LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...
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men Prozesse der Bedeutungsentwicklung intralinguistischer Natur zur<br />
Geltung. Diesen Aspekt berücksichtigte erst die spätere Semantikforschung<br />
im Rahmen der Systemlinguistik, wo das Wort als Element des lexikalischsemantischen<br />
Systems der Sprache betrachtet wurde. Nachstehend wird<br />
auch dieser Aspekt der Bedeutungsentwicklung beachtet, wobei auseinander<br />
zu halten ist:<br />
(a) die Betrachtung der Arten des Bedeutungswandels, d.h. der Technik<br />
der Bedeutungsveränderung,<br />
(b) die Betrachtung der semantischen Prozesse, die zur Entwicklung eines<br />
neuen Semems bzw. einer neuen lexisch-semantischen Variante in der<br />
semantischen Struktur eines Lexems führen.<br />
1.2.1.3. Die Arten des Bedeutungswandels<br />
Die Untersuchung der Arten des Bedeutungswandels und ihre Klassifizierung<br />
ist vielleicht das älteste Anliegen der Semasiologie. H.Kronasser<br />
führt zehn verschiedene Betrachtungsmöglichkeiten an. Er stellt jedoch fest,<br />
dass es vorläufig nicht möglich ist, ein befriedigendes System aller Arten<br />
des Bedeutungswandels zu geben. Die wichtigsten Klassifikationen sind die<br />
logische und die psychologische Klassifikation.<br />
Die logische Gliederung entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus<br />
der alten rhetorischen Gliederung. Sie basiert auf der quantitativen Gegenüberstellung<br />
der Bedeutung vor und nach dem Bedeutungswandel. Die psychologische<br />
Gliederung basiert auf den Assoziationen und stützt sich auf die<br />
psychologischen Arbeiten, vor allem auf die von Wundt 61 . Da die logische<br />
Klassifikation es ermöglicht, die wichtigsten Arten des Bedeutungswandels<br />
zu erfassen, wird sie auch heute neben anderen Gliederungsmöglichkeiten<br />
ausgewertet.<br />
Das logische Prinzip setzt, wie erwähnt, die Gliederung vom quantitativen<br />
Standpunkt voraus. Danach kann es nur drei verschiedene Kategorien<br />
geben. Die neue Bedeutung ist quantitativ größer, kleiner oder gleich. Dieser<br />
Umstand bedingt die logische Gliederung des Bedeutungswandels, die<br />
nachstehend dargelegt wird.<br />
Die logische Klassifikation unterscheidet drei Arten des Bedeutungswandels:<br />
l. Bedeutungserweiterung; 2. Bedeutungsverengung; 3. Bedeutungsübertragung<br />
und — verschiebung.<br />
l. Die Bedeutungserweiterung meint die Erweiterung des Bedeutungsumfanges<br />
eines Wortes nach dem Prozess des Bedeutungswandels. Der parallele<br />
Terminus für die Bedeutungserweiterung ist die Generalisierung der<br />
Bedeutung. Beispiele:<br />
machen — ein westgermanisches Wort (engl. make), verwandt mit griech.<br />
mássein (kneten), russ. mazat’ „bestreichen, schmieren“. Als Grundbedeutung<br />
ist „kneten, formen, zusammenfügen (beim Lehmbau)“, dann „zurechtmachen,<br />
in Ordnung bringen“ anzunehmen. Die Bedeutung hat sich dann<br />
verallgemeinert. Heute gehört machen zu den Lexemen mit erweiterter semantischer<br />
Grundlage.<br />
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