Als letzter deutscher Gouverneur in Kamerun: Karl ... - BGV-Wuppertal
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Der <strong>Gouverneur</strong> besichtigt die Front. – (Alle Fotos<br />
aus: Erich Student: <strong>Kamerun</strong>s Kampf 1914/<br />
16, Berl<strong>in</strong>: Bernhard & Graefe, 2. Aufl., 1942).<br />
Verkauf an die Weißen Gew<strong>in</strong>n zu ziehen, ohne<br />
für die Werterhöhung des Bodens nennenswertes<br />
beizutragen.“ 34 Vordergründig sollte das<br />
Projekt e<strong>in</strong>e rassische Trennung der „weißen“<br />
und „schwarzen“ Stadtviertel gewährleisten<br />
(die hygienischen Maßnahmen galten <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie dem Schutz der europäischen Bevölkerung<br />
35 vor Malaria und anderen Seuchenkrankheiten),<br />
darüber h<strong>in</strong>aus aber auch das<br />
Gelände am Fluß als Bauland der expandierenden<br />
Industrie (Hafen- und Eisenbahnanlagen)<br />
zuführen. Die berechtigten Interessen<br />
der <strong>in</strong>digenen Bevölkerung wurden ignoriert.<br />
In e<strong>in</strong>er Petition an den Reichstag 36<br />
versuchten die Duala, die Vertreibung aus ihren<br />
angestammten Siedlungsplätzen zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
Die meisten E<strong>in</strong>wände wurden zwar von der<br />
Verwaltung zurückgewiesen, doch war den<br />
Duala im Schutzvertrag von 1884, der die<br />
Grundlage für die deutsche Herrschaft <strong>in</strong><br />
<strong>Kamerun</strong> bildete, ihr Besitz ausdrücklich<br />
garantiert worden. Die weitere Enteignung<br />
wurde vorübergehend ausgesetzt. Dem entgegen<br />
bemühten sich die führenden Vertreter<br />
der örtlichen Kolonialwirtschaft, organisiert im<br />
Verband der <strong>Kamerun</strong>- und Togopflanzungen,<br />
sowie der Verband der <strong>Kamerun</strong>er Tabakpflanzer<br />
<strong>in</strong> Bremen um die Wiederaufnahme<br />
des e<strong>in</strong>gestellten Verfahrens. 37<br />
Die Lage eskalierte, als Rudolf Manga Bell<br />
und se<strong>in</strong> Sekretär Ngoso D<strong>in</strong> trotz der<br />
Intervention von Missionaren beider Konfessionen,<br />
wegen Hochverrats zum Tode verurteilt<br />
wurden, weil sie zur Durchsetzung ihrer<br />
Forderungen auch <strong>in</strong> England und Frankreich<br />
um Unterstützung geworben hatten. Belastend<br />
waren auch die Aussagen der e<strong>in</strong>flußreichen<br />
prodeutschen Potentaten von Bamum und<br />
Bagam, die Manga Bell der Anstiftung zum<br />
offenen Aufruhr gegen die deutsche Herrschaft<br />
bezichtigten. 38 Das Urteil, <strong>in</strong> der Hauptverhandlung<br />
von deutschen und afrikanischen<br />
Beisitzern e<strong>in</strong>stimmig beschlossen, kam am<br />
8. August 1914 bereits unter dem E<strong>in</strong>druck des<br />
Kriegsausbruchs zur Vollstreckung. 39 E<strong>in</strong>e Entscheidung,<br />
die nachträglich als schwere Fehlentscheidung<br />
empfunden wurde. So kommt auch<br />
der Historiker H. G. Steltzer zu dem Schluß:<br />
„Neben der Vernichtungsstrategie des Generals<br />
von Trotha [im Feldzug gegen die Herero <strong>in</strong><br />
Deutsch-Südwestafrika 1904, d. Verf.] war die<br />
H<strong>in</strong>richtung Manga Bells der größte menschliche<br />
und politische Fehler, den das Deutsche<br />
Reich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schutzgebieten zu vertreten<br />
hatte.“ 40<br />
Für das ohneh<strong>in</strong> zerrüttete Verhältnis<br />
zwischen den Duala bzw. ihren traditionellen<br />
Führern und der deutschen Verwaltung war das<br />
rigorose Vorgehen und der Vollzug des Urteils,<br />
wie auch die weitere Umsetzung des Enteignungsbeschlusses<br />
fatal. Die Duala galten<br />
ohneh<strong>in</strong> als „unzuverlässig“ und arbeiteten im<br />
Laufe der weiteren Ereignisse den Ententemächten<br />
<strong>in</strong> die Hände. Die Lage verschärfte<br />
sich, als schon kurz nach Ausbruch des<br />
Weltkrieges englische und französische Kriegsschiffe<br />
die Joss-Platte, das Verwaltungszentrum<br />
Dualas, unter Beschuß nahmen, wodurch sich<br />
das Gouvernement zum umgehenden Handeln<br />
veranlaßt sah. Ebermaier, der versuchte die<br />
aufgebrachten Duala zu beschwichtigen, berief<br />
die Stadt- und Dorfältesten, soweit sie nicht mit<br />
Manga Bell gefangengesetzt worden waren, zu<br />
e<strong>in</strong>er Besprechung der Nachfolgefrage e<strong>in</strong>.<br />
Nach der Beschießung der Stadt durch e<strong>in</strong><br />
englisches Kanonenboot am 11. September<br />
wurden die Bell-Duala endgültig zur Umsied-<br />
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