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LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...

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Das Vorhandensein der Konnotation bzw. der begrifflich wertenden Merkmale<br />

bestätigt die Eigenschaft der lexikalischen Bedeutung als sprachliche,<br />

gnoseologische Kategorie und ihren Unterschied zum Begriff als logische<br />

rationelle Kategorie.<br />

Zum Unterschied von begrifflich wertenden semantischen Merkmalen<br />

werden Emotionen in einigen neueren semantischen Arbeiten 37 anders betrachtet.<br />

Entgegen der in der Literatur weit verbreiteten Auffassung, dass in<br />

den Wortbedeutungen wertender Wörter auch Gefühlskomponenten enthalten<br />

wären, d.h. dass in die Bedeutungen solcher Wörter auch emotionale<br />

Reaktionen der Menschen eingingen, wird die folgende Ansicht vertreten:<br />

Die Wortbedeutung kann nur begrifflich geprägt sein, folglich sind emotionale<br />

Elemente nicht in Form von zusätzlichen semantischen Merkmalen<br />

in der Bedeutung kodifiziert, sondern werden durch die Bedeutung ausgelöst.<br />

Emotionen sind infolgedessen nicht Komponenten der Wortbedeutung.<br />

2. Die Bedeutung ist strukturiert, d.h. sie besteht aus einer Konfiguration<br />

von Bedeutungselementen, die in der linguistischen Forschung mit folgenden<br />

terminologischen Bezeichnungen belegt sind:<br />

Seme, semantische Merkmale, Bedeutungselemente, semantische Komponenten,<br />

Noeme und andere weniger gebräuchliche Bezeichnungen wie<br />

semantische Marker und Distinktoren.<br />

Die Vielfalt der Termini für die kleinsten Bestandteile der Wortbedeutung<br />

ist darauf zurückzufuhren, dass sie verschiedenen semantischen Beschreibungsmodellen<br />

der strukturellen und z.T. der generativen Semantik entstammen,<br />

z.B. Sem (Pottier, Greimas), semantisches Merkmal (Weinreich), semantischer<br />

Marker und semantischer Distinktor (Katz/Fodor), Noem (Meier). Seme sind<br />

also die kleinsten Bedeutungselemente als Bestandteile der lexikalischen Bedeutung.<br />

Diese wird dementsprechend als „Semem“ bezeichnet.<br />

Obgleich die Explikation der lexikalischen Bedeutung als Merkmalbündel<br />

erst in der Linguistik unserer Zeit wissenschaftlich fundiert und in der<br />

Wortforschung angewandt wurde, ist die Idee der Bedeutungszerlegung bereits<br />

Ende des 19. Jhs. ausgesprochen worden. So wies A. Rosenstein (1884)<br />

darauf hin, dass sich die Bedeutungen aus kleineren Elementen konstituieren,<br />

von denen je nach dem kontextualen Zusammenhang bald die einen,<br />

bald die anderen in den Vordergrund des Bewusstseins treten 38 .<br />

Diese frühe Erkenntnis der semantischen Mehrgliedrigkeit der lexikalischen<br />

Bedeutung wurde von den Sprachforschern der älteren Semasiologie<br />

empirisch festgestellt. Sie, d.h. die semantische Mehrgliedrigkeit, ist eine<br />

Folge der Widerspiegelungstätigkeit des Bewusstseins, die eben die Merkmalstruktur<br />

der Objekte in der realen Wirklichkeit verallgemeinert und<br />

abstrahiert wiedergibt. Die detaillierte Beschreibungstechnik der Konfiguration<br />

der semantischen Elemente innerhalb der lexikalischen Bedeutung<br />

verdanken wir gerade den strukturorientierten Richtungen in der Sprachwissenschaft.<br />

Die Konfiguration der semantischen Merkmale meint eine geordnete<br />

Menge, eine Hierarchie derselben innerhalb eines Semems. Einige der semantischen<br />

Merkmale setzen andere voraus.<br />

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