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Expedition ins Reich der Fischotter - NABU Dahmeland

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<strong>Expedition</strong> <strong>ins</strong> <strong>Reich</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischotter</strong><br />

GEO-Tag <strong>der</strong> Artenvielfalt in Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen<br />

Ulrich Simmat<br />

Im Jahr 2011 hat die Zeitschrift GEO bereits<br />

zum 13. Mal den inzwischen fest etablierten<br />

GEO-Tag <strong>der</strong> Artenvielfalt ausgerichtet. Er findet<br />

nicht nur in Deutschland, son<strong>der</strong>n auch in<br />

an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n und sogar in<br />

Übersee statt. 35000 teilnehmende Personen im<br />

vergangenen Jahr zeugen vom Erfolg dieser Aktion,<br />

die die allgemeine Aufmerksamkeit auf die<br />

Artenvielfalt – und auch auf ihre Bedrohung –<br />

richten soll. Aktionen können überall gestartet<br />

werden, auf dem artenreichen Trockenrasen, wie<br />

auch im Vorgarten o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Stadt, denn überall<br />

gibt es Interessantes zu entdecken.<br />

Nachdem im vergangenen Jahr die Binnendüne<br />

Waltersberge bei Storkow zum Ziel <strong>der</strong><br />

Arterfassung ausgewählt wurde, organisierte die<br />

Heinz Sielmann Stiftung im Folgejahr mit dem<br />

Naturpark einen GEO-Tag <strong>der</strong> Artenvielfalt in<br />

<strong>der</strong> Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener<br />

Seen. Eingeladen waren Experten für die Artengruppen<br />

Vögel, Fische, Süßwassermollusken,<br />

Pflanzen, Pilze und das Plankton des Sees. Am<br />

Morgen des 28. Mai 2010 starteten 19 Experten<br />

an <strong>der</strong> Fischerei Köllnitz und verteilten sich im<br />

Gelände. Zahlenmäßig dominierend waren dabei<br />

mit 11 Personen die Pilzspezialisten. Drei Ru<strong>der</strong>boote<br />

wurden genutzt, um die Artenvielfalt<br />

auch von <strong>der</strong> Seeseite her zu beleuchten.<br />

Die Aktion wurde trotz gegenteiliger Ankündigung<br />

<strong>der</strong> Wetterexperten von Sonnenschein<br />

begleitet und gestärkt mit deftigen Fischbrötchen<br />

stand dem Tatendrang nichts mehr im Wege.<br />

Nach drei Stunden Suchen und Erfassen wurden<br />

umfangreiche Artenlisten zurückgebracht.<br />

Mit über 180 Arten lieferte <strong>der</strong> Botaniker Jörg<br />

Fürstenow die mit Abstand umfangreichste Artenliste<br />

ab. Zwar können seine Zielobjekte nicht<br />

die Flucht ergreifen, wie das viele Tiere tun. Wer<br />

sich aber mal an <strong>der</strong> Bestimmung nicht allgemein<br />

bekannter Pflanzen, zum Beispiel von Seggen,<br />

versucht hat, weiß, welche Sachkenntnis hier erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist, um die richtige Art zu benennen.<br />

Insgesamt wurden etwa 370 Arten erfasst.<br />

Die ungefähre Zahl kommt daher, weil nicht alle<br />

Organismen bis zur Art bestimmt werden konnten<br />

und hier sicher die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Art verborgen<br />

geblieben ist. Neben den oben bereits erwähnten<br />

200 Pflanzenarten war die Suche nach<br />

Pilzen, durchgeführt von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Pilzkundlichen<br />

Arbeitsgeme<strong>ins</strong>chaft Berlin Brandenburg,<br />

beson<strong>der</strong>s ergiebig. Trotz Trockenheit<br />

und ungünstiger Jahreszeit wurden 75 Arten erfasst.<br />

Es handelt sich hierbei nicht um die typischen<br />

Speisepilze, son<strong>der</strong>n um oft kleine und unauffällige<br />

Arten, die z.B. auf abgestorbenen Kiefernnadeln,<br />

toten Stängeln von Brennnesseln<br />

o<strong>der</strong> auf Totholz gesucht werden müssen. Unbedingte<br />

Leidenschaft wird nötig, wenn Pilzkörper<br />

z.B. auf dem Kot von Wildschweinen bestimmt<br />

werden, wie im Falle des Pilzes Psilocybe coprophila.<br />

Wie <strong>der</strong> wissenschaftliche Artname verrät,<br />

ist diese Pilzart dungliebend und daher auf die<br />

Hinterlassenschaften von Weide- und Wildtieren<br />

angewiesen. Bemerkenswerter Weise konnten<br />

vier Pilzarten nachgewiesen werden, für die<br />

in Berlin und Brandenburg bisher maximal acht<br />

Vorkommen bekannt sind.<br />

Der Fischer Eike Kähler von <strong>der</strong> Fischerei<br />

Köllnitz steuerte aus seinem Bereich 21 Fischar-<br />

Ein parasitischer Pilz hat einen Faulbaum befallen. Die Artbestimmung: Kein Problem für den Kenner ·<br />

Foto: Heinz Sielmann Stiftung


ten bei. Neben häufigen Arten wie Rotfe<strong>der</strong> und<br />

Plötze kommen in den Seen auch seltene Arten<br />

wie Rapfen und Schlammpeitzger vor. Beide<br />

Arten wurden bereits im Rahmen <strong>der</strong> FFH-Gebietsmeldung<br />

genannt und waren Argumente für<br />

die Aufnahme <strong>der</strong> Groß Schauener Seenkette in<br />

das Europäische Schutzgebietssystem Natura<br />

2000. Mit Amur-, Silber- und Marmorkarpfen<br />

kommen hier aber auch gebietsfremde Arten vor,<br />

die durch den Menschen künstlich eingebracht<br />

wurden und die bei häufigem Auftreten das<br />

Ökosystem stören können. Dies geschah noch zu<br />

DDR-Zeiten, als man sich von diesen drei Arten<br />

hohe Fangerträge erhoffte. In <strong>der</strong> Tat werden sie<br />

schnell groß bis sehr groß. Als Speisefisch haben<br />

sie aber nie größere Bedeutung erlangt. Heute<br />

werden sie von den Fischern im Rahmen <strong>der</strong><br />

Bewirtschaftung <strong>der</strong> Seen allmählich reduziert.<br />

Eine weitere Art, die ursprünglich aus an<strong>der</strong>en<br />

Teilen <strong>der</strong> Erde stammt, wurde bei den<br />

Schnecken durch Anke Reimer von <strong>der</strong> Heinz<br />

Sielmann Stiftung nachgewiesen. Es handelt sich<br />

um die Neuseeländische Deckelschnecke, eine<br />

von neun nachgewiesenen Süßwassermollusken.<br />

Sie stammt, wie <strong>der</strong> Name verrät, aus Neuseeland,<br />

wurde aber bereits vor 150 Jahren in England<br />

nachgewiesen. Vermutlich gelangte sie mit<br />

dem Ballastwasser von Schiffen nach Europa. Sie<br />

hat sich in den folgenden Jahrzehnten in ganz<br />

Mitteleuropa ausgebreitet und ist heute eine<br />

recht gewöhnliche, wenn auch nur für den Kenner<br />

sichtbare Erscheinung. Interessant ist ihr<br />

Fortpflanzungsverhalten, das sich bei uns deutlich<br />

von dem in ihrer Heimat unterscheidet.<br />

Während sie sich in Neuseeland geschlechtlich<br />

fortpflanzt, denn dort gibt es Männchen und<br />

Weibchen, setzt sie in Mitteleuropa fast ausschließlich<br />

auf Jungfernzeugung: Weibchen legen<br />

unbefruchtete Eier, aus denen wie<strong>der</strong>um Weibchen<br />

schlüpfen, mehr o<strong>der</strong> weniger genetische<br />

Kopien <strong>der</strong> Mutter. Warum dies so ist, ist nicht<br />

bekannt. Interessant ist aber auf jeden Fall die<br />

Fähigkeit zu so viel Flexibilität.<br />

Keine echten Neuigkeiten, aber schöne Bestätigungen<br />

gab es bei <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Vogelarten,<br />

die Frank Schrö<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Naturwacht<br />

des Naturparks durchgeführt hat. 54 Vogelarten<br />

konnte er nachweisen, darunter Braunkehlchen<br />

und Flussseeschwalbe sowie die beiden vorkommenden<br />

Adlerarten Fisch- und Seeadler.<br />

Die von Frau Prof. Nixdorf von <strong>der</strong> TU<br />

Cottbus und Mitarbeitern durchgeführte Erfassung<br />

von Planktonarten ergab über 30 Taxa<br />

pflanzlichen und tierischen Planktons. Diese<br />

Arten müssen sehr aufwändig unter dem Mikroskop<br />

bestimmt werden, weshalb die gezogenen<br />

Proben erst im Labor ausgewertet werden<br />

konnten. Das Plankton nehmen wir normalerweise<br />

nur als diffuse Trübung des Wassers war.<br />

Umso erstaunlicher ist die Formenvielfalt, die bei<br />

entsprechen<strong>der</strong> Vergrößerung sichtbar wird. Die<br />

erfassten Arten sind typisch für eutrophe, das<br />

heißt nährstoffreiche Flachwasserseen. Wie auch<br />

bei den Vögeln, waren die Ergebnisse nicht überraschend,<br />

son<strong>der</strong>n eine Bestätigung bisheriger<br />

Kenntnisse und E<strong>ins</strong>chätzungen.<br />

Allen Teilnehmern sei an dieser Stelle gedankt.<br />

Sie haben ihre speziellen Fachkenntnisse<br />

eingebracht und damit zu einem wichtigen Erkenntnisgewinn<br />

zum Artenbestand und zur<br />

Ökologie <strong>der</strong> Groß Schauener Seenkette beigetragen.<br />

Und Neugier gemacht, die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Sache zu einem späteren Zeitpunkt näher<br />

zu beleuchten.<br />

■<br />

Dieser Rückblick soll mit einem Ausblick und Aufruf enden:<br />

Haben Sie Lust, sich im nächsten Jahr am GEO-Tag <strong>der</strong> Artenvielfalt<br />

zu beteiligen? Haben Sie ein Gebiet im Auge, dass Sie<br />

für die Erfassung vorschlagen möchten? Dann setzen Sie sich<br />

bitte mit <strong>der</strong> Verwaltung des Naturparks Dahme-Heideseen<br />

in Verbindung. Sie nimmt Ihre Anregungen gerne entgegen!

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