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LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...

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Wortfelder stellen eine Gliederung der Spracheinheiten dar, die über die<br />

Synonymie hinaus in weiteren semantischen Beziehungen zueinander stehen.<br />

Die Wortfeldforschung von heute kennzeichnet sich dadurch, dass im<br />

Bereich des Feldes sämtliche Spracheinheiten — minimale sprachliche Zeichen<br />

bzw. Lexeme und komplexe sprachliche Zeichen bzw. feste Wortkomplexe<br />

erfasst werden. Dementsprechend werden solche semantischen Felder<br />

als lexikalisch-phraseologische Felder bezeichnet.<br />

Felder sind strukturiert als vielschichtige Gebilde. Den Kern des Feldes<br />

bildet ein Hyperonym oder ein Archilexem, um dieses gruppieren sich neutrale<br />

Lexeme, und in Richtung Peripherie liegen stilistisch markierte Wörter<br />

und feste Wortkomplexe, d.h. Spracheinheiten, die in ihren semantischen<br />

Strukturen begrifflich wertende Seme oder Einstellungsseme enthalten.<br />

Felder sind begrifflich differenziert, wozu Wörter und feste Wortkomplexe<br />

beitragen, die z.B. in Bezug auf die Intensität der Handlung oder in<br />

Bezug auf andere semantische Merkmale differenziert sind.<br />

Das kann man an dem lexikalisch-phraseologischen Feld mit dem Hyperonym<br />

bzw. Archilexem „tadeln“ illustrieren:<br />

30<br />

tadeln: neutral, einsetzbar für alle Glieder, enthält Hyperseme, die in<br />

allen übrigen Konstituenten des Feldes enthalten sind („Prozessualität“,<br />

„objektgerichtete Handlung“, „jmdm. sein Missfallen<br />

über ihn oder sein Verhalten, Tun zum Ausdruck bringen“);<br />

differenzierende begriffliche Seme:<br />

„Intensität“ (gründlich, zurechtweisen, rügen, schelten,<br />

scharf, tüchtig, heftig) schmähen, schimpfen, ausschimpfen,<br />

bespotten u.a.<br />

differenzierende begrifflich-wertende Seme:<br />

(negativ) abstauben (landschaftlich), abbürsten (landschaftlich),<br />

anranzen (salopp), jmdm. eins auf den Dez geben (salopp),<br />

jmdm. die Hammelbeine lang ziehen (salopp),<br />

jmdm. den Kopf waschen (umg.), jmdn. mit scharfer Lauge<br />

waschen (salopp), jmdn. aus den Lumpen schütteln<br />

(salopp) u.a.m.<br />

Alle Konstituenten des Feldes „tadeln“ sind nach dem invarianten Hypersem<br />

gruppiert, das in allen Spracheinheiten feststellbar ist und sehr allgemein,<br />

etwa als „negative Bewertung des Verhaltens bzw. Tuns des Objekts“<br />

zu bezeichnen wäre.<br />

Darüber hinaus enthalten Lexeme und Phraseologismen zusätzliche differenzierende<br />

Merkmale, was den zentralen Begriff des Feldes semantisch<br />

und stilistisch konkretisiert. Semantisch: scharf, heftig, energisch, streng,<br />

hart ... tadeln, zurechtweisen. Stilistisch erfasst dieses lexikalisch-phraseologische<br />

Feld Lexeme und Phraseologismen (a) geh., z.B. jmdn. anherrschen,

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