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Monopolistischer Wettbewerb und Oligopol 12.1 Monopolistischer Wettbewerb

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[P/R: Kapitel 12]<br />

<strong>Monopolistischer</strong> <strong>Wettbewerb</strong> <strong>und</strong> <strong>Oligopol</strong><br />

<strong>12.1</strong> <strong>Monopolistischer</strong> <strong>Wettbewerb</strong><br />

Annahmen: Unternehmen konkurrieren über differenzierte Produkte;<br />

freier Markteintritt/-austritt.<br />

Beispiele:<br />

Märkte für Zahnpasta, Bier, Kaffee …<br />

Kurz- <strong>und</strong> langfristiges Gleichgewicht (SR vs. LR):<br />

P<br />

kurzfristig<br />

MC<br />

AC<br />

P SR<br />

D SR<br />

MR SR<br />

Q SR<br />

Q<br />

56


P<br />

langfristig<br />

MC<br />

AC<br />

P LR<br />

MR LR<br />

D LR<br />

Q LR<br />

Q<br />

57


Vergleich mit vollkommener Konkurrenz <strong>und</strong> Effizienzeigenschaften<br />

P<br />

Vollk. Konkurrenz<br />

P<br />

monopolistischer <strong>Wettbewerb</strong><br />

P VK<br />

MC<br />

AC<br />

D<br />

MC<br />

Wohlfahrtsverluste<br />

P MK<br />

Q MK<br />

AC<br />

Q VK<br />

Q<br />

Q<br />

58


12.2 <strong>Oligopol</strong><br />

Annahmen: Unternehmen konkurrieren mit homogenen oder differenzierten<br />

Produkten; es gibt Markteintrittsbarrieren.<br />

Alternative Modelle:<br />

I. Simultane Entscheidungen; nicht kooperativ (Nash)<br />

strategische Variable<br />

Mengen (Cournot) [12.2.2]<br />

Preise (Bertrand)<br />

homogene Güter<br />

[12.3.1]<br />

differenzierte Güter<br />

[12.3.2]<br />

II. Marktführer, -folger; sequentielle Entscheidungen<br />

strategische Variable<br />

Mengen (Stackelberg) [12.2.4]<br />

Preise (wird nicht behandelt))<br />

III. Absprachen, kooperatives Verhalten<br />

→ Kartelle [12.6]<br />

59


12.2.2 Das Cournot-Modell (1838)<br />

Annahmen: Jedes Unternehmen wählt gewinnmaximale Menge; dabei<br />

wird der Output des anderen Unternehmens als gegeben angenommen.<br />

Nash-Cournot-Gleichgewicht<br />

Optimierungsproblem von Unternehmen 1:<br />

max π<br />

Q1<br />

1<br />

( Q ; Q ) = P( Q + Q )<br />

1<br />

2<br />

Q<br />

14243<br />

1 241<br />

R1<br />

( Q1<br />

)<br />

− C<br />

1<br />

( Q )<br />

1<br />

∂ π<br />

Aus 1<br />

= 0<br />

∂ Q<br />

1<br />

*<br />

*<br />

bzw. MR ( Q Q ) = MC ( )<br />

1 1 , 2 1 Q1<br />

erhält man die Reaktionskurve von Unt. 1:<br />

Q =<br />

( )<br />

1<br />

f1<br />

Q2<br />

Interpretation:<br />

ist "beste Antwort" auf<br />

Q1<br />

Q2<br />

Analog erhält man über<br />

max π<br />

Q2<br />

( Q Q ) = P( Q + Q ) Q − C ( Q )<br />

2 2;<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

∂ π<br />

bzw. 2<br />

= 0<br />

∂ Q<br />

2<br />

*<br />

*<br />

bzw. MR ( Q Q ) = MC ( )<br />

2 2, 1 2 Q2<br />

die Reaktionskurve ("beste Antwort") von Unt. 2:<br />

Q =<br />

( )<br />

2<br />

f2<br />

Q1<br />

(Vorsicht: "Reaktionskurve" vermittelt Vorstellung von Dynamik; tatsächlich<br />

werden die Entscheidungen simultan getroffen).<br />

60


Q 1 ,Q2<br />

gilt:<br />

* *<br />

Im Nash-Cournot-Gleichgewicht ( )<br />

* * *<br />

( Q ) Q f ( )<br />

Q =<br />

*<br />

1 = f1<br />

2 ; 2 2 Q1<br />

Kein Unternehmen kann seinen Gewinn durch Wahl einer anderen Menge<br />

erhöhen (wechselseitig beste Antworten).<br />

Beispiel <strong>und</strong> graphische Verdeutlichung:<br />

Marktnachfragekurve: P = 30 − ( Q + Q )<br />

1<br />

1<br />

= MC2<br />

=<br />

Grenzkosten: MC 0 (zur Vereinfachung)<br />

( Q 1 ; Q 2<br />

) = ( − Q 1 − Q 2<br />

) Q 1<br />

max π 1 30<br />

Q1<br />

∂π<br />

∂ Q<br />

1<br />

= = 30 − 2<br />

1<br />

0 Q − Q<br />

2<br />

1<br />

2<br />

Reaktionskurve von Unt. 1:<br />

Analog für Unt. 2:<br />

Q<br />

Q<br />

1<br />

2<br />

=<br />

=<br />

1<br />

15 − Q<br />

2<br />

2<br />

1<br />

15 − Q<br />

2<br />

1<br />

Nash-Cournot-Gleichgewicht (wechselseitig beste Antworten):<br />

Q<br />

*<br />

1<br />

1 ⎛ 1<br />

= 15 − ⎜15<br />

− Q<br />

2 ⎝ 2<br />

*<br />

1<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Q<br />

* *<br />

1 = Q2<br />

=<br />

P<br />

* =10<br />

10<br />

61


Q 1<br />

30<br />

Reaktionskurve<br />

von Unt. 2<br />

15<br />

Q*=10<br />

1<br />

Reaktionskurve<br />

von Unt. 1<br />

Q*=10<br />

2 15<br />

30<br />

Q 2<br />

Cournot-Modell mit mehreren (n) Unternehmen<br />

Annahmen: ( Q) = a − b( Q1<br />

+ Q2<br />

+ ... + Qn<br />

Reaktionskurve von Unt. 1:<br />

P )<br />

( Q ) = = C ( Q ) 0<br />

C<br />

1 1<br />

....<br />

2 2<br />

= (Symmetrie-Fall)<br />

Q<br />

1<br />

=<br />

a − b<br />

( Q + Q + ... + Q )<br />

2<br />

3<br />

2b<br />

n<br />

Analog für alle anderen Unternehmen.<br />

wegen Symmetrie gilt :<br />

* *<br />

Q = Q2<br />

= =<br />

*<br />

1 ... Q n<br />

eingesetzt in Reaktionskurve:<br />

Q<br />

*<br />

1<br />

=<br />

( n − )<br />

a − b<br />

2b<br />

1 Q<br />

*<br />

⇒<br />

Q<br />

*<br />

1<br />

=<br />

b<br />

a<br />

n<br />

na<br />

* *<br />

; Q =<br />

( )<br />

∑Qi<br />

=<br />

1+<br />

n<br />

b( 1 n)<br />

i= 1 +<br />

62


P<br />

*<br />

= a − b<br />

b<br />

na<br />

=<br />

a<br />

( 1+<br />

n) 1+<br />

n<br />

für n = 1 erhält man Monopollösung<br />

für n →∞ " " Konkurrenzlösung<br />

*<br />

(hier P = 0, da TC = MC = 0 )<br />

63


Das Bertrand-Modell (1883)<br />

12.3.1 Homogene Güter<br />

Im vorigen Abschnitt: <strong>Wettbewerb</strong> in Mengen; jetzt <strong>Wettbewerb</strong> in Preisen.<br />

Wie zuvor soll homogenes Gut produziert werden. Die Marktnachfrage<br />

sei wieder eine lineare Funktion P = a − b( Q 1<br />

+ Q 2<br />

).<br />

Konkret sei<br />

Außerdem gelte<br />

⎛ ⎞<br />

= 30 −<br />

⎜<br />

Q +<br />

⎟<br />

⎜ 123<br />

1<br />

Q .<br />

⎟<br />

⎝ Q ⎠<br />

P<br />

2<br />

MC1 = MC2 = 3.<br />

Übung:<br />

Zeigen Sie, dass im Nash-Cournot-Gleichgewicht gilt:<br />

* * *<br />

* *<br />

Q = Q = 9; P = 12; π = π 81.<br />

1 2<br />

1 2 =<br />

Bei Preiswettbewerb werden sich die Firmen unterbieten, bis der Preis auf<br />

die Grenzkosten fällt. Im Bertrand-Gleichgewicht gilt also:<br />

*<br />

*<br />

P = MC = MC = 3; Q = 27 .<br />

1<br />

Offen ist, wie sich der Gesamtoutput auf die beiden Unternehmen aufteilt.<br />

* *<br />

Annahme hier: gleiche Marktanteile, also Q = Q 13,5 .<br />

2<br />

1 2 =<br />

Prüfe, ob andere Preisgestaltung besser: Wenn Unt. 1 Preis erhöht, würde<br />

es (bei homogenen Gütern) sämtliche Nachfrager verlieren → also unterbleibt<br />

Preiserhöhung. Bei Preissenkung würde es alle Nachfrager an sich<br />

ziehen, aber Verluste machen → also unterbleibt auch Preissenkung.<br />

Kritik des Bertrand-Modells mit homogenen Gütern: Mengenwettbewerb<br />

offensichtlich günstiger als Preiswettbewerb.<br />

64


12.3.2 Inhomogene Güter<br />

Bei inhomogenen Gütern ist Preiswettbewerb plausibler. Güter unterscheiden<br />

sich jetzt durch Qualität, Service, etc.; Preise können sich jetzt<br />

unterscheiden. Hier nur Beispiel:<br />

Nachfragefunktionen aus Sicht von<br />

Unt. 1: Q<br />

1<br />

= 12 − 2P1<br />

+ P2<br />

Unt. 2: Q<br />

2<br />

= 12 − 2P2<br />

+ P1<br />

.<br />

Beachte: Q ∂ P = −2 < 0; ∂ Q ∂ P = 1 > 0 ( i ≠ j)<br />

∂ .<br />

i<br />

Annahme über Kostenfunktion: nur fixe Kosten<br />

Gewinnmaximierung:<br />

i<br />

( Q ) = F = ; C ( Q ) = F 20<br />

C<br />

1 1 1<br />

20<br />

2 2 2<br />

= .<br />

i<br />

j<br />

max π = PQ<br />

P<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

− 20 = 12P<br />

∂π1<br />

= 12 − 4P1<br />

+ P2<br />

∂ P<br />

1<br />

= 0<br />

− 2P<br />

Reaktionskurve von Unternehmen 1:<br />

1<br />

P<br />

1( P2<br />

) = 3 + P2<br />

.<br />

4<br />

Analog für Unt. 2:<br />

2<br />

1<br />

+ P P<br />

1<br />

2<br />

− 20<br />

max π<br />

P<br />

2<br />

2<br />

∂π<br />

2<br />

∂ P<br />

2<br />

= P Q<br />

2<br />

2<br />

= 12 − 4P<br />

− 20 = 12P<br />

2<br />

+ P<br />

1<br />

2<br />

= 0<br />

− 2P<br />

2<br />

2<br />

+ P P<br />

1<br />

2<br />

− 20<br />

65


Reaktionskurve:<br />

1<br />

P<br />

2<br />

+<br />

4<br />

( P1<br />

) = 3 P1<br />

Nash-Gleichgewicht bei wechelseitig besten Antworten in Preisen:<br />

P<br />

2<br />

( P ( P ))<br />

1<br />

2<br />

*<br />

1<br />

P<br />

= 3<br />

P+<br />

=<br />

*<br />

2<br />

1<br />

4<br />

⎛<br />

⎜3<br />

+<br />

⎝<br />

= 4.<br />

1<br />

4<br />

P<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Graphische Illustration:<br />

Reaktionskurve von Unt. 2<br />

P 1<br />

Reaktionskurve von Unt. 1<br />

4<br />

3<br />

Nash - Gleichgewicht<br />

3<br />

4<br />

P 2<br />

66


12.2.4 Das Stackelberg-Modell (1939)<br />

Beispiel: Microsoft; IBM …<br />

Unternehmen 1: Marktführer;<br />

Unternehmen 2: Marktfolger<br />

⎛ 647<br />

= Q 48 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎜<br />

Q1 + Q<br />

⎟<br />

: (inverse) Marktnachfragekurve, usw.<br />

⎝ ⎠<br />

P<br />

2<br />

Annahme: vollkommene Information<br />

Optimierungsproblem des Marktfolgers:<br />

max π<br />

Q<br />

2<br />

2<br />

( Q ; Q ) = P( Q + Q )<br />

2<br />

1<br />

∂ π<br />

2<br />

∂ Q<br />

2<br />

1 2 ⋅Q2<br />

−C<br />

144<br />

243<br />

4<br />

R( Q ; Q )<br />

2<br />

= 0 = P Q<br />

*<br />

*<br />

oder MR ( Q Q ) = MC ( )<br />

beachte Abhängigkeit von Q :<br />

Interpretation: ... (klar) ...<br />

2 2; 1 2 Q2<br />

*<br />

Q2<br />

1<br />

→ f ( )<br />

2 2<br />

Q1<br />

( Q )<br />

* * dP *<br />

( + Q ) + Q −C′<br />

( Q )<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

dQ<br />

Q = Reaktionskurve<br />

*<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Optimierungsproblem des Marktführers:<br />

max π<br />

Q<br />

1<br />

1<br />

u.d.N.<br />

( Q ; Q ) = P( Q + Q ) ⋅Q<br />

− C (<br />

1<br />

2<br />

Q<br />

2<br />

=<br />

f<br />

2<br />

1<br />

( Q )<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Q<br />

1<br />

)<br />

max<br />

Q1<br />

π<br />

1<br />

( Q ) = P( Q + f ( Q )) ⋅Q<br />

− C ( Q )<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

67


man erhält<br />

* ∂ π<br />

Q1<br />

über = 0<br />

∂ Q<br />

Q<br />

*<br />

2<br />

=<br />

f<br />

2<br />

1<br />

*<br />

( Q )<br />

1<br />

P<br />

*<br />

=<br />

* *<br />

( + Q )<br />

P Q<br />

1<br />

2<br />

Beispiel <strong>und</strong> graphische Verdeutlichung:<br />

Annahmen: P = a − b( + )<br />

C<br />

Q 1<br />

Q 2<br />

( Q ) = C ( Q ) 0<br />

1 1 2 2<br />

=<br />

zur Vereinfachung der Rechnungen!<br />

Marktfolger:<br />

max<br />

Q2<br />

π<br />

( Q Q ) = [ a − b( Q + Q )] Q = aQ − bQ Q − b( Q ) 2<br />

2 2;<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

∂ π<br />

2<br />

Aus = a − bQ1<br />

− 2bQ2<br />

= 0<br />

∂ Q<br />

folgt die Reaktionskurve<br />

2<br />

Q<br />

2<br />

=<br />

a − bQ<br />

2b<br />

1<br />

für<br />

P = 30 − Q − Q also Q = f ( Q ) =<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

30<br />

2<br />

= 15 −<br />

− Q<br />

1<br />

2<br />

1<br />

Q<br />

1<br />

68


π 2<br />

2<br />

π 2<br />

1<br />

π 2<br />

0<br />

Q 2<br />

Q = f (Q )<br />

π 2<br />

2<br />

π 2<br />

1<br />

> >π 2<br />

0<br />

Isogewinnkurven<br />

von Unt. 2<br />

(Marktfolger)<br />

2 2 1<br />

Q 1<br />

Q 1<br />

Frage: Ist der Verlauf der Isogewinnkurven klar? (Übungsaufgabe)<br />

Marktführer:<br />

max π<br />

1<br />

⎡ ⎛<br />

⎢ ⎜<br />

⎣ ⎝<br />

a<br />

= − bQ<br />

2<br />

1<br />

( Q ) = a − b Q + Q = Q − ( Q )<br />

1<br />

∂ π1<br />

∂ Q<br />

Q<br />

1<br />

*<br />

1<br />

a<br />

= ; Q<br />

2b<br />

*<br />

2<br />

1<br />

1<br />

= 0<br />

a − bQ<br />

2b<br />

a − bQ<br />

=<br />

2b<br />

*<br />

1<br />

⎞⎤<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎥<br />

⎦<br />

1<br />

a<br />

= ; P<br />

4b<br />

*<br />

a<br />

2<br />

a<br />

=<br />

4<br />

1<br />

b<br />

2<br />

1<br />

2<br />

69


für a = 30; b = 1:<br />

*<br />

*<br />

30<br />

Q 1 = 15; Q 2 = 7,5;<br />

P<br />

* =<br />

4<br />

*<br />

*<br />

π 112,5 ; π 2 = 56, 25<br />

1 =<br />

Q 2<br />

Stackelberggleichgewicht<br />

Q* 2<br />

Isogewinnkurven<br />

des Marktführers<br />

Q* 1<br />

Q 1<br />

Übung: Ermitteln Sie die Monopollösung für P = 30 − ( Q + Q )<br />

M<br />

M<br />

M<br />

Q = ?; P = ?; π = ?<br />

1<br />

2<br />

70


Graphischer Vergleich: Cournot vs. Stackelberg:<br />

Q 2<br />

Reaktionskurve von Unt. 1<br />

Cournot - Gleichgewicht<br />

Stackelberg - Gleichgewicht<br />

Reaktionskurve von Unt. 2<br />

Q 1<br />

71


12.4. <strong>Wettbewerb</strong> versus Kollusion<br />

Das Gefangenendilemma (GD)<br />

Zwei Personen werden von der Polizei unter dem dringenden Tatverdacht<br />

festgenommen, eine schwere Straftat begangen zu haben, die mit zehn<br />

Jahren Gefängnis bestraft wird. Die beiden Verdächtigen werden in getrennten<br />

Räumen verhört; nach ihrer Festnahme haben sie keinerlei Möglichkeit,<br />

miteinander Kontakt aufzunehmen <strong>und</strong> sich abzusprechen. Die<br />

Polizei kann den Verdächtigen das vermutete Kapitalverbrechen nicht<br />

nachweisen; sie könnte die beiden lediglich wegen unerlaubten Waffenbesitzes<br />

anklagen. Darauf steht eine Gefängnisstrafe von einem Jahr. Die<br />

Festgenommenen wissen auch, dass sie nicht wegen des Kapitalverbrechens,<br />

sondern nur wegen des minder schweren unerlaubten Waffenbesitzes<br />

verurteilt werden können, wenn sie die Tat leugnen.<br />

Die Polizei schlägt ihnen in getrennten Vernehmungen das folgende "Geschäft"<br />

vor: Wenn einer von ihnen gesteht, das Kapitalverbrechen gemeinsam<br />

begangen zu haben, während der andere leugnet, so wird der Geständige<br />

freigelassen (Kronzeugenregelung), während der andere zur Höchststrafe<br />

von zehn Jahren verurteilt wird. Wenn beide unabhängig voneinander<br />

das Kapitalverbrechen gestehen, werden ihnen mildernde Umstände<br />

zugesprochen <strong>und</strong> jeder wird zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Leugnen<br />

dagegen beide, wird jeder wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einem<br />

Jahr Gefängnis verurteilt.<br />

72


Auszahlungsmatrix für GD<br />

Gefangener 2<br />

leugnet<br />

gesteht<br />

Gefangener 1<br />

leugnet gesteht<br />

–1 0<br />

–1<br />

–10<br />

(1) (3)<br />

(4) (2)<br />

–10<br />

–5<br />

0 –5<br />

In jedem Feld sind links unten die Anzahl der Gefängnisjahre des zweiten<br />

Gefangenen <strong>und</strong> rechts oben die Gefängnisjahre des ersten Gefangenen<br />

abgetragen. Die Minuszeichen verdeutlichen, dass Gefängnisaufenthalte<br />

negativ bewertet werden. Im Feld 4 z. B. gesteht der Gefangene 2, während<br />

der andere leugnet; der Gefangene 1 bekommt 10 Jahre aufgebrummt,<br />

der Gefangene 2 kommt frei. "Gestehen" ist für jeden Gefangene<br />

die beste Strategie, unabhängig davon, wie sich der jeweils andere entscheidet.<br />

Damit werden beide zu einem Gefängnisaufenthalt von fünf Jahren<br />

verurteilt. Offensichtlich könnten sich beide verbessern, wenn sie<br />

leugnen würden. Diese Lösung kommt aber nicht zustande, weil jeder der<br />

beiden Gefangenen befürchten muss, dass der jeweils andere dann doch<br />

gesteht, um sich noch weiter zu verbessern <strong>und</strong> ganz freigelassen zu werden.<br />

Die Gleichgewichtslösung ist zur Verdeutlichung fett gedruckt.<br />

Im Gefangenendilemma ist "Gestehen" dominante Strategie:<br />

Die Entscheidung für eine bestimmte Strategie erfolgt unabhängig davon,<br />

was der andere Spieler tut.<br />

Ökonomisches Beispiel: Preiswettbewerb bei inhomogenen Gütern<br />

73


Nachfragefunktionen:<br />

Unternehmen 1: Q<br />

1<br />

= 12 − 2P1<br />

+ P2<br />

Unternehmen 2: Q<br />

2<br />

= 12 − 2P2<br />

+ P1<br />

Kostenfunktionen:<br />

C<br />

( Q ) = C ( Q ) 20<br />

1 1 2 2<br />

=<br />

Preise im Nash-Gleichgewicht bei Bertrand-<strong>Wettbewerb</strong> sind<br />

Die Gewinne sind dann<br />

P<br />

B<br />

1 = P<br />

B<br />

2 =<br />

π 12 = π<br />

B<br />

2<br />

1 = ⋅ 4 − 2⋅<br />

4 + 4⋅<br />

4 − 20 = 12<br />

Bei gemeinsamer Gewinnmaximierung (Preiskartell) erzielte man<br />

4<br />

B<br />

2<br />

max π =<br />

P<br />

P<br />

1 , 2<br />

( PQ − 20) + ( P Q − 20)<br />

1<br />

= 12P<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

− 2P<br />

1<br />

2<br />

+ P P<br />

2<br />

2<br />

+ 12P<br />

∂ π<br />

= 0 = 12 − 4P1<br />

∂ P<br />

1<br />

∂ π<br />

= 0 = 12 − 4P2<br />

∂ P<br />

2<br />

2<br />

+ 2P<br />

+ 2P<br />

2<br />

2<br />

− 2P<br />

2<br />

1<br />

= 0<br />

= 0<br />

+ P P<br />

1<br />

2<br />

− 40<br />

⇒ P K = P<br />

K 6 <strong>und</strong> π K = π<br />

K 16.<br />

1 2 =<br />

1 2 =<br />

Schließlich sei angenommen, dass sich Unternehmen 1 an die Kartellabsprache<br />

hält <strong>und</strong> P1 = 6 setzt, Unternehmen 2 aber abweicht <strong>und</strong> P = 4<br />

K<br />

B<br />

wählt. Dann sind die Gewinne<br />

π<br />

π<br />

1<br />

2<br />

K B<br />

2<br />

( P1<br />

; P2<br />

) = 12⋅6<br />

− 2⋅6<br />

+ 6⋅<br />

4 − 20 = 4<br />

B K<br />

2<br />

( P ; P ) = 12⋅<br />

4 − 2⋅<br />

4 + 6⋅<br />

4 − 20 = 20<br />

2<br />

1<br />

74


Im umgekehrten Fall ist<br />

π<br />

B K<br />

K B<br />

( P P ) = 20 ; π ( P ; P ) 4<br />

1 1 ; 2<br />

2 2 1 =<br />

Die Auszahlungsmatrix für dieses Preis-Spiel lautet dann:<br />

Unternehmen 2<br />

B<br />

K<br />

P 2 = 4 P 2 = 6<br />

B<br />

P 1 = 4<br />

Unternehmen 1 12 20<br />

K<br />

P 1 = 6<br />

4 16<br />

12 4<br />

20 16<br />

In den einzelnen Feldern sind wieder die Gewinne der Unternehmen 1 <strong>und</strong><br />

2 bei alternativen Preisstrategien eingetragen.<br />

Die Preissetzung P B 1 = P<br />

B<br />

2 = 4 erweist sich wieder als dominante Strategie;<br />

die Auszahlungen in diesem speziellen Nash-Gleichgewicht sind wieder<br />

fett gedruckt. Dominante Strategien sind einfach zu analysieren, stellen<br />

aber eher die Ausnahme dar.<br />

75


12.6 Kooperatives Verhalten (Kartelle; Absprachen)<br />

Unausgeschöpfte Gewinne im Cournot- <strong>und</strong> Bertrand-Modell könnten zu<br />

kooperativem Verhalten führen.<br />

Gemeinsames Optimierungsproblem:<br />

max π<br />

Q1<br />

, Q2<br />

( Q1<br />

, Q2<br />

) = P( Q1<br />

+ Q2<br />

)[ Q1<br />

+ Q2<br />

] − C1( Q1<br />

) − C2( Q2<br />

)<br />

* * * * ∂P<br />

*<br />

⇒ P ( Q + Q ) + [ Q + Q ] = MC ( )<br />

1 2 1 2<br />

1 Q1<br />

∂Q<br />

* * * * ∂P<br />

*<br />

( Q + Q ) + [ Q + Q ] MC ( )<br />

P =<br />

∂Q<br />

1 2 1 2<br />

2 Q2<br />

*<br />

*<br />

impliziert MC ( Q ) = MC ( )<br />

1 1 2 Q2<br />

Beispiel <strong>und</strong> graphische Verdeutlichung:<br />

Kartelllösung für lineare Nachfragekurven <strong>und</strong> MC = MC 0:<br />

1 2<br />

=<br />

* *<br />

Q1 + Q2<br />

=<br />

a<br />

2b<br />

(Vergleich mit Monopol)<br />

Aufteilung auf<br />

* *<br />

Q 1 ,Q2<br />

unbestimmt.<br />

76


Q 2<br />

a<br />

2b<br />

Cournot - Gleichgewicht<br />

Stackelberg - Gleichgewicht<br />

Alternative Kartellgleichgewichte<br />

Problem bei Kartellen:<br />

a<br />

2b<br />

Q 1<br />

Anreiz zum Ausbruch<br />

dπ<br />

dQ<br />

* * ∂P<br />

*<br />

* ∂P<br />

*<br />

( + Q ) + Q − MC ( Q ) = − 0<br />

1<br />

= P Q1<br />

2<br />

1 1 1 Q2<br />

><br />

1<br />

∂Q<br />

∂Q<br />

77

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