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Geschichte des GIBZ.pdf - Knowledge Factory

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Universität Zürich<br />

Stefan Rickli<br />

KM3b: Qualitative Forschungsmethoden - Historische und textanalytische Verfahren HS 2009 / FS 2010<br />

Moos vorgeladen und seine Ausführungen angehört. Er versicherte dem Stadtrat, dass er sich mit<br />

„Fleiss und Liebe“ (PdSZ 30. Oktober 1830 Verso) die nötigen Kenntnisse für das Erteilen <strong>des</strong><br />

Zeichnungsunterrichtes aneignen werde und sich als Lehrer empfehle (vgl. PdSZ 30. Oktober<br />

1830 S.160 Verso). Der Stadtrat folgte den Empfehlungen der Schulkommission und „erkennt es<br />

sei dem Herrn Wilhelm Moos die Lehrerstelle der Zeichnungsschule für vier Jahre im Sinn und<br />

Geiste <strong>des</strong> neuen Schulplanes und der seither von der löblichen Schulkommission beschlossenen<br />

Verbindlichkeiten und Gehalt übertragen.“ (PdSZ 30. Oktober 1830 Verso).<br />

10<br />

6. Fazit / Weiterführende Gedanken<br />

Das duale Berufsbildungssystem in der Schweiz hat sich etabliert. Ich meine, für viele ist es zu<br />

einer Selbstverständlichkeit geworden, in einem Lehrbetrieb zu arbeiten und die Berufsfachschule<br />

zu besuchen. Wenn wir nun das 180-jährige Bestehen der Berufsfachschule in Zug feiern, geht<br />

gerne vergessen, dass es ein langer und von Reformen geprägter Prozess war bis zur heutigen<br />

Berufsfachschule. Dass dieser Prozess seinen Endpunkt noch nicht erreicht hat, scheint in Anbetracht<br />

der dynamischen Veränderungen in der Berufswelt logisch. Zu Beginn dieser Entwicklung<br />

standen Persönlichkeiten, welche Verbesserungen im Schulwesen anstrebten. Sie taten dies in<br />

einer Zeit wo europaweit gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Veränderungen bis ins<br />

Zugerland spürbar wurden und Einfluss auf die Lokalpolitik nahmen. Die ersten Versuche zur<br />

Gründung einer Zeichnungsschule wurden durch den Kunstmaler Johann Kaspar Moos bereits<br />

1805 gemacht. Die Zeit schien allerdings noch nicht reif zu sein, denn sein Vorschlag fand keine<br />

Mehrheit. Der Erziehungsrat, welcher zu dem Zeitpunkt für die gemeindlichen und städtischen<br />

Schulen zuständig war, hatte nicht die Mittel all seine Ideen durchzusetzen. Die konservativen<br />

Kräfte der einzelnen Gemeinden und das Beharren auf Bestehendem liessen erst 25 Jahre später<br />

die Gründung der Zeichnungsschule möglich werden, als der Erziehungsrat längst nicht mehr die<br />

bestimmende Behörde im Bildungswesen war. Vielleicht war allerdings genau dies eine wichtige<br />

Voraussetzung für die Gründung der Zeichnungsschule. So war es, nach der Änderung der Kantonsverfassung<br />

im Jahre 1814, den einzelnen Gemeinden und fortschrittlich denkenden Kräften<br />

überlassen, ihr Schulwesen zu entwickeln. Die Stadtgemeinde Zug musste nicht mehr gegen die<br />

Opposition der mehrheitlich konservativ denkenden Landgemeinden ankämpfen. In der Stadt Zug<br />

war es vor allem Georg Joseph Sidler, welcher den Plan der öffentlichen Lehranstalt „mit Ernst<br />

und Eifer vertheidigte“ (Zuger Zeitung 14. März 1830) und zum Leben erweckte. Allerdings gelang<br />

es auch ihm nicht den vollständigen Plan zur Ausführung zu bringen. Wie so oft im Bildungswesen<br />

fehlten die finanziellen Mittel dazu. Zudem sah er sich mit einer konservativen Opposition<br />

konfrontiert, welche vorwiegend aus dem ländlichen Teil der Stadtgemeinde Zug stammte<br />

und die Ideen hart bekämpfte.<br />

Es gilt zu fragen, weshalb ausgerechnet der Fächerunterricht und damit das Zeichnen umgesetzt<br />

wurden. Ein Erklärungsansatz liegt meines Erachtens darin, dass durch die Handels- und Gewerbefreiheit<br />

immer mehr schlecht ausgebildete Handwerker, sogenannte „Stümper“, den Berufsstand<br />

in Verruf brachten. Es lag also auch im Interesse <strong>des</strong> Gewerbes, eine Verbesserung im Bereich<br />

der Ausbildung anzustreben, zumal die aufkommende Industrialisierung zu einer grundlegenden<br />

Änderung der Arbeitsmethoden führte und das Handwerk an Gewicht und Bedeutung<br />

verlor. Im Weiteren ist es wohl gelungen, die Bevölkerung von der Nützlichkeit <strong>des</strong> Zeichenunterrichtes<br />

zu überzeugen und Befürchtungen abzubauen. So scheinen mir die Ausführungen im Bericht<br />

zum Schulplan nicht unwesentlich, in dem dargestellt wird, dass das Zeichnen einen „mittelbaren<br />

und höheren Werth“ (PöK 1840, S.15) aufweist. Die Belebung <strong>des</strong> Schönheitsgefühls und<br />

der positive Einfluss auf die Moral führten letztendlich zur Gottheit (vgl. PöK 1840, S.16). Offenbar<br />

ist es gelungen, die konservativ religiösen Kräfte unter anderem mit dieser Argumentation zu<br />

beschwichtigen.

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