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winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša

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Verallgemeinernd sollte man dieses Beispiel auch als Anschauungsunterricht<br />

für Veränderungsgeschwindigkeiten<br />

ansehen, an welche sich die Menschen in aller Welt werden<br />

gewöhnen müssen:<br />

Die Unruhe, die Ungeduld, der Eifer und der Wille, ein Ziel<br />

zu erreichen, lösen mehr und mehr Ruhe, Trägheit, Beharrung<br />

und Gewöhnung ab. Der Veränderungswunsch lässt<br />

manche Bastionen aufbrechen, lässt vermeintlich Unmögliches<br />

möglich werden, lässt Reformprozesse zu, lässt die<br />

Menschen aufgestaute Probleme schneller als angenommen<br />

lösen. Der Zeitgeist zeichnet sich durch höhere Progressivität<br />

aus, die Dynamik kann einerseits Erstaunen, anderseits<br />

Verwirrung hervorrufen. „Speed kills“ ist eine Formel, die<br />

gleichzeitig Chancen bietet und Risken beinhalten kann;<br />

dies ist national wie international zu beobachten.<br />

Im Falle Sloweniens überwiegen die Chancen bei weitem.<br />

Was das Dilemma der EU seit Jahrzehnten betrifft, nämlich,<br />

ob der Erweiterung oder der Vertiefung Vorrang eingeräumt<br />

werden soll, so ist die Antwort angesichts der<br />

schon beschlossenen nächsten Erweiterungsrunde nicht<br />

eindeutig.<br />

Hier wird man wohl feststellen müssen: Speed of enlargement<br />

kills enrichment. Dies aus einfachen Gründen: Jede<br />

der beiden Strategien bedarf langer und intensiver Anstrengungen,<br />

vor allem durch die EU-Verwaltung, und die<br />

Kapazität dieses Apparats ist begrenzt. Auch die Anforderungen<br />

an die EU-Räte (und nationalen Regierungen) würden<br />

sich bei gleichzeitiger Zielverfolgung als nahezu unüberwindlich<br />

erweisen.<br />

Wenn also zwischen den beiden Möglichkeiten zu entscheiden<br />

ist, fällt die Wahl eher auf die Erweiterung, weil man<br />

damit sehr viel leichter eine – ökonomische – win-win-Situation<br />

und eine Erhöhung der Friedensdividende argumentieren<br />

kann, die Chancen also nutzen kann und Beitrittskonditionen<br />

und Aufnahmebedingungen in den Club<br />

vorschreiben kann.<br />

Bei der Vertiefung hingegen, und bei jeder Art von Harmonisierung,<br />

wird die Aufgabe von Souveränitätsrechten der<br />

Mitgliedsstaaten gefordert und das verursacht zwangsläufig<br />

Probleme innenpolitischer und zwischenstaatlicher Art.<br />

Hier würde zu viel speed Risken verursachen, die die Konsolidierungsfortschritte<br />

in der EU gefährden könnten.<br />

Andererseits würde eine zu laxe Handhabung der Vertiefung<br />

der Grundidee der EU widersprechen, nämlich dem<br />

Ziel eines Europa als größtmögliche Einheit oder – wie es<br />

Kurt Oktabetz zu Besuch im Pavelhaus<br />

mangels eines Bekenntnisses zu einem Bundesstaat heißt<br />

– als einer „Institution sui generis“.<br />

Gerade in letzter Zeit und im Gefolge der Verfassungsreformversuche<br />

(Nizza) kam es zur Diskussion, ob die Zielerreichung<br />

eher durch behutsame und eher zögerliche Vertiefung<br />

oder durch eine Strategie eines Europa der zwei (oder<br />

mehreren) Geschwindigkeiten gewährleistet werden kann.<br />

Außer auf den Hinweis, dass es bereits jetzt mehrere Geschwindigkeiten<br />

bzw. EU-Blöcke gibt (Euro, Schengen),<br />

und auf die Drohung, ein „Kerneuropa“ zu errichten, kann<br />

auf diese an sich interessante Frage hier nicht eingegangen<br />

werden.<br />

Ich konnte diese Entwicklung einerseits aus der Sicht eines<br />

Managers eines steirischen Unternehmens, welches bereits<br />

1993 in Slowenien eine Tochtergesellschaft gegründet und<br />

als Kunden eine große slowenische Tageszeitung gewonnen<br />

hat, und anderseits ab 1996 als Honorarkonsul der Republik<br />

Slowenien in der Steiermark beobachten. Freilich gab es<br />

auch schon vor 1990 Kontakte auf vielen Gebieten: Wissenschaft,<br />

Kunst und Kultur, Sport und im Rahmen der „Al-<br />

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