03.11.2013 Aufrufe

Begrüßung und Jahresbericht - Bayerische Akademie der ...

Begrüßung und Jahresbericht - Bayerische Akademie der ...

Begrüßung und Jahresbericht - Bayerische Akademie der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Feierliche Jahressitzung<br />

am 8. Dezember 2012<br />

im Herkulessaal <strong>der</strong> Münchner Residenz<br />

<strong>Begrüßung</strong> <strong>und</strong> Bericht des Präsidenten Prof. Dr. Karl-Heinz Hoffmann<br />

0. Vorwort<br />

1. <strong>Begrüßung</strong><br />

2. Totenehrung<br />

3. Neues aus <strong>der</strong> BAdW<br />

4. Aus den Kommissionen<br />

5. Neue Mitglie<strong>der</strong> im Jungen Kolleg<br />

6. Neue Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> BAdW (Vorstellung durch die Vizepräsidenten Prof. Dr. Höllmann<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr. Sachs)<br />

7. Preisverleihungen<br />

8. Vorstellung des Festredners<br />

0. Vorwort<br />

Hohe Festversammlung!<br />

Die <strong>Bayerische</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften lädt, diesmal erst zum zweiten<br />

Adventswochenende, ihre Gäste, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong> zur feierlichen Jahressitzung hier in den<br />

Herkulessaal <strong>der</strong> Münchner Residenz ein. Wir freuen uns sehr, dass Sie auch in diesem Jahr<br />

unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind. Allen ein herzliches Willkommen! Den Einzug <strong>der</strong><br />

<strong>Akademie</strong>mitglie<strong>der</strong> begleiteten, wie schon aus den vergangenen Jahren gewohnt, die<br />

Bläsersolisten des Symphonieorchesters des <strong>Bayerische</strong>n R<strong>und</strong>funks unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Martin Zöbeley. Ihnen ein herzliches Dankeschön!<br />

An <strong>der</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> Einziehenden haben Sie sicher bemerkt, dass zwischen den an ihren<br />

frisch gereinigten Talaren erkennbaren Mitglie<strong>der</strong>n bei<strong>der</strong> Klassen wie<strong>der</strong> unser weiter<br />

gewachsenes Junges Kolleg präsent ist. Zum Einzug vermissen wir in diesem Jahr unser<br />

Ehrenmitglied, Seine Königliche Hoheit Herzog Franz von Bayern, <strong>der</strong> aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

1


Gründen nicht teilnehmen kann. Ich grüße ihn herzlich von dieser Stelle <strong>und</strong> wünsche ihm<br />

baldige Genesung.<br />

1. <strong>Begrüßung</strong><br />

Ich begrüße sehr herzlich für die bayerische Staatsregierung Herrn Staatsminister Dr. Wolfgang<br />

Heubisch,<br />

ferner den Vizepräsidenten des <strong>Bayerische</strong>n Landtags, Herrn Reinhold Bocklet,<br />

die Vertreter <strong>der</strong> Glaubensgemeinschaften, Seine Eminenz Reinhard Kardinal Marx sowie Herrn<br />

Erzpriester Malamoussis,<br />

<strong>und</strong> als Vertreter des Oberbürgermeisters <strong>der</strong> Landeshauptstadt München Herrn Dr. Jörg<br />

Hoffmann.<br />

Mit den <strong>Akademie</strong>mitglie<strong>der</strong>n sind auch die Präsidenten <strong>und</strong> Rektoren <strong>der</strong> bayerischen<br />

Universitäten eingezogen, die ich alle ebenso herzlich begrüße wie die Präsidentin <strong>und</strong> die<br />

Präsidenten unserer deutschen Schwesterakademien.<br />

Auch die Vertreter <strong>der</strong> ausländischen <strong>Akademie</strong>n, Herrn Kollegen Denk für die Österreichische<br />

<strong>Akademie</strong>, Herrn Kollegen Drahoš für die Tschechische sowie Herrn Kollegen An<strong>der</strong>sen für die<br />

Norwegische <strong>Akademie</strong> heiße ich herzlich willkommen.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> ist ohne ihre Kooperationspartner, seien es Universitäten,<br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Bibliotheken o<strong>der</strong> Archive, nicht denkbar. Ebenso<br />

wenig kann die <strong>Akademie</strong> auf ihre Drittmittelgeber verzichten <strong>und</strong> so darf ich stellvertretend<br />

einerseits die Generaldirektorin <strong>der</strong> Staatlichen Archive Bayerns, Frau Dr. Ksoll-Marcon,<br />

willkommen heißen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits den Generalsekretär <strong>der</strong> Gemeinsamen<br />

Wissenschaftskonferenz (GWK), Herrn Dr. Hans-Gerhard Husung sowie die Generalsekretärin<br />

<strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft, Frau Dorothee Dzwonnek.<br />

Weiter begrüße ich zahlreiche Vertreter <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung, des Landtags, <strong>der</strong> kommunalen<br />

Körperschaften, <strong>der</strong> Rechtspflege sowie des konsularischen Korps.<br />

2


2. Totenehrung<br />

Es ist meine traurige Pflicht, auch in diesem Jahr in <strong>der</strong> feierlichen Jahresversammlung wie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

verstorbenen Mitglie<strong>der</strong> unserer <strong>Akademie</strong> zu gedenken. Mit jedem einzelnen dieser Kollegen<br />

verbinden uns reiche Erinnerungen an wissenschaftliche Diskussionen <strong>und</strong> persönliche<br />

Begegnungen. Wir vermissen sie schmerzlich. Zu ihrem Gedenken darf ich Sie bitten, sich von<br />

Ihren Plätzen zu erheben.<br />

Von den ordentlichen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Philosophisch-historischen Klasse verstarb<br />

am 15. November 2012 Andreas Kraus,<br />

em. o. Professor für <strong>Bayerische</strong> Geschichte, LMU München, ordentliches<br />

Mitglied seit 1971, im Alter von 90 Jahren.<br />

Von den korrespondierenden Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Philosophisch-historischen Klasse verstarben<br />

am 16. September 2011 Jean Leclant,<br />

em. Professor für Ägyptologie am Institut de France, korrespondierendes<br />

Mitglied seit 1988, im Alter von 91 Jahren,<br />

am 31. Oktober 2011 Manfred Mayrhofer,<br />

em. o. Professor für Allgemeine <strong>und</strong> Indogermanische<br />

Sprachwissenschaften, Universität Wien, korrespondierendes Mitglied seit<br />

1977, im Alter von 85 Jahren<br />

<strong>und</strong> am<br />

17. März 2012 Ovidio Capitani,<br />

em. o. Professor für Mittelalterliche Geschichte, Universität Wien,<br />

korrespondierendes Mitglied seit 2006, im Alter von 82 Jahren.<br />

Von den ordentlichen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse verstarb<br />

am 22. November 2012 Heinz Jagodzinski, em. o. Professor für Kristallographie <strong>und</strong><br />

Mineralogie, LMU München, ordentliches Mitglied seit 1969,<br />

Klassensekretar von 1990 bis 1993, im Alter von 96 Jahren.<br />

Von den korrespondierenden Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse<br />

verstarben<br />

3


am 27. Mai 2012<br />

Friedrich Hirzebruch, em. o. Professor für Mathematik, Direktor a.D. am<br />

Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, korrespondierendes<br />

Mitglied seit 1987, im Alter von 84 Jahren,<br />

29. Juli 2012 Heinz A. Staab, em. o. Professor für Organische Chemie, Präsident a.D.<br />

<strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft, korrespondierendes Mitglied seit 1989, im<br />

Alter von 86 Jahren<br />

<strong>und</strong> am<br />

29. November 2012 Itzchak Parnas, Professor für Neurobiologie, Hebrew University<br />

Jerusalem, korrespondierendes Mitglied seit 1993, im Alter von 77 Jahren.<br />

Es verstarben vier Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> im Ruhestand:<br />

am 05.12.2011 Dieter Köhl, 1978 bis 1998 technischer Mitarbeiter am Walther-Meißner-<br />

Institut, im Alter von 76 Jahren,<br />

am 03.03.2012<br />

Dr. Hartmut Berndt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Walther-Meißner-<br />

Institut, im Alter von 84 Jahren,<br />

am 29.10.2012 Dr. Edgar Harvolk, von 1976 bis 2002 Geschäftsführer des Instituts für<br />

Volksk<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Kommission für bayerische Landesgeschichte, im Alter<br />

von 68 Jahren<br />

<strong>und</strong> am<br />

29.11.2012 Dr. Edgar Hess, von 1962 bis 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Kommission für Tieftemperaturforschung, im Alter von 89 Jahren.<br />

Weiterhin verstarb eine Trägerin <strong>der</strong> Medaille „Bene merenti“ in Silber, die ihr 1973 verliehen<br />

wurde:<br />

am 04.01.2012 Prof. Dr. Angela von den Driesch, em. o. Professorin für Paläoanatomie,<br />

Domestikationsforschung <strong>und</strong> Geschichte <strong>der</strong> Tiermedizin, Unterstützerin<br />

<strong>der</strong> Forschungen <strong>der</strong> Kommission zur vergleichenden Archäologie<br />

römischer Alpen- <strong>und</strong> Donaulän<strong>der</strong>.<br />

Verehrte Gäste, Sie haben sich zu Ehren unserer Verstorbenen von Ihren Plätzen erhoben. Die<br />

<strong>Akademie</strong> wird den Verstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren. Ich danke Ihnen.<br />

4


3. Neues aus <strong>der</strong> BAdW<br />

Die <strong>Akademie</strong> hat in diesem Jahr wie<strong>der</strong> viele Höhepunkte erlebt, von denen ich nur einige<br />

wenige erwähnen möchte.<br />

Da war zunächst die Inbetriebnahme von Europas leistungsfähigstem Großrechner SUPERMUC<br />

im Juli 2012 im Beisein <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esforschungsministerin Schavan <strong>und</strong> unseres<br />

Wissenschaftsministers Heubisch. Herr Kollege Bode wird dieses Ereignis in seinem Festvortrag<br />

entsprechend würdigen. Bereits an dieser Stelle danke ich dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> dem Freistaat für die<br />

mit <strong>der</strong> Beschaffung des Rechners verb<strong>und</strong>enen gewaltigen finanziellen Anstrengungen.<br />

Eine Kraftanstrengung an<strong>der</strong>er Art kam über die <strong>Akademie</strong> im Mai dieses Jahres im Zuge ihrer<br />

strukturellen Evaluation durch eine international zusammengesetzte Kommission. Nach mehr als<br />

250-jährigem Bestehen unserer <strong>Akademie</strong> schien es dem Staatsministerium in Abstimmung mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> sinnvoll, die Frage nach optimalen Organisationsstrukturen zu stellen, mit dem<br />

Ziel, die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>und</strong> ihre Stellung in <strong>der</strong> Wissensgesellschaft weiter zu stärken <strong>und</strong><br />

zu festigen. In unserer Wissenschaftslandschaft wird gegenwärtig mit hoher Intensität evaluiert,<br />

es werden Rankings erstellt <strong>und</strong> Eliteeinrichtungen gekürt. Zugespitzt kann man sagen, dass die<br />

eine Hälfte <strong>der</strong> Wissenschaftler in Deutschland evaluiert <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>e evaluiert wird. Unter den<br />

deutschen Län<strong>der</strong>akademien ist die <strong>Bayerische</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften die erste, die sich<br />

dieser Prozedur unterzogen hat. Wir hoffen, dass wir ähnlich erfolgreich abschneiden werden wie<br />

die beiden Münchner Universitäten im Elitewettbewerb. Das Ergebnis soll Anfang März<br />

nächsten Jahres bekannt gemacht werden. Ich werde in <strong>der</strong> Jahressitzung 2013 darüber berichten.<br />

Doch wenden wir uns wie<strong>der</strong> den wissenschaftlichen Leistungen unserer <strong>Akademie</strong> zu. Mit<br />

Spannung erwarten wir jedes Jahr die Entscheidung <strong>der</strong> „Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz<br />

von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n (GWK)“ zur För<strong>der</strong>ung von Langzeitvorhaben im Rahmen des<br />

<strong>Akademie</strong>nprogramms. Im Jahre 2010 waren wir erfolgreich mit <strong>der</strong> „Kritischen Ausgabe <strong>der</strong><br />

Werke von Richard Strauss“, die unter <strong>der</strong> Leitung von Herrn Kollegen Hartmut Schick in<br />

München entsteht <strong>und</strong> mit einer vielbeachteten Auftaktveranstaltung in <strong>der</strong> Aula <strong>der</strong> LMU<br />

startete. 2011 fand unser Projektantrag „Die frühbuddhistischen Handschriften aus Gandhāra“<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Herrn Kollegen Jens-Uwe Hartmann die Zustimmung <strong>der</strong> GWK. Die<br />

feierliche Auftaktveranstaltung wird am 31. Januar nächsten Jahres im Senatssaal <strong>der</strong> LMU<br />

stattfinden.<br />

5


Wir freuen uns beson<strong>der</strong>s darüber, dass wir auch dieses Jahr erfolgreich waren, <strong>und</strong> zwar mit<br />

dem Projektantrag „Edition <strong>der</strong> astronomischen <strong>und</strong> astrologischen Handschriften des Claudius<br />

Ptolemäus in arabischer <strong>und</strong> lateinischer Übersetzung“. Die Werke des Claudius Ptolemäus<br />

waren Jahrh<strong>und</strong>erte lang zentrale Quellentexte für das wissenschaftliche Weltverständnis <strong>der</strong><br />

arabisch-islamischen <strong>und</strong> lateinisch-christlichen Kulturen. Die Erschließung <strong>der</strong> ptolemäischen<br />

Tradition lässt daher neue Erkenntnisse über die gemeinsamen Gr<strong>und</strong>lagen islamischer <strong>und</strong><br />

europäischer Kultur im Mittelalter erwarten, aber auch über die enge Verzahnung <strong>der</strong> Geschichte<br />

von Astronomie, Astrologie <strong>und</strong> Mathematik, ferner über die Leistungen <strong>und</strong> ständigen<br />

Reformanstrengungen von Wissenschaftlern im Mittelalter sowie schließlich über die<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Errungenschaften <strong>der</strong> kopernikanischen Wende im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert. Die<br />

Arbeiten werden unter <strong>der</strong> Leitung von Herrn Kollegen Dag Nikolaus Hasse von <strong>der</strong> Universität<br />

Würzburg durchgeführt <strong>und</strong> bei einer Laufzeit von 25 Jahren mit einem Betrag von 10 Millionen<br />

EURO geför<strong>der</strong>t.<br />

Sie sehen, meine verehrten Damen <strong>und</strong> Herren, auch hochkarätige geisteswissenschaftliche<br />

Forschung hat ihren Preis. Die Kosten für das <strong>Akademie</strong>nprogramm werden gemeinsam von<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n aufgebracht. Mein Dank gilt auch diesmal insbeson<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong> dem<br />

<strong>Bayerische</strong>n Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kunst, sehr geehrter Herr<br />

Staatsminister Heubisch. Wir anerkennen dankbar Ihre ganz persönliche Anstrengung, die uns in<br />

die Lage versetzt, so spannende hochkarätige Forschungsvorhaben verwirklichen zu können. Wir<br />

bauen sehr auf Ihre weitere Unterstützung.<br />

4. Aus den Kommissionen<br />

An dieser Stelle habe ich im vergangenen Jahr die Arbeit einzelner Kommissionen beschrieben.<br />

Diesmal wird es an<strong>der</strong>s sein: Die Kommissionen haben ihre Arbeit auf Postern<br />

zusammengestellt, die vor dem Foyer zum Herkulessaal aufgebaut wurden. Sie können diese nach<br />

<strong>der</strong> Veranstaltung bei einem Glas Wein ansehen. Ich beschränke mich daher in meinem Bericht<br />

auf je einen Themenbereich aus je<strong>der</strong> Klasse. Die Auswahl fiel mir dabei nicht leicht <strong>und</strong> wurde<br />

getroffen nach Aktualität bzw. nach Eindrücken, die ich in diesem Jahr bei meinen Besuchen vor<br />

Ort gewinnen konnte.<br />

In <strong>der</strong> Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse wurden 2010, um u.a. auch Synergieeffekte<br />

zu nutzen, die Kommissionen für Glaziologie <strong>und</strong> für Erdmessung (Satellitengeodäsie) zu einer<br />

6


Kommission mit zwei Abteilungen vereint. Die Abteilung für Glaziologie untersucht die<br />

Entstehung, die Formen <strong>und</strong> die Verbreitung des Eises auf <strong>der</strong> Erde. Sie können sich in <strong>der</strong><br />

neuesten Ausgabe unserer Zeitschrift „<strong>Akademie</strong> Aktuell“ in dem Artikel „Das ewige Eis auf<br />

dem Rückzug“ informieren, welch dramatischen Vorgänge sich r<strong>und</strong> um die Gletscher in den<br />

bayerischen Alpen abspielen, mit Auswirkungen auf die Wasserversorgung <strong>und</strong> das Klima.<br />

Unsere Glaziologen Christoph Mayer <strong>und</strong> Wilfried Hagg kommen im neuen <strong>Bayerische</strong>n<br />

Gletscherbericht aufgr<strong>und</strong> von Modellrechnungen zu <strong>der</strong> Vorhersage, dass in r<strong>und</strong> 30 Jahren von<br />

den <strong>der</strong>zeit noch fünf Gletschern in Bayern nur einer überleben wird.<br />

Die <strong>Bayerische</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften betreibt seit 1973 eine Pegelmessstation in 2.640 m<br />

Höhe am Vernagtferner in den Ötztaler Alpen, wo <strong>der</strong> Massenhaushalt des Gletschers in<br />

detaillierten Aufzeichnungen kontinuierlich erfasst wird. Ich hatte in diesem Sommer die<br />

Gelegenheit, nach mühsamem Aufstieg eine Nacht in <strong>der</strong> Pegelstation zu verbringen. Zu diesem<br />

Zeitpunkt wurden Abflussspitzen von über 20 m /sec gemessen. Unsere Glaziologen sind sehr<br />

bemüht, durch Aufklärungsarbeit <strong>und</strong> anschauliche Führungen das Umweltbewusstsein in <strong>der</strong><br />

Bevölkerung <strong>und</strong> vor allem bei <strong>der</strong> Jugend zu wecken. Aber auch Sie, meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

haben die Möglichkeit, sich unmittelbar über den gegenwärtigen Zustand des Gletschers zu<br />

informieren. Sie können die Pegelstation unter einer eigens dafür eingerichteten Telefonnummer<br />

erreichen <strong>und</strong> werden dann erleben, wie sich ein sterben<strong>der</strong> Gletscher anhört. Die<br />

Telefonnummer ist 0043-5254 30089.<br />

Die Glaziologen sehen den Vernagtferner als Modelllabor, an dem verschiedene Szenarien<br />

studiert werden können. Ihr Interesse gilt daneben weiteren großen Eisregionen dieser Erde, bei<br />

denen <strong>der</strong> Klimawandel noch dramatischere Folgen haben wird, etwa in Asien.<br />

Ein wichtiges Werkzeug zur genauen Erfassung <strong>der</strong> Messdaten stellt u.a. die Satellitengeodäsie<br />

bereit. So konnten die 2010 begonnenen Zeitreihen von Schweremessungen am Vernagtferner<br />

auch 2012 fortgeführt werden. Die Auswertungen zeigen, dass die durch die Massenän<strong>der</strong>ungen<br />

verursachten Schwereän<strong>der</strong>ungen signifikant nachweisbar sind.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren: Obwohl die Wichtigkeit <strong>und</strong> Bedeutung solcher<br />

naturwissenschaftlicher Langzeitforschung auf <strong>der</strong> Hand liegt, ist die Fortführung unserer bisher<br />

so erfolgreichen Arbeit über das Jahr 2015 hinaus nicht gesichert. Die Finanzierung über das<br />

B<strong>und</strong>-Län<strong>der</strong>-Programm wird auslaufen. Die <strong>Akademie</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Freistaat Bayern sind im<br />

7


Gespräch, eine tragfähige Basis für die erdwissenschaftliche Forschung inklusive<br />

Gletscherforschung, geophysikalischer Forschung <strong>und</strong> Geodäsie an <strong>der</strong> BAdW zu erarbeiten.<br />

In <strong>der</strong> Philosophisch-historischen Klasse ist traditionell die klassische Archäologie beheimatet.<br />

Die „Kommission zur Erforschung des antiken Städtewesens“ wie auch die „Kommission zur<br />

vergleichenden Archäologie römischer Alpen- <strong>und</strong> Donaulän<strong>der</strong>“ sind bei ihren<br />

Grabungskampagnen auf enge Kooperationen mit lokalen Institutionen <strong>und</strong> ihren<br />

Wissenschaftlern angewiesen. Immer wie<strong>der</strong> kommt es zu längeren Unterbrechungen <strong>der</strong><br />

Grabungsarbeiten. Wir sind daher beson<strong>der</strong>s dankbar, dass die Kommission zur Erforschung des<br />

antiken Städtewesens im Oktober 2012 ihre gemeinsame Grabung mit dem Deutschen<br />

Archäologischen Institut in Rom <strong>und</strong> <strong>der</strong> Albanischen <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften in<br />

Apollonia/Albanien fortsetzen konnte. Es ist das Ziel, das hellenistische Theater <strong>der</strong> Stadt zu<br />

erforschen <strong>und</strong> zu rekonstruieren. Möglicherweise wird es gelingen, Ihnen auf <strong>der</strong> Jahrfeier 2013<br />

über erste Ergebnisse zu berichten.<br />

Auch die 2009 begonnenen Untersuchungen in <strong>der</strong> Nekropole von Shatby in<br />

Alexandria/Ägypten konnten in diesem Jahr mit <strong>der</strong> zweiten Kampagne fortgesetzt werden. Die<br />

Arbeiten werden Aufschluss über Datierungen <strong>der</strong> frühen Stadtentwicklung geben.<br />

Die Kommission zur vergleichenden Archäologie römischer Alpen- <strong>und</strong> Donaulän<strong>der</strong> konnte im<br />

Oktober dieses Jahres u.a. ihre fünfte Grabungskampagne zur Erschließung <strong>der</strong><br />

spätantiken/frühmittelalterlichen befestigten Höhensiedlung am Monte San Martino bei Lomaso<br />

im Trentino fortsetzen. Ich hatte im Sommer anlässlich eines kurzen Italienurlaubs die<br />

Gelegenheit, den Grabungsfortschritt unter <strong>der</strong> fachk<strong>und</strong>igen Führung des<br />

Kommissionsvorsitzenden Herrn Kollegen Bierbrauer <strong>und</strong> des Grabungsleiters Dr. Zagermann<br />

bew<strong>und</strong>ern zu dürfen. Bei den Grabungen <strong>der</strong> antiken Dorfstraße kam den Wissenschaftlern, wie<br />

wahrscheinlich oft bei ähnlichen Arbeiten, <strong>der</strong> Zufall zu Hilfe. Als geradezu ein Glücksfall für<br />

Archäologen stellte sich heraus, dass auch in <strong>der</strong> Antike Straßen reparaturanfällig waren. So<br />

erbrachte die Grabung zahlreiches F<strong>und</strong>material, das Auskunft zum Alltag auf dem Berg vor<br />

1500 Jahren gibt.<br />

Im vergangenen Jahr habe ich Ihnen die Fragmente eines Steingefäßes gezeigt, die bei den<br />

Grabungen auf dem San Martino gef<strong>und</strong>en wurden. Ich hatte gehofft, Ihnen heute das<br />

zusammengesetzte Original zeigen zu können. Die Restauratorin hat uns jedoch mitgeteilt, dass<br />

sie die Arbeiten in diesem Jahr nicht mehr beenden kann. So bleiben immer noch<br />

8


Überraschungen für die feierliche Jahressitzung 2013. Ich freue mich schon jetzt darauf.<br />

Vielleicht wird es dann auch möglich sein, das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Projekt aus unserem Jungen<br />

Kolleg vorzustellen.<br />

5. Neue Mitglie<strong>der</strong> im Jungen Kolleg<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, die <strong>Bayerische</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften ergänzt sich durch<br />

jährliche Zuwahlen <strong>und</strong> wir wollen Ihnen auch in diesem Jahr unsere neuen Mitglie<strong>der</strong> vorstellen.<br />

Das werden gleich anschließend meine Kollegen Vizepräsident Thomas O. Höllmann <strong>und</strong><br />

Vizepräsident Gottfried Sachs jeweils für ihre Klasse tun.<br />

Ich möchte Ihnen zuvor aber unsere Nachwuchswissenschaftlerinnen <strong>und</strong> -wissenschaftler<br />

vorstellen, die neuen Mitglie<strong>der</strong> des Jungen Kollegs. Auch in diesem Jahr konnten wir sechs<br />

Plätze im Kolleg besetzen. Die Auswahl unter den Bewerbern war nicht einfach, aber es ist<br />

wie<strong>der</strong> geglückt, das Kolleg um interessante Forschungsthemen zu bereichern <strong>und</strong><br />

vielversprechenden jungen Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftlern durch die Mitgliedschaft<br />

im Jungen Kolleg neue Karrierechancen zu eröffnen. Ich möchte Ihnen die sechs neuen<br />

Kollegiatinnen <strong>und</strong> Kollegiaten mit ihren Forschungsvorhaben kurz vorstellen:<br />

Dr. Katrin Dennerlein, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Uni Würzburg<br />

Forschungsvorhaben: Das Komische in <strong>der</strong> deutschsprachigen Komödie des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Erscheinungsformen <strong>und</strong> Funktionswandel<br />

PD Dr. med. Kilian Eyerich, Dermatologie, TU München<br />

Forschungsvorhaben: Schuppenflechte <strong>und</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis: gestörten Signalwegen auf <strong>der</strong> Spur<br />

Prof. Dr. Alexandra Kirsch, Medieninformatik, mittlerweile Uni Tübingen, zuvor TU München<br />

Forschungsvorhaben: Human-Centered Artificial Intelligence<br />

Prof. Dr. Sabine Maier, Physik, Uni Erlangen-Nürnberg<br />

Forschungsvorhaben: Struktur <strong>und</strong> Selbstorganisation von maßgeschnei<strong>der</strong>ten molekularen<br />

Schichten<br />

9


Dr. Michael Pecka, Neurobiologie, LMU München<br />

Forschungsvorhaben: Kontext-Sensitivität <strong>der</strong> neuronalen Verarbeitung beim Richtungshören<br />

unter realistischen akustischen Bedingungen<br />

Dr. Cynthia M. Sharma, Infektionsforschung, Uni Würzburg<br />

Forschungsvorhaben: Funktionale Charakterisierung von regulatorischen RNAs im Magenkeim<br />

Helicobacter pylori.<br />

Soviel zu unserem Jungen Kolleg. Ich darf nun Herrn Kollegen Höllmann auf die Bühne bitten,<br />

um die neuen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Philosophisch-historischen Klasse vorzustellen.<br />

[6. Vorstellung <strong>der</strong> neuen <strong>Akademie</strong>mitglie<strong>der</strong><br />

durch Prof. Höllmann <strong>und</strong> Prof. Sachs]<br />

7. Preisverleihungen<br />

Zu den angenehmsten Aufgaben des Präsidenten während <strong>der</strong> Jahrfeier gehört die<br />

Überreichung von Preisen für wissenschaftliche Leistungen <strong>und</strong> für Verdienste um die<br />

<strong>Akademie</strong>. Ich darf nun alle Preisträger zu mir auf die Bühne bitten.<br />

Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling-Preis<br />

an Frau Prof. Dr. Lorraine Daston für ihre herausragenden Studien zur Wissenschaftsgeschichte<br />

<strong>der</strong> Frühen Neuzeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufklärung.<br />

Lorraine Daston ist seit 1995 Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in<br />

Berlin <strong>und</strong> gehört zu den führenden Vertreter(inne)n <strong>der</strong> Wissenschaftsgeschichte. Zuvor war sie<br />

unter an<strong>der</strong>em in Chicago <strong>und</strong> Göttingen tätig.<br />

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in <strong>der</strong> Frühen Neuzeit <strong>und</strong> im Zeitalter <strong>der</strong> Aufklärung,<br />

schließen aber auch die Wissensentwicklung im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert mit ein. Hervorzuheben<br />

sind u.a. ihre Untersuchungen zur Geschichte <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit bzw. <strong>der</strong> Statistik in den<br />

frühneuzeitlichen Wissensordnungen sowie zur Geschichte <strong>der</strong> Objektivität. Ihr Werk<br />

„Objectivity“, das sie gemeinsam mit Peter Galison verfasste, behandelt die Geschichte <strong>der</strong> sich<br />

wandelnden Vorstellungen von Objektivität von <strong>der</strong> Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

10


Lorraine Daston tritt in ihren Arbeiten dem Verständnis eines kontinuierlichen „Fortschritts“ <strong>der</strong><br />

Wissenschaft <strong>und</strong> beständig wachsen<strong>der</strong> Rationalität kritisch entgegen. Sie geht davon aus, dass<br />

wissenschaftliches Wissen immer kulturell <strong>und</strong> moralisch bedingt ist, also vom kulturellen <strong>und</strong><br />

ideellen Kontext <strong>der</strong> Wissensproduktion abhängt.<br />

Frau Daston versteht es, die Paradigmen <strong>der</strong> neuen Kulturgeschichte originell <strong>und</strong> innovativ für<br />

ihr Fachgebiet Wissenschaftsgeschichte einzusetzen. Der Interpretation <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Lebenswelt <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> historischen Entwicklung <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung ihrer<br />

Wissensformen <strong>und</strong> -visionen gilt ihr bisheriges Lebenswerk. Zugleich gelingt es Frau Daston in<br />

beson<strong>der</strong>er Weise, weit über die Grenzen ihres eigenen Faches hinaus zu wirken <strong>und</strong> Brücken zur<br />

allgemeinen Geschichtswissenschaft zu schlagen. Die <strong>Akademie</strong> verleiht ihr daher den mit<br />

Unterstützung von E.ON Bayern ausgelobten Schelling-Preis, <strong>der</strong> dieses Jahr zum Schwerpunkt<br />

„Deutung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt“ vergeben wurde.<br />

<strong>Akademie</strong>preis<br />

an Herrn Dr. med. Hartmut Mehlitz für sein Buch „Richard Lepsius. Ägypten <strong>und</strong> die Ordnung<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft“.<br />

Der <strong>Akademie</strong>preis wird an Personen verliehen, die wesentliche wissenschaftliche Leistungen<br />

erbracht haben, ohne hauptamtlich in <strong>der</strong> Forschung tätig zu sein. Der Augenarzt Hartmut<br />

Mehlitz hat sich viele Jahre lang in seiner Freizeit intensiv mit dem großen Sprachforscher <strong>und</strong><br />

Ägyptologen Richard Lepsius befasst <strong>und</strong> dazu auf eigene Kosten im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

Forschungen betrieben.<br />

Sein Buch liefert nicht nur neue Erkenntnisse zum Werdegang <strong>und</strong> den Leistungen dieses<br />

herausragenden Gelehrten, <strong>der</strong> die Ägyptologie als eigenständiges Fach in Deutschland begründet<br />

hat. Es gibt auch hoch interessante Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert mit<br />

seinem internationalen Beziehungsgeflecht bedeuten<strong>der</strong> Gelehrter <strong>und</strong> Institutionen. Außerdem<br />

wird die persönliche Rolle des preußischen Königs bzw. Kronprinzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hofgesellschaft<br />

beleuchtet, zu denen Lepsius früh Zugang hatte. In diesem Zusammenhang wird auch die damals<br />

wichtige Rolle <strong>der</strong> Preußischen <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften als Promotor von neuen<br />

Forschungsrichtungen deutlich.<br />

11


Robert Sauer-Preis<br />

an Herrn Dr. Ulrich Rant für seine herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet <strong>der</strong> Bio-Nano-<br />

Technologie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von hochempfindlichen <strong>und</strong> molekülspezifischen<br />

Biosensoren.<br />

Ulrich Rant ist ein außergewöhnlich innovativer anwendungsorientierter Physiker, <strong>der</strong> im Bereich<br />

<strong>der</strong> Bio-Nanotechnologie Neuland betreten hat <strong>und</strong> Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

effektiv für mögliche Anwendungen nutzt.<br />

Er studierte an <strong>der</strong> Universität Graz Physik <strong>und</strong> kam anschließend an die Technische Universität<br />

München, wo er 2005 seine Dissertation mit dem Titel „Electrical Manipulation of DNA-Layers<br />

on Gold Surfaces“ abschloss. Herr Rant entdeckte darin, dass künstliche, mit Thiol an Gold<br />

angeb<strong>und</strong>ene DNA-Stränge durch Variation des elektrischen Feldes bezüglich ihrer räumlichen<br />

Anordnung senkrecht o<strong>der</strong> parallel zur Oberfläche ausgerichtet werden können. Als Messsignal<br />

dient dabei die Fluoreszenzintensität von einzelnen Farbstoffmolekülen, mit denen die DNA-<br />

Stränge am oberen Ende markiert sind.<br />

Die Dissertation war die Basis für die Entwicklung empfindlicher Proteinsensoren <strong>und</strong> führte<br />

2012 zur Ausgründung <strong>der</strong> Firma „Dynamic Biosensors“. Daneben forscht Ulrich Rant über<br />

künstliche Nanoporen. Er hat in hochrangigen <strong>und</strong> gut referierten Zeitschriften publiziert <strong>und</strong><br />

hält mehrere Patente.<br />

Max Weber-Preis<br />

an Frau Dr. Lisa Dittrich für ihre Dissertation „Antiklerikalismus als europäisches Phänomen.<br />

Skandalisierungen in Frankreich, Spanien <strong>und</strong> Deutschland (1850–1914)“.<br />

Die Dissertation von Frau Dittrich, die <strong>der</strong>zeit als Wissenschaftlerin an <strong>der</strong> LMU München tätig<br />

ist, handelt von <strong>der</strong> Geschichte des Antiklerikalismus, <strong>der</strong> sich in den europäischen<br />

„Kulturkämpfen“ von <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bis zum Ersten Weltkrieg vor allem gegen<br />

die katholische Kirche formierte. Die Perspektive von Frau Dittrich ist dezidiert europäisch, d.h.<br />

sie betrachtet den Antiklerikalismus als transnationales Phänomen mit einem vergleichenden,<br />

beziehungsgeschichtlichen Ansatz in drei Län<strong>der</strong>n: Deutschland, Frankreich <strong>und</strong> Spanien.<br />

Es gelingt ihr so, diese Län<strong>der</strong> aus den jeweiligen nationalspezifischen Diskussionskontexten zu<br />

lösen <strong>und</strong> auf gemeinsame übergreifende Fragestellungen zu beziehen. Sie hat ein äußerst weites<br />

12


Spektrum von Tageszeitungen, Zeitschriften <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en publizistischen Erzeugnissen aus den<br />

drei untersuchten Län<strong>der</strong>n ausgewertet <strong>und</strong> berücksichtigt dabei auch das Eigengewicht visueller<br />

Medien.<br />

Arnold Sommerfeld-Preis<br />

an Herrn Dr. Franz Hagn für seine NMR-Untersuchungen zur Struktur <strong>und</strong> Funktion von<br />

Proteinen, insbeson<strong>der</strong>e auf dem Gebiet <strong>der</strong> Spinnenseidenproteine <strong>und</strong> Chaperone.<br />

Franz Hagn gehört weltweit zur absoluten Spitze junger Forscher auf dem Bio-NMR<br />

(Kernspinresonanz)-Gebiet. Er hat entscheidende Beiträge zur molekularen Struktur großer<br />

Proteine <strong>und</strong> ihrer Komplexe geliefert, die zur Aufklärung <strong>der</strong> Funktionen auf molekularer<br />

Ebene führten. Derartige Funktionen von Proteinen spielen z. B. eine große Rolle bei <strong>der</strong><br />

Entstehung von Tumoren <strong>und</strong> von Faltungskrankheiten.<br />

Er hat sich insbeson<strong>der</strong>e auch mit dem Spinnenseidenprotein befasst, aus dem <strong>der</strong> Faden einer<br />

Spinne besteht. In seinen Arbeiten konnte er kürzlich z.B. die enorme Festigkeit des<br />

Spinnenfadens <strong>der</strong> „Schwarzen Witwe“ erklären.<br />

Herr Hagn studierte in Bayreuth Biochemie <strong>und</strong> wurde 2009 an <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

München promoviert. Seit 2010 ist er mit einem Stipendium des Human Frontier Science<br />

Program an <strong>der</strong> Harvard Medical School in den USA tätig.<br />

<strong>Akademie</strong>preis <strong>der</strong> Karl Thiemig-Stiftung für Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />

an Herrn Dr. Hans Hübl für seine herausragenden Leistungen bei <strong>der</strong> Erforschung von<br />

festkörperbasierten Quantensystemen als Basis für zukünftige Quanteninformationssysteme.<br />

Hans Hübl wurde 2007 am Walter Schottky Institut <strong>der</strong> TU München im Fach Physik<br />

promoviert. Nach einem Auslandsaufenthalt als Senior Research Fellow am renommierten<br />

Centre for Quantum Computer Technology <strong>der</strong> University of New South Wales in Australien<br />

wurde er 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Walther-Meißner-Institut für<br />

Tieftemperaturforschung. Er leitet dort eine Nachwuchsgruppe, die sich mit nanomechanischen<br />

Systemen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anwendung von Spin-Systemen in <strong>der</strong> Quanteninformationsverarbeitung<br />

beschäftigt. Außerdem ist er Mitglied <strong>und</strong> Teilprojektleiter im Son<strong>der</strong>forschungsbereich 631 zur<br />

„Festkörperbasierten Quanteninformationsverarbeitung“.<br />

13


Hans Hübl erzielte in seinem sehr kompetitiven Forschungsfeld international stark beachtete<br />

Ergebnisse, die in den letzten Jahren zu einer großen Zahl wichtiger Publikationen in führenden<br />

Zeitschriften geführt haben. Die Bedeutung seiner Arbeiten wird auch durch zahlreiche<br />

Einladungen zu nationalen <strong>und</strong> internationalen Tagungen belegt.<br />

Medaille Bene merenti in Silber<br />

an Herrn Dr. Wolfgang Sprißler, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>e <strong>der</strong><br />

<strong>Akademie</strong>.<br />

Wolfgang Sprißler führt seit 2008 unseren Fre<strong>und</strong>eskreis als Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> an. Die<br />

Gesellschaft <strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>e ist ein wichtiger Bestandteil des <strong>Akademie</strong>lebens, unterstützt sie doch<br />

in jedem Jahr wissenschaftliche Projekte bei <strong>der</strong> Finanzierung ihrer Forschungsaufgaben. Herr<br />

Sprißler widmet sich, neben seiner Tätigkeit als stellvertreten<strong>der</strong> Aufsichtsratsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

HypoVereinsbank, seit Jahren mit großer Hingabe <strong>und</strong> großem Erfolg <strong>der</strong> Akquirierung von<br />

Spenden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewinnung neuer Mitglie<strong>der</strong>, wofür ihm die <strong>Akademie</strong> zu großem Dank<br />

verpflichtet ist.<br />

Medaille Bene merenti in Silber<br />

an Herrn Dr. Hugo Beikircher, ehemaliger Generalredaktor des Thesaurus linguae Latinae.<br />

Hugo Beikircher begann 1967 seine Arbeit am Thesaurus linguae Latinae. Er wurde bereits vier<br />

Jahre später zum Redaktor ernannt <strong>und</strong> übernahm schließlich das Amt des Generalredaktors in<br />

<strong>der</strong> Nachfolge von Peter Flury.<br />

Im Laufe seiner 41-jährigen Tätigkeit am Thesaurus hat Hugo Beikircher mehrere h<strong>und</strong>ert<br />

Beiträge für das Wörterbuch verfasst, darunter die umfangreichen Artikel lectio, luo, onus,<br />

operio, oppono <strong>und</strong> opprimo. Jahrzehnte hindurch hat er ganze Generationen von Thesauristen<br />

geprägt. Auch nach dem Ende seiner Amtszeit stellt Herr Beikircher seine immense<br />

wissenschaftliche wie praktische Erfahrung selbstlos in den Dienst des Thesaurus.<br />

8. Vorstellung des Festredners<br />

Meine verehrten Gäste, wir kommen zum Höhepunkt unserer diesjährigen Festveranstaltung.<br />

Den Festvortrag wird Herr Kollege Arndt Bode halten, den ich Ihnen gleich kurz vorstellen darf.<br />

14


Doch zuvor möchte ich allen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern, die zur Ausgestaltung unserer<br />

Jahresfeier beigetragen haben, herzlich danken. An erster Stelle gilt mein Dank <strong>der</strong><br />

Generalsekretärin Frau Bianca Marzocca, die nicht nur das aufregende Jahr unserer Evaluation<br />

souverän gemeistert hat, son<strong>der</strong>n auch noch die Ruhe aufbrachte, interessante <strong>und</strong> gut besuchte<br />

Veranstaltungen unserer <strong>Akademie</strong> organisatorisch <strong>und</strong> konzeptionell zu begleiten.<br />

Vielen Dank!<br />

Frau Marzocca verfügt über ein glänzend eingespieltes Team, das immer wie<strong>der</strong> durch neue<br />

Anregungen dazu beiträgt, kleine <strong>und</strong> wie wir hoffen interessante Verän<strong>der</strong>ungen in den Ablauf<br />

unserer Jahrfeier ein zu bringen. So werden wir Ihnen in diesem Jahr die von Frau Dr. Latzin <strong>und</strong><br />

ihrem Team in Zusammenarbeit mit allen Kommissionen erstellten Präsentationen draußen im<br />

Foyer zeigen können. Diese Poster wurden ursprünglich für die Evaluierung erstellt. Wir laden<br />

Sie herzlich zur Besichtigung ein. Schauen Sie sich die Arbeit unserer Kommissionen an <strong>und</strong><br />

gewinnen Sie einen Eindruck, wie die Evaluation einer <strong>Akademie</strong> vonstatten geht. Schlüpfen Sie<br />

quasi in die Rolle eines Evaluierers.<br />

Sie werden im Vorraum auch wie<strong>der</strong> die brandneue Ausgabe unserer Zeitschrift „<strong>Akademie</strong><br />

Aktuell“ finden. Wir hoffen sehr, dass die darin enthaltenen Artikel Ihr Interesse finden <strong>und</strong> Sie<br />

bei einem Glas Wein, das wir Ihnen auch dieses Jahr wie<strong>der</strong> im Foyer des Herkulessaals anbieten,<br />

zu anregenden Diskussionen verführen. Das Glas Wein wird Ihnen übrigens von den guten<br />

Geistern unseres Hauses eingeschenkt, die sich immer wie<strong>der</strong> zu Arbeiten auch außerhalb ihrer<br />

Arbeitszeit überreden lassen. Stellvertretend für alle möchte ich an dieser Stelle einmal Frau<br />

Schön <strong>und</strong> Herrn Sturm nennen <strong>und</strong> mich herzlich bedanken. Mein beson<strong>der</strong>er Dank gilt auch<br />

unserer Mitarbeiterin Frau Gisela von Klaudy, die viele Jahre lang unsere Jahressitzung fest im<br />

Griff hatte. Sie geht Anfang 2013 in den wohlverdienten Ruhestand. Frau von Klaudy: Wir<br />

wünschen Ihnen vor allem Ges<strong>und</strong>heit für die vielen Unternehmungen, die Sie sich noch<br />

vorgenommen haben.<br />

Ihnen meine Damen <strong>und</strong> Herren, wünsche ich eine besinnliche Adventszeit <strong>und</strong> bereits jetzt ein<br />

friedliches Weihnachtsfest.<br />

Doch nun zur Vorstellung unseres Festvortragenden:<br />

Herr Prof. Dr. Arndt Bode ist seit 2007 ordentliches Mitglied in <strong>der</strong> Mathematischnaturwissenschaftlichen<br />

Klasse <strong>der</strong> <strong>Bayerische</strong>n <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften. Nach dem<br />

Studium <strong>der</strong> Informatik an <strong>der</strong> Technischen Universität Karlsruhe wurde er dort 1975<br />

15


promoviert bei Prof. Alfred Schmitt mit einer Arbeit „Dialogsysteme für computerunterstützten<br />

Unterricht“. Nach Tätigkeiten an <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität Gießen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Friedrich-<br />

Alexan<strong>der</strong>-Universität Erlangen habilitierte er sich 1984 bei Prof. Wolfgang Händler in Erlangen.<br />

Er folgte dann 1987 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Rechnertechnik <strong>und</strong> Rechnerorganisation<br />

an <strong>der</strong> Fakultät für Mathematik <strong>und</strong> Informatik <strong>der</strong> Technischen Universität München. An <strong>der</strong><br />

Universität hat Herr Bode vielfältige wissenschaftliche <strong>und</strong> organisatorische Aufgaben erfolgreich<br />

übernommen. Die <strong>Bayerische</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften berief ihn 2008 zum Vorsitzenden<br />

des Direktoriums des Leibniz-Rechenzentrums.<br />

Herr Prof. Bode ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Rechnerarchitektur, insbeson<strong>der</strong>e im Bereich des Entwurfs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Programmierung Paralleler<br />

<strong>und</strong> Verteilter Systeme. Er gehört zu den Pionieren im wissenschaftlichen<br />

Höchstleistungsrechnen. Gerade deshalb ist er prädestiniert dafür, uns heute folgende Frage zu<br />

beantworten: „SuperMUC: warum Bayern einen Rechner mit 3 Billiarden Operationen pro<br />

Sek<strong>und</strong>e braucht“.<br />

Lieber Herr Kollege Bode, wir sind gespannt auf Ihren Vortrag.<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!