Als letzter deutscher Gouverneur in Kamerun: Karl ... - BGV-Wuppertal
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Florian Hoffmann<br />
<strong>Als</strong> <strong>letzter</strong> <strong>deutscher</strong> <strong>Gouverneur</strong> <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong>:<br />
<strong>Karl</strong> Ebermaier (1862-1943)<br />
Die Ära des Kolonialismus, e<strong>in</strong> ebenso<br />
exotisches wie umstrittenes Kapitel der jüngeren<br />
deutschen Geschichte, hat <strong>in</strong> den letzten beiden<br />
Jahrzehnten, vor allem nach dem deutschen<br />
„Kolonialjubiläum“ 1984, der Unabhängigkeit<br />
Namibias 1990 und jüngst besonders im<br />
Kontext der Er<strong>in</strong>nerung an die Niederschlagung<br />
der Aufstände <strong>in</strong> Deutsch-Südwestafrika<br />
und Deutsch-Ostafrika e<strong>in</strong>e vielseitige Aufmerksamkeit<br />
erfahren. Die Aufarbeitung dieses<br />
vergleichsweise kurzen Zeitabschnitts wurde<br />
unter verschiedenen Gesichtspunkten betrieben<br />
und hat – etwa <strong>in</strong> der Bewertung des Verhaltens<br />
der Kolonialherren gegenüber den <strong>in</strong>digenen<br />
Gesellschaften – zu mancher Kontroverse<br />
geführt. Der noch immer aktuelle Diskurs um<br />
den „Genozid“-Begriff im Zusammenhang mit<br />
dem Vorgehen der deutschen Schutztruppe<br />
gegen die Herero <strong>in</strong> Südwestafrika zeigt, daß<br />
das Interesse ungebrochen ist.<br />
Personengeschichtliche Aspekte traten dabei<br />
meist <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund. Bekannte „Kolonialpioniere“<br />
wie Hermann v. Wissmann, Carl<br />
Peters, Gustav Nachtigal oder Adolf Lüderitz<br />
haben zwar <strong>in</strong> früheren Jahren e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Würdigung erlebt, die Repräsentanten der<br />
Verwaltung <strong>in</strong> der Spätphase des deutschen<br />
Kolonialismus h<strong>in</strong>gegen blieben weitgehend<br />
unbeachtet. 1 Zu den leitenden Beamten der<br />
deutschen Schutzgebiete gehörte auch e<strong>in</strong><br />
<strong>Wuppertal</strong>er: der letzte <strong>Gouverneur</strong> von<br />
<strong>Kamerun</strong>, <strong>Karl</strong> Ebermaier, der von 1912 bis<br />
1916 die Geschicke der Kolonie leitete.<br />
K<strong>in</strong>dheit und Jugend verbrachte Ebermaier<br />
<strong>in</strong> Elberfeld, wo er am 2. Oktober 1862 als<br />
Sohn des K. Preuß. Staatsprokurators Friedrich<br />
Wilhelm Ebermaier und se<strong>in</strong>er Frau Sophie,<br />
geb. Küntzel zur Welt kam. Hier legte er auch<br />
im Frühjahr 1881 am humanistischen Gymnasium<br />
se<strong>in</strong>e Reifeprüfung ab. 2 Nach dem<br />
Abitur g<strong>in</strong>g er zunächst nach Marburg und<br />
schrieb sich dort zum Sommersemester 1881<br />
zum Studium der Rechtswissenschaften e<strong>in</strong>, 3<br />
wechselte aber schon im folgenden W<strong>in</strong>tersemester<br />
an die Universität Tüb<strong>in</strong>gen 4 und<br />
wurde im Sommersemester 1882 beim dortigen<br />
Corps Rhenania rezipiert. 5 Zum W<strong>in</strong>tersemester<br />
1882/83 verließ er die Alma mater<br />
Tub<strong>in</strong>gensis. 6 Es folgte noch e<strong>in</strong> Semester <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>, dann <strong>in</strong> Bonn, ehe er im März 1884 <strong>in</strong><br />
Köln das Referendarexamen ablegte. Ab<br />
Herbst 1884 diente er als E<strong>in</strong>jährig-Freiwilliger<br />
beim Infanterie-Regiment Vogel von<br />
Falckenste<strong>in</strong> (7. Westfälisches) Nr. 56 <strong>in</strong> Cleve,<br />
dem er zuletzt als Hauptmann der Reserve<br />
angehörte.<br />
<strong>Gouverneur</strong> Dr. <strong>Karl</strong> Ebermaier (1862-1943)<br />
18
Am 7. Juli 1884 wurde Ebermaier Referendar<br />
beim Oberlandesgericht <strong>in</strong> Köln, im<br />
Februar 1888 legte er se<strong>in</strong> Assessorexamen ab<br />
und war als Gerichtsassessor beim Amtsgericht<br />
Bonn tätig. 1897 erhielt er e<strong>in</strong>e Stellung als<br />
Landrichter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimatstadt Elberfeld.<br />
Unklar ist, wann er den Entschluß faßte, zur<br />
Koloniallaufbahn zu wechseln. Noch im selben<br />
Jahr muß er jedoch <strong>in</strong> die Kolonialabteilung<br />
des Auswärtigen Amtes e<strong>in</strong>getreten se<strong>in</strong>, denn<br />
bereits im Januar 1898 wurde er als Oberrichter<br />
und Auditeur der Schutztruppe für<br />
Deutsch-Ostafrika nach Dar-es-Salâm entsandt. 7<br />
Se<strong>in</strong>e Karriere dort war aber recht kurz und<br />
endete bereits im Mai desselben Jahres: Wegen<br />
e<strong>in</strong>es Pistolenduells mit dem Apotheker Wilms<br />
wurde er mit drei Monaten Festungshaft<br />
bestraft und aus dem Reichsdienst entlassen. 8<br />
Der Vorfall fand auch <strong>in</strong> der deutschen Presse<br />
se<strong>in</strong>en Niederschlag. Man sprach vom<br />
„ostafrikanischen Duellskandal“, „der […] bei<br />
e<strong>in</strong>em Gelage entstanden ist und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Entwicklung den ‚häßlichsten E<strong>in</strong>druck‘<br />
gemacht“ habe. 9<br />
Ebermaier trat also <strong>in</strong> den preußischen<br />
Justizdienst zurück und wurde zum Landrichter<br />
<strong>in</strong> Essen bestellt. E<strong>in</strong> Jahr später erhielt<br />
er den Charakter e<strong>in</strong>es Oberrichters. Se<strong>in</strong>e<br />
Qualifikationen für den Kolonialdienst sche<strong>in</strong>en<br />
nichts desto trotz hervorragend gewesen zu<br />
se<strong>in</strong>. <strong>Als</strong> sich die Wogen geglättet hatten,<br />
wurde er nämlich <strong>in</strong> die Kolonialabteilung<br />
zurückberufen und avancierte 1903 zum Ersten<br />
Referenten, Oberrichter und stellvertretenden<br />
<strong>Gouverneur</strong> von <strong>Kamerun</strong>. Er übernahm<br />
dort vorübergehend die Amtsgeschäfte des<br />
amtierenden <strong>Gouverneur</strong>s Jesko v. Puttkamer,<br />
der sich auf e<strong>in</strong>er Reise <strong>in</strong> die deutschen<br />
Tschadseeländer befand. Zu se<strong>in</strong>en besonderen<br />
Aufgaben gehörte außerdem zur Steuerung der<br />
stetig wachsenden Bürokratie <strong>in</strong> der Kolonie<br />
die Neuorganisation der Gouvernementsbüros<br />
und die Gliederung der Landesverwaltung <strong>in</strong><br />
Fachreferate. 10 1904 unternahm er e<strong>in</strong>e Reise<br />
<strong>in</strong> das sogenannte ‚Grasland‘, die Savannenlandschaften<br />
Westkameruns, nach Fontem,<br />
Bamenda, Batscham-Bagam und <strong>in</strong> die<br />
Chefferie von Bamum. 11 Im gleichen Jahr<br />
übernahm er erneut die Leitung der Verwaltung<br />
für den auf Heimaturlaub bef<strong>in</strong>dlichen<br />
<strong>Gouverneur</strong>. In diese Phase fällt u.a. der<br />
Ausbruch des Kriegs gegen die Anyang, e<strong>in</strong>e<br />
Volksgruppe im Crossfluß-Gebiet (Bezirk<br />
Ossid<strong>in</strong>ge, Westkamerun), die von e<strong>in</strong>em<br />
größeren Truppenaufgebot unter der Führung<br />
des Kommandeurs der Schutztruppe, Oberst<br />
Mueller, <strong>in</strong> monatelangen Kämpfen gewaltsam<br />
unterworfen wurden. Charakteristisch ist die<br />
distanzierte Haltung Ebermaiers gegenüber<br />
den Spitzen der Militärverwaltung, namentlich<br />
Mueller, mit dem es wiederholt zu Kompetenzstreitigkeiten,<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen über<br />
das Vorgehen gegen die unruhigen <strong>in</strong>digenen<br />
Gesellschaften des Graslandes und über die<br />
Beurteilung des Militäre<strong>in</strong>satzes gab. 12 Zunächst<br />
kehrte er allerd<strong>in</strong>gs für e<strong>in</strong>ige Zeit als Hilfsarbeiter<br />
<strong>in</strong> der Kolonialabteilung nach Berl<strong>in</strong><br />
zurück. Die Phase der großen Kolonialkriege –<br />
wie <strong>in</strong> Südwest- und Ostafrika kam es auch <strong>in</strong><br />
<strong>Kamerun</strong> <strong>in</strong> dieser Phase zu weiteren bewaffneten<br />
Konflikten – erlebte er am heimischen<br />
Schreibtisch. 13 Erst 1912 sollte er <strong>in</strong><br />
leitender Funktion nach Afrika zurückkehren.<br />
An dieser Stelle sei e<strong>in</strong> kurzer Überblick<br />
über die Entwicklung der Kolonie vor Ebermaiers<br />
Amtsantritt als <strong>Gouverneur</strong> e<strong>in</strong>geschoben:<br />
Die deutsche Machtposition <strong>in</strong><br />
<strong>Kamerun</strong> war nach der Gründung der Kolonie<br />
1884 zunächst auf die Küstenregionen um die<br />
Haupthandelsplätze Duala, Victoria, Groß-<br />
Batanga und Kribi beschränkt, wo es <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie um die wirtschaftlichen Interessen<br />
<strong>deutscher</strong> Handelshäuser g<strong>in</strong>g. Wegen des<br />
ungesunden Klimas galt das Schutzgebiet<br />
ohneh<strong>in</strong> nie als Siedlungskolonie und die<br />
auf Erhalt ihres Transferhandelsmonopols<br />
bedachten segmentären Gesellschaften des<br />
Waldlandes im unmittelbaren H<strong>in</strong>terland der<br />
Küstenregion leisteten der Penetration ihrer<br />
Siedlungsgebiete durch europäische Kaufleute<br />
und militärische und wissenschaftliche Expeditionen<br />
mitunter heftigen Widerstand. Aus<br />
diesem Grunde blieb das weitere Vordr<strong>in</strong>gen<br />
zögerlich und wurde erst ab 1898 unter dem<br />
Druck der „Adamaua-Enthusiasten“ 14 im<br />
Reich zur Manifestation <strong>deutscher</strong> Interessen<br />
gegenüber dem Vordr<strong>in</strong>gen der Engländer und<br />
Franzosen <strong>in</strong> Richtung Tschadsee forciert.<br />
19
Zur Gewährleistung der <strong>in</strong>neren Sicherheit<br />
war 1891 die Formierung e<strong>in</strong>er Polizeitruppe<br />
erfolgt, die nach e<strong>in</strong>er Meuterei (sog.<br />
„Dahomey-Aufstand“) 1894 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e militärisch<br />
strukturierte Schutztruppe umgewandelt wurde.<br />
Die deutsche Militärmacht bestand im Jahre<br />
1900 aus 40 deutschen Offizieren, 53 Unteroffizieren<br />
und 900 afrikanischen Chargen und<br />
Mannschaftsdienstgraden. 1891-94 erfolgte<br />
sukzessive die „Pazifizierung“ des Waldlandes<br />
im unmittelbaren H<strong>in</strong>terland der Küste, ab<br />
1898/99 durch den Wute-Adamaua-Feldzug<br />
die Eroberung des Hochplateaus von Zentralkamerun<br />
und der <strong>in</strong>nerhalb der deutschen<br />
Interessensphäre gelegenen Subemirate von<br />
Fomb<strong>in</strong>a (Adamaua). Die Tschadseeländer<br />
(Bornu, Mandara und die Kotoko-Sultanate am<br />
Schari) waren 1901 durch die französische<br />
Kolonialarmee erobert worden und wurden,<br />
soweit sie <strong>in</strong> den bilateralen Abkommen mit<br />
Großbritannien und Frankreich dem Deutschen<br />
Reich zuerkannt worden waren, 1902 geräumt<br />
und von der Schutztruppe besetzt. Besonders<br />
<strong>in</strong> den Bergregionen an der Grenze zu Britisch-<br />
Nigerien und <strong>in</strong> den Urwäldern des Südostens<br />
kam es aber immer wieder zu Widerstand und<br />
Auflehnung gegen die deutsche Herrschaft. So<br />
schrieb noch 1910 der Kolonialwissenschaftler<br />
Kurt Hassert: „Da aber die Hochlandbevölkerung<br />
sehr kriegerisch ist und der<br />
deutschen Herrschaft noch ke<strong>in</strong>eswegs unterworfen<br />
sche<strong>in</strong>t, so können die Zustände im<br />
<strong>Kamerun</strong>er H<strong>in</strong>terlande noch lange nicht als<br />
befriedigend gelten.“ 15<br />
Am 4. November 1911 kam es zwischen<br />
dem Deutschen Reich und Frankreich zur Bere<strong>in</strong>igung<br />
der zweiten Marokkokrise zum Abschluß<br />
des durch den damaligen Staatssekretär im<br />
Auswärtigen Amt, Alfred v. Kiderlen-Wächter,<br />
ausgehandelten „Marokkoabkommens“, das<br />
dem Reich als Ausgleich für den Verzicht auf<br />
territoriale Ansprüche <strong>in</strong> Marokko und das<br />
Zwischenstromland zwischen Logone und<br />
Schari im äußersten Nordosten <strong>Kamerun</strong>s im<br />
Süden und Osten der Kolonie e<strong>in</strong>e Flächenvergrößerung<br />
um ca. 50% auf Kosten der<br />
französischen Besitzungen <strong>in</strong> Äquatorialafrika<br />
e<strong>in</strong>brachte. Intention dieser Politik war – im<br />
H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e erhoffte Aufteilung von<br />
Belgisch-Kongo und die Gründung e<strong>in</strong>es großen<br />
deutschen Kolonialreichs <strong>in</strong> Mittelafrika – die<br />
Anb<strong>in</strong>dung des Schutzgebiets an das Kongobecken.<br />
Die verwaltungstechnische Integration<br />
des „Neu-<strong>Kamerun</strong>“ genannten Gebietes<br />
E<strong>in</strong>e Ehrenkompanie erwartet den <strong>Gouverneur</strong> Dr. <strong>Karl</strong> Ebermaier am Bahnhof Duala.<br />
20
dauerte bis Juni 1913 an. In ökonomischer<br />
H<strong>in</strong>sicht war dieser Gebietszuwachs von<br />
vergleichsweise ger<strong>in</strong>gem Interesse, er diente<br />
trotz des Vorkommens von Kautschuk, Elfenbe<strong>in</strong>,<br />
Ölfrüchten und Nutzhölzern vorläufig<br />
weder als relevante Rohstoffquelle, noch als<br />
Absatzmarkt für deutsche Exportprodukte und<br />
galt zudem als endemisches Schlafkrankheitsgebiet<br />
für Europäer als ausgesprochen<br />
ungesund. Das Land war verkehrstechnisch<br />
nahezu unerschlossen und größtenteils an<br />
französische Konzessionsgesellschaften vergeben,<br />
die durch den Raubbau an den<br />
Naturschätzen der weiteren Entwicklung eher<br />
schadeten. Somit war das Abkommen allenfalls<br />
als bescheidener Prestigegew<strong>in</strong>n und<br />
Ausflucht aus der selbst verursachten Marokkokrise<br />
zu betrachten, ohne daß der ebenfalls<br />
propagierte Zugew<strong>in</strong>n des gesamten französischen<br />
Kongogebiets geglückt wäre. 16<br />
Entsprechend abschätzig fielen neben den<br />
Angriffen <strong>in</strong> der deutschnationalen Presse auch<br />
die Kommentare zahlreicher Experten aus:<br />
„Von den Kolonialleuten wurde dieser dilettantische<br />
Abschluß e<strong>in</strong>es den berechtigten<br />
Ansprüchen Deutschlands ke<strong>in</strong>eswegs entsprechenden<br />
Vertrages im höchsten Maße<br />
mißbilligt. Wie der Kolonialstaatssekretär<br />
[Friedrich v. L<strong>in</strong>dequist], reichte deswegen<br />
auch der <strong>Gouverneur</strong> von <strong>Kamerun</strong>, Dr. Gleim,<br />
sofort se<strong>in</strong>en Abschied e<strong>in</strong>.“ 17 Damit war der<br />
Posten vakant. Ebermaier sollte diese Lücke<br />
füllen und wurde auf Grund se<strong>in</strong>er früher <strong>in</strong><br />
<strong>Kamerun</strong> gesammelten Erfahrungen zu Gleims<br />
Nachfolger ernannt.<br />
Am 28. März 1912 traf der neue<br />
<strong>Gouverneur</strong> <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong> e<strong>in</strong>. Drei Themenkomplexe<br />
sollten se<strong>in</strong>e Tätigkeit <strong>in</strong> den zwei<br />
Jahren bis zum Ausbruch des Weltkrieges<br />
bestimmen: die Reorganisation der Verwaltung,<br />
namentlich <strong>in</strong> den Residenturbezirken Nordkameruns,<br />
die wirtschaftliche Lage im Südbezirk<br />
und Ause<strong>in</strong>andersetzungen um die<br />
Rassensegregation <strong>in</strong> der Küstenstadt Duala,<br />
<strong>Kamerun</strong>s kommerziellem Zentrum<br />
Schon im Juni 1912 unternahm Ebermaier<br />
Reisen <strong>in</strong> den Süden der Kolonie, nach Kribi<br />
und Ebolowa. Im Juli des gleichen Jahres ist<br />
se<strong>in</strong>e Anwesenheit <strong>in</strong> Jaunde, dem ökonomischen<br />
und militärischen Mittelpunkt Zentralkameruns,<br />
belegt, 18 und von November<br />
1912 bis Juni 1913 reiste er, zehn Jahre nach<br />
Jesko v. Puttkamer als zweiter leitender<br />
Beamter der Kolonie, nach Adamaua und dem<br />
Tschadsee. Im August 1913 erließ er unter dem<br />
E<strong>in</strong>druck dieser Expedition neue „Richtl<strong>in</strong>ien<br />
für die Ausübung der Verwaltung im Bereiche<br />
der Residenturen Mora, Garua und Ngaundere“<br />
(11.8.1913). 19 Fomb<strong>in</strong>a/Adamaua und die<br />
Tschadseeländer waren nach ihrer Okkupation<br />
1901/02 nicht wie die Militärbezirke und<br />
zivilen Bezirksämter des übrigen Schutzgebietes<br />
unter unmittelbare Verwaltung durch<br />
deutsche Offiziere oder Zivilbeamte genommen<br />
worden, sondern blieben nach dem<br />
System der „<strong>in</strong>direct rule“ (das die Briten<br />
zuvor mit Erfolg <strong>in</strong> der Nachbarkolonie<br />
Northern Nigeria e<strong>in</strong>geführt hatten) unter der<br />
Adm<strong>in</strong>istration der im Vergleich zu den<br />
segmentären Gesellschaften des Südens verme<strong>in</strong>tlich<br />
„höherstehenden“ islamischen Machthaber,<br />
denen die Militärresidenten lediglich<br />
mit beratender Funktion zur Seite standen.<br />
Auch Rechtsprechung und Polizeigewalt blieben<br />
weitgehend <strong>in</strong> den Händen der traditionellen<br />
Eliten. Die Schutztruppe diente hier lediglich<br />
zum Schutz vor Unruhen, wie sie 1907/09 von<br />
islamisch-mahdistischen Predigern hervorgerufen<br />
wurden, und zur Unterwerfung und<br />
adm<strong>in</strong>istrativen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der schwer zugänglichen<br />
Bergländer, die als Rückzugsräume für<br />
die meist segmentär organisierten autochtonen<br />
Gesellschaften vor den islamischen Reitertruppen<br />
dienten.<br />
Die neuen Residentur<strong>in</strong>struktionen bedeuteten<br />
die Verlegung des Sitzes der Residentur<br />
„Deutsche Tschadseeländer“ von Kusseri am<br />
Schari nach dem strategisch günstiger gelegenen<br />
Mora im Mandaragebirge und die<br />
Teilung der Residentur Adamaua <strong>in</strong> zwei<br />
selbständige Residenturbezirke Garua und<br />
Ngaundere. Mit der Neuorganisation g<strong>in</strong>g die<br />
Beseitigung der Autonomie der moslemischen<br />
Fulbe-Subemirate (Lamidate) e<strong>in</strong>her. Die<br />
Residenturen erhielten nun weitgehend freie<br />
Hand zur „E<strong>in</strong>dämmung und Unterdrückung<br />
aller Bestrebungen“ gegen die deutsche Kolonialherrschaft.<br />
Die Schutztruppe konnte ohne<br />
21
Genehmigung des <strong>Gouverneur</strong>s auch zu<br />
Polizeizwecken e<strong>in</strong>gesetzt werden, den e<strong>in</strong>heimischen<br />
Herrschern wurden Polizeiaufgaben<br />
und Gerichtsbarkeit abgesprochen. Der Erlaß,<br />
der zu e<strong>in</strong>er Angleichung der Verwaltungsstrukturen<br />
an die im Süden des Schutzgebietes<br />
geübte Praxis führen sollte, hat allerd<strong>in</strong>gs bis<br />
zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ke<strong>in</strong>en<br />
größeren Niederschlag mehr gefunden. 20 Auch<br />
Überlegungen über die Bildung e<strong>in</strong>er zivilen<br />
Prov<strong>in</strong>zialbehörde für den gesamten Norden, 21<br />
mit der Ebermaier den Prozeß der Entmilitarisierung<br />
der Verwaltung vorantreiben<br />
wollte (bisher wurden die Residenturen von<br />
Offizieren der Schutztruppe geleitet) kamen<br />
nicht mehr zur Ausführung.<br />
Mit den zunehmenden politischen Spannungen<br />
<strong>in</strong> Europa kam die Frage e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />
der Landesverteidigung auf. Nach<br />
der zweiten Marokkokrise 1911 wurde die<br />
Verteidigung der Kolonien Gegenstand e<strong>in</strong>er<br />
ausführlichen Erörterung im Kommando der<br />
Schutztruppen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Der für <strong>Kamerun</strong><br />
zuständige Referent betonte die Notwendigkeit<br />
e<strong>in</strong>er starken Küstenbefestigung und der<br />
Verstärkung der Schutztruppe, um das Schutzgebiet<br />
unter allen Umständen bis zum Friedensschluß<br />
zu halten. „Bei e<strong>in</strong>em schiedsrichterlichen<br />
Austrag der Friedensverhandlungen<br />
sei es von wesentlicher Bedeutung, was<br />
jede Partei <strong>in</strong> ihrem Besitz habe. E<strong>in</strong>e etwaige<br />
Rückerwerbung der Kolonien nach dem Kriege<br />
werde das Vielfache des zu ihrer Verteidigung<br />
Notwendigen kosten.“ 22 Dagegen sprach sich<br />
Ebermaier noch 1913 gegen e<strong>in</strong>e weitere<br />
Aufrüstung der Truppe aus, weil er, wie viele<br />
führende Kolonialpolitiker und -beamte, der<br />
Auffassung war, daß im Falle e<strong>in</strong>es europäischen<br />
Krieges die Entscheidung über die<br />
Kolonien alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Europa fallen werde.<br />
Gegenüber Kolonialstaatssekretär Wilhelm<br />
He<strong>in</strong>rich Solf äußerte er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht:<br />
„Ich würde sogar <strong>in</strong> der bestimmten Hoffnung<br />
auf e<strong>in</strong>en endlichen Sieg der deutschen Waffen<br />
<strong>in</strong> der Heimat eher empfehlen, Teile der<br />
Kolonie vorübergehend aufzugeben, als daß<br />
von unserer Seite und durch unsere, aus e<strong>in</strong>er<br />
entsprechenden Verteilung der Schutztruppe zu<br />
entnehmende Absichten der Anlaß zu e<strong>in</strong>em<br />
Wettrüsten auf afrikanischem Boden ausgeht,<br />
das sowohl unserer Stellung als weiße Rasse,<br />
wie auch der Erfüllung unserer kulturellen und<br />
wirtschaftlichen Aufgaben den empf<strong>in</strong>dlichsten<br />
Abbruch tun muß.“ 23 Daß die Befestigung<br />
der Küste unterblieb, beruhte letztlich eher auf<br />
f<strong>in</strong>anziellen Erwägungen. Vier altertümliche<br />
Geschütze, die <strong>in</strong> Duala an den beiden Ufern<br />
des Wuri-Flusses <strong>in</strong> zwei durch Erdwälle<br />
geschützten Geschützstellungen positioniert<br />
waren und eher zu repräsentativen Zwecken<br />
dienten, wurden im Sommer 1913 sogar<br />
entfernt, weil ihr Gefechtswert gegenüber<br />
gepanzerten Kriegsschiffen ohneh<strong>in</strong> unzulänglich<br />
war. 24 Insgesamt kann man für<br />
Ebermaiers Amtszeit deutliche Bestrebungen<br />
zur Demilitarisierung der Verwaltung feststellen,<br />
gekennzeichnet durch die Überführung<br />
von bisher militärisch besetzten Verwaltungsstellen<br />
<strong>in</strong> Altkamerun <strong>in</strong> zivile Strukturen.<br />
Wirtschaftspolitisch bemühte sich Ebermaier<br />
um Kont<strong>in</strong>uität zu dem taktischen<br />
Vorgehen se<strong>in</strong>er Vorgänger Dr. Theodor Seitz<br />
und Otto Gleim. Die Jahre 1913/14 gelten<br />
unter ökonomischen Gesichtspunkten als<br />
Krisenjahre des Schutzgebietes. Durch großflächigen<br />
Raubbau an den wild vorkommenden<br />
Kickxia-Beständen und teilweise Ausfuhr<br />
m<strong>in</strong>derwertiger Ware, die mit Plantagenkautschuk<br />
aus Malaysia und Ceylon nicht<br />
konkurrieren konnte, war die Südkameruner<br />
Gummiwirtschaft ab 1910 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e existentielle<br />
Notlage geraten. 25 Zur Erlangung günstigerer<br />
Produktionsbed<strong>in</strong>gungen forderten die Händler<br />
des Südbezirks, organisiert <strong>in</strong> der Handelskammer<br />
von Kribi, die Verbesserung der<br />
Verkehrswege, die Erschließung der Wasserstraßen,<br />
verstärkten Wegebau und <strong>in</strong>sbesondere<br />
den Bau e<strong>in</strong>er Eisenbahnverb<strong>in</strong>dung<br />
von Kribi nach Ebolowa (Südbahn), die vom<br />
Reichskolonialamt aber verworfen wurde. 26<br />
<strong>Als</strong> die Krise 1913 ihren Höhepunkt erreichte,<br />
bewilligte der Gouvernementsrat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Etatverhandlungen e<strong>in</strong>e Million Mark für den<br />
Ausbau des Wegenetzes im Süden als Ersatz<br />
für den Verzicht der Kautschukfirmen auf den<br />
Bau der Bahnl<strong>in</strong>ie. Außerdem erließ Ebermaier<br />
e<strong>in</strong>e „Verordnung über den Handel mit und die<br />
Ausfuhr von Kautschuk“, die am 1. Oktober<br />
22
1913 <strong>in</strong> Kraft trat und <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e<br />
gleichbleibend hohe Qualität des Produkts<br />
gewährleisten sollte. 27 Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
um die Ausfuhrzölle für Kautschuk, deren<br />
Abschaffung von den betroffenen Unternehmen<br />
und von der Deutschen Kolonialgesellschaft<br />
mit Nachdruck gefordert wurden,<br />
zogen sich noch bis <strong>in</strong> die erste Hälfte des<br />
Jahres 1914 h<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> weiteres großes Problem stellte der<br />
Mangel an afrikanischen Arbeitern für den<br />
Ausbau der Wege, Eisenbahnen und Wasserstraßen,<br />
vor allem aber für den wachsenden<br />
Bedarf auf den Ölpalmen-, Kaffee-, Kakaound<br />
Kautschukplantagen <strong>in</strong> den Bezirken<br />
Victoria und Buëa <strong>in</strong> Westkamerun dar, der<br />
sich im Jahr 1913 deutlicher denn je bemerkbar<br />
machte. E<strong>in</strong>e Neuordnung der Arbeiteranwerbung<br />
zugunsten der Pflanzungsgesellschaften<br />
verh<strong>in</strong>derten allerd<strong>in</strong>gs zunächst die<br />
<strong>Kamerun</strong>er Kaufleute, die ihre eigenen<br />
Interessen bei der Deckung des Trägerbedarfs<br />
gefährdet sahen. 28 Der Streit zwischen<br />
Befürwortern und Gegnern e<strong>in</strong>er amtlichen<br />
Arbeiteranwerbung wurde schließlich auch im<br />
Reichstag ausgetragen. Trotz der schwierigen<br />
Situation, <strong>in</strong> der er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zwickmühle<br />
zwischen Verwaltungsrücksichten und den<br />
Forderungen der Kolonialwirtschaft befand,<br />
unterstützte Ebermaier auch die im Dezember<br />
1913 ursprünglich von Gegnern der kommerziellen<br />
„Arbeiterbeschaffung“ gegründete<br />
„Deutsche Gesellschaft für E<strong>in</strong>geborenenschutz“.<br />
29<br />
Besonders angelegen war ihm der Ausbau<br />
des Schulsystems für die <strong>in</strong>digene Bevölkerung.<br />
<strong>Als</strong> er die Gründung von Regierungsschulen<br />
<strong>in</strong> nicht missionierten Gebieten,<br />
namentlich <strong>in</strong> den islamisch geprägten Bezirken<br />
des Nordens, vorantrieb, stieß er aber<br />
auf Schwierigkeiten bei den <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong><br />
tätigen Missionsgesellschaften (Basler Mission,<br />
Pallott<strong>in</strong>er), <strong>in</strong> deren Händen das Schulwesen<br />
bis dah<strong>in</strong> weitgehend gelegen hatte. Daß er die<br />
Tätigkeit der Mission auf dem Bildungssektor<br />
durchaus schätzte, beweist der Umstand, daß er<br />
bei der Planung e<strong>in</strong>es eigenen Schulausschusses<br />
für die Kolonie, auch die Missionen<br />
paritätisch berücksichtigte. 30<br />
Ebermaiers Verhältnis zur europäischen<br />
Bevölkerung des Schutzgebiet, Kaufleuten,<br />
Militärs, aber auch den ihm untergebenen<br />
Beamten, war auf Grund se<strong>in</strong>es launischen<br />
Wesens und harschen Auftretens nicht unkompliziert.<br />
Im Falle des Ersten Referenten und<br />
stellvertretenden <strong>Gouverneur</strong>s Hansen stand<br />
auch wieder e<strong>in</strong>e Duellforderung im Raum, die<br />
nur durch Hansens freiwilligem Abschied aus<br />
<strong>Kamerun</strong> bere<strong>in</strong>igt wurde. 31 In e<strong>in</strong>er Schrift<br />
des Forschers Emil Zimmermann ist sogar von<br />
e<strong>in</strong>er „kle<strong>in</strong>en Palastrevolution unzufriedener<br />
Beamter“ die Rede. 32 Nichts desto trotz füllte<br />
Ebermaier se<strong>in</strong>e Funktion weitgehend souverän<br />
und unangefochten bis <strong>in</strong> den Ersten Weltkrieg<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> aus.<br />
Überschattet wurde Ebermaiers Amtszeit<br />
durch die geplante Enteignung der Bell- und<br />
Akwa-Duala <strong>in</strong> den Jahren 1912/13, die zu<br />
e<strong>in</strong>em regelrechten <strong>in</strong>nenpolitischen Fiasko<br />
geriet. Die Verwaltung leitete zugunsten e<strong>in</strong>er<br />
völligen Rassentrennung die Zwangsumsiedlung<br />
der Duala von ihren traditionellen<br />
Wohnplätzen <strong>in</strong> Bonanjo und Bonanku östlich<br />
des <strong>Kamerun</strong>ästuars weiter <strong>in</strong>s H<strong>in</strong>terland e<strong>in</strong>.<br />
Der Expropriationsbeschluß fiel schon 1910<br />
unter Ebermaiers Vorgänger. 33 Die Durchführung<br />
verzögerte sich <strong>in</strong>des am Widerstand<br />
der Bevölkerung, die sich durch das Abschneiden<br />
des Zugangs zum <strong>Kamerun</strong>fluß nicht nur<br />
<strong>in</strong> ihren verbrieften Rechten, sondern auch <strong>in</strong><br />
ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sah.<br />
Schon bald nach der Veröffentlichung der<br />
Pläne kam es zu Protesten unter der Leitung<br />
des Duala-Führers Rudolf Manga Bell, die<br />
zunächst wenig Wirkung zeigten und bei der<br />
Verwaltung weitgehend auf Unverständnis<br />
stieß. So konstatierte das Reichskolonialamt <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Jahresbericht für die Jahre 1912/13:<br />
„Die E<strong>in</strong>geborenen br<strong>in</strong>gen dieser <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie aus hygienischen Rücksichten beschlossenen<br />
Maßregel noch nicht das richtige<br />
Verständnis entgegen. Sie vermuten dah<strong>in</strong>ter<br />
e<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>nsüchtige Absicht der Regierung<br />
oder schützen e<strong>in</strong>e solche Vermutung wenigstens<br />
vor, um den eigentlichen Grund ihres<br />
Widerstandes zu verschleiern, nämlich den<br />
zähen Willen, ihrerseits mit dem Grund und<br />
Boden zu spekulieren und aus ihm durch<br />
23
Der <strong>Gouverneur</strong> besichtigt die Front. – (Alle Fotos<br />
aus: Erich Student: <strong>Kamerun</strong>s Kampf 1914/<br />
16, Berl<strong>in</strong>: Bernhard & Graefe, 2. Aufl., 1942).<br />
Verkauf an die Weißen Gew<strong>in</strong>n zu ziehen, ohne<br />
für die Werterhöhung des Bodens nennenswertes<br />
beizutragen.“ 34 Vordergründig sollte das<br />
Projekt e<strong>in</strong>e rassische Trennung der „weißen“<br />
und „schwarzen“ Stadtviertel gewährleisten<br />
(die hygienischen Maßnahmen galten <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie dem Schutz der europäischen Bevölkerung<br />
35 vor Malaria und anderen Seuchenkrankheiten),<br />
darüber h<strong>in</strong>aus aber auch das<br />
Gelände am Fluß als Bauland der expandierenden<br />
Industrie (Hafen- und Eisenbahnanlagen)<br />
zuführen. Die berechtigten Interessen<br />
der <strong>in</strong>digenen Bevölkerung wurden ignoriert.<br />
In e<strong>in</strong>er Petition an den Reichstag 36<br />
versuchten die Duala, die Vertreibung aus ihren<br />
angestammten Siedlungsplätzen zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
Die meisten E<strong>in</strong>wände wurden zwar von der<br />
Verwaltung zurückgewiesen, doch war den<br />
Duala im Schutzvertrag von 1884, der die<br />
Grundlage für die deutsche Herrschaft <strong>in</strong><br />
<strong>Kamerun</strong> bildete, ihr Besitz ausdrücklich<br />
garantiert worden. Die weitere Enteignung<br />
wurde vorübergehend ausgesetzt. Dem entgegen<br />
bemühten sich die führenden Vertreter<br />
der örtlichen Kolonialwirtschaft, organisiert im<br />
Verband der <strong>Kamerun</strong>- und Togopflanzungen,<br />
sowie der Verband der <strong>Kamerun</strong>er Tabakpflanzer<br />
<strong>in</strong> Bremen um die Wiederaufnahme<br />
des e<strong>in</strong>gestellten Verfahrens. 37<br />
Die Lage eskalierte, als Rudolf Manga Bell<br />
und se<strong>in</strong> Sekretär Ngoso D<strong>in</strong> trotz der<br />
Intervention von Missionaren beider Konfessionen,<br />
wegen Hochverrats zum Tode verurteilt<br />
wurden, weil sie zur Durchsetzung ihrer<br />
Forderungen auch <strong>in</strong> England und Frankreich<br />
um Unterstützung geworben hatten. Belastend<br />
waren auch die Aussagen der e<strong>in</strong>flußreichen<br />
prodeutschen Potentaten von Bamum und<br />
Bagam, die Manga Bell der Anstiftung zum<br />
offenen Aufruhr gegen die deutsche Herrschaft<br />
bezichtigten. 38 Das Urteil, <strong>in</strong> der Hauptverhandlung<br />
von deutschen und afrikanischen<br />
Beisitzern e<strong>in</strong>stimmig beschlossen, kam am<br />
8. August 1914 bereits unter dem E<strong>in</strong>druck des<br />
Kriegsausbruchs zur Vollstreckung. 39 E<strong>in</strong>e Entscheidung,<br />
die nachträglich als schwere Fehlentscheidung<br />
empfunden wurde. So kommt auch<br />
der Historiker H. G. Steltzer zu dem Schluß:<br />
„Neben der Vernichtungsstrategie des Generals<br />
von Trotha [im Feldzug gegen die Herero <strong>in</strong><br />
Deutsch-Südwestafrika 1904, d. Verf.] war die<br />
H<strong>in</strong>richtung Manga Bells der größte menschliche<br />
und politische Fehler, den das Deutsche<br />
Reich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schutzgebieten zu vertreten<br />
hatte.“ 40<br />
Für das ohneh<strong>in</strong> zerrüttete Verhältnis<br />
zwischen den Duala bzw. ihren traditionellen<br />
Führern und der deutschen Verwaltung war das<br />
rigorose Vorgehen und der Vollzug des Urteils,<br />
wie auch die weitere Umsetzung des Enteignungsbeschlusses<br />
fatal. Die Duala galten<br />
ohneh<strong>in</strong> als „unzuverlässig“ und arbeiteten im<br />
Laufe der weiteren Ereignisse den Ententemächten<br />
<strong>in</strong> die Hände. Die Lage verschärfte<br />
sich, als schon kurz nach Ausbruch des<br />
Weltkrieges englische und französische Kriegsschiffe<br />
die Joss-Platte, das Verwaltungszentrum<br />
Dualas, unter Beschuß nahmen, wodurch sich<br />
das Gouvernement zum umgehenden Handeln<br />
veranlaßt sah. Ebermaier, der versuchte die<br />
aufgebrachten Duala zu beschwichtigen, berief<br />
die Stadt- und Dorfältesten, soweit sie nicht mit<br />
Manga Bell gefangengesetzt worden waren, zu<br />
e<strong>in</strong>er Besprechung der Nachfolgefrage e<strong>in</strong>.<br />
Nach der Beschießung der Stadt durch e<strong>in</strong><br />
englisches Kanonenboot am 11. September<br />
wurden die Bell-Duala endgültig zur Umsied-<br />
24
lung gezwungen. 41 Viele Duala verließen die<br />
Stadt und die umliegenden Dörfer und flüchteten<br />
sich <strong>in</strong> den Busch, wo sie versuchten, die<br />
Bewohner des H<strong>in</strong>terlandes für die Unterstützung<br />
der Briten zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Ebermaier, als <strong>Gouverneur</strong> formell Oberbefehlshaber<br />
der Truppen, leitete nach Ausbruch<br />
des Krieges die Mobilmachung e<strong>in</strong> und unterstellte<br />
die gesamte bewaffnete Macht des<br />
Schutzgebiets e<strong>in</strong>schließlich der Polizeitruppe<br />
dem Kommando der Schutztruppe unter Major<br />
Carl Zimmermann. 42<br />
Nachdem Verhandlungen über die Neutralisierung<br />
der Schutzgebiete Togo und <strong>Kamerun</strong><br />
gescheitert waren, erklärte der <strong>Gouverneur</strong> am<br />
8. August den Kriegszustand. An die afrikanische<br />
Bevölkerung des Schutzgebiets erließ<br />
er am gleichen Tag e<strong>in</strong>en Aufruf zur Loyalität.<br />
Obgleich zahlenmäßig unterlegen und alsbald<br />
von jeglichem Nachschub abgeschnitten, konnte<br />
die deutsche Schutztruppe e<strong>in</strong>ige Anfangserfolge<br />
erzielen: britische E<strong>in</strong>heiten wurden im<br />
Norden über die geme<strong>in</strong>same Grenze zurückgeworfen,<br />
bei Garua am 29./31. August 1914<br />
e<strong>in</strong> Bataillon fast vollständig versprengt. Der<br />
Vormarsch der französischen Verbände erreichte<br />
vorläufig nur die Grenzregion Neu-<strong>Kamerun</strong>s.<br />
Zum Schwerpunkt der Verteidigung entwickelten<br />
sich das Bezirksamt Jaunde östlich von<br />
Duala und das Hochland von Ngaundere <strong>in</strong><br />
Süd-Adamawa. Mit zunehmendem Munitionsund<br />
Materialmangel <strong>in</strong>folge der Blockade der<br />
Küste gerieten die deutschen E<strong>in</strong>heiten dann<br />
aber deutlich <strong>in</strong>s H<strong>in</strong>tertreffen. Ebermaier und<br />
Zimmermann entschieden sich letztlich dazu,<br />
das Gros der weißen und farbigen Truppe auf<br />
neutrales spanisches Gebiet zu überführen, um<br />
Soldaten und Kriegsmaterial nicht <strong>in</strong> die<br />
Hände des Gegners fallen zu lassen. Am 31.<br />
Dezember 1915 verließen sie das Hauptquartier<br />
<strong>in</strong> Jaunde und marschierten an den<br />
fe<strong>in</strong>dlichen L<strong>in</strong>ien vorbei nach Rio Muni<br />
(Spanisch-Äquatorialgu<strong>in</strong>ea). Mit der Kapitulation<br />
von Mora, dem letzten von der Schutztruppe<br />
gehaltenen Punkt, war am 18. Februar<br />
1916 der Krieg <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong> beendet. Über<br />
Santa Isabel auf Fernando Póo wurden die<br />
meisten Deutschen zur Internierung nach<br />
Spanien verbracht.<br />
Ebermaier wurde Leiter der Interniertenverwaltung<br />
<strong>in</strong> Madrid. Trotz der anfänglich<br />
entgegenkommenden Haltung der spanischen<br />
Behörden wurde er dort mit zahlreichen<br />
H<strong>in</strong>dernissen konfrontiert. Erst nach Wochen<br />
erhielt er die Genehmigung, zur Abwicklung<br />
der Rechnungsangelegenheiten e<strong>in</strong> Gouvernementsbüro<br />
e<strong>in</strong>zurichten. Spanien hatte den<br />
Ententemächten gegen Zusicherung freien<br />
Geleits für die <strong>Kamerun</strong>deutschen zugebilligt,<br />
daß nicht nur Militärangehörige, sondern auch<br />
Zivilsten, e<strong>in</strong>schließlich Frauen und K<strong>in</strong>der, als<br />
Internierte zu behandeln seien. Da sie so<br />
mangels Arbeitsmöglichkeit ihren Lebensunterhalt<br />
nicht selbst bestreiten konnten, kam<br />
es noch während des Krieges zu Entschädigungs-<br />
und Unterstützungsforderungen bei<br />
der provisorischen Verwaltung. 43 Auf Fernando<br />
Póo befanden sich unter <strong>deutscher</strong> Führung<br />
noch rund 12.000 afrikanische Angehörige der<br />
Schutztruppe bzw. deren Familienmitglieder,<br />
die <strong>Kamerun</strong> mit der Schutzgebietsleitung<br />
verlassen hatten. Die Alliierten setzten der<br />
spanische Regierung mit der Drohung e<strong>in</strong>er<br />
Blockade von Spanisch-Äquatorialafrika zu,<br />
für den Fall, daß die afrikanischen Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />
nicht nach <strong>Kamerun</strong> zurückgeführt und die<br />
restlichen Deutschen nach Spanien überstellt<br />
würden. Ebermaier wandte sich energisch<br />
gegen diese Bestrebungen – letztlich ohne<br />
Erfolg. 44 Durch die Niederlage und den<br />
erzwungenen Verzicht des Reiches auf se<strong>in</strong>e<br />
Kolonien zugunsten der alliierten und assoziierten<br />
Hauptmächte <strong>in</strong> Art. 119 des Versailler<br />
Vertrages war jede weitere Bemühung um das<br />
Schutzgebiet ohneh<strong>in</strong> vergebens. Wie Ebermaier<br />
vorausgesagt hatte, war das Schicksal<br />
<strong>Kamerun</strong>s „an Maas und Mosel“ entschieden<br />
worden.<br />
Ende 1919 kehrte Ebermaier als<br />
<strong>Gouverneur</strong> a. D. nach Deutschland zurück. Er<br />
wurde Vorsitzender e<strong>in</strong>er Spruchkammer, später<br />
Vertreter der Reichs<strong>in</strong>teressen beim Reichsentschädigungsamt.<br />
1921 trat er <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>stweiligen<br />
Ruhestand, wurde 1926 wegen<br />
Tropendienstbeschädigung endgültig pensioniert<br />
und ließ sich <strong>in</strong> Freiburg im Breisgau<br />
nieder. Später zog sich nach Bernried <strong>in</strong><br />
Oberbayern zurück und verbrachte dort se<strong>in</strong>en<br />
25
Lebensabend. 1922, schon sechzig Jahre alt,<br />
heiratete er Helene Jung aus Neidenburg <strong>in</strong><br />
Ostpreußen; die Ehe blieb k<strong>in</strong>derlos. In<br />
Bernried ist <strong>Karl</strong> Ebermaier am 21. August<br />
1943 verstorben.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Verdienstvolle Ausnahmen bilden die Überblicksdarstellung<br />
von L[ewis] Gann und Peter<br />
Duignan: The Rulers of German Africa 1884-<br />
1914, Stanford/California 1977 und die Biographien<br />
der Kolonialstaatssekretäre Dernburg<br />
(Werner Schiefel: Bernhard Dernburg. 1865-<br />
1937. Kolonialpolitiker und Bankier im wilhelm<strong>in</strong>ischen<br />
Deutschland, Zürich 1974) und<br />
Solf (Peter J. Hempenstall, Paula Tanaka<br />
Mochida: The lost man: Wilhelm Solf <strong>in</strong><br />
German history, Wiesbaden 2005).<br />
2 Alfred Eberhard: Gymnasium zu Elberfeld.<br />
Bericht über das Schuljahr 1880-1881, Elberfeld<br />
1881, S. 13.<br />
3 Auskunft von Frau AOR Prof. Dr. Auerbach<br />
(Hess. StA Marburg) vom 6.9.1999.<br />
4 UA Tüb<strong>in</strong>gen 5/32, fol. 115’.<br />
5 Erich Bauer: Die Tüb<strong>in</strong>ger Rhenanen, o.O. [um<br />
1936]. Das Studentenleben <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Facetten<br />
sche<strong>in</strong>t er ausgiebig genossen zu haben: Se<strong>in</strong><br />
Tüb<strong>in</strong>ger Abgangszeugnis vermerkt unter dem<br />
19. Januar 1882 e<strong>in</strong>e vom Amtsgericht Elberfeld<br />
ausgesprochene Geldstrafe wegen Ruhestörung<br />
(UA Tüb<strong>in</strong>gen 40/48 Ntr 60). Die Matrikel<br />
der Tüb<strong>in</strong>ger Rhenanen vermerkt sieben<br />
Mensuren, „auf denen er dreimal unberührt auf<br />
se<strong>in</strong> gefürchtetes Dess<strong>in</strong> Hochquart-Tiefquart<br />
abstach.“ (Bauer a.a.O., S. 235).<br />
6 Vgl. UA Tüb<strong>in</strong>gen 40/48, Nr. 60.<br />
7 Das Deutsch-Ostafrika-Archiv. Inventar der<br />
Abteilung „German Records“ im Nationalarchiv<br />
der Vere<strong>in</strong>igten Republik Tansania, Dar-es-<br />
Salaam, Band I, Marburg 1973, S. 137.<br />
8 Kar<strong>in</strong> Hausen (Deutsche Kolonialherrschaft <strong>in</strong><br />
Afrika. Wirtschafts<strong>in</strong>teressen und Kolonialverwaltung<br />
<strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong> vor 1914, [Zürich/<br />
Freiburg i. Br. 1970], S. 308), spricht von e<strong>in</strong>er<br />
Rückkehr nach Deutschland „aus gesundheitlichen<br />
Gründen“, doch ist e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />
mit dem Duell kaum anzuzweifeln.<br />
9 Vgl. Leipziger Neueste Nachrichten 19.9.1900<br />
u. Volkszeitung 20.9.1900.<br />
10 Jesko v. Puttkamer: <strong>Gouverneur</strong>sjahre <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong>,<br />
Berl<strong>in</strong> 1912, S. 250; [Theodor] Seitz:<br />
Die deutsche Verwaltung des Schutzgebietes<br />
<strong>Kamerun</strong> von 1884 bis 1914, <strong>in</strong>: Wilhelm<br />
Kemner: <strong>Kamerun</strong> dargestellt <strong>in</strong> kolonialpolitischer,<br />
historischer, verkehrstechnischer, rassenkundlicher<br />
und rohstoffwirtschaftlicher H<strong>in</strong>sicht,<br />
Berl<strong>in</strong>-Grunewald 2 [1941]<br />
11 Vgl. dazu u.a. Ebermaier an Kais. Gouvernement,<br />
Fontemdorf, 2.3.1904, BArch. Berl<strong>in</strong> R<br />
1001/3352, Bl. 48 f.<br />
12 Vgl. u.a Schreiben Ebermaier an die<br />
Kolonialabteilung, Buëa, 10.10.1904, BArch.<br />
Berl<strong>in</strong> R 1001/3352, Bl. 155 ff.<br />
13 1905 erhielt er den Charakter e<strong>in</strong>es Geh.<br />
Regierungsrats [vgl. Deutsches Kolonialblatt 16<br />
(1905), S. 5]. 1906 wurde er zum Wirkl.<br />
Legationsrat und Vortragenden Rat, später zum<br />
M<strong>in</strong>isterialdirgenten und Geh. Oberregierungsrat<br />
befördert.<br />
14 Die effektive Besetzung des Emirats Fomb<strong>in</strong>a<br />
(Adamaua) und der nördlich daran anschließenden<br />
Länder bis zum Tschadsee gehörte zu den<br />
Hauptforderungen bestimmter Kreise <strong>in</strong>nerhalb<br />
der deutschen Koloniallobby und <strong>in</strong>sbesondere<br />
der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG).<br />
Unter der Führung des Berl<strong>in</strong>er Verlegers Ernst<br />
Vohsen hatte sich e<strong>in</strong> „Deutsches Niger-Benuë-<br />
Tsadsee-Komitee“ gebildet, dem e<strong>in</strong>flußreiche<br />
Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft<br />
angehörten, und das sich vehement für die<br />
Okkupation und wirtschaftliche Inwertsetzung<br />
des Benuë- und Tschadseegebietes <strong>in</strong> Nordkamerun<br />
stark machte.<br />
15 Kurt Hassert: Deutschlands Kolonien. Erwerbungs-<br />
und Entwicklungsgeschichte, Landesund<br />
Volkskunde und wirtschaftliche Bedeutung<br />
unserer Schutzgebiete, Leipzig 1910, S. 140.<br />
16 Dazu u.a. Horst Gründer: Geschichte der<br />
deutschen Kolonien Paderborn u.a. 4 2000, S.<br />
101. Dagegen W. Lochmüller: Das Marokkoabkommen<br />
und die wirtschaftliche Bedeutung der<br />
neuen deutschen Erwerbungen, <strong>in</strong>: Zeitschrift<br />
für Kolonialpolitik, Kolonialrecht und Kolonialwirtschaft<br />
14 (1912), S. 180-191 u. den Artikel<br />
„Neu-<strong>Kamerun</strong>“ ebd., S. 630-632.<br />
17 He<strong>in</strong>rich Schnee: <strong>Als</strong> <strong>letzter</strong> <strong>Gouverneur</strong> <strong>in</strong><br />
Deutsch-Ostafrika. Er<strong>in</strong>nerungen, Heidelberg<br />
1964, S. 109.<br />
18 Vgl. u.a. J. Hofmeister: Erlebnisse im Missionsdienst<br />
<strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong>, Bd. 3, Cassel 1926, S. 57.<br />
19 BArch. Berl<strong>in</strong> R 1001/4231, Bl. 29-31.<br />
20 Hausen a.a.O., S. 109.<br />
21 Denkschrift über die Schaffung e<strong>in</strong>er Prov<strong>in</strong>zialbehörde<br />
<strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong>, BArch. Berl<strong>in</strong> R<br />
1001/4233, Bl. 164 ff.<br />
26
22 He<strong>in</strong>rich Mentzel: Die Kämpfe <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong><br />
1914-1916. Vorbereitung und Verlauf (= Schriften<br />
der Kriegsgeschichtlichen Abteilung im Historischen<br />
Sem<strong>in</strong>ar der Friedrich-Wilhelms-Universität<br />
Berl<strong>in</strong> Heft XII), Berl<strong>in</strong> 1936, S. 28f.;<br />
siehe auch Erich Student: <strong>Kamerun</strong>s Kampf<br />
1914/16, Berl<strong>in</strong> 1937, S. 21.<br />
23 Zit. nach Mentzel a.a.O., S. 31.<br />
24 Major Fabricius (stellv. Kommandeur) an<br />
Kommando der Schutztruppe im Reichskolonialamt,<br />
Soppo, 30.6.1913, BArch. Berl<strong>in</strong> R<br />
1001/4445, Bl. 59. Auch völkerrechtliche<br />
Rücksichten spielten hier e<strong>in</strong>e Rolle, da Duala<br />
im Kriegsfall bei der Verteidigung durch<br />
Artillerie nicht zur offenen Stadt erklärt werden<br />
konnte.<br />
25 Zur Kautschuk-Krise, <strong>in</strong>: DKZ 30 (1913), S. 575<br />
u. 707 f .; Hausen a.a.O., S. 261 ff.<br />
26 Hermann Hesse: Der Handel <strong>in</strong> Südkamerun, <strong>in</strong>:<br />
Zeitschrift für Kolonialpolitik, Kolonialrecht<br />
und Kolonialwirtschaft 14 (1912), S. 946. Statt<br />
dessen entstand e<strong>in</strong>e Trasse von Duala zum<br />
Njong (Mittellandbahn).<br />
27 Hausen a.a.O., S. 271.<br />
28 Hausen a.a.O., S. 286.<br />
29 Gann/Duignan a.a.O., S. 35.<br />
30 He<strong>in</strong>rich Berger: Mission und Kolonialpolitik.<br />
Die katholische Mission <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong> während<br />
der deutschen Kolonialzeit, Immensee 1978, S.<br />
287 f.<br />
31 Hausen a.a.O., S. 308; Hansen war später – etwa<br />
<strong>in</strong> der Dualafrage – e<strong>in</strong> eifriger Kritiker von<br />
Ebermaiers Politik. – Vgl. auch die despektierlichen<br />
Bemerkungen bei Otto v. Proeck:<br />
Kreuz und quer durch <strong>Kamerun</strong>. Selbsterlebtes,<br />
München 1938, S. 76 (Proeck war Leutnant der<br />
Schutztruppe <strong>in</strong> Ngaundere und dort mit den<br />
Vorbereitungen zu Ebermaiers Adamaua-Reise<br />
befaßt).<br />
32 Emil Zimmermann: Me<strong>in</strong>e Kriegsfahrt von<br />
<strong>Kamerun</strong> zur Heimat, Berl<strong>in</strong>/Wien 1915, S. 136.<br />
33 Ausführlich bei Andreas Eckert, Die Duala und<br />
die Kolonialmächte. E<strong>in</strong>e Untersuchung zu<br />
Widerstand, Protest und Protonationalismus<br />
<strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong> vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
(= Hamburger Studien zur Afrikanischen<br />
Geschichte Bd. 2), Hamburg 1991, S. 163; auch<br />
Adolf Rüger: Die Widerstandsbewegung des<br />
Rudolf Manga Bell <strong>in</strong> <strong>Kamerun</strong>, <strong>in</strong>: Walter<br />
Markov (Hg.), Etudes Africa<strong>in</strong>es/African<br />
Studies/Afrika-Studien, Leipzig 1967, S. 107-<br />
128; Ralph A. Austen, Jonathan Derrick:<br />
Middlemen of the Cameroons Rivers. The Duala<br />
and their H<strong>in</strong>terland c. 1600-c. 1960, Cambridge<br />
1999, S. 128 f.<br />
34 Die deutschen Schutzgebiete <strong>in</strong> Afrika und der<br />
Südsee 1912/13. Amtliche Jahresberichte, hg. v.<br />
Reichskolonialamt, Berl<strong>in</strong> 1914, S. 72.<br />
35 1913 lebten <strong>in</strong> der 795.000 km 2 großen Kolonie<br />
nur 1871 Europäer.<br />
36 Vgl. Stenogr. Berichte über die Verhandlungen<br />
des Reichstages 1912-14, Anlagen 301, S. 1114-<br />
1116.<br />
37 BArch. Berl<strong>in</strong> R 1001/4430, S. 8. u. 45.<br />
38 Ebd., 74.<br />
39 Vgl. auch J. Scholze: Am <strong>Kamerun</strong>berg 1914<br />
(Masch.schr., BArch./MilitärA Freiburg N 38/25,<br />
S. 33-34), der Ebermaiers Entscheidung zur<br />
Bestätigung des Urteils ausdrücklich verteidigt.<br />
Das Manuskript entstand nach dem Ersten<br />
Weltkrieg unter dem E<strong>in</strong>druck des Verlusts der<br />
Kolonien und der Rechtfertigung der deutschen<br />
Kolonialpolitik gegenüber den Anschuldigungen<br />
der Alliierten („Koloniale Schuldlüge“)<br />
und ist daher mit Vorsicht zu betrachten. Zur<br />
gleichen Thematik <strong>in</strong>teressant auch der Bericht<br />
des Pflichtverteidigers Dr. Etscheit <strong>in</strong> der<br />
Deutschen Allgeme<strong>in</strong>en Zeitung vom 11.2.1928,<br />
zit. <strong>in</strong>: Der Kolonialdeutsche 8 (1928),<br />
S. 72 f.<br />
40 Hans-Georg Steltzer: Die Deutschen und<br />
ihr Kolonialreich, [Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1984],<br />
S. 311).<br />
41 Scholze a.a.O., S. 84.<br />
42 Mentzel a.a.O., S. 19. Anders als <strong>in</strong> Deutsch-<br />
Ostafrika, wo es zu e<strong>in</strong>er heftigen Kontroverse<br />
zwischen <strong>Gouverneur</strong> und Kommandeur um den<br />
E<strong>in</strong>satz der Schutztruppe kam, war das Verhältnis<br />
zwischen Ebermaier und Zimmermann<br />
unverkrampft. Alle militärischen Entscheidungen<br />
wurden durch Zimmermann getroffen und von<br />
Ebermaier mitgetragen.<br />
43 BArch. Berl<strong>in</strong> R 1001/3977, S. 78. E<strong>in</strong>ige<br />
mittellose Internierte wurden ohneh<strong>in</strong> durch das<br />
Gouvernement unterstützt.<br />
44 BArch. Berl<strong>in</strong> R 1001/3977, S. 104 u. 171.<br />
27