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Als letzter deutscher Gouverneur in Kamerun: Karl ... - BGV-Wuppertal

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1913 <strong>in</strong> Kraft trat und <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e<br />

gleichbleibend hohe Qualität des Produkts<br />

gewährleisten sollte. 27 Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

um die Ausfuhrzölle für Kautschuk, deren<br />

Abschaffung von den betroffenen Unternehmen<br />

und von der Deutschen Kolonialgesellschaft<br />

mit Nachdruck gefordert wurden,<br />

zogen sich noch bis <strong>in</strong> die erste Hälfte des<br />

Jahres 1914 h<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> weiteres großes Problem stellte der<br />

Mangel an afrikanischen Arbeitern für den<br />

Ausbau der Wege, Eisenbahnen und Wasserstraßen,<br />

vor allem aber für den wachsenden<br />

Bedarf auf den Ölpalmen-, Kaffee-, Kakaound<br />

Kautschukplantagen <strong>in</strong> den Bezirken<br />

Victoria und Buëa <strong>in</strong> Westkamerun dar, der<br />

sich im Jahr 1913 deutlicher denn je bemerkbar<br />

machte. E<strong>in</strong>e Neuordnung der Arbeiteranwerbung<br />

zugunsten der Pflanzungsgesellschaften<br />

verh<strong>in</strong>derten allerd<strong>in</strong>gs zunächst die<br />

<strong>Kamerun</strong>er Kaufleute, die ihre eigenen<br />

Interessen bei der Deckung des Trägerbedarfs<br />

gefährdet sahen. 28 Der Streit zwischen<br />

Befürwortern und Gegnern e<strong>in</strong>er amtlichen<br />

Arbeiteranwerbung wurde schließlich auch im<br />

Reichstag ausgetragen. Trotz der schwierigen<br />

Situation, <strong>in</strong> der er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zwickmühle<br />

zwischen Verwaltungsrücksichten und den<br />

Forderungen der Kolonialwirtschaft befand,<br />

unterstützte Ebermaier auch die im Dezember<br />

1913 ursprünglich von Gegnern der kommerziellen<br />

„Arbeiterbeschaffung“ gegründete<br />

„Deutsche Gesellschaft für E<strong>in</strong>geborenenschutz“.<br />

29<br />

Besonders angelegen war ihm der Ausbau<br />

des Schulsystems für die <strong>in</strong>digene Bevölkerung.<br />

<strong>Als</strong> er die Gründung von Regierungsschulen<br />

<strong>in</strong> nicht missionierten Gebieten,<br />

namentlich <strong>in</strong> den islamisch geprägten Bezirken<br />

des Nordens, vorantrieb, stieß er aber<br />

auf Schwierigkeiten bei den <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong><br />

tätigen Missionsgesellschaften (Basler Mission,<br />

Pallott<strong>in</strong>er), <strong>in</strong> deren Händen das Schulwesen<br />

bis dah<strong>in</strong> weitgehend gelegen hatte. Daß er die<br />

Tätigkeit der Mission auf dem Bildungssektor<br />

durchaus schätzte, beweist der Umstand, daß er<br />

bei der Planung e<strong>in</strong>es eigenen Schulausschusses<br />

für die Kolonie, auch die Missionen<br />

paritätisch berücksichtigte. 30<br />

Ebermaiers Verhältnis zur europäischen<br />

Bevölkerung des Schutzgebiet, Kaufleuten,<br />

Militärs, aber auch den ihm untergebenen<br />

Beamten, war auf Grund se<strong>in</strong>es launischen<br />

Wesens und harschen Auftretens nicht unkompliziert.<br />

Im Falle des Ersten Referenten und<br />

stellvertretenden <strong>Gouverneur</strong>s Hansen stand<br />

auch wieder e<strong>in</strong>e Duellforderung im Raum, die<br />

nur durch Hansens freiwilligem Abschied aus<br />

<strong>Kamerun</strong> bere<strong>in</strong>igt wurde. 31 In e<strong>in</strong>er Schrift<br />

des Forschers Emil Zimmermann ist sogar von<br />

e<strong>in</strong>er „kle<strong>in</strong>en Palastrevolution unzufriedener<br />

Beamter“ die Rede. 32 Nichts desto trotz füllte<br />

Ebermaier se<strong>in</strong>e Funktion weitgehend souverän<br />

und unangefochten bis <strong>in</strong> den Ersten Weltkrieg<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> aus.<br />

Überschattet wurde Ebermaiers Amtszeit<br />

durch die geplante Enteignung der Bell- und<br />

Akwa-Duala <strong>in</strong> den Jahren 1912/13, die zu<br />

e<strong>in</strong>em regelrechten <strong>in</strong>nenpolitischen Fiasko<br />

geriet. Die Verwaltung leitete zugunsten e<strong>in</strong>er<br />

völligen Rassentrennung die Zwangsumsiedlung<br />

der Duala von ihren traditionellen<br />

Wohnplätzen <strong>in</strong> Bonanjo und Bonanku östlich<br />

des <strong>Kamerun</strong>ästuars weiter <strong>in</strong>s H<strong>in</strong>terland e<strong>in</strong>.<br />

Der Expropriationsbeschluß fiel schon 1910<br />

unter Ebermaiers Vorgänger. 33 Die Durchführung<br />

verzögerte sich <strong>in</strong>des am Widerstand<br />

der Bevölkerung, die sich durch das Abschneiden<br />

des Zugangs zum <strong>Kamerun</strong>fluß nicht nur<br />

<strong>in</strong> ihren verbrieften Rechten, sondern auch <strong>in</strong><br />

ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sah.<br />

Schon bald nach der Veröffentlichung der<br />

Pläne kam es zu Protesten unter der Leitung<br />

des Duala-Führers Rudolf Manga Bell, die<br />

zunächst wenig Wirkung zeigten und bei der<br />

Verwaltung weitgehend auf Unverständnis<br />

stieß. So konstatierte das Reichskolonialamt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Jahresbericht für die Jahre 1912/13:<br />

„Die E<strong>in</strong>geborenen br<strong>in</strong>gen dieser <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie aus hygienischen Rücksichten beschlossenen<br />

Maßregel noch nicht das richtige<br />

Verständnis entgegen. Sie vermuten dah<strong>in</strong>ter<br />

e<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>nsüchtige Absicht der Regierung<br />

oder schützen e<strong>in</strong>e solche Vermutung wenigstens<br />

vor, um den eigentlichen Grund ihres<br />

Widerstandes zu verschleiern, nämlich den<br />

zähen Willen, ihrerseits mit dem Grund und<br />

Boden zu spekulieren und aus ihm durch<br />

23

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