winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša

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03.11.2013 Aufrufe

1. Mai 2004 Festveranstaltung im Pavelhaus anlässlich des EU-Beitritts Sloweniens å Text Mag. Elisabeth Arlt Der 1. Mai 2004 war ein großer Tag für Europa, an den viele Hoffnungen, Erwartungen, aber auch Ängste gebunden sind. Sicher ist jedoch, dass dieses Datum als Zäsur in die Geschichte Europas eingehen wird. Nach über 50 Jahren Isolation der ehemals kommunistischen Länder und den damit verbundenen Entbehrungen kann jetzt eine Annäherung erreicht werden, der schon jahrelange Bemühungen und Vorbereitungen vorausgeschickt wurden. Für Europa bietet sich hiermit die einmalige Chance, alte, willkürlich gezogene Grenzen fallen zu lassen und näher zusammenzurücken. Anlässlich dieses wichtigen Tages fand im Pavelhaus am Vortag, dem 30. April, eine große Festveranstaltung statt, um Slowenien als neues Mitglied in der EU willkommen zu heißen. Als besondere Ehrengäste konnten der steirische Landeshauptmann Frau Waltraud Klasnic sowie der ehemalige Präsident der Republik Slowenien Milan Kučan, die slowenische Kulturministerin Andreja Rihter und die Vorsitzende der Volksgruppenabteilung im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Christa Achleitner im Pavelhaus begrüßt werden. Sie zeigten sich sehr interessiert an der Entwicklung, die das Haus vollzogen hat und konnten sich davon im Zuge einer umfangreichen Führung überzeugen. Neben dem Honorarkonsul Dr. Kurt Oktabetz waren die Bezirksvorsteher und Bürgermeister aus Bad Radkersburg und den umliegenden Gemeinden erschienen, als Vertreterin der Grünen Österreichs war Ingrid Lechner-Sonnek anwesend, ebenso wie Frau Landtagsabgeordnete Dr. Ilse Reinprecht von der Sozialdemokratischen Partei. In ihrer Rede wies Waltraud Klasnic darauf hin, dass mit diesem Datum ein Ziel erreicht wurde, das als einzigartig in der Geschichte Europas anzusehen ist: der Zusammenschluss zahlreicher Länder in friedvoller Absicht, um in Zukunft vereint auftreten zu können. Dies sei ein sichtbares Zeichen für den Beginn eines neuen Jahrtausends. Die neu vereinigte Region habe eine große Zukunft vor sich, in wirtschaftlicher Hinsicht und im Wettbewerb, aber auch in punkto Verantwortung für die Umwelt und nicht zuletzt durch eine neue Gesetzgebung, die dem Wohl der Europäer diene. „Wir leben nicht mehr an der Grenze, wir leben zusammen in diesem größeren Raum in der EU, wir haben einen gemeinsamen Auftrag, alles zu tun, dass Friede und Freiheit erhalten bleiben für unsere Kinder und Enkelkinder, und dafür wollen wir mit aller Kraft und ganzem Herzen arbeiten!“ Der frühere slowenische Staatspräsident Milan Kučan lobte in seiner Ansprache die positive Entwicklung, die das Pavelhaus in den Jahren seit seinem letzten Besuch vollzogen habe. Er hob auch die immer noch vorhandenen Ängste einiger Menschen vor dem Slawischen hervor, die abgebaut 142

werden müssten und mit Hilfe der Arbeit des Pavelhauses auch abgebaut würden. Er würdigte die Volksgruppe der Steirischen Slowenen, die auch in für sie schwierigen Zeiten nie die Hoffnung aufgegeben hätten und als wichtiges Verbindungsglied zwischen den Völkern fungierten. Von slowenischer Seite würden große Erwartungen in die Zukunft gesetzt, das solle auch als Anreiz gesehen werden. Um diese Erwartungen auch erfüllen zu können, müsse allerdings die nationale und staatliche Identität des Einzelnen erhalten bleiben. Als symbolische Geste überreichte Milan Kučan Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic einen Apfel, dessen Fruchtfleisch die Vergangenheit verkörpern sollte, seine Kerne, so Kučan, stünden für die Zukunft. MMag. Dr. Christa Achleitner, die Vorsitzende der Volksgruppenabteilung im Bundeskanzleramt, betonte die Wichtigkeit der verschiedenen Volksgruppen und die Bereicherung, die aufgrund der kulturellen Vielfalt von ihnen ausgehe. Sie hob auch die Funktion der Volksgruppen als „brückenschlagende Sprachträger“ hervor. Weiters zeigte sie sich angetan von der Entwicklung, die das Pavelhaus seit ihrem Besuch anlässlich der Eröffnung des Hauses im Jahr 1998 vollzogen habe. Als nächste Rednerin ergriff die slowenische Kulturministerin Andreja Rihter das Wort und lobte den slowenischen Staat als einen der Dichter und Schriftsteller, in dem die Künstler immer einen wichtigeren Stellenwert als die Soldaten gehabt hätten und haben. Andreja Rihter betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Österreich und Slowenien gerade im kulturellen Bereich sei. Diese sei in den letzten Jahren schon sehr erfolgreich gewesen und fände heute ihren Höhepunkt in der gemeinsamen länderübergreifenden Landesausstellung „Die Römer 2004“, die gleichzeitig in Leibnitz, Maribor, Ptuj und Celje stattfindet. Ebenso lobte Rihter die Wichtigkeit zweisprachiger Kulturzentren wie des Pavelhauses als Treffpunkt für die Minderheiten, Kulturzentren, in denen gleichzeitig die Strategie des Bewahrens und des Fortschritts vereinigt würden. Der Zusammenschluss am 1. Mai setze nur das fort, was schon seit Jahren getan worden wäre. Untermalt wurden die Feierlichkeiten im Pavelhaus von einem vielfältigen kulturellen Programm, das unter anderem eine Lesung von Gedichten des berühmten steirischen Dichters und Schriftstellers Alois Hergouth beinhaltete. Die Gedichte wurden in deutscher und slowenischer Sprache von der Schauspielerin Rezka Kanzian und dem Laientheater Teharje interpretiert. Gleichzeitig wurde im Pavelhaus das erweiterte und neu gestaltete Minderheitenmuseum erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Mittels Schautafeln und Lebensinterviews verschiedener Menschen auf Video wird hier ein Überblick über die Vielfalt an Nationalitäten, die seit Jahrhunderten im Raum um Radkersburg lebten und leben, gegeben. Dieses Museum ist als Dauerausstellung konzipiert und es ist geplant, es laufend zu erweitern. Teil des Rahmenprogramms anlässlich der Festveranstaltung war auch die Vernissage der Ausstellungen dreier Künstler: Walter Köstenbauer, Erwin Schwentner und Jože Šubic präsentierten ihre Werke, die in ihrer Unterschiedlichkeit dem Betrachter spannende Kontraste boten. Walter Köstenbauer arbeitet vorwiegend mit Tarnstoffen, die zu Kunstwerken umfunktioniert an den omnipräsenten Krieg gemahnen sollen, während Erwin Schwentners Keramiken und Raumtexten unverhohlene Gesellschaftskritik und beißender Spott zugrunde liegt. Die zum Teil sehr großformatigen Werke von Jože Šubic beeindrucken durch die Verwendung verschiedener Naturmaterialien wie Holz und Fell in Verbindung mit Metallen und vermitteln dem Betrachter das Gefühl, vor einer Art Stammesinsignien verschiedener archaischer Völker zu stehen. Dass diese Mischung die rund 250 an jenem Festtag erschienenen Gäste begeisterte, war an den vielen positiven Rückmeldungen sowohl im Gästebuch in schriftlicher als auch während des anschließenden Buffets in legerer Form ersichtlich. SLOVENSKO 1. maj 2004 Praznovanje v Pavlovi hiši ob pristopu Slovenije k Evropski uniji 1. maj 2004 je bil velik dan za Evropo, na katerega je bilo vezanega mnogo upanja, pričakovanj, a tudi strah. Gotovo pa je, da bo ta datum šel v zgodovino Evrope kot cezura. Po 50 letih izolacije bivših komunističnih držav in s tem povezanimi odrekanji sedaj lahko dosežemo zbliževanje, za katerim stojijo dolgoletni trud in priprave. Evropi se nudi enkratna možnost, da pusti stare, poljubno potegnjene meje, in da se medsebojno zbliža. Ob priliki tega pomembnega dneva je potekalo dan prej, 30. aprila, v Pavlovi hiši veliko praznovanje, s katerim je pozdravila Slovenijo kot novo članico EU. 143

werden müssten und mit Hilfe der Arbeit des Pavelhauses<br />

auch abgebaut würden. Er würdigte die Volksgruppe der<br />

Steirischen Slowenen, die auch in für sie schwierigen Zeiten<br />

nie die Hoffnung aufgegeben hätten und als wichtiges Verbindungsglied<br />

zwischen den Völkern fungierten.<br />

Von slowenischer Seite würden große Erwartungen in die<br />

Zukunft gesetzt, das solle auch als Anreiz gesehen werden.<br />

Um diese Erwartungen auch erfüllen zu können, müsse allerdings<br />

die nationale und staatliche Identität des Einzelnen<br />

erhalten bleiben.<br />

Als symbolische Geste überreichte Milan Kučan Frau<br />

Landeshauptmann Waltraud Klasnic einen Apfel, dessen<br />

Fruchtfleisch die Vergangenheit verkörpern sollte, seine<br />

Kerne, so Kučan, stünden für die Zukunft.<br />

MMag. Dr. Christa Achleitner, die Vorsitzende der Volksgruppenabteilung<br />

im Bundeskanzleramt, betonte die<br />

Wichtigkeit der verschiedenen Volksgruppen und die Bereicherung,<br />

die aufgrund der kulturellen Vielfalt von ihnen<br />

ausgehe. Sie hob auch die Funktion der Volksgruppen als<br />

„brückenschlagende Sprachträger“ hervor. Weiters zeigte<br />

sie sich angetan von der Entwicklung, die das Pavelhaus seit<br />

ihrem Besuch anlässlich der Eröffnung des Hauses im Jahr<br />

1998 vollzogen habe.<br />

Als nächste Rednerin ergriff die slowenische Kulturministerin<br />

Andreja Rihter das Wort und lobte den slowenischen<br />

Staat als einen der Dichter und Schriftsteller, in dem<br />

die Künstler immer einen wichtigeren Stellenwert als die<br />

Soldaten gehabt hätten und haben. Andreja Rihter betonte,<br />

wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Österreich<br />

und Slowenien gerade im kulturellen Bereich sei. Diese sei<br />

in den letzten Jahren schon sehr erfolgreich gewesen und<br />

fände heute ihren Höhepunkt in der gemeinsamen länderübergreifenden<br />

Landesausstellung „Die Römer <strong>2004</strong>“, die<br />

gleichzeitig in Leibnitz, Maribor, Ptuj und Celje stattfindet.<br />

Ebenso lobte Rihter die Wichtigkeit zweisprachiger Kulturzentren<br />

wie des Pavelhauses als Treffpunkt für die Minderheiten,<br />

Kulturzentren, in denen gleichzeitig die Strategie<br />

des Bewahrens und des Fortschritts vereinigt würden.<br />

Der Zusammenschluss am 1. Mai setze nur das fort, was<br />

schon seit Jahren getan worden wäre.<br />

Untermalt wurden die Feierlichkeiten im Pavelhaus von<br />

einem vielfältigen kulturellen Programm, das unter anderem<br />

eine Lesung von Gedichten des berühmten steirischen<br />

Dichters und Schriftstellers Alois Hergouth beinhaltete. Die<br />

Gedichte wurden in deutscher und slowenischer Sprache<br />

von der Schauspielerin Rezka Kanzian und dem Laientheater<br />

Teharje interpretiert. Gleichzeitig wurde im Pavelhaus<br />

das erweiterte und neu gestaltete Minderheitenmuseum<br />

erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Mittels Schautafeln<br />

und Lebensinterviews verschiedener Menschen auf Video<br />

wird hier ein Überblick über die Vielfalt an Nationalitäten,<br />

die seit Jahrhunderten im Raum um Radkersburg lebten<br />

und leben, gegeben. Dieses Museum ist als Dauerausstellung<br />

konzipiert und es ist geplant, es laufend zu erweitern.<br />

Teil des Rahmenprogramms anlässlich der Festveranstaltung<br />

war auch die Vernissage der Ausstellungen dreier<br />

Künstler: Walter Köstenbauer, Erwin Schwentner und Jože<br />

Šubic präsentierten ihre Werke, die in ihrer Unterschiedlichkeit<br />

dem Betrachter spannende Kontraste boten.<br />

Walter Köstenbauer arbeitet vorwiegend mit Tarnstoffen,<br />

die zu Kunstwerken umfunktioniert an den omnipräsenten<br />

Krieg gemahnen sollen, während Erwin Schwentners<br />

Keramiken und Raumtexten unverhohlene Gesellschaftskritik<br />

und beißender Spott zugrunde liegt. Die zum Teil<br />

sehr großformatigen Werke von Jože Šubic beeindrucken<br />

durch die Verwendung verschiedener Naturmaterialien wie<br />

Holz und Fell in Verbindung mit Metallen und vermitteln<br />

dem Betrachter das Gefühl, vor einer Art Stammesinsignien<br />

verschiedener archaischer Völker zu stehen.<br />

Dass diese Mischung die rund 250 an jenem Festtag erschienenen<br />

Gäste begeisterte, war an den vielen positiven<br />

Rückmeldungen sowohl im Gästebuch in schriftlicher als<br />

auch während des anschließenden Buffets in legerer Form<br />

ersichtlich.<br />

SLOVENSKO<br />

1. maj <strong>2004</strong><br />

Praznovanje v Pavlovi hiši ob pristopu Slovenije k Evropski<br />

uniji<br />

1. maj <strong>2004</strong> je bil velik dan za Evropo, na katerega je bilo vezanega<br />

mnogo upanja, pričakovanj, a tudi strah. Gotovo pa je, da bo ta<br />

datum šel v zgodovino Evrope kot cezura. Po 50 letih izolacije bivših<br />

komunističnih držav in s tem povezanimi odrekanji sedaj lahko<br />

dosežemo zbliževanje, za katerim stojijo dolgoletni trud in priprave.<br />

Evropi se nudi enkratna možnost, da pusti stare, poljubno potegnjene<br />

meje, in da se medsebojno zbliža. Ob priliki tega pomembnega dneva<br />

je potekalo dan prej, 30. aprila, v Pavlovi hiši veliko praznovanje, s<br />

katerim je pozdravila Slovenijo kot novo članico EU.<br />

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