LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...

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0. DIE LEXIKOLOGIE ALS BEREICH DER SPRACHWISSENSCHAFT UND ALS LEHRFACH 4 0.1. GEGENSTAND, ZIELE UND METHODOLOGISCHE GRUNDLAGE DER LEXIKOLOGIE Die Lexikologie (griech. lexis „Wort“, logos „Lehre“) ist ein Bereich der Sprachwissenschaft, der sich mit der Erforschung des Wortschatzes befasst. Die Lexikologie als Lehre vom Wortschatz einer Sprache untersucht den Wortschatz als System. In diesem Fall handelt es sich um ein lexikalischsemantisches System, das ein Teilsystem oder Subsystem der Sprache bildet. Als zentrale Bereiche der lexikologischen Forschung sind zu nennen: - das Wort als eine grundlegende nominative Spracheinheit im lexikalisch-semantischen System, seine strukturellen Wesensmerkmale und seine Bedeutung, - die Struktur des Wortschatzes als System und die Beziehungen zwischen seinen Elementen, - die Stratifikation bzw. Schichtung des Wortschatzes aus der soziolinguistischen und funktionalen Sicht, - kommunikativ begründete Veränderungen des Wortschatzes. Die Quellen der Wortschatzerweiterung. Die methodologische Grundlage der lexikologischen Forschung in der Linguistik von heute bildet die materialistiche Sprachauffassung, die Betrachtung der Sprache als ein unikales System, geeignet mentale, konzeptuelle und kommunikative Tätigkeit des Menschen zu ermöglichen. 0.2. ZUR ENTWICKLUNG DER LEXIKOLOGIE ALS WISSENSCHAFT Die Lexikologie gehört zu den relativ jungen Bereichen der Theorie der deutschen wie auch anderer Sprachen. Obwohl sich die Lexikologie erst Mitte unseres Jahrhunderts als selbständiger Wissenszweig herausgebildet hat, gingen ihr jedoch viele wichtige Untersuchungen voraus, die ihren Werdegang bestimmten. Die diachrone Sprachbetrachtung, die die ersten Perioden der deutschen Sprachwissenschaft kennzeichnete, erweckte das besondere Interesse für die Entwicklungsgeschichte des Wortbestandes. So wurde die Wortbildung als einer der wichtigsten Wege zur Bereicherung des Wortschatzes einge-

hend untersucht; bereits J.Grimm, den H.Paul mit Recht als deren „eigentlichen Schöpfer“ nennt 1 , später H.Paul selbst und auch andere bekannte Vertreter der junggrammatischen Richtung lenkten auf die Wortbildung ihr besonderes Augenmerk (siehe unten). Die dem Wortschatz eigenen semantischen Gesetzmäßigkeiten wurden ebenfalls untersucht, und zwar primär aus der Sicht einer Entwicklung, wobei das klassische Werk von H.Paul „Prinzipien der Sprachgeschichte“ 2 auf die weiteren Untersuchungen einen entscheidenden Einfluss ausgeübt hat 3 . Auch spätere Arbeiten betrachteten die Semasiologie als „Bedeutungslehre“ (und die Onomasiologie als „Bezeichnungslehre“) meist im prozessualen Aspekt 4 . Vom Standpunkt der Entwicklungsgeschichte des deutschen Wortschatzes wurde auch die Entlehnung untersucht 5 . Die territoriale und sozial-berufliche Differenzierung des Wortbestandes erweckte ebenfalls schon um die Jahrhundertwende das Interesse der Sprachforscher 6 . Am wenigsten wurden Probleme der Phraseologie untersucht: Die festen Wortverbindungen wurden entweder vom Standpunkt der „Isolierungstheorie“ den Zusammensetzungen gleichgestellt 7 oder in der Syntax als Abarten der Wortfügungen betrachtet 8 . Das Werk von F. Seiler über die Idiomatik des Deutschen blieb im Laufe eines halben Jahrhunderts die einzige bedeutende Arbeit zu diesem Problem 9 . Was die Theorie des Wortbestandes von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrifft, so muss die Rolle der klassischen meist etymologisch ausgerichteten Wörterbücher erwähnt werden, die aber teilweise auch als erklärend zu betrachten sind 10 . So wurde die Entstehung eines speziellen, der Beschreibung und der Analyse des Wortschatzes gewidmeten Bereiches der deutschen Sprachwissenschaft allmählich durch mehrere grundlegende Arbeiten im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vorbereitet. Als eines der ersten Werke, das mehrere lexikologische Aspekte zusammenfasst, ist die „Etymologie der neuhochdeutschen Sprache“ von H.Hirt 11 zu nennen. Der Verfasser gibt eine ausführliche etymologische Beschreibung des deutschen Wortschatzes und seiner Bereicherung. Im ersten Viertel des 20. Jhs. erscheint eine Art Lehrbuch der Lexikologie von E. Wilke, das verschiedene Aspekte der Behandlung des deutschen Wortbestandes umfasst 12 ; das Buch hat aber keinen theoretischen Wert und spiegelt außerdem die chauvinistischen Tendenzen des Purismus in der deutschen Sprache nach dem ersten Weltkrieg wider. Positiv zu werten waren die Arbeiten, die seit Ende der 50er Jahre zu erscheinen begannen und den Problemen des deutschen Wortschatzes und im besonderen dessen semantischen Charakteristika gewidmet waren 13 . Darunter waren z. T. Bücher, die praktische Ziele des Sprachunterrichts verfolgten, aber auch in diesen Werken waren die Verfasser bemüht, die neuen Ergebnisse der Linguistik zu nutzen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich die Lexikologie an den Fremdspracheninstituten unseres Landes seit mehr als vierzig Jahren als selbständiges Lehrfach behauptet hat. Dementsprechend sind auch die Lexikologielehrbücher in verschiedenen Sprachen erschienen. Was die deutsche Spra- 5

0. DIE <strong>LEXIKOLOGIE</strong> ALS BEREICH<br />

<strong>DER</strong> SPRACHWISSENSCHAFT UND ALS LEHRFACH<br />

4<br />

0.1. GEGENSTAND, ZIELE UND METHODOLOGISCHE<br />

GRUNDLAGE <strong>DER</strong> <strong>LEXIKOLOGIE</strong><br />

Die Lexikologie (griech. lexis „Wort“, logos „Lehre“) ist ein Bereich der<br />

Sprachwissenschaft, der sich mit der Erforschung des Wortschatzes befasst.<br />

Die Lexikologie als Lehre vom Wortschatz einer Sprache untersucht den<br />

Wortschatz als System. In diesem Fall handelt es sich um ein lexikalischsemantisches<br />

System, das ein Teilsystem oder Subsystem der Sprache bildet.<br />

Als zentrale Bereiche der lexikologischen Forschung sind zu nennen:<br />

- das Wort als eine grundlegende nominative Spracheinheit im lexikalisch-semantischen<br />

System, seine strukturellen Wesensmerkmale und seine<br />

Bedeutung,<br />

- die Struktur des Wortschatzes als System und die Beziehungen zwischen<br />

seinen Elementen,<br />

- die Stratifikation bzw. Schichtung des Wortschatzes aus der soziolinguistischen<br />

und funktionalen Sicht,<br />

- kommunikativ begründete Veränderungen des Wortschatzes. Die Quellen<br />

der Wortschatzerweiterung.<br />

Die methodologische Grundlage der lexikologischen Forschung in der<br />

Linguistik von heute bildet die materialistiche Sprachauffassung, die Betrachtung<br />

der Sprache als ein unikales System, geeignet mentale, konzeptuelle<br />

und kommunikative Tätigkeit des Menschen zu ermöglichen.<br />

0.2. ZUR ENTWICKLUNG<br />

<strong>DER</strong> <strong>LEXIKOLOGIE</strong> ALS WISSENSCHAFT<br />

Die Lexikologie gehört zu den relativ jungen Bereichen der Theorie der<br />

deutschen wie auch anderer Sprachen. Obwohl sich die Lexikologie erst Mitte<br />

unseres Jahrhunderts als selbständiger Wissenszweig herausgebildet hat, gingen<br />

ihr jedoch viele wichtige Untersuchungen voraus, die ihren Werdegang<br />

bestimmten.<br />

Die diachrone Sprachbetrachtung, die die ersten Perioden der deutschen<br />

Sprachwissenschaft kennzeichnete, erweckte das besondere Interesse für<br />

die Entwicklungsgeschichte des Wortbestandes. So wurde die Wortbildung<br />

als einer der wichtigsten Wege zur Bereicherung des Wortschatzes einge-

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