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winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša

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in den Untergang.“ Ihm ist nicht klar, warum von allen Rechnitzer<br />

Juden, die in Doljna Lendava leben, gerade er am meisten zu zahlen<br />

hat. Er beruft sich auch auf die kleinen Kinder und darauf, dass er<br />

auch an die Herrschaft Steuern zahle. In der Zählung wurde auch<br />

angeführt, dass er eine Schnapsbrennerei gepachtet hatte, die ihm<br />

einen durchschnittlichen Gewinn und eine durchschnittliche<br />

Existenz garantierte. Auch Mózes Lebell bekam in Lendava von der<br />

Herrschaft das Recht auf Schnapsbrennerei.<br />

Zählung der Juden im Komitat Zala im Jahr 1746. Auch der<br />

missglückte Versuch, die Steuern im Jahr 1743 einzuführen, führte<br />

dazu, dass der Monarch in seinem Schreiben vom 23. Mai 1743 eine<br />

außerordentliche Steuer verordnete.<br />

Jede jüdische Person, inklusive Helfer und Dienstleute, musste 2 Forint<br />

in die Schatzkammer zahlen. Die Zählung, die die Grundlage für das<br />

Steuermaß bilden sollte, hätte genauer sein und alle Personen erfassen<br />

müssen, eigentlich hätte es eine Zählung der Seelen sein müssen.<br />

Leider führte man die Zählung sehr oberflächlich und fehlerhaft<br />

durch. Der größte Nachteil ist aber, dass sie nicht einheitlich war.<br />

In der Zählung erfasste man im Komitat Zala im Jahr 1746 in 27<br />

Dörfern 92 Familien, davon lebten fünf in Doljna Lendava.<br />

Besiedlung und Streuung weisen darauf hin, dass die Juden ihre<br />

Wohnorte und Familien im Komitat Vas deswegen verließen, weil sie<br />

ihm nahe gelegenen Komitat Zala Handel trieben.<br />

Neben der positiven Wirkung, die die Märkte und Kaufhäuser auf<br />

die Entwicklung hatten, stieg auch die Zahl der erfassten jüdischen<br />

Bevölkerung im Komitat Zala auf mehr als das Vierfache an, auch<br />

wegen der inneren Migration. Darauf verweist auch ein Brief, den<br />

Lajos Batthyány an das Komitat schrieb. Darin führt er an, „dass<br />

sich die Juden in den letzten 2 – 3 Jahren stark vermehrt haben, viele<br />

haben sich auch in den Dörfern niedergelassen“. Wie bedeutend<br />

ihre Rolle war, zeigt sehr schön ein Brief des Pfalzgrafen Lajos<br />

Batthyány, Oberbürgermeister der Komitate Vas und Zala, den er der<br />

Komitatsversammlung Zala sandte und in dem er schrieb: „... und<br />

jede noch so kleine Wirtschaft, die so recht und schlecht im Staate<br />

blüht, besteht, weil es die Juden gibt, und die Wirtschaft ist sozusagen<br />

die Seele des Staates ...“.<br />

Die Juden fielen nicht in die satzungsgemäße Zuständigkeit des<br />

Komitats, denn dieses Recht war ein besonderes Recht des Königs. Die<br />

Statuten, die die Juden einschränkten, wurden von den Komitaten<br />

häufig verwendet, sie konnten ihre Gültigkeit über Jahrzehnte<br />

erhalten. Über ihre Grundherren fielen die Juden unter die Herrschaft<br />

des Komitats, was für sie meist einen Vorteil bedeutete, denn die<br />

Universitas des Komitats setzte sich genau aus jenen Grundherren<br />

der Juden zusammen, andererseits war auch aus finanzieller Sicht<br />

(sie spendeten auch an die cassa domestica des Komitats) ihre<br />

Unterstützung erwünscht.<br />

Das Statut, wenn es dem Staatsgesetz nicht widersprach, galt auf dem<br />

Gebiet des Komitats. Das Komitat verabschiedete am 4. November<br />

1716 ein Regelwerk zur Regulierung der Preise der jüdischen und<br />

serbischen Händler. Darin wurde festgehalten, dass die jüdischen und<br />

serbischen Verkäufer ihre Waren zu teuer verkauften, womit sie die<br />

Leute in die Armut trieben. Deswegen hatten die hohen Amtsträger<br />

bzw. Richter ihnen eine Benachrichtigung zu überbringen, wonach<br />

Händler und Handwerker nicht über dem gerechtfertigten Preis<br />

verkaufen durften; Tuchwaren durften mit 3 Forint verkauft werden.<br />

Zuwiderhandelnde wurden mit 12 Forint bestraft.<br />

Mit seiner Verordnung vom 24. Juni 1754 beschützte das Komitat<br />

auch gleichzeitig die Juden. Die Juden des Komitats beschwerten sich<br />

in einem Brief vom 13. Mai, sie würden wegen der Großhändler, die<br />

mit griechischer Pottasche handelten, noch verarmen, außerdem<br />

müssten sie, wenn sie zu den Märkten nach Slawonien fuhren, einen<br />

Forint zahlen. Das schien ihnen ungerecht. Um die Beschwerde zu<br />

prüfen, schickte das Komitat Richter um nachzusehen, ob durch die<br />

Griechen eine Benachteiligung den anderen Händlern gegenüber<br />

bestand. Es wurde ihnen befohlen, die Waren der Griechen, sollten<br />

sie unsaubere Geschäfte aufdecken, zu beschlagnahmen.<br />

Die Mehrheit der Juden, die sich im Komitat Zala und in seiner<br />

Umgebung in Doljna Lendava ansiedelten, waren Hausierer, Pächter<br />

und fliegende Händler. Sie lebten vor allem in größeren Orten bzw.<br />

Märkten, wo sie als Hausierer oder in größeren offenen Kaufhäusern<br />

arbeiteten. Die fliegenden Händler, Hausierer, gingen von Ort zu<br />

Ort, verkauften Kleinwaren, kauften Lumpen und Tierhäute und<br />

handelten mit Honig, Tabak, Federn, Tuchwaren, Häuten und Wolle.<br />

Die Juden besuchten persönlich die Produzenten, die sonst ihre<br />

Waren selbst verkaufen hätten müssen. Das war ein großer Vorteil<br />

des „Handels nach dem Hausierprinzip“. Auf der höheren Stufe der<br />

hierarchischen Leiter standen die fliegenden Händler mit Wagen, die<br />

größere Warenmengen verkauften, transportierten und berühmte<br />

Städte mit einem größeren Einzugsgebiet besuchten.<br />

Die Juden verkauften auch Schießpulver, auch wenn ihnen das die<br />

Herrschaft, z. B. am Markt von Lendava, verbot. Sie meinten, dass<br />

dies nicht rechtens sei und beriefen sich auf das Komitat Vas, wo der<br />

Verkauf von Schießpulver gestattet war. In ihrer Beschwerde schrieben<br />

sie, die Obrigkeit schränke sie ohne Wissen des Prinzen ein.<br />

Reichere jüdische Unternehmer besaßen bereits Kaufhäuser oder<br />

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