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Die Studenten-Fabrik

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Quelle DER SPIEGEL vom 28. 04. 2008<br />

Seite 56<br />

Rubrik Titel<br />

Autor Friedmann, Jan |<br />

Autor Hinrichs, Per |<br />

Autor Kaiser, Simone |<br />

Autor Koch, Julia |<br />

Autor Sontheimer, Michael |<br />

Autor Verbeet, Markus |<br />

Titel<br />

<strong>Die</strong> <strong>Studenten</strong>-<strong>Fabrik</strong><br />

Deutschlands Hochschulen hat eine Revolution erfasst: Schneller, straffer und zugleich praxisnah soll das<br />

Studium werden. <strong>Studenten</strong> stöhnen, Professoren bangen um ihre Freiheit. <strong>Die</strong> Wirtschaft aber freut sich<br />

über die neuen Turbo-Absolventen.<br />

Wie schön hatte sich Christian Nitsche<br />

das <strong>Studenten</strong>leben vorgestellt! Endlich<br />

den Dingen richtig auf den Grund gehen<br />

können, endlich selbst bestimmen, endlich<br />

sein eigener Herr sein. Und dann<br />

natürlich das Nachtleben und monatelange<br />

Semesterferien!<br />

Inzwischen studiert der 22-Jährige seit<br />

fünf Semestern Internationale Betriebswirtschaft<br />

an der Europa-Universität<br />

Viadrina in Frankfurt (Oder). Inzwischen<br />

weiß er: Nichts von alledem ist<br />

wahr.<br />

Flirten am Badesee? "Schön wär's.<br />

Auch bei 30 Grad im Sommer sitze ich<br />

in der Bibliothek und pauke für die<br />

Klausuren." Zechen in <strong>Studenten</strong>kneipen?<br />

"Wann denn? Unter 50 Stunden<br />

pro Woche läuft im Studium nichts."<br />

Backpacking durch Südamerika? "Von<br />

wegen. Ganze vier Tage konnte ich in<br />

den letzten Semesterferien mal nach<br />

Hause fahren. Ansonsten: büffeln, büffeln,<br />

büffeln."<br />

"Zu viel Stoff und zu wenig Zeit", das<br />

findet auch Jenny Kurtz, 29. <strong>Die</strong> alleinerziehende<br />

Mutter studiert Englisch und<br />

Geschichte an der Berliner Humboldt-<br />

Universität. "Man steht ständig unter<br />

Druck", erzählt sie. "Seit Anfang meines<br />

Studiums habe ich acht Kilo abgenommen."<br />

Nicht Denken, sondern bloßes<br />

Pauken sei gefordert: "Nur Fakten<br />

werden abgefragt, Diskussionen sind<br />

unerwünscht."<br />

Kein Zweifel: Studieren in Deutschland,<br />

das ist nicht mehr, was es war. Es weht<br />

ein scharfer Wind an den Universitäten.<br />

Vorbei die Zeiten, da Selbständigkeit<br />

und Selbstverwirklichung großgeschrieben<br />

waren. Heute muss selbst manch<br />

Einser-Abiturient sich gewaltig<br />

strecken, damit er die Klausuren besteht.<br />

Denn eine stille Revolution hat die deutschen<br />

Hochschulen erfasst. Von der Öffentlichkeit<br />

erstaunlich wenig wahrgenommen,<br />

haben die Bildungspolitiker<br />

den Unis eine Rosskur verordnet, die<br />

kaum mehr etwas in Hörsaal und Labor<br />

beim Alten belässt. Reform folgt auf<br />

Reform, jedes Semester hält neue Überraschungen<br />

bereit. "Ich habe nun schon<br />

drei Prüfungsordnungen kennengelernt",<br />

stöhnt der Karlsruher Germanistikstudent<br />

Sebastian Felzmann.<br />

Vor allem ein Ziel haben sich die Reformer<br />

auf ihre Fahnen geschrieben: Das<br />

gemütliche Bummelstudium von gestern<br />

hat ausgedient; ausgebildet wird nun der<br />

flexible, allzeit einsatzbereite Turbo-<br />

Absolvent. "Durchziehen, einfach<br />

durchziehen heißt meine Devise", auf<br />

diese kurze Formel bringt es Michael<br />

Fugel, 22, der in Berlin Verkehrswesen<br />

studiert - und mit seinem Ohrring, dem<br />

Siebentagebart und der Schiebermütze<br />

sieht er nicht gerade so aus, wie man<br />

sich einen Streber vorstellt.<br />

Das gesamte Curriculum wird neu geordnet:<br />

Schneller und straffer soll alles<br />

nun gehen. Und gleichzeitig heißt die<br />

Parole: Praxisbezug. Schon nach sechs<br />

Semestern gibt es den ersten Abschluss,<br />

knapp über 20-Jährige sollen künftig bereits<br />

reif sein für den Start in den Job.<br />

"Akademische Bildung schließt eine<br />

Berufsorientierung doch nicht aus",<br />

meint Rudolf Steinberg, der Uni-Chef in<br />

Frankfurt am Main. Was er da so leichthin<br />

sagt, kommt einem Umsturz gleich<br />

für die traditionelle deutsche Universität.<br />

Das Studium gilt nicht länger als Insel<br />

des Geistes. Nun heißt es: Hier wird<br />

die wirtschaftliche Elite fit für die Zukunft<br />

gemacht.<br />

"Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte<br />

müssen die Unis klare Ziele ihrer<br />

Lehrveranstaltungen formulieren",<br />

sagt Peer Pasternack, Forschungsdirektor<br />

am Institut für Hochschulforschung<br />

Halle-Wittenberg. "Lange Zeit dachte<br />

man, wenn die <strong>Studenten</strong> einem bedeutenden<br />

Wissenschaftler in der Vorlesung<br />

lauschen, wird schon irgendwas<br />

herauskommen."<br />

Vorbei - heute sammeln die <strong>Studenten</strong><br />

für jede Vorlesung "Credit Points" nach<br />

dem europäischen "ECTS-System".<br />

Schon ab dem ersten Semester zählen<br />

die Prüfungsleistungen für die Abschlussnote<br />

- und geprüft wird viel und<br />

scharf.<br />

"Sämtliche Bereiche der Hochschule<br />

werden auf Effizienz getrimmt", konstatiert<br />

Pasternack. Tatsächlich: Zunehmend<br />

verstehen sich Uni-Präsidenten<br />

als Unternehmensführer, Wirtschaftsvertreter<br />

sitzen in den Uni-Gremien,<br />

Hochschulen sieben die Bewerber für<br />

Studienplätze selbst aus, Institute wetteifern<br />

im Exzellenz-Wettbewerb um<br />

Prestige und Fördermillionen. Und Studiengebühren<br />

sind vielerorts zum Symbol<br />

des Umbaus geworden.<br />

Besonders deutlich offenbart sich der<br />

Wandel in der wohl größten Strukturreform<br />

der deutschen Universität, seit<br />

Wilhelm von Humboldt die Einheit von<br />

Forschung und Lehre ersann: dem sogenannten<br />

Bologna-Prozess. Ziel ist die<br />

Umstellung sämtlicher Hochschulabschlüsse.<br />

Diplom und Magister werden<br />

abgeschafft; fortan gibt es nur noch Bachelor<br />

und Master: Den Bachelor-Titel<br />

bekommt, wer, gleichsam als Akademiker<br />

light, sechs Semester Crashkurs in<br />

Grundlagen bestanden hat. Der Master<br />

wartet meist nach zwei weiteren Jahren<br />

Aufbaustudium.<br />

Am 19. Juni 1999 verständigten sich 29<br />

Staaten im italienischen Bologna darauf,<br />

1


ihre Hochschulen einander anzugleichen.<br />

Ihr Beschluss: Ein einheitlicher<br />

europäischer Hochschulraum soll bis<br />

spätestens 2010 geschaffen sein. 46<br />

Länder haben sich dem Ziel verpflichtet,<br />

darunter Armenien, Aserbaidschan,<br />

Georgien, Moldawien und die Ukraine -<br />

das europäische Hochschulsystem ist<br />

zur Großbaustelle geworden.<br />

Rund 82 Prozent aller Universitäten in<br />

Europa haben das neue System bereits<br />

eingeführt, das hat der Europäische<br />

Hochschulverband in seiner letzten Erhebung<br />

2007 festgestellt.<br />

Zwar hinkt Deutschland mit weniger als<br />

70 Prozent noch hinterher. Doch dafür<br />

wird nun hierzulande umso eifriger reformiert.<br />

Radikal wie in keinem anderen<br />

Land wird die Bildung abgekürzt. In nur<br />

acht Jahren zum Abitur, dann noch drei<br />

Jahre bis zum Studienabschluss - vergessen<br />

die Zeiten, als die Deutschen die<br />

Senioren unter Europas Hochschulabgängern<br />

waren.<br />

Gewiss, der Widerstand war groß. Doch<br />

nun beharren auch die Ingenieure nicht<br />

mehr auf ihrem "Dipl.-Ing.". Und selbst<br />

die allerletzten Bastionen wanken: In<br />

den Staatsexamensfächern Medizin und<br />

Jura finden demnächst große Konferenzen<br />

statt. Dort wird beraten, wie man<br />

auch in diesen Disziplinen ein gestuftes<br />

Studienprogramm entwickeln kann.<br />

Unterstützung erhoffen sich die Universitäten<br />

von der Politik. Allzu sehr habe<br />

diese die Lehranstalten bei der Bewältigung<br />

der "ungeheuren Belastung" des<br />

Strukturwandels alleingelassen, klagt<br />

Margret Wintermantel, die Präsidentin<br />

der Hochschulrektorenkonferenz. Nun<br />

sei es Zeit für eine "Phase der Nachsteuerung".<br />

Manche Hochschulen versuchten,<br />

"zu viel Inhalt in die kürzeren<br />

Studiengänge zu stopfen".<br />

Eines freilich dürfe nie in Frage stehen:<br />

"<strong>Die</strong> Reform ist nicht mehr umkehrbar,<br />

sie muss ein Erfolg werden."<br />

Wohl wahr. Denn in Deutschland hängen<br />

hohe Erwartungen am Uni-<br />

Komplettumbau. Der gigantische Feldversuch<br />

in Sachen Bildung dient ja nicht<br />

nur der internationalen Vergleichbarkeit.<br />

Eine zu niedrige Absolventenquote,<br />

ein Heer von Studienabbrechern, die<br />

vielen Langzeitstudenten, Klagen über<br />

fehlende Praxisnähe - das sind die Leiden,<br />

die Deutschlands Unis schon seit<br />

Jahrzehnten quälen. Und "Bologna" betrachteten<br />

viele als Wunderkur, die alle<br />

auf einmal heilen soll.<br />

Rasant wächst nun die Zahl der Deutschen,<br />

die sich "Bachelor" nennen dürfen.<br />

34 599 waren es bis zum Jahr 2006,<br />

schon sehr bald wird ihre Zahl in die<br />

Hunderttausende gehen. Für die deutsche<br />

Wirtschaft schlägt damit eine<br />

Schicksalsstunde. Denn nun wird sich<br />

erweisen, ob die auf den Arbeitsmarkt<br />

drängende Armee der Blitz-Akademiker<br />

hält, was man sich von ihnen versprochen<br />

hatte.<br />

Der Preis des Umbaus, so viel ist jetzt<br />

schon klar, war hoch. Dem Kölner<br />

Rechtswissenschaftler Bernhard Kempen<br />

zum Beispiel, dem Präsidenten des<br />

Deutschen Hochschulverbands, graust<br />

es beim Trend zur allgemeinen Verschulung:<br />

"All diese haarklein festgelegten<br />

Module führen zu einem Scheuklappen-Studium,<br />

das den Blick nach<br />

rechts und links verstellt. Damit werden<br />

wir keine Innovationsträger und Funktionseliten<br />

heranziehen." Und auch Imke<br />

Buß vom Freien Zusammenschluss von<br />

StudentInnenschaften meint: "Es geht<br />

an den Unis nicht mehr um Bildung,<br />

sondern nur noch um Ausbildung."<br />

Was das bedeutet, hat die Hamburger<br />

Politologiestudentin Lena Brentrup<br />

schnell lernen müssen: "Ich dachte, ich<br />

kann mein Studium selbst gestalten."<br />

Stattdessen fand die 19-Jährige einen<br />

detaillierten Plan vor, der ihr Studium<br />

vom ersten Semester an durchorganisiert:<br />

"Das hilft natürlich, das Pensum in<br />

den Griff zu bekommen. Aber ich fühle<br />

mich teilweise wie in der Schule."<br />

Beiden Seiten, Professoren wie <strong>Studenten</strong>,<br />

wurden enorme Opfer abverlangt.<br />

So war die Umbauarbeit in den Universitäten<br />

"mit einer irrsinnigen Bürokratie<br />

verbunden", klagt Hochschulforscher<br />

Pasternack. Zäh musste um jede Studienordnung<br />

gerungen werden. Und<br />

wenn sich schließlich doch alle Gremien<br />

einmal einig waren, dann konnte man<br />

sich stets darauf verlassen, dass die<br />

Software versagte.<br />

All das hat viel kostbare Zeit gekostet.<br />

Genervt stöhnt der Frankfurter Max-<br />

Planck-Forscher Wolf Singer: "Wenn<br />

Sie einen guten Wissenschaftler total inaktivieren<br />

wollen, dann lassen Sie ihn<br />

die Bologna-Reform organisieren."<br />

Manch ein Professor musste sich damit<br />

abfinden, dass sich seine Arbeit immer<br />

mehr der eines Lehrers angleicht, erzählt<br />

der Bochumer Erziehungswissenschaftler<br />

Franzjörg Baumgart. "Im letzten<br />

Wintersemester habe ich 400 Klausuren<br />

korrigiert - so viele kamen bei einem<br />

Hochschullehrer früher im ganzen<br />

Leben nicht zusammen", sagt er.<br />

Zudem sehen viele den geheiligten akademischen<br />

Schutzraum in Gefahr. Allzu<br />

sehr halte der wirtschaftsliberale Effektivitätswahn<br />

Einzug in Vorlesungen und<br />

Seminare. <strong>Die</strong> Angst geht um vor einer<br />

Uni-Welt, in der Rektoren wie CEOs<br />

auftreten und Fakultäten wie Profit-<br />

Center, die um die begehrten Drittmittel<br />

konkurrieren.<br />

"Statt des Elfenbeinturms ist jetzt der<br />

Leuchtturm die Leitmetapher", spottet<br />

der Münchner Sozialpsychologe Heiner<br />

Keupp. Begriffe aus der Welt der Wirtschaft<br />

tauchten immer öfter im "neuen<br />

Jargon des Hochschulmanagements<br />

auf"; Keupp nennt sie "Plastikwörter":<br />

Leistungskontrolle<br />

heißt<br />

"Benchmarking", <strong>Studenten</strong> werden zu<br />

"Kunden", Hochschulen "schöpfen Ressourcen<br />

aus" und "stellen Synergien<br />

her".<br />

<strong>Die</strong> <strong>Studenten</strong> wiederum zahlen mit<br />

Stress und Prüfungsangst. "Viele stehen<br />

durch die strengen Curricula viel stärker<br />

unter Druck", sagt die Psychologin Sigi<br />

Oesterreich vom <strong>Studenten</strong>werk Berlin.<br />

"Einige halten den hohen Leistungsanforderungen<br />

nicht stand. Früher hatten<br />

sie eher Probleme mit der Selbstorganisation,<br />

jetzt wird der vorgegebene Stundenplan<br />

zum Stressfaktor."<br />

Sprunghaft stieg die Nachfrage bei der<br />

psychologischen Beratungsstelle: Suchten<br />

im Durchschnitt der vergangenen<br />

Jahre bis zu 1000 <strong>Studenten</strong> Hilfe bei<br />

den Beratern, so waren es im Jahr 2006<br />

schon 1300, im Jahr 2007 gar mehr als<br />

1400 Neuanmeldungen. Früher, erzählt<br />

Oesterreich, hätten persönliche Probleme<br />

im Vordergrund gestanden. Nun<br />

sind Studien- und Leistungsprobleme an<br />

die erste Stelle gerückt.<br />

Auch sei die Klientel deutlich jünger<br />

geworden: "Jetzt kommen Studierende<br />

schon in den ersten beiden Semestern zu<br />

uns, weil sie sich überrollt fühlen von<br />

der geballten Anforderung durch Klausuren<br />

und Hausarbeiten. Das geht bis zu<br />

Schlafstörungen und Angstzuständen."<br />

Ist die Bologna-Reform all das wirklich<br />

wert?<br />

Jung, smart, formbar, flexibel: So hatte<br />

sich die Wirtschaft den Absolventen der<br />

Zukunft gewünscht. Und die Uni war<br />

auserkoren als <strong>Fabrik</strong>, die ihn liefern<br />

sollte.<br />

Doch halten die neuen Bachelors nun,<br />

was sich Bildungsstrategen und Personalchefs<br />

von ihnen versprochen haben?<br />

Taugen sie als neue, frische Elite? Oder<br />

spucken die Unis nur Discount-Akademiker<br />

aus, denen es an Fachwissen<br />

und Lebenserfahrung mangelt?<br />

In großer Zahl sind Bildungs- und Sozialforscher<br />

ausgeschwärmt, um die neue<br />

Spezies des Bachelors zu durchleuchten<br />

- und ihre Erkenntnisse fallen ernüchternd<br />

aus. "Praktisch alle, die vor fünf<br />

Jahren noch optimistisch waren, sagen<br />

heute: Das ist eine Katastrophe", konstatiert<br />

der Münchner Philosophieprofessor<br />

und ehemalige Kultur-<br />

Staatsminister Julian Nida-Rümelin.<br />

2


Ganz so düster sehen es zwar nicht alle.<br />

Doch Grund zu großer Sorge geben die<br />

Befunde, welche die Forscher zusammengetragen<br />

haben, allerdings:<br />

* Trotz steigender Zahl von Abiturienten<br />

nehmen in einigen Bundesländern<br />

weniger <strong>Studenten</strong> ihr Studium auf - obwohl<br />

sich alle Experten einig sind, dass<br />

Deutschland eigentlich mehr Akademiker<br />

braucht.<br />

* Das starre Korsett des Studienplans<br />

lässt kaum Zeit für Auslandssemester<br />

und Praktika - gerade solche Erfahrungen<br />

aber gelten als wichtige Türöffner<br />

für beruflichen Erfolg.<br />

* Manch Bachelor muss feststellen, dass<br />

sein Abschluss in anderen Ländern bisweilen<br />

nichts gilt - dabei war gerade die<br />

internationale Anerkennung das zentrale<br />

Anliegen der ganzen Umstellung.<br />

* Für die betreuungsintensiven neuen<br />

Studiengänge fehlt es oft schlicht an<br />

Dozenten - und dies, obwohl die Politik<br />

im Hochschulpakt eigens hierfür über<br />

eine Milliarde Euro bereitgestellt hatte.<br />

* Viele Bachelors bemühen sich nach<br />

ihrem Abschluss vergebens um einen<br />

Platz im Master-Studium - doch noch ist<br />

völlig unklar, wie viele Bachelors die<br />

Industrie überhaupt einstellen mag.<br />

* Am meisten leiden unter der Straffung<br />

des Lehrstoffs <strong>Studenten</strong> ohne Finanzspritzen<br />

der Eltern, die neben dem Studium<br />

jobben müssen - und dies, obwohl<br />

es das deutsche Hochschulwesen verglichen<br />

mit anderen Ländern sozialen Aufsteigern<br />

ohnehin schon schwerer macht.<br />

Besonders deprimierend aber sind Zahlen,<br />

die eine Studie des Hochschul-Informations-Systems<br />

(HIS) in Hannover<br />

zutage förderte. <strong>Die</strong> Untersuchung befasst<br />

sich damit, ob es denn gelungen<br />

sei, die Epidemie des Studienabbrechens<br />

einzudämmen. Denn das galt als<br />

eines der wichtigsten Ziele der Reform.<br />

Das Ergebnis fiel schlimmer aus, als es<br />

selbst lautstarke Bologna-Skeptiker befürchtet<br />

hatten: In vielen Studienfächern<br />

werfen nicht weniger, sondern mehr das<br />

Handtuch. Während insgesamt jeder<br />

Fünfte sein Studium vor dem Abschluss<br />

aufgibt, ist es unter den Bachelor-<strong>Studenten</strong><br />

sogar jeder Vierte. Noch weniger<br />

bleiben an den Fachhochschulen bei der<br />

Stange: Dort liegt die Quote der Abbrecher<br />

bei 39 Prozent. Einziger Trost:<br />

Wenn Bachelor-<strong>Studenten</strong> hinschmeißen,<br />

tun sie es bald. <strong>Die</strong> teuren Bummelanten,<br />

die viele Jahre in den Seminaren<br />

hocken, um sich dann doch nie zur Prüfung<br />

anzumelden, gibt es unter ihnen<br />

kaum.<br />

<strong>Die</strong> genaue Analyse erklärt den bitteren<br />

Befund: In Fächern wie Germanistik<br />

oder Politologie nämlich, in denen die<br />

<strong>Studenten</strong> einst vor lauter Freiheit bei<br />

der Gestaltung ihres Studienprogramms<br />

schnell die Orientierung verloren,<br />

scheint die Verschulung besseren Halt<br />

zu geben: Hier halten nun mehr bis zum<br />

Examen durch.<br />

Ingenieure oder Volkswirte hingegen<br />

hatten nie viel Anlass, sich über lasche<br />

Professoren oder unklare Leistungsanforderungen<br />

zu beklagen. Hier schlägt<br />

nun zu Buche, dass die neuen Bachelor-<br />

Kurse den Stoff noch kompakter und<br />

damit noch schwerer verdaulich servieren.<br />

Deshalb nimmt die Zahl derer, die<br />

aufgeben, zu.<br />

Gerade bei Fachhochschülern kommen<br />

häufig finanzielle Ursachen für den Abbruch<br />

hinzu. So stammen dort viele angehende<br />

Ingenieure aus sozial schwächerem<br />

Milieu. Meist müssen diese <strong>Studenten</strong><br />

nebenbei arbeiten - fürs Jobben<br />

aber bleibt neben den Crashkursen für<br />

den Bachelor meist wenig Zeit.<br />

Ein weiterer Grund für die frühe Flucht<br />

von der Hochschule mag mit dem Chaos<br />

der Umstellung zusammenhängen:<br />

Gerade in der Umbruchphase ist es für<br />

die Studienanfänger nicht leicht, sich im<br />

Dickicht der ständigem Wandel unterworfenen<br />

Studien- und Prüfungsordnungen<br />

zurechtzufinden. Schon die Wahl<br />

der passenden Disziplin gerät da rasch<br />

zur Wissenschaft für sich. 8781<br />

"grundständige Studienmöglichkeiten" -<br />

also vorwiegend die kurzen Bachelor-<br />

Programme - listet die Hochschulrektorenkonferenz<br />

auf. Das geht los bei<br />

"Abfallwirtschaft und Altlasten" an der<br />

TU Dresden und endet bei<br />

"Zukunftsenergien", einem Bachelor-<br />

Abschluss der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.<br />

Dem Studienanfänger 2008 ergeht es<br />

wie dem Mobilfunkkunden, der in einem<br />

Dschungel von Tarifen die für ihn<br />

vorteilhafteste Kombination finden<br />

muss. Das ist umso schwieriger, als sich<br />

hinter "Molekulare Medizin" (Bachelor,<br />

Uni Tübingen) nicht unbedingt dasselbe<br />

verbergen muss wie hinter "Medizin,<br />

molekulare" (Diplom, Uni Freiburg)<br />

oder "Molecular Life Sciences"<br />

(Bachelor, Uni Lübeck).<br />

Der Fächerwirrwarr ist Ausdruck eines<br />

Grundproblems des föderalen deutschen<br />

Hochschulsystems. Jahrzehntelang haben<br />

Politik und Universitäten die Anpassung<br />

an den Massenbetrieb verschlafen<br />

- nun reformieren unter dem Druck<br />

von außen alle alles auf einmal und vor<br />

allem jeder, wie es ihm gerade passt.<br />

"Es gibt in Deutschland so viele Bologna-Prozesse,<br />

wie es Hochschulen gibt",<br />

konstatiert die Politologin Katrin Toens,<br />

die sich an der Universität Hamburg gerade<br />

über die Bachelor-Master-Umstellung<br />

in Deutschland habilitiert.<br />

"Überall finden sich Reforminseln,<br />

die nicht unbedingt viel miteinander zu<br />

tun haben."<br />

Das beobachtet auch Hochschulforscher<br />

Pasternack: "Mit der Begründung, international<br />

anerkannte Studienangebote<br />

schaffen zu wollen, hat man in Deutschland<br />

ein System etabliert, das nicht einmal<br />

mehr national vergleichbar ist",<br />

spottet der Wissenschaftler. So bietet allein<br />

das Land Nordrhein-Westfalen<br />

sechs verschiedene Modelle für ein Bachelor-Master-Lehramtsstudium<br />

- da<br />

wird schon der Wechsel an die Nachbaruni<br />

zum bürokratischen Hindernislauf.<br />

Als noch schwieriger kann sich der<br />

Wechsel ins Ausland erweisen. Denn<br />

die vorgeblich so internationalen Abschlüsse<br />

made in Germany sind keineswegs<br />

überall willkommen: Simone Stelten<br />

etwa ist "ganz schön desillusioniert",<br />

seit sie sich um einen Master-<br />

Studiengang bewirbt. <strong>Die</strong> 21-Jährige<br />

studiert "Integrierte Europastudien" in<br />

Bremen; sie hat bereits mehrere Praktika<br />

in Brüssel gemacht und schreibt gerade<br />

an ihrer Bachelor-Arbeit über die<br />

Beteiligung der Bürger an Entscheidungen<br />

der EU-Kommission. Eine zentrale<br />

Lektion in Sachen europäisches Chaos<br />

aber hat ihr erst die persönliche Erfahrung<br />

erteilt.<br />

Das erste Problem ließ sich noch lösen:<br />

Stelten wollte ein Auslandssemester in<br />

England einlegen. Doch die Vorlesungszeiten<br />

und Semesterferien sind nicht<br />

einheitlich geregelt. <strong>Die</strong> University of<br />

Essex hat Trimester, ihre Heimatuni<br />

aber Semester - Stelten sollte im Januar<br />

in England erscheinen, doch in Bremen<br />

lief der Lehrbetrieb noch bis Februar.<br />

"Da hat sich die Bremer Universität flexibel<br />

gezeigt und einige Klausuren vorgezogen",<br />

sagt sie.<br />

Richtig kompliziert wurde es, als sich<br />

Stelten für einen Master-Studiengang<br />

bewerben wollte. Das renommierte Europa-Kolleg,<br />

eine Vorzeige-Institution<br />

in Brügge und Warschau, beschied sie,<br />

"dass ein Drei-Jahres-Bachelor-Abschluss<br />

nicht ausreichend<br />

ist". Hier seien zuvor vier Jahre<br />

Studium verlangt. Dumm nur, dass Steltens<br />

Bachelor-Programm - so wie fast<br />

alle entsprechenden Programme in<br />

Deutschland - eine Regelstudienzeit von<br />

sechs Semestern vorsieht.<br />

"Niemand hat den Deutschen vorgeschrieben,<br />

dass ein Bachelor nur drei<br />

Jahre dauern darf", konstatiert Doris<br />

Pack nüchtern, die Bildungsexpertin der<br />

christdemokratischen Fraktion im Europaparlament.<br />

"In den neuen EU-<br />

Mitgliedstaaten sind vier Jahre die Regel."<br />

3


Wütend schrieb Stelten eine E-Mail<br />

nach Brügge: "In meinen Augen widerspricht<br />

dies der europäischen Angleichung<br />

der Abschlüsse!" Sie bewirbt sich<br />

nun an anderen Hochschulen. Einer ihrer<br />

Aufsätze liegt mit in der Bewerbungsmappe.<br />

Arbeitstitel: "Das Bologna-Dilemma".<br />

Das deutsche Hochschulsystem steht<br />

unterdessen erst jetzt vor einer der<br />

wichtigsten Weichenstellungen. Denn<br />

nun wird sich entscheiden müssen, was<br />

mit den fertigen Bachelors geschieht.<br />

Soll die Mehrheit von ihnen künftig direkt<br />

ins Berufsleben entlassen werden?<br />

Oder sollen die Hochschulen möglichst<br />

viele von ihnen weiter zum Master qualifizieren?<br />

Lange haben die Universitäten die Antwort<br />

auf diese Frage vor sich hergeschoben.<br />

Doch nun wächst rasant die<br />

Zahl der <strong>Studenten</strong>, die den Bachelor-Status<br />

erreichen - und schon zeigt sich,<br />

dass die meisten weiterstudieren wollen.<br />

Erste Erfahrungen deuten darauf hin,<br />

dass in den meisten Studienfächern nur<br />

etwa 20 Prozent von ihnen auf den Arbeitsmarkt<br />

drängen. <strong>Die</strong> große Masse<br />

dagegen, so scheint es, bleibt der Uni<br />

erhalten - falls sie denn dort willkommen<br />

ist.<br />

Verzweifelt versuchen nun viele Universitäten,<br />

sich auf den Ansturm auf das<br />

Master-Studium vorzubereiten. Denn in<br />

welchen Hörsälen, Seminarräumen und<br />

Labors sollen denn alle unterkommen?<br />

"Eine einfache Rechnung macht klar,<br />

dass es Engpässe geben wird", erklärt<br />

die Bologna-Expertin Johanna Witte<br />

vom Bayerischen Staatsinstitut für<br />

Hochschulforschung: "Viele Universitäten<br />

haben so viele personelle und finanzielle<br />

Ressourcen in den Bachelor gesteckt,<br />

dass die im Master zwangsläufig<br />

fehlen." Einige Bundesländer sahen sich<br />

bereits gezwungen, rigorose Übergangsquoten<br />

beim Wechsel vom Bachelor<br />

zum Master zu verordnen.<br />

Für die <strong>Studenten</strong> kann dies fatale Folgen<br />

haben. Lehramtsstudenten zum Beispiel<br />

können ohne den "Master of Education"<br />

nicht in den Schuldienst starten,<br />

für Bachelors kommen allenfalls Hilfslehrertätigkeiten<br />

in Frage. Jedes Bundesland<br />

geht mit diesem Problem auf<br />

seine eigene Weise um: Nordrhein-<br />

Westfalen etwa rang sich durch, sämtlichen<br />

Lehreranwärtern nach bestandenem<br />

Bachelor den Zugang zum Master-<br />

Studium zu gewähren. So großzügig<br />

sind die Hochschulrektoren in Baden-<br />

Württemberg nicht. Wenn es nach ihnen<br />

geht, soll hier nur weiterstudieren dürfen,<br />

wer gute Noten hat.<br />

Ähnliche Probleme zeichnen sich in den<br />

Staatsexamensfächern Jura und Medizin<br />

ab. Ein Jura-Bachelor mag noch unterkommen,<br />

wenn auch nicht als Staatsanwalt<br />

oder Richter - doch was ist mit den<br />

Medizinern? Sollen sie nach sechs Semestern<br />

Studium Patienten behandeln<br />

dürfen?<br />

Auch in vielen Naturwissenschaften ist<br />

das Berufsbild des Bachelor-Absolventen<br />

noch nebulös. "Wir können mit<br />

dem Abschluss praktisch gar nichts anfangen",<br />

meint etwa der Hamburger<br />

Chemiestudent Alexander Littig. "Jeder<br />

Laborant wäre uns überlegen." Wer<br />

Chemiker einstelle, sei eben verwöhnt,<br />

meint der 23-Jährige. Denn es habe sich<br />

bereits im alten System eingebürgert,<br />

dass fast 90 Prozent aller Diplomchemiker<br />

auch noch einen Doktor machen.<br />

"Da brauchen wir alle schon mindestens<br />

den Master, um uns überhaupt bewerben<br />

zu können", sagt Littig.<br />

Wenig anders sieht die Stimmung in<br />

dem als vorbildlich geltenden Studiengang<br />

Biowissenschaften an der Uni<br />

Münster aus: Aus den ersten drei Jahrgängen<br />

zog es fast alle in den Master.<br />

"<strong>Die</strong> guten Aussichten für hochqualifizierte<br />

Naturwissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt<br />

und die Unsicherheit, wie<br />

der Bachelor von den Firmen aufgenommen<br />

wird, führen dazu, dass fast alle<br />

weiterstudieren wollen", berichtet der<br />

Biochemiker Bruno Moerschbacher, der<br />

den Studiengang konzipiert hat. Zudem<br />

zeichne sich eine fatale Eigendynamik<br />

ab: "<strong>Die</strong> Guten studieren weiter, die<br />

Schlechten bleiben übrig." Wenn diese<br />

Bodensatz-Bachelors dann auf Jobsuche<br />

gingen, fürchtet er, "dann könnte es<br />

schnell heißen, der Bachelor tauge<br />

nichts".<br />

Bei den Bachelor-kritischen Ingenieurwissenschaften<br />

sind es sogar die Universitäten<br />

selbst, die auf einem Master<br />

als Regelabschluss beharren. "<strong>Die</strong>ser ist<br />

für uns der berufsqualifizierende Abschluss",<br />

erklären die "TU9" kategorisch.<br />

<strong>Die</strong> neun großen Technischen Universitäten<br />

in Deutschland handeln damit<br />

durchaus im eigenen Sinn: Wegen des<br />

Ingenieurmangels müssten sich Bachelor<br />

wenig Sorgen machen, nach dem<br />

Abschluss ohne Job dazustehen. Wohl<br />

aber fürchten die Hochschulen, auf<br />

wichtige Hilfskräfte verzichten zu müssen:<br />

"Wenn wir unsere Bachelor-<br />

Absolventen an die Industrie verlieren,<br />

haben wir gar nicht mehr genug Leute<br />

für unsere Forschungsprojekte", gesteht<br />

Heinz-Herbert Kaußen, stellvertretender<br />

Kanzler der Rheinisch-Westfälischen<br />

Technischen Hochschule Aachen.<br />

Vergleichsweise leicht haben es die<br />

Wirtschaftswissenschaftler mit der Jobsuche<br />

nach dem Bachelor-Abschluss.<br />

Fast 80 Prozent von ihnen hatten einer<br />

HIS-Studie zufolge ein Jahr nach ihrer<br />

letzten Uni-Prüfung eine Anstellung gefunden.<br />

Matthias Bieletzki zum Beispiel kam<br />

bei Siemens in Essen unter. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen<br />

an der Universität<br />

Duisburg-Essen studiert, und was er<br />

über seine Arbeit im Vertrieb von Turbinen<br />

berichtet, klingt nicht nach<br />

Schmalspurjob: "Weder beim Gehalt<br />

noch bei meinen Aufgaben muss ich als<br />

Bachelor irgendwelche Abstriche machen",<br />

erzählt er.<br />

Aber schon bei den Geisteswissenschaftlern<br />

sieht es deutlich düsterer aus.<br />

Noch immer klingt dem Karlsruher Germanistikstudenten<br />

Sebastian Felzmann<br />

der Vortrag eines Wirtschaftsbosses in<br />

den Ohren, der sie auf die Wirklichkeit<br />

des Berufs einstimmen sollte. "Ein Bachelor<br />

ist doch nichts anderes als ein<br />

zertifizierter Studienabbrecher", hatte<br />

der Mann gehöhnt und damit nur die<br />

Ängste geschürt, die ohnehin alle im<br />

Hörsaal umtrieben. "Uns war doch von<br />

Anfang an klar, dass wir mit einem rein<br />

geisteswissenschaftlichen Bachelor-<br />

Abschluss niemals einen Job finden<br />

werden", meint Felzmann. "Daher ist es<br />

pure Ironie, dass ausgerechnet in diesen<br />

Fächern die Plätze für Master-<strong>Studenten</strong><br />

knappgehalten werden."<br />

Planungschaos, Klausurenstress und Zukunftsangst<br />

- Gründe für Unmut gibt es<br />

genug. In den siebziger und achtziger<br />

Jahren zogen die <strong>Studenten</strong> bei weitaus<br />

geringerem Anlass durch die Straßen,<br />

warfen Farbbeutel, trafen sich zu Sitins,<br />

und Streik war an manch einer Fakultät<br />

der Dauerzustand. Eine Generation,<br />

die ihre Zeit mit Diskussionen am<br />

WG-Küchentisch verbrachte, reagierte<br />

allergisch, sobald von mehr Klausuren<br />

oder kürzerer Studienzeit die Rede war.<br />

Wie anders jedoch ist das Volk, das sich<br />

im Jahr 2008 in Seminarräumen und<br />

Hörsälen einfindet. Das stellten die<br />

HIS-Forscher in Hannover fest, als sie<br />

in einer Umfrage die Gemütslage der<br />

neuen Turbo-Akademiker zu erfassen<br />

versuchten. 22 000 <strong>Studenten</strong> an 150<br />

Hochschulen baten sie um Auskunft.<br />

Das verblüffende Ergebnis: Insgesamt<br />

zeichnet sich ein keineswegs nur negatives<br />

Stimmungsbild ab. Immerhin 46<br />

Prozent der Bachelor-<strong>Studenten</strong> an Unis<br />

fühlten sich rundum gut betreut - das<br />

sind signifikant mehr als bei den <strong>Studenten</strong><br />

der herkömmlichen Studiengänge.<br />

Außerdem zeigt die Statistik: An deutschen<br />

Unis wird inzwischen kürzer studiert.<br />

Wie erhofft ist die Studiendauer<br />

drastisch gesunken. Der durchschnittliche<br />

Bachelor hat sein Examen nach 6,9<br />

4


Semestern in der Tasche. Er liegt damit<br />

gerade einmal ein halbes Semester über<br />

der Regelstudienzeit - undenkbar im alten<br />

Deutschland der Bummelstudenten.<br />

Solche Zahlen offenbaren: Vielerorts ist<br />

ein neuer pragmatischer <strong>Studenten</strong>typ<br />

auf den Plan getreten. Fleiß und Hartnäckigkeit<br />

verdammt er nicht mehr als<br />

Strebertum. Selbstfindung gilt ihm als<br />

Zeitverschwendung.<br />

An der Frankfurter Johann Wolfgang<br />

Goethe-Universität lässt sich die Generation<br />

Bachelor am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

besichtigen. Daniela<br />

Schlosser, 20, startet gerade ins<br />

zweite Semester. Schon in der 11. Klasse<br />

hatte sich die Nürnbergerin auf Abi-<br />

Messen informiert; ehe sie sich einschrieb,<br />

reiste sie zweimal eigens zu Info-Veranstaltungen<br />

nach Frankfurt an.<br />

Im ersten Semester hat sie neben den<br />

Pflichtfächern Mathematik, Finanzen,<br />

Rechnungswesen und VWL auch schon<br />

Wirtschaftsrecht belegt. "Das brauche<br />

ich sowieso für mein Schwerpunktfach."<br />

Schlosser würde gern schon nach dem<br />

Bachelor-Abschluss in den Job starten,<br />

am liebsten in der Erwachsenenbildung<br />

als Wirtschaftspädagogin. Sie glaubt zu<br />

wissen, worauf es ankommt: "<strong>Die</strong> Unternehmen<br />

wollen junge Leute, die sie<br />

noch formen können und die ungebunden<br />

sind."<br />

Ihr Kommilitone Stefan Bachmann hat<br />

sich vor allem wegen der neuen Abschlüsse<br />

für Frankfurt entschieden. "Ich<br />

hätte auch in Mannheim anfangen können",<br />

erzählt er, "aber da wäre ich einer<br />

der letzten Diplomstudenten gewesen -<br />

dann bin ich doch lieber einer der ersten<br />

Bachelors."<br />

<strong>Die</strong> straffe Organisation des Studiengangs<br />

schreckt den 22-Jährigen nicht:<br />

"<strong>Die</strong> Zeit ist zwar knapp, aber es ist zu<br />

schaffen." Gerade genehmigte ihm die<br />

Uni ein Urlaubssemester für ein sechsmonatiges<br />

Praktikum bei der Fondsgesellschaft<br />

der Deutschen Bank; bei den<br />

Beratern von PricewaterhouseCoopers<br />

hat er auch schon hospitiert, ebenso im<br />

Deutschen Bundestag. "So brauche ich<br />

zwar ein Semester länger bis zum Bachelor,<br />

dafür habe ich schon sehr viel<br />

Praxiserfahrung", erklärt Bachmann.<br />

Im Winter zieht es den künftigen Finanzexperten<br />

zum Auslandsstudium<br />

nach Boston. "In meinem Hauptfach habe<br />

ich dann sicher genauso viel drauf<br />

wie die früheren Diplomer", sagt Bachmann,<br />

"dafür bin ich vielleicht in der<br />

Breite nicht ganz so gut aufgestellt."<br />

Nach ein paar Jahren Berufserfahrung<br />

will er deswegen noch einen Master dranhängen<br />

- "im Job muss man ja ohnehin<br />

immer Neues dazulernen, man ist<br />

nie fertig ausgebildet".<br />

Selbst bei den Asten, lange Zeit ein letzter<br />

Rückzugswinkel der Protestgeneration,<br />

ist der neue Geist eingekehrt. Der<br />

Asta-Flur der Uni Hamburg etwa, der<br />

noch vor kurzem mit seinen verdreckten<br />

Sofas, dem ramponierten Mobiliar und<br />

den schmutzgelben Wänden eher an ein<br />

Möbellager der Caritas erinnerte, präsentiert<br />

sich nun wie das Chefbüro einer<br />

Agentur: Ein einheitliches Logo ziert<br />

frischgestrichene Wände und Türen, die<br />

<strong>Studenten</strong>vertreter residieren hinter einer<br />

Glastür. "Zugang über Office" steht<br />

am Büro der Asta-Chefs Benjamin Gildemeister<br />

und Olaf Holst. Corporate<br />

Identity und Vorzimmersekretariat - die<br />

Insignien der Macht haben die neuen<br />

Regenten bereits verinnerlicht.<br />

Auch der politische Kurs ist moderater<br />

geworden. Einst konnte dem Asta nichts<br />

recht sein, was "Raketen-Moni" anpackte,<br />

die Hamburger Uni-Präsidentin und<br />

Raumfahrttechnikerin Monika Auweter-<br />

Kurtz. Nun setzen Juso Gildemeister<br />

und sein Kollege Holst auf das Gespräch<br />

mit ihr. Heißes Diskussionsthema<br />

derzeit: die Übergangsquoten von<br />

Bachelor-Absolventen zu den weiterführenden<br />

Master-Studiengängen.<br />

Und Gildemeister kann auch schon stolz<br />

einen Erfolg verkünden: "Wir haben 36<br />

Millionen Euro mehr herausverhandelt.<br />

Damit können jetzt 80 Prozent der Bachelors<br />

auch den Master machen."<br />

Überhaupt ist seine Kritik an der Bologna-Reform<br />

verhalten. "Viele Befürchtungen<br />

sind nicht unbedingt eingetroffen",<br />

sagt Gildemeister beispielsweise.<br />

Selbst für jene, die beim Gerangel um<br />

einen Platz im Master-Studium leer ausgehen,<br />

sehen die Aussichten zumindest<br />

in den wirtschaftsnahen Fächern gar<br />

nicht so düster aus.<br />

Es waren ja nicht zuletzt Wünsche aus<br />

der Industrie gewesen, die den Bologna-<br />

Reformern als Ansporn dienten: Zu alt<br />

und zu praxisfern seien die Uni-<br />

Absolventen, pflegten Personalchefs zu<br />

klagen. Der Wechsel zum Bachelor und<br />

Master müsse "so schnell wie möglich<br />

erfolgen", drängelten die Personalvorstände<br />

von 22 großen deutschen Unternehmen<br />

in einer gemeinsamen Erklärung<br />

vor zwei Jahren.<br />

Wenn es um Fähigkeiten der Absolventen<br />

geht, stehen auf der Wunschliste der<br />

Firmen einer aktuellen Umfrage des<br />

Deutschen Industrie- und Handelskammertags<br />

zufolge ganz oben: Teamfähigkeit,<br />

Selbständigkeit und Selbstmanagement,<br />

Einsatzbereitschaft sowie Kommunikationsfähigkeit.<br />

"Beschäftigungsbefähigung" oder<br />

"Employability" heißt der Strauß solcher<br />

Qualifikationen im Personalchefsprech.<br />

Gerade in dieser Disziplin aber stellte<br />

das Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung<br />

vielen Bachelor-<br />

Studiengängen ein gutes Zeugnis aus.<br />

Zwar weigerten sich einige Hochschulen<br />

immer noch, ihre Absolventen auf<br />

die Arbeitswelt vorzubereiten, insgesamt<br />

aber, so das Fazit, "haben wir eine<br />

erfreuliche Zunahme von Studiengängen,<br />

die eines der in Europa vereinbarten<br />

Ziele vorbildlich erfüllen, nämlich<br />

die Förderung der Beschäftigungsbefähigung<br />

in die Curricula einzubauen".<br />

Auch das Institut der Deutschen Wirtschaft<br />

Köln (IW) kommt zu einer vorsichtig<br />

optimistischen Einschätzung:<br />

"Zu Beginn war die Skepsis gegenüber<br />

den neuen Abschlüssen wesentlich größer,<br />

doch das beginnt sich zu wandeln",<br />

sagt Thorsten Lang, Arbeitsmarktexperte<br />

des Instituts.<br />

Unternehmensberater und Banken zählten<br />

zu den Ersten, die unter dem Motto<br />

"Bachelor welcome" gezielt um die<br />

Neulinge warben. Denn diese Branchen<br />

rekrutieren ihren Nachwuchs ohnehin<br />

seit langem auch im angelsächsischen<br />

Raum und sind deshalb mit Bachelors<br />

und Masters bestens vertraut. "Wir machen<br />

damit international schon seit vielen<br />

Jahren sehr gute Erfahrungen", heißt<br />

es etwa bei der Deutschen Bank. Auch<br />

in Deutschland würden nun<br />

"kontinuierlich vermehrt Bachelors"<br />

eingestellt.<br />

Etwas schwerer taten sich zunächst die<br />

mittelständischen Unternehmen. Doch<br />

langsam verlieren die Personalchefs ihre<br />

Scheu. So befragte die Arbeitsgemeinschaft<br />

hessischer Industrie- und Handelskammern<br />

die Unternehmen des<br />

Landes nach ihren Erfahrungen mit den<br />

neuen Bachelors. Drei Viertel von ihnen<br />

äußerten sich zufrieden.<br />

Zwar klagt mancher Chef über vereinzelte<br />

Lücken in der Breite des Fachwissens.<br />

Auch bringen viele der Blitz-<br />

Akademiker den Unternehmen nicht genügend<br />

Erfahrung mit. "Ich stelle niemanden<br />

ein, bloß weil er 23 ist", sagt etwa<br />

Volker Westedt, Leiter Nachwuchsgewinnung<br />

und Hochschulmarketing bei<br />

der Deutschen Bahn AG. Das starre<br />

Korsett des Studiums lasse vielfach keine<br />

Zeit für Praktika oder Auslandssemester<br />

- für Westedt neben der Examensnote<br />

entscheidende Einstellungsvoraussetzungen.<br />

"Da kommen dann<br />

22-Jährige von der Uni, die außer dem<br />

Hörsaal nichts gesehen haben", sagt er,<br />

"und die Hochschulen sagen uns, ihr<br />

wolltet doch junge Absolventen."<br />

Trotz solcher Kritik erweist sich die<br />

Sorge als unberechtigt, die Bachelors<br />

könnten vor allem als billige Hilfskräfte<br />

5


eschäftigt werden. "<strong>Die</strong> Vermutung,<br />

Absolventen mit Bachelor-Abschluss<br />

würden unterhalb des Hochschulniveaus<br />

eingestellt, wird nicht gestützt", heißt es<br />

in einer IW-Studie, bei der über 600<br />

Unternehmen befragt wurden.<br />

An eine wesentliche Chance der Reform<br />

allerdings müssen sich in Deutschland<br />

sowohl <strong>Studenten</strong> wie auch Unternehmen<br />

noch gewöhnen: Nach dem ersten<br />

Abschluss nämlich können die Absolventen<br />

erst einmal Arbeitserfahrung<br />

sammeln, um dann einige Jahre später<br />

das Master-Studium anzuhängen.<br />

"Leider haben wir in Deutschland diese<br />

Tradition bisher nicht", sagt Burkhard<br />

Schwenker, der Vorsitzende der Geschäftsführung<br />

der Unternehmensberatung<br />

Roland Berger. "In England dagegen<br />

ist es längst üblich, dass junge Leute<br />

Literatur studieren, dann in die Wirtschaft<br />

gehen und erst anschließend ihren<br />

Master machen."<br />

Der britische Master-Absolvent ist deshalb<br />

rund ein Jahr älter als der durchschnittliche<br />

deutsche Hochschulabgänger,<br />

fand eine Studie der Fachhochschule<br />

für Technik und Wirtschaft in Berlin<br />

vor drei Jahren heraus. Viele Briten<br />

würden nach dem Bachelor-Abschluss<br />

eben erst einmal arbeiten, bevor sie an<br />

die Hochschule zurückkehren.<br />

Doch auch in Deutschland gibt es erste<br />

Hinweise darauf, dass sich solche akademischen<br />

Patchwork-Lebensläufe<br />

durchsetzen könnten. <strong>Die</strong> Duisburger<br />

Buchhändlerin Miriam Driever, 26, zum<br />

Beispiel liebäugelt damit, in einigen<br />

Jahren einen zusätzlichen Abschluss auf<br />

ihren Bachelor in Geschichte und Spanisch<br />

draufzusatteln. Der Philosophieund<br />

Wirtschafts-Bachelor Moritz Delbrück,<br />

29, will nach zwei, drei Jahren<br />

im Job bei einer Kölner Unternehmensberatung<br />

ebenfalls wieder an die Uni<br />

zurück.<br />

Und auch Philipp Schuchall, 26, besucht<br />

derzeit nebenher die Kurse des Master-<br />

Studiums. Bereits vor drei Jahren kam<br />

er zu einem Posten als Controller bei<br />

der Deutschen Bahn AG in Frankfurt<br />

am Main - eher zufällig, wie sich<br />

Schuchall erinnert: "Eigentlich wollte<br />

ich gleich meinen Master machen", erzählt<br />

der Betriebswirt. Auf einer Rekrutierungsmesse<br />

nahm er dann aber an einem<br />

Auswahlverfahren der Bahn teil -<br />

und ging mit einem Jobangebot nach<br />

Hause. Jetzt rechnet Schuchall für den<br />

Transportriesen aus, welche Umsätze<br />

bestimmte Strecken im Fernverkehr<br />

bringen sollten.<br />

"Der frühe Einstieg ins Berufsleben hat<br />

auf jeden Fall Vorteile", erklärt<br />

Schuchall. "An der Uni oder auch im<br />

Praktikum kann man niemals so viel<br />

Praxiserfahrung sammeln, weil man einfach<br />

nicht die Verantwortung bekommt,<br />

die ich jetzt schon habe."<br />

<strong>Die</strong> im Job schon erfolgreichen Bachelor-Absolventen<br />

sind denn auch eher geneigt,<br />

vor allem die Vorteile der Bologna-Reform<br />

zu sehen. Das Studium verstehen<br />

sie als Stufenleiter auf dem Weg<br />

zur beruflichen Karriere. Leistungsdruck<br />

und Planungschaos nehmen sie<br />

hin.<br />

Zwar mögen sich nicht alle in diesen<br />

neuen Pragmatismus fügen. Allerdings<br />

sind es weniger die <strong>Studenten</strong> als vor allem<br />

Professoren, die einer Zeit Humboldtscher<br />

Ideale nachtrauern, als das<br />

Studium noch als Schonraum zur Reifung<br />

von Geist und Persönlichkeit galt.<br />

"Aber was sollten wir machen?", fragt<br />

Franzjörg Baumgart, der in Bochum als<br />

einer der Ersten in Deutschland den<br />

Umbau des Pädagogikstudiums organisiert<br />

hat - weniger aus Enthusiasmus,<br />

sondern aus der Einsicht, dass er eben<br />

notwendig war. Alarmiert wurden er<br />

und seine Kollegen vor ein paar Jahren<br />

von einer deprimierenden Statistik aus<br />

dem eigenen Fachbereich: Danach<br />

schafften es im Fach Pädagogik nur<br />

traurige 17 Prozent der Studienanfänger<br />

bis zum Abschluss; andere Geisteswissenschaften<br />

meldeten ähnliche Desaster-<br />

Zahlen. Baumgart: "Bei solchen Befunden<br />

konnten wir nicht weitermachen<br />

wie bisher."<br />

Den Schwenk Richtung Verschulung<br />

hält Baumgart für ebenso bedauerlich<br />

wie unvermeidlich: "Wenn die Humboldtsche<br />

Universität funktionieren<br />

würde, wäre das natürlich sehr viel attraktiver",<br />

sagt er. "Wenn sich die Bedingungen<br />

aber so stark gewandelt haben,<br />

kann ich doch nicht ernsthaft an<br />

diesem Ideal festhalten."<br />

<strong>Die</strong>se Einsicht scheint sich auch unter<br />

den <strong>Studenten</strong> durchgesetzt zu haben.<br />

<strong>Die</strong> Protestler haben weitgehend aufgegeben.<br />

"Es gibt ja ohnehin niemanden,<br />

bei dem man sich beschweren kann",<br />

klagt die Berliner Anglistikstudentin<br />

Jenny Kurtz. "Ja, sicher, es gibt jede<br />

Menge Demos, aber da geht eben keiner<br />

mehr hin."<br />

JAN FRIEDMANN, PER HINRICHS,<br />

SIMONE KAISER, JULIA KOCH, MI-<br />

CHAEL SONTHEIMER, MARKUS<br />

VERBEET <br />

Susann Mills, 27, studiert Französisch<br />

und Dänisch an der Humboldt-Universität<br />

Berlin.<br />

"Ich arbeite rund 30 Stunden für die Uni<br />

in der Woche. Dazu jobbe ich 20 Stunden<br />

in einem Café, um wenigstens 600<br />

Euro zu verdienen. Wie ich da noch ein<br />

Praktikum machen soll, ist mir schleierhaft."<br />

<br />

<br />

Simone Stelten, 21, schreibt gerade ihre<br />

Bachelor-Arbeit an der Uni Bremen.<br />

"Ich wollte in Brügge meinen Master<br />

machen. <strong>Die</strong> Uni dort fordert aber einen<br />

vierjährigen Bachelor. Das widerspricht<br />

doch der Angleichung der Abschlüsse.<br />

Für mich ist da ein Traum geplatzt."<br />

<br />

<br />

Alexander Littig, 23, studiert im 4. Semester<br />

Chemie an der Uni Hamburg.<br />

"Bei den Professoren gibt es einige Betonköpfe,<br />

die den Bachelor nicht ernst<br />

nehmen und weiter lehren, als gäbe es<br />

noch das Diplom. Wir sind dann die<br />

Versuchskaninchen, die das auszubaden<br />

haben." <br />

<br />

Miriam Driever, 26, hat Geschichte und<br />

Spanisch in Düsseldorf studiert. Sie arbeitet<br />

als Buchhändlerin.<br />

"Der Bachelor ist gut für Absolventen,<br />

die nicht in der Wissenschaft bleiben<br />

wollen. Sie haben dann schnell einen<br />

Abschluss und können sich einen Job<br />

suchen."<br />

<br />

<br />

Michael Fugel, 22, studiert im 4. Semester<br />

Verkehrswesen an der TU Berlin.<br />

"Beim Übergang zu den neuen Abschlüssen<br />

hakt es an allen Ecken und<br />

Enden. <strong>Die</strong> Bürokratie, das Organisatorische<br />

- das ist der Wahnsinn. Einen Nebenjob<br />

zu machen, das würde überhaupt<br />

nicht<br />

hinhauen."<br />

<br />

<br />

Phillipp Schuchall, 26, Bachelor-Absolvent,<br />

arbeitet bei der Deutschen Bahn<br />

in Frankfurt am Main.<br />

"Meine Vorgesetzten mussten zuerst<br />

einmal schauen, was ein Bachelor überhaupt<br />

kann, aber ich durfte sehr schnell<br />

eigenverantwortlich arbeiten."<br />

<br />

Abbildung: Statistik-Klausur (in Magdeburg)<br />

Das Bummelstudium hat ausgedient<br />

/ ANDREAS LANDER / PIC-<br />

TURE-ALLIANCE / DPA<br />

Abbildung: / NORBERT MICHALKE<br />

Abbildung: Bibliothek an der Freien<br />

Universität Berlin: Fakultäten treten wie<br />

Profit-Center auf, die um Drittmittel<br />

konkurrieren / RAINER JENSEN /<br />

DPA<br />

Abbildung: / CLAUDIA SCHIFFNER<br />

6


Abbildung: Campusleben in Maastricht:<br />

Neidisch schauen deutsche Bildungsfunktionäre<br />

hinüber in die Niederlande /<br />

PETER BLOK<br />

Abbildung: / EVA HÄBERLE<br />

Abbildung: / NORBERT ENKER<br />

Abbildung: Stellenangebote auf einer<br />

Jobmesse (in Köln): Für die deutsche<br />

Wirtschaft schlägt eine Schicksalsstunde<br />

/ CHRISTOPH PAPSCH / VARIO<br />

IMAGES<br />

Abbildung: / NORBERT MICHALKE<br />

Abbildung: Studentische Wohngemeinschaft<br />

(1968 in Berlin): Eine Generation,<br />

die ihre Zeit bei Diskussionen am<br />

Küchentisch verbrachte / MICHAEL<br />

RÜTZ / AGENTUR FOCUS<br />

Abbildung: / TIM WEGNER<br />

7


© 2008 PMG Presse-Monitor GmbH<br />

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