LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...
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hend untersucht; bereits J.Grimm, den H.Paul mit Recht als deren „eigentlichen<br />
Schöpfer“ nennt 1 , später H.Paul selbst und auch andere bekannte<br />
Vertreter der junggrammatischen Richtung lenkten auf die Wortbildung<br />
ihr besonderes Augenmerk (siehe unten). Die dem Wortschatz eigenen semantischen<br />
Gesetzmäßigkeiten wurden ebenfalls untersucht, und zwar primär<br />
aus der Sicht einer Entwicklung, wobei das klassische Werk von<br />
H.Paul „Prinzipien der Sprachgeschichte“ 2 auf die weiteren Untersuchungen<br />
einen entscheidenden Einfluss ausgeübt hat 3 . Auch spätere Arbeiten<br />
betrachteten die Semasiologie als „Bedeutungslehre“ (und die Onomasiologie<br />
als „Bezeichnungslehre“) meist im prozessualen Aspekt 4 . Vom<br />
Standpunkt der Entwicklungsgeschichte des deutschen Wortschatzes<br />
wurde auch die Entlehnung untersucht 5 . Die territoriale und sozial-berufliche<br />
Differenzierung des Wortbestandes erweckte ebenfalls schon um<br />
die Jahrhundertwende das Interesse der Sprachforscher 6 . Am wenigsten<br />
wurden Probleme der Phraseologie untersucht: Die festen Wortverbindungen<br />
wurden entweder vom Standpunkt der „Isolierungstheorie“ den<br />
Zusammensetzungen gleichgestellt 7 oder in der Syntax als Abarten der<br />
Wortfügungen betrachtet 8 . Das Werk von F. Seiler über die Idiomatik des<br />
Deutschen blieb im Laufe eines halben Jahrhunderts die einzige bedeutende<br />
Arbeit zu diesem Problem 9 .<br />
Was die Theorie des Wortbestandes von verschiedenen Gesichtspunkten<br />
aus betrifft, so muss die Rolle der klassischen meist etymologisch<br />
ausgerichteten Wörterbücher erwähnt werden, die aber teilweise auch<br />
als erklärend zu betrachten sind 10 . So wurde die Entstehung eines speziellen,<br />
der Beschreibung und der Analyse des Wortschatzes gewidmeten<br />
Bereiches der deutschen Sprachwissenschaft allmählich durch mehrere<br />
grundlegende Arbeiten im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vorbereitet.<br />
Als eines der ersten Werke, das mehrere lexikologische Aspekte<br />
zusammenfasst, ist die „Etymologie der neuhochdeutschen Sprache“ von<br />
H.Hirt 11 zu nennen. Der Verfasser gibt eine ausführliche etymologische<br />
Beschreibung des deutschen Wortschatzes und seiner Bereicherung. Im<br />
ersten Viertel des 20. Jhs. erscheint eine Art Lehrbuch der Lexikologie<br />
von E. Wilke, das verschiedene Aspekte der Behandlung des deutschen<br />
Wortbestandes umfasst 12 ; das Buch hat aber keinen theoretischen Wert<br />
und spiegelt außerdem die chauvinistischen Tendenzen des Purismus in<br />
der deutschen Sprache nach dem ersten Weltkrieg wider. Positiv zu werten<br />
waren die Arbeiten, die seit Ende der 50er Jahre zu erscheinen begannen<br />
und den Problemen des deutschen Wortschatzes und im besonderen<br />
dessen semantischen Charakteristika gewidmet waren 13 . Darunter waren<br />
z. T. Bücher, die praktische Ziele des Sprachunterrichts verfolgten,<br />
aber auch in diesen Werken waren die Verfasser bemüht, die neuen Ergebnisse<br />
der Linguistik zu nutzen.<br />
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich die Lexikologie an den Fremdspracheninstituten<br />
unseres Landes seit mehr als vierzig Jahren als selbständiges<br />
Lehrfach behauptet hat. Dementsprechend sind auch die Lexikologielehrbücher<br />
in verschiedenen Sprachen erschienen. Was die deutsche Spra-<br />
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