winter/zima 2004/2005 - Pavlova hiša
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evangelische oder staatliche Grundschule, Religions- und<br />
Hebräischunterricht erhielten sie bei ihrem Rabbiner.<br />
Bei den Juden des Prekmurje kann man von einer hohen Bildung nicht<br />
sprechen. Das Umfeld erforderte es nicht. Berufs- und Mittelschulen<br />
waren vorhanden, die Begüterteren begaben sich ins Ausland, vor<br />
allem nach Ungarn und Österreich. Ein Studium, vor allem Recht<br />
und Medizin, absolvierten nur wenige. Hierher kamen, vor allem<br />
von der ungarischen Seite, Rabbiner mit Doktoraten, aber außer mit<br />
der pastoralen Arbeit, haben sie sich mit nichts anderem beschäftigt,<br />
im Prekmurje selbst trat aus den eigenen Reihen keiner hervor.<br />
Unter den Gebildeten waren Advokaten, Ärzte, zwei Dentisten, ein<br />
Tierarzt sowie ein Bankfachmann. Auf kultureller Ebene begann<br />
sich Vladimir Kardoš (Pseudonym Franc Murčič) mit Gedichten und<br />
Übersetzungen, vor allem im „Mladi Prekmurec“ (Junger Prekmurer),<br />
zu behaupten, kam aber wegen seiner kommunistischen politischen<br />
Arbeit ins Gefängnis und verstarb im Konzentrationslager.<br />
Im Bereich der Politik waren die Juden nicht tätig. Nach dem ersten<br />
Weltkrieg waren S. Ritscher und K. Hirschl ein wenig politisch<br />
aktiv, in der Zwischenkriegszeit der links gerichtete Vladimir<br />
Kardoš, der deswegen auch in Bileća interniert wurde und dann im<br />
Konzentrationslager Flossenburg umkam.<br />
Auf dem Gebiet des Sports interessierten und begeisterten sich die<br />
meisten für den Fußball.<br />
Der zweite Weltkrieg hat das seinige auf sehr unmenschliche<br />
und grausame Weise getan. Die Deutschen betraten am 6. April<br />
1941 das Prekmurje. Der Kulturbund verstärkte sogleich seine<br />
Gewalttätigkeiten und zusammen mit den Deutschen und anarchisch<br />
veranlagten Menschen begann er mit seinen Taten. Sie drangen<br />
in jüdische Wohnungen und Geschäfte ein. Die Deutschen und<br />
Einheimischen erbeuteten einiges an Waren. Die Deutschen nahmen<br />
einigen Juden sogar das Fahrzeug ab. Der Händler Berger musste<br />
sein Lokal und Lager dem Gastwirt Vogler aus Cankova (gebürtiger<br />
Deutscher) abtreten und seine Geschäftstätigkeit aufgeben. Viele<br />
Juden flüchteten nach Goričko oder wichen nach Ungarn aus.<br />
Der Kulturbund in Lendava war zahlenmäßig nicht groß, darum<br />
empfing die hauptsächlich ungarische Bevölkerung die Deutschen<br />
sehr kühl. Sogar die Juden fühlten sich als Ungarn, die slowenische<br />
Beamtenschaft in Lendava wechselte sich großteils ab.<br />
Nach zehn Tagen übergaben die Deutschen das Prekmurje den Ungarn.<br />
Über das Schicksal der Juden entschied von da an die Entwicklung<br />
der Ereignisse in Ungarn. Nach der ungarischen Okkupation erholten<br />
sich die Juden ein wenig.<br />
Während des Krieges war eine diskriminierende Maßnahme bekannt,<br />
dass man nämlich für jüdische Händler das Warenkontingent<br />
beschränkte bzw. sie mit merklich kleineren Mengen, nur den<br />
notwendigsten Vorräten, belieferte.<br />
Der Hauptschlag für die Juden kam, als die Ungarn am 19. 3. 1944<br />
die deutsche Besetzung erlebten. Die Gestapo trat die Herrschaft an<br />
und begann mit zahlreichen Arretierungen von Juden im Prekmurje,<br />
und zwar zwischen dem 2. und dem 27. April 1944. Jüdische<br />
Geschäfte in Murska Sobota und am Land wurden geschlossen.<br />
Die ungarischen Mächte sammelten am 16. 4. 1944 die Juden ein<br />
und brachten sie nach Čakovec. Dort übergaben sie sie der Gestapo,<br />
diese steckte sie ins Sammellager in Nagykanizsa, von wo aus sie in<br />
Viehwaggons eine ganze Woche lang bis Birkenau, einer Abteilung<br />
des Konzentrationslagers Auschwitz, unterwegs waren. So wurden<br />
im April 1944 im Prekmurje 328 Juden arretiert. Das war die erste<br />
Welle der Arretierungen, wo jene Juden verschont wurden, die sich<br />
zuvor auf den christlichen Glauben umtaufen ließen sowie Juden<br />
mit revisionistischen Verdiensten für Ungarn. Die Mehrzahl dieser<br />
Juden endete in Auschwitz am 21. und 22. Mai 1944. Die Ereignisse<br />
in Ungarn im Oktober in Zusammenhang mit Horthy brachten<br />
einen neuen Schlag gegen die Juden. Die ungarischen Faschisten<br />
(Pfeilkreuzler) arretierten am 17., 22. und 25. 11. 1944 noch die letzten<br />
Juden, auch jene, die umgesattelt waren oder irgendwelche Verdienste<br />
für Ungarn hatten. Sie gerieten nach Auschwitz. Nur wenigen gelang<br />
es sich zu verstecken. Im Konzentrationslager kamen 387 Juden des<br />
Prekmurje ums Leben. Aus den Lagern kehrten nach dem Krieg nur<br />
65 zurück und von denen emigrierten 11 nach Israel, einige woanders<br />
hin, auch nach Amerika.<br />
In Lendava war der erste Raum für Gottesdienste im hinteren Teil<br />
des Hauses des Gastwirtes Weisz. 1837 wurden die Räumlichkeiten<br />
durch Anmietung eines Hauses in der Spodnja ulica (Untere Straße)<br />
vergrößert. Man schaffte 30 Sitzplätze für Männer und 20 für<br />
Frauen an. 1843 wurde ein Haus für kirchliche Zwecke gemietet.<br />
Von Vizkopszky kaufte man 1847 noch ein Pfarrhaus. Damit wurde<br />
dem Anmieten ein Ende gesetzt. 1844 kam der erste Rabbiner, der die<br />
Standesregister bis zum Jahr 1820 zurück ordnete. 1866 trat man an<br />
eine neue Synagoge zu bauen, was trotz finanzieller Schwierigkeiten<br />
gelang. Darin waren nun 80 Sitzplätze für Männer und 60 für Frauen.<br />
Der Bestattungsverein (Chewra-Kadischa) wurde 1834 gegründet,<br />
der Friedhof in Dolga vas eingerichtet.<br />
Aus dem Grundbuch ist ersichtlich, dass die Synagoge in Murska<br />
Sobota in der Lendavska ulica (Lendaver Straße) errichtet worden ist,<br />
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