winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
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Metropia in der Steiermark? Im Gespräch mit dem Präsidenten des Landesschulrats Horst Lattinger å Text Susanne Weitlaner & Michael Petrowitsch Michael Petrowitsch und Susanne Weitlaner unterhielten sich mit dem Präsidenten des steirischen Landesschulrates HR Mag. Dr. Horst Lattinger über den Slowenischunterricht in der Steiermark, Zukunftsvisionen und seine slowenischen Wurzeln. Signal: Wo und in welcher Form gibt es heute Slowenischunterricht in der Steiermark, und kann das auch statistisch belegt werden? Lattinger: Es wird vor allem in den Bezirken Radkersburg, Leibnitz und Deutschlandsberg, eben vorwiegend in den Grenzbezirken, Slowenischunterricht angeboten. Neuesten statistischen Erhebungen zufolge besuchen im Bezirk Deutschlandsberg in der VS Eibiswald 15 TeilnehmerInnen einen Slowenischkurs. Im Bezirk Leibnitz wird Slowenisch als unverbindliche Übung bzw. Wahlpflichtfach an folgenden Schulen angeboten: VS Arnfels, VS Ratsch an der Weinstraße, HS und RS Arnfels sowie HS Gamlitz. Insgesamt nehmen in diesem Bezirk 68 SchülerInnen am Slowenischunterricht teil. In Bad Radkersburg bestehen in der VS und HS insgesamt zwei gemischte Gruppen aus Volks- und Hauptschülern. Es gibt wesentlich weniger Slowenischunterricht, als wir uns wünschen würden, wobei die Schulen verschiedene Möglichkeiten haben: Sie können einen Freigegenstand führen, sie können unverbindliche Übungen anbieten. Bedauerlich ist, dass an den mittleren und höheren Schulen eher eine rückläufige Tendenz besteht, ich denke daran, dass in Leibnitz an der AHS Slowenisch jahrelang auf dem Lehrplan stand, dass jedoch im Augenblick in Leibnitz kein Slowenisch unterrichtet wird. Ich glaube nicht, dass es sich um eine Abneigung gegen Slowenisch handelt, sondern es gibt leider ein sehr starkes utilitaristisches Denken. Ich lerne eine Sprache, die ein paar hundert Millionen Menschen sprechen, nicht aber eine Sprache, die nur zwei Millionen sprechen, was insofern sehr engstirnig ist. Sehr wohl wird man aber, wenn man in einer Grenzregion lebt oder arbeitet, die Sprache der Nachbarn brauchen. Da muss noch einige Aufklärungsarbeit geleistet werden. Der andere Grund ist sicherlich eine gewisse Belastung im Unterricht, das dürfte der Grund sein, warum manche SchülerInnen nicht dafür zu gewinnen sind. Ich habe auch mit den Inspektoren darüber gesprochen, wir müssen Aktivitäten wie Schnupperlernen usw. stärker forcieren, ohne dass man die SchülerInnen gleich verpflichtet. Es müssten auch mehr Veranstaltungen mit Projekten angeboten werden. Vielleicht sollten einmal nur Alltagshandlungen in der Sprache des Nachbarn, also Begrüßung, einfache Vokabel, Redewendungen für das Bestellen im Restaurant und solche Dinge gelehrt werden, dafür kann man eben auch Interesse erwecken und beim einen oder anderen besteht dann vielleicht doch auch der Wunsch, in die Sprache stärker einzusteigen. 126
Signal: Würden Sie so ein Projekt wie in Oberösterreich unterstützen, bei dem man den Besuch des Tschechischunterrichts damit belohnt hat, dass man eine Woche Sprachurlaub in Tschechien finanziert hat? Lattinger: Das ist durchaus eine sinnvolle Maßnahme, die seit dem ersten Mai noch einfacher zu realisieren ist. Es gibt auch schon etliche Schulpartnerschaften mit slowenischen Schulen und da könnte man auch an einen Austausch denken. Der Fehler, den man in der Vergangenheit begangen hat, war, dass man zuwenig flexibel war, dass man sich damit begnügt hat zu sagen, es müsse einen Freigegenstand geben. Allerdings hat man viele Möglichkeiten, die man jetzt hat, damals auch nicht gehabt. Es gibt vieles, das ich mir durchaus vorstellen könnte. Signal: Ist das für die Gegenwart relevant? Lattinger: Es ist etwas, das man ausarbeiten könnte, das durchaus realistische Chancen hätte. Signal: Es gibt einzelne Modelle, wie in Arnfels beispielsweise, wo man seit Jahren ein Projekt laufen hat, bei dem Slowenisch Wahlpflichtfach ist und viele Schüler am Unterricht teilgenommen haben, aber die Französischklasse ist eine Woche weg gewesen und die Slowenischklasse nur ein, zwei Tage. Jetzt veranstalten sie aber bereits zum fünften Mal eine Sprachwoche auf Krk, wo steirische und slowenische Schüler gemeinsam eine Woche verbringen. Es gibt jeweils der steirische Lehrer den slowenischen Kindern Deutschunterricht und umgekehrt. Die Resonanz ist auf beiden Seiten sehr positiv. Es war zu beobachten, dass sich die Schüler auch wirklich bemühten, sich auf Slowenisch zu verständigen, die Bemühungen waren auf beiden Seiten da. Das ist für die Schüler wichtig, das Gefühl, Slowenisch ist interessant, da gibt es auch als Belohnung eine Sprachreise. Lattinger: Das Problem ist, dass man bei anderen Sprachen öfter ins Land fährt, aber das lässt sich mit Slowenien ja durchaus realisieren. Signal: Es ist bei der Erwachsenenbildung momentan ein ziemlicher Run auf Slowenisch/Kroatisch, wie erklären Sie, dass in den Schulen dieser Run auf die Sprachen der neuen EU-Mitgliedsländer nicht stattfindet? Woran scheitert es da in den Schulen? Lattinger: Es ist sicher das Gefühl, überfordert zu sein. Deshalb glaube ich, dass man z. B. Projekte braucht, wo man hineinschnuppert. Es gibt eine niederländische Stiftung, die nennt sich Metropia, die auch in Österreich internationale Konferenzen abgehalten hat. Dort kommen SchülerInnen aus verschiedenen Ländern zusammen und lernen innerhalb einer Woche zwei verschiedene Sprachen. In wenigen Stunden lernt man da Sprachen, und das habe ich selbst miterlebt, auch sogenannte exotische Sprachen. Bei den Sprachen, die weniger Menschen sprechen, spielt natürlich auch die Meinung der Eltern eine große Rolle, wenn die Schüler die Entscheidung fällen. Bei diesem Metropia-Projekt habe ich beobachtet, dass sich die Schüler in fünf bis sechs Stunden mit ihren Mitschülern im Smalltalk bereits haben unterhalten können. So haben die Jugendlichen auch wichtige Dinge über das Leben in anderen Ländern erfahren. Solche Einstiege müssen wir schaffen, dann wird es auch mehr Interesse geben, sich in Slowenisch zu vertiefen, wenn man das entsprechende Angebot hat. Signal: Ein Knackpunkt sind sicher die Eltern. Am Beispiel Arnfels, wo die Schulpartnerschaften schon sehr lange bestehen, hat es auch sehr lange gedauert, bis es zu einer Annäherung kam. Lattinger: Die Leute dort sind belastet, das muss auch erwähnt werden, dass die Eltern noch immer von ihren Großund Urgroßeltern Geschichten im Kopf haben, das traumatisiert. Signal: Dagegen und damit arbeiten wir im Pavelhaus seit Jahren, und an der europäischen Idee. Wir bieten das Pavelhaus auch gerne für Schulprojekte an. Lattinger: Das ist eine gute Idee. Signal: Es sind auch immer wieder LehrerInnen im Haus. Letztes Jahr haben wir ein Seminar gehabt, dieses Jahr kommen 50 LehrerInnen aus Klagenfurt. Wir haben da inzwischen sehr gute Verbindungen. Lattinger: Man könnte auch einmal etwas für unsere Informationserlässe machen. Signal: Wir haben im Pavelhaus eine ständige Ausstellung über Minderheiten, über die steirischen Slowenen, aber auch über die Roma und die deutsche Minderheit in Slowenien. Wir haben ganz intensive Lebensinterviews gemacht. Lattinger: Jede Schule bekommt alle paar Wochen von uns 127
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Signal: Würden Sie so ein Projekt wie in Oberösterreich unterstützen,<br />
bei dem man den Besuch des Tschechischunterrichts<br />
damit belohnt hat, dass man eine Woche Sprachurlaub<br />
in Tschechien finanziert hat?<br />
Lattinger: Das ist durchaus eine sinnvolle Maßnahme, die<br />
seit dem ersten Mai noch einfacher zu realisieren ist. Es gibt<br />
auch schon etliche Schulpartnerschaften mit slowenischen<br />
Schulen und da könnte man auch an einen Austausch denken.<br />
Der Fehler, den man in der Vergangenheit begangen<br />
hat, war, dass man zuwenig flexibel war, dass man sich damit<br />
begnügt hat zu sagen, es müsse einen Freigegenstand<br />
geben. Allerdings hat man viele Möglichkeiten, die man<br />
jetzt hat, damals auch nicht gehabt. Es gibt vieles, das ich<br />
mir durchaus vorstellen könnte.<br />
Signal: Ist das für die Gegenwart relevant?<br />
Lattinger: Es ist etwas, das man ausarbeiten könnte, das<br />
durchaus realistische Chancen hätte.<br />
Signal: Es gibt einzelne Modelle, wie in Arnfels beispielsweise,<br />
wo man seit Jahren ein Projekt laufen hat, bei dem Slowenisch<br />
Wahlpflichtfach ist und viele Schüler am Unterricht teilgenommen<br />
haben, aber die Französischklasse ist eine Woche<br />
weg gewesen und die Slowenischklasse nur ein, zwei Tage.<br />
Jetzt veranstalten sie aber bereits zum fünften Mal eine<br />
Sprachwoche auf Krk, wo steirische und slowenische Schüler<br />
gemeinsam eine Woche verbringen. Es gibt jeweils der steirische<br />
Lehrer den slowenischen Kindern Deutschunterricht und<br />
umgekehrt. Die Resonanz ist auf beiden Seiten sehr positiv.<br />
Es war zu beobachten, dass sich die Schüler auch wirklich bemühten,<br />
sich auf Slowenisch zu verständigen, die Bemühungen<br />
waren auf beiden Seiten da.<br />
Das ist für die Schüler wichtig, das Gefühl, Slowenisch ist interessant,<br />
da gibt es auch als Belohnung eine Sprachreise.<br />
Lattinger: Das Problem ist, dass man bei anderen Sprachen<br />
öfter ins Land fährt, aber das lässt sich mit Slowenien ja<br />
durchaus realisieren.<br />
Signal: Es ist bei der Erwachsenenbildung momentan ein<br />
ziemlicher Run auf Slowenisch/Kroatisch, wie erklären Sie,<br />
dass in den Schulen dieser Run auf die Sprachen der neuen<br />
EU-Mitgliedsländer nicht stattfindet? Woran scheitert es da<br />
in den Schulen?<br />
Lattinger: Es ist sicher das Gefühl, überfordert zu sein.<br />
Deshalb glaube ich, dass man z. B. Projekte braucht, wo<br />
man hineinschnuppert. Es gibt eine niederländische Stiftung,<br />
die nennt sich Metropia, die auch in Österreich internationale<br />
Konferenzen abgehalten hat. Dort kommen<br />
SchülerInnen aus verschiedenen Ländern zusammen und<br />
lernen innerhalb einer Woche zwei verschiedene Sprachen.<br />
In wenigen Stunden lernt man da Sprachen, und das habe<br />
ich selbst miterlebt, auch sogenannte exotische Sprachen.<br />
Bei den Sprachen, die weniger Menschen sprechen, spielt<br />
natürlich auch die Meinung der Eltern eine große Rolle,<br />
wenn die Schüler die Entscheidung fällen. Bei diesem Metropia-Projekt<br />
habe ich beobachtet, dass sich die Schüler in<br />
fünf bis sechs Stunden mit ihren Mitschülern im Smalltalk<br />
bereits haben unterhalten können. So haben die Jugendlichen<br />
auch wichtige Dinge über das Leben in anderen Ländern<br />
erfahren.<br />
Solche Einstiege müssen wir schaffen, dann wird es auch<br />
mehr Interesse geben, sich in Slowenisch zu vertiefen, wenn<br />
man das entsprechende Angebot hat.<br />
Signal: Ein Knackpunkt sind sicher die Eltern. Am Beispiel<br />
Arnfels, wo die Schulpartnerschaften schon sehr lange bestehen,<br />
hat es auch sehr lange gedauert, bis es zu einer Annäherung<br />
kam.<br />
Lattinger: Die Leute dort sind belastet, das muss auch erwähnt<br />
werden, dass die Eltern noch immer von ihren Großund<br />
Urgroßeltern Geschichten im Kopf haben, das traumatisiert.<br />
Signal: Dagegen und damit arbeiten wir im Pavelhaus seit<br />
Jahren, und an der europäischen Idee. Wir bieten das Pavelhaus<br />
auch gerne für Schulprojekte an.<br />
Lattinger: Das ist eine gute Idee.<br />
Signal: Es sind auch immer wieder LehrerInnen im Haus.<br />
Letztes Jahr haben wir ein Seminar gehabt, dieses Jahr kommen<br />
50 LehrerInnen aus Klagenfurt. Wir haben da inzwischen<br />
sehr gute Verbindungen.<br />
Lattinger: Man könnte auch einmal etwas für unsere Informationserlässe<br />
machen.<br />
Signal: Wir haben im Pavelhaus eine ständige Ausstellung<br />
über Minderheiten, über die steirischen Slowenen, aber auch<br />
über die Roma und die deutsche Minderheit in Slowenien.<br />
Wir haben ganz intensive Lebensinterviews gemacht.<br />
Lattinger: Jede Schule bekommt alle paar Wochen von uns<br />
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