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winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša

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In der späten feudalen Ära war die Erlaubnis zur Besiedelung durch<br />

Juden vor allem vom Großgrundbesitzer abhängig. Freie königliche<br />

Städte und Märkte versuchten mit allen Mitteln, eine Ansiedelung<br />

zu verhindern, denn man sah in den Juden Konkurrenten. Auf<br />

der anderen Seite gestatteten Großgrundbesitzer, reiche mittlere<br />

und niedrige Adelige, die ihren Besitz reorganisieren wollten, neue<br />

Besitzer, die den Besitz als Geschenk bekommen hatten, und andere,<br />

die begeistert von den jüdischen Mietern, Händlern und Meistern<br />

waren, die Kapital besaßen, die Besiedelung durch Juden, da diese,<br />

wenn es notwendig war, ihnen Geld borgen konnten.<br />

Besiedelung durch Juden in Doljna Lendava in der ersten.<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die vierte große Welle der jüdischen<br />

Besiedelung im öden Land begann mit dem Abzug der Türken aus<br />

unseren Gebieten und stieg in 200 Jahren von einigen Tausend auf<br />

eine Million jüdischer Bewohner. Am Ende des ersten Jahrzehnts<br />

des 18. Jahrhunderts begannen in Gebiete, aus denen die Türken<br />

vertrieben worden waren, neue Siedler zu kommen. Dazu trug auch<br />

ein Beschluss Karls III. aus dem Jahr 1726 bei, der bei den Juden der<br />

Morava eine Heirat nur dem Erstgeborenen gestattete. Deswegen<br />

mussten jene, die eine Familie gründen wollten, auswandern.<br />

Die jüdischen Siedler kamen einerseits aus den westlichen Gebieten<br />

Ungarns, wo eine große Zahl an Juden lebte, andererseits aus der<br />

Fremde, anfangs v. a. aus dem Westen. Großgrundbesitzer nahmen<br />

die Mehrheit in die Märkte und Ortschaften ihres Besitzes auf.<br />

Mit den Großgrundbesitzern, die der Ansiedlung zustimmten,<br />

wurden Verträge geschlossen, die die Autonomie der Juden sowie<br />

auch eine gegenseitige ertragreiche Zusammenarbeit garantierten.<br />

Großgrundbesitzer im Westen Ungarns, die von den Türken nicht<br />

so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden waren, benötigten für die<br />

Ausfuhr ihrer Güter (auf diese Weise nähern wir uns am stärksten<br />

der westeuropäischen Entwicklung) die Juden, denn diese verkauften<br />

ihre Produkte. Sie nahmen Vollmachten des Großgrundbesitzers,<br />

Regalien, in Pacht, mieteten Fleischereien, Mühlen, Brauereien und<br />

Schnapsbrennereien, kassierten Brücken- und Straßenmaut ein,<br />

beschäftigten sich auch mit der Ausschank von Getränken. Die Juden<br />

waren gezwungen, sich mit dem Handel zu beschäftigen, denn ihre<br />

Bestrebungen, sich auf anderen Gebieten durchzusetzen, wurden<br />

von Verboten und Beschränkungen eingeengt. Im Übergang vom 18.<br />

zum 19. Jahrhundert durften die Juden in Mittel- und Westeuropa<br />

kein eigenes Grundstück besitzen, sie durften nicht Mitglieder von<br />

Zünften werden, sie konnten keine politischen Funktionen ausüben<br />

und auch ihre Arbeit auf der intellektuellen Ebene wurde ziemlich<br />

eingeschränkt.<br />

Von der Besiedelung durch die Juden in Ungarn zu Beginn des 18.<br />

Jahrhunderts und ihrer Zahl kann man sich schwer ein Bild machen.<br />

Die Zählung der Juden aus dem Jahr 1725, die wir als Hauptquelle<br />

heranziehen, ist ziemlich lückenhaft. Die Daten über ihre Anzahl<br />

und finanzielle Lage sind nicht sehr glaubwürdig, denn die erfassten<br />

Juden waren nicht daran interessiert, wahrheitsgemäße Daten<br />

weiterzugeben, aber auch die lokale Behörde wollte nicht, dass die<br />

Zentralbehörde regelmäßig ihre Steuersubjekte besteuerte.<br />

Aus der Sicht der Verwaltung war das Komitat in dieser Zeit in<br />

fünf Bezirke unterteilt: Klein-Kapornak, Groß-Kapornak, Tapolca,<br />

Szántód und Medžimurje. Im Komitat gab es keine freie Königsstadt,<br />

die wichtigeren Märkte waren Kanisza und Szentgrót, die der Familie<br />

Batthyány gehörten, Keszthely, im Besitz der Familie Festetics, Doljna<br />

Lendava gehörte der Familie Esterházy und Zalaegerszeg fiel unter<br />

die Obergewalt des Bistums Veszprém.<br />

Erste Zählung der Juden im Komitat Zala. Es ist nicht bekannt, ob<br />

Zählungen der Juden mit staatlichen Maßstäben schon vor dem Jahr<br />

1725 durchgeführt wurden. In den Jahren 1698-99 wurden nur in<br />

den Gebieten im Norden Ungarns Juden gezählt. Für die Anordnung<br />

der Zählung auf staatlicher Ebene war der Regentschaftsrat<br />

zuständig. Die erste Zählung wurde in Ungarn in den Jahren 1725-<br />

1728 durchgeführt, später wurde sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />

noch dreimal wiederholt, und zwar in den Jahren 1735-39, 1743-<br />

45 und 1746-48. Die ersten beiden Zählungen wurden mit der<br />

Absicht durchgeführt, die öffentliche Ordnung sicher zu stellen, die<br />

letzte, um die Toleranzsteuer fordern zu können. Kaiser und König<br />

Leopold I. verbot den Juden im Jahr 1693, sich sieben Meilen rund<br />

um Bergbaustädte anzusiedeln, und 1698 führte er die Toleranzsteuer<br />

(taxa tolerantionalis) ein. Die Juden mussten dafür, dass sie vom<br />

Kaiserreich toleriert wurden, eine besondere Steuer an die staatliche<br />

Schatzkammer zahlen. Im Jahr 1743, zur Zeit der Regentschaft der<br />

Kaiserin Maria Theresia, musste jede jüdische Familie sechs Forint<br />

Steuer zahlen, 1746 jede Person jüdischer Herkunft zwei Forint,<br />

ansonsten hätte man sie des Landes verwiesen. Weil das Parlament<br />

über die Toleranzsteuer nicht abgestimmt hatte, hielten die Komitate<br />

sie für ungesetzlich und reagierten mit Ablehnung auf den Beschluss<br />

des Regentschaftsrates. Die rechtliche Grundlage für die Bemessung<br />

der Toleranzsteuer fand man im Konzept der einstigen Knechtschaft.<br />

Bei den Juden war sowohl die Person als auch ihr Besitz Eigentum<br />

des Königs, beides stand ihm frei zur Verfügung. Über die Toleranz<br />

gegenüber den Juden im Staat oder über ihre Vertreibung bestimmte<br />

der Herrscher, was sein besonderes Recht war, deswegen konnte er<br />

auch die Zahlung eines bestimmten Geldbetrages fordern.<br />

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