together with university scientists. No less than 19 special professorships link<br />

us to the Charité, with which we also successfully operate the Experimental and Clinical Research<br />

Center. Through the BIMSB and the Integrative Research Institute (IRI) for the Life Sciences, we<br />

are closely interconnected with Humboldt University, and we also have close relations with the<br />

Free University of Berlin. Furthermore, our approximately 350 graduate students, most of whom<br />

are pursuing a “Dr. rer. nat.” degree, are enrolled at one of Berlin’s universities.<br />

Is then everything as it should be? Not really, because the universities are chronically underfunded,<br />

and many states will not have the resources to finance research clusters once the<br />

Excellence Initiative has expired. The proposed institutional cooperation between the Charité<br />

and the MDC now offers the opportunity to create something new in Berlin. What is important to<br />

me is that both institutions retain their identity, that the universities are on board as well and,<br />

most essential, that the university and non-university research colleagues work together on an<br />

equal footing – only then can we learn from each other.<br />

Thomas Sommer<br />

imdc03 2012<br />

3


impressum imprint<br />

impressum imprint<br />

imdc ist das Magazin für Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Max-Delbrück-Centrums für<br />

Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch<br />

40<br />

Herausgeber<br />

Stiftungsvorstand des Max-Delbrück-Centrums für<br />

Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch,<br />

Robert-Rössle-Str. 10, 13125 Berlin<br />

konzept<br />

Dr. Barbara Urban<br />

Chefredakteurin<br />

Dr. Barbara Urban, Abteilung Kommunikation, MDC<br />

Robert-Rössle-Str. 10, 13125 Berlin<br />

iMDC@mdc-berlin.de<br />

Redaktion<br />

Dr. Oksana Seumenicht, Ann-Kathrin Schöpflin,<br />

Dr. Jutta Steinkötter, Pamela Cohen<br />

Autoren<br />

Dr. Barbara Urban (urb), Dr. Kathrin Bucholz (kb),<br />

Pamela Cohen (pc), Daniel Heinze, Russ Hodge (rh),<br />

Annett Krause (ak), Dana Lafuente, Christine Minkewitz,<br />

Dr. Oksana Seumenicht, Josef Zens<br />

Übersetzung<br />

Carol Oberschmidt (co) und Thomas Oberschmidt (to)<br />

Titelfoto<br />

David Ausserhofer<br />

Korrektorat<br />

Kirstin Müller, Ann-Kathrin Schöpflin, Pamela Cohen<br />

Gestaltung<br />

Ariane Benhidjeb, a1grafik, Berlin<br />

06<br />

32<br />

Herstellung<br />

Druck Druckerei Conrad GmbH<br />

Oranienburger Str. 172, 13437 Berlin<br />

Papier Soporset premium, Extra+ (FSC zertifiziert)<br />

84<br />

Auflage 2.500<br />

Copyright<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung<br />

der Redaktion sowie Angabe der Quelle.<br />

Belegexemplar wird erbeten.<br />

ISSN 2192-6956 (imdc 03/2012)<br />

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inhalt contents<br />

inhalt contents<br />

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titelthema Cover Story<br />

Verstehen, wie das Leben funktioniert! | The Quest to Understand How Life Works!<br />

Leibniz-Preis an Prof. Nikolaus Rajewsky<br />

Prof. Nikolaus Rajewsky Awarded the Leibniz Prize<br />

Jubiläum Anniversary<br />

2012 - 20 Jahre MDC | 20 th Anniversary of the MDC<br />

internationales international Affairs<br />

Wissenschaftliche Diskurse und Orangenhaine im Winter…<br />

Scientific Discourse and Orange Groves in Winter…<br />

Schau es Dir selbst an! | See it for yourself!<br />

SignGene - Neue Research School am MDC<br />

SignGene - New Research School at the MDC<br />

Campus und Leute Campus and People<br />

Weniger ist mehr – Energiemanagement am MDC<br />

Less Is More – Energy Management at the MDC<br />

Biobanken | Biobanks<br />

Sport am MDC | Sports Activities at the MDC<br />

Abgezählt | Counted<br />

Die klügste Nacht des Jahres | “Smartest Night of the Year”<br />

Alkohol und Wasserflöhe | Alcohol and Water Fleas<br />

FMP-Aussstellung „Es betrifft dich!” | FMP Exhibition<br />

Lernen fürs Leben | Learning for Life<br />

Feriencamps für Kinder | Holiday Camps for Kids<br />

Campussplitter | Short Features<br />

im Fokus In Focus<br />

In der Ruhe liegt die Kraft - Bogenschützin Roswitha Lose bei der WM in Südafrika<br />

Serenity is the Source of Strength! - Archer Roswitha Lose at the World Championship<br />

in Archery in South Africa<br />

Vermischtes Miscellaneous<br />

Ask Dr. Luser<br />

Rätsel | Riddle<br />

News<br />

Save the Date<br />

Danke | Thanks<br />

80<br />

imdc03 2012<br />

5


Titelthema<br />

Cover Story<br />

Verstehen, wie<br />

das leben funktioniert!<br />

Nikolaus Rajewsky hat den Leibniz-Preis der<br />

DFG erhalten und erklärt seine Arbeit.<br />

Text Josef Zens Fotos David Ausserhofer<br />

Der Schnee, der über Nacht den Campus überzuckert hat, gleißt im Sonnenlicht. Bei<br />

minus 7 Grad stapft Prof. Nikolaus Rajewsky an einem Freitagmorgen unter seinem<br />

Bürofenster hin und her. Immerhin: Seine braunen Wanderstiefel sind dafür wie gemacht.<br />

Unterdessen fotografiert David Ausserhofer aus Rajewskys Büro im ersten Stock den frisch<br />

gekürten Leibniz-Preisträger. Am Ende wird aus den Aufnahmen eine Art Film montiert, der<br />

den Ehrengästen bei der Preisverleihung den Menschen Rajewsky etwas näher bringen soll.<br />

Seine Arbeit hat er zuvor im Interview erklärt. Am Ende fragt ihn die Interviewerin der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), wie er seine Forschung mit einem Satz cha-<br />

6 imdc03 2012


akterisieren würde. Rajewsky denkt lange nach und sagt<br />

dann: „Die Interaktion von Genen ist ein Schlüssel, um zu<br />

verstehen, wie das Leben funktioniert.“<br />

Nikolaus Rajewsky untersucht diese Interaktion. Er vergleicht<br />

seine Arbeit mit der eines Fotografen, der in einen<br />

dunklen Raum hinein blitzt. „Wie in einem Schnappschuss<br />

können wir erstmals sehen, wie Gene miteinander kommunizieren.“<br />

Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer besonderen<br />

Art von Molekül, der RNA. Lange Zeit galt die RNA<br />

ausschließlich als Übermittlungsmedium, das die Botschaft<br />

bestimmter Abschnitte des Erbguts DNA in die Fabriken der<br />

Zellen trägt, die daraus je nach Bauplan bestimmte Proteine<br />

herstellen. Seit rund zehn Jahren aber weiß man, dass<br />

die RNA nicht einfach wie eine Fahrradkette zwei Zahnräder<br />

verbindet und Informationen eins zu eins überträgt. Vielmehr<br />

funktioniert sie eher wie ein Automatikgetriebe, das die<br />

Aktivitäten in Zellen hoch- oder runterregelt oder sogar auf<br />

„Aus“ stellen kann.<br />

Rajewsky hat großen Anteil an der Entdeckung dieser<br />

Zusammenhänge. In der Begründung für die Zuerkennung des<br />

Leibniz-Preises heißt es, von besonderer Bedeutung seien<br />

seine Arbeiten zu den microRNAs – kleinen, nicht-codierenden<br />

RNAs, die eine Schlüsselrolle bei der Steuerung zellulärer Prozesse,<br />

aber auch bei der Entstehung von Krebs und anderen<br />

Krankheiten spielen.<br />

In seiner Karriere spielten die Lebenswissenschaften zunächst<br />

eine untergeordnete Rolle. Mathematik und Physik<br />

standen im Vordergrund – und die Musik. Nikolaus Rajewsky<br />

hat eine Ausbildung <strong>zum</strong> Konzertpianisten abgeschlossen.<br />

Er entschied sich aber für die Wissenschaft und promovierte<br />

in Köln in theoretischer Physik. Nach einem ersten Postdoktorat<br />

in New Jersey (USA) ging er für ein zweites an die<br />

Rockefeller University in New York und danach als Professor<br />

an die New York University, wo er sich der Systembiologie<br />

zuwandte. Die DFG schreibt dazu: „Nikolaus Rajewsky hat<br />

neue Maßstäbe in der Systembiologie gesetzt und darüber<br />

hinaus die Lebenswissenschaften insgesamt bereichert.“<br />

Prof. Nikolaus Rajewsky<br />

im Gespräch mit den Doktoranden<br />

Toshiaki Kogame und Pinar Önal<br />

imdc03 2012<br />

7


Verstehen,<br />

wie das Leben funktioniert!<br />

2006 kehrte er nach Deutschland zurück. Was ihn dazu bewogen<br />

hat? „Das wissenschaftliche Umfeld“, sagt er. „Ich finde,<br />

das ist das Wichtigste. Und das MDC gehört zu den Top-Instituten<br />

weltweit.“ Überhaupt sei Berlin „ein großartiger Standort<br />

für medizinische Systembiologie – wegen der traditionellen<br />

Verknüpfung von Grundlagenforschung mit Medizin.“ Das<br />

ist quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung, denn Nikolaus<br />

Rajewsky ist der geistige Vater und wissenschaftliche Leiter<br />

des „Berlin Institute for Medical Systems Biology“ (BIMSB). Er<br />

hat das Konzept geschrieben, das den MDC-Vorstand, Berliner<br />

Kolleginnen und Kollegen, ein internationales Gutachterteam<br />

und die Politik überzeugte. „Die Zuwendungsgeber haben<br />

überraschend schnell reagiert“, erzählt Rajewsky. Es sei<br />

anders als der Politik und Verwaltung gemeinhin nachgesagt<br />

werde: „Unser Konzept wurde in kurzer Zeit umgesetzt und<br />

wir haben die Zusage vom Land Berlin für einen Dreißig-Millionen-Neubau<br />

in Mitte.“ Gemeinsam mit dem MDC-Vorstand<br />

so ein großes Projekt zu realisieren, sei eine Herausforderung<br />

gewesen. Rajewsky fügt hinzu: „Für den erfolgreichen Aufbau<br />

des BIMSB war und ist zudem innovatives Wissenschaftsmanagement<br />

essentiell.“ Es hat sich gelohnt: Zusammen mit der<br />

zusätzlichen institutionellen Förderung durch das BMBF wird<br />

ein Institutsteil des MDC auf dem Campus Nord der Humboldt-<br />

Uni entstehen, der dreihundert Leuten Arbeit bieten wird.<br />

Und das in einem vielversprechenden Zukunftsfeld. „Wissenschaftliche<br />

Entdeckungen kann man nicht planen“, sagt<br />

Rajewsky, „aber eine gute Infrastruktur schon.“<br />

Der Campus Berlin-Buch und Rajewskys Labore sind beste<br />

Beispiele dafür. Im Keller rauschen schwarze Server laut mit<br />

der Lüftung um die Wette: Hier ist ein Herzstück untergebracht,<br />

eine Millioneninvestition an Hochleistungscomputern.<br />

In den Etagen darüber ebenfalls modernste Gerätschaften und<br />

an den Laborbänken und Konsolen überall junge Leute aus<br />

aller Herren Länder. Mit jeder und jedem hält der großgewachsene<br />

Forscher ein Schwätzchen. Und das nicht nur für den Fotografen,<br />

der das alles dokumentiert. Überall gibt es Inhalte<br />

zu besprechen: Hier geht es um Würmer, dort um das neueste<br />

Sequenziergerät. In der modernen Biologie sei es so, „dass<br />

die Technik die Forschung unwahrscheinlich vorwärts treibt“,<br />

sagt Rajewsky. „Wir bemühen uns am MDC, die neuesten<br />

Methoden auch direkt mit wissenschaftlichen Fragen zu verknüpfen<br />

und so auch die Methoden weiterzuentwickeln.“ Sein<br />

Enthusiasmus ist greifbar. Und wird noch deutlicher, wenn er<br />

über seine Gruppe spricht: „Die Leute in meinem Team finde<br />

ich alle großartig. Ich bin ganz begeistert.“<br />

DFG-Präsident Prof. Matthias Kleiner<br />

überreicht den Leibniz-Preis an<br />

Prof. Nikolaus Rajewsky<br />

Planarien als Modellorganismus<br />

8 imdc03 2012


Verstehen,<br />

wie das Leben funktioniert!<br />

Dr. Wei Chen, Prof. Matthias Selbach, Dr.<br />

Stefan Kempa, Dr. Markus Landthaler, Dr.<br />

Jutta Steinkötter (alle im BIMSB Team);<br />

Prof. Annette Grüters-Kieslich (Dekanin<br />

der Charité), Prof. Nikolaus Rajewsky<br />

(Wiss. Leiter des BIMSB am MDC), Prof.<br />

Thomas Sommer (Stellv. Wiss. Vorstand<br />

des MDC), Dr. Christoph Dieterich<br />

(BIMSB Team) v.li.<br />

Über den Leibniz-Preis<br />

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG verliehen,<br />

bisher 300 Mal. Von diesen 300 Leibniz-Preisen gingen 103 in die Naturwissenschaften,<br />

87 in die Lebenswissenschaften, 64 in die Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

und 46 in die Ingenieurwissenschaften. Das Preisgeld beträgt<br />

inzwischen bis zu 2,5 Millionen Euro und kann bis zu sieben Jahre lang den<br />

Vorstellungen der Preisträger entsprechend und ohne bürokratischen Aufwand<br />

für die wissenschaftliche Arbeit verwendet werden. Sechs Leibniz-Preisträger<br />

haben nach der Auszeichnung mit diesem wichtigsten Forschungsförderpreis in<br />

Deutschland auch den Nobelpreis erhalten. Weitere Infos unter: www.dfg.de<br />

Weitere Leibniz-Preisträger am MDC<br />

Während seiner Zeit als Direktor des Instituts für Molekulare Neuropathobiologie<br />

am Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg des Universitätsklinikums<br />

Hamburg-Eppendorf erhielt Prof. Thomas Jentsch 1995 den Leibniz-Preis.<br />

2006 kam er nach Berlin-Buch und arbeitet dort seitdem als Leiter der<br />

Forschungsgruppe „Physiologie und Pathologie des Ionentransportes“ am<br />

FMP und MDC.<br />

Seit 1995 forscht die Biochemikerin und Zellbiologin, Prof. Carmen<br />

Birchmeier, am MDC auf dem Gebiet der Entwicklungsbiologie sowie der<br />

Signaltransduktion in Nerven und Muskelzellen. Im Jahr 2002 wurde sie für ihre<br />

Forschungsarbeiten mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet und gehört damit<br />

heute zu den bisher insgesamt 36 Leibniz-Preisträgerinnen.<br />

imdc03 2012<br />

9


The Quest to Understand “How Life Works”<br />

The Quest to Understand<br />

“How Life<br />

Works”<br />

Leibniz Prize Recipient Nikolaus Rajewsky Explains His Research<br />

text Josef Zens Photos David Ausserhofer<br />

Tran s lation Carol Oberschmidt<br />

Snow has fallen overnight, covering the campus and glistening like sugar in the<br />

sunlight. It is Friday morning and the thermometer reads minus 7 degrees Celsius.<br />

As part of a photo shooting, Professor Nikolaus Rajewsky, one of the Leibniz prizewinners<br />

for 2012, is walking back and forth under his office window. Fortunately,<br />

his brown hiking boots are made for this weather. From Rajewsky’s office window<br />

on the first floor, David Ausserhofer is taking still photos to create a short video<br />

clip about the designated prizewinner. It will be shown at the Leibniz Prize award<br />

ceremony, enabling the guests to get better acquainted with the person behind<br />

the researcher.<br />

In an interview before the shooting with the German Research Foundation (DFG),<br />

Professor Rajewsky discussed his research. At the end, the interviewer asks how he<br />

would describe his research in one sentence. He thinks for a long moment and then<br />

says: “Gene interactions are a key to understanding how life works.”<br />

Professor Rajewsky’s primary research interest is the investigation of this interaction.<br />

He compares his work to that of a photographer taking a flash photo in a dark<br />

room. “Like in a snapshot, we can see for the first time how genes communicate with<br />

each other.” His main focus is on a special type of molecule, RNA. For a long time RNA<br />

was considered to be only a transmission medium that carried the message of certain<br />

segments of the DNA into the factories of the cells, which in turn produce certain<br />

proteins, depending on the blueprint. However, scientists have known for about ten<br />

years that RNA does not merely connect two cog wheels like a bicycle chain, transmitting<br />

information one to one. Rather, it works more like an automatic transmission,<br />

up- or down-regulating the activities in the cells or even switching them to “off”.<br />

Nikolaus Rajewsky has made a major contribution to the discovery of these<br />

relationships. In its justification statement for awarding him the Leibniz Prize, the<br />

jury emphasized the importance of his work on microRNAs – small non-coding RNAs<br />

that play a key role in controlling cellular processes but also in the development of<br />

cancer and other diseases.<br />

At first, the life sciences played a subordinate role in his career. Mathematics<br />

and physics were in the foreground – and music. He completed training as a concert<br />

pianist, earning an Artist Diploma. However, he chose a career in science and<br />

decided to do his PhD in Cologne in theoretical physics. After a first post-doctoral<br />

fellowship in New Jersey (USA), he went on to a second postdoc at Rockefeller<br />

University in New York. He then became an assistant professor at New York<br />

University, where he focused on systems biology. According to the German<br />

Research Foundation, “Nikolaus Rajewsky has set new standards in systems<br />

biology and enriched the life sciences as a whole.”<br />

He returned to Germany in 2006. What motivated him to make the move?<br />

10 imdc03 2012


The Quest to Understand “How Life Works”!<br />

“The scientific environment,” he said. “I think that’s what’s most important. And<br />

the MDC is one of the top institutes worldwide.” Moreover, he added, “Berlin is a<br />

great location for medical systems biology – due to the traditional link between<br />

basic research and medicine.” That is somehow a self-fulfilling prophecy, because<br />

Professor Rajewsky is the initiator and scientific head of the Berlin Institute for<br />

Medical Systems Biology (BIMSB). He wrote the concept proposal that convinced<br />

the MDC Board of Directors, Berlin colleagues, an international panel of experts and<br />

government policy makers to approve the project. “The funding agencies responded<br />

with surprising speed,” he said. It was just the opposite of what is commonly<br />

rumored about the political arena and administrative red tape: “Our concept was<br />

implemented in a short time, and we have a commitment from the state of Berlin<br />

for a new thirty-million-euro building in Berlin-Mitte.” It was a challenge to realize<br />

such a large project, which was accomplished jointly with the MDC Board of Directors.<br />

He added: “For the successful development of the BIMSB, it has been and is<br />

essential to have innovative science management.” And this has paid off: Together<br />

with additional institutional funding through the Federal Ministry of Education and<br />

Research (BMBF), a branch institute of the MDC shall be established on the north<br />

campus of Humboldt University that will employ three hundred people – and this in<br />

a very promising research field. “Scientific discoveries cannot be planned,” he says,<br />

“but good infrastructure can.”<br />

Campus Berlin-Buch and the Rajewsky labs are the best examples for this. Black<br />

servers buzz in the basement, competing with the ventilation system as to which is the<br />

noisiest: This is where the core of the facility is located, representing an investment of<br />

millions of euros in high-performance computers. State-of-the-art equipment is situated<br />

on the floors above, where young people from all over the world are working at lab<br />

benches and consoles. The tall researcher stops for a chat with each one of them – and<br />

not only because the photographer is documenting it all. Everywhere there is a topic to<br />

discuss: here about the flatworms, there about the latest sequencer. In modern biology<br />

“technology really drives research,” Professor Rajewsky says. “At the MDC, we strive to<br />

combine the latest technology with scientific questions and thus to develop methods<br />

and science further.” His enthusiasm is palpable and becomes even more apparent when<br />

he talks about his group: “The people on my team are all just great. I’m impressed!”<br />

About the Leibniz Prize<br />

The Gottfried Wilhelm Leibniz Prize is awarded<br />

annually by the German Research Foundation.<br />

The prize was established in 1986, and since then<br />

300 prizes have been awarded. Of these, 103 have<br />

been in the field of science, 87 in the life sciences,<br />

64 in the humanities and social sciences and 46<br />

in the engineering sciences. A maximum of<br />

EUR 2.5 million is provided per award and can<br />

be used for seven years at the prizewinner’s discretion<br />

for his/her research work, without having to<br />

submit interim proposals. After receiving this most<br />

prestigious German research prize, six Leibniz<br />

prizewinners have gone on to receive the Nobel<br />

Prize. More information at: www.dfg.de<br />

Other Leibniz Prizewinners<br />

at the MDC<br />

Professor Thomas Jentsch was awarded the<br />

Leibniz Prize in 1995 while he was director of the<br />

Institute for Molecular Neuropathobiology at the<br />

Center for Molecular Neurobiology Hamburg,<br />

University Hospital Hamburg-Eppendorf. In 2006<br />

he came to Berlin-Buch and has since headed the<br />

research group “Physiology and Pathology of Ion<br />

Transport” at the FMP and the MDC.<br />

Since 1995 the molecular biologist Professor<br />

Carmen Birchmeier has been conducting<br />

research at the MDC in the fields of developmental<br />

biology and signal transduction in nerve and<br />

muscle cells. In 2002 she was awarded the Leibniz<br />

Prize for her work. To date, a total of 36 women<br />

have received the Leibniz Prize.<br />

imdc03 2012<br />

11


jubiläum<br />

Anniversary<br />

Dialog als Grundlage<br />

12 imdc03 2012


MDC-Gebäude<br />

20 Jahre MDC<br />

Teil 1 1992 – 1996<br />

Protokoll Barbara Urban Fotos MDC<br />

Nach der Evaluierung der Akademie der Wissenschaften<br />

der DDR empfahl der Wissenschaftsrat<br />

1991, die Forschung in Berlin-Buch in alter Tradition<br />

aber mit neuen Akzenten fortzusetzen.<br />

Am 1. Januar 1992 wurde das Max-Delbrück-<br />

Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-<br />

Buch als Stiftung öffentlichen Rechts gegründet.<br />

Gründungsdirektor Prof. Detlev Ganten<br />

erinnert sich an die ersten Jahre.<br />

imdc03 2012<br />

13


Jubiläum<br />

Man muss eine<br />

Vision haben.<br />

Prof. Max Delbrück, 1960<br />

Prof. Detlev Ganten<br />

MDC-Gründungsdirektor und Stiftungsvorstand von 1992-2004<br />

Als Mitglied der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates<br />

besuchte Detlev Ganten von 1990 bis 1991 sechs<br />

Monate lang die biomedizinischen Institute der ehemaligen<br />

DDR. Über diese „Evaluation“ ist viel diskutiert worden.<br />

Aber: die Zentralinstitute der Akademie der Wissenschaften<br />

der DDR in Berlin-Buch waren die „Top-Institute“ der DDR –<br />

wegweisend in den sozialistischen Ländern. Sie verfügten<br />

über berühmte Akademiekliniken wie die Robert-Rössle-<br />

Krebs- und die Franz-Volhard-Herzkreislauf-Klinik. Die<br />

Empfehlung des Wissenschaftsrates war: Erhalt der Kliniken<br />

und Ausbau der klinischen Forschung zur Modelleinrichtung<br />

für das wiedervereinigte Deutschland.<br />

Juni 1991 - Wie man<br />

Gründungsdirektor wird…<br />

Im Frühsommer 1991 kamen der damalige Vizepräsident<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Prof. Ernst-<br />

Ludwig Winnacker‚ Mitglied des Bucher Gründungskomitees<br />

und der Betreuungsreferent für den Wissenschaftsrat im<br />

Bundesforschungsministerium, Dr. Konrad Buschbeck,<br />

nach Heidelberg, und fragten Ganten, ob er sich vorstellen<br />

könne, Gründungsdirektor des MDC zu werden. Ganten, zu<br />

dieser Zeit gerade 50 Jahre alt, war fest in der pharmakologischen<br />

Forschung an der Uni Heidelberg etabliert. Er<br />

hatte schon verschiedene Rufe an Universitäten im In- und<br />

Ausland abgelehnt und führte gerade Berufungsverhandlungen<br />

auf einen Lehrstuhl in Würzburg. Er zögerte aber<br />

nicht lange und entschied sich für Berlin-Buch. Bis <strong>zum</strong><br />

31. Dezember 1991 sollten gemäß Artikel 38 des deutschdeutschen<br />

Einigungsvertrags vom 20. September 1990,<br />

alle Akademieinstitute der DDR abgewickelt werden. Das<br />

hieß: Es war nicht viel Zeit. Bereits im September 1991<br />

ging Ganten als erster Gründungsdirektor in den neuen<br />

Bundesländern zusammen mit seiner Frau nach Berlin-Buch.<br />

Im Gepäck hatte die Medizinerin, Dr. Ursula Ganten, ihre<br />

eigenen Drittmittel aus Heidelberg, um in Buch weiter<br />

forschen zu können.<br />

Dr. Erwin Jost<br />

Administrativer MDC-Vorstand<br />

von 1992-2002<br />

14 imdc03 2012


Jubiläum<br />

Von der Wissenschaft ins<br />

Management<br />

Am Vormittag des 5. September 1991 unterschrieb Detlev<br />

Ganten seinen Vertrag im Bundesforschungsministerium<br />

in Bonn und schon am Nachmittag desselben Tages sprach<br />

er als neuer Gründungsdirektor zu etwa 2000 Menschen, die<br />

sich in der Campus-Mensa versammelt hatten. Der amtierende<br />

Direktor Prof. Günter Pasternak, der seit 1984 Direktor<br />

des Zentralinstituts für Molekularbiologie der Akademie<br />

der Wissenschaften der DDR war, arbeitete bis <strong>zum</strong> 31.<br />

Dezember 1991 weiter als Direktor im Direktorenzimmer im<br />

Max-Delbrück-Haus. Detlev Ganten zog in den Flachbau. Am<br />

20. Dezember 1991 fand die formale Übergabe statt. Wieder<br />

warteten in der Mensa die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit ihren Fragen, wie es weitergehen würde, und beide<br />

Direktoren hielten eine Rede. Ein schwieriger aber zugleich<br />

würdevoller Übergang, so Gantens Erinnerung. Und ab 1.<br />

Januar 1992 gab es dann das MDC, für das nur 350 Planstellen<br />

vorgesehen waren.<br />

Prof. Karl G. Zimmer<br />

Der Name Max Delbrück<br />

Der deutsch-amerikanische Nobelpreisträger, Max<br />

Delbrück, der von 1934 bis 1939 mit den Kollegen in Buch<br />

kooperiert und publiziert hatte, sollte Namensgeber für das<br />

neue Forschungszentrum werden. Detlev Ganten besuchte<br />

im Frühjahr 1992 die Witwe Manny Delbrück in ihrem Haus<br />

in Pasadena, Kalifornien, wo sie bis <strong>zum</strong> Tode von Max Delbrück<br />

gemeinsam gelebt hatten. Die lebhafte Kalifornierin<br />

stimmte sofort zu, das neue Institut nach Max Delbrück zu<br />

benennen und gab die Nobelpreis-Urkunde von 1969 gleich<br />

mit. Mit seinen Arbeiten in Berlin-Buch legte Delbrück<br />

zusammen mit Nikolai W. Timoféeff-Ressovsky und Karl<br />

Günter Zimmer die Grundlagen für die molekulare Genetik.<br />

Delbrück, so resümiert Ganten, ist als Wissenschaftler und<br />

als Mensch in jeder Hinsicht ein Vorbild. Er verkörperte die<br />

beste Wissenschaftstradition und ließ sich durch nichts,<br />

auch durch kein politisches System von seinen Überzeugungen<br />

abbringen. Zu Berlin Buch hat er auch zu DDR-Zeiten<br />

die Verbindung aufrechterhalten. Die Berliner Künstlerin<br />

Jeanne Mammen hat er in der Kriegs- und Nachkriegszeit<br />

gefördert und unterstützt. Ihrer Bilder sind jetzt im<br />

Jeanne-Mammen-Saal ausgestellt.<br />

Prof. Jens Reich,<br />

Mediziner, Bioinformatiker, Molekularbiologe und<br />

DDR-Bürgerrechtler, MDC-Forschungsgruppenleiter<br />

„Bioinformatik” von 1992-2007, seit 2007 Koordinator<br />

des Forschungsprojekts „Systembiologie des Eisenstoffwechsels<br />

des Menschen“ und seit 2001 Mitglied<br />

des Nationalen Ethikrates, seit 2008 Deutscher Ethikrat<br />

Prof. Nikolai W. Timoféeff-Ressovsky<br />

Tradition macht stark<br />

Ganten ist ein international orientierter Wissenschaftler,<br />

der nach eigenen Aussagen ein schwieriges Verhältnis<br />

<strong>zum</strong> „Vaterland“ hatte. Mit seiner Frau war er nach Kanada<br />

ausgewandert. Seine beiden Söhne haben die kanadische<br />

Staatsbürgerschaft. Er hat lange in den USA und in Frankreich<br />

gelebt. Seine Sicht auf Deutschland ist durch die großen<br />

Brüche der Geschichte geprägt: die Vielstaaterei, der<br />

Zusammenbruch des Kaiserreiches, die bewegten Zwanziger<br />

Jahre, die totalitären und undemokratischen Perioden, die<br />

Katastrophen des 1. und 2. Weltkrieges. Erst mit der Wiedervereinigung<br />

konnte er einen inneren emotionalen Bezug<br />

zu Deutschland aufbauen: die Zeit nach der Wende war eine<br />

spannende Zeit. Was ihn mit Deutschland versöhnte, war<br />

die Rückbesinnung auf die großen Traditionen der Geistesgeschichte,<br />

der gemeinsamen Kultur und Wissenschaft,<br />

die in Ost und West nicht verlorengegangen waren, und<br />

die ihre große einigende Kraft in ganz besonderer Weise in<br />

dieser Zeit zeigten. Das wiedervereinigte Deutschland als<br />

Wissenschafts- und Kulturland gemeinsam wieder aufzubauen<br />

– mit einer friedlichen Verbindung zu den östlichen<br />

und westlichen Nachbarn – das war für ihn eine unglaubliche<br />

Motivation. Mit vielen Bucher Kollegen wie z.B. Heinz<br />

Bielka, Jens Reich, Erhard Geißler, Peter Langen, Ernst<br />

Georg Krause, Klaus Ruckpaul, Volker Wunderlich und vielen<br />

anderen, die für ihn die Wissenschaftstradition auf dem<br />

Bucher-Campus verkörperten, lernte er, welche Bedeutung<br />

Tradition für Zukunft haben kann. Auch der in dieser Zeit<br />

besonders wichtige Personalrat mit Marion Bimmler als<br />

Vorsitzende, behielt immer das gemeinsame große Ziel im<br />

Auge. Alle Bucher, die alten und die neuen, hatten etwas<br />

prägendes Gemeinsames bewahrt oder wiedergewonnen:<br />

das Bewusstsein einer Tradition großartiger Wissenschaft<br />

in Buch, in Berlin, in Deutschland.<br />

imdc03 2012<br />

15


Jubiläum<br />

Das MDC entsteht<br />

Forschen im neuen Max-Delbrück-Centrum hieß: hoher<br />

Anspruch, Eigenverantwortung, kleine Gruppen, flache Hierarchien.<br />

Es bildete sich ein Führungskreis, Koordinatoren<br />

wurden benannt, das Erweiterte (ELK) und das Geschäftsführende<br />

Leitungskollegium (GLK) wurden einberufen.<br />

Das MDC entwickelte sich zu einem modernen Forschungsinstitut.<br />

Als die Kliniken der alten Akademieinstitute in<br />

universitäre Kliniken umgewandelt werden konnten (zuerst<br />

Freie Universität, dann Charité), konnten die Klinik-Etats<br />

neu verhandelt und erhöht werden. Viele Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter wurden übernommen und neue konnten<br />

eingestellt werden. Durch neue Berufungen kamen die damals<br />

jungen Wissenschaftler Rainer Dietz, Peter M. Schlag,<br />

Bernd Dörken und Friedrich C. Luft nach Berlin-Buch, um<br />

Klinik und Forschung zusammenzubringen. Darauf folgten<br />

die wichtigen Berufungen von Helmut Kettenmann, Walter<br />

Birchmeier, Udo Heinemann und vielen mehr. Es entstand<br />

eine mitreißende Aufbruchstimmung, wissenschaftliche Erfolge<br />

stellten sich ein, und immer mehr neue Stellen konnten<br />

auch über zunehmende Drittmittel finanziert werden. Eröffnungsfeier des MDC 1992<br />

Die eigentliche Eröffnungsfeier sollte im Frühjahr<br />

stattfinden. Aufgrund des Todes von Willy Brandt<br />

verschob sich der Festakt aber auf den 7. Dezember<br />

1992, zu dem u.a. auch Bundespräsident Richard von<br />

Weizsäcker, Forschungsminister Heinz Riesenhuber,<br />

Senator Manfred Erhardt und der Präsident der Leopoldina<br />

Prof. Benno Parthier kamen. Hinter der Mensa<br />

war ein großer freier Platz. Damals standen auf dem<br />

Campus noch Baracken, wurde Kohle gelagert – es<br />

war schmutzig. Extra <strong>zum</strong> Festakt wurde der Campus<br />

geputzt, dann kam der Bundespräsident mit seinem<br />

Hubschrauber und verteilte den ganzen Staub wieder<br />

gleichmäßig. Bundespräsident Richard von Weizsäcker<br />

Pflicht <strong>zum</strong><br />

Optimismus<br />

Festakt im Grünen Saal zur Gründung des MDC am 7. Dezember 1992<br />

Manfred Erhardt, Berliner Senator für Wissenschaft und Forschung; Heinz Riesenhuber,<br />

Bundesforschungsminister; Richard von Weizsäcker, Bundespräsident und Prof. Detlev<br />

Ganten | v.l. | Foto: Dr. Hans-Volker Pürschel, © MDC<br />

war an allem sehr interessiert, nahm sich einen ganzen<br />

Vormittag Zeit, sprach mit vielen Mitarbeitern und<br />

erkundete den Campus.<br />

Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer<br />

am 29. Juli 1993 im MDC<br />

Horst Seehofer, Bundesminister für Gesundheit;<br />

Peter Luther, Berliner Senator für<br />

Gesundheit und Prof. Detlev Ganten | v.l.<br />

16 imdc03 2012


Jubiläum<br />

Die drei Säulen des Campus Buch<br />

Die Entwicklung des Forschungsinstitutes wurde begleitet<br />

von ersten Ausgründungen aus dem MDC. Dr. Gudrun<br />

Erzgräber startete den Aufbau des Campus-Managements.<br />

Am 8. Juni 1995 gründete das MDC dann einen Biotechnologiepark,<br />

die jetzige „BBB Management GmbH Campus<br />

Berlin-Buch“. Damit verfügte der Campus über drei<br />

„Säulen“: Die Wissenschaft im MDC und später FMP, deren<br />

Anwendung in den Kliniken der Charité und deren Nutzung<br />

in der Wirtschaft über den BiotechPark Berlin-Buch. Die<br />

Kooperationen zwischen diesen drei Bereichen schufen<br />

Arbeitsplätze und förderten die Entwicklung zu einer Großforschungseinrichtung<br />

neuen Stils. Der „offene Campus<br />

Berlin-Buch“ wurde ein Anziehungspunkt für Wissenschaftler,<br />

Kliniker, Firmen aus nah und fern, aber auch für die<br />

Berliner und Bucher Bürger. Der Kunst- und Skulpturenpark,<br />

die öffentlichen Veranstaltungen, das Gläserne Labor, die<br />

Sportmöglichkeiten, das Café Max… die Bucher nahmen<br />

ihren Campus an und auch die Entwicklung des Ortes Buch,<br />

das neue Einkaufszentrum, der Künstlerhof, der Neubau der<br />

Helios Klinik, die Entwicklung der anderen Klinikstandorte<br />

etc. wurden durch den Erfolg des Campus beflügelt.<br />

Das Erfolgsrezept<br />

Detlev Ganten mag Menschen und seine Arbeit. Das<br />

spürt jeder, der ihm begegnet. „Man muss eine Vision<br />

haben“, zitiert er seinen „Leib- und Magenphilosophen“<br />

Karl Popper. Dieser spricht von der „Pflicht <strong>zum</strong> Optimismus“,<br />

nicht weil alles irgendwie schon gut werden wird<br />

„in der besten aller Welten“, wie Voltaire seinen Candide<br />

sagen lässt. Für Ganten sind die langfristige Perspektive,<br />

ein gemeinsames Ziel und der ehrliche Dialog die Erfolgsbegleiter<br />

für den besten Weg. In der Wissenschaft selber wie<br />

beim Aufbau wissenschaftlicher Strukturen gilt in gleicher<br />

Weise: keiner kennt das Ergebnis vorher. Und auch wenn am<br />

Anfang niemand weiß, was der richtige Weg ist, sind die<br />

ständige Bereitschaft, die eigenen Vorstellungen im Dialog<br />

zu diskutieren, zu verändern, und eventuell auch alte Hypothesen<br />

aufzugeben, für Ganten die Voraussetzungen für<br />

den Erfolg. Vielleicht war der Anfang so erfolgreich, weil<br />

er auf einer festen Philosophie aufbaute, deren Grundlage<br />

der Dialog war, und die vermittelte Überzeugung, dass alles<br />

gemeinsam zu schaffen sei. Es wurde von allen fleißig gearbeitet.<br />

Legendär sind die Besprechungen bis in den frühen<br />

Morgen. Jeder Gesprächswunsch wurde erfüllt. Am Anfang<br />

hatte das MDC nur 350 Stellen. Aber mit dem Hochschulentwicklungsprogramm<br />

(HEP) konnten die Stellen über-<br />

Torhaus<br />

Prof. Sydney Brenner, Nobelpreisträger Medizin 2002 sowie Präsident und<br />

Wissenschaftsdirektor am molekularwissenschaftlichen Institut La Jolla und Berkeley,<br />

Kalifornien, anlässlich der Verleihung der Max-Delbrück-Medaille<br />

am 24. November 1994 im MDC<br />

Wolf-Dieter Schleuning, Schering; Prof. Detlev Ganten; Prof. Sydney Brenner | v.l.<br />

Foto: Stephan Schraps, © MDC<br />

brückt werden, um dann später über Drittmittel finanziert<br />

weiter zu forschen. Jetzt sind es über 1000 Mitarbeiter<br />

am MDC und weit über 2000 Mitarbeiter auf dem Campus.<br />

Was in der Anfangszeit in Berlin-Buch gelebt wurde, war<br />

keine Scheindemokratie. Die Orientierung war klar: Das<br />

MDC wollte von Anfang an eines der besten medizinischen<br />

Forschungszentren werden, mit Beschäftigten, die gesund<br />

und engagiert ihrer Arbeit auf einem offenen Campus nachgehen<br />

können, mit dem sie sich identifizieren.<br />

imdc03 2012<br />

17


AnniversarY<br />

20 Years of the MDC<br />

- A Chronology<br />

Part 1 1992-1996<br />

Protocol Barbara Urban Photos MDC<br />

tran s lation Carol Oberschmidt<br />

In 1991, after evaluating the GDR Academy of Sciences, the German Science Council<br />

recommended that research in Berlin-Buch should continue its renowned tradition,<br />

but with a new orientation. On January 1, 1992 the Max Delbrück Center for Molecular<br />

Medicine (MDC) Berlin-Buch was established as a foundation under public law.<br />

In a conversation with imdc, Founding Director Professor Detlev Ganten recalled the<br />

Center’s early years.<br />

Richard von Weizsäcker, former Federal President<br />

of Germany and Detlev Ganten, Founding Director<br />

of the MDC / from left<br />

Over a period of six months from 1990<br />

to 1991 Ganten, as a member of the<br />

working group of the German Science<br />

Council, made evaluation visits to the<br />

biomedical institutes of the former<br />

GDR. These visits were awaited with<br />

trepidation because the fate of the<br />

institutes – and the positions of the<br />

scientists who worked there – hinged<br />

on the evaluation outcome. The Central<br />

Institutes of the GDR Academy of<br />

Sciences in Berlin-Buch were the leading<br />

institutions of the GDR – beacons of<br />

research in the East European socialist<br />

states. The Central Institutes at Buch<br />

had famous Academy clinics like the<br />

Robert Rössle Cancer Clinic and the<br />

Franz Volhard Clinic for Cardiovascular<br />

Diseases. After due consideration, the<br />

recommendation of the Science Council<br />

was to preserve the clinics and to<br />

expand clinical research, and thus to<br />

make Berlin-Buch a model institution in<br />

reunited Germany.<br />

June 1991: A farreaching<br />

decision<br />

In the early summer of 1991<br />

Professor Ernst-Ludwig Winnacker, who<br />

was then vice president of the German<br />

Research Foundation (DFG) and a<br />

member of the founding committee<br />

at Buch, and Dr. Konrad Buschbeck,<br />

who represented the Science Council at<br />

the Federal Science Ministry, came to<br />

Heidelberg to ask Ganten if he could<br />

imagine becoming the founding director<br />

of the MDC. Ganten, then 50 years<br />

old, was firmly established in pharmacological<br />

research at the University<br />

of Heidelberg. He had already turned<br />

down various appointment offers in<br />

Germany and abroad and was engaged<br />

in appointment negotiations for a<br />

professorship in Würzburg. After thinking<br />

it over, he quickly decided to accept<br />

the position at Berlin-Buch. Time was<br />

short: According to Article 38 of the<br />

German-German Unification Treaty<br />

18 imdc03 2012


Anniversary<br />

of September 20, 1990, all Academy<br />

institutes of the former GDR had to be<br />

dissolved and restructured by December<br />

31, 1991. Already in September 1991<br />

Ganten went to Berlin-Buch as the first<br />

founding director in the former East<br />

Germany. He was accompanied by his<br />

wife, Ursula Ganten, MD, who brought<br />

her own third-party grant with her from<br />

Heidelberg to continue her research in<br />

Buch.<br />

From science to<br />

management<br />

On the morning of September 5,<br />

1991, Detlev Ganten signed his contract<br />

in the Federal Science Ministry in<br />

Bonn. On the afternoon of the same<br />

day, he gave a speech as new founding<br />

director to about 2.000 people, who<br />

had gathered in the campus cafeteria.<br />

The Acting Director Professor Günter<br />

Pasternack, who since 1984 had been<br />

director of the Central Institute of<br />

Molecular Biology of the Academy of<br />

Sciences of the GDR, continued until<br />

December 31, 1991 as director in the<br />

director’s office in what is now the<br />

Max Delbrück Building. Ganten moved<br />

into the single-story side wing. The<br />

formal transfer took place on December<br />

20, 1991. Once again, the employees<br />

gathered in the cafeteria to hear what<br />

the future would hold. Both directors<br />

gave a speech. In Ganten’s recollection<br />

it was a difficult but dignified transition.<br />

As of January 1, 1992 the MDC<br />

was officially established, for which<br />

only 350 positions were planned.<br />

The helicopter with the German President<br />

arrives at the campus.<br />

imdc03 2012<br />

19


Anniversary<br />

Professor Max Delbrück<br />

Strength through<br />

tradition<br />

Detlev Ganten is an internationally<br />

oriented scientist who has lived and<br />

worked in several countries. He and<br />

his wife emigrated from Germany<br />

to Canada, and his two sons have<br />

Canadian citizenship. He lived for a<br />

long time in the U.S. and France. His<br />

view of Germany is influenced by the<br />

great upheavals in German history: the<br />

many small states, the collapse of the<br />

German Empire in 1918, the turbulent<br />

twenties, the totalitarian and undemocratic<br />

periods and the disasters of the<br />

First and Second World Wars. It was not<br />

until reunification that he was able to<br />

build an inner emotional connection<br />

to Germany. The time after the fall of<br />

the Wall was an exciting time. What<br />

reconciled him with Germany was<br />

the renewed reflection on the great<br />

traditions of intellectual history, the<br />

many others, who for him embodied the<br />

scientific tradition at Buch, he learned<br />

the importance tradition can have for<br />

the future. In this period, the staff<br />

council under the leadership of Marion<br />

Bimmler also played an important<br />

role in keeping us on track toward our<br />

ultimate goal with the institute. All of<br />

the staff at Buch, both new and old,<br />

had preserved or gained a common<br />

ethos – the awareness of a tradition<br />

of great science in Buch, in Berlin, in<br />

Germany.<br />

The MDC is created<br />

Research at the new Max Delbrück<br />

Center meant: high standards,<br />

personal responsibility, small groups<br />

and flat hierarchies. A management<br />

group was formed, coordinators were<br />

appointed, the Extended Management<br />

Committee (ELK) and the Executive<br />

Management Committee (GLK) were<br />

The naming of the new<br />

center<br />

The proposal was to name the new<br />

research center after the German-<br />

American Nobel laureate, Max Delbrück,<br />

who from 1934 to 1939 collaborated<br />

and published jointly with colleagues<br />

in Buch. In the spring of 1992, Ganten<br />

visited the widow Manny Delbrück in<br />

her house in Pasadena, California,<br />

where she had lived together with her<br />

husband until his death. She immediately<br />

agreed to the naming of the<br />

new institute after her husband and<br />

gave Ganten Delbrück’s original Nobel<br />

Prize diploma to take back to Berlin. In<br />

Ganten’s view, Max Delbrück is a role<br />

model as scientist and human being in<br />

every respect. Together with Nikolai W.<br />

Timoféeff-Ressovsky and Karl Günter<br />

Zimmer – Delbrück laid the foundation<br />

for molecular genetics. He embodied<br />

the best tradition of science and<br />

never allowed anything, not even any<br />

political system to dissuade him from<br />

his convictions. He maintained the<br />

connection to Berlin-Buch even during<br />

the period of the GDR. During the war<br />

and the post-war period, he promoted<br />

and supported the Berlin artist<br />

Jeanne Mammen. Her pictures are now<br />

exhibited in the Jeanne Mammen Hall.<br />

Detlev Ganten and Manny Delbrück, widow of Max Delbrück, at the MDC,<br />

May 24th, 1994 / from left / Photo: Uwe Eising © MDC<br />

common culture and science. These<br />

traditions had not been lost during<br />

the division of Germany in East and<br />

West and exhibited their unifying force<br />

during this time in a very special way.<br />

The joint endeavor of rebuilding the<br />

reunified Germany as land of science<br />

and culture, with peaceful relations<br />

to its eastern and western neighbors<br />

– this was for him an incredible<br />

motivation. With many Buch colleagues<br />

such as Heinz Bielka, Jens Reich, Erhard<br />

Geißler, Peter Langen, Georg Krause,<br />

Klaus Ruckpaul, Volker Wunderlich and<br />

constituted. The MDC developed into a<br />

modern research institution. When the<br />

hospitals of the old Academy institutes<br />

were transformed into university<br />

hospitals (belonging first to the Free<br />

University, and then to the Charité),<br />

the hospital budgets were renegotiated<br />

and increased. Many old employees<br />

were taken over into the new system,<br />

and new employees were hired. New<br />

scientists were appointed – Rainer<br />

Dietz, Peter M. Schlag, Bernd Dörken<br />

and Friedrich C. Luft – who came to<br />

Berlin-Buch to bring together clinical<br />

20 imdc03 2012


Anniversairies<br />

and basic research. This was followed<br />

by the key appointments of Helmut<br />

Kettenmann, Walter Birchmeier, Udo<br />

Heinemann and many others. The new<br />

beginning engendered a tremendous<br />

sense of anticipation about the future,<br />

which was shared by everyone at the<br />

MDC. This soon resulted in scientific<br />

achievements, and as a consequence,<br />

ever more positions were funded by<br />

external grants.<br />

Opening ceremony of<br />

the MDC in 1992<br />

The actual opening ceremony was<br />

originally scheduled to take place in<br />

the spring. Due to the death of Willy<br />

Brandt, however, the ceremony was<br />

postponed until December 7, 1992, and<br />

was attended by the Federal President<br />

of Germany, Richard von Weizsäcker,<br />

Science Minister Heinz Riesenhuber,<br />

Senator Manfred Erhardt and President<br />

of the Leopoldina Professor Benno<br />

Parthier. Behind the cafeteria was a<br />

large open space. Barrack buildings<br />

were still on campus at that time,<br />

used for storing coal. Coal dust usually<br />

covered everything in sight, but extra<br />

for the ceremony, the area was cleaned.<br />

Then President Weisäcker arrived in his<br />

helicopter, and the whirling helicopter<br />

blades distributed the dust all over the<br />

place again. — President von Weizsäcker<br />

was interested in everything, and<br />

spent the entire morning exploring the<br />

campus and talking with many of the<br />

staff members.<br />

The three pillars of<br />

Campus Buch<br />

The development of the research<br />

center was accompanied by first spinoffs<br />

from the MDC. Dr. Gudrun Erzgräber<br />

began establishing the campus<br />

management. On June 8, 1995 the MDC<br />

subsequently founded a biotechnology<br />

park, which is now the BBB Management<br />

GmbH Campus Berlin-Buch.<br />

Thus, the campus had three “pillars”:<br />

Science in the MDC and the FMP, their<br />

application in the hospitals of the<br />

Charité and their commercialization<br />

in the economy, the companies of the<br />

BiotechPark Berlin-Buch. The cooperation<br />

between these three areas created<br />

Participants of the European Symposium at the MDC, September 1994<br />

jobs and promoted the development of<br />

a major research institution that had<br />

a new style. The open Campus Berlin-<br />

Buch became a magnet for scientists,<br />

clinicians, companies from near and<br />

far, but also for the citizens of Berlin<br />

and Buch. The art and sculpture park,<br />

public events, the Life Science Learning<br />

Lab, the sports facilities and Café Max<br />

strengthened the identification of the<br />

local Buch community with the campus.<br />

The development of Buch itself was<br />

spurred by the success of the campus,<br />

as can be seen with the new shopping<br />

center, the artists’ courtyard, the new<br />

Helios hospital and the development of<br />

other clinic sites, etc.<br />

The recipe for<br />

success<br />

Detlev Ganten likes people and<br />

enjoys his work, which is readily apparent<br />

when one meets him. “You have to<br />

have a vision,” he said, quoting Karl<br />

Popper, his favorite philosopher. Popper<br />

writes that “optimism is a moral duty”<br />

not because everything is somehow OK<br />

“in the best of all worlds” as Voltaire’s<br />

Candide says. For Ganten, the best<br />

recipe for success is to have a longterm<br />

perspective, a common objective<br />

and honest dialogue. The same maxim<br />

applies to science as well as to the<br />

establishment of scientific structures:<br />

no one knows the outcome beforehand.<br />

And even if at the beginning no one<br />

knows the “right way”, what is important<br />

is a constant willingness to engage<br />

in dialogue, to modify one’s ideas,<br />

and eventually even to give up old<br />

hypotheses – for Ganten these are the<br />

prerequisites for success. Perhaps the<br />

beginning was so successful because it<br />

was built on a solid philosophy based<br />

on dialogue and on the conviction<br />

Ganten communicated that all goals<br />

could be achieved by working together.<br />

And everyone did work hard! The meetings<br />

that continued into the early hours<br />

of morning are legendary. Ganten was<br />

accessible to all employees, who could<br />

call and arrange a time to speak with<br />

him. At the beginning the MDC had only<br />

350 positions. But a way was found to<br />

fund people temporarily through the<br />

University Development Program (HEP)<br />

and through external grants, so that<br />

they could continue their research. Now<br />

the MDC has a staff of more than 1000,<br />

and more than 2.000 people work on<br />

campus. In the early days, soon after<br />

reunification, the MDC proved to be<br />

truly democratic. The orientation was<br />

clear: for the MDC to be one of the best<br />

research centers, committed to the<br />

well-being of its staff members, who<br />

were to pursue their research in a safe<br />

environment on an open campus with<br />

which they could identify.<br />

imdc03 2012<br />

21


internationales<br />

International affairs<br />

Wissenschaftliche<br />

Diskurse und<br />

Orangenhaine im<br />

Winter…<br />

Text und fotos oksana Seumenicht<br />

22 imdc03 2012


© Shutterstock, Bildagentur<br />

Eine Gruppe von Wissenschaftlern des MDC hat sich im Januar<br />

dieses Jahres mit Wissenschaftlern der Hebrew University und<br />

des Technion – Israel Institute of Technology in Haifa getroffen.<br />

Vom 25. bis 27. Januar fand das dritte gemeinsame wissenschaftliche<br />

Symposium mit dem Titel „Frontiers in Cell Signaling<br />

and Gene Regulation: From Single Cells to Networks“ statt.<br />

Die vorangegangenen deutsch-israelischen Symposien wurden<br />

2009 am Weizmann Institute of Science und 2010 am MDC<br />

durchgeführt.<br />

Notizen aus dem Reisetagebuch von Dr. Oksana Seumenicht,<br />

Referentin für Internationale Angelegenheiten.<br />

imdc03 2012<br />

23


internationales<br />

25.01.<br />

10:45<br />

Flughafen Frankfurt<br />

Endlich ist das Flugzeug gestartet und der Kapitän kündigt<br />

das Frühstück an, sobald das Flugzeug seine Reiseflughöhe<br />

erreicht hat. Eine gute Nachricht, denn ich habe richtig<br />

Hunger. Neun von uns sind heute schon ziemlich früh<br />

aufgebrochen, um pünktlich um sechs Uhr am Check-in des<br />

Flughafens Tegel zu sein. Die Tasse Kaffee beim Umsteigen<br />

auf dem Flughafen Frankfurt/Main tat gut, denn ich bin<br />

von Natur aus keine Frühaufsteherin, auch wenn ich mich<br />

nach der Geburt meiner beiden Töchter daran gewöhnen<br />

musste.<br />

Für mich fühlt sich diese Situation gerade an wie ein<br />

Abenteuer – wir reisen nach Haifa, Israel. Wir, das sind<br />

Prof. Claus Scheidereit, Prof. Walter Birchmeier und Prof.<br />

Clemens Schmitt, die Nachwuchsgruppenleiter Dr. Alexander<br />

Loewer und Dr. Oliver Rocks, die Doktoranden Julia<br />

Schulz, Ekaterina Perets, Julian Heuberger und Daniel Heinze<br />

und ich. In Haifa werden wir am dritten gemeinsamen<br />

wissenschaftlichen Symposium des MDC und seiner israelischen<br />

Partner, dem Technion - Israel Institute of Technology<br />

und der Hebrew University, Jerusalem, teilnehmen.<br />

Außerdem möchten wir vor Ort die Details unseres Antrags<br />

für ein gemeinsames deutsch-israelisches Doktorandenprogramm<br />

von MDC, Humboldt-Universität, Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin und zwei der ältesten und renommiertesten<br />

Universitäten Israels, der Hebrew University und<br />

dem Technion, erarbeiten.<br />

Ankunft des MDC-Teams in Tel Aviv<br />

16:35<br />

Autobahn Tel Aviv – Haifa<br />

Es ist sehr warm! Mit 20 Grad Celsius, und nicht wie<br />

angekündigt 8 Grad Celsius, fühlt es sich an wie an einem<br />

sehr sonnigen Frühsommertag in Berlin. Eine israelische<br />

Kollegin hat uns sehr freundlich empfangen, und wir fahren<br />

jetzt in einem Minibus nach Haifa. Während der Fahrer sich<br />

geschickt seinen Weg durch den dichten Verkehr bahnt,<br />

ziehen am Fenster Orangen- und Zitronenhaine vorbei. In<br />

Berlin hatten wir bis jetzt kaum Winterwetter, erst kurz<br />

vor unserer Abreise fing es an zu schneien, so dass unser<br />

Campus plötzlich weihnachtlich weiß und glitzernd aussah.<br />

Daher ist es jetzt für mich schwer zu glauben und ein<br />

bisschen überraschend, die üppige Vegetation, blühende<br />

Bougainvilleas und prächtige Palmen mitten im Winter<br />

zu sehen. Walter Birchmeier sagt dazu: „Das sieht hier<br />

wie in Kalifornien oder Singapur aus.“ Die anderen nicken<br />

zustimmend.<br />

26.01.<br />

6:45<br />

Gästehaus auf dem Campus<br />

des Technion<br />

Blick aus dem Gästehaus des Technion<br />

Mein erstes Treffen mit dem Leiter der Technion Graduate<br />

School, Professor Hillel Pratt, ist für 7.15 Uhr angesetzt.<br />

Deshalb bin ich früh aufgestanden, um mir noch einige<br />

Notizen für unser Gespräch zu machen.<br />

Am gestrigen Abend hatten wir ein Begrüßungsessen<br />

in sehr herzlicher Atmosphäre mit Wissenschaftlern und<br />

Doktoranden des Technion und der Hebrew University.<br />

Dabei tauschten wir uns intensiv mit den Forschungsgruppenleitern<br />

darüber aus, wie das gemeinsame Doktorandenprogramm<br />

zu organisieren sei, was funktionieren würde und<br />

was eher nicht, und worin jeweils die Vorteile für Studierende,<br />

Fakultätsmitglieder und die Institute liegen würden.<br />

24 imdc03 2012


In der Pause kann ich mit Aaron Ciechanover über seine<br />

MDC-Besuche sprechen. Er hat gerade auf Vorschlag des<br />

MDC den Humboldt-Forschungspreis erhalten und plant,<br />

2012 regelmäßig nach Berlin zu kommen und auch auf Vorlesungsreise<br />

zu verschiedenen Instituten und Universitäten<br />

in Deutschland zu gehen. Aaron Ciechanover ist voller<br />

Enthusiasmus und freut sich auf seine nächste Reise nach<br />

Berlin. Wenn er im April ans MDC kommen wird, werden wir<br />

gemeinsam den Antrag für das deutsch-israelische Doktorandenprogramm<br />

der Auswahlkommission der Helmholtz-<br />

Gemeinschaft vorstellen.<br />

Später kommt eine Studentin auf mich zu. Sie stellt mir<br />

Fragen über unser internationales Doktorandenprogramm<br />

und erzählt, dass sie sich im gerade laufenden Bewerbungsinternationales<br />

Blick aus dem Cancer-Center<br />

MDC-Doktoranden Julia Schulz, Julian Heuberger<br />

und Ekaterina Perets | v.li.<br />

Letztlich hatten wir zu wenig Zeit, um über die vielen<br />

Fragen ausführlich zu sprechen.<br />

Ich beobachtete, wie die Doktoranden lebhaft darüber<br />

diskutierten, wie verschieden es in ihren jeweiligen<br />

Ländern ist, zu promovieren. Über eins waren sie sich aber<br />

alle einig: Dass überall von den Doktoranden erwartet wird,<br />

ziemlich hart zu arbeiten, um ihr Projekt in einer angemessenen<br />

Zeit abzuschließen.<br />

8:15<br />

Campus Technion<br />

Zeit zu frühstücken! Wir laufen über den weitläufigen<br />

Campus des Technion <strong>zum</strong> Café Greg. Dort sitzen wir unter<br />

den riesigen Zedern im Freien, genießen in aller Ruhe einen<br />

Kaffee und lassen die wunderbare Aussicht auf Haifas Innenstadt<br />

auf uns wirken. Unter all das mischt sich der Duft<br />

mediterraner Kräuter, und eine sanfte Brise vom Meer<br />

streicht über den vor uns liegenden Platz.<br />

9:15<br />

Hörsaal Biomedical<br />

Engineering<br />

Der Präsident des Technion, Prof. Peretz Lavie, eröffnet das<br />

dritte gemeinsame wissenschaftliche Symposium und begrüßt<br />

alle Anwesenden in dem komplett besetzten Hörsaal<br />

zu den Vorträgen. Anschließend halten Prof. Amit Meller<br />

(Technion) und Prof. Claus Scheidereit ihre Eröffnungsreden<br />

und betonen alle drei, dass dieses Symposium die weitere<br />

Zusammenarbeit zwischen den Instituten fördern und<br />

stärken wird.<br />

10:05<br />

Hörsaal Biomedical<br />

Engineering<br />

Prof. Clemens Schmitt (MDC/ Charité) hält einen Vortrag<br />

<strong>zum</strong> Thema „Metabolic Targeting of Senescent Cancer<br />

Cells“. Er ist nur für diesen halben Tag mit uns nach Haifa<br />

gereist und muss direkt nach seinem Vortrag zu einer<br />

weiteren Konferenz reisen. Dennoch konnte er die kurze<br />

Zeit nutzen, um mit Prof. Batsheva Kerem von der Hebrew<br />

University einige Ideen auszutauschen und sie nach Berlin<br />

einzuladen, um gemeinsame Projekte zu besprechen. In<br />

diesem Moment wird mir klar, wie wichtig es doch ist, sich<br />

persönlich zu treffen – auch wenn es nur für einen kurzen<br />

Moment ist, wie begeistert und engagiert diese Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler hinter ihren Projekten<br />

stehen.<br />

12:15<br />

Hörsaal Biomedical<br />

Engineering<br />

Prof. Aaron Ciechanover, der Chemie-Nobelpreisträger des<br />

Jahres 2004, hält einen Vortrag, in dem er, wie immer<br />

voller Leidenschaft, über seine neuesten noch nicht publizierten<br />

Forschungsergebnisse berichtet. Der Hörsaal ist<br />

bis auf den letzten Platz besetzt, es ist sehr heiß und alle<br />

hören gespannt zu.<br />

Das Technion ist sehr stolz auf seine drei Nobelpreisträger.<br />

Nach Prof. Aaron Ciechanover und Prof. Avram Hershko<br />

bekam erst kürzlich, im Dezember 2011, ein weiterer<br />

Technion-Wissenschaftler den Nobelpreis für Chemie:<br />

Professor Dan Shechtmann. Das scheint hier wohl in der<br />

Luft zu liegen!<br />

16:30<br />

Hörsaal Biomedical<br />

Engineering<br />

imdc03 2012<br />

25


internationales<br />

Blick aus dem Gästehaus des Technion<br />

um 7.00 Uhr morgens<br />

verfahren am MDC um einen Platz bewerben will. Das, finde<br />

ich, ist ein gutes Zeichen für all unsere Pläne und für das<br />

gemeinsame Doktorandenprogramm.<br />

21:45<br />

Gästehaus auf dem Campus<br />

des Technion<br />

Gerade bin ich in mein Zimmer zurückgekommen. Ich bin<br />

erschöpft. Der Tag war voller Eindrücke und Anregungen,<br />

die mir ständig durch den Kopf gehen. Die wissenschaftlichen<br />

Gespräche mit der Fakultät und auch mit den Studenten<br />

waren wirklich interessant. Es ging um faszinierende<br />

Spitzenforschung und zukunftsweisende Technologien. Klar,<br />

wir sind ja schließlich am Technion.<br />

Zum Beispiel, Dr. Yaakov (Koby) Nahmias (HUJI) hielt einen<br />

Vortrag über human-on-a-chip, ein System von untereinander<br />

verbundenen Mikrogefäßen, die mit tissue - engineered<br />

constructs gefüllt sind. Dieses miniaturisierte Modell des<br />

menschlichen Stoffwechsels verbindet mikrofluidische<br />

Komponenten mit Humanzellen. Dies ermöglicht, die<br />

Wirkung von Arzneimitteln und Kosmetika mit einem bisher<br />

unerreichten Kontrollniveau zu testen und stellt eine echte<br />

Alternative zu Tierversuchen dar.<br />

Dann präsentierte er uns einige Daten über ein absolutes<br />

„Traummedikament“, das auf der charakteristischen,<br />

bitteren Substanz von Grapefruits basiert. Schluckt man<br />

das Medikament vor einem fett- oder sehr zuckerhaltigen<br />

Essen (oder beidem, wenn es sich um den Lieblingsschokoladenkuchen<br />

handelt), wird die Leber dies schlicht ignorieren.<br />

Die Produktion des „schlechten“ Cholesterins wird<br />

halbiert, und die Insulinsensitivität wird um zwei Drittel<br />

erhöht! Also, ich mochte schon immer Grapefruits, und<br />

ab jetzt gibt es sogar einen wissenschaftlichen Grund, sie<br />

noch öfter zu genießen!<br />

Nach einem ganzen Tag voller Präsentationen versammeln<br />

sich die Forschungsgruppenleiter der drei Institutionen, um<br />

die Pläne für unsere Zusammenarbeit erneut zu diskutieren.<br />

Die Zeit rast und es sind nur noch zwei Wochen bis <strong>zum</strong><br />

Abgabetermin für unseren Antrag. Trotz guter Fortschritte,<br />

bleiben noch viele Fragen offen. Aber jetzt heißt es,<br />

Kalorien in Form von Salaten, Ziegenkäse und, ja, einigen<br />

verführerisch aussehenden Kuchen zu genießen. Hätte uns<br />

Dr. Nahmias doch nur seine Wunderpillen verabreicht…<br />

Danach hören wir einen Gastvortrag von Dr. Yoav Medan<br />

über „Ultraschall-Chirurgie“ mit einem MRT-geführten Ultraschall-„Messer“<br />

für nicht-invasive Therapien. Und schon<br />

ertappe ich mich bei dem Gedanken: Das hier ist keine<br />

Science Fiction. Nein, es wird bereits am Patienten praktiziert.<br />

Die Behandlung ist schmerzfrei, es gibt kein Infektionsrisiko,<br />

und Tumore können mit sehr großer Präzision<br />

erfolgreich vernichtet werden und bilden sich nicht neu.<br />

Wow! Dr. Yoav Medan selbst ist ein unorthodoxer Querdenker.<br />

Er arbeitet in der Abteilung „Biomedical Engineering“<br />

am Technion und ist auch der Chef-Systemarchitekt bei<br />

InSightec LTD. Bevor er diese faszinierende medizinische<br />

Technologie entwickelte, arbeitete er siebzehn Jahre lang<br />

in der Forschungsabteilung bei IBM. Sein Vortrag ist so<br />

eindrucksvoll, dass es uns schwer fällt, unsere Diskussion<br />

zu beenden, obwohl es schon ziemlich spät ist und wir nach<br />

diesem langen Tag alle sehr müde sind.<br />

26 imdc03 2012


internationales<br />

Die PhDs Julia Schulz (FG Leutz) und Daniel Heinze<br />

(FG Scheidereit) vor dem Amphitheater des Technions<br />

27.01.<br />

17:45<br />

Auf dem Flug nach Frankfurt<br />

Nachhause, jetzt fliege ich heim… Draußen regnet es. Ja,<br />

es gab ein paar echte Regengüsse mit Hagel und starkem<br />

Wind, so wie in der Wettervorhersage angekündigt. Scheinbar<br />

typisch für den israelischen Winter. Aber das würde ich<br />

der Hitze vorziehen, die hier im Sommer herrscht, wenn<br />

von Mai bis Oktober kein einziger Tropfen Regen fällt.<br />

Heute haben wir das Krebszentrum der medizinischen<br />

Fakultät des Technions besucht. Unsere Doktoranden hielten<br />

ihre Vorträge, die gut ankamen und einige sehr gute<br />

Fragen auslösten. Ich musste leider schon früher aufbrechen,<br />

um meinen Nachmittagsflug zurück nach Deutschland<br />

zu erreichen. Die anderen werden mindestens bis Sonntag<br />

bleiben, noch gemeinsam arbeiten und auch eine Möglichkeit<br />

haben, die Stadt und die berühmten Bahai-Gärten zu<br />

besichtigen.<br />

Aber ich muss nach Hause zu meiner acht Monate alten<br />

Tochter, die diese drei Tage ohne ihre ‚Hauptnahrungsquelle‘<br />

überstehen musste. Als die jungen israelischen Frauen<br />

hörten, dass ich mein kleines Mädchen noch stille, boten<br />

sie mir sofort eine Milchpumpe an, die sie für Kolleginnen<br />

direkt im Labor parat haben. Das hat mich sehr überrascht.<br />

Eine Milchpumpe am Arbeitsplatz für stillende Mütter – das<br />

ist ja familienfreundlich! Jetzt verstehe ich, warum man<br />

in Israel oft mindestens drei Kinder hat, damit man sagen<br />

kann: Das ist eine Familie.<br />

23:00<br />

Flughafen Tegel<br />

Nachdem ich meinen Anschlussflug verpasst hatte und<br />

durch den Frankfurter Flughafen rennen musste, bin ich<br />

nun schließlich auf dem Weg nach Hause. Ich freue mich<br />

riesig, meine Familie wiederzusehen und etwas auszuruhen.<br />

Klar, ich bin sehr erschöpft, aber auch voller Eindrücke und<br />

schöner Erinnerungen an das Treffen mit so freundlichen<br />

Menschen.<br />

Jetzt liegen noch zwei Wochen intensiver Arbeit für das<br />

neue Graduiertenkolleg vor uns. Ich bin mir sicher, dass wir<br />

es nicht nur pünktlich schaffen werden, sondern dass es<br />

auch ein sehr guter Vorschlag ist. Es muss einfach klappen,<br />

da alle Beteiligten sehr an dieser Partnerschaft interessiert<br />

sind und bereits so viel investiert haben, um die Idee aus<br />

dem vorletzten Jahr zu verwirklichen.<br />

Als ich aus dem Terminal am Flughafen Tegel komme,<br />

trifft mich ein kalter Windstoß, der mich daran erinnert,<br />

es ist Januar, ich bin in Berlin und drei Tage Sommer sind<br />

schnell vergangen und jetzt nur noch Teil meiner Erinnerung...<br />

(to, urb)<br />

imdc03 2012<br />

27


International Affairs<br />

Scientific Discourse<br />

and Orange Groves in<br />

Winter…<br />

Text and Photos Oksana Seumenicht<br />

In January, a group of MDC scientists met with colleagues<br />

from the Hebrew University and the Technion<br />

– Israel Institute of Technology, in Haifa. On January<br />

25-27, the third joint scientific symposium “Frontiers in<br />

Cell Signaling and Gene Regulation: From Single Cells to<br />

Networks“, took place. The two previous German-Israeli<br />

symposia were held in 2009 at the Weizmann Institute<br />

of Science and in 2010 at the MDC.<br />

Dr. Oksana Seumenicht from the MDC International Office<br />

shares her notes from her travel diary.<br />

Jan 25<br />

Frankfurt<br />

10:45 am<br />

The plane has finally taken off.<br />

The captain tells us we are getting<br />

breakfast as soon as the plane reaches<br />

its designated height – I am starting to<br />

feel hungry, so this is good news. Well,<br />

nine of us – the MDC team – started<br />

rather early today, meeting at the<br />

check-in desk at Tegel Airport already<br />

at 6:00 am. I am not an early bird<br />

(although after the birth of my two<br />

daughters, I am learning to be one),<br />

and a cup of coffee in Frankfurt, where<br />

we had to change planes, was certainly<br />

welcome!<br />

It feels a bit like an adventure – we<br />

are travelling to Haifa in Israel to meet<br />

colleagues from the Technion – Israel<br />

Institute of Technology and Hebrew<br />

University of Jerusalem. Professor Claus<br />

Scheidereit, Professor Walter Birchmeier<br />

and Professor Clemens Schmitt, the<br />

junior group leaders Dr. Alexander<br />

Loewer and Dr. Oliver Rocks, the PhD<br />

students Julia Schulz, Ekaterina Perets,<br />

Julian Heuberger and Daniel Heinze,<br />

and I are attending the third joint<br />

scientific symposium between the MDC<br />

and our Israeli partners. We are also on<br />

a mission to work out the fine details<br />

of a proposal for a joint German-<br />

Israeli PhD program between the MDC,<br />

Humboldt University, Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin and two of Israel’s<br />

oldest and finest universities, the<br />

Hebrew University and the Technion.<br />

28 imdc03 2012


International Affairs<br />

Motorway<br />

Tel-Aviv – Haifa<br />

4:35 pm<br />

It’s hot. With 20°C and not the<br />

forecasted 8°C, it feels much more<br />

like a very sunny day in Berlin in early<br />

summer. We were kindly met by an<br />

Israeli colleague, and now a minibus is<br />

taking us to Haifa. Orange and lemon<br />

tree groves are passing by the window<br />

as the driver meticulously finds his way<br />

through the dense traffic. Although<br />

we have practically not had any winter<br />

weather in Berlin this year - there was<br />

a brief snowfall just a few days ago –<br />

all of a sudden our campus looked so<br />

Christmassy white and sparkling. This is<br />

why seeing the lush greenery, flowering<br />

bougainvillea and mighty palm-trees,<br />

although expected, still feels somewhat<br />

surprising and hard to believe,<br />

considering it is the end of January.<br />

“Looks like California or Singapore,”<br />

says Walter Birchmeier, and others nod<br />

in agreement.<br />

Prof. Aaron Ciechanover, Prof. Amit Meller and Prof. Claus Scheidereit<br />

(Speakers of the Joint PhD Program SignGene)<br />

Prof. Peretz Lavie (President of Technion) / from left<br />

© Technion<br />

Orangetree<br />

Jan 26<br />

Guesthouse at<br />

the Technion<br />

campus<br />

6:45 am<br />

My first meeting with the head of the<br />

Technion Graduate School, Professor<br />

Hillel Pratt, is scheduled for 7:15, so<br />

I got up early to make some notes on<br />

what we need to discuss during the 45<br />

minutes we have.<br />

We had a very warm welcome dinner<br />

yesterday evening, with both Technion<br />

and Hebrew University scientists,<br />

including a bunch of PhD students. The<br />

discussion with the senior group leaders<br />

was intense - we had so little time to<br />

talk over so many details on how the<br />

joint PhD program could be organised,<br />

what could work and what probably<br />

would not, and what the advantages<br />

would be for students, faculty members<br />

and the institutes. In parallel, the PhD<br />

students from both countries had a<br />

lively discussion on the differences in<br />

getting a PhD degree in their respective<br />

countries, agreeing that everywhere<br />

students are expected to work rather<br />

hard to get their projects done in a<br />

reasonable time.<br />

Technion campus<br />

8:15 am<br />

It is breakfast time. We are heading<br />

to Café Greg on the huge Technion<br />

campus, where we enjoy our coffee<br />

sitting outside on a square directly<br />

under magnificent cedar trees and<br />

taking in the striking view of downtown<br />

Haifa and the scent of Mediterranean<br />

herbs, mixed with a gentle sea-breeze.<br />

29<br />

imdc03 2012 29


International Affairs<br />

Haifa, © Shutterstock<br />

Biomedical<br />

Engineering Auditorium<br />

9:15 am<br />

The President of the Technion, Professor<br />

Peretz Lavie, opens the symposium and<br />

welcomes everybody to the talks – the<br />

lecture hall is fully filled. Then Professor<br />

Amit Meller (both Technion) and<br />

Professor Claus Scheidereit (MDC) give<br />

their encouraging words to open this<br />

symposium and so foster further the<br />

collaboration between our institutes.<br />

Biomedical Engineering<br />

Auditorium<br />

10:05 am<br />

Professor Clemens Schmitt (MDC/<br />

Charité) gives a talk on metabolic<br />

targeting of senescent cancer cells.<br />

He came with us to Haifa just for this<br />

half-a-day and has to leave immediately<br />

after his talk for another meeting. But<br />

even during this short visit he manages<br />

to exchange some words and ideas<br />

with Professor Batsheva Kerem from<br />

the Hebrew University, and invite her<br />

for a visit to Berlin to discuss joint<br />

projects. To me it proves how excited<br />

and dedicated the scientists behind<br />

this project are, and how important it<br />

is to meet in person, even for a brief<br />

moment.<br />

Biomedical Engineering<br />

Auditorium<br />

12:15 pm<br />

Professor Aaron Ciechanover gives a talk<br />

as usual, so passionate and intense,<br />

conveying his latest unpublished results.<br />

The room is full and it is quite hot, but<br />

everybody follows Prof. Ciechanover’s<br />

every word. Technion prides itself on<br />

its three Nobel Prize winners (Aaron<br />

Ciechanover and Avram Hershko got it<br />

for Chemistry in 2004), and it was only<br />

a few months ago that another Technion<br />

researcher, Professor Dan Shechtmann,<br />

was awarded this most prestigious prize.<br />

It must be in the air here!<br />

Biomedical Engineering<br />

Auditorium<br />

4:30 pm<br />

During the break, I get a chance to<br />

talk to Professor Ciechanover about his<br />

forthcoming visit to Berlin. He has just<br />

been awarded the Humboldt Research<br />

Award upon the MDC’s nomination.<br />

He plans to come to Berlin more often<br />

throughout the year, and will be<br />

going on a lecture tour to a few other<br />

German institutes and universities. Prof.<br />

Ciechanover is very enthusiastic and says<br />

he looks forward to coming to Berlin in<br />

April, when our team is going to present<br />

the joint PhD program’s proposal to the<br />

Helmholtz Association funding panel.<br />

Then a student approaches me,<br />

asking about our International PhD<br />

programme. She is going to apply to the<br />

currently opened call for applications.<br />

This, I feel, is a good sign for our plans<br />

for the joint PhD programme!<br />

Guesthouse at<br />

the Technion campus<br />

9:45 pm<br />

Just got to my room, exhausted, but<br />

also excited, there is so much to take<br />

in and think over!<br />

The scientific talks of both<br />

the faculty and the students are<br />

really interesting: fascinating, true<br />

cutting-edge research, with advanced<br />

technology developments. Well, we are<br />

30 imdc03 2012


International Affairs<br />

at the Technion after all! For example,<br />

Dr. Yaakov (Koby) Nahmias (HUJI) gave<br />

a talk about a ‘human-on-a-chip’, a<br />

system of interconnected micro-vessels<br />

filled with tissue-engineered constructs.<br />

This miniaturised model of human<br />

metabolism integrates microfluidics<br />

with human cells, marrying engineering<br />

with biology. It allows testing the<br />

action of drugs and cosmetics with an<br />

unprecedented level of control, and it<br />

presents a real alternative to animal<br />

experiments. And then he shows some<br />

data on a true dream drug based on<br />

that distinctive bitter substance from<br />

grapefruits: You simply take it before a<br />

fatty or sugary meal (or both, if it is<br />

your favorite chocolate cake), and your<br />

liver just ignores it! Production of ‘bad’<br />

cholesterol is cut in half and insulin<br />

sensitivity is increased by two-thirds!<br />

Well, I always liked grapefruits, but<br />

now there is a scientific reason to enjoy<br />

them even more often!<br />

After the whole day of presentations,<br />

the senior group leaders from the<br />

three institutions gather to discuss the<br />

plans for our collaboration. And time<br />

is pressing - the deadline is just two<br />

weeks away. With a bit of progress, but<br />

still many open questions, we have to<br />

stop and enjoy some of those calories<br />

that wait for us in form of salads, goat<br />

cheese, and – yes, some deliciously<br />

looking cakes – Professor Nahmias<br />

should have handed us his wonder pills<br />

first!<br />

And then we have a guest lecture on<br />

“Ultrasound Surgery”, - an MRI-guided<br />

ultrasonic ‘knife’ used for cut-free<br />

surgery – well, “surgery” somehow does<br />

not feel appropriate, should one rather<br />

say “hands-free body-repair”? Again,<br />

I catch myself thinking: This is not<br />

science fiction but already a reality!<br />

Patients’ tumors are removed using this<br />

technique– without pain, without risk<br />

of infection, with millimeter accuracy<br />

and zero cancer return rate. Wow! The<br />

speaker himself, Professor Yoav Medan<br />

from the Department of Biomedical<br />

Engineering at the Technion and the<br />

Chief Systems Architect at InSightec<br />

Ltd, is a maverick. Before getting into<br />

the development of this fascinating<br />

medical technology, he spent 17 years<br />

at the IBM Research Division. His talk<br />

is so impressive and intellectually<br />

stimulating, that, even though it is<br />

rather late and we are all quite tired<br />

after this long day, we find it difficult<br />

to stop our discussions.<br />

Jan 27<br />

On the plane<br />

to Frankfurt<br />

5:45 pm<br />

Home, home, now I am flying home…<br />

It is raining outside – there were a<br />

few real downpours, with hail and very<br />

strong wind – as forecasted, apparently<br />

typical for Israeli winter. But I think I<br />

prefer this to the heat, which they say<br />

overtakes the country in summer, when<br />

not a single raindrop falls between May<br />

and October.<br />

Today, we visited the Technion<br />

Medical School’s Cancer Centre. Our<br />

students gave their talks, which were<br />

well received and which prompted some<br />

very good questions. I had to leave<br />

earlier to catch an afternoon flight<br />

back to Germany. The others will stay<br />

at least until Sunday, having time to<br />

work, but also actually see the city<br />

and the famous Bahai Gardens. But I<br />

need to rush home to my 8-month old<br />

daughter, who had to manage these<br />

few days without her main food source.<br />

When the Israeli girls heard I am still<br />

nursing my little girl, they immediately<br />

offered me a breast milk pump they<br />

have on hand in their lab – needless to<br />

say I was gob smacked and speechless.<br />

A milk pump for lab mums – this is<br />

what I would call a family-friendly work<br />

environment! Now I understand even<br />

better why, in Israel, having three kids<br />

seems to be a minimum prerequisite to<br />

be able to say one has a family!<br />

Tegel Airport<br />

11:00 pm<br />

After missing my connection, and<br />

rushing through the Frankfurt airport to<br />

catch the last flight to Berlin, I arrive<br />

eventually home. I really look forward<br />

to seeing my family and getting some<br />

rest. Needless to say, I feel completely<br />

exhausted, but full of impressions and<br />

warm memories of meeting very kind<br />

people.<br />

There are now two weeks of very<br />

intense work ahead of us. I am<br />

confident we’ll not only make it in time<br />

but our proposal will be really good!<br />

It must simply be, as all participants<br />

are so genuinely interested to work<br />

together and have already invested so<br />

much effort into moving from what was<br />

just an idea a year ago to a detailed<br />

plan of action. We’ll see, but now as<br />

I step out of the terminal a gust of<br />

the frosty wind takes my breath away,<br />

and I am reminded – it is January, I<br />

am in Berlin and three fleeting days of<br />

summer are now just a memory…<br />

Tel Aviv in January<br />

31<br />

imdc03 2012 31


Schau es dir selbst an!<br />

See it FOR yourself!<br />

Schau es Dir<br />

selbst an!<br />

Text und Fotos Daniel Heinze<br />

Masada, Israel<br />

„Frontiers in Cell Signaling & Gene Regulation“ oder abgekürzt<br />

„SignGene“ heißt das neue deutsch-israelische<br />

Doktorandenprogramm der Helmholtz-Gemeinschaft am<br />

MDC. Initiiert von Prof. Claus Scheidereit (Koordinator<br />

des Bereiches „Krebsforschung“ am MDC) und maßgeblich<br />

unterstützt von Prof. Aaron Ciechanover (Chemie-Nobelpreisträger<br />

2004, Technion-Israel Institute of Technology),<br />

eröffnet das Programm 25 Doktoranden aus Deutschland<br />

und Israel die Möglichkeit, an weltweit führenden Instituten<br />

zu forschen. Dabei sollen sie die neuesten Methoden<br />

der molekularen Zellbiologie und quantitativen biologischen<br />

Forschung erlernen, die die Basis moderner medizinischer<br />

Grundlagenforschung sind.<br />

SignGene führt zu einer engen Kooperation des MDC<br />

mit gleich zwei Instituten in Israel: dem Technion in Haifa<br />

und der Hebrew University in Jerusalem. Die Doktoranden<br />

werden von zwei Arbeitsgruppenleitern (jeweils einem<br />

aus Deutschland und Israel) betreut und in einem Labor<br />

im Partnerland für mindestens sechs Monate arbeiten. Das<br />

gesamte Programm bietet spannende Herausforderungen<br />

mit intensiven Trainingsmöglichkeiten und Kursen, jährlichen<br />

Fortschrittsberichten vor einem deutsch-israelischen<br />

Komitee, Doktoranden-Symposien sowie Sommer- und<br />

Winterschulen in Deutschland und Israel.<br />

Haifa und Jerusalem haben einen jeweils einzigartigen<br />

Charakter: Der Campus des Technion hat eine sowohl antik<br />

als auch modern wirkende Atmosphäre, die durch helle,<br />

leuchtende Sandsteinbauten hervorgerufen wird. Es verfügt<br />

sogar über ein eigenes Amphitheater. Andererseits verbinden<br />

moderne Gebäude, wie das gerade eröffnete Haus für<br />

biomedizinische Ingenieurswissenschaften, einen großartigen<br />

Ort <strong>zum</strong> Arbeiten mit einer spektakulären Sicht auf<br />

Haifa bis hin zur Küste und dem Mittelmeer. Die Stadt wirkt<br />

32 imdc03 032012


Deutsche Kirche auf dem Berg Zion, Israel<br />

International Affairs<br />

jung und modern. Sie bietet neben<br />

dem Strand Sehenswürdigkeiten wie<br />

die berühmten Gärten der Bahai, und<br />

es ist auch nicht weit, zu den historischen<br />

Stätten Caesarea, Tiberias, dem<br />

See Genezareth, Nazareth und den<br />

Golan-Höhen.<br />

In Jerusalem dagegen kann man<br />

einen Hauch von Spiritualität spüren,<br />

lebhafte Märkte sowie eine Vielzahl<br />

historischer und religiöser Stätten wie<br />

die Via Dolorosa, die Klagemauer, Yad<br />

Vashem und den Felsendom auf dem<br />

Tempelberg besuchen, die Schriftrollen<br />

von Qumran betrachten und<br />

Davids Turm besteigen. Der Ölberg ist<br />

nur dreißig Minuten von der Stadtmauer<br />

entfernt und wer den kurzen<br />

Aufstieg nicht scheut, kann den<br />

großartigen Panorama-Blick auf die<br />

historische Altstadt genießen. Jerusalem<br />

ist zentral gelegen, und dank der<br />

hervorragenden Busanbindung können<br />

von hier aus alle Teile des Landes<br />

erkundet werden.<br />

Dabei bieten sich Ausflüge nach Tel<br />

Aviv, ins Westjordanland (Bethlehem,<br />

Jericho, Ramallah) und <strong>zum</strong> Toten<br />

Meer besonders an. Wer zukünftig<br />

am SignGene-Programm teilnimmt,<br />

wird somit nicht nur die Möglichkeit<br />

haben, herausragende Forschung zu<br />

betreiben, sondern auch Land und<br />

Leute kennenzulernen. Es gibt viel zu<br />

sehen und zu erleben in Israel, und<br />

besonders im Winter sind die Temperaturen<br />

angenehmer als bei uns.<br />

Keiner der Doktoranden sollte es sich<br />

entgehen lassen, dieses faszinierende<br />

Land für sich zu entdecken.<br />

Daniel Heinze blieb nach der Präsentation<br />

seines Doktorarbeit-Projektes auf dem deutschisraelischen<br />

Mini-Symposium in Haifa noch in<br />

Israel, um das Land zu erkunden. Als Diplom-Humanbiologe<br />

kam er 2010 ans MDC in die Arbeitsgruppe<br />

von Prof. Claus Scheidereit, in der er die<br />

Aktivierung von NF-KB nach DNA-Schädigung und<br />

die dadurch induzierte Genregulation untersucht.<br />

Ein Gedi<br />

Sonnenaufgang über dem Toten Meer<br />

imdc03 2012<br />

33


International affairs<br />

Tower of David<br />

Dom of the rock<br />

34 imdc03 2012


International affairs<br />

View to the coast in Haifa<br />

Market in Jerusalem<br />

Jerusalem<br />

See it for yourself!<br />

Text and Photos Daniel Heinze<br />

“To introduce doctoral students to<br />

state-of-the-art molecular cell biology<br />

and quantitative biology research that<br />

forms the basis of modern medical<br />

research“ – this is not only the mission<br />

of the existing PhD programs at the<br />

MDC but also of the new program being<br />

developed.<br />

SignGene, the nickname of the<br />

German-Israeli Helmholtz Research<br />

School “Frontiers in Cell Signaling<br />

& Gene Regulation”, is the latest<br />

initiative led by Claus Scheidereit<br />

(MDC Cancer Program Coordinator) and<br />

supported by Aaron Ciechanover (2004<br />

Nobel laureate, Technion) that grants<br />

25 PhD students from Germany and<br />

Israel the opportunity to do research at<br />

world-class institutes in two different<br />

countries. SignGene will bring the<br />

MDC together with two universities in<br />

Israel: the Technion-Israel Institute of<br />

Technology in Haifa and the Hebrew<br />

University of Jerusalem. Students are<br />

supervised by two PIs (one in Germany<br />

and one in Israel) and are expected to<br />

visit the partner country for a minimum<br />

of 6 months. The schedule is challenging<br />

and involves intensive training and<br />

courses, annual progress reviews by a<br />

joint thesis committee, PhD retreats,<br />

and summer/winter schools in Germany<br />

and Israel.<br />

Each research campus has its own<br />

unique offerings and character. The<br />

Technion campus has an atmosphere<br />

that is both antique and modern<br />

owing to the use of light and shining<br />

stone everywhere, and even has its<br />

own amphitheater. On the other<br />

hand, newer buildings like the one for<br />

biomedical engineering offer a great<br />

place to work with a spectacular view<br />

over Haifa straight to the coast and<br />

the Mediterranean Sea. The city has a<br />

youthful, progressive feel and, aside<br />

from the beach, offers the famous<br />

Bahai Gardens and short ways to<br />

ancient sites like Caesarea, Tiberias,<br />

the Sea of Galilee, Nazareth, and the<br />

Golan Heights.<br />

In contrast, Jerusalem offers a<br />

touch of spirituality, lively markets,<br />

and a plethora of historical and<br />

religious places like the Via Dolorosa,<br />

the Western Wall, the Dome of the<br />

Rock on the Temple Mount, the Shrine<br />

of the Book, Tower of David, and Yad<br />

Vashem. The Mount of Olives is only a<br />

30 min walk and offers the best view<br />

of the Old City. A central location and<br />

good transportation make Jerusalem an<br />

excellent starting point for exploring<br />

the rest of the country such as Tel Aviv,<br />

the West Bank (Bethlehem, Jericho,<br />

Ramallah), or the Dead Sea.<br />

In addition to the outstanding<br />

research opportunities that are offered,<br />

the future participants of SignGene<br />

won’t run out of places to see during<br />

their stay in Israel. The country offers<br />

a lot and it is nice to be there, in<br />

particular in winter. One shouldn’t miss<br />

this opportunity to see this fascinating<br />

country.<br />

info After presenting his PhD project at the<br />

joint German-Israeli mini-symposium in Haifa,<br />

Daniel stayed on to explore the country. A trained<br />

Human Biologist, he joined the MDC in 2010 where<br />

he works in the group of Claus Scheidereit on<br />

DNA damage-induced NF-KB activation and gene<br />

regulation.<br />

35<br />

imdc03 2012 35


internationales<br />

Die Teilnehmer des deutsch-israelischen Symposiums in Haifa<br />

@ Technion<br />

SignGene<br />

Neue Research School am MDC<br />

Text Barbara Urban<br />

Das MDC bekommt ein neues internationales Doktorandenprogramm<br />

– die deutsch-israelische Helmholtz<br />

Research School „Frontiers in Cell Signaling& Gene Regulation“<br />

kurz „SignGene”. Partner des MDC in diesem Helmholtz-<br />

Kolleg sind das Technion – Israel Institute of Technology<br />

und die Hebrew University of Jerusalem (HUJI) sowie hier<br />

vor Ort die Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) und die<br />

Charité - Universitätsmedizin Berlin.<br />

Lasst uns das mit den Israelis<br />

zusammen machen!<br />

Als Prof. Claus Scheidereit vor drei Jahren als Programmkoordinator<br />

für den Bereich Krebsforschung am MDC startete,<br />

kam aus dem Geschäftsführenden Leitungskollegium (GLK)<br />

die Anregung, für das Krebsprogramm eine internationale<br />

Research School zu beantragen. „Thomas Sommer schlug<br />

vor, eine Research School zusammen mit israelischen Partnerinstitutionen<br />

aufzubauen“, erinnert sich Prof. Scheidereit.<br />

„Und das war der Startschuss für SignGene.“<br />

Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits langjährige Verbindungen<br />

zwischen Forschern in Haifa, Jerusalem und Berlin.<br />

Für das SignGene-Konzept wurden Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler aller fünf SignGene-Partner sowohl zu<br />

bestehenden gegenseitigen Kooperationen als auch neuen<br />

Kooperationsmöglichkeiten befragt. Das Ergebnis war ein<br />

beeindruckend engmaschiges Forschungsnetzwerk, das<br />

zwischen Technion, HUJI, MDC, HUB und Charité aufgebaut<br />

werden kann. Der Reiz der Zusammenarbeit in diesem Netzwerk<br />

liege in der Komplementarität aller Partner, so Prof.<br />

Scheidereit: „Das MDC ist sehr stark in Molekularbiologie,<br />

Molekulargenetik und Mausmodellen, aber auch in medizinischer<br />

Systembiologie, wo wir eng mit Wissenschaftlern<br />

der Humboldt-Universität zusammenarbeiten. Damit<br />

bringen wir uns ein. Am Technion sind Bioengineering,<br />

Biotechnologie sowie Nanotechnologie besondere Stärken,<br />

36 imdc03 2012


internationales<br />

und es gibt viele Schnittstellen zur Physik und zur Chemie.<br />

Mit Schwerpunkten in Epigenetik und quantitativer Biologie<br />

ergänzt all das die HUJI in Jerusalem.<br />

Helmholtz-Förderung<br />

SignGene wird für sechs Jahre mit 1,8 Millionen Euro aus<br />

dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

gefördert. Siebzehn Forschungsgruppen aus Berlin<br />

und fünfzehn aus Israel sind an dieser neuen Research<br />

School für etwa 25 Doktoranden beteiligt. Jeder Doktorand<br />

hat je einen Betreuer aus Deutschland und Israel und<br />

sollte mindestens ein halbes Jahr im jeweiligen Partnerland<br />

arbeiten. Da in Israel die Doktoranden oft schon<br />

verheiratet sind und Kinder haben, kann dieser Austausch<br />

flexibel gestaltet werden. Abhängig vom Projekt wären<br />

mehrere Arbeitsaufenthalte in Berlin oder Israel möglich.<br />

Erste Doktoranden könnten bereits Ende 2012 anfangen.<br />

„Eine Bewerbung haben wir schon von einer Studentin<br />

vom Technion, die sich direkt nach dem Haifa-Symposium<br />

Anfang 2012 beworben hat“, berichtet Claus Scheidereit.<br />

„Das Haifa-Symposium war ein Think-Tank, an dem das MDC<br />

mit Professoren, Junior-Gruppenleitern und Doktoranden<br />

beteiligt war. Wichtige Hinweise für die Ausgestaltung<br />

unseres Konzeptes kamen von den Doktoranden und Junior-<br />

Gruppenleitern aus beiden Ländern.“<br />

SignGene ist kein exklusiver Club<br />

Treffen wie das Haifa-Symposium oder die deutsch-israelischen<br />

Symposien im Oktober 2010 und im April 2012 am<br />

MDC dienten nicht nur dem wissenschaftlichen Austausch,<br />

sondern auch dazu, am SignGene-Konzept zu arbeiten. Von<br />

Anfang an war Dr. Oksana Seumenicht, Referentin für internationale<br />

Angelegenheiten am MDC, eine treibende Kraft.<br />

Claus Scheidereit sagt: „Ihre Expertise in der Koordination<br />

der Doktorandenausbildung, ihre verbindliche Art und ihr<br />

Engagement haben sehr dazu beigetragen, dass der Antrag<br />

für SignGene erfolgreich war!“<br />

Die nächsten Schritte bei SignGene werden der Aufbau der<br />

Internetpräsenz, die Suche nach einem Koordinator sowie die<br />

Ausschreibung für die Doktoranden in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Graduate Office sein.<br />

Die Initiatoren von SignGene wünschen sich, dass Sign-<br />

Gene als interaktives Projekt wahrgenommen wird, in das<br />

sich Interessierte jederzeit einbringen. „Denn SignGene ist<br />

kein exklusiver Club“, sagt Claus Scheidereit, „sondern soll<br />

die Basis für weitere Kooperationen zwischen den beteiligten<br />

Institutionen sein.“<br />

imdc03 2012<br />

37


International Affairs<br />

The Obelisk of Technion, designed by<br />

architect and engineer, Dr Santiago Calatrava, was<br />

inaugurated at the Technion’s 85th anniversary<br />

celebration in 2009. The obelisk rises to a height<br />

of 28 meters.<br />

Photo: Oksana Seumenicht<br />

SignGene<br />

New Research School at the MDC<br />

Text Barbara Urban<br />

Tran s lation Carol Oberschmidt<br />

The MDC has received funding for a new international<br />

PhD program – the German-Israeli Helmholtz Research<br />

School “Frontiers in Cell Signaling & Gene Regulation”<br />

or “SignGene” for short. The partners of the MDC in<br />

this Helmholtz Research School are the Technion – Israel<br />

Institute of Technology and the Hebrew University<br />

of Jerusalem (HUJI) as well as Humboldt-Universität zu<br />

Berlin and Charité – Universitätsmedizin Berlin.<br />

German-Israeli collaboration<br />

When Professor Claus Scheidereit became Program Coordinator for Cancer Research<br />

at the MDC three years ago, the Management Committee (Leitungskollegium, GLK)<br />

proposed establishing an international research school for the cancer program.<br />

“Thomas Sommer suggested founding a research school together with Israeli partner<br />

institutions,” Scheidereit recalled. “That was the starting signal for SignGene!”<br />

Longstanding connections already existed between researchers in Haifa,<br />

Jerusalem, and Berlin. As a first step, scientists at all five partner institutions were<br />

surveyed concerning a concept for SignGene. They were asked to provide input both<br />

about existing cooperative projects and possible new projects in the future. The<br />

result was an impressive, dense network which would involve scientists from the<br />

Technion, HUJI, MDC, HUB and the Charité. As Professor Scheidereit pointed out,<br />

“What is so attractive about this network is that all of the partners complement<br />

each other. The MDC is very strong in molecular biology, molecular genetics and<br />

mouse models, but also in medical systems biology, a field in which we work closely<br />

38 imdc03 2012


International Affairs<br />

with scientists from the Humboldt<br />

Universität zu Berlin. That will be our<br />

contribution.” He went on to say: “The<br />

Technion is very strong in bioengineering,<br />

biotechnology and nanotechnology,<br />

and there are many interfaces with<br />

physics and chemistry. The HUJI in<br />

Jerusalem complements all that with<br />

its focus on epigenetics and quantitative<br />

biology.”<br />

Helmholtz funding<br />

SignGene will be funded for a period of<br />

six years with 1.8 million euros from<br />

the Initiative and Networking Fund of<br />

the Helmholtz Association. Seventeen<br />

research groups from Berlin and fifteen<br />

from Israel will participate in this<br />

new research school, which will have<br />

a capacity for about 25 PhD students<br />

(per 3 year training cycle).<br />

Each student will have a supervisor<br />

from both Germany and Israel and will<br />

work for at least half a year in the<br />

partner country. Since in Israel the<br />

doctoral students are often already<br />

married and have children, this<br />

exchange can be arranged in a flexible<br />

manner. Depending on the project,<br />

several work stays are possible in Berlin<br />

or Israel.<br />

The first PhD students could already<br />

begin in late 2012. “We already have<br />

one application from a student from<br />

the Technion. She applied directly after<br />

the Haifa symposium at the beginning<br />

of this year,” Scheidereit said. “The<br />

Haifa symposium was a think tank the<br />

MDC participated in with professors,<br />

junior group leaders and doctoral<br />

students. Important suggestions for<br />

the design of our concept came from<br />

the doctoral students and junior group<br />

leaders of both countries.”<br />

Lecture at Technion<br />

with Professor Walter Birchmeier<br />

@ Technion<br />

“Her expertise in international research<br />

schools, her sincere manner and her<br />

commitment to the SignGene proposal<br />

have been invaluable,” said Professor<br />

Scheidereit.<br />

The next steps for SignGene will be<br />

to build the website, recruit a coordinator<br />

and post the call for applications in<br />

close collaboration with the Graduate<br />

Office.<br />

The initiators of SignGene would like<br />

for it to be perceived as an interactive<br />

project, in which each person interested<br />

in the project can present his or her<br />

ideas. “SignGene is not an exclusive<br />

club,” Scheidereit said. “Rather, it<br />

should provide the basis for future<br />

collaboration between the participating<br />

institutions.”<br />

“SignGene is not an<br />

exclusive club”<br />

Meetings like the Haifa symposium<br />

or the two German-Israeli symposia<br />

in October 2010 and in April 2012<br />

at the MDC not only advanced scientific<br />

exchange, they also provided an<br />

opportunity to work on the SignGene<br />

concept. From the beginning Dr. Oksana<br />

Seumenicht, MDC international relations<br />

officer, has been a driving force.<br />

39<br />

imdc03 2012 39


Biobanken und Pathologie<br />

Biobanks and pathology<br />

Fluoreszenzmikroskop<br />

48 imdc03 2012


Maria Stecklum bei der PCR<br />

Biobanken<br />

und Pathologie<br />

an der Schnittstelle von<br />

Grundlagen- und Klinischer<br />

Forschung<br />

Text Russ Hodge, Barbara Urban<br />

fotos Reiner Zeisig<br />

Über die Zusammenarbeit von MDC, Charité und Patienten an<br />

einer vielversprechenden Pipeline für die Krebsforschung.<br />

Für Patienten ist ein Tumor ein bedrohlicher Fremdkörper, der so schnell wie möglich<br />

zerstört werden muss. Für Ärzte und Wissenschaftler dagegen ist das gleiche Gewebe<br />

eine erhaltenswerte Ressource. Warum? Die Prozesse, die sich auf molekularer Ebene im<br />

Tumor abspielen, geben Auskunft über sein Entstehen, sein Wachstum und seine Ausbreitung.<br />

Dieses Wissen kann zu besseren Behandlungs- und Heilungsmethoden führen. Um<br />

möglichst viele neue Erkenntnisse aus den Gewebeproben zu gewinnen, müssen diese<br />

sorgfältig dokumentiert und in Tumor-Biobanken gesammelt werden. Prof. Peter M. Schlag,<br />

der heute Leiter des Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) ist, und seine Mitarbeiter<br />

haben dies in jahrelanger Arbeit in der chirurgischen Abteilung der Robert-Rössle-Klinik<br />

auf dem Bucher Campus getan. Mit Hilfe dieser systematischen Sammlung konnten im<br />

Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes mit Prof. Ulrike Stein (MDC und Charité)<br />

bereits neue Marker für metastasierenden Darmkrebs identifiziert werden. Prof. Peter M.<br />

Schlag verfolgte die Idee einer Tumor-Biobank nach seinem Wechsel als Direktor an das<br />

Comprehensive Cancer Center der Charité (CCCC-TBB) konsequent weiter. Hierbei bot sich<br />

die besondere Möglichkeit, wertvolle Synergien mit der von Prof. Manfred Dietel (Direktor<br />

des Institutes für Pathologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin) zusammen mit Prof.<br />

Michael Hummel (Leiter ZeBanC) konzipierten und vom BMBF geförderten Zentralen Biobank<br />

Charité – ZeBanC zu nutzen und auf eine breite Basis zu stellen.<br />

Viele Wissenschaftler schätzen das enorme Potential von Biobanken bei der Entwicklung<br />

einer „personalisierten Medizin“ und arbeiten deshalb seit langem Institutionen übergreifend<br />

zusammen, wie die enge Kooperation der Forschungsgruppen von Dr. Iduna Fichtner<br />

(MDC) und von Prof. Peter M. Schlag zeigt.<br />

imdc03 2012<br />

49


Campus und Leute<br />

Wie eine Tumor-Biobank entsteht<br />

Entnimmt ein Chirurg während einer Operation einem<br />

Patienten krankes Gewebe, wird es sofort von einem<br />

Pathologen untersucht. Dieser überprüft die Diagnose und<br />

informiert den Chirurgen, der dann über die weitere Behandlung<br />

entscheidet – Routinepathologie. Hat der Patient<br />

im Vorfeld seine Einwilligung gegeben, wird die Gewebeprobe<br />

in flüssigem Stickstoff schockgefroren und anonym<br />

verschlüsselt in eine Tumor-Biobank aufgenommen. „Solche<br />

Sammlungen sind mit riesigen Bibliotheken zu vergleichen“,<br />

sagt die Wissenschaftlerin Dr. Esmeralda Heiden vom<br />

CCCC. „So erfasst, können die Proben für viele Forschungsarbeiten<br />

verwendet werden.“<br />

Vom Patienten zur Maus…<br />

Ebenso wichtig wie die Konservierung in Tumorbanken<br />

ist es, die Gewebe vital zu erhalten, um die ständig im<br />

Patienten stattfindenden dynamischen Regulationsmechanismen<br />

simulieren zu können. „Dies gelingt durch direkte<br />

Transplantation von Tumorgewebe in Mäuse“ erklärt Iduna<br />

Fichtner. Die Verpflanzung von Gewebe von einer Spezies<br />

(hier: Mensch) zu einer anderen (hier: Maus) heißt Xenotransplantation.<br />

„Um solche Modelle zur Erforschung neuer<br />

Krebstherapien zu entwickeln, braucht es nicht nur gut<br />

ausgestattete Labore und Unternehmen, sondern auch ein<br />

Disziplinen übergreifendes Zusammenspiel von Wissenschaftlern<br />

und Klinikern aus universitärer und außeruniversitärer<br />

Forschung“, sagt die MDC-Wissenschaftlerin. „Wir<br />

arbeiten <strong>zum</strong> Beispiel seit den frühen 1990er Jahren mit<br />

der Forschungsgruppe von Peter Schlag zusammen.“<br />

Iduna Fichtner gehört zu den Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern, die schon lange in der außeruniversitären<br />

Forschung tätig sind. Bereits vor der Gründung<br />

des MDC im Jahr 1992 arbeitete sie als Abteilungsleiterin<br />

im Zentralinstitut für Krebsforschung der Akademie der<br />

Wissenschaften der DDR, einer der Wissenschaftseinrich-<br />

Kryoröhrchen mit Tumorproben<br />

50 imdc03 2012


Campus und Leute<br />

Margit Lemm bei der<br />

Probenentnahme aus der Biobank<br />

tungen der DDR auf dem Bucher Campus. Das Zentralinstitut<br />

für Krebsforschung war für seine exzellente klinische<br />

und translationale Forschung sehr bekannt, ein Gedanke,<br />

der auch bei Gründung des MDC weiterverfolgt wurde. 1992<br />

bewarb sich Iduna Fichtner, wie andere ehemalige Angestellte<br />

der Akademie der Wissenschaften, am neu gegründeten<br />

MDC. Sie erhielt eine unbefristete Stelle und konnte<br />

so ihre Forschung fortsetzen. Seit dieser Zeit leitet sie die<br />

MDC-Gruppe „Experimentelle Pharmakologie“. Ihre Forschungsgruppe<br />

entwickelt Zellkultur- und Tiermodelle für<br />

Krebserkrankungen und sucht nach neuen Biomarkern für<br />

die Testung neuer, zielorientierter Antitumor-Medikamente.<br />

„In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir mehr als<br />

zweihundert Patienten-abgeleitete Xenograft-Modelle von<br />

Krebsarten wie Leukämien, Sarkomen, Mamma-, Kolon-,<br />

Ovarial- und Lungenkarzinomen etabliert“, sagt Frau Fichtner.<br />

Diese Xenograft-Modelle wurden in histologischen, immunhistochemischen<br />

und genetischen Studien untersucht.<br />

Ein entscheidender Schritt beim Wissenstransfer von der<br />

Maus <strong>zum</strong> Menschen ist sicherzustellen, dass die Tumore<br />

nach der Entnahme vom Patienten keine signifikanten Veränderungen<br />

erfahren haben. „Tests haben bewiesen, dass<br />

die Xenograft-Tumore hochgradig ähnlich den originalen<br />

klinischen Proben blieben“, erklärt Fichtner. Die Tiertumore<br />

sprachen auf Krebsmittel wie Paclitaxel, Gemcitabin<br />

und Carboplatin auf eine Weise an, die deren Wirksamkeit<br />

beim Menschen widerspiegelt. Darüber hinaus kann man in<br />

diesen Modellen auch neuere zielgerichtete Medikamente<br />

untersuchen und die Abhängigkeit ihrer Antitumorwirkung<br />

von auftretenden Genmutationen nachvollziehen. „Allerdings<br />

zeigte sich auch, dass jeder Tumor sehr individuell<br />

auf eine Reihe von Wirkstoffen reagiert, die in der klinischen<br />

Routine angewandt werden oder sich in der Entwicklung<br />

befinden“, so Fichtner.<br />

…und von der Maus zurück <strong>zum</strong><br />

Patienten<br />

Eine Maus von einem Krebs zu heilen, der von einem<br />

bestimmten Patienten abgeleitet wurde, könnte ein vielversprechender<br />

Weg zu optimierten Behandlungsformen<br />

für den ursprünglichen Gewebespender sein. Seit zwei<br />

Jahren arbeiten die Wissenschaftler von CCCC, MDC, MPI für<br />

Molekulare Genetik in Berlin und der Firma Experimentelle<br />

Pharmakologie & Onkologie (EPO) daher gemeinsam an<br />

neuen Forschungsprojekten, wie z.B. TREAT 20, ColoNet.<br />

Ziel von TREAT 20 ist, Patienten mit einem metastasierenden<br />

Melanom zu helfen, bei denen eine ganze Reihe von<br />

Therapien nicht angeschlagen hat. Die Wissenschaftler<br />

planen, von 20 solcher Patienten Gewebe zu gewinnen und<br />

daraus Xenografts zu entwickeln. Inzwischen sind bereits<br />

14 Proben in Zellkultur vermehrt und zur Entwicklung von<br />

Tiermodellen verwendet worden.<br />

Das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin<br />

hat mit Studien zur Tiefensequenzierung gezeigt, dass die<br />

Tumore in den Tiermodellen noch die Eigenschaften der<br />

menschlichen Ausgangsprobe besitzen, denn die Tiefensequenzierung<br />

liefert eine sehr detaillierte Beschreibung der<br />

Tumor-DNA. Aber auch neue Mutationen, die in den Tumoren<br />

stattfinden, können durch die vergleichende Tiefensequenzierung<br />

angezeigt werden.<br />

Neben einer Vielzahl biologischer Daten kann das Projekt<br />

auch Informationen über Veränderungen in der Genexpression<br />

liefern. Bei einem der experimentellen Ansätze<br />

beobachteten die Wissenschaftler, dass sich der Tumor<br />

nach der Behandlung stark verkleinerte. Ob ein solcher<br />

Therapieansatz wirklich erfolgreich ist, wird mit weiteren<br />

Xenograft-Studien untersucht. Daraus werden dann<br />

Medikamenten-Empfehlungen für die behandelnden Ärzte<br />

abgeleitet. Untersuchungen in Xenograft-Systemen können<br />

auch zeigen, warum therapeutische Ansätze, die zunächst<br />

vielversprechend scheinen, bei längerer Behandlung versa-<br />

imdc03 2012<br />

51


Campus und Leute<br />

gen. So tragen sie zur Aufklärung von Resistenzmechanismen<br />

in der Krebstherapie bei.<br />

Patienten als Partner in der<br />

Forschung<br />

Für Patienten ist es günstig, wenn ihr Tumor zu einer<br />

bekannten Kategorie gehört, die gut auf eine bestimmte<br />

Behandlung anspricht. Aber wie viele Kategorien gibt es,<br />

welche genetischen und umweltbedingten Faktoren haben<br />

Einfluss auf die Entwicklung eines Tumors und was entscheidet<br />

darüber, wie ein Patient auf die Therapie reagiert?<br />

Die Antwort auf diese Fragen erfordert eine enge Partnerschaft<br />

zwischen Klinik, großen Biobanken, Forschungslabors<br />

und Unternehmen.<br />

Die meisten Kliniker würden sich wünschen, dass Patienten<br />

vorab aufgeklärt werden, warum das Großprojekt<br />

„Biobanken“ so wichtig ist. Den beteiligten Wissenschaftlern<br />

ist klar, dass natürlich jeder Patient das Recht hat, die<br />

Mitwirkung an Forschungsprojekten wie diesem zu verweigern.<br />

Aus ihrer Sicht wäre es jedoch tragisch, wenn dies<br />

aus Unwissenheit geschehen würde, denn jede neuartige<br />

Behandlung ist das Ergebnis aus der Erforschung von Proben<br />

anderer Menschen, die einer Nutzung ihres Gewebes für<br />

Forschungszwecke zugestimmt hatten.<br />

„Wenn das gesammelte Gewebematerial nicht genutzt<br />

wird, gehen vielleicht wichtige Informationen verloren“,<br />

sagt Iduna Fichtner. „Je mehr Patienten sich an interdisziplinären<br />

Forschungsprojekten wie dem unsrigen beteiligen,<br />

desto mehr Menschen kann geholfen werden. Und vielleicht<br />

kommen wir durch diese Arbeit der ‚personalisierten Medizin‘<br />

ein Stück näher.“<br />

Dr. Iduna Fichtner wurde<br />

im Erzgebirge geboren. Sie hat in<br />

Jena und Halle Pharmazie studiert<br />

und promoviert. 1977 startete sie als<br />

Wissenschaftlerin am Zentralinstitut<br />

für Krebsforschung der Akademie<br />

der Wissenschaften in Berlin-Buch<br />

und habilitierte sich 1986 zur Wirksamkeit<br />

liposomaler Formulierungen<br />

von Zytostatika. Kurz danach wurde<br />

sie Abteilungsleiterin im Zentralinstitut<br />

für Krebsforschung. Seit 1992<br />

leitet sie die Forschungsgruppe<br />

„Experimentelle Pharmakologie“ am<br />

MDC. 1997 gründete sie mit ihrem<br />

inzwischen pensionierten Kollegen,<br />

Dr. Christian Nowak, das Unternehmen<br />

„Experimental Pharmacology<br />

& Oncology Berlin-Buch GmbH“<br />

(EPO), deren Geschäftsführer heute<br />

Dr. Jens Hoffmann ist. Gestartet<br />

als Spin-Off aus dem MDC agiert<br />

EPO heute weltweit und arbeitet mit<br />

mehr als 100 wissenschaftlichen<br />

Institutionen, Biotech- und Pharma-<br />

Unternehmen zusammen.<br />

Dr. Iduna Fichtner comes<br />

from the Erzgebirge, located in the<br />

southeastern part of Germany. She<br />

studied pharmacy in Jena and Halle,<br />

where she also received her PhD.<br />

In 1977 she began her career as a<br />

scientist at the Central Institute for<br />

Cancer Research of Academy of<br />

Sciences in Berlin Buch. In 1986 she<br />

completed her post-doctoral thesis<br />

(Habilitation) on the efficacy of liposomal<br />

formulations with cytostatic<br />

drugs. Until 1991 she was department<br />

head at the Central Institute<br />

for Cancer Research. Since 1992<br />

she has been employed as senior<br />

scientist and leader of the research<br />

group „Experimental Pharmacology“<br />

at the MDC. In 1997, together with<br />

Dr. Christian Nowak, she co-founded<br />

the company Experimental Pharmacology<br />

& Oncology Berlin-Buch<br />

GmbH (EPO) as a spin-off from the<br />

Max Delbrück Center for Molecular<br />

Medicine (MDC). Today, Dr. Jens<br />

Hoffmann is the CEO of EPO. EPO<br />

currently has customers from more<br />

than 100 scientific institutes, biotech<br />

and pharmaceutical companies<br />

worldwide.<br />

52 imdc03 2012


Science<br />

Marlen Keil at the bench<br />

Biobanks and pathology<br />

at the crossroads of basic<br />

and clinical science<br />

Text Russ Hodge, Barbara Urban Photos Reiner Zeisig<br />

The MDC, Charité, and patients collaborate on a unique<br />

pipeline for cancer research.<br />

For a patient, a tumor is something to be destroyed or removed from the body as<br />

quickly as possible. For doctors and scientists, this same tissue represents a crucial<br />

resource: molecular processes in tumors provide information about the origin,<br />

growth, and spread of cancer that could lead to better treatments or cures. Taking<br />

full advantage of tumor specimens requires that they be meticulously annotated<br />

and collected in “Biobanks“ such as the one Professor Peter M. Schlag of the<br />

Charité-Universitätsmedizin Berlin and MDC and his colleagues have been amassing,<br />

starting when he began in the surgical department of the Robert-Rössle Clinic on<br />

the Buch campus. In the framework of a research collaboration, this collection has<br />

already led to discoveries such as new markers for metastatic colon cancer, discovered<br />

by Professor Ulrike Stein’s lab at the MDC and Charité. Prof. Schlag continued<br />

to push the idea of the tumor biobank when he became director of the CCCC, and<br />

now the collection is known as the CCCC-TBB. This offered the unique opportunity<br />

to develop valuable synergies with the Central Biobank of the Charité (ZeBanC),<br />

which was conceived by Prof. Manfred Dietel (Director of the Institute of Pathology<br />

at the Charité) with Prof. Michael Hummel (now the Director of the ZeBanC) and<br />

funded through an application they made to the BMBF. As a result, the project has<br />

expanded its reach and has a stronger foothold.<br />

A crucial role for pathologists<br />

Pathologists with the right “mindset“ make excellent research partners. “Routine<br />

pathology,“ says CCCC scientist Dr. Esmeralda Heiden, “is an essential step in<br />

imdc03 2012<br />

53


Campus and People<br />

Margit Lemm from the Fichtner lab takes samples from the biobank<br />

sarcomas to cancer of the breast, colon,<br />

ovaries, and lung.<br />

A 2008 study published in<br />

Clinical Cancer Research reported on 25<br />

xenograft mouse models successfully<br />

developed from human lung tumors.<br />

The animal tumors were highly similar<br />

to the original clinical samples and<br />

responded to several cancer drugs in a<br />

way that mirrored human responses.<br />

But each tumor reacted in an individual<br />

way, hinting at the need for personalized<br />

therapies.<br />

“This pipeline helps us achieve<br />

better classifications of tumors and<br />

make better decisions about how they<br />

should be treated,“ Fichtner says.<br />

“Curing a mouse tumor derived from<br />

a specific patient might be the most<br />

promising approach to finding a treatment<br />

for the human. That treatment<br />

might already exist, or we may have to<br />

be more creative.“<br />

surgery. Tissue is removed during an<br />

operation and it immediately goes to<br />

a pathologist who checks the diagnosis<br />

for the surgeon. Then, if patients<br />

have given their consent, we take an<br />

additional step: part of the tissue is<br />

collected and snap-frozen in liquid<br />

nitrogen. From there it goes into the<br />

Tumor Biobank.“ Such collections are<br />

like vast reference libraries that can be<br />

accessed by researchers at the MDC and<br />

elsewhere.<br />

“A good pathologist wants to know<br />

why things happen in cancer tissues,“<br />

Heiden says. “As well as exploring<br />

disease mechanisms, there are further<br />

steps that can be taken toward clinical<br />

applications. For example, culture cells<br />

from a specific patient‘s tumor can be<br />

transplanted, or xenografted, into mice,<br />

where they grow into the same type of<br />

tumor. This gives us models to explore<br />

potential new cancer therapies.“<br />

Additionally, xenografts serve as a<br />

sort of factory to produce more of the<br />

cancerous tissue, to keep it alive, and<br />

to study tumor markers in a dynamic<br />

way.<br />

A pipeline from<br />

patient to mouse...<br />

Making such models has long been<br />

the focus of Iduna Fichtner‘s lab at<br />

the MDC, requiring the assembly of a<br />

pipeline involving her lab, the Charité,<br />

clinics around Berlin and the company<br />

EPO founded by Fichtner. This work<br />

predates the MDC; Fichtner served<br />

as department head in the Central<br />

Institute for Cancer Research of the<br />

Academy of Sciences of the GDR on<br />

the Berlin-Buch campus. After German<br />

reunification, she started a group<br />

focused on “Experimental Pharmacology“<br />

at the MDC.<br />

“Our lab has developed a range of<br />

cancer xenograft models to test novel<br />

compounds, identify new biomarkers,<br />

and explore tumor mechanisms. Turning<br />

such models into new therapies requires<br />

well-equipped labs and companies<br />

and cross-disciplinary interactions<br />

between scientists and clinicians from<br />

university and non-university research<br />

institutes.“ She has collaborated with<br />

Schlag‘s laboratory, for example, since<br />

the early 1990s. One result: more than<br />

200 patient-derived xenograft models<br />

for cancer ranging from leukemia and<br />

...and from mouse<br />

back to the patient<br />

A current project involves patients<br />

with metastatic melanomas that have<br />

failed to respond to other therapies;<br />

it brings together scientists from<br />

the MDC, pathologists at the Tumor<br />

Biobank, and EPO. The aim is to obtain<br />

20 specimens for the Biobank and to<br />

use them to create animal models; so<br />

far 14 have been collected. Collaborators<br />

at the Max Planck Institute for<br />

Molecular Genetics in Berlin are using<br />

“deep sequencing“ to study tumor DNA,<br />

demonstrating that xenografts still<br />

have the characteristics of the original<br />

human tissue. The work also reveals<br />

the appearance of new mutations and<br />

changes in gene expression in the<br />

tumors.<br />

One experimental therapy led to<br />

clear reductions in tumor size in the<br />

mouse. Would it also help the patient?<br />

Here the team ran into the next hurdle:<br />

“Even when a patient has run out of<br />

other options, moving on to a human<br />

trial is very difficult,“ Heiden says.<br />

“Professor Schlag has spent hours on<br />

the phone and writing letters to get<br />

approval.“<br />

Studies with xenografts can also<br />

reveal problems with therapeutic<br />

54 imdc03 2012


Campus and People<br />

approaches that seem promising. That‘s<br />

the case with inhibitors targeting<br />

the epidermal growth factor receptor<br />

(EGFR), known to promote tumor<br />

growth. “So far the results have been<br />

disappointing compared to chemotherapy,“<br />

Fichtner says. “Studies of our<br />

model animals have revealed some of<br />

the ways cancer cells circumvent the<br />

inhibitors‘ effects.“<br />

Patients as integral<br />

partners in research<br />

Ideally, a cancer patient‘s tumor<br />

falls into a known category that<br />

responds well to an existing treatment.<br />

How many categories are there, what<br />

factors influence tumor development,<br />

and how will a specific patient<br />

respond? Obtaining answers will almost<br />

surely require vast Biobanks and the<br />

type of pipeline that Fichtner and her<br />

colleagues have worked so long to<br />

establish.<br />

But all of this work depends on<br />

obtaining samples, so a major effort<br />

is underway to tell patients why the<br />

procedure is important and how their<br />

privacy will be protected. Patients<br />

shouldn‘t withhold consent for the<br />

wrong reasons, researchers believe,<br />

particularly since every existing<br />

treatment stems from a long history<br />

of others who have been willing to<br />

share tissues and information.<br />

Samples are already routinely collected<br />

during surgery; extra tissue that isn‘t<br />

preserved will simply be destroyed, and<br />

a potential wealth of information is<br />

lost forever.<br />

The effort to educate patients<br />

seems to be paying off; most patients<br />

consent. The growing Tumor Biobank<br />

has already attracted research collaboration<br />

partners from Berlin, Germany,<br />

and abroad. “Anybody who has an idea<br />

and obtained the necessary ethical<br />

approval can work with us,“ Esmeralda<br />

Heiden says.<br />

Setting up the pipeline from the<br />

Biobanks to mice and back to patients<br />

has been complicated. But once in<br />

place, as this unique project at the<br />

MDC and the Charité shows, it may go<br />

a long way toward achieving the goals<br />

of translational research and making<br />

personalized medicine a reality.<br />

Marlen Keil in the lab<br />

imdc03 2012<br />

55


Sport am MDC<br />

Sports Activities at the MDC<br />

Sport am MDC<br />

Text Dana lafuente fotos Jan Rieger<br />

Sport ist nicht nur eine Möglichkeit für Begegnungen. Am MDC gehört Sport für<br />

viele von uns <strong>zum</strong> Alltag. Dem Grundsatz „Vorbeugen ist besser als heilen“ folgend<br />

werden es von Jahr zu Jahr mehr. Das ist letztlich nur konsequent für ein<br />

Zentrum der Gesundheitsforschung. Neben dem Laufsport werden auch Kung-Fu,<br />

Basketball und im Sommer Fußball angeboten. Der Sportverein Berlin-Buch hält<br />

darüber hinaus seine Türen für Sportfreunde und Sportarten wie Aerobic, Badminton,<br />

Beachvolleyball, Tennis, Volleyball und Ringen offen.<br />

56 imdc03 2012


MDC-Läufer beim Staffellauf 2011<br />

Laufen Seit 2008 präsentiert sich das MDC auf<br />

verschiedenen Läufen in Berlin. Dazu gehören der Berliner<br />

Firmenlauf, den das MDC jährlich gemeinsam mit den anderen<br />

Helmholtz-Einrichtungen in Berlin und Brandenburg<br />

bestreitet, die Berliner 5x5 km-Teamstaffel sowie die Berliner<br />

Marathonstaffel. 2012 wollen sich die Läuferinnen und Läufer<br />

des MDC am „allod Gesundheitslauf“ in Karow, dem Volkslauf<br />

im Berliner Nordosten, beteiligen. Die lauffreudigsten Gruppen<br />

am MDC sind die FG Thierfelder und die FG Kettenmann.<br />

Jan Rieger aus der FG Niendorf hat die Läufe im Jahr 2011<br />

organisiert und wird auch 2012 wieder Organisator sein. „Ich<br />

finde, die Läufe sind eine gute Gelegenheit, um Leute vom<br />

Campus in einem ganz anderen Umfeld zu treffen“, sagt Jan<br />

Rieger. „Bei den Läufen entstehen vor allem neue persönliche<br />

Beziehungen, aber wir tauschen uns auch wissenschaftlich<br />

aus. Vielleicht gelingt es uns in diesem Jahr, dies durch einen<br />

regelmäßigen Lauftreff noch zu vertiefen.“ Gefördert werden<br />

die Läufe durch den Freundeskreis des MDC Berlin-Buch.<br />

Kung Fu Neben aktiven Läuferinnen und Läufern<br />

gibt es am MDC eine kleine Kung-Fu-Gemeinschaft, die wesentlich<br />

durch das Engagement von Daniel Beis aus der FG Bader<br />

geprägt wird. Daniel bietet mittwochs (19-21 Uhr) und freitags<br />

(18-20 Uhr) in der Sporthalle der Grundschule am Sandhaus das<br />

Erlernen der Grundlagen traditionell chinesischer Kampfkunst<br />

an. „Ich selbst bin vor 16 Jahren über einen Rückenschulkurs<br />

imdc03 2012<br />

57


Campus und Leute<br />

Nikolai Timoféeff-Ressovsky beim Gorodki-Spiel auf dem Bucher Campus.<br />

Im Hintergrund die Friedhofskapelle, an deren Stelle heute das Walter-Friedrich-Haus steht. © MDC<br />

der Krankenkasse <strong>zum</strong> Kung-Fu gekommen“, erinnert sich<br />

Daniel Beis. „Während meines Studiums der Humanbiologie in<br />

Marburg habe ich meinen jetzigen Kung Fu-Lehrer getroffen,<br />

und seitdem trainiere ich besonders den Xingyi Quan-Stil.“<br />

Basketball Jeden Mittwoch wird in der<br />

Sporthalle direkt am Campus von 20-22 Uhr Basketball<br />

gespielt. Schauen Sie doch einfach mal vorbei!<br />

Gorodki Wussten Sie, dass es auch schon vor<br />

achtzig Jahren sportlich auf dem Campus zuging? Das<br />

historische Foto zeigt Nikolaj Timoféeff-Ressovsky beim<br />

Gorodki-Spiel auf dem heutigen Campus-Gelände mit Blick auf<br />

die Friedhofskapelle in den dreißiger Jahren. Er hat das Spiel<br />

damals nach Berlin-Buch mitgebracht. Der Name „Gorodki“ ist<br />

Russisch und bedeutet Städtchen.<br />

Das Gorodki-Spiel ist eines der ältesten Wurf-Spiele der<br />

Welt und war in der ehemaligen Sowjetunion ein Volkssport.<br />

In fast jeder Stadt gab es einen öffentlichen Gorodki-Platz.<br />

Dass das Spiel so populär werden konnte, lag wohl daran,<br />

dass es einerseits schnell zu erlernen und andererseits ein<br />

Gemeinschaftsspiel ist. Ziel des Spiels ist, verschiedene<br />

Figuren, die aus jeweils fünf Holzklötzchen bestehen, durch<br />

den gezielten Wurf eines Holzstabes aus einer gekennzeichneten<br />

Spielfläche herauszuschlagen.<br />

In Deutschland gibt es Gorodki als geförderte Sportart<br />

erst seit 2001 mit Standorten in Baden-Württemberg,<br />

Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, nicht aber in<br />

Berlin. Vielleicht wäre unser Campus ein geeigneter Ort für<br />

die Wiederbelebung dieser Sportart in Berlin? Denn Spiele<br />

dieser Art werden seit Jahren immer populärer, wie die vielen<br />

Spieler des ganz ähnlichen Wikinger-Spiels „KUBB“<br />

in den Berliner Parks zeigen.<br />

Mehr Infos zu Angeboten des MDC-Sports und des Sportvereins<br />

Berlin-Buch finden Sie im Intranet.<br />

Termine<br />

01. Juni<br />

14. Juni<br />

15. September<br />

18. November<br />

Läufe 2012<br />

Berliner Firmenlauf 6 km | Laufen, Walken, Skaten<br />

Berliner TEAM-Staffel 5 x 5 km<br />

allod Gesundheitslauf in Karow<br />

Berliner Marathonstaffel Flughafen Tempelhof<br />

Männer: 12,195 / 10 / 5 / 10 / 5 km | Frauen: 6,195 / 6 / 10 / 5 / 10 / 5 km<br />

58 imdc03 2012


Campus and People<br />

Sports Activities at the MDC<br />

Text Dana Lafuente<br />

Tran s lation Carol Oberschmidt<br />

Sports activities enjoy great popularity at the MDC and are a good way to meet other people and keep fit. The maxim “preventing<br />

is preferable to curing” appears to be gaining more and more adherents each year – quite a logical phenomenon for a<br />

research center with a focus on health! Offerings at the MDC include running, kung fu, basketball, and in the summer soccer<br />

(football). The Berlin-Buch Sports Club is open to new members and offers sports aficionados an array of activities including<br />

aerobics, badminton, beach volleyball, tennis, volleyball and wrestling.<br />

Running Since 2008 the MDC<br />

has participated in various running<br />

events in Berlin. These include the<br />

Berlin Company Race, in which the<br />

MDC participates every year along with<br />

other Helmholtz institutions in Berlin<br />

and Brandenburg, as well as the Berlin<br />

5 x 5 km Team Relay and the Berlin<br />

Marathon Relay. In September the<br />

MDC runners want to compete in the<br />

Allod Health Run in Berlin-Karow, the<br />

popular running event in northeastern<br />

Berlin. The most enthusiastic running<br />

groups at the MDC are the Thierfelder<br />

research group and the Kettenmann<br />

research group. Jan Rieger from the<br />

Niendorf research group organized the<br />

runs in 2011 and will do so once again<br />

in 2012. “I think the runs are a good<br />

way to meet people from the campus<br />

in a completely different setting,” he<br />

said. “Running events foster personal<br />

interaction and also provide an informal<br />

opportunity to exchange ideas about<br />

science topics. Maybe this year we will<br />

be able to intensify this by jogging<br />

together on a regular basis.” The<br />

running events are sponsored by the<br />

Friends of the MDC.<br />

Kung Fu Along with active<br />

runners there is also a small kung fu<br />

club at the MDC, largely due to the<br />

enthusiasm and commitment of Daniel<br />

Beis from the Bader research group.<br />

He offers instruction and training in<br />

traditional Chinese martial arts on<br />

Wednesdays (7:00 PM to 9:00 PM)<br />

and Fridays (6:00 PM to 8:00 PM) in<br />

the gym of the elementary school Am<br />

Sandhaus.<br />

“I got interested in kung fu<br />

through a physiotherapy course to<br />

strengthen my back that my health<br />

insurance company offered me,” he<br />

recalled. “During my studies in human<br />

biology in Marburg I met my current<br />

kung fu teacher, and ever since I have<br />

been focusing on the Xingyiquan style<br />

in my training.”<br />

Basketball Every Wednesday<br />

basketball is played in a gym near the<br />

campus from 8 to 10 PM. Come and see<br />

us!<br />

Gorodki Sports activities have<br />

always been popular on campus, even<br />

back in the “early days” eighty years<br />

ago. The historical photo from the<br />

1930s shows Nikolaj Timoféeff-Ressovsky<br />

playing gorodki on the grounds of what<br />

is now the Buch campus with the<br />

cemetery chapel in the background.<br />

Timoféeff introduced the game to<br />

Berlin-Buch. The name “Gorodki“ is<br />

Russian and means little cities or<br />

townlets. Gorodki is one of the oldest<br />

throwing games in the world and was a<br />

major sport in the former Soviet Union.<br />

In almost every town there was a public<br />

square for playing the game. The reason<br />

for the game’s popularity was probably<br />

that it was easy to learn and that it was<br />

a team sport. The aim is to knock out<br />

the five wooden cylinders - the gorodki<br />

– that are arranged in one of 15 specific<br />

configurations by throwing a bat from a<br />

predetermined distance.<br />

In Germany gorodki has been a<br />

sponsored sport since 2001 in certain<br />

locations in Baden-Württemberg, Lower-<br />

Saxony and Mecklenburg-Vorpommern,<br />

but not in Berlin. Perhaps our campus<br />

would be an appropriate place for the<br />

revival of the sport? Games of this type<br />

have been gaining in popularity over<br />

the last few years, as evidenced by the<br />

many players of the Viking game kubb in<br />

Berlin’s parks.<br />

You will find more information on sports at the MDC and the<br />

Berlin-Buch Sports Club on the intranet.<br />

DAtes<br />

For Runs in 2012<br />

June 1 st<br />

Berlin Company Race 6 km / running, walking, skating<br />

June 14 th<br />

Berlin TEAM relay race / 5 x 5 km<br />

September 15 th Allod Health Run in Berlin-Karow<br />

November 18 th Berlin Marathon Relay Race, Tempelhof Airport<br />

Men: 12,195 / 10 / 5 / 10 / 5 km / Women: 6,195 / 6 / 10 / 5 / 10 / 5 km<br />

imdc03 2012<br />

59


Abgezählt<br />

Counted<br />

Was<br />

laufen<br />

Sie denn? How Far,How<br />

Fast Do They Run?<br />

6 km, 5 x 5 = 25 km,<br />

42.195 km…<br />

60 imdc03 2012


Campus und Leute Campus and People<br />

MDC-Sport in Zahlen<br />

MDC Sport Stats<br />

Text Dana Lafuente<br />

Tran s lation Carol Oberschmidt<br />

Beim Berliner Firmenlauf, an dem<br />

das MDC seit 2008 teilnimmt, ist<br />

eine Strecke von sechs Kilometern<br />

zu absolvieren. Die MDC-Rekorde<br />

halten hier Nadine Thierfelder<br />

mit 25:03 Minuten (2011) und Jan<br />

Rieger mit 20:09 Minuten (2012).<br />

Insgesamt fünfundzwanzig Kilometer<br />

legen die Läufer bei der 5x5 km<br />

Firmenstaffel zurück und 42,195 km<br />

bei der Marathonstaffel. In welchen<br />

Zeiten?<br />

Participants in the Berlin Company<br />

Race, in which the MDC has taken<br />

part since 2008, run 6 km. Nadine<br />

Thierfelder holds the MDC women’s<br />

record for this race with a time of<br />

25:03 (2011); Jan Rieger is the MDC<br />

men’s record holder with a time of<br />

20:09 (2012). Five runners of the<br />

relay team have to run 5 km each - a<br />

total of 25 km. In a marathon relay<br />

the runners have to run a total of<br />

42,195 km. What were their times?<br />

1:47:19 h lief im Jahr 2009 das schnellste<br />

männliche Team des MDC „Turbine Buch“ mit Klaus<br />

Wethmar, Sven Hartmann, Armin Rehm, Björn Lamprecht<br />

und Martin Laqua.<br />

Ebenfalls aus 2009 stammt der Rekord von<br />

2:20:02 h der schnellsten Frauenmannschaft<br />

des MDC – dem Team „Mission (im)possible<br />

mit Annett Spitzl, Ute Rimpler, Laura Zelarajan,<br />

Brenda Gerull und Manuela Magarin.<br />

Spitzenreiter bei den gemischten MDC-Teams<br />

2011 waren Nadine Thierfelder, Lukas Aeberhard,<br />

David Fournier, Salah Ayoub und Alexandra Vasile<br />

mit einer Zeit von 1:50:35 h.<br />

Jan Rieger, David Fournier, Celal Zerdem, Björn<br />

Lamprecht und Miguel Andrade vom Team „Mad<br />

Maxies“ stellten 2010 mit 3:08:11 h die<br />

schnellste MDC-Marathonstaffel auf.<br />

Der Damenrekord über 42,195 Kilometer ist schon<br />

etwas älter und stammt aus 2009: Dana Lafuente,<br />

Nadine Thierfelder, Nancy Mah, Bettina Krause,<br />

Juliane Zimmermann und Ines Schadock liefen ihre<br />

Staffel als „MDC-Team 3 Berlin“ in 4:20 h.<br />

In 2009 “Turbine Buch”, the fastest MDC men’s<br />

team consisting of Klaus Wethmar, Sven Hartmann,<br />

Armin Rehm, Björn Lamprecht and Martin Laqua,<br />

finished with a time of 1:47:19.<br />

Also in 2009, the record of the fastest MDC<br />

women’s team– the “Mission (im)possible” team<br />

comprised of Annett Spitzl, Ute Rimpler, Laura<br />

Zelarajan, Brenda Gerull and Manuela Magarin<br />

Spitzenreiter – was 2:20:02.<br />

Runners in the mixed MDC team 2011 were<br />

Nadine Thierfelder, Lukas Aeberhard, David Fournier,<br />

Salah Ayoub and Alexandra Vasile with a time of<br />

1:50:35.<br />

The “Mad Maxies” team with Jan Rieger, David<br />

Fournier, Celal Zerdem, Björn Lamprecht and Miguel<br />

Andrade was the fastest MDC marathon relay team in<br />

2010 with a time of 3:08:11.<br />

The women’s record for the 42.195 kilometers is a<br />

little older, dating from 2009: Dana Lafuente, Nadine<br />

Thierfelder, Nancy Mah, Bettina Krause, Juliane<br />

Zimmermann and Ines Schadock ran their relay as<br />

“MDC Team 3 Berlin” with a time of 4:20.<br />

Wer weiß, wer in diesem Jahr von<br />

Juni bis November die bisherigen<br />

MDC-Rekorde knackt …<br />

Who knows who will crack existing<br />

MDC records during this year’s<br />

season from June to November …<br />

imdc03 2012<br />

61


Die klügste Nacht des JAhres<br />

smartest night of the year<br />

62 imdc03 2012


Campus und Leute<br />

Dr. Kathrin Buchholz<br />

die Klügste<br />

Nacht des Jahres<br />

fotos Peter Himsel, DAvid AuSSerhofer<br />

Zum 12. Mal fand am 2. Juni 2012 die Lange Nacht der Wissenschaften in Berlin<br />

und Potsdam statt, auch das MDC war wieder mit dabei. Wie schon im vergangenen<br />

Jahr spielte es eine besondere Rolle bei dieser gemeinsamen Großveranstaltung<br />

der Wissenschaftsregion, denn für zwei Jahre ist der Wissenschaftliche Vorstand<br />

des MDC, Prof. Dr. Walter Rosenthal, Vorsitzender des Vereins „Lange Nacht<br />

der Wissenschaften e.V. (LNDW e.V.)“, dem Veranstalter der Wissenschaftsnacht.<br />

Für diese Zeit ist auch die Geschäftsstelle des LNDW e.V. am MDC. imdc sprach im<br />

Vorfeld mit Dr. Kathrin Buchholz, die die Vereinsgeschäftsstelle führt.<br />

Warum braucht die Lange Nacht der Wissenschaften<br />

einen Verein und eine dauerhafte Geschäftsstelle – sie<br />

findet doch im Wesentlichen in den einzelnen Instituten,<br />

Universitäten und Hochschulen statt?<br />

Das werde ich öfter gefragt – nach dem Motto: Hat man da wirklich das ganze Jahr<br />

über zu tun? Ja, man hat! Immerhin nehmen in diesem Jahr über 70 wissenschaftliche und<br />

wissenschaftsnahe Einrichtungen an der Langen Nacht teil. Ich rechne mit rund 2.400 Einzelveranstaltungen,<br />

die alle im gemeinsamen Programmheft und auf der Website gebündelt<br />

werden. Rund 50 Shuttle-Busse werden unterwegs sein, um Wissbegierige auf mehreren<br />

Routen zu den Orten der Forschung zu bringen. Im Vorfeld wird zudem mit tausenden von<br />

Plakaten, Infokarten und Programmheften sowie Spots in Funk und Fernsehen auf die Wissenschaftsnacht<br />

aufmerksam gemacht. Und es werden bei verschiedenen Vertriebspartnern,<br />

insbesondere der S-Bahn, der BVG und der ViP in Potsdam, Tickets für die Lange Nacht <strong>zum</strong><br />

Verkauf angeboten, und so weiter. All dies ist ein gewaltiger Koordinationsaufwand. Es<br />

beginnt mit der Einladung der teilnehmenden Einrichtungen und der Gewinnung von Sponsoren<br />

im Herbst und endet mit der Abrechnung im Sommer, womit nach der Langen Nacht<br />

eben auch schon gleich vor der Langen Nacht ist.<br />

imdc03 2012<br />

63


Campus und Leute<br />

Wissenschaftsnächte gibt es in<br />

vielen Städten Deutschlands. Steht<br />

überall ein Verein dahinter?<br />

Nein, in anderen Städten ist häufig eine Behörde der<br />

Stadtverwaltung Veranstalter der Wissenschaftsnacht. Es<br />

ist eine Besonderheit der Langen Nacht der Wissenschaften<br />

in Berlin und Potsdam, dass sie – sozusagen „bottom-up“ –<br />

von der Wissenschaft selbst getragen und organisiert wird.<br />

Im LNDW e.V. sind derzeit elf wissenschaftliche und wissenschaftsnahe<br />

Institutionen zusammengeschlossen, darunter<br />

die drei großen Berliner Universitäten, der Forschungsverbund<br />

Berlin, das Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches<br />

GeoForschungsZentrum GFZ und eben auch das MDC.<br />

Und was ist die Rolle der Geschäftsstelle<br />

des Vereins dabei?<br />

In der Geschäftsstelle laufen einfach alle Fäden zusammen.<br />

Für das Projektmanagement und die Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit wird der LNDW e.V. dabei von einer<br />

Agentur unterstützt. Gegenüber dieser vertrete ich im<br />

kontinuierlichen Abstimmungsprozess den LNDW e.V. als<br />

Auftraggeber. Außerdem koordiniert die Geschäftsstelle in<br />

Abstimmung mit dem Vorstand die Entscheidungsprozesse<br />

im Verein und verwaltet das Budget für die Gesamtorganisation.<br />

Dazu gehört insbesondere die Vor- und Nachbereitung<br />

der Mitgliederversammlung, die mehrmals im Jahr<br />

tagt, um die wichtigsten Steuerungsentscheidungen für<br />

das Gemeinschaftsprojekt zu treffen.<br />

Der Vorsitz des Vereins wechselt<br />

alle zwei Jahre, die Geschäftsstelle<br />

zieht dann mit. Warum ist das so?<br />

So wie ich es in der Entstehungsgeschichte des Kuratoriums<br />

der Langen Nacht der Wissenschaften, dem Vorläufer<br />

des heutigen Vereins, verstanden habe, soll damit sichergestellt<br />

werden, dass die Lasten für das Gemeinschaftsprojekt<br />

wechselweise getragen werden, denn die vorsitzende<br />

Einrichtung bringt auch mehr Ressourcen ein als andere.<br />

Gleichzeitig wird so gewährleistet, dass nicht eine Institution<br />

regelmäßig als Träger des Gesamtprojekts auftreten<br />

kann und sich so auch die mit der Wissenschaftsnacht<br />

verbundene Reputation gleichmäßig verteilt. Und die<br />

Geschäftsstelle muss schon beim Vorsitzenden sein. Die<br />

regelmäßigen Umzüge sind zwar anstrengend, aber so lerne<br />

ich die Wissenschaftslandschaft und deren Akteure sehr<br />

gut kennen. Das ist für diesen koordinationsintensiven Job<br />

ein Vorteil. (kb)<br />

Nach der Langen Nacht ist vor der<br />

Langen Nacht: Die nächste LNDW<br />

in Berlin und Potsdam findet am<br />

8. Juni 2013 statt.<br />

64 imdc03 2012


Campus and People<br />

“Smartest<br />

Night of the<br />

Year“<br />

Photos Peter Himsel,<br />

David Ausserhofer<br />

On June 2, 2012, the Long Night of<br />

the Sciences took place in Berlin and<br />

Potsdam for the twelfth time, and the<br />

MDC was once again one of the host<br />

institutions. Like last year, the MDC was<br />

playing a special role in this joint mega<br />

event of the science region. In September<br />

2010 Professor Walter Rosenthal, the<br />

scientific director of the MDC, became<br />

chairman of the Long Night of the Sciences<br />

Association, the executing organization<br />

of the science event, for a period<br />

of two years. During his term as chairman,<br />

the Association’s office is located<br />

at the MDC. imdc spoke with Dr. Kathrin<br />

Buchholz, office manager of the Long<br />

Night of the Sciences Association, in the<br />

run up of the night.<br />

Why does the Long Night of the<br />

Sciences need an association<br />

and a year-round office? Doesn’t<br />

it primarily take place in the individual<br />

institutes, universities and<br />

colleges?<br />

I’m often asked that – with the inference: Are you really busy<br />

all year? Yes, we are! After all, this year more than 70 research<br />

and science-oriented institutions will participate in the Long<br />

Night. I anticipate around 2400 individual events, all of which<br />

must be compiled and presented in the program booklet and<br />

on the website. Around 50 buses will be shuttling to and fro,<br />

transporting eager participants on several routes to the various<br />

science sites. Prior to the event, thousands of posters, transport<br />

info and maps, program booklets, and radio and TV spots will<br />

draw attention to the Long Night. Tickets will be available for<br />

purchase at various distribution partners, in particular the<br />

S-Bahn, the BVG and the ViP in Potsdam, etc. All this means<br />

a massive coordination effort. It begins in the fall with the<br />

invitations to the various institutions to participate and the<br />

acquisition of sponsors and ends with the financial report in the<br />

summer. One can truly say that “after the Long Night is always<br />

before the Long Night”.<br />

There are science nights in many<br />

cities in Germany. Do they all have<br />

an association as organizer?<br />

No, in other cities an agency of the city administration is<br />

often the organizer of the science night. That is unique about<br />

the Long Night of the Sciences in Berlin and Potsdam – it is<br />

supported and organized from the “bottom-up” – by the science<br />

institutions themselves. Our association currently has eleven<br />

scientific and science-oriented institutions as members, among<br />

them the three large Berlin universities, the Forschungsverbund<br />

Berlin (FVB), the Helmholtz Centre Potsdam – GFZ German<br />

Research Centre for Geosciences and of course also the MDC.<br />

What is the role of the Association<br />

office?<br />

In the office all of the different threads converge. The<br />

Long Night Association is supported by an external agency for<br />

project management and public relations. As the Association’s<br />

representative, I commission and coordinate the orders in a<br />

continuing process. In addition, the office coordinates the<br />

decision processes in the Association in consultation with the<br />

Board and manages the budget for the whole organization. In<br />

particular, this includes the preparation and follow-up of the<br />

general meetings of the members. These convene several times a<br />

year to make the most important management decisions for the<br />

joint project.<br />

The chairmanship of the Association<br />

rotates every two years and<br />

the office moves with it. Why is<br />

this so?<br />

As I understand the history of the Board of Trustees of the<br />

Long Night of the Sciences, the precursor to today’s association,<br />

the purpose was that the members should alternate in bearing<br />

the burdens for the joint project, because the presiding institution<br />

contributes more resources than others. At the same time,<br />

this ensures that no single institution can regularly present<br />

itself as initiator and driving force of the whole project. Thus,<br />

the reputation connected with the Long Night of the Sciences<br />

is distributed equally. And the office of course must be in close<br />

proximity to the chairman. The regular moves are strenuous,<br />

but in this way I also really get acquainted with the science<br />

landscape in Berlin and Potsdam. This is an advantage for such a<br />

coordination-intensive job. (kb, co)<br />

After the Long Night is always<br />

before the Long Night: On June 8,<br />

2013, the next Long Night of the<br />

Sciences will take place in Berlin<br />

and Potsdam.<br />

imdc03 2012<br />

65


Campus und Leute Campus and People<br />

Alkohol und<br />

Wasserflöhe<br />

fotos Peter Himsel, DAvid AuSSerhofer<br />

Pulsierende Herzen, superstarke<br />

Magnete, „klingende Atome”:<br />

Bei der diesjährigen Langen Nacht der Wissenschaften<br />

am 2. Juni 2012 gab es wieder viel Neues auf dem Campus<br />

Berlin-Buch zu entdecken. In der Zeit von 15 bis 23 Uhr<br />

konnten die Besucher an zahlreichen Laborführungen teilnehmen<br />

oder selbst in die Rolle eines Forschers schlüpfen<br />

und im Labor experimentieren.<br />

In Mitmachkursen war zu erfahren, wie alkoholische<br />

Getränke auf Wasserflöhe wirken, wie Kunststofffäden gesponnen<br />

werden oder die eigene DNA aus der Mundschleimhaut<br />

extrahiert wird. Nach dem großen Erfolg im vergangenen<br />

Jahr präsentierten junge Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler ihre Forschung wieder beim Science Slam.<br />

Zu Biologie, Chemie und Physik bot der Forschergarten<br />

des Gläsernen Labors gemeinsam mit seinen Partnerschulen<br />

ein umfangreiches Programm für Kindergartenkinder und<br />

Grundschüler mit spannenden Experimentierstationen und<br />

zahlreichen Mitmachexperimenten. Eifrige kleine Forscher<br />

erhielten ein Forscherdiplom. (ak)<br />

66 imdc03 2012


Alcohol and Water<br />

Fleas Pulsating hearts,<br />

powerful magnets, and<br />

“singing atoms”:<br />

Once again, this year’s “Long Night of the Sciences“ on Saturday,<br />

June 2, 2012, proved to be a night you wouldn’t forget.<br />

From 3 pm to 11 pm, visitors could participate in lab tours or<br />

tried on the role of a researcher and ran experiments in the<br />

lab. They could see what effect alcohol has on water fleas,<br />

spin artificial threads, or extract their own DNA. Following<br />

its great success last year, the Science Slam returned where<br />

young scientists presented their research in an exciting<br />

tempo. Together with partner schools, the “Research Garden”<br />

of the Life Science Learning Lab invited young children to<br />

conduct fascinating experiments in biology, chemistry, and<br />

physics. They could even earn their own “Research Diploma”.<br />

(ak, pc)<br />

imdc03 2012<br />

67


Campus und Leute<br />

Ausstellung<br />

Exhibition<br />

Es betrifft<br />

DICH!<br />

Zwanzig interaktive Stationen geben großen<br />

und kleinen Besuchern einen direkten Einblick, wie<br />

unser Körper funktioniert. Anlässlich des Jubiläums<br />

„20 Jahre FMP“ ist die vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung initiierte<br />

Sonderausstellung „Es betrifft Dich!“ vom<br />

2. bis 29. Juni<br />

zu Gast im FMP.<br />

Info<br />

Silke Oßwald<br />

Öffentlichkeitsarbeit, FMP<br />

Telefon 030.9479 3104<br />

70 imdc03 2012


Campus And People<br />

Höhenflüge: Wie lange<br />

kannst du in der Luft bleiben?<br />

Hast du Töne! Kannst du Töne besser<br />

hören, als dein Partner? Teste deine Reaktionen<br />

auf äußere Reize: Wie schnell reagierst<br />

du auf unterschiedliche Reize? Sei geschickt<br />

beim Klingeldrahtspiel: Kannst du die Ringe<br />

gleichzeitig mit der linken und mit der rechten Hand bewegen, ohne<br />

dass sie den Draht berühren? Erforsche deine Haut! Die<br />

Kopfmaus: Schreiben ohne Hände? Ich sehe was,<br />

was du nicht siehst – die Brillenwand: Willst du mal sehen,<br />

was jemand sieht, der eine Brille braucht? Wie<br />

viele Informationen kannst du dir auf einmal merken? Wie stark<br />

schlägt dein Herz? Gummibärchen kurbeln. Weiße<br />

Blutkörperchen. Hast du schon einmal die weißen Blutkörperchen<br />

in deinem Körper verfolgt? Du bist was du isst. An diesem Exponat<br />

kannst du dir Gedanken machen zu deinem eigenen Essverhalten. Das<br />

funktioniert am besten, wenn du die Aussagen von anderen Personen<br />

liest. Darf es noch ein bisschen mehr sein? Mit<br />

der Prismenbrille zielen üben. Kannst du den Basketballkorb<br />

trotzdem treffen? Blutdruck, die Kraft des<br />

Herzens mit der Hand nachmachen. Der Blick in die Zukunft:<br />

Wie wirst du im Alter aussehen? Butter bei<br />

die Fische oder lieber nicht? Die BMI Waage zeigt<br />

dein Körperfett. Virenschleuder: Der Dominoeffekt<br />

ansteckender Krankheiten. Gefühl oder<br />

Verstand: Wie würdest<br />

du entscheiden?<br />

It’s about you!<br />

Twenty interactive stations provide<br />

a unique look into how our bodies<br />

work as part of the special exhibition<br />

“It’s about you!” The exhibit,<br />

sponsored by the Federal Ministry<br />

of Education and Research (BMBF),<br />

will be shown from June 2nd<br />

through June 29th at the FMP on the<br />

occasion of their 20th anniversary.<br />

imdc03 2012<br />

71


Lernen fürs leben<br />

Learning for life<br />

lernen<br />

fürs leben<br />

Text Christine Minkewitz, Barbara Urban<br />

Fotos Gläsernes LAbor<br />

Im Januar 2012 hat das Gläserne Labor ein neues Experiment<br />

durchgeführt: Zehn Schülerinnen und Schüler der<br />

neunten Klasse absolvierten ein Kompakt-Praktikum, um für<br />

bis zu drei Wochen in die Arbeitswelt naturwissenschaftlicher<br />

Berufe hinein zu schnuppern. Das Projekt wurde unterstützt<br />

durch den Freundeskreis des MDC Berlin-Buch.<br />

72 imdc03 2012


E<br />

t wa dreißig Schüler der Oberstufe absolvieren pro Jahr ihr Schülerpraktikum im<br />

Gläsernen Labor. Dabei lernen sie die Arbeit in den verschiedenen Laboren, GenLab,<br />

MaxLab und ChemLab, kennen und assistieren in Kursen, die von Wissenschaftlern aus den<br />

Forschungseinrichtungen des Campus angeleitet werden. Ganz neue Möglichkeiten bot<br />

ein spezielles Praktikum im Januar 2012: Zehn Jugendliche aus Berliner Gymnasien und<br />

Sekundarschulen, darunter das Robert-Havemann-Gymnasium, die Konrad-Duden-Schule und<br />

die Ernst-Reuter-Oberschule, konnten erproben, welche weiteren Facetten ein Praktikum im<br />

Labor haben kann.<br />

„Die grundsätzliche Idee des Schülerpraktikums ist, schon während der Schulzeit Berufsfelder<br />

näher kennenlernen zu können“, so Helga Fenz, Fachbereichsleiterin für Naturwissenschaften<br />

am Robert-Havemann-Gymnasium, Partnerschule des Gläsernen Labors. „Ein<br />

solches Praktikum kann den eigenen Berufswunsch verstärken, verunsichern oder natürlich<br />

auch dazu führen, dass man sich neu orientiert. Wer jedenfalls naturwissenschaftliche Ambitionen<br />

hat, für den war das Angebot des Gläsernen Labors genau richtig, denn Forschen<br />

heißt viel mehr als Experimentieren. Ihre neuen, interessanten Erfahrungen nehmen die<br />

Jugendlichen an ihre Schulen mit und präsentieren sie unter anderem in Vorträgen ihren<br />

Lehrern und Mitschülern.“<br />

Neben der Vermittlung von Theorie und dem Durchführen von Experimenten zu den<br />

Themen „Genetik“, „Polymerase-Kettenreaktion“ und „Protein-Isolation“, recherchierten<br />

die Schülerinnen und Schüler bestimmte Fragestellungen. „Wissenschaftliches Arbeiten<br />

will gelernt sein. Eine Internet-Recherche bedeutet eben nicht nur, bei Wikipedia nachzuschlagen“,<br />

erklärt Ulrike Mittmann, Mitarbeiterin im Gläsernen Labor. Von all diesen<br />

Kenntnissen können die Jugendlichen profitieren. Das sieht auch Nicolas Reschke (14),<br />

Schüler der Konrad-Duden-Schule, so. Er nutzt das Schülerpraktikum, um sich mit biologischen<br />

und chemischen Fragen näher zu beschäftigen. Als er im Juni 2011 mit seiner Klasse<br />

das MaxLab besuchte, wurde er als 100.000ster Schüler des Gläsernen Labors (seit 1999)<br />

imdc03 2012<br />

73


Campus und Leute<br />

begrüßt. Jetzt freut er sich darüber, dass er einen der begehrten Praktikumsplätze bekam.<br />

„Ich glaube, dass in einer Forschungsgruppe mit normalem Laboralltag eine so intensive<br />

Betreuung wie hier im Schülerpraktikum nicht möglich wäre“, sagt er. „Nach dem Praktikum<br />

bin ich mir noch sicherer, dass mich die Naturwissenschaften am meisten interessieren und<br />

ich Physik studieren möchte.“<br />

Die Jugendlichen hatten im Rahmen des Praktikums auch die Möglichkeit, den Inhalt<br />

künftiger Kurse mitzugestalten. „Sie konnten eigene Fragen <strong>zum</strong> Beispiel <strong>zum</strong> Thema<br />

‚Herz‘ aufwerfen“, sagt Ulrike Mittmann. „Denn Prozesse wie Arteriosklerose sind für junge<br />

Menschen wie sie noch in weiter Ferne. Wir möchten wissen, was sie wirklich interessiert.“<br />

So führte die Frage, ob sich James Bond im Film ‚Casino Royal‘ wirklich mit einem Elektroschock<br />

retten konnte, zu der Idee, diese Filmsequenz als Einstieg in den Herz-Kurs zu<br />

nutzen. Auch aus dem eigenen Lebensumfeld tauchten Fragen wie diese auf: „Ist es immer<br />

nötig, ein Loch im Herzen zu operieren?“ Die vielfältigen Ideen der Jugendlichen werden<br />

auch in das Herzprojekt vom Netzwerk „GenaU“ einfließen, in dem sich die Schülerlabore an<br />

Forschungseinrichtungen und Hochschulen in Berlin und Brandenburg zusammengeschlossen<br />

haben.<br />

Das Assistieren in Kursen, eigenes Experimentieren oder Theorie sind nur eine Seite<br />

des Schülerpraktikums, denn für die regulären Kurse müssen auch Routinearbeiten wie das<br />

Abwiegen von Chemikalien, die Vorbereitung des Genlabors oder das Eindecken der Arbeitsplätze<br />

mit Materialien wie Eppi-Reaktionsgefäßen und Pipettenspitzen erledigt werden.<br />

„Auch das gehört zu unserer Arbeit“, so Ulrike Mittmann. „Hier haben sich die Jugendlichen<br />

ganz selbstverständlich die Aufgaben geteilt.“<br />

Christin (15) ist Schülerin der Ernst-Reuter-Oberschule und möchte gern Chemikerin<br />

werden. Deshalb hatte sie sich auch um einen Praktikumsplatz hier im Gläsernen Labor<br />

beworben. „Das Experimentieren hat mir am meisten Spaß gemacht, vor allem die Gummibärchenherstellung“,<br />

sagt sie. Mit ihr zusammen arbeitet Emél (14) vom Havemann-Gymnasium.<br />

Sie hatte sich für das Praktikum entschieden, weil sie auf alles neugierig ist, was mit<br />

74 imdc03 2012


Campus und Leute<br />

Humanbiologie zu tun hat. Das Gläserne Labor kannte sie bereits und war schon mehrfach<br />

in Berlin-Buch. Auf die Frage, was ihr das Praktikum gebracht hat, antwortet sie: „Ich weiß<br />

jetzt, dass ich nicht als Biologin im Labor arbeiten möchte. Was ich stattdessen studieren<br />

oder werden möchte, weiß ich noch nicht genau. Vielleicht Zahnmedizin oder eine Ausbildung<br />

zur Zahntechnikerin?“ Zeit <strong>zum</strong> Ausprobieren, Nachdenken und Entscheiden hat sie<br />

noch genug. Ähnlich wie die beiden Mädchen ziehen auch Daniel (14) und Fabian (14) vom<br />

Havemann-Gymnasium nach dem Schülerpraktikum jeweils ganz unterschiedlich Bilanz.<br />

Während Daniel zweifelt, ob Chemie das Richtige für ihn sein könnte, hat sich für Fabian<br />

das bestätigt, was er sich unter Forschen im Labor vorgestellt hat.<br />

Kinder und Jugendliche, die Kurse oder Praktika des Gläsernen Labors besuchen, kommen<br />

häufig erst dadurch mit naturwissenschaftlichem Arbeiten in Berührung. So war es<br />

auch bei Josephine Jahnke (20), die derzeit am MDC zur Biologielaborantin ausgebildet<br />

wird. Als Schülerin des Havemann Gymnasiums besuchte sie im Rahmen des Biologieunterrichts<br />

immer wieder das Gläserne Labor. „Heute bin ich sehr froh, dass ich in diese Schule<br />

gegangen bin, denn sonst wäre ich nie auf die Idee gekommen, Biologielaborantin zu werden“,<br />

erinnert sie sich. „Ich bin jetzt im zweiten Lehrjahr und arbeite schon regelmäßig in<br />

der Forschungsgruppe von Prof. Michael Bader. Und das Arbeiten im Labor macht mir sehr<br />

viel Spaß.“<br />

„Durch die Praktika gewinnen wir oft interessierte Schüler als Nachwuchs“, erläutert<br />

Claudia Jacob, Projektleiterin im Gläsernen Labor. „Etliche ehemalige Praktikanten unterstützen<br />

uns an den Experimentierständen bei der Langen Nacht der Wissenschaften oder<br />

bei den TSB-Aktionstagen in der Urania. Nicht wenige studieren heute an naturwissenschaftlichen<br />

Fakultäten. Eine wissenschaftliche Karriere kann unter Umständen mit einem<br />

Klassenbesuch im Gläsernen Labor beginnen.“ Ob das Format des Kompakt-Praktikums im<br />

nächsten Schuljahr durch das Team des Gläsernen Labors wiederholt wird, steht noch nicht<br />

fest. Fazit der Organisatoren, Akteure, Schülerinnen und Schüler ist: Das Kompakt-Praktikum<br />

für die zehn Jugendlichen war ein voller Erfolg.<br />

imdc03 2012<br />

75


Campus and People<br />

Learning for Life<br />

Text Christine Minkewitz, Barbara Urban<br />

tran s lation Carol Oberschmidt Photos Gläsernes LAbor<br />

In January 2012 the Life<br />

Science Learning Lab<br />

“Gläsernes Labor” conducted<br />

a new experiment:<br />

Ten ninth graders took<br />

part in a compact internship<br />

of up to three weeks<br />

to experience first-hand<br />

what it is like to work in<br />

science professions. This<br />

project was supported by<br />

the Freundeskreis of the<br />

MDC Berlin-Buch.<br />

Each year around thirty high school<br />

students do a student internship in the<br />

Life Science Learning Lab. There they<br />

become acquainted with work in the<br />

different labs –- the GenLab, MaxLab<br />

and the ChemLab – and assist in<br />

courses that are led by scientists from<br />

the research institutions on campus.<br />

A special internship in January 2012<br />

offered an entirely new format: Ten<br />

young people from Berlin high schools,<br />

including Robert Havemann High<br />

School, Konrad Duden High School and<br />

Ernst Reuter High School were given<br />

the opportunity to try out what other<br />

aspects a lab internship can offer.<br />

“The basic idea of the student<br />

internship is to be able to get acquainted<br />

with professional fields while still<br />

a high school student,” said Helga<br />

Fenz, director of the science division at<br />

Robert Havemann High School, partner<br />

school of the Life Science Learning<br />

Lab. “An internship can increase a<br />

student’s desire to choose a particular<br />

profession, but it can also raise doubts<br />

and lead to a different career choice.<br />

For students with scientific ambitions,<br />

the offer of the Life Science Learning<br />

Lab is a unique opportunity, because<br />

research means much more than just<br />

carrying out experiments. The young<br />

people take the new experiences they<br />

have made here back to their schools<br />

and report about this in presentations<br />

to their teachers and classmates.”<br />

Besides learning about theory and<br />

performing experiments on “Genetics”,<br />

“Polymerase Chain Reactions” and<br />

“Protein Isolation”, the students<br />

carried out research on specific topics.<br />

“The methods of scientific research<br />

also have to be learned. An Internet<br />

search doesn’t just mean looking up<br />

something in Wikipedia,” said Ulrike<br />

Mittmann, staff member in the Life<br />

Science Learning Lab. The young people<br />

can benefit from all of these skills. This<br />

view is shared by Nicolas Reschke (14),<br />

a student from Konrad Duden High<br />

School. He used the student internship<br />

to focus on biological and chemical<br />

questions in more detail. When he<br />

visited the MaxLab with his class in<br />

June 2011, he was welcomed as the<br />

hundred thousandth student to visit<br />

the Life Science Learning Lab, which<br />

has been in operation since 1999. Now<br />

he is delighted to have received one of<br />

the coveted internship places. “I think<br />

that in a research group with normal<br />

laboratory work, such intensive guidance<br />

and supervision like we receive<br />

in the student internship would not<br />

be possible,” he said. “The internship<br />

76 imdc03 2012


Campus and People<br />

has made me more certain than ever<br />

that science and physics in particular<br />

are the direction I want to take in my<br />

future career.”<br />

During the internship the young<br />

people also had the opportunity to<br />

offer their ideas to shape the content<br />

of future courses. “They could formulate<br />

their own questions, for instance<br />

on the heart topic,” Ulrike Mittmann<br />

said. “Processes like atherosclerosis<br />

are still in the remote future for these<br />

young people. We want to know what<br />

they are really interested in.” Thus,<br />

the question whether James Bond in<br />

the movie “Casino Royale” could really<br />

rescue himself with an electric shock<br />

– he grabbed his portable defibrillator<br />

out of the glove compartment and<br />

shocked his heart back to life – led to<br />

the idea of showing this movie clip as<br />

an introduction to the heart course.<br />

Other questions the ninth graders had<br />

been wondering about also came up,<br />

such as: “Does a hole in the heart<br />

always require surgery?” The teenagers’<br />

feedback and input will flow into the<br />

heart project of “GenaU”, a network<br />

of student labs at research institutions<br />

and universities in Berlin and<br />

Brandenburg.<br />

Besides assisting in the courses,<br />

doing their own experiments and<br />

learning theory, routine work for the<br />

courses also had to be done in the<br />

student internship: weighing chemicals,<br />

preparing the gene lab, laying out<br />

materials such as Eppi reaction tubes<br />

and pipette tips at the workplaces.<br />

“That is also part of our work,” Ulrike<br />

Mittmann said. “And of course it was<br />

quite natural for the young people to<br />

share in doing the lab chores.”<br />

Christin (15) is a student at Ernst<br />

Reuter High School and would like to<br />

become a chemist. That is why she<br />

applied for an internship in the Life<br />

Science Learning Lab. “The experiments<br />

were what I enjoyed most,” she said,<br />

“especially making gummy bears.”<br />

She worked together with Emél (14)<br />

from Robert Havemann High School.<br />

Emél chose the internship because<br />

she is curious about everything that<br />

has to do with human biology. She<br />

was already acquainted with the Life<br />

Science Learning Lab and had been to<br />

Berlin-Buch several times. When asked<br />

what she had gained from the internship,<br />

she answered: “Now I know that<br />

I do not want to work as a biologist<br />

in the laboratory. What I would like<br />

to study or become instead? – I’m not<br />

sure. Perhaps dentistry or training as<br />

a dental technician.” However, she still<br />

has plenty of time to try out different<br />

options, reflect on these and decide.<br />

Like the two girls, Daniel (14) and<br />

Fabian (14) from Robert Havemann<br />

High School came to quite different<br />

conclusions after the student internship.<br />

While Daniel doubted whether<br />

chemistry would be the right choice for<br />

him, Fabian’s ideas of what it would be<br />

like to be a researcher in a laboratory<br />

were confirmed.<br />

For children and young people who<br />

participate in the courses and take<br />

part in the internships of the Life<br />

Science Learning Lab, this is often the<br />

first time they come into contact with<br />

scientific work. So it was for Josephine<br />

Jahnke (20), who is currently training<br />

to be a biology lab assistant at the<br />

MDC. As a former student of Robert<br />

Havemann High School she visited the<br />

Life Science Learning Lab repeatedly<br />

in her courses in biology. “Today I am<br />

very glad that I went to this school<br />

because otherwise I would never have<br />

hit upon the idea to become a biology<br />

lab assistant,” she recalls. “Now I<br />

am in my second year as trainee and<br />

already work regularly in the research<br />

group of Professor Michael Bader. And<br />

I find working in the lab to be lots of<br />

fun.”<br />

“Through the internships we often<br />

inspire interested students to embark<br />

on science careers,” explained Claudia<br />

Jacob, project director in the Life<br />

Science Learning Lab. “Several former<br />

interns support us at the experimental<br />

stands during the Long Night of the<br />

Sciences or during the activity days<br />

of the Technology Foundation Berlin<br />

at the Urania venue. Quite a few are<br />

now studying science at university.<br />

Under certain circumstances, a career<br />

in science can begin with a class visit<br />

to the Life Science Learning Lab. It<br />

has not yet been decided whether the<br />

team of the Life Science Learning Lab<br />

will repeat the format of the compact<br />

internship in the next school year, but<br />

the conclusion of the organizers, course<br />

leaders and students is clear: The<br />

compact internship for the ten students<br />

was a complete success!<br />

imdc03 2012<br />

77


Campussplitter<br />

s hort features<br />

Zwei Leuchttürme<br />

für das MDC<br />

Text Barbara Urban<br />

Mitten in einem kleinen Waldstück auf dem Bucher Campus stehen links und rechts<br />

entlang der Straße, die direkt <strong>zum</strong> Neubau des Experimental Research Center (ERC)<br />

führt, zwei Leuchttürme. Wer das erste Mal dort entlang kommt, ist erstaunt über das<br />

Farbspiel, das von den Leuchttürmen ausgeht. Denn je nach Entfernung und Winkel des<br />

Betrachters zur Installation verändert sich die Farbe ihrer Leuchtfeuer.<br />

Leuchtfeuer sind für die Schifffahrt wichtige Navigationshilfen und auch nachts ein<br />

weithin sichtbares Zeichen. Die Leuchtfeueroptik der Leuchttürme auf dem Campus ist<br />

genau wie bei einem echten Leuchtturm aus sogenannten Fresnelschen Stufenlinsen aufgebaut.<br />

Diese Linsen waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Augustin Jean Fresnel, einem<br />

französischen Physiker, entwickelt worden, um Gewicht und Umfang der optischen Linsen<br />

im Leuchtfeuerbereich deutlich zu reduzieren. Optische Glaslinsen mit geringer Brennweite<br />

sind normalerweise sehr dick und dadurch auch sehr schwer. Der Trick bestand darin, die<br />

Linse aus einzelnen Glasringen aufzubauen. Je nachdem, in welchem Winkel diese Ringe<br />

zueinander stehen, wird das Licht gebrochen. Fresnelsche Linsen kommen sowohl als Gürtel-<br />

als auch als Scheinwerferlinsen in der Leuchtfeueroptik vor.<br />

Aber wie fanden die beiden Leuchttürme ihren Weg auf den Bucher Forschungscampus?<br />

Sie sind Teil des im Jahr 2000 auf dem Campus eingeweihten Skulpturenparks. Ende der<br />

neunziger Jahre konnte das MDC für diesen Park eine Reihe von Kunstwerken aus Mitteln<br />

der Deutschen Klassenlotterie erwerben. Dabei sollten auch junge Künstler gefördert und<br />

an der Erschaffung des Skulpturenparks beteiligt werden. So entstand der Kontakt zu<br />

dem damals 32-jährigen Olafur Eliasson, der sich wie alle am Skulpturenpark beteiligten<br />

Künstlerinnen und Künstler auf dem Campus einen Standort für sein Kunstwerk auswählen<br />

konnte. Als Eliasson gefragt wurde, ob er sich vorstellen könnte, etwas für den Forschungscampus<br />

in Berlin-Buch zu machen, entwarf er als erstes einen Wasserbogen. Diese Idee<br />

konnte aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt werden. Stattdessen entstand dann<br />

80 imdc03 2012


Olafur Eliasson, Leuchttürme, 2000<br />

Stainless steel, coloured glass, halogen bulbs, fresnel lenses<br />

244 cm x 94 x 94 cm each<br />

Installation view at<br />

Max-Delbrück-Centrum Berlin-Buch<br />

Germany, 2000<br />

Photographer: Hans-Georg Gaul 2000<br />

© 2000 Olafur Eliasson<br />

imdc03 2012<br />

81


mehr nur Navigationshilfen zur Bestimmung der genauen<br />

Position auf See, sondern strukturieren ihre Umgebung auf<br />

dem Festland, machen neugierig oder sind wie bei „Five<br />

orientation lights“ oder „The movement meter for Lernacken“<br />

weithin über das Land sichtbar. Sie beeindrucken<br />

– manche mehr, manche weniger. Auf dem Campus in Buch<br />

wird erzählt, dass ein LKW-Fahrer so beeindruckt war, dass<br />

er sein Fahrzeug direkt vor den Leuchttürmen stoppte. Er<br />

glaubte, dass es sich um eine Lichtschranke handeln würde.<br />

Er stieg aus, lief durch das Farbspektrum und sah, dass<br />

nichts passierte. Nach einiger Zeit soll er dann seine Fahrt<br />

fortgesetzt haben…<br />

Foto: David Ausserhofer<br />

seine Lichtinstallation aus zwei Leuchttürmen.<br />

Leuchttürme tauchen zu dieser Zeit immer wieder als<br />

Thema in Eliassons Werk auf. So stellte er 1999 an fünf<br />

Punkten in der Toskana je einen Leuchtturm auf und nannte<br />

die Installation „Five orientation lights“. „Die fünf kleinen<br />

Leuchttürme gliedern durch farbige Beleuchtung ein Gebiet<br />

in verschiedene Sektoren. Ihr Licht fällt durch Fresnelsche<br />

Linsen, die in ein facettiertes Glasgehäuse aus farbigem<br />

Glas montiert sind. Auf diese Weise wird die Gegend statt<br />

mit den üblichen kartografischen Methoden durch einen<br />

Farbcode erschlossen“, so ist es in Eliassons Werkbeschreibung<br />

zu lesen. Ganz ähnlich wie bei „Five orientation<br />

lights“ besteht die Lichtinstallation in Berlin-Buch aus<br />

Leuchttürmen. Nur hier stehen sich die beiden Leuchttürme<br />

an einer Straße direkt gegenüber. Den beiden Lichtquellen<br />

ist ein Farbfeld zugewiesen, wodurch sich die Umgebung<br />

auch hier in farbige Segmente gliedert. In die gleiche Zeit<br />

fällt eine weitere Leuchtturm-Installation südlich von Malmö:<br />

„The movement meter for Lernacken“ (2000). Sie ist<br />

ebenfalls zweiteilig und befindet sich unweit der Auto- und<br />

Eisenbahnbrücke am Öresund, die Schweden und Dänemark<br />

verbindet.<br />

Olafur Eliasson (1967)<br />

studierte an der Königlich-Dänischen<br />

Kunstakademie. 2003 vertrat er<br />

Dänemark auf der 50. Biennale in<br />

Venedig und stellte im gleichen Jahr<br />

„The weather project“ in der Turbine<br />

Hall der Tate Modern in London<br />

aus. „Take your time“, eine vom San<br />

Francisco Museum of Modern Art<br />

organisierte Ausstellung, reiste 2008<br />

<strong>zum</strong> Museum of Modern Art (MoMA)<br />

in New York und zwei Jahre lang bis<br />

2010 zu weiteren Orten. Eliasson<br />

engagierte sich ebenfalls in einer<br />

Reihe von Projekten im öffentlichen<br />

Raum. Olafur Eliasson arbeitet seit<br />

2009 als Professor an der Universität<br />

der Künste und gründete im April<br />

desselben Jahres das Institut für<br />

Raumexperimente in Berlin. Weitere<br />

Infos: www.olafureliasson.net<br />

Olafur Eliasson (born in 1967)<br />

studied at the Royal Danish Academy<br />

of Fine Arts. In 2003 he represented<br />

Denmark at the 50th Venice<br />

Biennale and later that year exhibited<br />

“The weather project” in the Turbine<br />

Hall of the Tate Modern in London.<br />

“Take your time”, an exhibition organized<br />

by the San Francisco Museum<br />

of Modern Art, traveled in 2008 to<br />

the Museum of Modern Art (MoMA)<br />

in New York and for two years until<br />

2010 to other cities. Eliasson also<br />

became involved in a number of<br />

projects in public space. Since 2009<br />

Olafur Eliasson has worked as a professor<br />

at the Berlin University of the<br />

Arts, and he founded the Institute<br />

for Spatial Experiments (Institut für<br />

Raumexperimente, IfRex) in Berlin<br />

the same year. More info at: www.<br />

olafureliasson.net<br />

Eliassons Leuchtturm-Installationen erweitern die<br />

ursprüngliche Bedeutung von Leuchttürmen. Sie sind nicht<br />

82 imdc03 2012


Campus And People<br />

Two Lighthouses<br />

for the MDC<br />

Text Barbara Urban<br />

Tran s lation Carol Oberschmidt<br />

In the middle of a small wooded area on the Buch Campus, two lighthouse<br />

structures stand on the left and right side of the road leading to the new<br />

Experimental Research Center (ERC). People passing by for the first time are<br />

amazed by the play of colors emanating from the installation. The colors of<br />

the beacons change depending on the distance and angle of the viewer.<br />

Lighthouse beacons are important navigation aids for ships. They can be<br />

seen from afar and are a visible signal even at night to distant ships seeking<br />

their way. The beacons of Eliasson’s light houses on campus look exactly like<br />

those in real lighthouses and are made of so-called Fresnel lenses, which<br />

were developed in the early 19th century by Augustin Jean Fresnel, a French<br />

physicist, to significantly reduce the weight and size of lenses in lighthouses.<br />

Optical glass lenses with a short focal length are usually very thick and<br />

consequently very heavy. The trick was to construct the lens out of concentric<br />

annular sections known as Fresnel zones. The light is refracted depending on<br />

the angle of the ring-like sections in relation to each other. There are two<br />

types of Fresnel lenses used in beacons: the belt-like cylindrical type and the<br />

headlight type.<br />

But how did the Buch research campus come to have two lighthouses? They<br />

are part of the Sculpture Park inaugurated on campus in the year 2000. In<br />

the late 1990s the MDC acquired artworks for this park from funds of the<br />

German Class Lottery. The idea was to support young artists and involve them<br />

in the creation of the Sculpture Park. Thus, Olafur Eliasson, then 32 years old,<br />

was asked if he could imagine creating something for the research campus<br />

in Berlin-Buch. Like all other artists participating in the Sculpture Park, he<br />

was allowed to pick the location for his installation. The first version Eliasson<br />

designed for his contribution was an arc of water. For various reasons,<br />

this idea could not be realized. Instead, Eliasson created a light installation<br />

consisting of two lighthouses.<br />

Lighthouses are a recurrent theme in Eliasson’s work of this period. In<br />

1999 he positioned single lighthouses at five sites in Tuscany and entitled the<br />

installation “Five Orientation Lights”. The five small light housesdivide the<br />

area in different sectors by illuminating<br />

them in different colors. Their<br />

light shines through Fresnel lenses<br />

that are mounted in a multifaceted<br />

glass enclosure made of colored<br />

glass. Thus, according to Eliasson’s<br />

work description, a secondary grid<br />

is introduced to the landscape – not<br />

by using the usual cartographic<br />

methods but by means of a color<br />

code. Much like in “Five Orientation<br />

Lights”, the light installation in<br />

Berlin-Buch consists of lighthouse<br />

structures. Only here the two light<br />

houses are positioned across the road<br />

from each other. Both light sources<br />

are assigned a color field, through<br />

which the surrounding area is divided<br />

into colored segments. During the<br />

same period Eliasson created another<br />

lighthouse installation south of<br />

Malmö: “The Movement Meter for<br />

Lernacken” (2000). It also consists<br />

of two parts and is located not<br />

far from the Øresund Bridge, the<br />

combined highway-railway bridge<br />

connecting Sweden and Denmark.<br />

Eliasson’s lighthouse installations<br />

extend the original meaning<br />

of lighthouses. No longer are they<br />

only navigation aids to determine<br />

the exact position at sea. Rather,<br />

they structure their surroundings<br />

on land, thus arousing the viewer’s<br />

curiosity. The installations “Five<br />

Orientation Lights” or “Movement<br />

Meter for Lernacken” are visible in<br />

the countryside from a far distance.<br />

Eliasson’s lighthouses captivate<br />

people’s attention – some more so,<br />

some less. On the Buch campus the<br />

story goes that the lighthouses made<br />

such an impression on a truck driver<br />

that he brought his vehicle to a halt<br />

right in front of them, believing they<br />

must be some kind of light barrier.<br />

He got out, walked through the color<br />

spectrum, testing to see if anything<br />

would happen. Nothing did, and after<br />

a while he got back into his truck<br />

and continued driving on his way…<br />

imdc03 2012<br />

83


84 imdc03 2012


Im Fokus<br />

in Focus<br />

In der Ruhe<br />

liegt die Kraft<br />

Bogenschützin Roswitha Lose bei der WM in Südafrika<br />

Text Barbara Urban fotos David Ausserhofer<br />

imdc03 2012<br />

85


Im Fokus<br />

Roswitha Lose beim Training<br />

Es ist warm und etwas unruhig in der Rembrandt Hall,<br />

einer Sporthalle auf dem Campus der University of<br />

Pretoria, Südafrika. Nervosität liegt in der Luft. Roswitha<br />

Lose (54) nimmt <strong>zum</strong> ersten Mal an einer Weltmeisterschaft<br />

im Bogenschießen teil. Im Gepäck hat sie ihren neuen<br />

Langbogen. Der ist aus Bambus mit einem Griffstück aus<br />

Olivenholz und misst 1,66 Meter. Die dazugehörigen Pfeile<br />

sind auch aus Holz. Alle 261 Sportler aus 15 Nationen, die<br />

an dieser Weltmeisterschaft teilnehmen, müssen nach der<br />

Registrierung zuerst ihren Bogen und ihre mit einem Logo<br />

und Nummern gekennzeichneten Pfeile den Kampfrichtern<br />

vorführen. Und die Pfeilspitzen dürfen nicht zu groß oder<br />

zu dick sein.<br />

Suchend schaut sie sich in der Halle nach den fünf anderen<br />

Vereinsmitgliedern des TSV Lindenberg um. Plötzlich ein<br />

Pfiff. Genau zwanzig Sekunden hat sie jetzt Zeit, sich als eine<br />

von sechzig Sportlerinnen aus aller Welt an einer Linie zu<br />

positionieren. Langsam wird es ganz still. Sie schaut auf ihre<br />

Zielscheibe, spannt den Langbogen, richtet den Pfeil aus,<br />

konzentriert sich, korrigiert noch einmal, erneute Konzentration<br />

und dann: Schuss. Geräuschlos fliegt ihr Pfeil 18 Meter<br />

durch die Luft. Als er die Zielscheibe erreicht, gibt es ein klatschendes<br />

Geräusch. Den Bogenschützen bleiben vier Minuten<br />

Zeit, um fünf Pfeile abzuschießen. Dann ertönt wieder ein<br />

Pfiff. Die Schützen treten nach hinten und das Ganze wiederholt<br />

sich mit der nächsten Gruppe von sechzig Sportlern. Drei<br />

Durchgänge absolviert sie so am ersten Tag.<br />

Jede der dreißig Zielvorrichtungen hat vier Zielscheiben,<br />

jeder Bogenschütze genau fünfzig Zentimeter Platz an der<br />

Startlinie. Es ist eng. Immer zwei nebeneinanderstehende<br />

Schützen schießen auf eine Zielvorrichtung. Allerdings, jeder<br />

auf seine Zielscheibe. Dahinter stehen zwei weitere Schützen,<br />

die danach an die Startlinie vortreten und die darunter<br />

liegenden Zielscheiben anvisieren. Dann laufen die Schützen<br />

zu viert zu ihren Zielscheiben und notieren gegenseitig ihre<br />

Treffer. Drei Tage hintereinander ist Roswitha Lose dabei. Von<br />

Durchgang zu Durchgang wird sie ruhiger und gelassener,<br />

vertraut auf ihre Treffsicherheit, die sie jede Woche im TSV<br />

Lindenberg trainiert. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen kämpft<br />

sie sich mit ihren insgesamt 50 Pfeilen in zehn Durchgängen<br />

vom dritten auf den zweiten Platz in ihrer Altersklasse. „Ich<br />

konnte es erst gar nicht fassen“, erinnert sie sich. „Erst nach<br />

und nach kam es bei mir an. Ich werde eine Silbermedaille mit<br />

nach Hause bringen.“<br />

Zu der archaischen Schießsportart kam Roswitha Lose aus<br />

der Forschungsgruppe von Dr. Iduna Fichtner eher zufällig.<br />

Vor etwa zwanzig Jahren entdeckte sie auf einer Informationsveranstaltung<br />

einen Verein für Bogenschießen, meldete<br />

sich an und trainiert seitdem zweimal pro Woche, im Winter in<br />

der Halle und im Sommer im Freien. Ihre Motivation ist, immer<br />

besser zu werden und ihre eigenen Rekorde zu knacken. „Wir<br />

nehmen regelmäßig an regionalen Wettbewerben teil, um uns<br />

für die Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren“, sagt sie.<br />

Es gibt nicht viele Frauen, die diesen Langbogen ohne jegliche<br />

Hilfsmittel schießen. Ein Leben ohne Bogenschießen ist für<br />

sie kaum mehr vorstellbar und so lange sie den Bogen halten<br />

kann, wird sie diesem Sport nachgehen. Wer sie sieht, glaubt<br />

ihr das sofort. Im letzten Jahr wurde sie nicht nur Vizeweltmeisterin<br />

im Bogenschießen, sondern auch Sportlerin des<br />

Jahres im Brandenburger Landkreis Barnim 2011.<br />

Was man braucht, um ein guter Bogenschütze zu sein, fasst<br />

sie mit wenigen Worten zusammen: Talent, Ruhe und die Fähigkeit,<br />

kurzzeitig hoch konzentriert zu sein. Ihr Leitspruch:<br />

In der Ruhe liegt die Kraft! Das nutzt ihr auch in ihrem<br />

Beruf. Seit 1974 arbeitet die gelernte Biologielaborantin als<br />

Versuchstierpflegerin auf dem Bucher Campus. „Ich bin in<br />

Buch aufgewachsen und schon als Kind sehr gern zusammen<br />

mit meiner Stiefmutter, die auch schon Tierpflegerin war, am<br />

Wochenende auf den Forschungscampus gegangen“, erinnert<br />

sie sich. „Mir hat diese Arbeit gefallen.“ Auch die Tochter von<br />

Roswitha Lose hat nun in dritter Generation diesen Beruf<br />

gewählt.<br />

86 imdc03 2012


In Focus<br />

Der auf der Weltmeisterschaft für Bogenschießen<br />

in Pretoria, Südafrika, 2011, registrierte<br />

Langbogen von Roswitha Lose<br />

imdc03 2012<br />

87


In Focus<br />

Serenity is the<br />

Source of Strength!<br />

Text Barbara Urban<br />

Photos David Ausserhofer, Bernd Lose<br />

Tran s lation Carol Oberschmidt<br />

It is warm and a little turbulent in<br />

Rembrandt Hall, the indoor arena of<br />

the University of Pretoria Sports Centre,<br />

South Africa. Nervousness is in the air.<br />

Roswitha Lose (54) is participating for<br />

the first time in a world championship<br />

in archery. She is using her new longbow,<br />

made of bamboo with a handle of<br />

olive wood and measuring 1.66 meters<br />

in length. The corresponding arrows are<br />

also made of wood. After registering<br />

at the World Cup, all 261 athletes from<br />

15 countries must show their bow and<br />

their labeled and numbered arrows to<br />

the competition judges, who check to<br />

see if they meet World Cup specifications.<br />

Furthermore, the arrowheads<br />

may be neither too large nor too thick.<br />

Roswitha looks around the hall<br />

for the other five members of the TSV<br />

Lindenberg Archery Club. Suddenly a<br />

signal sounds. She now has exactly<br />

20 seconds to position herself at a<br />

line as one of 60 women athletes<br />

from around the world. Slowly it gets<br />

quiet. She looks at her target, draws<br />

back her longbow, aligns the arrow,<br />

concentrates, corrects the alignment<br />

once again, concentrates again and<br />

then shoots. Noiselessly her arrow<br />

flies 18 meters through the air, hitting<br />

the target with a slapping sound.<br />

Four minutes remain for the archers<br />

to shoot five arrows. Then the whistle<br />

blows again. The archers step back<br />

and the whole procedure is repeated<br />

with the next group of 60 athletes.<br />

Then another end (a term in archery<br />

meaning the specified number of arrows<br />

shot by archers before the score is<br />

taken and the arrows retrieved) takes<br />

place. Altogether, there are three ends<br />

on the first day.<br />

Each of the thirty target devices<br />

has four targets, and each archer has<br />

exactly 50 centimeters at the starting<br />

line – quite a narrow space. There are<br />

always two archers standing side by side<br />

who shoot at one target device. However,<br />

each has her own target (top left or<br />

top right). Behind them are two other<br />

archers, who then step up to the starting<br />

line and aim at the lower targets (bottom<br />

left or bottom right). Then the archers<br />

run to their targets in fours and note<br />

each other’s hits. Roswitha continues to<br />

compete three days in a row. From end<br />

to end she becomes calmer and more<br />

serene and also more confident in her<br />

marksmanship, which she practices every<br />

week at the TSV Lindenberg club. In a<br />

very close competition with a total of 50<br />

arrows in ten ends, she manages to work<br />

her way up from third to second place in<br />

her age group. “At first I couldn’t believe<br />

it,” she recalled. “It only gradually<br />

dawned on me that I would bring home<br />

silver.”<br />

Roswitha Lose, who works in the<br />

research group of Dr. Iduna Fichtner,<br />

became interested in the ancient shooting<br />

sport more or less by happenstance.<br />

About 20 years ago she attended an<br />

information event and discovered an<br />

archery club. She registered and has<br />

trained twice a week ever since, indoors<br />

in winter and outdoors in summer. Her<br />

motivation is to continually improve and<br />

break her own records. “We regularly<br />

participate in regional competitions to<br />

qualify for the German championship,”<br />

she said. There are not many women<br />

who shoot longbows without a support<br />

device. She can hardly imagine a life<br />

without archery, and as long as she can<br />

hold the bow, she will pursue this sport.<br />

Whoever watches her shoot believes her<br />

immediately. Last year she was not only<br />

Vice World Champion in archery, but also<br />

Athlete of the Year in the Barnim district<br />

of Brandenburg.<br />

In just a few words she sums up<br />

what it takes to be a good archer:<br />

talent, calm and the ability to be<br />

88 imdc03 2012<br />

World championship in archery,<br />

Pretoria, South Africa 2011


In the archery club<br />

extremely focused for a short time.<br />

Her motto: Serenity is the source of<br />

strength! This motto is also useful in<br />

her profession. Since 1974 the trained<br />

biology technician has been working<br />

as caretaker of laboratory animals on<br />

the Buch campus. “I grew up in Buch<br />

and used to accompany my stepmother,<br />

who was also an animal caretaker, to<br />

the research campus on weekends,”<br />

she recalled. “I really enjoyed this<br />

work.” Her daughter has now decided to<br />

become an animal caretaker, continuing<br />

the tradition in the third generation.<br />

The successful<br />

German team of<br />

archers, 2011<br />

imdc03 2012<br />

89


Vermischtes miscellaneous<br />

Ask ?<br />

Dr. Luser<br />

Ever wonder what happens to all those “luser” mails? Or whom you can turn to<br />

when those deep, soul-searching questions arise? Many people still don’t know<br />

that the MDC has a staff member on hand who sits by his computer day and<br />

night, ready to provide advice on anything under the sun, from the banal to the<br />

existential. Don’t hesitate to drop him a line...<br />

subject Mouse brain<br />

Dear Dr. Luser,<br />

I am doing my thesis in the MDC right now. My Prof.<br />

from the University urgently asks if anyone can donate<br />

HeLa cells for the Cell-culture teaching-lab in the<br />

uni. So if anyone can help out with a flask of some<br />

cells or a frozen aliquot to raise new scientists, please<br />

contact me :-)<br />

Thanks a lot, LL<br />

Dear LL,<br />

Raising new scientists is indeed a challenge. It‘s best<br />

done in a cheerful family environment with lots of<br />

objects to stimulate the senses: toys, books, a pipette,<br />

maybe a Waters Acquity UPLC/Synapt G2 QTOF mass<br />

spectrometer... As far as I know it has never been tried<br />

in a flask or a frozen aliquot. If you get authorization<br />

from the ethics committee to try, please let me know<br />

how things turn out.<br />

Best regards, Bob Luser<br />

90 imdc03 2012


Preisrätsel 03<br />

Riddle<br />

Was ist das?<br />

What‘s that?<br />

Senden Sie Ihre Antwort bitte bis <strong>zum</strong> 15. August 2012 an<br />

iMDC@mdc-berlin.de<br />

Der Preis für die richtige Antwort sind zwei Eintrittskarten<br />

für das Deutsche Technikmuseum Berlin. Bei<br />

mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

If you have the solution to the riddle, please send your<br />

answer to iMDC@mdc-berlin.de by August 15th.<br />

The winner will receive two tickets for the Deutsche Technikmuseum<br />

Berlin. If there are several right answers, the winner<br />

will be decided by drawing lots. Legal recourse is excluded.<br />

Auflösung des Rätsels imdc 02<br />

B - Wissenswerte ist richtig.<br />

Das Foto ist am 26. September 2011 im MDC.C entstanden. Aus den vielen richtigen Einsendungen<br />

wurde Dinto Jose als Gewinner des Videos „Sergej in der Urne“ per Los gezogen.<br />

Solution to the riddle in imdc 02<br />

B - Wissenswerte (“Knowledge Values”) is correct.<br />

The photo was taken on September 26, 2011. From the many correct entries, Dinto Jose was drawn<br />

by lot as winner of the DVD “Sergej in the Urn”.<br />

imdc03 2012<br />

91


vermischtes Miscellaneous<br />

news 06/12<br />

MDC-Wissenschaftlerin im DFG-Fachkollegium<br />

MDC Scientist elected to DFG Review Board<br />

Prof. Carmen Birchmeier ist in das Fachkollegium „Grundlagen der<br />

Biologie und Medizin“ der DFG gewählt worden. In der Amtszeit 2012-2015 wird sie<br />

Förderanträge wissenschaftlich bewerten, Empfehlungen für die Entscheidungsgremien der<br />

DFG abgeben und diese auch in strategischen Fragen der Forschungsförderung beraten.<br />

has been elected to serve as a member of the review board “Fundamentals of Biology and<br />

Medicine” of the German Research Foundation (DFG). Beginning in March 2012 und running<br />

through 2015, Carmen will review scientific grant proposals, offer recommendations for the DFG<br />

decision committees, and advise the DFG in terms of strategy in research funding.<br />

Neuer Koordinator für den Bereich Herz-Kreislaufund<br />

Stoffwechselerkrankungen am MDC<br />

New MDC Programme Coordinator “Cardiovascular and Metabolic Diseases”<br />

Prof. Dr. Norbert Hübner ist seit der Kuratoriumssitzung am 25. April<br />

2012 <strong>zum</strong> neuen Koordinator des Bereichs Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen<br />

berufen und der bisherige Koordinator, Prof. Dr. Thomas Willnow, entlastet worden.<br />

was appointed by the MDC’s Board of Trustees as the new coordinator of the research program,<br />

Cardiovascular and Metabolic Diseases on April 25, 2012. His predecessor, Professor Thomas<br />

Willnow, had served as coordinator since 2004.<br />

Neue Referenten im Vorstand<br />

new Coordinators<br />

Katrin Rosswog hat an der Universität Potsdam BWL mit dem Schwerpunkt<br />

Public- und Non-Profit-Management studiert. Während des Studiums arbeitete sie am<br />

Neurowissenschaftlichen Forschungszentrum an der Charité und lernte dabei das MDC<br />

über das Exzellenzcluster „NeuroCure“ kennen. Anfang Dezember 2011 wechselte sie<br />

vom Interessenverband Medizinischer Fakultätentag an das MDC, wo sie als Referentin<br />

des Administrativen Vorstandes tätig ist. Zu ihren Aufgaben gehören insbesondere das<br />

externe Berichtswesen, das Risikomanagement und die Unterstützung des Administrativen<br />

Vorstands im Tagesgeschäft.<br />

studied Business Administration and Public and Non-Profit Management at the University of<br />

Potsdam. During her studies, she worked at the Neuroscience Research Center at the Charité<br />

and was introduced to the MDC via the Excellence Cluster ”NeuroCure”. At the beginning of<br />

December 2011, she left the “Interessenverband Medizinischer Fakultätentag” and began working<br />

at the MDC as Administrative Coordinator. Her duties include producing external reports,<br />

risk management, and supporting the Administrative Office of the MDC in its daily business.<br />

92 imdc03 2012


vermischtes Miscellaneous<br />

Dr. Iwan Christiaan Meij hat Molekularwissenschaften an der Universität<br />

Wageningen, Niederlande, studiert. Er promovierte 2001 an der Radboud Universität<br />

Nijmegen auf dem Gebiet vererbbarer Magnesiumverlust-Erkrankungen der Niere. Durch<br />

seine wissenschaftlichen Projekte entstanden Kontakte nach Berlin zur MDC-Forschungsgruppe<br />

Hübner und der Charité-Forschungsgruppe Müller, in deren Folge er Projektmanager<br />

für die EU-Projekte „EuReGene“ am MDC in der FG Willnow und „Eunefron“ am UCL in Brüssel<br />

wurde. Später koordinierte er von ihrer Gründung an die „TransCard Research School“ am<br />

MDC. Seit 2005 hat Iwan Meij immer sowohl im Wissenschaftsmanagement als auch in der<br />

Wissenschaft (ehrenamtlich in der FG von Prof. Dominik Müller) gearbeitet. Seit Dezember<br />

2011 ist er Referent im Wissenschaftlichen Vorstand und betreute die Evaluierung unseres<br />

Forschungszentrums. Nach Abschluss der Evaluierung und des EU-Projektes „Eunefron“<br />

widmet er sich ab Mai 2012 ganz dem Wissenschaftsmanagement im Vorstand und begleitet<br />

die dritte Runde der programmorientierten Förderung (kurz POF).<br />

studied Molecular Sciences at the University of Wageningen in the Netherlands. He received his<br />

doctorate degree in 2001 from the Radboud University in Nijmegen on the topic of inherited<br />

kidney disorders involving magnesium loss. While doing research, he came into contact with<br />

MDC group leader Professor Norbert Hübner and Charité researcher Professor Dominik Müller<br />

and subsequently became the project manager for EU Projects “EuReGene“ (MDC research<br />

group of Professor Thomas Willnow) and “Eunefron“ (UCL Brussels). Later, he coordinated the<br />

newly established “TransCard Research School“ at the MDC. Since 2005, Iwan has worked in<br />

both science management and in science research (volunteering in the research group of Prof.<br />

Dominik Müller). Since December 2011, Iwan has served as Scientific Coordinator in the Scientific<br />

Executive Board (Wissenschaftlicher Vorstand) and has overseen the external evaluation of<br />

the institute and the EU-Project “Eunefron“. Starting in May 2012, he will dedicate his time to<br />

science management and the third round of program-oriented funding (POF).<br />

Dr. Gesa Schäfer hat in Erlangen Molekularwissenschaften mit Schwerpunkt<br />

Organische Chemie studiert und kam 2007 nach Berlin-Buch ans FMP, um auf dem Gebiet<br />

der Wirkstoffforschung zu promovieren. Während dieser Zeit lernte sie bereits als Doktorandenvertreterin<br />

die Organisationsstrukturen eines Forschungsbetriebes näher kennen, fand<br />

das sehr interessant und entschied sich nach ihrer Promotion im Jahr 2011, als Referentin<br />

des Wissenschaftlichen Vorstandes ins Wissenschaftsmanagement zu wechseln. Zu ihrem<br />

Arbeitsgebiet gehören u.a. die MDC-Charité-Kooperation, die Helmholtz-Nachwuchsgruppen<br />

sowie die Postdoc-Programme.<br />

studied Molecular Sciences with a concentration in organic chemistry in Erlangen and, in 2007,<br />

came to the FMP in Berlin-Buch to complete her doctoral degree in the field of drug research.<br />

During this time, she was elected as one of the PhD representatives and became familiar with<br />

the structure and function of research institutes. After receiving her degree in 2011, she chose<br />

to pursue a career in science management as Scientific Coordinator of the MDC’s Scientific<br />

Executive Board (Wissenschaftlicher Vorstand). Her work focuses on the MDC-Charité cooperation,<br />

the Helmholtz junior groups, and the postdoc programs.<br />

imdc03 2012<br />

93


save the date 2012<br />

8. Juni<br />

June 8<br />

28. - 30. Juni<br />

June 28 - 30<br />

11. August<br />

August 11<br />

30.August-<br />

1. September<br />

August 30 –<br />

September 1<br />

7.-8. September<br />

September 7-8<br />

Clinical Needs, Research Promises<br />

and Technical Solutions<br />

3 rd Scientific Symposium of the Ultrahigh Field Magnetic Resonance MDC.C<br />

Ort/Location: MDC.C, Berlin-Buch<br />

Anprechpartner/Contact: Prof. Thoralf Niendorf (MDC),<br />

Prof. Jeanette Schulz-Menger (Charité), Dr. Bernd Ittermann<br />

(Physikalisch-Technische Bundesanstalt, PTB)<br />

Infos/More information at: www.uhf-mr.de<br />

5th Berlin Summer Meeting<br />

Genetic Dissections vs. Systems & Synthetic Biology<br />

Computational & Experimental Molecular Biology Retreat<br />

Ort/Location: Hotel Döllnsee-Schorfheide, Templin<br />

Anprechpartner/Contact: Dr. Jutta Steinkötter und<br />

Alexandra Tschernycheff (BIMSB, MDC), Michaela Langer (MDC)<br />

Infos/More information at: www.berlinsummermeeting.org<br />

Tag der Offenen Tür am MDC - Sommerfest<br />

Open Day at MDC - Summer Party<br />

Beginn/It starts at: 14 Uhr, 2pm<br />

Infos/More information at: www.mdc-berlin.de<br />

Build up your future<br />

14. MDC-/FMP-Doktorandentreffen 2012/ 14 th MDC/FMP<br />

PhD Student Retreat 2012<br />

Ort/Location: Hotel Preußischer Hof, Liebenwalde<br />

Infos/More information at: www.mdc-berlin.de<br />

1. ECRC „Franz-Volhard“ Symposium<br />

Ort/Location: MDC.C<br />

Ansprechpersonen/Contact:<br />

Prof. Dominik Müller (dominik.mueller@mdc-berlin.de), Michaela Langer (MDC)<br />

Infos/More information at: www.ecrc-symposium-berlin.de<br />

7. Dezember<br />

December 7<br />

Festakt „20 Jahre MDC“ und<br />

erste Promotionsfeier am MDC<br />

20th Anniversary Celebration with<br />

the first Ph.D Graduation Ceremony at the MDC<br />

Beginn/It starts: 11 Uhr/11 am<br />

Festrede/Speech: Annette Schavan,<br />

Bundesforschungsministerin/ Federal Research Minister<br />

Ehrengast/Honored Guest: Richard von Weizsäcker,<br />

Alt-Bundespräsident/ Former Federal President of Germany<br />

Ort/ Location: MDC.C<br />

94 imdc03 2012


News<br />

Danke Thanks<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Dr. Barbara Urban<br />

die Beiträge für diese Ausgabe führten die Autoren nach<br />

Israel, in Hörsäle, durch Labore, Archive und Kellergänge,<br />

unters Dach, durch Heiz- und Lüftungszentralen, <strong>zum</strong> neuen<br />

Blockheizkraftwerk sowie in das Studio von Olafur Eliasson.<br />

Die Rubrik „Im Fokus“ führte mich in eine Sporthalle zu den<br />

Bogenschützen des TSV Lindenberg. In der Ruhe liegt die<br />

Kraft, galt dort genauso wie bei der Produktion dieser für<br />

mich letzten Ausgabe des imdc.<br />

Als ich im November 2010 ans MDC kam, hieß es Ärmel<br />

hochkrempeln, ein Konzept für ein neues Mitarbeitermagazin<br />

entwickeln, einen Gestaltwettbewerb organisieren.<br />

Ziel war, ein internes Kommunikationsmittel mit großer<br />

externer Wirkung zu schaffen. Im Juni 2011 hielten Sie,<br />

liebe Leserinnen und Leser, das erste imdc in Ihren Händen.<br />

Die Resonanz auf diese neue Identifikationsplattform war<br />

für mich überwältigend.<br />

Jetzt, genau ein Jahr später, heißt es Abschied nehmen,<br />

weil dies mein letztes Magazin für das MDC sein wird. Ein<br />

guter Grund, mich bei all jenen zu bedanken, die die ersten<br />

drei Ausgaben des imdc auf der Basis von Authentizität,<br />

Offenheit, Mut, Neugierde und Vertrauen begleitet und<br />

ermöglicht haben.<br />

Barbara Urban<br />

Chefredakteurin<br />

Dear Readers,<br />

This 3rd edition of the imdc lead the authors to Israel, to<br />

lecture halls, laboratories, archives, cellar hallways, rooftops,<br />

through heating and ventilation control centers, power plants,<br />

as well as to the studio of Olafur Eliasson. The section “In<br />

Focus” lead me to a sports hall and to the archery club “TSV<br />

Lindenberg”. “Serenity is the source of strength” a favorite<br />

German saying, applies not only to archery but also to the<br />

production of this magazine.<br />

On my first day at the MDC in November 2010, I sat down<br />

at my new desk, rolled up my sleeves and started to develop<br />

a concept for a new employee magazine. The goal was to<br />

create an internal communication medium that also has a<br />

significant external impact. The result came in June 2011 with<br />

the imdc01- the publication of the very first imdc. The huge<br />

positive response I received was overwhelming.<br />

Now, exactly one year after the first imdc appeared, I say<br />

goodbye to you as this will be my last magazine for the MDC. I<br />

want to take this opportunity to thank everyone who contributed<br />

to the production of the first three imdc editions and for<br />

their authenticity, openness, courage, curiosity, and trust.<br />

Barbara Urban<br />

Editor in chief


MDC magazin MDC magazine<br />

Kontakt Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch<br />

13125 Berlin | Robert-Rössle-Straße 10 | www.mdc-berlin.de<br />

96 imdc03 2012

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