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LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...

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und seinen Nachfolgern vorgeschlagene Verfahren der lexikalischen Analyse<br />

(in erster Linie der Wortbildungsanalyse) haben ein bestimmtes praktisches<br />

Interesse (siehe weiter unten). Was die idealistische Grundlage des<br />

Neohumboldtianismus anbetrifft, so hat sie eine gründliche Kritik in unserer<br />

Literatur erfahren 21 . In einem 1971 erschienenen Werk 22 versucht<br />

L.Weisgerber seine Grundideen zu entwickeln, indem er gegen „den naiven<br />

Realismus“ auftritt, der in „der Sprache nur Benennungen für Sachen“ 23 sieht.<br />

Abgesehen davon, dass diese Aussage sich auf keine wissenschaftliche<br />

Sprachtheorie stützen kann, muss betont werden, dass sich die methodologische<br />

Grundlage von Weisgerbers Anschauungen nicht geändert hat. Was einige<br />

neuere praktische Hinweise zur konkreten Sprachanalyse betrifft, so<br />

werden sie in den entsprechenden Abschnitten erörtert.<br />

Die Einseitigkeit der rein formalen Sprachbetrachtung, die in den Werken<br />

einiger Forscherkollektive der ehemaligen DDR vorherrschte, wurde in<br />

der weiteren Entwicklung überwunden. Das Wort wird als strukturelle und<br />

semantische Einheit betrachtet. Es entwickeln sich semantische Theorien in<br />

ihrer Verbindung mit den objektiven Methoden der Analyse des lexikalischsemantischen<br />

Systems. Besondere Aufmerksamkeit wird dem funktionalkommunikativen,<br />

pragmatischen und soziolinguistischen Aspekt des Wortschatzes<br />

geschenkt. In diesem Zusammenhang sollten folgende Linguisten<br />

erwähnt werden, deren Arbeiten lexikologischen Problemen gelten: R.Große<br />

als Erforscher der dialektalen und sozialen Differenzierung der Lexik,<br />

W.Fleischer, dessen Wirken verschiedene Aspekte der Lexikologie umfasst,<br />

W.Schmidt, Th. Schippan, G.Wotjak, E.Agricola, D.Viehweger als Verfasser<br />

der semantischen Arbeiten. W. Schmidt ist auch besonders zu erwähnen<br />

im Zusammenhang mit seinen Arbeiten auf dem Gebiet der funktional-kommunikativen<br />

Sprachbeschreibung.<br />

In unserem Lande wird die lexikologische Problematik im Rahmen der<br />

allgemeinen Sprachwissenschaft, der einzelnen Sprachen und speziell der<br />

deutschen Sprache intensiv untersucht. Die Arbeiten unserer Germanisten<br />

stützen sich auf die materialistische Betrachtung der Sprache, in erster Linie<br />

auf das Zusammenwirken von Form und Inhalt, auf die Beziehung Sprache —<br />

Gesellschaft. Bei der Erforschung der lexikologischen Probleme werden<br />

Begriffe und Methoden der gegenwärtigen Sprachanalyse angewandt. Das<br />

schmälert aber keineswegs die Anerkennung der Errungenschaften der klassischen<br />

Wortforschung.<br />

Die Lexikologie von heute, was der internationale Stand der Forschung<br />

zeigt 24 , ist eine theoretische Disziplin, die den zentralen Bereich der menschlichen<br />

Sprache — den Wortschatz oder das Lexikon im Rahmen des kognitiv-kommunikativen<br />

Paradigmas untersucht. Die Anwendung der Forschungsergebnisse<br />

von Nachbardisziplinen, vor allem Psycholinguistik, Soziolinguistik,<br />

Pragmatik, Informationstheorie u.a. lässt annehmen, dass es hier der<br />

Umriss einer interdisziplinären Synthese abzeichnet.<br />

Im vorliegenden Buch wird im Zusammenhang mit den Problemen der<br />

allgemeinen wie auch speziell der deutschen Lexikologie den Arbeiten<br />

der Sprachforscher V.V.Vinogradov, S.D.Kacnel’son, V.M. Žirmunskij,<br />

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