Geschichte des GIBZ.pdf - Knowledge Factory
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Universität Zürich<br />
Stefan Rickli<br />
KM3b: Qualitative Forschungsmethoden - Historische und textanalytische Verfahren HS 2009 / FS 2010<br />
Pläne vor: „Herr Blunschin [...] überreicht 60 Exemplar abdrücke <strong>des</strong> Planes der öffentlichen<br />
Knabenlehranstalt der Stadtgemeinde Zug samt beleuchtendem Berichte von der erweiterten<br />
Schulkommission [...]. Es seien dem Herrn Blunschin für diese Arbeit drei ein halb Louis Dor<br />
zuerkannt“ (PdSZ 13. März 1830, fol 74 Verso).<br />
8<br />
4.2 Zweck und Aufbau der öffentlichen Knabenlehranstalt Zug<br />
Die erweiterte Schulkommission unter dem Präsidium von Landammen Georg Joseph Sidler begann<br />
ihre Arbeit am 23. September 1829 und legte dem Stadtrat am 13. März 1830 in mehrfacher<br />
Ausführung den neuen Schulplan und den Bericht der öffentlichen Knabenlehranstalt der Stadtgemeinde<br />
Zug vor. Darin wird deutlich, wie sehr der Schulplan von den Ideen Pestalozzis durchdrungen<br />
war. Die Schule soll gute Menschen und Christen bilden, sie soll die Schüler zu guten,<br />
gesetzestreuen Bürgern erziehen und ihnen jene Kenntnisse und Fertigkeiten beibringen, die ihnen<br />
für die Ausführung eines Berufes dienlich sind (vgl. Mühle 1831, S. 42). Der Plan der öffentlichen<br />
Knabenlehranstalt unterschied dabei drei Klassen von Schülern. „Solche, welche sich einem<br />
niedern bürgerlichen, solche welche sich einem höhern bürgerlichen, und solche endlich,<br />
welche sich einem höhern wissenschaftlichen oder sogenannten gelehrten Berufe zu widmen gedenken“<br />
(PöK 1840, § 1). Damit der Zweck einer Bildung im Geiste Pestalozzis erreicht werden<br />
konnte, wurde der Schulplan in niedere Bürger- und Elementarschule, höhere Bürgerschule und<br />
Gymnasium sowie Nebenschulen gegliedert (vgl. PöK 1840, S.26). Die Nebenschulen umfassten<br />
die Fächer Musik, Choral und Zeichnen. (vgl. PöK 1840, S.37 ff).<br />
4.3 Die Bedeutung <strong>des</strong> Berichtes zum Schulplan für die Gründung der Zeichnungsschule<br />
Es war nun die Aufgabe <strong>des</strong> Stadtrates, den neuen Plan der Bürgergemeinde vorzutragen und diesen<br />
zur Umsetzung zu empfehlen. Im Bericht zum Schulplan schreibt Georg Joseph Sidler, wohl<br />
im Bewusstsein der Einflusskraft <strong>des</strong> Stadtrates, dass das Opfer einiger tausend Gulden für eine<br />
zeitgemässe Schulbildung erbracht werden soll und „[...] Ihr Beispiel, hochgeachtete Herren, Ihre<br />
Ansichten, Ihr empfehlen<strong>des</strong> Wort [...] der versammelten Bürgergemeinde zur Norm und Richtschur<br />
dient“ (BPöK 1840, S.21 f.). Im Weiteren rechtfertigt sich die Kommission für die Aufnahme<br />
<strong>des</strong> Faches Zeichnen im Schulplan und zeigt auf, dass man einem langjährigen Wunsch Rechnung<br />
tragen will. Es sei der Wunsch jenes Publikums „welches längst einsah, wie die Zeichnungskunst<br />
heutzutage beinahe jedem Handwerker nützlich, den meisten sogar unentbehrlich geworden<br />
sei“ (BPöK 1840, S.15). Die Kommission sah weitere Gründe den Zeichnungsunterricht<br />
einzuführen. Sie machte auf die höheren Werte der Zeichnungskunst aufmerksam, indem sie erklärte,<br />
dass Zeichnen zur „Belebung <strong>des</strong> Schönheitsgefühls“ (BPöK 1840, S.16) beitrage und diese<br />
einen positiven Einfluss auf die Moral der Schüler auslöse. Letztendlich stünden „schönes,<br />
hehres, Gutes in inniger Verwandtschaft; es sind Strahlen, einer Sonne entquollen, und auf ein<br />
Licht-Zenturm zurückleitend, - auf die Gottheit.“ (BPöK 1840. S.16). Die Bedeutungszunahme<br />
der Handwerkskunst zeigt sich an einer weiteren Stelle <strong>des</strong> Berichtes zum Plan der öffentlichen<br />
Knabenlehranstalt. So betrachtet es die erweiterte Schulkommission als „wesentliche Verbesserung“<br />
(PöK 1840, S.16), dass der lateinische Sprachunterricht von den obligatorischen Klassengegenständen<br />
entfernt werde. Es soll nur noch denjenigen Schülern unterrichtet werden, welche eine<br />
höhere wissenschaftliche Ausbildung anstreben. Die Kommission ist der Meinung, dass die<br />
Mehrheit der Knaben „wahrscheinlicher Weise einst auf niederen Standpunkten, als Handwerker<br />
[...] wirken werden“ (PöK 1840, S.17). Die gewonnene Zeit könne dafür genutzt werden, Kenntnisse<br />
zu erwerben, welche für die Ausübung <strong>des</strong> künftigen Berufes nützlich sind (vgl. PöK 1840,<br />
S.17). Der Stadtrat anerkannte, dass der neue Schulplan gut und richtig sei und den Bedürfnissen<br />
der Bürgerschaft entspreche. Die Kosten und die Opfer für die vollständige Umsetzung <strong>des</strong> Planes<br />
seien allerdings zu hoch und überstiegen die finanziellen Mittel. Der Stadtrat strebte <strong>des</strong>halb bei<br />
der Abstimmung der Bürgergemeindeversammlung einen Fondzuschuss an, mit <strong>des</strong>sen Zinsen<br />
„der neue Schulplan so weit möglich ausgeführt, dabei aber zunächst auf Anstellung eines Lehrers