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Tagebau Hambach - Rohstofftag - 20 Studenten der ... - RDB eV

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Aus- und Fortbildung<br />

<strong>Tagebau</strong> <strong>Hambach</strong> - <strong>Rohstofftag</strong> -<br />

<strong>20</strong> <strong>Studenten</strong> <strong>der</strong> RWTH Aachen auf Exkursion<br />

Alexan<strong>der</strong> Görtz, Aachen*<br />

Am 09.08.<strong>20</strong>08 um 07.45 Uhr traf<br />

sich unsere Gruppe, bestehend aus<br />

<strong>Studenten</strong> <strong>der</strong> Geowissenschaften,<br />

am RWTH Hauptgebäude in<br />

Aachen. Das Ziel <strong>der</strong> Exkursion war<br />

<strong>der</strong> <strong>Tagebau</strong> <strong>Hambach</strong> von RWE<br />

Power mit den Themenschwerpunkten<br />

Braunkohle, Kies, Sand,<br />

Ton, Wasser, Deponieraum und<br />

Rekultivierung in einem <strong>Tagebau</strong>.<br />

Voller Spannung, was uns dort<br />

wohl erwarten würde, stiegen wir<br />

in einen kleinen Bus <strong>der</strong> RWTH<br />

und fuhren ca. eine halbe Stunde<br />

zum Werksgelände bei Nie<strong>der</strong>zier.<br />

Beim Anblick <strong>der</strong> Unfallanzeige<br />

vor dem Pförtnerhaus brach ein<br />

breites Murmeln aus. Dort war<br />

eine digitale Leuchttafel errichtet,<br />

auf <strong>der</strong> stand, wie viel Tage das<br />

Werk unfallfrei sei – die Zahl 7<br />

war darauf zu erkennen.<br />

Nachdem die Formalien beim<br />

Pförtner erledigt waren, wurden<br />

wir mit dem Bus auf einen Parkplatz<br />

gefahren, wo uns schon<br />

Diplom-Geologe Dr. Bertram<br />

Wutzler, <strong>der</strong> Betreuer <strong>der</strong><br />

Exkursion, erwartete. Nach einer<br />

herzlichen Begrüßung führte uns<br />

Dr. Wutzler in die Werkskantine<br />

des <strong>Tagebau</strong>s, wo wir eine Einführung<br />

in das Thema des Tages<br />

erhielten.Das erste angesprochene<br />

Thema war die Braunkohle.<br />

In Deutschland gibt es mehrere<br />

Braunkohleabbaugebiete.<br />

Die 3 bedeutendsten sind das<br />

Rheinische, das Lausitzer und das<br />

Mitteldeutsche Revier. Der <strong>Tagebau</strong><br />

<strong>Hambach</strong> befindet sich im<br />

Rheinischen Revier und för<strong>der</strong>t<br />

ca. 40 bis 50 Mio. t Braunkohle/a.<br />

Die Kohle wird heute in einer Teufe<br />

von 300 bis 370 m abgebaut.<br />

Das Rheinische Braunkohlenrevier ist<br />

geographisch gesehen ein Teil <strong>der</strong> südöstlichen<br />

Nie<strong>der</strong>rheinischen Bucht, welche durch<br />

epirogenetische Senkungen im oberen Alttertiär<br />

und Jungtertiär entstand. Mehrfache<br />

Überflutungen durch die Nordsee führten<br />

zur Bildung von Küstenmooren, in denen<br />

sich mächtige Torflager bildeten, aus denen<br />

im Laufe <strong>der</strong> Erdgeschichte die Braunkohle<br />

entstand.<br />

Die Braunkohle wird hauptsächlich (85 %<br />

<strong>der</strong> Rohbraunkohle) zur Verstromung genutzt.<br />

Des Weiteren kann Braunkohle zu Herdofenkoks,<br />

Briketts, Braunkohlenstaub und Perlhumus,<br />

einem Düngemittel, veredelt werden.<br />

*Alexan<strong>der</strong> Görtz<br />

Student<br />

<strong>RDB</strong>-Mitglied<br />

Matthiashofstraße 51<br />

5<strong>20</strong>64 Aachen<br />

Neben Braunkohle werden in <strong>Hambach</strong><br />

aber auch Kies, Sand, Ton und Wasser geför<strong>der</strong>t<br />

und verwertet. Vorwiegend eiszeitlicher<br />

Kies und Sand dienen zum Trassen- (Straßen-)<br />

Bau im Werksgelände o<strong>der</strong> werden an<br />

die Bauindustrie verkauft. Ein weiterer Teil wird<br />

zur Befestigung <strong>der</strong> Böschungen <strong>der</strong> Innenkippe<br />

genutzt, um nicht-standfesten Abraum<br />

zu sichern. Die mit Abstand wichtigste Verwertung<br />

von Kies und Sand in <strong>der</strong> Mischung<br />

mit Löss (3:1) ist die Rekultivierung: Diese<br />

„Forstkies“ genannte Mischung wird auf alle<br />

zu rekultivierenden Flächen aufgebracht und<br />

kann dann unmittelbar bepflanzt werden.<br />

Bei dem geför<strong>der</strong>ten Ton handelt es sich<br />

um keramischen Ton aus dem Reuver (Horizont<br />

11), welcher ein wertvolles Material für<br />

Grobkeramik wie Rohre und Klinker darstellt.<br />

Weitaus wichtiger ist seine Verwendung als<br />

Deponie-Ton, da er die erfor<strong>der</strong>lichen Durchlässigkeitsbeiwerte<br />

(K-Werte) von 5 x 10 -10<br />

m/s erfüllt bzw. unterschreitet. Damit können<br />

Abfall-Deponien von z.B. Kraftwerksreststoffen<br />

zuverlässig abgeschirmt und das Grundwasser<br />

geschützt werden.<br />

Das Wasser (Grund- und Nie<strong>der</strong>schlagswasser)<br />

aus dem <strong>Tagebau</strong> abzupumpen<br />

und somit ein Volllaufen <strong>der</strong> Grube<br />

zu verhin<strong>der</strong>n, ist eine Notwendigkeit.<br />

Das geför<strong>der</strong>te Grundwasser wird in Kraftwerken<br />

als Kühlwasser, als Ersatzwasser<br />

für stillgelegte Brunnen und zum Teil<br />

als Trinkwasser genutzt. Etwa 90 % des<br />

geför<strong>der</strong>ten Wassers sind Grundwasser,<br />

die restlichen 10 % sind Oberflächenwasser,<br />

auch Regenerationswasser, welches<br />

durch Nie<strong>der</strong>schlag entsteht.<br />

Nach <strong>der</strong> Kohlegewinnung ist <strong>der</strong> wohl<br />

1 Kurze inhaltliche Einweisung am Kohlebunker<br />

2 Dr. Bertram Wutzler erklärt uns, wie das Wasserrückhaltebecken<br />

funktioniert<br />

bergbau 10/<strong>20</strong>08 489


Aus- und Fortbildung<br />

wichtigste Teil in einem <strong>Tagebau</strong> die Rekultivierung.<br />

Dabei wird <strong>der</strong> gebaggerte Abraum<br />

von <strong>der</strong> Verhiebsseite über För<strong>der</strong>bän<strong>der</strong><br />

auf die Kippe transportiert und abgelagert.<br />

Diese Bereiche werden bepflanzt, um einerseits<br />

Erosionen vorzubeugen und an<strong>der</strong>erseits<br />

Kulturlandschaften zu schaffen, in die<br />

zum Beispiel Wan<strong>der</strong>wege integriert werden,<br />

wie bei <strong>der</strong> bekannten Sophienhöhe,<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Außenkippe des <strong>Tagebau</strong>s.<br />

Nach <strong>der</strong> ca. 1-stündigen Einführung wurde<br />

<strong>der</strong> praktische Teil eingeläutet, <strong>der</strong> schon<br />

mit großer Begeisterung erwartet wurde. Es<br />

ging durch das Gebäude zurück zum Parkplatz.<br />

Wir staunten nicht schlecht über das,<br />

was wir dort sahen. Vor uns offenbarte sich<br />

ein mindestens 4 m hoher Scania LKW mit<br />

einem Aufbau, <strong>der</strong> aussah, wie ein Container<br />

mit Fenstern. Das Fahrgestell war höher<br />

gelegt und machte einen sehr „offroad“-<br />

tauglichen Eindruck.<br />

Nachdem wir über die schmale Treppe<br />

in den Geländewagen geklettert waren<br />

und uns auf die Sitze setzten, bekamen<br />

wir grüne Helme ausgeteilt, die wir von<br />

da an tragen mussten. Der Motor unseres<br />

Gefährtes wurde gestartet und ein merkliches<br />

Tuckern rüttelte uns durch. Unsere<br />

erste Station im Werksgelände war <strong>der</strong><br />

Kohlebunker (Bild 1).<br />

Im Kohlebunker wird die geför<strong>der</strong>te<br />

Braunkohle nach Qualität getrennt eingelagert.<br />

Die Braunkohle unterliegt den natürlichen<br />

Schwankungen von Schwefel-, Natrium-,<br />

Wasser- und Aschegehalt. Im <strong>Tagebau</strong><br />

<strong>Hambach</strong> besitzt die Kohle im Durchschnitt<br />

einen 0,5%-igen Schwefelanteil und einen<br />

4,5%-igen Aschegehalt. Wenn <strong>der</strong> Aschegehalt<br />

über 18% liegt, wird die Kohle als<br />

Abraum behandelt und im Werk wie<strong>der</strong> verkippt.<br />

Um eine möglichst gleich bleibende<br />

Qualität <strong>der</strong> Braunkohle im Kraftwerk zu erreichen,<br />

wird die Kohle, vor dem Transport<br />

in das Kraftwerk, gemischt. Ein auf Schienen<br />

gelagerter Braunkohlebagger fährt zu<br />

den jeweiligen Fel<strong>der</strong>n und nimmt die Kohle<br />

auf. Über ein För<strong>der</strong>band gelangt die Kohle<br />

zur Zugverladung, in <strong>der</strong> automatisch jeweils<br />

2 Waggons zu je 100 t gleichzeitig beladen<br />

werden. Nachdem alle 15 Waggons eines<br />

Zuges mit Kohle gefüllt wurden, fährt dieser<br />

zu den jeweiligen Abnehmern, die sich in<br />

etwa <strong>20</strong> km Entfernung vom <strong>Tagebau</strong> <strong>Hambach</strong><br />

befinden. Im gesamten Kohlebunker<br />

sind Regner installiert, die die Kohle feucht<br />

und die Staubbelastung <strong>der</strong> Umgebung so<br />

gering wie möglich halten.<br />

Unser nächstes Ziel war <strong>der</strong> Aussichtspunkt<br />

„+ 60 m NN“. Ein gigantischer Blick<br />

auf den Braunkohletagebau <strong>Hambach</strong><br />

bot sich uns. Vor uns lag ein ca. 49 km²<br />

großes und bis zu 375 m tiefes Loch. Im<br />

Norden sah man die Sophienhöhe, die<br />

schon vollständig rekultiviert wurde. Am<br />

Horizont waren 3 Kohlekraftwerke anhand<br />

ihrer Wasserdampfwolken zu erkennen.<br />

Die Bagger, die den Abraum abtragen, befanden<br />

sich vom Aussichtspunkt aus auf<br />

<strong>der</strong> östlichen Seite. Über die För<strong>der</strong>bandanlagen<br />

und den Bandsammelpunkt, <strong>der</strong><br />

zentral zu unseren Füßen lag, wurde <strong>der</strong><br />

Abraum auf die westliche Seite transportiert<br />

und dort von Absetzern verkippt.<br />

Bagger, Bandanlage und Absetzer bilden<br />

eine Einheit, die sogenannte „Kette“. Deshalb<br />

kann <strong>der</strong> Ausfall eines Teils die Produktion<br />

einer Sohle zum Stillstand bringen.<br />

Alle Bandanlagen treffen sich am Bandsammelpunkt,<br />

von dem die Bän<strong>der</strong> zu ihren<br />

Zielen gesteuert werden. Diese Anlage ist<br />

an ihrem Standort über Jahre <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

fixiert, während dessen die Gewinnung<br />

in Richtung Osten wan<strong>der</strong>t und <strong>der</strong><br />

<strong>Tagebau</strong> von Westen her verfüllt wird.<br />

Am tiefsten Punkt <strong>der</strong> Grube ist, im Vergleich<br />

zur Gesamtgröße, ein vergleichsweise<br />

kleiner, schwarzer Streifen sichtbar,<br />

das Kohleflöz. Ebenfalls sichtbar waren die<br />

Ton- und Sandschichten auf <strong>der</strong> Abbauseite.<br />

Die Innenkippe erscheint in recht unterschiedlichen<br />

Farben. Die Ursache hierfür<br />

ist die wechselnde Ablagerung von Ton,<br />

Sand und Kies, um z.B. schlammige Böden<br />

zu verfestigen bzw. zu sichern.<br />

Es herrschte auf dem Aussichtspunkt eine<br />

angenehme Lautstärke, viel ruhiger als wir<br />

es uns vorgestellt hatten. Nach dem Blick in<br />

die Grube, wurden wir ein paar Meter weiter<br />

zu einer Wasserhaltung geführt (Bild 2).<br />

In dieses Wasserrückhaltebecken wird das<br />

im <strong>Tagebau</strong> angefallene Oberflächenwasser<br />

eingespeist und mittels einer Überlaufschwelle<br />

teilweise von absetzbaren Stoffen<br />

wie Sand, Schluff, Ton und Kohlestaub befreit.<br />

In einer Wasserbehandlungsanlage am<br />

<strong>Tagebau</strong>rand wird das Wasser zusätzlich<br />

belüftet und mit Kalkmilch (CaO) versetzt,<br />

damit Eisen ausflocken kann und das Wasser<br />

neutralisiert wird.<br />

Als wir wie<strong>der</strong> in unser Gefährt eingestiegen<br />

waren, wurden wir nach einer längeren<br />

Fahrt an <strong>der</strong> Innenkippe I 1, mit Blick<br />

auf das Kohleflöz, abgesetzt. Der scheinbar<br />

kleine schwarze Fleck vom Aussichtspunkt<br />

„+ 60 m NN“ erwies sich als ziemlich<br />

großes und vor allem als sehr hohes und<br />

massives Kohleflöz. Auf ihm stand ein riesiger<br />

Braunkohlebagger, <strong>der</strong> von unserer<br />

Gruppe staunend beobachtet wurde. An<br />

<strong>der</strong> Innenkippe I 1 hielten wir uns nicht sehr<br />

lange auf und wurden weiter zur 7. Sohle<br />

gebracht (Bild 3).<br />

Die 7. Sohle ist die Kohlesohle, auf <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> oben genannte Braunkohlebagger stand.<br />

Es ist schon ein atemberaubendes Gefühl<br />

so nah an dem schweren Gerät zu stehen.<br />

Wenn man direkt auf <strong>der</strong> Masse an Kohle<br />

steht, kommt schon die Frage auf, warum wir<br />

uns in <strong>der</strong> heutigen Zeit noch Gedanken über<br />

die Energieversorgung machen. Eine solche<br />

Menge an fossilen Brennstoffen hatte noch<br />

niemand von uns zuvor gesehen. Doch als<br />

<strong>Studenten</strong> von geowissenschaftlichen Studiengängen<br />

wurde uns ebenso schnell klar:<br />

noch nicht einmal diese Menge an Braunkohle<br />

vermag mehr als einen kleinen Bruchteil<br />

<strong>der</strong> benötigen Energie abzudecken. (Bild 4).<br />

Als das erste Staunen vorüber war, mach-<br />

3 Innenkippe I 1 mit Blick auf das Kohleflöz<br />

4 Gruppe auf <strong>der</strong> 7. Sohle, im Hintergrund Absetzer und<br />

Braunkohlebagger<br />

490 bergbau 10/<strong>20</strong>08


Aus- und Fortbildung<br />

5 Unsere Gruppe steht vor einem rekultivierten Teil des <strong>Tagebau</strong>s 6 Unser „Lager“ für die Fachgespräche und die Verpflegung<br />

te uns Dr. Wutzler auf die Xylite, die überall<br />

in <strong>der</strong> Braunkohle sichtbar waren, aufmerksam.<br />

Xylite sind noch nicht völlig inkohltes<br />

Holz, in welchem noch, zum Teil sehr deutlich,<br />

Holzstrukturen erkennbar sind. Aufgrund<br />

ihrer vielen Fasern sind Xylite in größerer<br />

Menge in den Mühlen am Kraftwerk<br />

o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Brikettfabrik nicht erwünscht, da<br />

sie die Geräte verstopfen könnten.<br />

Über dem 60 bis 70 m mächtigen<br />

Flöz ist schluffiger Ton zu erkennen.<br />

Vereinzelt sind am Fuß <strong>der</strong> Innenkippe<br />

Lachen mit braunem (Sicker-) Wasser<br />

sichtbar, welches sehr eisenhaltig ist.<br />

Die Kohle ist hier zum größten Teil oberflächlich<br />

abgetrocknet, trotzdem weist<br />

sie einen 30 bis 40 %igen Wassergehalt<br />

durch das Porenwasser auf. Wenige Meter<br />

vom Kohleabbau entfernt wird durch<br />

einen Absetzer <strong>der</strong> Abraum wie<strong>der</strong> in die<br />

Grube gefüllt. Dies geschieht aus einer<br />

Höhe von bis zu <strong>20</strong> m. Beim Aufschlag auf<br />

den Boden wird <strong>der</strong> Abraum um etwa 3%<br />

verdichtet.<br />

Der Kohlebagger ist 98 m hoch, <strong>20</strong>0 m<br />

lang, 13000 t schwer und kann bis zu<br />

240000 t o<strong>der</strong> m 3 am Tag för<strong>der</strong>n. Die Kosten<br />

für einen solchen Riesen belaufen sich<br />

auf etwa 100 Mio. €. Bedient wird <strong>der</strong> Bagger,<br />

bestehend aus Hauptgerät und Beladewagen,<br />

von 5 Mitarbeitern pro Schicht<br />

(2 Großgeräteführern, 2 Beladewagenführern<br />

und 1 Vorarbeiter). Die Geräteführer<br />

wechseln sich nach maximal 4 Stunden im<br />

Leitstand ihres Gerätes ab.<br />

Nach einer langen und holprigen<br />

Fahrt über die scheinbar<br />

endlosen provisorischen Straßen<br />

gelangten wir an unser nächstes<br />

Ziel, die Kiesverladung auf <strong>der</strong><br />

Innenkippung. Hier wird <strong>der</strong> Kies<br />

gelagert, <strong>der</strong> an die Bauindustrie<br />

verkauft wird. Zunächst wird<br />

<strong>der</strong> Kies gesiebt und nach den<br />

Größen 2 bis 4 mm, 4 bis 8 mm,<br />

8 bis 16 mm und 16 bis 32 mm<br />

sortiert. Im <strong>Tagebau</strong> <strong>Hambach</strong><br />

gibt es für diesen Zweck nur<br />

Hauptterrassenkies (Quartär).<br />

In den Kiesvorkommen <strong>der</strong> Ville<br />

gibt es auch rein weiße Kiese (Qualität A<br />

o<strong>der</strong> Quarzkies) des Pliozän und daneben<br />

gelb-beige Kiese (B-Qualität). Der weiße<br />

A-Kies wird hauptsächlich im Landschaftsund<br />

Gartenbau, in <strong>der</strong> Bauindustrie o<strong>der</strong> in<br />

gebrochener Form für die Enteisenung von<br />

Wasser in Wasseraufbereitungsanlagen<br />

verwendet. Der B-Kies hat eine bräunliche<br />

Färbung und ist unreiner als <strong>der</strong> A-Kies.<br />

Das nächste Ziel war das Tondepot auf<br />

<strong>der</strong> Innenkippe, in dem wertvoller Ton, <strong>der</strong><br />

nicht überall erhältlich ist, gelagert und<br />

z.T. verkauft wird. Abgeholt wird <strong>der</strong> Ton<br />

von Fremdfirmen per Straßenlkws, die von<br />

Hydraulik-Baggern beladen werden. Der<br />

Ton wird durch selektiven Abbau durch<br />

die Bagger an <strong>der</strong> Verhiebsseite über die<br />

Bandanlage o<strong>der</strong> per Dumper zur Tondeponie<br />

verfrachtet. Damit <strong>der</strong> Ton durch<br />

Nie<strong>der</strong>schlag nicht vernässt, wird seine<br />

Oberfläche mit Planierraupe geglättet. Ein<br />

zu hoher Anteil an Eisencarbonat, Feinsand<br />

und Kohle machen den Ton für Deponiezwecke<br />

unbrauchbar.<br />

Der letzte Halt auf dem Werksgelände<br />

war ein rekultivierter Bereich mit Rückhaltebecken<br />

<strong>der</strong> Innenkippe an <strong>der</strong> RBS-<br />

Zufahrt (Bild 5). Bevor das Wasser in das<br />

Becken geleitet werden konnte, wurde <strong>der</strong><br />

Boden mit Schluff abgedichtet.<br />

Die Flächen <strong>der</strong> forstlichen Rekultivierung<br />

in <strong>der</strong> Umgebung wurden früher nach<br />

dem Verkippen mit Raupen planiert. Nach<br />

heutigem Stand ist es sinnvoller, die damit<br />

7 Nach den vielen Informationen und dem leckeren Essen genießt<br />

je<strong>der</strong> die schöne Umgebung auf seine Art<br />

verbundene Verdichtung des Bodens zu<br />

vermeiden und die beim Verkippen entstehenden<br />

Rippen zu belassen. Es entsteht ein<br />

unregelmäßigeres Relief mit wechselvollerem<br />

Kleinklima und größerer Artenvielfalt.<br />

Heute werden u.a. auch Arten gepflanzt,<br />

die auf <strong>der</strong> roten Liste stehen und in Nordrhein-Westfalen<br />

heimisch sind o<strong>der</strong> waren.<br />

Somit leistet die Rekultivierung einen<br />

wichtigen Beitrag für die Natur.<br />

Nach <strong>der</strong> Informationsflut und den neu<br />

gewonnenen Eindrücken war die Gruppe<br />

sehr hungrig und freute sich auf das anschließende<br />

BBQ (Red. Anmerkung: „Grillen“)<br />

auf dem Gelände des Angelvereins<br />

<strong>Hambach</strong>. Eine grüne Wiese, ein plätschern<strong>der</strong><br />

Brunnen, Grillduft und freundliche<br />

Mitglie<strong>der</strong> des <strong>RDB</strong> e.V. erwarteten<br />

uns (Bild 6). Etliche Würstchen und Koteletts,<br />

dazu viel frisch angerichteter Salat<br />

sorgten für unser leibliches Wohl. Bei einem<br />

gemütlichen Kölsch informierten sich<br />

die <strong>RDB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> ausführlich über unsere<br />

Studiengänge, persönlichen Vorstellungen<br />

und es entwickelten sich interessante<br />

Fachgespräche (Bild 6).<br />

Insgesamt war dieser Tag sehr informativ<br />

und spannend zugleich. Endlich konnte<br />

man das angeeignete theoretische Wissen<br />

aus <strong>der</strong> Universität, im praktischen<br />

Bereich angewendet, begutachten. Es ist<br />

wirklich beeindruckend, wozu <strong>der</strong> Mensch<br />

in <strong>der</strong> Lage ist und ganze Landschaften<br />

umformen und neu erschaffen kann.<br />

Unser und mein Dank gilt <strong>der</strong><br />

Betriebsleitung des <strong>Tagebau</strong>s<br />

<strong>Hambach</strong>, die die Befahrung<br />

ermöglichte, wie auch den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

des <strong>RDB</strong> e.V. für die informativen<br />

Gespräche und die<br />

Gastfreundschaft. Mein beson<strong>der</strong>er<br />

Dank geht vor allem an<br />

Dr. Wutzler für die wirklich gut<br />

gelungene Führung durch den<br />

großen und beeindruckenden<br />

Braunkohletagebau <strong>Hambach</strong>.<br />

Glückauf.<br />

Fotos: Natalie Roehrig<br />

bergbau 10/<strong>20</strong>08 491

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