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Als letzter deutscher Gouverneur in Kamerun: Karl ... - BGV-Wuppertal

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Genehmigung des <strong>Gouverneur</strong>s auch zu<br />

Polizeizwecken e<strong>in</strong>gesetzt werden, den e<strong>in</strong>heimischen<br />

Herrschern wurden Polizeiaufgaben<br />

und Gerichtsbarkeit abgesprochen. Der Erlaß,<br />

der zu e<strong>in</strong>er Angleichung der Verwaltungsstrukturen<br />

an die im Süden des Schutzgebietes<br />

geübte Praxis führen sollte, hat allerd<strong>in</strong>gs bis<br />

zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ke<strong>in</strong>en<br />

größeren Niederschlag mehr gefunden. 20 Auch<br />

Überlegungen über die Bildung e<strong>in</strong>er zivilen<br />

Prov<strong>in</strong>zialbehörde für den gesamten Norden, 21<br />

mit der Ebermaier den Prozeß der Entmilitarisierung<br />

der Verwaltung vorantreiben<br />

wollte (bisher wurden die Residenturen von<br />

Offizieren der Schutztruppe geleitet) kamen<br />

nicht mehr zur Ausführung.<br />

Mit den zunehmenden politischen Spannungen<br />

<strong>in</strong> Europa kam die Frage e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />

der Landesverteidigung auf. Nach<br />

der zweiten Marokkokrise 1911 wurde die<br />

Verteidigung der Kolonien Gegenstand e<strong>in</strong>er<br />

ausführlichen Erörterung im Kommando der<br />

Schutztruppen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Der für <strong>Kamerun</strong><br />

zuständige Referent betonte die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er starken Küstenbefestigung und der<br />

Verstärkung der Schutztruppe, um das Schutzgebiet<br />

unter allen Umständen bis zum Friedensschluß<br />

zu halten. „Bei e<strong>in</strong>em schiedsrichterlichen<br />

Austrag der Friedensverhandlungen<br />

sei es von wesentlicher Bedeutung, was<br />

jede Partei <strong>in</strong> ihrem Besitz habe. E<strong>in</strong>e etwaige<br />

Rückerwerbung der Kolonien nach dem Kriege<br />

werde das Vielfache des zu ihrer Verteidigung<br />

Notwendigen kosten.“ 22 Dagegen sprach sich<br />

Ebermaier noch 1913 gegen e<strong>in</strong>e weitere<br />

Aufrüstung der Truppe aus, weil er, wie viele<br />

führende Kolonialpolitiker und -beamte, der<br />

Auffassung war, daß im Falle e<strong>in</strong>es europäischen<br />

Krieges die Entscheidung über die<br />

Kolonien alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Europa fallen werde.<br />

Gegenüber Kolonialstaatssekretär Wilhelm<br />

He<strong>in</strong>rich Solf äußerte er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht:<br />

„Ich würde sogar <strong>in</strong> der bestimmten Hoffnung<br />

auf e<strong>in</strong>en endlichen Sieg der deutschen Waffen<br />

<strong>in</strong> der Heimat eher empfehlen, Teile der<br />

Kolonie vorübergehend aufzugeben, als daß<br />

von unserer Seite und durch unsere, aus e<strong>in</strong>er<br />

entsprechenden Verteilung der Schutztruppe zu<br />

entnehmende Absichten der Anlaß zu e<strong>in</strong>em<br />

Wettrüsten auf afrikanischem Boden ausgeht,<br />

das sowohl unserer Stellung als weiße Rasse,<br />

wie auch der Erfüllung unserer kulturellen und<br />

wirtschaftlichen Aufgaben den empf<strong>in</strong>dlichsten<br />

Abbruch tun muß.“ 23 Daß die Befestigung<br />

der Küste unterblieb, beruhte letztlich eher auf<br />

f<strong>in</strong>anziellen Erwägungen. Vier altertümliche<br />

Geschütze, die <strong>in</strong> Duala an den beiden Ufern<br />

des Wuri-Flusses <strong>in</strong> zwei durch Erdwälle<br />

geschützten Geschützstellungen positioniert<br />

waren und eher zu repräsentativen Zwecken<br />

dienten, wurden im Sommer 1913 sogar<br />

entfernt, weil ihr Gefechtswert gegenüber<br />

gepanzerten Kriegsschiffen ohneh<strong>in</strong> unzulänglich<br />

war. 24 Insgesamt kann man für<br />

Ebermaiers Amtszeit deutliche Bestrebungen<br />

zur Demilitarisierung der Verwaltung feststellen,<br />

gekennzeichnet durch die Überführung<br />

von bisher militärisch besetzten Verwaltungsstellen<br />

<strong>in</strong> Altkamerun <strong>in</strong> zivile Strukturen.<br />

Wirtschaftspolitisch bemühte sich Ebermaier<br />

um Kont<strong>in</strong>uität zu dem taktischen<br />

Vorgehen se<strong>in</strong>er Vorgänger Dr. Theodor Seitz<br />

und Otto Gleim. Die Jahre 1913/14 gelten<br />

unter ökonomischen Gesichtspunkten als<br />

Krisenjahre des Schutzgebietes. Durch großflächigen<br />

Raubbau an den wild vorkommenden<br />

Kickxia-Beständen und teilweise Ausfuhr<br />

m<strong>in</strong>derwertiger Ware, die mit Plantagenkautschuk<br />

aus Malaysia und Ceylon nicht<br />

konkurrieren konnte, war die Südkameruner<br />

Gummiwirtschaft ab 1910 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e existentielle<br />

Notlage geraten. 25 Zur Erlangung günstigerer<br />

Produktionsbed<strong>in</strong>gungen forderten die Händler<br />

des Südbezirks, organisiert <strong>in</strong> der Handelskammer<br />

von Kribi, die Verbesserung der<br />

Verkehrswege, die Erschließung der Wasserstraßen,<br />

verstärkten Wegebau und <strong>in</strong>sbesondere<br />

den Bau e<strong>in</strong>er Eisenbahnverb<strong>in</strong>dung<br />

von Kribi nach Ebolowa (Südbahn), die vom<br />

Reichskolonialamt aber verworfen wurde. 26<br />

<strong>Als</strong> die Krise 1913 ihren Höhepunkt erreichte,<br />

bewilligte der Gouvernementsrat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Etatverhandlungen e<strong>in</strong>e Million Mark für den<br />

Ausbau des Wegenetzes im Süden als Ersatz<br />

für den Verzicht der Kautschukfirmen auf den<br />

Bau der Bahnl<strong>in</strong>ie. Außerdem erließ Ebermaier<br />

e<strong>in</strong>e „Verordnung über den Handel mit und die<br />

Ausfuhr von Kautschuk“, die am 1. Oktober<br />

22

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