03.11.2013 Aufrufe

Prozessidentifikation mit Sprungantworten

Prozessidentifikation mit Sprungantworten

Prozessidentifikation mit Sprungantworten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fakultät Informatik, Institut für angewandte Informatik, Professur für technische Informationssysteme<br />

Hauptseminar<br />

Technische Informationssysteme<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Johannes Postel<br />

Dresden, 27. April 2012


Überblick<br />

1. Motivation und Begriffe<br />

2. Grundsysteme<br />

3. <strong>Prozessidentifikation</strong><br />

4. Anwendungsgebiet Regelungstechnik<br />

5. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 2 von 27


Systeme und Signale<br />

Ein System ist ein natürliches oder künstliches<br />

Gebilde, das (mindestens) ein Eingangssignal<br />

entgegennimmt und (mindestens) ein Ausgangssignal<br />

abgibt.<br />

Ein Signal ist er zeitliche Verlauf x(t) einer<br />

(physikalischen) Größe, welcher Informationen in<br />

sich trägt.<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 3 von 27


Unbekannte Systeme<br />

• Typischer Fall: Signalarten eines Systems bekannt,<br />

Systemverhalten unbekannt<br />

• Wie findet man heraus, „was das System genau<br />

macht“?<br />

• Kann man die Reaktion eines Systems auf ein zuvor<br />

nicht getestetes Eingangssignal vorhersagen?<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 4 von 27


Überblick<br />

1. Motivation und Begriffe<br />

2. Grundsysteme<br />

3. <strong>Prozessidentifikation</strong><br />

4. Anwendungsgebiet Regelungstechnik<br />

5. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 5 von 27


Proportional-System<br />

Gleichung:<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 6 von 27


Integral-System<br />

Gleichungen:<br />

yt () = K ⋅ x( τ)<br />

dτ<br />

dy<br />

dt<br />

I<br />

= K ⋅<br />

I<br />

t<br />

∫<br />

−∞<br />

xt ()<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 7 von 27


Differenzial-System<br />

Gleichung:<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 8 von 27


Totzeit-System<br />

Gleichung:<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 9 von 27


Verzögerungssystem 1. Ordnung<br />

Gleichung:<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 10 von 27


Überblick<br />

1. Motivation und Begriffe<br />

2. Grundsysteme<br />

3. <strong>Prozessidentifikation</strong><br />

4. Anwendungsgebiet Regelungstechnik<br />

5. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 11 von 27


<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

• Typischer Fall: Signalarten eines Systems bekannt,<br />

Systemverhalten unbekannt<br />

• Vorgehen: Experimentelle Analyse des<br />

dynamischen Systemverhaltens<br />

• Anregung des Systems durch Testsignale<br />

• Ziel: (Mathematisches) Modell des Systems<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 12 von 27


Testsignale<br />

(Einheits-)Impuls<br />

⎧∞ für t = 0<br />

δ () t = ⎨<br />

⎩0 für t ≠ 0<br />

(Einheits-)Sprung<br />

⎧1 für t ≥ 0<br />

σ () t = ⎨<br />

⎩0<br />

für t < 0<br />

• Impulsantwort = Gewichtsfunktion g(x)<br />

• eher für mathematische Berechnungen<br />

• Sprungantwort = Übergangsfunktion h(x)<br />

• eher für experimentelle Analysen<br />

• Beide beschreiben LTI-System eindeutig:<br />

• lassen Rückschlüsse auf das Verhalten bei jedem<br />

anderen Eingangssignalverlauf zu<br />

• Weitere typische Testsignale: Schwingungen<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 13 von 27


LTI-System<br />

• LTI-System = linear, zeitinvariant, kausal<br />

• System ist linear, wenn<br />

• das Verstärkungsprinzip gilt:<br />

• das Überlagerungsprinzip gilt:<br />

f( a⋅ x ) = a⋅<br />

f( x )<br />

1 1<br />

f( x + x ) = f( x ) + f( x )<br />

1 2 1 2<br />

• System ist zeitinvariant, wenn<br />

• das Verschiebungsprinzip gilt<br />

d.h. die Systemantwort hängt nicht vom Zeitpunkt<br />

der Anregung des ruhenden Systems ab<br />

• System ist kausal, wenn<br />

• die Antwort des Systems zu einem Zeitpunkt<br />

ausschließlich vom bisherigen Verlauf des<br />

Eingangssignals abhängt<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 14 von 27


Modellbildung<br />

• Für Modell oft Beschränkung auf LTI-Systeme:<br />

• alle technischen Prozesse sind kausal<br />

• alle technischen Prozesse sind zeitinvariant,<br />

wenn Drift sowie Verschleiß und andere<br />

Langzeitveränderungen nicht berücksichtigt werden<br />

• bei vielen technischen Prozessen sind<br />

Nichtlinearitäten im Modell vernachlässigbar,<br />

solange keine Überlastung auftritt<br />

• Kenntnis innere Systemwirkung nötig z. B. für:<br />

• Fehlerdiagnose und Reparatur<br />

• Erweiterung oder funktionsgleicher Nachbau<br />

• Regelung eines unveränderbaren Systems<br />

• Automatisierung<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 15 von 27


Verfahren<br />

• Wahl abhängig von bekannten Teilen des<br />

Systems und gewünschter Genauigkeit d. Modells<br />

• Nichtparametrische Modelle<br />

Modellgewinnung am Systemverhalten insgesamt<br />

• Mustererkennung in Gewichts-/Übergangsfunktion<br />

• Frequenzganganalyse, z. B. <strong>mit</strong> Bode-Diagramm<br />

• Parametrische Modelle<br />

Modellgewinnung durch Er<strong>mit</strong>tlung endlich vieler Parameter einer<br />

vorgegebenen Modellstruktur<br />

• Kennwerter<strong>mit</strong>tlung<br />

• Parameterschätzung durch Fehlerminimierung<br />

z.B. Methode der kleinsten Fehlerquadrate<br />

• künstliche neuronale Netze<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 16 von 27


Überblick<br />

1. Motivation und Begriffe<br />

2. Grundsysteme<br />

3. <strong>Prozessidentifikation</strong><br />

4. Anwendungsgebiet Regelungstechnik<br />

5. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 17 von 27


Regler<br />

• Einsatz von Reglern zur Beeinflussung eines Systems<br />

(Strecke) <strong>mit</strong> nicht veränderbaren inneren Wirkungsplänen<br />

• Messen des Istzustandes und Er<strong>mit</strong>teln der aktuellen<br />

Abweichung zur Sollvorgabe<br />

• Regelung = Über<strong>mit</strong>tlung der Stellgrößen, die zur<br />

Minimierung der Abweichung führen<br />

• Heute fast ausschließlich: Regler aus P-, I- und D-System<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 18 von 27


Geschlossener Regelkreis<br />

• Gezielte Änderung der Sollvorgabe als Testsignal<br />

• Messung der dynamischen Reaktion an der<br />

Rückführung<br />

• Modellgewinnung z. B. durch Parameterschätzung<br />

• Grundlage der Referenzmodelle aber meist<br />

Übertragungsfunktion G(x) = Bildfunktion von g(x)<br />

• Begriffe: Fourier-, Laplace-, Z-Transformation<br />

• Für kritische oder instabile Systeme,<br />

aber auch selbstregulierende Regelkreise<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 19 von 27


Offener Regelkreis<br />

• Ersetzen des Reglers durch Testsignal<br />

• Messen der Reaktion des Systems am Ausgang<br />

(= an geöffneter Rückführung)<br />

• Modelle oft nur sehr grob, können aber ausreichen<br />

Vorteil: Verfahren für bestimmte Ausgangssignale<br />

einfach experimentell durchzuführen<br />

• Anwendungsbeispiel: Reglereinstellung im<br />

Wendetangentenverfahren<br />

• Optimierungsmöglichkeiten z.B. durch Analyse des<br />

zugehörigen geschlossenen Regelkreises<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 20 von 27


Reglereinstellung im<br />

Wendetangentenverfahren<br />

Voraussetzung: S-<br />

förmiges Ausgangssignal<br />

Er<strong>mit</strong>teln der Sprungantwort<br />

der ungeregelten<br />

Strecke und Nachbilden<br />

durch ein PT 1 T t -System<br />

Tangente an Wendepunkt<br />

der Sprungantwort liefert<br />

2 Parameter gem. Abb.:<br />

Verzugszeit T u<br />

Ausgleichszeit T g<br />

Quelle: Wikipedia Commons<br />

(bearbeitet)<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 21 von 27


Reglereinstellung im<br />

Wendetangentenverfahren<br />

• Er<strong>mit</strong>telte Parameter liefern Werte für P-, I- und D-<br />

Anteil eines Reglers<br />

• Referenzmodelle (hier: Einstellregeln) sind Ergebnis<br />

empirischer Untersuchungen<br />

• Je nach Zweck verschiedene Tabellen<br />

• Ausregeln von Störungen: z. B. Ziegler/Nichols<br />

Aber schlechtere Anpassung an Änderung Sollvorgabe<br />

• Schnelle Anpassung an Änderung der Sollvorgabe <strong>mit</strong><br />

Berücksichtigung erlaubtes Überschwingverhalten:<br />

z. B. Chien/Hrones/Reswick<br />

• Ausreichend für Reglereinstellung bei bekanntem<br />

Verlauf Ausgangssignal und geringem Störverhalten<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 22 von 27


Beispiel: Einstellregeln nach<br />

Ziegler/Nichols<br />

• Berechnung der Regleranteile aus<br />

Sollvorgabenänderung K sowie den er<strong>mit</strong>telten<br />

Werten T u und T g<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 23 von 27


Überblick<br />

1. Motivation und Begriffe<br />

2. Grundsysteme<br />

3. <strong>Prozessidentifikation</strong><br />

4. Anwendungsgebiet Regelungstechnik<br />

5. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 24 von 27


Warum <strong>Sprungantworten</strong>?<br />

• Günstig für grafische Darstellung und Analyse<br />

des Systemverhaltens<br />

• Bei einfachen Systemen: Modell aus Graph der<br />

Sprungantwort intuitiv ablesbar (vgl. erster Teil!)<br />

• Günstig experimentell zu er<strong>mit</strong>teln<br />

• Anregung durch Impuls oft schwierig<br />

• Regelkreis: Sichtbare Reaktion auf Impuls oft sogar<br />

unerwünscht!<br />

• Allerdings nicht immer geeignet<br />

• (Ggf. errechnete) Impulsantwort Grundlage für<br />

viele mathematische Ansätze<br />

• Anregung z. B. durch Schwingung kann bestimmte<br />

Sachverhalte besser darstellen<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 25 von 27


Zusammenfassung<br />

• <strong>Prozessidentifikation</strong>:<br />

Definiertes Vorgehen zur mathematischen Modellgewinnung<br />

aus experimentell er<strong>mit</strong>telten Daten<br />

• Ein Anwendungsgebiet: Regelungstechnik<br />

• Es gibt sehr viele verschiedene Modellstrukturen,<br />

Auswahl ist abhängig von Wissen über System<br />

und benötigter Genauigkeit<br />

• Genaue Modelle erfordern neben Wissen über<br />

Systeme Kenntnisse der (höheren) Mathematik<br />

• Einige Begriffe:<br />

Laplacetransformation, Faltungsintegral,<br />

Hilbertraum, stochastische Fehleranalyse, …<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 26 von 27


Literatur<br />

• Isermann, R.: „Mechatronische Systeme – Grundlagen“. Heidelberg: Springer 2010<br />

• Lutz, H. / Wendt, W.: „Taschenbuch der Regelungstechnik – Mit MATLAB und<br />

Simulink“. 8. Auflage. Frankfurt a.M.: Deutsch 2010<br />

• Kemtmüller, W. / Kugi, A.: „<strong>Prozessidentifikation</strong>“. Skript zur gleichnamigen<br />

Vorlesung, TU Wien. Online-Ressource. [http://www.acin.tuwien.ac.at/<br />

fileadmin/cds/lehre/pid/<strong>Prozessidentifikation</strong>_Kapitel1.pdf, abgerufen 26.04.2012]<br />

• Kabitzsch, K.: „Systemorientierte Informatik“. Skript zur Vorlesung<br />

„Systemorientierte Informatik / Hardware-Software-Codesign“, TU<br />

Dresden. Online-Ressource. [http://www.inf.tu-dresden.de/content/institutes/iai/tisneu/lehre/files/SOI/SOI-Skript.pdf,<br />

abgerufen 26.04.2012]<br />

• Stein, D.: „Prozesssteuerung“. Mehrteiliger Foliensatz zur Co-Vorlesung des<br />

gleichnamigen Seminars, TU Dresden. Online-Ressource. [http://www.inf.tudresden.de/index.php?node_id=1757,<br />

abgerufen 26.04.2012]<br />

Johannes Postel<br />

27.04.2012<br />

<strong>Prozessidentifikation</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Sprungantworten</strong><br />

Folie Nr. 27 von 27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!