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LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...

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anlassen; (b) umg., z.B. abtrumpfen, salopp jmdm. die Hammelbeine lang<br />

ziehen; (c) salopp, z.B. abkanzeln, umg. jmdm. den Kopf waschen; (d) vulg.<br />

anscheißen. Lexikalisch-semantische Paradigmen vom Typ „Feld“ können<br />

in der Fachliteratur auch als lexikalisch-semantische Gruppen bezeichnet<br />

werden. Innerhalb solcher Gruppen ist dann dieselbe Strukturierung der<br />

Konstituenten durchführbar.<br />

1.1.4.3. Syntagmatische Bedeutungsbeziehungen<br />

der lexikalischen Einheiten<br />

1.1.4.3.1. Allgemeines zum Begriff der syntagmatischen Bedeutungsbeziehungen<br />

der lexikalischen Einheiten. Valenz und Distribution,<br />

lexikalisch-semantische Kombinierbarkeit der Wörter<br />

Die syntagmatischen Bedeutungsbeziehungen sind (im Gegensatz zu<br />

den paradigmatischen Beziehungen) Anreihungsbeziehungen der Spracheinheiten,<br />

die auf dem linearen Charakter der Sprache beruhen. Das sind<br />

Beziehungen zwischen Einheiten, die in einem Kontext gemeinsam vorkommen,<br />

d.h. in einem Syntagma bzw. einer Wortverbindung und im Satz.<br />

Daher stammt die Bezeichnung syntagmatische Bedeutungsbeziehungen<br />

oder die Beziehungen der Spracheinheiten in der Syntagmatik. Die sprachlichen<br />

Zeichen, Wörter und feste Wortkomplexe treten im konkreten Redeakt<br />

nicht isoliert auf, sondern verbinden sich im Syntagma und im Satz<br />

immer mit bestimmten „Partnern“. Diese Verbindungsmöglichkeiten mit<br />

bestimmten Partnern sind nicht beliebig und willkürlich, sondern unterliegen<br />

bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die kombinatorische Regularitäten<br />

bilden. Für die syntaktisch-semantische Vereinbarkeit bzw. Verträglichkeit<br />

aufgrund bestimmter semantischer Merkmale der Spracheinheiten<br />

sind in der strukturellen Semantik und Grammatik folgende Termini<br />

bekannt: Kompatibilität, lexikalische Solidarität, semantische Verträglichkeit<br />

u.a. So setzt die lexikalische Bedeutung des Verbs anziehen „ein<br />

Kleidungsstück anlegen“ ein tätiges Subjekt der Handlung und ein Objekt<br />

der Handlung voraus: Der Mann zieht den Mantel an; die Frau zieht<br />

ihr Kleid an.<br />

Der Verstoß gegen eine Solidarität der Lexeme kann unter bestimmten<br />

Kontextbedingungen eine sprachliche Metapher erzeugen. Vgl. das lyrische<br />

Gedicht von H. Heine, in dem gerade der Verstoß gegen die semantische<br />

Verträglichkeit eine einmalige Wirkungskraft schafft:<br />

Der Wind zieht seine Hosen an,<br />

Die weißen Wasserhosen.<br />

Er peitscht die Wellen, so stark er kann,<br />

Die heulen und brausen und tosen!<br />

Die Verletzung der Regularität in der semantischen Verbindbarkeit der<br />

Wörter zeigt z.B. der Phraseologismus sein blaues Wunder erleben „eine<br />

(böse) Überraschung erleben“. Das Abstraktum „Wunder“ kann mit verschie-<br />

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