Als letzter deutscher Gouverneur in Kamerun: Karl ... - BGV-Wuppertal
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dauerte bis Juni 1913 an. In ökonomischer<br />
H<strong>in</strong>sicht war dieser Gebietszuwachs von<br />
vergleichsweise ger<strong>in</strong>gem Interesse, er diente<br />
trotz des Vorkommens von Kautschuk, Elfenbe<strong>in</strong>,<br />
Ölfrüchten und Nutzhölzern vorläufig<br />
weder als relevante Rohstoffquelle, noch als<br />
Absatzmarkt für deutsche Exportprodukte und<br />
galt zudem als endemisches Schlafkrankheitsgebiet<br />
für Europäer als ausgesprochen<br />
ungesund. Das Land war verkehrstechnisch<br />
nahezu unerschlossen und größtenteils an<br />
französische Konzessionsgesellschaften vergeben,<br />
die durch den Raubbau an den<br />
Naturschätzen der weiteren Entwicklung eher<br />
schadeten. Somit war das Abkommen allenfalls<br />
als bescheidener Prestigegew<strong>in</strong>n und<br />
Ausflucht aus der selbst verursachten Marokkokrise<br />
zu betrachten, ohne daß der ebenfalls<br />
propagierte Zugew<strong>in</strong>n des gesamten französischen<br />
Kongogebiets geglückt wäre. 16<br />
Entsprechend abschätzig fielen neben den<br />
Angriffen <strong>in</strong> der deutschnationalen Presse auch<br />
die Kommentare zahlreicher Experten aus:<br />
„Von den Kolonialleuten wurde dieser dilettantische<br />
Abschluß e<strong>in</strong>es den berechtigten<br />
Ansprüchen Deutschlands ke<strong>in</strong>eswegs entsprechenden<br />
Vertrages im höchsten Maße<br />
mißbilligt. Wie der Kolonialstaatssekretär<br />
[Friedrich v. L<strong>in</strong>dequist], reichte deswegen<br />
auch der <strong>Gouverneur</strong> von <strong>Kamerun</strong>, Dr. Gleim,<br />
sofort se<strong>in</strong>en Abschied e<strong>in</strong>.“ 17 Damit war der<br />
Posten vakant. Ebermaier sollte diese Lücke<br />
füllen und wurde auf Grund se<strong>in</strong>er früher <strong>in</strong><br />
<strong>Kamerun</strong> gesammelten Erfahrungen zu Gleims<br />
Nachfolger ernannt.<br />
Am 28. März 1912 traf der neue<br />
<strong>Gouverneur</strong> <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong> e<strong>in</strong>. Drei Themenkomplexe<br />
sollten se<strong>in</strong>e Tätigkeit <strong>in</strong> den zwei<br />
Jahren bis zum Ausbruch des Weltkrieges<br />
bestimmen: die Reorganisation der Verwaltung,<br />
namentlich <strong>in</strong> den Residenturbezirken Nordkameruns,<br />
die wirtschaftliche Lage im Südbezirk<br />
und Ause<strong>in</strong>andersetzungen um die<br />
Rassensegregation <strong>in</strong> der Küstenstadt Duala,<br />
<strong>Kamerun</strong>s kommerziellem Zentrum<br />
Schon im Juni 1912 unternahm Ebermaier<br />
Reisen <strong>in</strong> den Süden der Kolonie, nach Kribi<br />
und Ebolowa. Im Juli des gleichen Jahres ist<br />
se<strong>in</strong>e Anwesenheit <strong>in</strong> Jaunde, dem ökonomischen<br />
und militärischen Mittelpunkt Zentralkameruns,<br />
belegt, 18 und von November<br />
1912 bis Juni 1913 reiste er, zehn Jahre nach<br />
Jesko v. Puttkamer als zweiter leitender<br />
Beamter der Kolonie, nach Adamaua und dem<br />
Tschadsee. Im August 1913 erließ er unter dem<br />
E<strong>in</strong>druck dieser Expedition neue „Richtl<strong>in</strong>ien<br />
für die Ausübung der Verwaltung im Bereiche<br />
der Residenturen Mora, Garua und Ngaundere“<br />
(11.8.1913). 19 Fomb<strong>in</strong>a/Adamaua und die<br />
Tschadseeländer waren nach ihrer Okkupation<br />
1901/02 nicht wie die Militärbezirke und<br />
zivilen Bezirksämter des übrigen Schutzgebietes<br />
unter unmittelbare Verwaltung durch<br />
deutsche Offiziere oder Zivilbeamte genommen<br />
worden, sondern blieben nach dem<br />
System der „<strong>in</strong>direct rule“ (das die Briten<br />
zuvor mit Erfolg <strong>in</strong> der Nachbarkolonie<br />
Northern Nigeria e<strong>in</strong>geführt hatten) unter der<br />
Adm<strong>in</strong>istration der im Vergleich zu den<br />
segmentären Gesellschaften des Südens verme<strong>in</strong>tlich<br />
„höherstehenden“ islamischen Machthaber,<br />
denen die Militärresidenten lediglich<br />
mit beratender Funktion zur Seite standen.<br />
Auch Rechtsprechung und Polizeigewalt blieben<br />
weitgehend <strong>in</strong> den Händen der traditionellen<br />
Eliten. Die Schutztruppe diente hier lediglich<br />
zum Schutz vor Unruhen, wie sie 1907/09 von<br />
islamisch-mahdistischen Predigern hervorgerufen<br />
wurden, und zur Unterwerfung und<br />
adm<strong>in</strong>istrativen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der schwer zugänglichen<br />
Bergländer, die als Rückzugsräume für<br />
die meist segmentär organisierten autochtonen<br />
Gesellschaften vor den islamischen Reitertruppen<br />
dienten.<br />
Die neuen Residentur<strong>in</strong>struktionen bedeuteten<br />
die Verlegung des Sitzes der Residentur<br />
„Deutsche Tschadseeländer“ von Kusseri am<br />
Schari nach dem strategisch günstiger gelegenen<br />
Mora im Mandaragebirge und die<br />
Teilung der Residentur Adamaua <strong>in</strong> zwei<br />
selbständige Residenturbezirke Garua und<br />
Ngaundere. Mit der Neuorganisation g<strong>in</strong>g die<br />
Beseitigung der Autonomie der moslemischen<br />
Fulbe-Subemirate (Lamidate) e<strong>in</strong>her. Die<br />
Residenturen erhielten nun weitgehend freie<br />
Hand zur „E<strong>in</strong>dämmung und Unterdrückung<br />
aller Bestrebungen“ gegen die deutsche Kolonialherrschaft.<br />
Die Schutztruppe konnte ohne<br />
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