winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša

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03.11.2013 Aufrufe

Gegebenheiten zu beachten. Zahlreiche ungarische Orte, darunter auch Doljna Lendava, kamen unter die Oberherrschaft des Königreichs Jugoslawien. Viele Juden übersiedelten nach Ungarn, weil sie sich im neuen Staat nicht sicher fühlten. Jene, die zu Hause blieben, setzten ihre bisherige Arbeit fort, manche beschäftigten sich sogar mit der Politik. Der Rechtsanwalt Dr. Strasser und der Arzt Dr. Brünner setzten sich für die politische und wirtschaftliche Gleichstellung der ansässigen ungarischen Volksgruppe sowie für die Verwendung der ungarischen Sprache im öffentlichen Leben ein. Ab dem Jahr 1921 fiel die Zahl der jüdischen Bevölkerung im Bezirk Doljna Lendava. Bei der Volkszählung 1931 gab es im Bezirk nur noch 207 Juden. Am 17. April 1941 kapitulierte die jugoslawische Armee, die Besatzer teilten sich Jugoslawien auf. Das Schicksal der jugoslawischen Juden war von da an abhängig von den jeweiligen Besatzern bzw. vom besetzten Gebiet, in dem sie lebten. In Gebieten, die an Ungarn angeschlossen wurden (Bačka, Baranja, Medžimurje und Prekmurje), behandelte man die Juden gemäß den Gesetzen und dem diskriminierenden Regime des Profaschisten Horthy. Wegen der Erschütterungen – Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie, Revolution, Friedensvertrag von Paris –, die der Staat schon seit dem Jahr 1918 erlebte, kam der Antisemitismus ans Tageslicht, der verdeckt in der ungarischen Gesellschaft vorhanden war und auch in der Gesetzgebung auftauchte. Im XXV. Gesetz aus dem Jahr 1920, dem „Numerus clausus“, wird die Teilnahme von Studenten jüdischer Abstammung an der universitären Ausbildung eingeschränkt. Das Gesetz wurde zwar nie konsequent umgesetzt, jedoch war damit die Ungleichbehandlung der ungarischen Juden öffentlich anerkannt; gleichzeitig verstärkte sich in der Öffentlichkeit die irrige Überzeugung, dass für die Schwierigkeiten im Land vor allem die Juden verantwortlich seien. Die ungarische politische Führung, die ab dem Jahre 1930 schrittweise in eine immer schwierigere Lage kam, beschränkte, wegen der stärker werdenden extremen Rechten im eigenen Land und dem Druck Nazi- Deutschlands, weiterhin die Rechte der Juden. Das so genannte erste Gesetz über die Juden (Gesetz XV/1938) schränkte die Ausübung bestimmter intellektueller Berufe durch Angehörige des jüdischen Glaubens auf maximal 20 % ein. Das zweite Gesetz über die Juden (Gesetz IV/1939) schränkte noch zusätzlich ihre Tätigkeiten im wirtschaftlichen und kulturellen Leben sowie in der öffentlichen Verwaltung ein, und es erfasste auch Personen, die zwar nicht den jüdischen Glauben hatten, aber von denen ein Elternteil oder beide Großeltern Juden waren. Das dritte Gesetz über die Juden, das im Jahr 1941 verabschiedet wurde (Gesetz XV/1941), basierte auf Rassenunterschieden und verbot die Heirat zwischen Juden und Nichtjuden. Auf seiner Grundlage wurde sogar der Versuch der „Rassenverhöhnung“ bestraft. Die Diskriminierung der Juden spürte man auch im Heer. Mit dem Gesetz zur Verteidigung aus dem Jahr 1939 wurde auch die Institution der Zwangsarbeit eingeführt, u. a. auch für jene, die wegen ihrer Herkunft „nicht geeignet“ waren, mit der Waffe zu dienen. In diesen Jahren wurden mehr als zehntausend ungarische Juden in Gebiete mit militärischen Operationen und zur Zwangsarbeit in die serbischen Kupferminen und nach Deutschland geschickt, wo sie Befestigungsarbeiten verrichteten. Die jüngeren Juden aus dem Prekmurje wurden von der ungarischen Obrigkeit im Sommer 1941, im Oktober, November und Dezember 1942 sowie im Jänner 1943 mobilisiert und zur Zwangsarbeit verpflichtet. So führte man im Sommer 1941 auch Alfred Teichmann und Karcsi Schön ab, beide starben im Winter desselben Jahres in der Umgebung von Stalingrad. Im Oktober 1942 wurden weitere vier junge Juden von Lendava zur Zwangsarbeit deportiert, und zwar Ladislav Vajs, Bélo Eppinger, Ben Teichmann und Lászlo Kovács, der die Grausamkeiten des Krieges nicht überlebte. Ladislav Vajs überstellte man am 1. Oktober 1942 ins Zwangsarbeitslager, und zwar nach Köszeg, wo man ihn zusammen mit anderen in der Kaserne einquartierte. Zuerst schickte man die Gefangenen zu Heeresübungen, dann mussten sie verschiedene physische Tätigkeiten verrichten. Man trieb sie zu Fuß bis Užgorod. Auf dem Weg hielten sie in Ortschaften, wo sie dann arbeiten mussten. Meistens gruben sie Bunker und Fallen für Panzer. Im März 1944 kam Ladislav Vajs nach Mauthausen, wo man ihn in die Arbeitseinheit III/2 schickte. Sein Schicksal war traurig. Die Gefangenen schliefen in Baracken, am Boden, und arbeiteten unter unmenschlichen Bedingungen; sie aßen nur einmal täglich, viele erkrankten, die meisten an Flecktyphus. Ladislav Vajs kehrte im Mai 1945 zurück. In Lendava erwartete ihn ein ausgeraubtes Haus, die Eltern waren Opfer des Holocausts geworden. Béla Eppinger brachte man zur Zwangsarbeit nach Deutschland, aber er flüchtete und konnte sich längere Zeit verstecken. Mitte Mai 1945 kam er nach einem langen Fußmarsch in Lendava an. Als er am jüdischen Friedhof vorbeikam, ging er hinein und setzte sich auf das Grab seines Vaters. Dort erfuhr er von einer Zigeunerin – welche Ironie, ebenfalls ein vertriebener Mensch –, dass ganz alleine war, dass alle Familienmitglieder in den Gaskammern in Auschwitz umgekommen waren. 86

Im März 1944 okkupierten die Deutschen Ungarn, womit sie auch das Schicksal der Juden besiegelten. Den Nazis und ihren ungarischen Helfern gelang es mit Mitteln, die die staatliche Behörde zur Verfügung stellte, in weniger als vier Monaten, Ungarn (mit Ausnahme von Budapest) „judenrein“ zu machen. Nirgendwo in Europa, wo die Nazis herrschten, gab es einen ähnlichen Prozess. Während des Holocausts verloren mehr als eine halbe Million Menschen mit ungarischer Staatsbürgerschaft, die man zu den Juden zählte, ihr Leben. Tapolca, Keszthely, Zalaszentgrótu und Sümeg. Auf der Liste fehlte Nagykanizsa, weil es dort bereits ein Internierungslager gab. Nagykanizsa liegt in einem Gebiet des Komitats Zala, das man Anfang April 1944 zum Manövergebiet des Heeres erklärte. Wegen der aufgezählten Gründe begann man mit der Vertreibung, die auch das Prekmurje und Medžimurje sowie die Bezirke Doljna Lendava, Čakovec, den südlichen Teil des Komitats Somogy und Prelog erfasste. 8740 Juden wurden gefangen genommen. Obwohl die Verordnung über die Übersiedelung von Juden erst am 26. April 1944 verabschiedet wurde, erarbeiteten deutsche und ungarische Funktionäre, die sich um das Programm der Endlösung bemühten, schon am 4. April die Details der Gettoisierung. Bei der Errichtung der Gettos waren ihnen die „reichen Erfahrungen“ der anderen europäischen Länder eine Hilfe, die von den Nazis besetzt worden waren. Weil Lászlo Endre erst am 9. April offiziell zum Innenminister ernannt wurde, war das Dokument (6163/1944 B. M.) mit der Unterschrift von Lászlo Bakya versehen und wurde am 7. April als streng vertraulich herausgegeben. In der Verordnung, die man den Vertretern der lokalen Organe der Staatsmacht zuschickte, wurden die einzelnen Schritte im Zusammenhang mit der Gettoisierung, Konzentration und Deportation der Juden angeführt: „Die ungarische königliche Herrschaft wird in kurzer Zeit den Staat von allen Juden reinigen. Die Säuberung verordne ich nach Gebieten, die jüdische Bevölkerung ist, unabhängig von Geschlecht und Alter, in Sammellager zu überführen. In Städten und größeren Orten wird später ein Teil der Juden in jüdischen Bauten, die die Polizeiorgane bestimmen werden, bzw. in Gettos untergebracht.“ Das Dokument bestimmte auch, dass das Sammeln der Juden die zuständige Gebietspolizei und die ungarischen königlichen Gendarmen auszuführen hatten. Baky befahl in seiner VII. (1944/6136) geheimen Verordnung vom 4. April allen Bürgermeistereien, der Polizei und der Gendarmerie, zusammen mit den jüdischen Organisationen Listen der Juden vorzubereiten. Sie hatten 48 Stunden zur Verfügung, um die Listen mit Personen jüdischer Herkunft, mit ihren Familienmitgliedern und mit Angabe des Wohnortes und Berufes in vierfacher Ausführung vorzulegen. Sie arbeiteten unter der Führung des ungarischen Kommandos für die Entjudisierung und in enger Zusammenarbeit mit Eichmanns „Sonderkommando“, ihr Führer war der Oberstleutnant der Gendarmerie, László Ferenczy. Im Plan für die Gettoisierung und Deportation waren sechs nach Gebieten getrennte „Säuberungsaktionen“ vorgesehen. Der Staat wurde in sechs Aktionszonen eingeteilt, zu jeder gehörten ein oder zwei Gendarmerie- Gebiete. Die Geschichte des Komitats Zala wurde Teil der V. Zone. Die Verordnung Nr. 18.024 vom 4. Mai 1944 des Bürgermeisterstel lvertreters bestimmte die Gründung von Gettos in Zalaegerszeg, Am 26. April 1944 kam ein Abgesandter der ungarischen Regierung nach Lendava und erließ den Befehl, die Juden in der Synagoge zu versammeln. Die ungarischen Gendarmeriebeamten forderten die lokale jüdische Bevölkerung auf, sich bis zum Abend im Gebetshaus zu melden. Sie durften nur ein 25 kg schweres Paket mit Nahrungsmitteln, warmer Kleidung und Schuhwerk, geeignet für Fußmärsche, mitnehmen. 57 jüdische Familien wurden über Nacht in der Synagoge eingesperrt. Auch auf die Toilette, die im Hof lag, begleiteten sie die Gendarmeriebeamten. Viele versteckten dort ihr Gold bzw. Geld sowie die Wertsachen, die sie bei sich hatten. Am nächsten Tag führte man die Juden von Lendava nach Čakovec und übergab sie der Gestapo. Von dort überstellten sie die Deutschen in verschlossenen Viehwaggons nach Nagykanizsa. Zwischen dem 26. und 28. April 1944 brachte man die Juden des Komitats Zala, das Sammeln dauerte nur drei Tage, in Nagykanizsa an drei verschiedenen Orten unter. In die Wirtschaftsschule presste man 600 – 700 Menschen, vor allem aus der Umgebung von Nagykanizsa, Prekmurje und Medžimurje. In die Handelsschule, den Kindergarten und das Altersheim quetschte man ca. 600 Menschen und in die Synagoge sowie in der Hauptstraße 500 – 600 Personen aus Nagykanizsa. Die Gettos glichen Internierungslagern und waren vollkommen voneinander getrennt. Zuerst wurden die Juden von den Deutschen bewacht, dann von den Gendarmeriebeamten. Lajos Hegyi, damaliger Bürgermeisterstellvertreter, tat alles, um das Leid der Juden zu mildern. Er unterhielt sich mehrmals mit dem Vorsitzenden des jüdischen Rates, Dr. Jenő Halphen, und besorgte größere Mengen an Nahrungsmitteln. Er erreichte auch, dass zur Untersuchung des Gesundheitszustandes der Menschen ein Amtsarzt die Lager besuchte. Bereits am 28. April wurde die erste Gruppe, ca. 800 Personen, aus dem Lager abgeführt. In Nagykanizsa waren die Juden von Lendava nur wenige Tage beisammen, denn mit einem Transport, in dem Menschen verschiedenen Alters waren, von 17 bis 60 Jahren, führte man sie nach Auschwitz. Als sie im Lager ankamen, traten sie durch ein Tor, 87

Gegebenheiten zu beachten. Zahlreiche ungarische Orte, darunter<br />

auch Doljna Lendava, kamen unter die Oberherrschaft des Königreichs<br />

Jugoslawien. Viele Juden übersiedelten nach Ungarn, weil sie sich im<br />

neuen Staat nicht sicher fühlten. Jene, die zu Hause blieben, setzten<br />

ihre bisherige Arbeit fort, manche beschäftigten sich sogar mit der<br />

Politik. Der Rechtsanwalt Dr. Strasser und der Arzt Dr. Brünner<br />

setzten sich für die politische und wirtschaftliche Gleichstellung der<br />

ansässigen ungarischen Volksgruppe sowie für die Verwendung der<br />

ungarischen Sprache im öffentlichen Leben ein. Ab dem Jahr 1921 fiel<br />

die Zahl der jüdischen Bevölkerung im Bezirk Doljna Lendava. Bei<br />

der Volkszählung 1931 gab es im Bezirk nur noch 207 Juden.<br />

Am 17. April 1941 kapitulierte die jugoslawische Armee, die Besatzer<br />

teilten sich Jugoslawien auf. Das Schicksal der jugoslawischen<br />

Juden war von da an abhängig von den jeweiligen Besatzern bzw.<br />

vom besetzten Gebiet, in dem sie lebten. In Gebieten, die an<br />

Ungarn angeschlossen wurden (Bačka, Baranja, Medžimurje und<br />

Prekmurje), behandelte man die Juden gemäß den Gesetzen und dem<br />

diskriminierenden Regime des Profaschisten Horthy.<br />

Wegen der Erschütterungen – Zerfall der österreichisch-ungarischen<br />

Monarchie, Revolution, Friedensvertrag von Paris –, die der Staat<br />

schon seit dem Jahr 1918 erlebte, kam der Antisemitismus ans<br />

Tageslicht, der verdeckt in der ungarischen Gesellschaft vorhanden<br />

war und auch in der Gesetzgebung auftauchte. Im XXV. Gesetz aus<br />

dem Jahr 1920, dem „Numerus clausus“, wird die Teilnahme von<br />

Studenten jüdischer Abstammung an der universitären Ausbildung<br />

eingeschränkt. Das Gesetz wurde zwar nie konsequent umgesetzt,<br />

jedoch war damit die Ungleichbehandlung der ungarischen Juden<br />

öffentlich anerkannt; gleichzeitig verstärkte sich in der Öffentlichkeit<br />

die irrige Überzeugung, dass für die Schwierigkeiten im Land vor<br />

allem die Juden verantwortlich seien.<br />

Die ungarische politische Führung, die ab dem Jahre 1930 schrittweise<br />

in eine immer schwierigere Lage kam, beschränkte, wegen der stärker<br />

werdenden extremen Rechten im eigenen Land und dem Druck Nazi-<br />

Deutschlands, weiterhin die Rechte der Juden. Das so genannte erste<br />

Gesetz über die Juden (Gesetz XV/1938) schränkte die Ausübung<br />

bestimmter intellektueller Berufe durch Angehörige des jüdischen<br />

Glaubens auf maximal 20 % ein. Das zweite Gesetz über die Juden<br />

(Gesetz IV/1939) schränkte noch zusätzlich ihre Tätigkeiten im<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Leben sowie in der öffentlichen<br />

Verwaltung ein, und es erfasste auch Personen, die zwar nicht den<br />

jüdischen Glauben hatten, aber von denen ein Elternteil oder beide<br />

Großeltern Juden waren. Das dritte Gesetz über die Juden, das<br />

im Jahr 1941 verabschiedet wurde (Gesetz XV/1941), basierte auf<br />

Rassenunterschieden und verbot die Heirat zwischen Juden und<br />

Nichtjuden. Auf seiner Grundlage wurde sogar der Versuch der<br />

„Rassenverhöhnung“ bestraft.<br />

Die Diskriminierung der Juden spürte man auch im Heer. Mit<br />

dem Gesetz zur Verteidigung aus dem Jahr 1939 wurde auch die<br />

Institution der Zwangsarbeit eingeführt, u. a. auch für jene, die wegen<br />

ihrer Herkunft „nicht geeignet“ waren, mit der Waffe zu dienen. In<br />

diesen Jahren wurden mehr als zehntausend ungarische Juden in<br />

Gebiete mit militärischen Operationen und zur Zwangsarbeit in die<br />

serbischen Kupferminen und nach Deutschland geschickt, wo sie<br />

Befestigungsarbeiten verrichteten.<br />

Die jüngeren Juden aus dem Prekmurje wurden von der ungarischen<br />

Obrigkeit im Sommer 1941, im Oktober, November und Dezember<br />

1942 sowie im Jänner 1943 mobilisiert und zur Zwangsarbeit<br />

verpflichtet.<br />

So führte man im Sommer 1941 auch Alfred Teichmann und Karcsi<br />

Schön ab, beide starben im Winter desselben Jahres in der Umgebung<br />

von Stalingrad. Im Oktober 1942 wurden weitere vier junge Juden von<br />

Lendava zur Zwangsarbeit deportiert, und zwar Ladislav Vajs, Bélo<br />

Eppinger, Ben Teichmann und Lászlo Kovács, der die Grausamkeiten<br />

des Krieges nicht überlebte.<br />

Ladislav Vajs überstellte man am 1. Oktober 1942 ins Zwangsarbeitslager,<br />

und zwar nach Köszeg, wo man ihn zusammen mit anderen in<br />

der Kaserne einquartierte. Zuerst schickte man die Gefangenen zu<br />

Heeresübungen, dann mussten sie verschiedene physische Tätigkeiten<br />

verrichten. Man trieb sie zu Fuß bis Užgorod. Auf dem Weg hielten<br />

sie in Ortschaften, wo sie dann arbeiten mussten. Meistens gruben<br />

sie Bunker und Fallen für Panzer. Im März 1944 kam Ladislav Vajs<br />

nach Mauthausen, wo man ihn in die Arbeitseinheit III/2 schickte.<br />

Sein Schicksal war traurig. Die Gefangenen schliefen in Baracken, am<br />

Boden, und arbeiteten unter unmenschlichen Bedingungen; sie aßen<br />

nur einmal täglich, viele erkrankten, die meisten an Flecktyphus.<br />

Ladislav Vajs kehrte im Mai 1945 zurück. In Lendava erwartete ihn ein<br />

ausgeraubtes Haus, die Eltern waren Opfer des Holocausts geworden.<br />

Béla Eppinger brachte man zur Zwangsarbeit nach Deutschland,<br />

aber er flüchtete und konnte sich längere Zeit verstecken. Mitte Mai<br />

1945 kam er nach einem langen Fußmarsch in Lendava an. Als er<br />

am jüdischen Friedhof vorbeikam, ging er hinein und setzte sich<br />

auf das Grab seines Vaters. Dort erfuhr er von einer Zigeunerin –<br />

welche Ironie, ebenfalls ein vertriebener Mensch –, dass ganz alleine<br />

war, dass alle Familienmitglieder in den Gaskammern in Auschwitz<br />

umgekommen waren.<br />

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