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winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša

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Die Ausstellung wurde gestaltet von:<br />

- Beata Lazar, Leiterin des Dienstes für Beziehungen mit der<br />

Öffentlichkeit, Übersetzungen und europäische Angelegenheiten<br />

der Gemeinde Lendava<br />

- László Németh, Archivar des Archivs im Komitat Zala<br />

Die Gestaltung der Ausstellung wurde von der Gemeinde Lendava<br />

finanziert.<br />

Die Synagoge. Am Fuße der Hügel von Lendava steht die<br />

Synagoge, das wichtigste architektonische Denkmal der jüdischen<br />

Gemeinde von Lendava, in der sich das historische Schicksal, die<br />

gesellschaftliche Rolle und die Kultur widerspiegeln. Die jüdische<br />

Glaubensgemeinschaft in Doljna Lendava entstand bereits in der<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts. Nach den Aufzeichnungen des Rabbiners<br />

Dr. Antal Rudolfer hat man die „Vorgängerin“ der Synagoge von<br />

Lendava im Haus von Dr. Wollák (jetzt Glavna ulica/Hauptstraße 32)<br />

in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eingerichtet. Das Gebäude<br />

war damals im Besitz des Gastwirtes Bódog Weisz. Im vorderen Teil<br />

des Hauses befand sich ein Gasthaus, der hintere Teil wurde in einen<br />

Raum für religiöse Zwecke umgebaut, wo zwei Rabbiner tätig waren:<br />

der erste hieß Jiczak, der zweite Juda.<br />

Rabbiners unbesetzt, dann folgte der Rabbiner Dr. Antal Rudolfer,<br />

der von 1894 bis zu seinem Tod am 27. Oktober 1933 tätig war. Seine<br />

Arbeit setzte als letzter Rabbiner von Lendava Mór Löwy fort.<br />

Der rechtliche Status der Juden. Das ungarische feudale Rechtssystem<br />

unterschied zwischen zwei Grundtypen von physischen Personen:<br />

zwischen „wahrhaftigen Untertanen“ bzw. „Heimattreuen“, die unter<br />

dem Schutz der Heiligen Krone standen, und Personen mit zeitweisem<br />

Wohnsitz im Land bzw. Fremden, die hier ihr Grundstück besaßen.<br />

Die Heimattreuen teilte man auf in vollberechtigte Staatsbürger<br />

(cives regni) und in Staatsangehörige mit eingeschränkten Rechten<br />

(incolae regni). In diese reihte man auch die Juden ein, deren<br />

Rechte auf mehreren Ebenen eingeschränkt wurden. Sie standen<br />

im Machtbereich des Grundherrn, der jüdische Glaube wurde nur<br />

toleriert, einen gleichberechtigten Status gewährte man nicht. Sie<br />

wurden in ihrer Bewegungsfreiheit und in der Freiheit der Ansiedelung<br />

eingeschränkt, lange Zeit durften sie kein öffentliches Amt bekleiden<br />

und bestimmte Berufe ausüben. Außerdem regulierten einzelne<br />

Herrscher ihre Rechte, sie erweiterten sie oder schränkten sie ein,<br />

auch mit Verordnungen. Leopold I. verbot den Juden aus kirchenund<br />

wirtschaftspolitischen Gründen die Niederlassung in Bergbauund<br />

Königsstädten. Er verbot ihnen auch, ein Handwerk auszuüben.<br />

Im Jahr 1837 wurde die jüdische Gemeinschaft in eine jüdische<br />

Glaubensgemeinschaft umgewandelt, da die Zahl der jüdischen<br />

Bevölkerung anstieg (1840 gab es in Doljna Lendava 69 Angehörige<br />

der jüdischen Gemeinschaft) und sich daraus die Notwendigkeit<br />

eines ständigen Gebetshauses ergab. Deswegen mietete die<br />

Glaubensgemeinschaft das Haus von János Gazdag in der Spodnja<br />

ulica (Untere Straße) und richtete dort 30 Sitzplätze für Männer und<br />

20 für Frauen ein. Im Jahr 1843 wurde das Haus des Lebkuchenbäckers<br />

Vizkopszky, das an der Stelle der jetzigen Synagoge stand, angemietet,<br />

ein Jahr später kaufte man es zusammen mit dem Pfarrhaus für<br />

1500 Forint, womit nun den ständigen Umsiedlungen ein Ende<br />

gesetzt wurde. 1844 war Áron Frischauer der Rabbiner. Er und<br />

seine Nachfolger führten konsequent ein Standesregister. Zwischen<br />

1860 und 1861 wurde Frischauer vorübergehend von seinem Helfer<br />

Berkovits vertreten, am 29. August 1861 wurde Mózes Schacherlsz<br />

der neue Rabbiner. Wegen der steigenden Zahl der Mitglieder der<br />

Glaubensgemeinschaft genügte die Kirche in den 60er Jahren des 19.<br />

Jahrhunderts den Ansprüchen nicht mehr. Deswegen begann man<br />

1866, eine neue Synagoge zu bauen, in der es Sitzplätze für 80 Männer<br />

und 60 Frauen gab und die noch heute steht.<br />

Der Rabbiner Mózes Schacherlsz starb nach 30jähriger aufopfernder<br />

und gewissenhafter Arbeit im Jahr 1891. Zwei Jahre blieb der Sitz des<br />

Maria Theresia führte 1744 eine eigene Steuer (tolerantialis taxa)<br />

für Juden ein, die sich in Ungarn niederließen. Die Steuer, die in die<br />

königliche Schatzkammer abgeführt wurde, hob man erst 1846 auf.<br />

Josef II. half als Vertreter des aufgeklärten Absolutismus in der<br />

kurzen Zeit seiner Regentschaft den Juden in großem Maße bei der<br />

Realisierung ihrer Gleichberechtigung. Im Jahr 1781 ermöglichte<br />

er ihnen die Ausbildung in öffentlichen Schulen, sie durften Berufe<br />

erlernen, und er ermöglichte ihnen die Errichtung von Fabriken.<br />

1783 garantierte er ihnen das Recht, sich in Städten anzusiedeln (das<br />

Verbot für Bergbaustädte galt weiterhin), womit er dazu beitrug, dass<br />

sich die Juden vermehrt in Städten niederließen, was die schnellere<br />

Entwicklung der Städte direkt beeinflusste. Er half ihnen, Schulen zu<br />

gründen und den Kindern eine höhere Ausbildung zu ermöglichen.<br />

Mit dem Jahr 1840 begann für die Juden in Ungarn ein neuer<br />

Zeitabschnitt, denn das Parlament sicherte ihnen per Gesetz die freie<br />

Wahl des Wohnortes zu (ausgenommen Bergbaustädte); sie durften<br />

Fabriken errichten, das Handwerk ausüben und sich mit Wissenschaft<br />

und Kunst beschäftigen. In Städten, wo sie bislang das Recht hatten,<br />

Parzellen zu erwerben, durften sie dieses Recht beibehalten. 1846, als<br />

die Toleranzsteuer aufgehoben wurde, wurden die Juden aus der Sicht<br />

der Steuer gleich wie die anderen Staatsbürger behandelt.<br />

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