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Als letzter deutscher Gouverneur in Kamerun: Karl ... - BGV-Wuppertal

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Am 7. Juli 1884 wurde Ebermaier Referendar<br />

beim Oberlandesgericht <strong>in</strong> Köln, im<br />

Februar 1888 legte er se<strong>in</strong> Assessorexamen ab<br />

und war als Gerichtsassessor beim Amtsgericht<br />

Bonn tätig. 1897 erhielt er e<strong>in</strong>e Stellung als<br />

Landrichter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimatstadt Elberfeld.<br />

Unklar ist, wann er den Entschluß faßte, zur<br />

Koloniallaufbahn zu wechseln. Noch im selben<br />

Jahr muß er jedoch <strong>in</strong> die Kolonialabteilung<br />

des Auswärtigen Amtes e<strong>in</strong>getreten se<strong>in</strong>, denn<br />

bereits im Januar 1898 wurde er als Oberrichter<br />

und Auditeur der Schutztruppe für<br />

Deutsch-Ostafrika nach Dar-es-Salâm entsandt. 7<br />

Se<strong>in</strong>e Karriere dort war aber recht kurz und<br />

endete bereits im Mai desselben Jahres: Wegen<br />

e<strong>in</strong>es Pistolenduells mit dem Apotheker Wilms<br />

wurde er mit drei Monaten Festungshaft<br />

bestraft und aus dem Reichsdienst entlassen. 8<br />

Der Vorfall fand auch <strong>in</strong> der deutschen Presse<br />

se<strong>in</strong>en Niederschlag. Man sprach vom<br />

„ostafrikanischen Duellskandal“, „der […] bei<br />

e<strong>in</strong>em Gelage entstanden ist und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Entwicklung den ‚häßlichsten E<strong>in</strong>druck‘<br />

gemacht“ habe. 9<br />

Ebermaier trat also <strong>in</strong> den preußischen<br />

Justizdienst zurück und wurde zum Landrichter<br />

<strong>in</strong> Essen bestellt. E<strong>in</strong> Jahr später erhielt<br />

er den Charakter e<strong>in</strong>es Oberrichters. Se<strong>in</strong>e<br />

Qualifikationen für den Kolonialdienst sche<strong>in</strong>en<br />

nichts desto trotz hervorragend gewesen zu<br />

se<strong>in</strong>. <strong>Als</strong> sich die Wogen geglättet hatten,<br />

wurde er nämlich <strong>in</strong> die Kolonialabteilung<br />

zurückberufen und avancierte 1903 zum Ersten<br />

Referenten, Oberrichter und stellvertretenden<br />

<strong>Gouverneur</strong> von <strong>Kamerun</strong>. Er übernahm<br />

dort vorübergehend die Amtsgeschäfte des<br />

amtierenden <strong>Gouverneur</strong>s Jesko v. Puttkamer,<br />

der sich auf e<strong>in</strong>er Reise <strong>in</strong> die deutschen<br />

Tschadseeländer befand. Zu se<strong>in</strong>en besonderen<br />

Aufgaben gehörte außerdem zur Steuerung der<br />

stetig wachsenden Bürokratie <strong>in</strong> der Kolonie<br />

die Neuorganisation der Gouvernementsbüros<br />

und die Gliederung der Landesverwaltung <strong>in</strong><br />

Fachreferate. 10 1904 unternahm er e<strong>in</strong>e Reise<br />

<strong>in</strong> das sogenannte ‚Grasland‘, die Savannenlandschaften<br />

Westkameruns, nach Fontem,<br />

Bamenda, Batscham-Bagam und <strong>in</strong> die<br />

Chefferie von Bamum. 11 Im gleichen Jahr<br />

übernahm er erneut die Leitung der Verwaltung<br />

für den auf Heimaturlaub bef<strong>in</strong>dlichen<br />

<strong>Gouverneur</strong>. In diese Phase fällt u.a. der<br />

Ausbruch des Kriegs gegen die Anyang, e<strong>in</strong>e<br />

Volksgruppe im Crossfluß-Gebiet (Bezirk<br />

Ossid<strong>in</strong>ge, Westkamerun), die von e<strong>in</strong>em<br />

größeren Truppenaufgebot unter der Führung<br />

des Kommandeurs der Schutztruppe, Oberst<br />

Mueller, <strong>in</strong> monatelangen Kämpfen gewaltsam<br />

unterworfen wurden. Charakteristisch ist die<br />

distanzierte Haltung Ebermaiers gegenüber<br />

den Spitzen der Militärverwaltung, namentlich<br />

Mueller, mit dem es wiederholt zu Kompetenzstreitigkeiten,<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzungen über<br />

das Vorgehen gegen die unruhigen <strong>in</strong>digenen<br />

Gesellschaften des Graslandes und über die<br />

Beurteilung des Militäre<strong>in</strong>satzes gab. 12 Zunächst<br />

kehrte er allerd<strong>in</strong>gs für e<strong>in</strong>ige Zeit als Hilfsarbeiter<br />

<strong>in</strong> der Kolonialabteilung nach Berl<strong>in</strong><br />

zurück. Die Phase der großen Kolonialkriege –<br />

wie <strong>in</strong> Südwest- und Ostafrika kam es auch <strong>in</strong><br />

<strong>Kamerun</strong> <strong>in</strong> dieser Phase zu weiteren bewaffneten<br />

Konflikten – erlebte er am heimischen<br />

Schreibtisch. 13 Erst 1912 sollte er <strong>in</strong><br />

leitender Funktion nach Afrika zurückkehren.<br />

An dieser Stelle sei e<strong>in</strong> kurzer Überblick<br />

über die Entwicklung der Kolonie vor Ebermaiers<br />

Amtsantritt als <strong>Gouverneur</strong> e<strong>in</strong>geschoben:<br />

Die deutsche Machtposition <strong>in</strong><br />

<strong>Kamerun</strong> war nach der Gründung der Kolonie<br />

1884 zunächst auf die Küstenregionen um die<br />

Haupthandelsplätze Duala, Victoria, Groß-<br />

Batanga und Kribi beschränkt, wo es <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie um die wirtschaftlichen Interessen<br />

<strong>deutscher</strong> Handelshäuser g<strong>in</strong>g. Wegen des<br />

ungesunden Klimas galt das Schutzgebiet<br />

ohneh<strong>in</strong> nie als Siedlungskolonie und die<br />

auf Erhalt ihres Transferhandelsmonopols<br />

bedachten segmentären Gesellschaften des<br />

Waldlandes im unmittelbaren H<strong>in</strong>terland der<br />

Küstenregion leisteten der Penetration ihrer<br />

Siedlungsgebiete durch europäische Kaufleute<br />

und militärische und wissenschaftliche Expeditionen<br />

mitunter heftigen Widerstand. Aus<br />

diesem Grunde blieb das weitere Vordr<strong>in</strong>gen<br />

zögerlich und wurde erst ab 1898 unter dem<br />

Druck der „Adamaua-Enthusiasten“ 14 im<br />

Reich zur Manifestation <strong>deutscher</strong> Interessen<br />

gegenüber dem Vordr<strong>in</strong>gen der Engländer und<br />

Franzosen <strong>in</strong> Richtung Tschadsee forciert.<br />

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