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LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...

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1.1.3.3. Struktur der Wortbedeutung<br />

Zu den wichtigsten Erkenntnissen der modernen Semantikforschung gehört<br />

die Einsicht l. in die Komplexität und 2. in die strukturelle Beschaffenheit<br />

der lexikalischen Bedeutung. Das heißt:<br />

l. Die lexikalische Bedeutung ist komplexer Natur. Sie enthält drei Komponenten:<br />

die denotative, signifikative und konnotative Komponente. Diese<br />

Komponenten resultieren aus den Funktionen des Wortzeichens, die oben<br />

(siehe 1.1.3.1.) besprochen wurden. Die denotative Komponente ist die in<br />

einer sprachlichen Äußerung realisierte Funktion des Zeichens, eine bestimmte<br />

Erscheinung der objektiven Realität (Gegenstand, Denotat) zu repräsentieren.<br />

Dieser Aspekt der Bedeutung wird als denotative Bedeutung<br />

bezeichnet.<br />

Die signifikative Komponente resultiert aus der Funktion des Wortzeichens,<br />

das interindividuell invariante Abbild der Merkmalstruktur einer<br />

Erscheinung der objektiven Realität zu sein. Auf Grund dieser Eigenschaft<br />

der Wortzeichen — eine kategoriale Abgrenzung zu schaffen, zu verallgemeinern<br />

und zu abstrahieren — können sie als Benennungen für ganze<br />

Klassen von Gegenständen dienen. Diese unikale Funktion des Wortzeichens<br />

der menschlichen Sprache wurde von W.I.Lenin in seiner bekannten<br />

Bemerkung charakterisiert: „Jedes Wort (Rede) verallgemeinert<br />

schon“ 35 . Dieser Aspekt der Bedeutung wird als signifikative Bedeutung<br />

bezeichnet.<br />

Da die denotative und die signifikative Komponente der Wortbedeutung<br />

eine Einheit bilden, werden sie in der Fachliteratur oft als denotativ-signifikative<br />

Komponente und entsprechend als denotativ-signifikative Bedeutung<br />

bezeichnet.<br />

In der Semantiktorschung36 wurde der Versuch unternommen, die Bedeutungsformen<br />

weiter zu präzisieren: Unter denotativer Bedeutung wird umgekehrt die Bedeutung<br />

verstanden, die das bereits erwähnte interindividuell invariante Abbild der<br />

Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität darstellt. Die Bedeutung,<br />

deren Funktion es ist, eine bestimmte Erscheinung der objektiven Realität zu vertreten<br />

und zu repräsentieren, wird referentielle Bedeutung genannt in Anlehnung an<br />

„Referent“ (Gegenstand, Sachverhalt). „Denotat“ wird in diesem Fall nicht wie bei<br />

Morris gebraucht, der diesen Terminus seinerzeit in der Bedeutung „Gegenstand,<br />

Sachverhalt“ eingeführt hat, sondern als Bewusstseinsgehalt.<br />

Die konnotative Komponente resultiert aus wertenden semantischen<br />

Merkmalen der signifikativen Bedeutung der betreffenden Wörter. In den<br />

Wertungen drücken sich die Beziehungen des Menschen zu den von ihm<br />

widergespiegelten Gegenständen und Erscheinungen der objektiven Realität<br />

aus. Solche Wertungen werden in der signifikativen Bedeutung sprachlicher<br />

Zeichen als begrifflich wertende semantische Merkmale fixiert und<br />

kodifiziert. Vgl. Wörter wie Gelaufe, Visage, Früchtchen („Taugenichts“,<br />

„Nichtsnutz“), Flasche („unfähiger Mensch, Versager, bes. auf sportlichem<br />

Gebiet“), Raumpflegerin („Putzfrau“). Dieser Aspekt ergibt die konnotative<br />

Bedeutung.

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