winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
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Aus den Daten zahlreicher Studien und Berichte kann nämlich<br />
geschlossen werden, dass sich die Lage der Romagemeinschaft noch<br />
nicht ausreichend gebessert hat.<br />
Regionale Projekte. In den letzten Dekaden entstanden internationale<br />
Beziehungen zum Austausch von Erfahrungen und Resultaten aus<br />
internationalen Projekten, und beträchtliche finanzielle Mittel<br />
wurden abgestellt, um die Verbesserung der Lage der Roma in den<br />
zentral- und osteuropäischen Ländern gemeinsam zu finanzieren.<br />
Im Rahmen des Paktes für Stabilität in Südosteuropa gab es<br />
mehrere Projekte, die sich die Verbesserung der Lage der Roma in<br />
verschiedenen Bereichen zum Ziel gesetzt hatten. Prioritätsbereiche<br />
sind: Beschäftigung, Bildung und Vermeidung der (zweifachen)<br />
Diskriminierung der Roma-Frauen.<br />
Im Rahmen des Paktes für Stabilität in Südosteuropa entwickelte der<br />
Europarat mit Unterstützung der österreichischen Regierung ein Projekt<br />
zur Erweiterung der Beschäftigungsmöglichkeiten für Roma in den<br />
Ländern Zentral- und Osteuropas. Es gab Workshops in Novo mesto,<br />
Čakovec, Bukarest und Sofia. Der erste Workshop lief vom 3. bis 5.<br />
Oktober 2001 in Novo mesto mit Experten des Europarates, Vertretern<br />
lokaler und nationaler Institutionen, Repräsentanten der regionalen<br />
Arbeitsämter Sloweniens und Vertretern der Roma. Empfehlungen,<br />
die in Novo mesto beschlossen wurden, umfassen wichtige Punkte:<br />
z.B. Vorschläge zu neuen Berufen, Gestaltung eines Fonds für die<br />
Unterstützung von Erwerbsprojekten und Eigenbeschäftigungsprojekt<br />
en für Roma, Unterstützung der Infrastruktur und Möglichkeiten von<br />
Roma-NGOs, Einsatz von Roma als Berater in regionalen Arbeitsämtern<br />
und Zusicherung der vorrangigen Beschäftigung von Roma mit<br />
Mittelschulbildung, Oberschulbildung oder Berufsausbildung. 2<br />
Das Projekt „Roma im Prozess der europäischen Integration“ läuft im<br />
Rahmen des Paktes für Stabilität in Südosteuropa mit Institutionen aus<br />
den drei Nachbarländern Slowenien, Österreich und Kroatien: Institut<br />
für Nationalfragen, Ljubljana, Österreichisches Institut für Ost- und<br />
Südosteuropa, Außenstelle Ljubljana, und Institut für Migration und<br />
Nationen, Zagreb. Ziele des Projektes sind der Erfahrungsaustausch<br />
mit Nachbarländern, das Kennenlernen internationaler Standards für<br />
die Gestaltung von Modellen zur Ausbildung der Roma, die Stärkung<br />
der gegenwärtigen Mitarbeit und die langfristige Gestaltung des<br />
Kontaktnetzwerks. Der internationalen Öffentlichkeit sind bereits<br />
einige positive Erfahrungen aus Slowenien bekannt, die nützlich<br />
für andere Länder sein könnten. Wie z.B. ein Ausbildungsmodell<br />
beim Bau eigener Häuser im Rahmen von öffentlichen Arbeiten in<br />
der Siedlung Žabjek – Brezje, Gemeinde Novo mesto. Im Jahr 2002<br />
kofinanzierte das Außenministerium der Republik Slowenien die<br />
Arbeit an dem Projekt „Roma im Prozess der europäischen Integration“<br />
zur Vorbereitung ausgewählter Beispiele aus den drei Nachbarländern<br />
Slowenien, Österreich und Kroatien. Der Beitrag Österreichs besteht<br />
in der Publikation von Texten in der Sprache der Roma, vorbereitet<br />
vom Verlag der Slowenischen Volksgemeinschaft in Kärnten (Verlag<br />
Drava). Im Rahmen des Projektes „Romani“ wurden vom Verlag Drava<br />
schon drei Sammlungen von Roma-Texten herausgegeben – Märchen,<br />
Erzählungen und Gedichte verschiedener Roma-Gruppen –, und<br />
zwar zweisprachig, in der Sprache der Roma und auf Deutsch. Aus<br />
Kroatien stammt die Präsentation eines Regierungsprogramms für<br />
Roma aus dem Jahr 2003, das sich mit dem Thema Bildung beschäftigt<br />
und eine detaillierte Gliederung der Pflichten der verschiedenen<br />
Regierungsinstitutionen enthält. Slowenien präsentiert die<br />
Aktivitäten des Aussiedlungszentrum in Črnomelj. Dabei handelt es<br />
sich um die Ausbildung von erwachsenen Roma, die nicht lesen und<br />
schreiben können oder keine Grundschulbildung haben.<br />
Der Sammelband „Evropa, Slovenija in Romi“, Ljubljana 2003<br />
(Lektoren Vera Klopčič und Miroslav Polzer), bietet eine inhaltliche<br />
Darstellung dieser drei gelungenen Beispiele aus Österreich, Kroatien<br />
und Slowenien. 3<br />
Roma in Slowenien. Verfassungsrechtliche Lage. Die Verfassung<br />
der Republik Slowenien garantiert jedermann die allgemeinen<br />
Menschenrechte, ungeachtet von Rasse, Nationalität, Geschlecht,<br />
Sprache, Religion, politischen oder anderen Überzeugungen,<br />
materieller Lage, Geburt, Ausbildung, gesellschaftlicher Lage und<br />
anderen Umständen. Dazu gibt es in Slowenien auf dem Gebiet des<br />
Minderheitsrechtes das Konzept der „positiven Diskriminierung“,<br />
das besondere Maßnahmen zur Erlangung der Gleichberechtigung<br />
von Angehörigen der italienischen und ungarischen Minderheit und<br />
der Roma-Gemeinschaft umfasst.<br />
Bei der Ratifizierung der Rahmenkonvention des Europarates für<br />
den Schutz der nationalen Minderheiten im Jahr 1998 erklärte die<br />
Regierung der Republik Slowenien, gemäß der Verfassung der Republik<br />
Slowenien und der inneren Gesetzgebung die Bestimmungen der<br />
Rahmenkonvention des Europarates für den Schutz der nationalen<br />
Minderheiten auf die autochthone italienische und ungarische<br />
Minderheit sowie sinngemäß auch auf die in Slowenien lebende<br />
Roma-Gemeinschaft anzuwenden. Internationale Berichte enthalten<br />
einige kritische Bemerkungen zur Lage der Roma in Slowenien. Sie<br />
stellen fest, dass einige Bestimmungen nur für „autochthone“ Roma<br />
gelten und „nicht-autochthone“ Roma ausschließen, obwohl sie<br />
Staatsbürger der Republik Slowenien sind.<br />
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