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LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...

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gehen — Die Grundbedeutung des westgermanischen Verbs gehen ist<br />

„mit den Füßen schreiten“ (von Menschen und Tieren). Es hat sich aber<br />

auch zu einer allgemeinen Bezeichnung für Bewegung jeder Art entwickelt.<br />

Sache — Das im heutigen Sprachgebrauch gewöhnlich im allgemeinen<br />

Sinne von „Ding, Gegenstand, Angelegenheit“ verwendete Wort stammt aus<br />

der germ. Rechtssprache und bezeichnete ursprünglich die Rechtssache, den<br />

Rechtsstreit vor Gericht.<br />

fertig — aus Fahrt abgeleitet, bedeutete das Wort ahd. und mhd. eigentlich<br />

„zur Fahrt bereit, reisefertig sein“. Daraus hat sich schon im Mhd. die<br />

allgemeine Bedeutung „bereit“ entwickelt, die dann zu dem jetzigen Sinn<br />

„zu Ende gebracht, zu Ende gekommen“ führte.<br />

Bei der Bedeutungserweiterung handelt es sich also um die Bedeutungsentwicklung<br />

vom Konkreten zum Abstrakten, vom Einzelnen zum Allgemeinen.<br />

Die Bedeutungserweiterung ist oft eine Begleiterscheinung des Übergangs<br />

der Wörter aus einem fachsprachlichen Bereich in die Allgemeinsprache.<br />

Vgl. die ursprüngliche Bedeutung von Sache in der Rechtssprache und im<br />

Allgemeinwortschatz. Zahlreiche Beispiele der Bedeutungserweiterung bieten<br />

ferner Wörter und feste Wortkomplexe, die aus dem Sonderwortschatz<br />

der Sportler in die Gemeinsprache übernommen wurden: So bedeutet (gut)<br />

in Form sein in der Gemeinsprache nicht „in guter sportlicher Form“ im<br />

Sinne der Leistungsfähigkeit, Kondition, sondern allgemein „sich gut fühlen“,<br />

„etwas gut machen“, z.B. der Minister war bei der Debatte glänzend in<br />

Form. Oder starten heißt in der Gemeinsprache nicht „den Wettlauf, das<br />

Rennen usw. beginnen“, sondern überhaupt etw., z.B. „ein neues Unternehmen<br />

beginnen“.<br />

2. Die Bedeutungsverengung ist das Gegenteil zur Bedeutungserweiterung.<br />

Die Bedeutungsverengung besteht darin, dass ein Wort mit einem ursprünglich<br />

weiten Bedeutungsumfang später nur noch einen Teil des ursprünglichen<br />

Anwendungsbereichs aufweist. Der parallele Terminus für die Bedeutungsverengung<br />

ist die Spezialisierung der Bedeutung. Beispiele:<br />

fahren — bezeichnete ursprünglich jede Art der Fortbewegung wie „gehen,<br />

reiten, schwimmen, im Wagen fahren, reisen“. Das zeigen noch Ausdrücke<br />

wie fahrendes Volk, fahrende Habe, der Fuchs fährt aus dem Bau,<br />

mit der Hand über das Gesicht fahren usw. Im Deutsch von heute versteht<br />

man aber unter fahren nur die Fortbewegung auf Wagen, Schiffen, mit der<br />

Bahn u.a.<br />

reiten — bedeutete im Mittelalter jedes Schaukeln (Fortbewegung), z.B.<br />

in einem Wagen, in einem Schiff, an einem Strick, aber heute bezeichnet es<br />

nur eine ganz bestimmte Art, „sich eines Pferdes oder eines ähnlichen Tieres<br />

zur Fortbewegung zu bedienen“.<br />

Ein Sprichwort — bezeichnete ursprünglich eine geläufige Redewendung,<br />

erst in neuerer Zeit wurde es eingeengt auf die Bedeutung „kurzer, volkstümlicher<br />

Satz, der eine praktische Lebensweisheit enthält“. Die alte erweiterte<br />

Bedeutung ist in einigen festen Wortkomplexen erhalten geblieben: etw.<br />

zum Sprichwort machen; zum Sprichwort werden (= sprichwörtlich werden).<br />

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