winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
pen-Adria“ auch gesellschaftspolitische Beziehungen; vor<br />
allem auch in der Wirtschaft, weil das erwerbswirtschaftliche<br />
Prinzip durch administrative und Grenzbehinderungen<br />
nur erschwert, aber nicht aufgehalten werden kann.<br />
Was sich aber ab 1991 abspielte, glich einem Dammbruch.<br />
Fakten. Gesellschaftspolitisch ist Slowenien eine gefestigte<br />
Demokratie. Wirtschaftlich hat der Staat die Umstellung<br />
auf die Marktwirtschaft bewältigt. Dies, obwohl Slowenien<br />
zwei Drittel seiner Wirtschaftsleistung von vorerst verlorengegangenen<br />
Märkten in Ex-Jugoslawien auf Westmärkte<br />
umorientieren musste. Die damit vor allem in der Industrie<br />
und im Dienstleistungsbereich verbundene Strukturänderung<br />
war – und ist z. T. noch heute – hart. Das Bruttoinlandsprodukt<br />
und die Kaufkraft der Bevölkerung stiegen<br />
innerhalb kurzer Zeit ständig und erstaunlich. Die Märkte<br />
waren offen und kein seriöser Investor (vor allem auch aus<br />
der Steiermark) bereute sein Engagement beim alten Nachbarn<br />
und neuen Partner.<br />
Man sah ein Land, das zwischen Alpen und Meer, Karst<br />
und beginnender Tiefebene eine hochinteressante Bühne<br />
darstellt, aufblühen. Für jeden der immer zahlreicher<br />
werdenden Besucher oder auch nur Durchreisenden war<br />
Jahr für Jahr nachzuvollziehen, wie Städte, Dörfer, Straßen,<br />
Häuser, Vorgärten und Fensterblumen die Ausstattung der<br />
Bühne besorgten.<br />
Österreich profitierte von der sogenannten Ostöffnung, die<br />
Steiermark besonders von der Südöffnung. Die immer wieder<br />
veröffentlichten Wirtschaftsdaten sind eindrucksvoll<br />
und müssen hier nicht wiederholt werden.<br />
Kontakte und Beziehungen auf allen Ebenen und in allen<br />
Lebensbereichen entstanden neu, wurden erweitert, intensiviert<br />
und vertieft.<br />
Da dies auch zu den Hauptaufgaben eines Konsulats zählt,<br />
war für mich diese Funktion mit Freude und einem gewissen<br />
Stolz verbunden und ich habe es als Ehre empfunden,<br />
dieses steirische Nachbarland hier vertreten zu dürfen, jenen<br />
Staat, der seitens der EU-Kommission im ständigen<br />
Monitoring jeweils unter die bestklassifizierten Beitrittskandidaten<br />
gereiht und zuletzt als Beitrittsmusterland bezeichnet<br />
wurde. Die Entwicklung ging nahezu störungsfrei<br />
und ohne Rückschläge vor sich, wiewohl es da und dort<br />
auch Probleme gab: Wenn manchen „Querdenkern“ das<br />
Ausreizen und die Hypertrophierung von etwas heiklen<br />
Themen ein Anliegen und manchen Journalisten eine diesbezügliche<br />
Headline willkommen war, so sorgten unverzüglich<br />
kompetente offizielle Stellen für Problembehandlung<br />
und -lösung, wie zum Beispiel bei Krško, Lipica und<br />
bei Diskussionen um die historische Schuldfrage. Gerade<br />
die bilaterale, einvernehmliche Überantwortung des letztgenannten<br />
Themas an eine gemeinsame paritätisch besetzte<br />
Historikerkommission nahm jenen allen Wind aus den<br />
Segeln, die noch vorhandene Ressentiments zur Störung<br />
oder Hintertreibung des positiven Prozesses zu nutzen versuchten.<br />
Ein noch in diesem Jahr zu erwartendes Weißbuch<br />
sollte diese Diskussion endgültig beenden und die historischen<br />
Fakten in die Geschichtsarchive eingehen lassen.<br />
In diesem Zusammenhang freut mich die nun offizielle<br />
Anerkennung des die slowenischen Minderheiten vertretenden<br />
„Artikel VII Kulturvereins“, der nun auch im Volksgruppenbeirat<br />
vertreten ist. Eine bis in die zweite Hälfte der<br />
90er Jahre reichende Skepsis und Abstandhaltung konnte<br />
durch offizielle Besuche von Landeshauptmann und Mitgliedern<br />
der steirischen Landesregierung abgebaut werden;<br />
desgleichen konnte mit materieller Unterstützung bei der<br />
Pflege des Brauchtums und bei der Intensivierung grenzüberschreitender<br />
Kunst- und Kulturarbeit geholfen werden.<br />
Mit dem EU-Beitritt Sloweniens wird dieses Minderheitenthema<br />
ohnehin europäisiert. Wichtig scheint aber darüber<br />
hinaus die – auch jetzt schon weitgehend zum Ausdruck<br />
gebrachte – gegenseitige Respektierung.<br />
Neben den unzähligen Initiativen zu cross-border-Kooperationen<br />
auf privater Ebene, die zu vielen persönlichen<br />
freundschaftlichen Kontakten geführt haben, von Institutionen,<br />
Kammern, Behörden, öffentlichen Stellen und der<br />
Politik, sowohl in Slowenien als auch in der Steiermark,<br />
die ich zum Teil begleiten konnte, habe ich besonders die<br />
Unterstützung von allen Seiten begrüßt, die mir in meiner<br />
Funktion bei allen Angelegenheiten gewährt wurde. Dafür<br />
möchte ich mich auch an dieser Stelle ausdrücklich bedanken.<br />
Um nur ein Beispiel von vielen zu nennen: Die Gründung<br />
der gemeinsamen und paritätisch besetzten „Österreichisch-slowenischen<br />
Handelskammer“ mit dem Hauptsitz<br />
in Graz (Steiermärkische Bank und Sparkassen AG)<br />
war ein Erfolg vieler Persönlichkeiten. Die Kammer hat<br />
heute rund 400 Mitglieder, Unternehmen und Organisationen<br />
aus Österreich und Slowenien, und agiert erfolgreich<br />
8